Newsletter-13-10-23 1 - Stefan-George-Gymnasium
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<strong>Newsletter</strong> vom <strong>23</strong>. Oktober 20<strong>13</strong><br />
55411 Bingen - Morschfeldweg 5 Tel.: 06721- 49<strong>10</strong>0 Fax: 06721- 49<strong>10</strong><strong>10</strong> sekretariat@sgg-bingen.de<br />
www.sgg-bingen.de<br />
Liebe Leserinnen und Leser unseres <strong>Newsletter</strong>s,<br />
wir hoffen, Sie hatten eine gute unterrichtsfreie Zeit und konnten sich etwas erholen sofern Sie Urlaub hatten.<br />
Wir wünschen allen einen guten Start in die nächste Phase bis zu den Weihnachtsferien und wünschen<br />
Ihnen viel Freude bei Lektüre unseres <strong>Newsletter</strong>s.<br />
Festgottesdienst zum 175-jährigen Jubiläum des <strong>Stefan</strong>-<strong>George</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s<br />
"Nehmt<br />
einander<br />
an!"<br />
So gefüllt dürfte die Basilika schon lange nicht mehr gewesen sein, bis auf den letzten Platz, und viele<br />
mussten stehen beim gelungenen Festgottesdienst zum Auftakt der Jubiläumsfeierlichkeiten des <strong>Stefan</strong>-<br />
<strong>George</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s, das 2014 sein 175jähriges Bestehen begehen kann.<br />
Mit dem Gottesdienst wollte sich die Schule auch ganz bewusst in die christliche Tradition der Nächstenliebe<br />
stellen und mit dem Motto "Nehmt einander an" ein deutliches Zeichen als Schulgemeinschaft setzen.<br />
Und viele waren der Einladung durch die Schulleitung gefolgt: SchülerInnen, LehrerInnen, Eltern,<br />
Ehemalige und Freunde der Schule. Das Vorbereitungsteam um Martina Zobel hatte ganze Arbeit geleistet.<br />
Mit gut ausgewählten Texten, Fürbitten, Musikbeiträgen der Schüler und nicht zuletzt der Predigt von<br />
Pfarrer Olliver Zobel, der gemeinsam mit dem katholischen Pastoralreferenten Emanuel Straszewski<br />
den ökumenischen Gottesdienst leitete. Darin greift Pfarrer Zobel das Motto "Nehmt einander an, wie<br />
Christus euch angenommen hat" aus dem Römerbrief 15 auf. Es durchzieht wie ein Leitmotiv die wohl<br />
durchdachte und einfühlsame Predigt. In den Raum gestellt wird dabei die Frage, wie "aus einem zusammengewürfelten<br />
Haufen" , ja, wie aus einer "Zweckgemeinschaft, oder gar "Zwangsgemeinschaft" eine<br />
lebendige und gedeihliche Schulgemeinschaft werden kann, in der man "einander annimmt" zum Wohle<br />
aller, wohlwissend, dass es auch immer wieder misslungene Begegnungen gab und gibt, "verletzte Seelen,<br />
gedemütigte Menschen, Außenseiter". Der eindringliche Appell "Nehmt einander!" wird schließlich mit<br />
der Bitte um Gottes Geduld unterstrichen: So heißt es am Ende der Predigt: "Wir wollen danken für Gottes<br />
Geduld und geschenkten Mut, für alle Energien, die unterschiedlichste Menschen in der Politik, als Lehrer,<br />
Schüler, Eltern, Sekretärinnen und Reinigungskräfte hineingesteckt haben in diese Schule."Abgerundet<br />
wurde der Gottesdienst dann passend noch mit dem musikalischen Versprechen "You never walk alone"<br />
durch den Musikpraxis-Kurs 12 des SGG.<br />
Die Kollekte des Gottesdienstes in Höhe von <strong>23</strong>70,61 Euro soll der Sozialarbeit am SGG zugute kommen.<br />
Getreu dem Motto des Gottesdienstes kann so bedürftigen Schülerinnen und Schülern und ihren<br />
Familien unbürokratisch und schnell geholfen werden. Herzlichen Dank dafür!<br />
Bericht: Egon Goldschmidt<br />
Bilder: Kevin Wann
Mitgliederversammlung Förderkreis<br />
Lieber Mitglieder, sehr geehrte Damen und Herrn,<br />
w w w . s g g - b i n g e n . d e<br />
hiermit lade ich Sie ganz herzlich zur ordentlichen Mitgliederversammlung / Jahreshauptversammlung<br />
20<strong>13</strong> des Förderkreises des SGG am 29. Oktober 20<strong>13</strong> (Dienstag) ein!<br />
Die Versammlung findet in der Cafeteria des SGG statt und beginnt um 19.30 Uhr.<br />
Ich schlage Ihnen folgende Tagesordnung vor:<br />
1. Rechenschaftsbericht des Vorstandes<br />
a) Bericht des 1. Vorsitzenden<br />
b) Bericht des Kassenwartes<br />
c) Bericht der Kassenprüfer<br />
2. Aussprache zu den Berichten<br />
3. Entlastung des Vorstandes<br />
4. Neuwahl des Vorstandes<br />
5. Verschiedenes<br />
Wünsche zur Veränderung und Ergänzung der Tagesordnung bitte ich Sie, mir bis spätestens<br />
24. Oktober 20<strong>13</strong> (Freitag) mitzuteilen!<br />
Im Anschluss an die Mitgliederversammlung sind alle Anwesenden herzlich zu einem kleinen Umtrunk mit<br />
Imbiss und zur informellen Fortsetzung der Gespräche eingeladen!<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Egon Goldschmidt<br />
Sachspende für Biologie<br />
Die Fachschaft Biologie hat von Herrn Dieter Piroth, dem Leiter des Walderlebniszentrums Soonwald von<br />
dort ausrangierte, ausgestopfte Waldtiere zur Aufstockung der Sammlung erhalten können. Wir sind sehr<br />
dankbar für diese Bereicherung. Immer wieder stehen diese und auch andere Sammlungsexponate zur<br />
Ansicht in der Glasvitrine im Erdgeschoss im N-Trakt.<br />
Das Walderlebniszentrum Soonwald ist eine Einrichtung von Landesforsten Rheinland-Pfalz zur Umweltbildung<br />
und bietet vielseitige Angebote im Bereich Waldpädagogik.<br />
Bericht: Iris Fausten<br />
SEB-Wahl<br />
Wir gratulieren den Mitgliedern des neuen Schulelternbeirats zu ihrer<br />
Wahl und wünschen uns auch weiterhin eine gute und konstruktive<br />
Zusammenarbeit. Frau Dr. Ilka Meyer wurde zur Vorsitzenden gewählt,<br />
Herr Markus Seltenreich und Herr Wolfgang Jilge sind ihre beiden<br />
Stellvertreter.<br />
Informationen zu den weiteren SEB-Mitgliedern und unserem SEB<br />
finden Sie auf unserer Homepage und der Homepage des SEB.
w w w . s g g - b i n g e n . d e<br />
News-Value(s)- Zwischen Krieg, Terror und NSA-Skandal<br />
Stellvertretender Chefredakteur des ZDF, Elmar Theveßen, zu Gast beim "SGG-Forum" am<br />
<strong>Stefan</strong>-<strong>George</strong>-<strong>Gymnasium</strong><br />
Passender hätte der Termin für ein SGG- Forum nicht gewählt werden können: Ausgerechnet am 12. Jahrestag<br />
der Anschläge vom 11. September eröffnete der Lehrer Prof. Dr. Volker Wilhelmi nach der Begrüßung<br />
durch die Schulleiterin den Vortrag des Journalisten und ,,Terrorismusexperten" Elmar Theveßen für<br />
die Schüler der Jahrgangsstufe <strong>13</strong> des SGG. Elmar Theveßen, 1967 in Vierßen geboren, stellte sich als<br />
Stellvertretender Chefredakteur des ZDF und ,,Leiter des Aktuellen" vor, zudem unter anderem die Nachrichten-Sendungen<br />
,,Heute" und ,,Heute-Journal" des ZDF zählen.<br />
Das Prädikat ,,Terrorismusexperte" erhielt er nach seiner sechsjährigen Tätigkeit als Auslandskorrespondent<br />
im ZDF-Studio in Washington, da er sich in dieser Zeit intensiv mit den Anschlägen von Oklahoma<br />
und Nairobi beschäftigte. Seine Grundlagen dafür legte Elmar Theveßen während seines Studiums an der<br />
Universität Bonn, da er seine Magister-Arbeit über die ,,Plutonium-Affäre" ablegte. ,,Ich muss mich jeden<br />
Tag mindestens zwei Stunden mit dem Thema Terrorismus beschäftigen, um nach einem Anschlag immer<br />
informiert zu sein", erklärte Theveßen den interessierten Schülern. Im Rahmen des Vortrages zeigte der<br />
Gast den Zuhörern, wie sich im Laufe der Zeit Sendeeinrichtungen verkleinert und verbessert haben. Mittlerweile<br />
könne man sogar mit einem Rucksack und einer Kamera live auf Sendung gehen oder sogar mit<br />
dem eigenen Smartphone via einer APP Clips ins World Wide Web uploaden. Gleichzeitig wies Elmar<br />
Thevesen darauf hin, dass es dadurch schwierig sei, Quellen zu verifizieren, da z.B. zum Syrien-Konflikt<br />
unendlich viele Videos existieren und es sehr gefährlich sei, eigene Journalisten Vorort recherchieren zu<br />
lassen. Laut der Sendeverordnung müssen auch immer zwei bestätigte Quellen vorliegen, um einen Inhalt<br />
senden zu dürfen. Theveßen warf die unglaubliche Zahl in den Raum, dass 80 % aller Inhalte auf Facebook<br />
und Twitter zu Ereignissen falsch wären. Elmar Theveßen verdeutlichte eine weitere Schwierigkeit<br />
an den Terror-Anschlägen von Boston: ,,Viele Bilder und Videos, die im Internet existieren, können wir<br />
nicht senden, da sie die Menschenwürde verletzen und/ oder Gefühle von Zorn und Wut in den Zuschauern<br />
wecken".<br />
Ein weiterer wichtiger Gesprächspunkt war der NSA-Skandal. Theveßen räumte ein, dass er auch mit Geheimdiensten<br />
und Behörden zusammenarbeite, um immer genau informiert zu sein. Gleichzeitig erklärte<br />
er, dass dabei immer ein gesundes Misstrauen vorhanden sei und z. B. unter anderem auch das ZDF fünf<br />
Monate vor Bekanntwerden der Anschlagspläne der Sauerland-Bomber informiert war und das Wissen<br />
nicht sendete, um Leib und Leben der Zivilbevölkerung nicht zu gefährden, da die Polizei-Aktion hätte<br />
schief gehen können. Außerdem erläuterte Elmar Theveßen, wozu das Ausspäh-Programm ,,Prism" der<br />
NSA diene. Besorgt teilte der Referent den Schülern mit, dass die NSA auf jedes Smartphone der Welt<br />
zugreifen könne und dabei wichtige persönliche und berufliche Informationen abhören kann. Diese Informationen<br />
könnten auch bei einem ,,Cyber-War" benutzt werden. Zudem könne sich jeder IT-Spezialist in<br />
Systeme einloggen, um so z.B. Kraftwerke außer Kontrolle zu bringen oder andere Szenarien zu bewirken.<br />
Nach diesem interessanten und spannenden Vortrag stellten die angehenden Abiturienten zahlreiche und<br />
präzise Fragen. Besonders der NSA-Skandal warf Fragen zur Glaubwürdigkeit von Edward Snowden auf.<br />
Viele SGG-Schüler äußerten sich durchaus positiv zum Referenten und der Thematik:
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,,Ich muss sagen, er war deutlich besser, als ich gedacht habe. Der Vortrag war informativ dadurch,<br />
dass er aktuelle Probleme angesprochen hat. Herr Theveßen hat das Thema verständlich gemacht und<br />
es war angenehm ihm zu zuhören." (Johannes Axt, Jahrgansstufe <strong>13</strong>)<br />
,,Elmar Theveßen, der, wie ich finde sehr aufgeschlossen ist, hat sehr kompetent geschildert, wie Berichte<br />
über Terror und Anschläge gehandhabt werden, oder werden sollten. Gut fand ich, dass er dabei<br />
auch Gesetze zitiert hat. Über die NSA hätte er eventuell<br />
noch etwas mehr sagen können."<br />
(Lukas Reinhard, Jahrgansstufe <strong>13</strong>)<br />
Frau Seipel und Herr Professor Doktor Volker Wilhelmi,<br />
Initiator und Moderator der Veranstaltung , bedankten<br />
sich bei Elmar Theveßen für seine Zeit und<br />
den tollen, interaktiven Vortrag mit den Schülern und<br />
überreichten ihm ein originelles Buch über den ehemaligen<br />
SGG-Lehrer Jakob Schmitt und eine CD-<br />
Rom der SGG- Schulband "Losin Grove". Der Gast<br />
trug sich in das Gästebuch der Schule ein und wurde<br />
von den Schülern mit herzlichem Applaus verabschiedet.<br />
Bericht: Florian Köhn<br />
Bilder: Kevin Wann<br />
„Durchstarter“-Prämie<br />
F<br />
„Vor einigen Jahren“, so<br />
der Vorsitzende des Vereins<br />
der Ehemaligen und<br />
Freunde des SGG, Matthias<br />
Brand, „haben wir<br />
im Ehemaligenverein eine<br />
„Durchstarter“-Prämie ins<br />
Leben gerufen, um Schüler<br />
zu ehren, deren Noten<br />
oder Sozialverhalten sich<br />
im vergangenen Jahr stark<br />
verbessert haben.“ Daria<br />
Pineke, Omid Nasri, Benedikt<br />
Leon Mannstadt, Vinzenz<br />
Paul Lakomy und<br />
Foto: Kevin Wann<br />
Nikolai Wagin waren in<br />
diesem Jahr die Glücklichen.<br />
Von den Klassenlehrern wurden sie vorgeschlagen und konnten dann vom Vereinsvorsitzenden<br />
Brand ihre Urkunden sowie 50 Euro Prämie in Empfang nehmen. Alle Geehrten haben auf unterschiedliche<br />
Weise ihre Leistungen steigern können und wollen sich in Zukunft anstrengen, dass das auch so<br />
bleibt. Sie sind sich darüber einig, dass die „Durchstarter“-Prämie nichts ist, worauf man sich ausruhen<br />
sollte. Das Geld wollen sie für unterschiedliche Dinge verwenden, wie z. Bsp. Sparen für eine größere Anschaffung,<br />
ein Konsolenspiel („wenn man viel lernt, muss auch mal entspannen“), Entspannungslektüre<br />
usw.. Wir wünschen den Prämierten weiterhin viel Erfolg und hoffen, dass es auch im nächsten Jahr Anlässe<br />
geben wird, diese Prämie zu überreichen. Es soll für alle ein Ansporn für weitere gute Leistungen<br />
sein. Dem Verein der Ehemaligen danken wir für dieses besondere Engagement zum Wohle unserer<br />
Schülerinnen und Schüler nach dem Motto „Fordern und Fördern“.
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Georg Büchner: Geschichte eines Genies<br />
Prof. Dr. Hermann Kurzke zu Gast am <strong>Stefan</strong>-<strong>George</strong>-<strong>Gymnasium</strong><br />
Am Freitag, dem <strong>13</strong>. September 20<strong>13</strong>, lud Hermann Kurzke - zu Gast am <strong>Stefan</strong>-<strong>George</strong>-<strong>Gymnasium</strong> - zu<br />
einer kleinen Zeitreise ein. Für 90 Minuten entfachte er während des SGG-Forums in einer Vielzahl der<br />
angehenden Abiturienten Aufbruchstimmung in eine Zeit 200 Jahre vor uns. Denn 20<strong>13</strong> ist Georg Büchner<br />
Jahr! Am 17. Oktober vor exakt 200 Jahren wurde der früh verstorbene Georg Büchner in einem kleinen<br />
Örtchen im Großherzogtum Hessen als eines von acht Kindern aus gutem Hause geboren.<br />
“Aufsässig und melancholisch, satirisch aggressive und romantisch verträumt, politisch gescheitert und<br />
steckbrieflich gesucht, in mindestens zwei Frauen verliebt…”, so charakterisiert Kurzke den Schüler eines<br />
Elitegymnasiums und Rebell aus gutem Hause.<br />
Büchner muss wohl ein “guter Schüler gewesen sein, der wusste, was man von ihm erwartet.” Später studierte<br />
er Medizin, zunächst in Straßburg, dann in Gießen, zuletzt wurde er in Zürich zum Doktor der Philosophie<br />
ernannt.<br />
Für weitreichenden Aufruhr sorgte er im Frühjahr 1834 mit dem wohl schärfsten Pamphlet des Vormärz. In<br />
seiner Flugschrift “Der Hessische Landbote” ruft er zu einem radikalen Umsturz auf: “Friede den Hütten –<br />
Krieg den Palästen”<br />
Nur 3 Jahre später segnet er die Zeitlichen in Folge seiner Typhuserkrankung. Kurzke selbst bezeichnet<br />
ihn als “braven Soldaten im Befreiungskrieg der Menschheit”. Trotz seiner kurzen Lebensdauer gilt er<br />
heute als einer der bedeutendsten Literaten des Vormärz.<br />
Kurzke dagegen gilt als eine Koryphäe und wahrer Experte der Lebensgeschichte Georg Büchners.<br />
Einmal mehr stellte er dies mit seinem eineinhalb stündigen Vortrag über Büchner unter Beweis. Sein Vortrag<br />
war klar strukturiert, ausgeschmückt durch erhaltene Überlieferungen aus Büchners Leben wie beispielsweise<br />
sein Zeugnis und an Beredsamkeit nicht zu überbieten. Bedauerlich ist nur, dass nicht jede<br />
Zuhörerschaft über einen hinreichend ausgeprägten Geschmackssinn für die literarischen und historischen<br />
Feinheiten des Lebens hat, nicht mal, wenn Größen wie Kurzke sie auf dem silbernen Tablett servieren.<br />
Bericht: Adrian Müller-Achenbach<br />
Bilder: Marius Bast
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Begeisterung für "Leonce und Lena"<br />
Fulminanter Auftakt zum SGG-Jubiläumsjahr<br />
Tosender Beifall, ohrenbetäubende Pfiffe und große Zuschaueraugen rühmten die Darbietungen des von<br />
Georg Büchner verfassten Lustspiels „Leonce und Lena“ (1836) der Theater-AG „ohren-kopf und kragen“<br />
des SGG. In Eigenregie unter Sibylle Brandl und Jelena Kronenberger stellten die jungen Akteure vier mal<br />
in Folge eine dramaturgische und schauspielerische Meisterleistung auf die Beine, welche nicht zuletzt<br />
dadurch glänzte, dass man ihr behutsam einen modernen Touch überstülpte.<br />
Alles beginnt im Hier und Jetzt am Mainzer Hauptbahnhof in ironischer Idylle. Der endlosen Warterei auf<br />
den verspäteten Zug ist es geschuldet, dass eine entsetzliche Langeweile und eine ermattende Antriebslosigkeit<br />
unter den Protagonisten grassiert. Leonce versäumt den Zug, der ist abgefahren, sein (Alp-)<br />
Traum nimmt seinen Lauf.<br />
Leonce erwacht schließlich als Prinz von Popo, dessen Lebensentwurf schon vorgezeichnet und gerahmt<br />
ist. Zumindest, wenn es nach dem Willen seines Vaters, des Königs Peter von Popo, ginge. Leonce soll in<br />
dessen Fußstapfen treten, indem er ihn als seinen Thronfolger beerbt und ihm seine lang herbeigesehnte<br />
Rente beschert. Obendrein ist König Peter nach Hochzeit, und so ist es königlicher Beschluss, dass sein<br />
Sohn Leonce die Prinzessin Lena von Pipi heiraten wird, oder auch nicht. Doch Leonce leidet unter diesem<br />
ach so kläglichen Schicksal. Er weiß, was er nicht will: König werden, heiraten! Angesichts dieser<br />
Zukunftsaussichten, die ihn scheinbar unweigerlich erwarten, ist er ziellos, ohne Orientierung, ohnmächtig,<br />
depressiv, geht müßig und ist dekadent gelangweilt. Denn er weiß zwar, was er nicht will, doch er<br />
weiß nicht, was er will. „Mein Kopf ist ein leerer Tanzsaal!“, schmettert Jan Casper als Leonce von Popo<br />
auf erschlagende Weise in die Zuschauerschaft. Er ist durch und durch Leonce und wird der Hauptrolle<br />
voll gerecht. Man leidet, fühlt und lebt mit ihm sein Schicksal, dem er zu entfliehen versucht. Vergeblich<br />
sucht man mit ihm nach einem passenden Anfang, der ihn endlich die Feder über den „weißen Bogen Papier“<br />
seines Lebens führen lässt. Zusammen mit Valerio, der „Jungfrau in der Arbeit“, dem närrischen Müßiggänger<br />
par excellence, findet er einen Gleichgesinnten und Freund, mit dem er sich auf den Weg<br />
macht in’s Land, wo die Zitronen blühen, um sich dem „dolce far niente“ hinzugeben – immerhin aussichtsreicher<br />
als 365 mal auf einen Stein zu spucken.<br />
Valerio, dessen Rolle Jim Preuss wahrlich „verkörpert“, ist ein Egozentriker, wie er im Buche steht, es<br />
geht ihm mehr um sich und reizvolle Begegnungen mit Frauen als um Leonce. Allerdings muss er auf erschütternde<br />
Weise begreifen, dass seine Existenz in Abwesenheit von Leonce am seidenen Faden hängt:<br />
„Was mache ich denn jetzt ohne Dich?“, ruft er Leonce in aller Verzweiflung hinterher, als dieser die Bühne<br />
verlässt.<br />
Lena erkennt im Laufe der Zeit ebenfalls, dass sie sich ihrem Schicksal in der Tiefe ihrer Seele nicht beugen<br />
will und kann. Auch sie sucht das Weite in Italien -zusammen mit ihren Gouvernanten. Vorhanden<br />
war Lena gleich in dreifacher Ausführung. Zum einen, die reale Lena im Heute, die Leonce aus seinem<br />
Traum erwachen lässt, gespielt von Lilith Günther. Des Weitern die beiden Lenas aus der Traumwelt: Julia<br />
Mach, die ihre Rolle auf verzaubernde Art und Weise spielt; Franziska Assmann, die gleich in mehrere<br />
Rollen schlüpft und ihr Talent mitunter als Seelsorgerin bzw. Inneres von Lena unter Beweis stellt.<br />
Diese drei Lenas bilden während des Stücks eine geschlossene Einheit und eröffnen viel Spielraum für<br />
eine aktuelle und zeitgenössische Inszenierung, tragen dieser voll Rechnung. Die Darbietung wendet sich<br />
in eine verzückende Romanze als Leonce in Lena endlich – wie es der Zufall will – das ein ihm seelenverwandtes<br />
„Ideal eines Frauenzimmers“ erblickt. Und auch Julia Mach alias Lena ist über alle Maße hinaus<br />
angetan und berührt von Leonce. Parodistisch kulminiert ihre intensive Begegnung in der weltweit bekannten<br />
Szene des Films Titanik. Lautes Gelächter erfüllt den Zuschauersaal. Dies ist nur eines der wenigen<br />
Beispiele für eine gekonnte Auflockerung der Stimmung, die vielmehr die feinfühlig und auf hohem<br />
Niveau realisierte Darbietung des Stücks charakterisieren, als dieses lächerlich zu entstellen. Die Hochzeit,<br />
die sich König Peter wünscht, findet dann schließlich nicht wie im Original in effigie zwischen Leonce<br />
und Lena statt, sondern zwischen zwei zufällig herausgepickten Schauspielern.
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Sein Hofmarschall, der von Thomas Gaskin bis ins feinste Detail und in die Fingerspitzen verkörpert wird,<br />
sucht das Paar aus. König Peter ist nicht etwa nur das Abziehbild eines absolutistischen Monarchen, er ist<br />
ein kluger König, der sein Volk auffordert, selbst zu denken. Seine Maxime: „Der Mensch muss denken<br />
(...)!“ Glücklich über die stattgefundene Hochzeit gibt er sein Amt frei und zieht von dannen – auf humorige<br />
und überaus gelungene Art und Weise gespielt von Aaron Medinger. Leonce von Popo und Lena von<br />
Pipi beschließen daraufhin, dem Zuschauer ihren Entwurf von der Zukunft kundzutun und das vor der Kulisse<br />
des Mittelrheintals, übertönt vom antiromantischen Zuglärm, der auch noch den letzten Rest der<br />
Rhein-Romantik zerstört. Sie wollen nicht mehr gedankenlos sein und sich leben lassen, vielmehr freiheitlich<br />
autonom selbst leben: „Wünschen, denken, entscheiden, leben...!” Dieses Ideal wird zur Richtschnur<br />
für die Geschichte, mit der sie ab sofort selbst den weißen Bogen Papier ihres Lebens mit Buchstaben<br />
beschreiben wollen. Ihre Träume, Ziele und Wünsche wollen sie in die Tat umsetzen. Selbstschreiben<br />
statt Vorgeschriebenes nachschreiben. Vielleicht ist das der einzige Weg, dem Fatalismus der Geschichte<br />
zu entsagen.<br />
Eine Theateraufführung, die in höchster<br />
Vollendung gelungen ist, ein Erfolg<br />
durch und durch, den es zu honorieren<br />
gilt und der nicht zuletzt auch Rita Benter<br />
durch ihr außergewöhnliches Engagement<br />
als professionelle Schauspielerin<br />
zu verdanken ist. Leonce und Lena nach<br />
Büchner ist auch 175 Jahre nach dessen<br />
Tod noch hochaktuell, das hat uns die professionelle Theater-AG des SGG vor Augen geführt. Es hält<br />
auch heute noch den neureichen Emporkömmlingen und Schnöseln einen satirischen Spiegel vor.<br />
Und bei allem bleibt noch festzuhalten: Die erneut grandiose und enorme Leistung dieser wunderbaren<br />
Theater-AG zeigt, dass es jenseits des alltäglichen Pflichtpensums und Hausaufgabenkrampfes das eigentlich<br />
nachhaltige Lernen gibt. Chapeau!<br />
Bericht: Adrian Müller-Achenbach<br />
Bilder: Kevin Wann<br />
Termine:<br />
21. - 31.<strong>10</strong>.20<strong>13</strong> Projekt „Surf fair“ für Klassenstufe 7 (ausgewählte Tage/Stunden)<br />
26. + 27.<strong>10</strong>.20<strong>13</strong> Jahrestagung der <strong>Stefan</strong>-<strong>George</strong>-Gesellschaft in Bingen<br />
28.<strong>10</strong>.20<strong>13</strong> Elternabend mit Herrn Wahl (19.30 Uhr, Thema: rund um die Medien, für<br />
Klassenstufe7/ 8 und Interessierte)<br />
29.<strong>10</strong>.20<strong>13</strong> Mitglieder- und Jahreshauptversammlung Förderkreis (19.30 Uhr, Cafeteria)<br />
01.11.20<strong>13</strong> Allerheiligen, unterrichtsfrei<br />
04.11.20<strong>13</strong> Studientag des Kollegiums, unterrichtsfrei für Schüler (aber: Nachschreibetermin<br />
für versäumte Klassen/Kursarbeiten!)<br />
05.11.20<strong>13</strong> Verlegung „Stolpersteine“ (14.30 Uhr)<br />
07.11.20<strong>13</strong> Landeswettbewerb Mathematik, 1. Runde<br />
18.11.20<strong>13</strong> Elternabend zur Berufsorientierung<br />
18., 19., 21., 22.11.20<strong>13</strong> SGG-Kabarett<br />
29.11.20<strong>13</strong> Elternsprechtag (<strong>13</strong>.30 - 17.30 Uhr)<br />
Typisierungsaktion für die DKMS (ab 8.00 Uhr)<br />
03.12.20<strong>13</strong> Infoabend für Eltern der 4. Klassen (19.30 Uhr)<br />
<strong>23</strong>.12.<strong>13</strong> - 07.01.14 Weihnachtsferien<br />
Bitte beachten Sie auch unsere aktuellen Termine und weitere Informationen zu den Artikeln in<br />
diesem <strong>Newsletter</strong> auf unserer Homepage. Ich grüße Sie ganz herzlich im Namen der Schulleitung bis zu<br />
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