Eingliederungsbericht 2010 - jobcenter | SGB II Reform
Eingliederungsbericht 2010 - jobcenter | SGB II Reform
Eingliederungsbericht 2010 - jobcenter | SGB II Reform
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Eingliederungsbericht</strong><br />
<strong>2010</strong><br />
Pro Arbeit - Kreis Offenbach - (AöR)<br />
Seite 1 von 32
Inhaltsverzeichnis<br />
1 KURZPORTRÄT DES KOMMUNALEN TRÄGERS KREIS OFFENBACH .................................... 3<br />
1.1 Rahmenbedingungen für den Arbeitsmarkt ....................................................................................... 3<br />
1.2 Organisationsstruktur des <strong>SGB</strong> <strong>II</strong>-Bereiches ...................................................................................... 6<br />
1.3 Arbeitsschwerpunkte im Geschäftsjahr <strong>2010</strong> ..................................................................................... 8<br />
2 ENTWICKLUNG DER FALLZAHLEN ............................................................................................. 9<br />
3 INTEGRATION IN DEN ARBEITSMARKT .................................................................................... 11<br />
3.1 Arbeitgeberservice ....................................................................................................................................... 14<br />
3.2 Servicecenter ................................................................................................................................................ 15<br />
3.3 Projekt „Start.Zeit für Ausbildung“............................................................................................................. 16<br />
3.4 Projekt „Start.Zeit für Jobsuche“................................................................................................................ 17<br />
3.5 ESF-Projekt M-AUT .......................................................................................................................... 18<br />
3.6 Abteilung Jobcoaching U25 und 25PLUS .................................................................................................. 19<br />
3.7 Abteilung 50PLUS ........................................................................................................................................ 21<br />
4 FÖRDERPROGRAMM................................................................................................................... 24<br />
4.1 Rechts- und Vergabestelle .......................................................................................................................... 24<br />
4.2 Arbeitsmarktpolitische Instrumente ................................................................................................. 25<br />
5 BEWERTUNG UND AUSBLICK ................................................................................................... 30<br />
Seite 2 von 32
1 Kurzporträt des kommunalen Trägers Kreis Offenbach<br />
1.1 Rahmenbedingungen für den Arbeitsmarkt<br />
Der Kreis Offenbach (vgl. Abb. 1) befindet sich im Regierungsbezirk Darmstadt in Hessen. Mit<br />
einer Gesamtfläche von rund 356 km² liegt dieser zentral in der Wirtschaftsregion Rhein-Main.<br />
Rund die Hälfte der Fläche sind Wald- und Grüngebiete. Ein weiteres Viertel wird landwirtschaftlich<br />
genutzt. Entsprechend der verhältnismäßig hohen Bevölkerungsdichte stellen die Gebäudeund<br />
Freiflächen die drittgrößte Fläche dar. Rund 9% der Gesamtfläche sind Verkehrsflächen.<br />
Die Anbindungen an die Autobahnen, das Fernverkehrsnetz der Bahn und den Frankfurter<br />
Flughafen sind gut ausgebaut. Das sind wichtige Voraussetzungen für Mobilität und Flexibilität.<br />
Abbildung 1: Der Landkreis Offenbach – Kreisgebiet 1<br />
Die zentrale Lage mitten in Deutschland bietet viele Vorteile und fördert die regionalen Arbeitsmarktstrukturen,<br />
da zahlreiche, interessante Perspektiven für Wachstum und Wohlstand gegeben<br />
sind. Zu den attraktiven Standortfaktoren zählen eine eng verzahnte Infrastruktur, der große<br />
Anteil von Wäldern, Weide- und Grünflächen, die kurze Entfernung zum Frankfurter Flughafen<br />
sowie eine multikulturelle Internationalität. Damit sind gute Voraussetzungen gegeben, um eine<br />
hohe Lebensqualität, Innovationsfähigkeit und Entwicklungsstärke zu ermöglichen.<br />
Die Gesamtzahl der IHK-zugehörigen Betriebe im Kreis Offenbach, ohne dabei die Genossenschaften<br />
und Betriebsstätten zu berücksichtigen, beträgt insgesamt 29.248 (vgl. Tab. 1). Eine<br />
wesentliche Rahmenbedingung des regionalen Arbeitsmarktes ist auch, dass neben wenigen<br />
Großunternehmen vor allem kleine und mittelständische Unternehmen den wirtschaftlichen Sektor<br />
bestimmen und unterschiedliche Beschäftigungsmöglichkeiten bieten.<br />
1 Bürger Geoinformationssystem vom Kreis Offenbach.<br />
Seite 3 von 32
IHK-zugehörige Betriebe<br />
Eingetragene Anteil Kleingewerbetreibende<br />
Anteil Gesamt<br />
Unternehmen 2 in %<br />
in %<br />
Land – und Forstwirtschaft 6 0,1 79 0,8 85<br />
Produzierendes Gewerbe 1.075 13,9 1.303 6 2.378<br />
Handel und Reparatur 2.406 31,2 5.823 27 8.229<br />
Gastgewerbe 137 1,8 1.069 5 1.200<br />
Verkehr und Nachrichtenübermittlung<br />
861 11,2 2.052 9,5 2.913<br />
Kredit- und Versicherungsgewerbe<br />
121 1,6 1.233 5,7 1.354<br />
Wohnungswesen und Vermietung 673 8,7 644 3 1.317<br />
Unternehmensdienstleistungen 2.157 28 6.919 32,1 9.076<br />
Sonstige Dienstleistungen 272 3,5 2.418 11,0 2.690<br />
Insgesamt 7.708 100,0 21.540 100,0 29.248<br />
Tabelle 1: IHK-zugehörige Betriebe im Kreis Offenbach im Jahr 2009 (nach Wirtschaftszweigen) 3<br />
Bei den IHK-zugehörigen Betrieben fällt der hohe Anteil der Kleingewerbetreibenden auf: Sie<br />
stellen rund drei Viertel aller im Kreis Offenbach angesiedelten Betriebe dar. Insbesondere der<br />
Dienstleistungs- und Industriebereich ist durch kleine und mittlere Unternehmen geprägt.<br />
Sonstige Dienstleistungen<br />
8,9%<br />
Land – und Forstwirtschaft<br />
0,2%<br />
Produzierendes Gewerbe<br />
9,1%<br />
Unternehmensdienstleistungen<br />
31,1%<br />
Handel und<br />
Reparatur<br />
27,1%<br />
Wohnungswesen und<br />
Vermietung<br />
4,3%<br />
Kredit- und<br />
Versicherungsgewerbe<br />
4,4%<br />
Verkehr und<br />
Nachrichtenübermittlung<br />
10,4%<br />
Gastgewerbe<br />
4,6%<br />
Abbildung 2: IHK-zugehörige Betriebe im Kreis Offenbach nach Wirtschaftszweigen im Jahr 2009 4<br />
2 Im Handelsregister eingetragene Unternehmen (ohne Genossenschaften und Betriebsstätten) .<br />
3 Industrie- und Handelskammer Offenbach am Main 2009.<br />
4 Im Handelsregister eingetragene Unternehmen (ohne Genossenschaften und Betriebsstätten) und Kleingewerbetreibende im Jahr<br />
2009, Daten der Industrie- und Handelskammer.<br />
Seite 4 von 32
Im Kreis Offenbach stellt der Dienstleistungssektor mit einem Anteil von rund 40% aller IHKzugehörigen<br />
Betriebe die wichtigste Branche dar. Bei den Kleingewerbetreibenden befindet sich<br />
mehr als ein Drittel aller vorhandenen Betriebe im Dienstleistungsbereich. Ein knappes Viertel<br />
aller kleineren Betriebe ist im Handels- und Reparaturgewerbe angesiedelt. Für die kleinen und<br />
mittleren Unternehmen ist die Branche der Unternehmensdienstleistungen besonders wichtig,<br />
um Innovations- und Wachstumspotenziale des regionalen Arbeitsmarktes zu stärken. Der Erfolg<br />
dieser Branche ist von entscheidender Bedeutung für die Schaffung von Arbeitsplätzen.<br />
Am 30. Juni <strong>2010</strong> lebten insgesamt 337.699 Menschen auf einer Gesamtfläche von 356,3 km².<br />
In der Altersstruktur der Einwohner 5 im Kreis Offenbach spiegelt sich der Durchschnitt der hessischen<br />
Bevölkerung wieder: Rund 14% sind jünger als 15 Jahre, 37% sind zwischen 15 und 45<br />
Jahre alt, 28% befinden sich zwischen 45 und 65 Jahren und 20% sind älter als 65 Jahre. Dies<br />
entspricht in etwa der Hälfte der Frankfurter Bevölkerung.<br />
Von den Ausländern, die im Kreis Offenbach leben, besitzen rund 12% keinen deutschen Pass.<br />
Der Ausländeranteil ist deutlich höher als der Bundesdurchschnitt von rund 9%. Vom ausländischen<br />
Bevölkerungsanteil haben fast ein Viertel aller Personen die türkische und 12% die italienische<br />
Staatsbürgerschaft. Sie sind die zwei größten Bevölkerungsgruppen unter den 161 verschiedenen,<br />
im Kreis angesiedelten Nationalitäten.<br />
Von Arbeitslosigkeit waren Ende <strong>2010</strong> insgesamt 11.120 Menschen betroffen, davon 3.744 im<br />
Rechtskreis <strong>SGB</strong> <strong>II</strong>I und 7.376 im Rechtskreis <strong>SGB</strong> <strong>II</strong>. Die Arbeitslosenquote, berechnet auf der<br />
Basis aller zivilen Erwerbspersonen, belief sich auf rund 6%, davon im Rechtskreis des <strong>SGB</strong> <strong>II</strong><br />
4%. Unter den von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen befanden sich 3.728 Personen ausländischer<br />
Herkunft. Davon gehörten 737 zum Rechtskreis <strong>SGB</strong> <strong>II</strong>I. Diese bildeten rund 20%.<br />
2.991 Personen waren dem Rechtskreis <strong>SGB</strong> <strong>II</strong> zugeordnet. Bei den von Arbeitslosigkeit betroffenen<br />
Personen ausländischer Herkunft waren vier Fünftel langzeitarbeitslos (vgl. Abb.3).<br />
Ausländer<br />
> 50 Jahre<br />
< 25 Jahre<br />
Frauen<br />
Männer<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
<strong>SGB</strong> <strong>II</strong><br />
<strong>SGB</strong> <strong>II</strong>I<br />
Abbildung 3: Arbeitslosigkeit ausgewählter Personengruppen in den Rechtskreisen <strong>SGB</strong> <strong>II</strong>I und <strong>SGB</strong> <strong>II</strong> im Dezember <strong>2010</strong> 6<br />
Der prozentuale Anteil der langzeitarbeitlosen Personen im Rechtskreis <strong>SGB</strong> <strong>II</strong>, gemessen an<br />
der Gesamtzahl aller Personen ohne Erwerbstätigkeit, beläuft sich auf rund 66%. In der folgen-<br />
5 Abweichungen in der Summe sind rundungsbedingt.<br />
6 Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Dezember <strong>2010</strong>.<br />
Seite 5 von 32
den Tabelle (vgl. Tab. 2) sind die erwerbsfähigen Hilfebedürftigen in Altersgruppen dargestellt<br />
und nach Rechtskreisen unterschieden.<br />
Arbeitslose Insgesamt <strong>SGB</strong> <strong>II</strong>I <strong>SGB</strong> <strong>II</strong><br />
Bestand<br />
Insgesamt 11.120 3.744 7.376<br />
Frauen 5.598 1.759 3.839<br />
Männer 5.522 1.985 3.537<br />
Unter 25 Jahren 846 305 541<br />
50 bis unter 65 Jahren 3.491 1.557 1.934<br />
Anteile in %<br />
Insgesamt 100,0 33,7 66,3<br />
Frauen 50,3 31,4 68,6<br />
Männer 49,7 35,9 64,1<br />
Unter 25 Jahren 7,6 36,1 63,9<br />
50 bis unter 65 Jahren 31,4 44,6 55,4<br />
Tabelle 2: Arbeitslose Personen in Altersgruppen getrennt nach Rechtskreisen (Stand Dezember <strong>2010</strong>) 7<br />
Unter den arbeitslosen Personen ist der Anteil der Frauen mit rund 50% annähernd gleich wie<br />
der der Männer, die ohne Erwerbstätigkeit waren.<br />
1.2 Organisationsstruktur des <strong>SGB</strong> <strong>II</strong>-Bereiches<br />
Anfang 2008 nahm das Kommunale Jobcenter in Dietzenbach seinen Betrieb als Anstalt öffentlichen<br />
Rechts auf der Grundlage der §§ 2b ff des Hessischen Offensiv-Gesetzes i. d. F. vom 14.<br />
Dezember 2006 (GVBI. I S. 666) auf. In der Pro Arbeit – Kreis Offenbach – (AöR) sind alle so<br />
genannten <strong>SGB</strong> <strong>II</strong>-Aufgaben zusammengeführt. Die damit verbundene Satzung wurde am 12.<br />
Dezember 2007 im Kreistag verabschiedet.<br />
Um die vorgegebenen Zielsetzungen zu erreichen, d. h. die vorhandenen Strukturen und Abläufe<br />
langfristig zu optimieren, wurde die Ablauf- und Aufbauorganisation der Pro Arbeit – Kreis<br />
Offenbach – (AöR) kontinuierlich weiterentwickelt. Parallel zur Zusammenführung der unterschiedlichen<br />
Organisationsbereiche in eine einheitliche Struktur wurde 2009 auch die Entscheidung<br />
getroffen, das bestehende Fallsteuerungsverfahren (Kansmeter) weiterzuentwickeln.<br />
Dafür wurde das fa:z modell (fa:z = Förderansatz: Ziel) entwickelt, Dabei handelt es sich um ein<br />
völlig neues Fallsteuerungskonzept, das den gesamten Kundenbetreuungsprozess in der Pro<br />
Arbeit beeinflusst. Dieser zielorientierte, auf die Ressourcen des Kunden gestützte Förderphasenansatz<br />
wurde im September <strong>2010</strong> eingeführt.<br />
Das fa:z modell zielt auf die eine oder wenigen Möglichkeiten, die erwerbsfähigen Hilfebedürftigen<br />
offen stehen, um in Arbeit vermittelt zu werden. Zielorientierung heißt, die Entwicklungsziele<br />
im Rahmen der Entwicklungsplanung konsequent zu fokussieren. Die Potenzialanalyse verfolgt<br />
einen ganzheitlichen Ansatz als neu eingeführtes Profiling-Instrument. Das Kundenprofil wird<br />
entlang von acht Ressourcenbereichen erstellt: Bewerbungs- und Stellensuchverhalten, Qualifikation,<br />
Arbeitsverhalten, Sozialverhalten, Motivation, körperliche und psychische Leistungsfähigkeit,<br />
lebenspraktische Kompetenzen und Rahmenbedingungen. Die Stärkung eines Ressourcenbereiches<br />
ist ein Entwicklungsziel, um das dahinter stehende Förderziel zu erreichen.<br />
7 Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Dezember <strong>2010</strong>.<br />
Seite 6 von 32
Als Ergebnis der Potenzialanalyse wählen der Jobcoach und der Kunde eines der übergeordneten<br />
Förderziele. Dabei kann es sich um die Direktvermittlung, Herstellung von Wettbewerbsfähigkeit,<br />
Herstellung von Prozessfähigkeit oder Stabilisierung der Erwerbsfähigkeit handeln. Ein<br />
Hilfeprodukt wird nur dann ausgewählt, wenn es direkt die Erreichung des vereinbarten Ziels<br />
unterstützt. Währenddessen sind die Auswahl von und Zusteuerung in Maßnahmen ohne eine<br />
auf das Entwicklungsziel gerichtete Stärkung von Ressourcen nicht mehr möglich.<br />
Im Fallmanagementsystem comp.ASS von prosozial waren Anpassungen erforderlich. Diese<br />
betrafen sowohl die Optimierung wie auch Umsetzungen der fachlichen Vorgaben während des<br />
Entwicklungs- und Einführungsprozesses des fa:z modells. Dafür wurde die Potenzialanalyse<br />
mit prosozial programmtechnisch aufbereitet und mittels einer individuellen Weiterentwicklung<br />
als fester Programmbestandteil in comp.ASS eingebunden. Das bestehende Assessment wurde<br />
durch eine IT-gestützte Potenzialanalyse ersetzt.<br />
Die Grundüberlegungen des fa:z modells sind Ausgangspunkt einer umfassenden Organisationsentwicklung<br />
bei der Pro Arbeit – Kreis Offenbach – (AöR) gewesen. In diesem Kontext fanden<br />
viele organisatorische und inhaltliche Veränderungen in den Organisationeinheiten statt, die<br />
den Charakter einer lernenden Organisation unterstreichen. Dafür wurden von allen Abteilungen<br />
und Bereichen verschiedene Projekte bearbeitet und strukturelle Anpassungen vorgenommen.<br />
Abbildung 4: Organigramm der Pro Arbeit – Kreis Offenbach – (AöR) (Stand zum 31. Dezember <strong>2010</strong>)<br />
Im Organigramm der Pro Arbeit - Kreis Offenbach – (AöR) sind der Aufbau und die Struktur des<br />
kommunalen Jobcenters wiedergegeben, wie es sich nach der Reorganisation und Einführung<br />
des fa:z modells seit September des Jahres <strong>2010</strong> gestaltet hat (vgl. Abb. 4). Verändert hat sich<br />
nicht nur die innere Organisationsstruktur: Statt wie bisher in die Kreisregionen West, Mitte und<br />
Seite 7 von 32
Ost unterteilt, ist die Arbeitsvermittlung an den gesetzlich verankerten Zielgruppen der unter 25-<br />
Jährigen, über 25-Jährigen und über 50-Jährigen ausgerichtet worden.<br />
Seit September <strong>2010</strong> werden Neukunden bereits nach dem neuen Steuerungsmodell betreut,<br />
die vorhandenen <strong>SGB</strong> <strong>II</strong>-Empfänger werden sukzessive innerhalb eines Jahres umgestellt.<br />
1.3 Arbeitsschwerpunkte im Geschäftsjahr <strong>2010</strong><br />
Um die Vermittlungen in den Arbeitsmarkt weiter zu verbessern, verständigte sich der Verwaltungsrat<br />
des Kreises Offenbach mit dem Vorstand der Pro Arbeit – Kreis Offenbach – (AöR)<br />
über Vereinbarungen, die für das Jahr <strong>2010</strong> festgelegt wurden.<br />
Die Grundsicherung ist nach wie vor in die drei Regionen West, Mitte und Ost gegliedert: Es<br />
wurden insgesamt 4.069 Erstanträge auf Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhaltes gestellt<br />
und 3.017 bewilligt. Zielsetzung war es vor allem auch, die Bescheidung der Erstanträge<br />
zu beschleunigen. Dafür wurde das Servicecenter der Grundsicherung zugeordnet und die Beratung<br />
hinsichtlich der Bearbeitung leistungsrechtlicher Fragen strategisch verbessert.<br />
Unter Berücksichtigung der Rechtsprechung des Bundessozialgerichts zur Beurteilung der Angemessenheit<br />
der Kosten der Unterkunft (KdU) wurde für den Kreis Offenbach als erster Grundsicherungsträger<br />
deutschlandweit der grundsicherungsrelevante Mietspiegel, der die angemessenen<br />
Werte methodisch ermittelt, Anfang des Jahres <strong>2010</strong> erfolgreich eingeführt. Am 23. Juni<br />
<strong>2010</strong> fand die erste Fachveranstaltung der Pro Arbeit und des Kreises Offenbach zum Thema<br />
„Grundsicherungsrelevanter Mietspiegel und die <strong>Reform</strong>bedürftigkeit des <strong>SGB</strong> <strong>II</strong>“ statt. Ziel war<br />
es, für die Grundsicherungsstellen unabhängig von der Organisationsform wichtige Themen<br />
gemeinsam zu erörtern. Neben namhaften Gastreferenten z. B. aus der Wirtschaft, der Richterund<br />
der Anwaltschaft nahmen ca. 150 Personen aus ganz Deutschland teil.<br />
Im Rahmen der Umstrukturierung im September <strong>2010</strong> wurden die Beschäftigten der Grundsicherung<br />
mit einem groß angelegten Umzug räumlich zusammengeführt. Die Beschäftigten der<br />
Außenstelle Seligenstadt folgten Anfang 2011. Zugleich wurden die bis dahin bestehenden so<br />
genannten Tandemstrukturen mit den Beschäftigten des Fallmanagements aufgelöst.<br />
Für die Widerspruchsabteilung gingen in den Regionen der Grundsicherung insgesamt 1.082<br />
Widersprüche ein. Bei den beschiedenen Fällen lag die Abhilfequote bei 31%, die Teilabhilfeund<br />
Zurückweisungsquote bei 63%. Im Beschwerdemanagement der Pro Arbeit wurden insgesamt<br />
592 Beschwerden bearbeitet. Davon bezogen sich 495 auf den Leistungen zur Sicherung<br />
des Lebensunterhaltes und 97 Beschwerden auf Leistungen zur Eingliederung in Arbeit. Beim<br />
Ermittlungsdienst gingen insgesamt 910 Fälle als „Neueingänge“ ein. Davon waren 404 gemeldete<br />
Verdachtsfälle auf Leistungsmissbrauch sowie 506 Anträge auf Bedarfsüberprüfung.<br />
Darüber hinaus hat die Rechts- und Vergabestelle als fachlicher Ansprechpartner insgesamt<br />
mehr als 40 Vergabeverfahren bearbeitet. In 25 Fällen fand eine öffentliche Ausschreibung statt.<br />
Dazu wurden in Kooperation mit der Abteilung „Arbeitsmarktpolitische Instrumente“ (API) die<br />
Vergabeunterlagen einschließlich der Vertragsbedingungen erstellt. Das Vergabeverfahren -<br />
von der Veröffentlichung der Vergabeunterlagen über die Submission bis hin zur Auswertung<br />
der Angebote – wurde von der Rechts- und Vergabestelle geleitet.<br />
Seite 8 von 32
2 Entwicklung der Fallzahlen<br />
Bei der Pro Arbeit – Kreis Offenbach – (AöR) werden die relevanten Daten für die Berichterstattung<br />
kontinuierlich ausgewertet. Mithilfe dieser Daten werden regelmäßige Berichte und statistische<br />
Auswertungen zum Stand der Umsetzung des <strong>SGB</strong> <strong>II</strong> im Kreis Offenbach generiert.<br />
Am 31. Dezember <strong>2010</strong> betreute die Pro Arbeit - Kreis Offenbach – (AöR) 10.443 Bedarfsgemeinschaften<br />
insgesamt. Im Jahr 2009 waren dies noch 10.570. Im Vergleich zum Vorjahr hat<br />
sich die Anzahl der Bedarfsgemeinschaften um 127, d. h. rund 1%, verringert. In der Anzahl und<br />
Zusammensetzung der Personen (vgl. Abb. 5), die in den Bedarfsgemeinschaften im Kreis<br />
Offenbach leben, sind wesentliche Unterschiede vorhanden.<br />
Abbildung 5: Anzahl und Konstellation von Personen in den Bedarfsgemeinschaften 8 im Jahr <strong>2010</strong> 9<br />
Die Single-Haushalte bilden die mit Abstand größte Gruppe mit einem Anteil von rund 46%.<br />
Demnach lebt in fast der Hälfte aller Bedarfsgemeinschaften eine einzelne Person. Bei einem<br />
rund gleich großen Anteil gehören Kinder zur Gemeinschaft: Diese leben in 42% der Bedarfsgemeinschaften.<br />
In je rund einem Fünftel der Bedarfsgemeinschaften leben sie entweder mit<br />
einer alleinerziehenden Person oder einem Erwachsenenpaar zusammen.<br />
Zum Ende des Jahres <strong>2010</strong> leben in den Bedarfsgemeinschaften insgesamt 15.704 erwerbsfähige<br />
Hilfebedürftige (vgl. Abb. 6). Davon sind 3.300 Jugendliche und junge Erwachsene in der<br />
Altersgruppe 15 bis 24 Jahre: Ihr Anteil an der Gesamtzahl beträgt ein Fünftel. Zugleich sind<br />
3.536 Personen über 50 Jahre alt und älter, diese bilden ebenfalls ein Fünftel aller erwerbsfähigen<br />
Hilfebedürftigen. Den größten Anteil bildet allerdings das mittlere Alterssegment von 25 bis<br />
49 Jahren. Dieser umfasst rund 56% aller erwerbsfähigen Hilfebedürftigen, d. h. 8868 Personen.<br />
8 Sofern eine Bedarfsgemeinschaft aufgrund der Konstellation keinem der vier Typen genau zugeordnet werden kann, werden diese<br />
als „Sonstige“ bezeichnet (vgl. Bundesagentur für Arbeit, Statistik, Glossar Grundsicherung, Stand vom 20.5.2011).<br />
9 Abweichungen in der Summe sind rundungsbedingt.<br />
Seite 9 von 32
Abbildung 6: Anzahl der erwerbsfähigen Hilfebedürftigen im Jahr <strong>2010</strong><br />
Die Bundesagentur für Arbeit weist für den Kreis Offenbach im Rechtskreis des <strong>SGB</strong> <strong>II</strong> im Dezember<br />
<strong>2010</strong> insgesamt 7.376 Arbeitslose aus (vgl. Abb. 7). Von diesen sind 541 (7%) jünger<br />
als 25 Jahre und 1.934 Personen (26%) 50 Jahre und älter.<br />
Abbildung 7: Anzahl der arbeitslosen Personen im Jahr <strong>2010</strong><br />
Im Vorjahr am 31. Dezember 2009 waren insgesamt 6.978 Personen arbeitslos (<strong>SGB</strong> <strong>II</strong>) gemeldet.<br />
Die Anzahl der Arbeitslosen hat sich bis zum 31. Dezember <strong>2010</strong> im Vergleich zum Vorjahr<br />
um 398 auf 7.376 Menschen erhöht. Die Steigerung beträgt 6%.<br />
Seite 10 von 32
3 Integration in den Arbeitsmarkt<br />
Im Jahr <strong>2010</strong> wurden insgesamt 5.125 Personen in den Arbeitsmarkt integriert. 427 Personen<br />
wurden durchschnittlich monatlich vermittelt. Gegenüber dem Vorjahr mit 4.091 integrierten Personen<br />
konnte eine Steigerung um 1.034 Vermittlungen erzielt werden. Das bedeutet, die Pro<br />
Arbeit - Kreis Offenbach – (AöR) konnte die Zahl der Integrationen insgesamt um ein Viertel<br />
steigern. Weitere 468 Personen begannen eine Ausbildung.<br />
Abbildung 8: Anzahl der Vermittlungen in den ersten Arbeitsmarkt bei den unter 25-Jährigen im Jahr <strong>2010</strong><br />
Von allen Personen, die ein Beschäftigungs- oder Ausbildungsverhältnis erzielten, waren 1.215<br />
Personen jünger als 25 Jahre. Davon traten 383 junge Erwachsene erfolgreich ihre Ausbildung<br />
bzw. 832 eine Beschäftigung an (vgl. Abb. 8). Da im August das Ausbildungsjahr für <strong>2010</strong> beginnt,<br />
ist hier ein deutlicher Anstieg in der Anzahl der Integrationen zu erkennen.<br />
Abbildung 9: Anzahl der Vermittlungen in den ersten Arbeitsmarkt bei den über 25-Jährigen im Jahr <strong>2010</strong><br />
Seite 11 von 32
Von allen 5.125 in ein Beschäftigungsverhältnis vermittelten Hilfebedürftigen sind 4.293 Personen<br />
älter als 25 Jahre. Für diese Altersgruppe ist die jährliche Entwicklung in einer Grafik (vgl.<br />
Abb. 9) dargestellt, in der die Integrationszahlen in Arbeit und Ausbildung angegeben werden.<br />
Für die Pro Arbeit – Kreis Offenbach – (AöR) sind die verschiedenen Aktivierungs- und Qualifizierungsmaßnahmen<br />
wesentliche Instrumente, um gute Integrationsleistungen zu erreichen.<br />
Zielsetzung ist es, eine möglichst hohe Zahl von erwerbsfähigen Hilfebedürftigen erfolgreich in<br />
den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln. Die dafür notwendigen arbeitsmarktpolitischen Instrumente<br />
(API) werden kontinuierlich weiterentwickelt und angepasst. Sie sind wichtige Voraussetzung,<br />
um bestehende Vermittlungshemmnisse bei den erwerbsfähigen Hilfebedürftigen abzubauen<br />
und ihre vorhandenen Integrationschancen zu fördern.<br />
Eine Auswertung der Daten der Förderstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) zeigt, für welche<br />
Maßnahmen und in welchem Umfang Leistungen zur Eingliederung nach dem <strong>SGB</strong> <strong>II</strong> bei<br />
der Pro Arbeit – Kreis Offenbach – (AöR) ausgegeben wurden. Die zu Grunde liegenden Personen-,<br />
Maßnahme- und Förderungsdaten werden im Rahmen der arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen<br />
erhoben. Eine Förderung liegt vor, wenn für eine Person bzw. im Rahmen der Teilnahme<br />
an einer Maßnahme der aktiven Arbeitsförderung eine Zahlung geleistet wird. Demnach<br />
werden in der Förderstatistik nur Förderfälle bzw. Teilnahmen gezählt, allerdings keine bestimmten<br />
Personen. Somit kann eine einzelne Person, die zeitgleich mehrere Förderleistungen erhalten<br />
hat, in der vorliegenden Statistik mehrfach gezählt worden sein.<br />
Abbildung 10: Bestand aller Personen in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen im Rechtskreis <strong>SGB</strong> <strong>II</strong> im Jahr <strong>2010</strong><br />
Die einzelnen Förderarten (vgl. Abb. 10) fassen jeweils verschiedene, arbeitsmarktpolitische<br />
Instrumente zusammen. Insgesamt wurden 36.807 Teilnahmen an aktivierenden und qualifizierenden<br />
Maßnahmen im Kreis Offenbach gefördert. Im Vergleich zum Vorjahr 2009 mit 39.210<br />
Gesamtteilnahmen ist hier ein Rückgang von rund 6% festzustellen. Fast zwei Drittel aller Maßnahmen<br />
zielten darauf, die Chancen auf eine Integration in den ersten Arbeitsmarkt zu verbessern.<br />
Je rund 10% wurden für die Teilnahme an Beschäftigung begleitende bzw. schaffende<br />
Förderungen gezahlt. Rund 4% bezogen sich auf Förderung der Berufsausbildung. Im Rahmen<br />
der Förderstatistik werden unterschiedliche Lösungsansätze ersichtlich: so haben z. B. mit Eingliederungszuschüssen<br />
geförderte Arbeitnehmer, d. h. als Beschäftigung begleitende Maßnahme,<br />
schon einen ersten Erfolg zum Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt erreicht.<br />
Seite 12 von 32
Abbildung 11: Bestand aller unter 25-Jährigen in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen im Rechtskreis <strong>SGB</strong> <strong>II</strong> im Jahr <strong>2010</strong><br />
Für die unter 25-Jährigen wurden insgesamt 6462 Teilnahmen an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen<br />
gefördert (vgl. Abb. 11). Im Vergleich zum Jahr 2009 mit 7.048 reduzierte sich die Anzahl<br />
der Teilnahmen um rund 8%. 3.488 Förderungen, d. h. mehr als die Hälfte (54%), hatten<br />
das Ziel, die Integrationschancen zu verbessern. Der Altersgruppe entsprechend wurde rund ein<br />
Fünftel (21%) zur Förderung von Berufsausbildungen verwendet. Während rund 4% sonstigen<br />
weiteren Leistungen hinzuzurechnen sind, wurden mit rund 14% Beschäftigung begleitende<br />
bzw. schaffende Maßnahmen finanziert.<br />
Abbildung 12: Anzahl der Vermittlungen in Praktika im Jahr <strong>2010</strong><br />
Schließlich wurde die Anzahl der Praktikumsabschlüsse als Vermittlungen in den zweiten Arbeitsmarkt<br />
erfasst (vgl. Abb. 12). Insgesamt wurden 855 Personen in Praktika vermittelt. Im monatlichen<br />
Durchschnitt waren dies rund 71 erwerbsfähige Hilfebedürftige, die durch Praktika in<br />
den zweiten Arbeitsmarkt vermittelt werden konnten. Davon waren 744 der Abteilung U25 und<br />
25PLUS bzw. 111 Personen dem Projekt 50PLUS zugeordnet.<br />
Seite 13 von 32
3.1 Arbeitgeberservice<br />
Der Arbeitgeberservice (AGS) ist seit Januar <strong>2010</strong> in die Pro Arbeit – Kreis Offenbach – (AöR)<br />
integriert. Ab dem dritten Quartal wurde auch die 400 Euro-Jobvermittlung dem AGS zugeordnet<br />
und eine Stelle für die Vermittlung in Ausbildung besetzt. Mit der Reorganisation ab September<br />
<strong>2010</strong> wurden die Organisationsbereiche AGS und Eingliederungsleistungen (EGL) in der Abteilung<br />
„Arbeitsmarktpolitische Instrumente“ (API) zusammengefasst.<br />
Insgesamt hat der AGS 958 Personen in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt. 935 begannen eine<br />
sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und 23 Personen eine Ausbildung (vgl. Abb. 13). Im<br />
Vergleich zum Vorjahr 2009 wurden rund 45% mehr Vermittlungen in sozialversicherungspflichtige<br />
Beschäftigungsverhältnisse erreicht. Der Bereich der Zeitarbeit hat an Bedeutung gewonnen:<br />
Während der AGS im Jahr 2009 501 Vermittlungen erzielte, waren es im Jahr <strong>2010</strong> insgesamt<br />
729 Vermittlungen überwiegend im Bereich der Zeitarbeit. Im Gegensatz dazu blieben die<br />
Vermittlungszahlen in kleine und mittlere Unternehmen (KMU) unverändert.<br />
750<br />
700<br />
650<br />
600<br />
550<br />
500<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
703<br />
124<br />
108<br />
23<br />
U25 25PLUS 50PLUS AZUBI<br />
Abbildung 13: Verteilung der sozialversicherungspflichtigen Vermittlungen durch den AGS im Jahr <strong>2010</strong><br />
Der AGS hat insgesamt 4.447 Unternehmen beraten. 515 neue Unternehmenskontakte konnten<br />
in die Datenbank des AGS eingetragen werden. 350 Betriebe wurden persönlich vor Ort besucht.<br />
Insgesamt hat der AGS 2.303 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze und 250 Ausbildungsplätze<br />
akquiriert. Rund 40% der angebotenen Arbeitsplätze und 9% der Ausbildungsplätze<br />
wurden mit erwerbsfähigen Hilfebedürftigen der Pro Arbeit besetzt.<br />
Auch für die Vermittlungsarbeit des AGS hat die Jobmesse Zeitarbeit eine wesentliche Bedeutung.<br />
Bis zum Ende des Jahres <strong>2010</strong> wurden von den beteiligten Firmen insgesamt 186 Personen<br />
eingestellt. Des Weiteren wurden E-Mail Aktionen in Zusammenarbeit mit der Abteilung<br />
50PLUS im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit für die Stellenakquise umgesetzt. Kontinuierlich<br />
wurden diverse Personalauswahlverfahren für Stellen- bzw. Ausbildungsplatzangebote in verschiedenen<br />
Branchen wie dem sozialen Bereich, der Logistik oder Handel durchgeführt.<br />
Seite 14 von 32
215<br />
259<br />
372<br />
345<br />
388<br />
392<br />
470<br />
445<br />
428<br />
403<br />
474<br />
471<br />
Der Arbeitsmarkt im Jahr <strong>2010</strong> stellte eine Herausforderung für die Vermittlung in sozialversicherungspflichtige<br />
Arbeitsverhältnisse dar, denn erst im zweiten Quartal ließ die Konjunktur optimistischere<br />
Prognosen zu. Die Vermittlungszahlen des AGS sind neben der konstruktiven,<br />
intraorganisationalen Kooperation in der Pro Arbeit – Kreis Offenbach – (AöR) auch der sehr<br />
guten Zusammenarbeit mit Ansprechpartnern externer Unternehmen zu verdanken.<br />
3.2 Servicecenter<br />
Im Jahr <strong>2010</strong> wurde das Servicecenter der Abteilung Grundsicherung zugeordnet, um die Beratung<br />
und Bearbeitung der Anträge strategisch zu verbessern. Damit war auch ein Wechsel des<br />
Personals hin zu Beschäftigten mit juristischer Ausbildung verbunden. Zielsetzung war es, durch<br />
eine intensivere, z. T. auch schnellere Beratung in leistungsrechtlichen Fragen zu einer deutlichen<br />
Entlastung der Beschäftigten in der Grundsicherung in den Regionen West, Mitte und Ost<br />
zu kommen und mehrfach, hintereinander gestellte Anfragen zu vermeiden.<br />
Während sich im Vorjahr 2009 die Anzahl der Neuanträge um rund 7% auf 4.873 Stück erhöhte,<br />
verringerte sich die Anzahl der Neuanträge <strong>2010</strong> (vgl. Abb. 14) bei einem leicht verminderten<br />
Personalbestand um rund 8% auf 4.501 Anträge insgesamt.<br />
Eingang Neuanträge <strong>2010</strong><br />
500<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />
Abbildung 14: Anzahl der eingereichten Neuanträge im Servicecenter im Jahr <strong>2010</strong><br />
Die Aufgaben des Servicecenters blieben im Wesentlichen gleich. In die Projekte „Start.Zeit für<br />
Ausbildung“, das sich an die unter 25-Jährigen richtet, und „Start.Zeit für Jobsuche“ für die über<br />
25-Jährigen werden die Bürger weiterhin kontinuierlich nach festgelegten Kriterien zugesteuert.<br />
Geeignete Teilnehmer werden demnach ohne weitere Umwege durch die Organisation der Pro<br />
Arbeit in diese Projekte eingesteuert.<br />
Mitte des Jahres konstituierte sich eine Arbeitsgruppe, die sich mit der Aufgabe befasste, den<br />
Wartebereich im Servicecenter der Pro Arbeit kundenfreundlicher zu gestalten. Zudem sollen<br />
der Eingang und die Weiterleitung von Unterlagen, die an der Servicetheke, per E-Mail oder<br />
Seite 15 von 32
Servicetelefon eingereicht wurden, gebündelt weitergeleitet oder sofort bearbeitet werden können.<br />
Zukünftig soll auch die Beratungssituation an der Servicetheke weiter verbessert werden,<br />
diese Veränderungen werden ab Anfang des Jahres 2011 realisiert.<br />
3.3 Projekt „Start.Zeit für Ausbildung“<br />
Am Projekt „Start.Zeit für Ausbildung“ nahmen 286 junge Erwachsene im Alter bis zu 30 Jahren<br />
teil. Um diese hohe Auslastung der angebotenen Plätze zu erreichen, hatte der Vorstand beschlossen,<br />
die Altersgrenze der Teilnehmer ab Oktober <strong>2010</strong> von 25 auf 30 Jahre zu erhöhen.<br />
Zielsetzung des Projektes ist es, jungen erwerbsfähigen Hilfebedürftigen unmittelbar nach Antragstellung<br />
„Starthilfe“ zu geben. Dazu erfolgt die Einsteuerung innerhalb einer Woche nach<br />
Antragsabgabe und vor Gewährung des Leistungsbezugs. Oberste Priorität hat es, eine Ausbildungs-<br />
oder Beschäftigungsstelle zu bekommen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Stärkung<br />
der Eigenverantwortung – als Abkehr von der automatischen Grundversorgung hin zur Einforderung<br />
von Gegenleistungen mit der Maxime: „Ihr Job ist es, einen Job zu finden“.<br />
Im Laufe des Projektes wurde stetig versucht, eine höhere Kundenzufriedenheit und raschere<br />
Integrationserfolge zu erzielen. Das Konzept des Projektes wurde dafür seit seiner Pilotphase<br />
2008 kontinuierlich weiterentwickelt. Des Weiteren wurden regelmäßig jeden zweiten Monat<br />
Workshops zum Thema „Vorstellungsgespräche“ mit den Teilnehmern durchgeführt. Neben<br />
theoretischen Grundlagen, Rollenspielen und Übungen wurde die Umsetzung des Gelernten im<br />
Testvorstellungsgespräch mit Vertretern der Personalabteilung trainiert.<br />
Mit dem Arbeitgeberservice (AGS) wurde enger im Rahmen der Bewerbungsverfahren zusammen<br />
gearbeitet. Die erwerbsfähigen Hilfebedürftigen haben sich wöchentlich mit ihren Bewerbungsunterlagen<br />
beim AGS vorgestellt, um ihre Vermittlungschancen zu verbessern.<br />
Abbildung 15: Ergebnisse zum Verbleib nach Teilnahme am Projekt „Start:Zeit für Ausbildung“ im Jahr <strong>2010</strong><br />
Seite 16 von 32
Für die Mitarbeiter des Projektes wurden zahlreiche Schulungen durchgeführt. Besonders erwähnenswert<br />
ist die Kooperation mit dem Jobcenter des Landkreises Marburg-Biedenkopf. Gemeinsam<br />
erhielten die Mitarbeiter beider Kreise eine Fortbildung im Jobcoaching.<br />
Im Projekt „Start.Zeit für Ausbildung“ wird die Software „Startzeit-Plus“ eingesetzt. Diese erleichtert<br />
nicht nur die administrative Bearbeitung von Aufgaben im Coaching, sondern stärkt auch die<br />
Eigenverantwortung und das Zeitmanagement der Teilnehmer. Nach Auswertung der dort erfassten<br />
Daten lässt sich zum Verbleib nach Teilnahme am Projekt folgendes feststellen (vgl.<br />
Abb. 15): Rund ein Drittel der Beteiligten (29%) erzielte eine Integration in den ersten Arbeitsmarkt,<br />
während rund 6% durch eine anschließende Maßnahme aktiviert wurden.<br />
Abbildung 16: Zufriedenheit der Kunden im Projekt „Start.Zeit für Ausbildung“ im Jahr <strong>2010</strong><br />
Seit <strong>2010</strong> ist es mithilfe der Software möglich, die Teilnehmer direkt zu ihrer Einschätzung des<br />
Projektes „Start.Zeit für Ausbildung“ zu befragen. Dabei haben die Anonymität und Freiwilligkeit<br />
der Beteiligten oberste Priorität. Im Jahr <strong>2010</strong> beteiligten sich 48 Personen an der Befragung<br />
(vgl. Abb. 16). Das Projekt „Start.Zeit für Ausbildung“ wurde von den Befragten überwiegend<br />
positiv bewertet und als uneingeschränkt weiter empfehlenswert beurteilt.<br />
3.4 Projekt „Start.Zeit für Jobsuche“<br />
Im Jahr <strong>2010</strong> wurden insgesamt 598 Kunden ins Projekt „Start.Zeit für Jobsuche“ eingesteuert.<br />
Mithilfe von definierten Ausschlusskriterien, wie z. B. fehlende Sprach- oder PC-Kenntnisse,<br />
Nichtzumutbarkeit der Teilnahme wegen z. B. der Erziehung von Kindern bzw. Pflege von Angehörigen,<br />
wurde die Einsteuerung von Neukunden durch das Servicecenter vorgenommen.<br />
Aufgrund der vorhandenen Kapazitäten stand das Projekt <strong>2010</strong> lediglich dem Antragsteller der<br />
Bedarfsgemeinschaft zur Verfügung. Ziel des offenen Gruppenangebots mit verpflichtendem<br />
Charakter ist es, Neukunden umgehend zu aktivieren und schnellstmöglich in eine sozialversicherungspflichtige<br />
Tätigkeit zu vermitteln. Die Teilnahme an den insgesamt 32 Terminen ist verpflichtend.<br />
Auch hier können sich die Kunden selbstständig mittels der Software „Startzeit-Plus“<br />
einbuchen. Dabei können sie flexibel entscheiden, ob sie die vier Pflichttermine wöchentlich mit<br />
Seite 17 von 32
jeweils vier Stunden vormittags oder nachmittags wahrnehmen. Die achtwöchige Teilnahmedauer<br />
verlängert sich allerdings auch um krankheitsbedingte Fehlzeiten.<br />
Die Teilnehmer haben die Aufgabe, Arbeitsstellen zu akquirieren und sich zu bewerben. Dafür<br />
können sie eine umfangreiche Infrastruktur mit eigenen PC-Arbeitsplätzen sowie Internet nutzen.<br />
Zur Förderung ihrer Eigenverantwortung wird mit dem Empowerment-Ansatz gearbeitet.<br />
Dieser stärkt die Motivation der Teilnehmer und initiiert gruppendynamische Prozesse. Dazu<br />
gehören diverse Instrumente: die tägliche Eröffnungsrunde, ein wöchentlicher Termin mit dem<br />
Arbeitsgeberservice (AGS), themenzentrierte Gruppenarbeit, Einzelberatung sowie das Üben<br />
von Bewerbungsgesprächen. Die Hilfe zur Selbsthilfe steht immer im Mittelpunkt.<br />
Das Jahr <strong>2010</strong> war von vielschichtigen Veränderungen, insbesondere Personalwechsel geprägt.<br />
Zum einen erreichte die Projektleitung die Altersgrenze. Andererseits verließen drei Mitarbeiter<br />
das Projektteam im Rahmen der Umorganisation, sechs Mitarbeiter kamen neu hinzu.<br />
In der zweiten Jahreshälfte stand die Einarbeitung der neuen Mitarbeiter im Fokus. Zugleich<br />
wurden Mitarbeiterschulungen wie die gemeinsame Jobcoaching-Schulung mit dem Jobcenter<br />
des Landkreises Marburg Biedenkopf durchgeführt. Im Herbst fand zudem eine zweitägige<br />
Schulung zum Thema Bewerbungen statt.<br />
Ein weiterer Baustein war auch hier die Intensivierung und Standardisierung der Zusammenarbeit<br />
mit dem AGS. Die Anzahl der Vermittlungen mit Unterstützung des AGS konnte im Vergleich<br />
zum Vorjahr mehr als verdoppelt werden.<br />
Von den insgesamt im Jahr <strong>2010</strong> zugesteuerten 598 Kunden wurden 60 Personen aufgrund<br />
unzureichender Zusammenarbeit, 55 Personen aufgrund ungeeigneter Maßnahme sowie 80<br />
Personen aus sonstigem Grund (z.B. Versagung von Leistungen, Krankheit etc.) ausgesteuert.<br />
Von den verbleibenden 403 Personen wurden insgesamt 140 Personen in den ersten Arbeitsmarkt<br />
integriert, die Vermittlungsquote beträgt rund 35%.<br />
3.5 ESF-Projekt M-AUT<br />
Im ESF-Bundesprogramm „Integration durch Austausch“ (IDA) hat die Pro Arbeit – Kreis Offenbach<br />
– (AöR) im Jahr 2009 mit der Durchführung des transnationalen Projektes M-AUT (Modulare<br />
Qualifizierung und Praktikum in Österreich) begonnen. In Kooperation mit dem Internationalen<br />
Bund Bildungszentrum Langen (IB) und dem Arbeitsmarktservice Niederösterreich (AMS)<br />
gibt sie jungen erwerbsfähigen Hilfebedürftigen unter 25 Jahren die Möglichkeit, durch einen<br />
qualifizierenden Auslandsaufenthalt ihre Vermittlungschancen zu erhöhen. Gleichzeitig besteht<br />
die Möglichkeit, nationale Grenzen innerhalb Europas auf institutioneller Ebene zu überschreiten.<br />
Ziel ist es, gerade junge Menschen mit Brüchen in der Bildungs- bzw. Erwerbsbiographie<br />
durch einen praxisbezogenen Austausch zu aktivieren. Das Projekt wendet sich primär an Ausbildungssuchende,<br />
steht aber auch jungen Menschen nach Ausbildungsabschluss offen.<br />
Die Qualifizierungsmaßnahme besteht aus einem Vorbereitungsteil, dreimonatigen Auslandsaufenthalt<br />
mit qualifizierendem Teil in Baden bei Wien und einem nachbereitenden Teil in<br />
Deutschland. An den Vorbereitungsphasen beim nationalen Projektpartner, dem IB Langen -<br />
Bildungszentrum Langen, haben 22 Teilnehmer teilgenommen. Die berufspraktischen Teile im<br />
Ausland bezogen sich schwerpunktmäßig auf die Bereiche Tourismus, Hotel, Gastronomie und<br />
Einzelhandel. Schon in der Vorbereitungsphase für das betriebliche Praktikum wurden die Jugendlichen<br />
hinsichtlich des Bewerbungsverfahrens geschult.<br />
Das neue Umfeld forderte Anpassungen der Teilnehmer an die veränderten Lebensbedingungen.<br />
Da sie für ihren Lebensalltag selbstverantwortlich waren, traten positive Veränderungen<br />
Seite 18 von 32
ein: Sie entwickelten z. B. Selbstverantwortung und -disziplin. Die positive Entwicklung setzte<br />
sich z. T. nach der Rückkehr fort. Von den insgesamt 17 Jugendlichen, die an der M-AUT Auslandsphase<br />
teilgenommen haben,<br />
• begannen je vier eine Berufsausbildung bzw. eine Beschäftigung,<br />
• traten zwei eine Einstiegsqualifizierung im ersten Arbeitsmarkt an,<br />
• nahm einer an einem Qualifizierungslehrgang teil,<br />
• sind vier noch auf der Suche nach Ausbildungsplätzen und<br />
• ist einer aus dem Bezug ausgeschieden.<br />
3.6 Abteilung Jobcoaching U25 und 25PLUS<br />
Die Abteilung ist für das Jobcoaching der Zielgruppen U25 und 25PLUS zuständig. Dabei handelt<br />
es sich zum einen um die unter 25-Jährigen (U25). Für sie sind zwei Sachgebietsleitungen<br />
und 25 Mitarbeiter in zwei Sachgebieten tätig. Drei Sachgebiete sind für die über 25-Jährigen<br />
(25PLUS) zuständig. Sie umfassen drei Sachgebietsleitungen und 45 Mitarbeiter inklusive drei<br />
Beschäftigten für die Existenzgründungsberatung.<br />
In allen Sachgebieten sind verschiedene Mitarbeiter als Multiplikatoren für berufsfachliche Themengebiete<br />
und interne Verfahren benannt. Dazu gehören u. a. die Bereiche Sozial- und Pflegeberufe,<br />
Sicherheit, Metallbe- und -verarbeitung, Zeitarbeit, interkulturelle Kommunikation,<br />
Schuldnerberatung sowie Übergangsmanagement. Die Multiplikatoren können allen Mitarbeitern<br />
Unterstützung in regelmäßigen Abständen und bei konkreten Fragestellungen anbieten. Über<br />
die Sozial- und Pflegeberufe wurden alle Mitarbeiter durch einen anerkannten Träger in Berufsbildern<br />
und Qualifizierungsmöglichkeiten informiert.<br />
Das Existenzgründungsteam wurde dahingehend aufgestockt, dass jetzt drei Vollzeitkräfte für<br />
die Betreuung von potenziellen Gründern und Selbstständigen zur Verfügung stehen. Bei den<br />
bestehenden Selbstständigen werden vermehrt Tragfähigkeitsprüfungen durchgeführt, um das<br />
Gewerbe bei nicht erkennbarer Gewinnerzielungsabsicht einzustellen und die Bürger dem sozialversicherungspflichtigen<br />
Arbeitsmarkt wieder zuzuführen. Zugleich besteht mit der Abteilung<br />
50PLUS ein regelmäßiger Austausch. Neben Gesprächen mit den Multiplikatoren „Selbstständige“<br />
aus der Grundsicherung wurden auch gemeinsame Schulungen für die Mitarbeiter der Abteilungen<br />
Grundsicherung, 50PLUS und Jobcoaching durchgeführt.<br />
Im Laufe des Jahres haben die Beschäftigten an verschiedenen Informationsveranstaltungen<br />
bei Trägern und Arbeitgebern teilgenommen. Dadurch sollte das Verständnis für die Inhalte von<br />
Maßnahmen verbessert und die Zuweisung erleichtert werden.<br />
Wie in den vergangenen Jahren auch wurden gezielt individuelle Qualifizierungsmaßnahmen für<br />
Hilfeempfänger umgesetzt. Dieses erfolgte schwerpunktmäßig mit den Eingliederungsinstrumenten<br />
nach § 16 Abs. 1 S. 2 <strong>SGB</strong> <strong>II</strong> i. V. m. § 46 <strong>SGB</strong> <strong>II</strong>I, d. h. Maßnahmen zur Aktivierung<br />
und beruflichen Eingliederung, sowie nach § 77 <strong>SGB</strong> <strong>II</strong>I mithilfe des Bildungsgutscheins.<br />
Einen weiteren Schwerpunkt bildete die qualitative Verbesserung der Daten- und Dokumentenverwaltung.<br />
Qualitätsverbesserungen sollten durch stichprobenartige Überprüfungen und anschließende<br />
Schulungen erreicht werden. In Form von Textbausteinen wurden den Mitarbeitern<br />
auch Vorlagen in comp.ASS eingerichtet, um schnell, individuell und rechtssicher Eingliederungsvereinbarungen,<br />
Bescheide sowie Dokumentationen erstellen zu können. Diese Aufgabe<br />
wurde von der Arbeitsgruppe Textbausteine mit Vertretern aus den Abteilungen U25 und<br />
25PLUS sowie 50PLUS übernommen.<br />
Seite 19 von 32
Für die Zielgruppe U25 stand der Übergang in Ausbildung und Arbeit an erster Stelle. Der wichtigste<br />
Schwerpunkt war die Ausbildungsvermittlung durch den Arbeitgeberservice (AGS). Für die<br />
Ausbildungsvermittlung wurde eine zuständige Stelle eingerichtet, so konnte eine Steigerung in<br />
der Anzahl der besetzten Ausbildungsstellen im Krisenjahr <strong>2010</strong> erreicht werden.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt war die „Nachvermittlungsoffensive <strong>2010</strong>“. Alle unversorgten Abgangsschüler<br />
des Jahres <strong>2010</strong> im <strong>SGB</strong> <strong>II</strong>-Bezug wurden zu einer Gruppenmaßnahme eingeladen.<br />
Zielsetzung war es, den Übergang in die Arbeitswelt zu realisieren oder eine Alternative zu<br />
erarbeiten. Am 22. April <strong>2010</strong> lud der Vorstand das Fallmanagement U25 zum Workshop „Ausbildungsoffensive<br />
<strong>2010</strong>“ ein. Ausgangspunkt waren Aussagen des Staatlichen Schulamtes für<br />
den Kreis Offenbach, wonach für <strong>2010</strong> ca. 3000 Schüler im letzten Schuljahr statistisch erfasst<br />
waren. Davon sollte ein hoher Anteil zu den <strong>SGB</strong> <strong>II</strong>-Leistungsempfängern gehören. Sie sollten<br />
ein Angebot erhalten, um einen effektiven Übergang zwischen Schule und Beruf zu gestalten<br />
sowie eine geeignete Förderung hin zur Berufsausbildung frühzeitig einzuleiten. Insgesamt wurden<br />
120 Schulabgänger eingeladen.<br />
Dafür wurde ein Team mit drei Beschäftigten der Pro Arbeit sowie vier Beschäftigten vom Bildungsträger<br />
erstellt. Die Umsetzung erfolgte ab August in Kooperation mit dem IB Langen. Im<br />
Mittelpunkt stand die Stärkung des Bewerbungs- und Stellensuchverhaltens. Kernpunkte im<br />
Lehrgang waren Gruppenarbeit und dynamische Prozesse, Einzelgespräche, Definieren von<br />
Zielen und Aufgaben sowie selbstständiges Arbeiten. Gearbeitet wurde mit einem Testierungsverfahren<br />
(GFA) sowie mit Beobachtungen beim Umsetzen einer bestimmten Aufgabenstellung<br />
in Gruppen- und Einzelarbeit. Die folgenden Themen wurden bearbeitet:<br />
- regionale Ausbildungsmarktsituation,<br />
- Anforderungen des Berufswunsches im Abgleich mit den bisherigen Leistungen, Neigungen<br />
und Testergebnissen,<br />
- Verweise auf Berufsberatung, Berufsvorbereitung (BVB), Hauptschulabschluss (HASA),<br />
- Bewerbungs- und Kommunikationstrainings,<br />
- Informationen rund um das Aufnehmen einer Ausbildung und<br />
- Angebote der Pro Arbeit als Perspektive, wenn sich zeitnah keine Ausbildungsstelle ergeben<br />
sollte.<br />
Die Maßnahme startete am 24. August und dauerte bis Ende November <strong>2010</strong>. Von 52 Jugendliche<br />
begannen sieben eine Einzelqualifizierung (EQ), einer ein Studium, fünf eine BVB, fünf eine<br />
andere Maßnahmen, drei eine Arbeitsstelle, zehn eine Ausbildung, drei eine Schulausbildung,<br />
zwei ein Praktikum und einer ein Trainee. Fünf Personen brachen ab, zwei wurden krank, eine<br />
zog weg bzw. sieben wurden nicht vermittelt. Im Ergebnis wurden rund 70% der Teilnehmer<br />
integriert. Davon wurden rund 40% in den ersten Arbeitsmarkt in Form von Arbeit, Ausbildung<br />
sowie in ein betriebliches Umfeld mittels EQ- und Trainee-Verträge vermittelt.<br />
Im September <strong>2010</strong> wurde das fa:z modell eingeführt. An diversen bereichsübergreifenden Arbeitsgruppen<br />
waren Leitungskräfte und Mitarbeiter des Jobcoaching beteiligt. Dazu fand eine<br />
enge fachliche Begleitung in den Teamsitzungen statt. Bis Dezember <strong>2010</strong> nahm die Abteilungsleitung<br />
an allen Teamsitzungen teil, um den Beteiligten ein Feedback zu geben. In allen<br />
Sitzungen wurde eine einheitliche Protokollvorlage mit dem Tagesordnungspunkt fa:z modell<br />
verwendet. Offene Fragestellungen wurden mit den Beteiligten aus verschiedenen Organisationseinheiten<br />
besprochen, die Antworten abgestimmt und den Teams zur Verfügung gestellt.<br />
Dies hat das Verständnis des fa:z modells verbessert und zu aktiven Umsetzung beigetragen.<br />
Des Weiteren wurden verschiedene Schnittstellen durch Arbeitsgruppen analysiert, an denen<br />
auch Mitarbeiter des Jobcoaching beteiligt waren. Darauf aufbauend sind Schnittstellenpapiere<br />
verfasst und im Intranet für die Gesamtorganisation veröffentlicht worden.<br />
Seite 20 von 32
Auch oder gerade wegen der intensiven Einführung des fa:z modells konnten 4.488 Integrationen<br />
in den ersten Arbeitsmarkt erreicht werden (vgl. Tab.3). Zudem wurden 355 Bildungsgutscheine<br />
(§ 77 Absatz 1 Nr. 3 <strong>SGB</strong> <strong>II</strong>I) ausgestellt und in 4.020 Maßnahmen zur Aktivierung und<br />
beruflichen Eingliederung (§ 46 <strong>SGB</strong> <strong>II</strong>I) vermittelt.<br />
Vermittlung in<br />
Jobcoaching U25 und 25PLUS<br />
<strong>2010</strong><br />
1. Arbeitsmarkt 4.488<br />
Praktikum 744<br />
Ausbildung 468<br />
Tabelle 3: Integrationszahlen für den Bereich Jobcoaching U25 und 25PLUS im Jahr <strong>2010</strong><br />
Im Frühjahr fand zum vierten Mal die Jobmesse Zeitarbeit statt, an der sich 15 Zeitarbeitsfirmen<br />
aktiv beteiligten. Diese wurde von der Abteilung Jobcoaching für die Gesamtorganisation vorbereitet.<br />
So wurde dem immer größer werdenden Anteil an Zeitarbeitsstellen im Arbeitsmarkt<br />
Rechnung getragen. Da sich die Jobmesse Zeitarbeit trotz der in <strong>2010</strong> schwierigen Bedingungen<br />
etabliert hat, wird sie auch zukünftig von der Abteilung Jobcoaching veranstaltet werden.<br />
3.7 Abteilung 50PLUS<br />
Der Beschäftigungspakt ProArbeit 50PLUS, der aus dem ursprünglichen 50PLUS Projekt der<br />
Pro Arbeit - Kreis Offenbach – (AöR) entstanden ist, hat zum Januar <strong>2010</strong> einen weiteren Kooperationspartner<br />
aufgenommen (vgl. Abb. 17). Mit dem Rheingau-Taunuskreis sind insgesamt<br />
fünf Grundsicherungsstellen im Beschäftigungspakt vereint. Die Paktkoordination obliegt der<br />
Projektleitung 50PLUS bei der Pro Arbeit - Kreis Offenbach – (AöR).<br />
Abbildung 17: Aufbau des Beschäftigungspakts ProArbeit 50PLUS im Jahr <strong>2010</strong><br />
Ein Schwerpunkt in der Paktarbeit ist die Umsetzung des Teilprojektes Impuls 50PLUS. Dort<br />
können Langzeitarbeitslose mit multiplen Vermittlungshemmnissen, die länger als 24 Monate<br />
arbeitslos sind, im Rahmen einer Sonderförderung im weiteren Modellansatz zusätzlich gefördert<br />
werden. Zentrales Element bei allen Grundsicherungsstellen ist ein ausgewiesener Krea-<br />
Seite 21 von 32
tivanteil im Konzept des Beschäftigungspaktes. Das Kernstück von „Impuls 50plus“ ist ein Theaterprojekt,<br />
das als neue, Kreativpotenziale weckende Aktivierungsmaßnahme für die Zielgruppe<br />
50PLUS eingesetzt wird (vgl. Abb. 18). Die Durchführung dieser anspruchsvollen Maßnahme<br />
wurde extern an den Anbieter „theater@work“ vergeben. Unter Anleitung einer Theaterpädagogin<br />
sowie mit Unterstützung ihrer künstlerischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben die<br />
Teilnehmer in insgesamt fünf „Staffeln“ von drei Monaten Dauer jeweils ein Theaterstück von<br />
der Grundidee über die Konzeption bis hin zur Bühnenreife umgesetzt. Unter der Leitung der<br />
Theaterexpertin ist gemeinsam mit den Beteiligten ein komplettes „Theaterhaus“ entstanden. In<br />
dieser Art Übungsfirma wurden die verschiedenen im Theaterbetrieb bestehenden beruflichen<br />
Positionen vom Theaterintendaten über Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner sowie Techniker<br />
bzw. Schauspieler von den Beteiligten eingenommen.<br />
Mit dem Theaterprojekt geht die Pro Arbeit – Kreis Offenbach – (AöR) neue Wege, um ihren<br />
Kunden für die Integration in Arbeit Hilfestellung zu geben. Zielsetzung aller Beteiligten ist es,<br />
dass die erwerbsfähigen Hilfebedürftigen wieder Erfolge erleben, um daraus neue Kraft sowie<br />
Mut und Selbstvertrauen schöpfen. Dabei handelt es sich um wichtige Voraussetzungen, um die<br />
engagierte Suche nach einem neuen Arbeitsplatz erfolgreich in die Praxis umzusetzen. Dafür<br />
werden während der Theatermaßnahme verschüttete Ressourcen der Teilnehmer reaktiviert, so<br />
dass auf diesem Wege das Selbstwertgefühl erneuert und gesteigert werden kann. Die bisherigen<br />
Erfahrungen zeigten, dass die Teilnehmer erneut Vertrauen in sich und andere fassen lernten,<br />
so dass sie wesentliche Erfolgserlebnisse erzielen konnten.<br />
Abbildung 18: Zeitlicher Ablauf des Theaterprojektes im Jahr <strong>2010</strong><br />
Als Ergebnis der Theatermaßnahme waren die Kunden dahingehend gefordert, bisher gewohnte<br />
Denk- und Handlungsroutinen sowie vertraute Pfade zu verlassen, um sich für neue berufliche<br />
Perspektiven zu öffnen und die eine Vermittlungsoption gemeinsam mit ihrem Jobcoach zu<br />
finden. Zumindest sollen sie in die Lage versetzt werden, das formulierte Entwicklungsziel für<br />
sich anzunehmen.<br />
Im Rahmen des Projektes ist eine intensivere Kundenbetreuung vorgesehen. Es gilt eine höhere<br />
Kontaktdichte als bisher üblich aufzubauen und die Betreuung stärker auf den Einzelnen abzustimmen.<br />
Auf diesem Wege kann dem Kunden glaubhaft vermittelt werden, dass tatsächlich ein<br />
neuer, gemeinsamer Versuch gestartet wird. Zugleich wurde der Vertrauensaufbau gefördert.<br />
Durch den zusätzlichen Mitteleinsatz des Bundes für das Projekt Impuls, konnte ein Betreuungsschlüssel<br />
von 1:40 realisiert werden. Im Jobcoaching wurde durch eine zusätzliche psychologische<br />
Fachkraft für den Profilingprozess weitere Unterstützung zur Zielerreichung angeboten.<br />
Seit Projektbeginn im März <strong>2010</strong> fanden bei den insgesamt 200 Teilnehmern bis zum Jahresende<br />
insgesamt 159 Aktivierungen und 13 Vermittlungen in ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis<br />
statt. Lediglich eine der Vermittlungen wurde mit einem Lohnkostenzu-<br />
Seite 22 von 32
schuss gefördert, was ein Indiz für eine nachhaltige Vermittlung ist. Des Weiteren konnten elf<br />
<strong>SGB</strong> <strong>II</strong>-Empfänger in je einen Minijob vermittelt werden.<br />
Die von den Projektmitarbeitern entwickelten Gruppenveranstaltungen zum Abschluss einer<br />
verbindlichen Eingliederungsvereinbarung (EGV) wurden nicht nur von allen vier Grundsicherungsstellen<br />
des Beschäftigungspaktes erfolgreich übernommen, sondern auch bundesweit auf<br />
allen Regionalkonferenzen des Bundesprogramms Perspektive 50plus als Beispiel für „Best<br />
Practice“ in <strong>2010</strong> vorgestellt. Der Kontakt mit den Kunden über zwei Tage führte dazu, dass die<br />
Jobcoaches ihre Kunden besser kennen lernen und einschätzen konnten. Durch die aktive Einbindung<br />
rückte die Eigenverantwortung für die gemeinsam geplanten Maßnahmen und die Integration<br />
in Arbeit in den Vordergrund. Die Akzeptanz und Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit<br />
dem Jobcoach 50PLUS wurden so verbessert. In jeglicher Hinsicht spielte der Gruppen-Effekt<br />
eine wesentliche Rolle, was sich auch anhand folgender Resultate zeigte:<br />
• Austauschen der zur Verfügung stehenden Informationen,<br />
• Vereinheitlichen des Informationsstandes,<br />
• Erkennen von Gemeinsamkeiten,<br />
• Entwickeln eines „Wir-Gefühls“ sowie<br />
• gegenseitiges Ermuntern und Ermutigen<br />
• und dadurch Motivationssteigerung.<br />
Besonders in der Phase „Potenzialanalyse“ hat sich durch den Gruppen-Effekt gezeigt, dass<br />
bestimmte Aspekte aufgrund der Bearbeitung in der Gruppe positiv beeinflusst werden können<br />
wie z.B. das Wahrnehmen von eigenen Stärken im Gespräche mit Anderen. Auf diesem Wege<br />
kann fehlendes Selbstwertgefühl korrigiert werden. Durch Gespräche zwischen Kunden und<br />
Fallmanagern entstehen weitere positive „Betreuungs“-Effekte wie z. B., dass sich professionelle<br />
Stärken herausstellen und berufliche Zielsetzungen konkretisieren.<br />
Im Mai <strong>2010</strong> fand eine gemeinsame Fach-Veranstaltung der sechs hessischen Beschäftigungspakte<br />
in Fulda statt. Der Beschäftigungspakt ProArbeit 50PLUS präsentierte hier die Themeninsel<br />
Empowerment. Diese Erfolge spiegeln sich auch in den Integrationszahlen wider (vgl. Tab.<br />
4). Zudem wurden 66 in Arbeitsgelegenheiten und 77 Personen in Qualifikationen vermittelt.<br />
Vermittlung in Projekt 50PLUS Beschäftigungspakt<br />
<strong>2010</strong> <strong>2010</strong><br />
Arbeit 637 888<br />
Praktikum 111 235<br />
Ausbildung - -<br />
Tabelle 4: Vermittlungszahlen des Projektes 50PLUS im Jahr <strong>2010</strong><br />
Ziel der dritten Programmphase Perspektive 50plus ist unter anderem die Überführung der zielgruppenspezifischen<br />
Betreuung in das Regelgeschäft der Grundsicherungsstellen. Mit der Reorganisation<br />
der Pro Arbeit - Kreis Offenbach - (AöR) und der damit verbundenen Organisation<br />
nach den Zielgruppen U25, 25PLUS und 50PLUS zum Oktober <strong>2010</strong>, werden weiterhin vermittlungswirksame<br />
Veränderungen eingeführt.<br />
Seite 23 von 32
4 Förderprogramm<br />
Die Pro Arbeit - Kreis Offenbach – (AöR) stellt ihren erwerbsfähigen Hilfebedürftigen ein umfangreiches<br />
Förderprogramm zur Verfügung. Zielsetzung ist es, ihre Eingliederung in den Arbeitsmarkt<br />
zu erreichen. Auf dieses Ziel sind alle Maßnahmen ausgerichtet. Dazu gehören sowohl<br />
Einzelleistungen wie auch Gruppenleistungen. Einzelleistungen werden in der Regel über<br />
Bildungsgutscheine gewährt, diese werden durch die Abteilungen Jobcoaching U25 und<br />
25PLUS sowie 50PLUS direkt umgesetzt. Neben den Einzelmaßnahmen für individuelle Qualifizierungen<br />
sind auch Existenzgründungsseminare möglich.<br />
Das Förderprogramm basiert auf den gesetzlichen Grundlagen des <strong>SGB</strong> <strong>II</strong> und <strong>SGB</strong> <strong>II</strong>I, den<br />
Bedarfen der Kunden, den vorhandenen Eingliederungsmitteln und den Anforderungen des Arbeitsmarktes.<br />
Alle diese Maßnahmen zielen auf eine Integration in den Arbeitsmarkt.<br />
4.1 Rechts- und Vergabestelle<br />
Die Rechts- und Vergabestelle hat im Verlauf des Kalenderjahres <strong>2010</strong> mehr als 40 Vergabeverfahren<br />
bearbeitet. Im Vorfeld des jeweiligen Vergabeverfahrens hat die Rechts- und Vergabestelle<br />
an den internen Beratungen zur strategischen und operativen Ausrichtung der arbeitsmarktpolitischen<br />
Instrumente mitgewirkt, so dass eine Abstimmung zwischen dem angemeldeten<br />
„Bedarf“ und den gesetzlichen Regelungen sowie eine ordnungsgemäße Einleitung des einschlägigen<br />
vergaberechtlichen Verfahrens erfolgen konnte. Die im Jahr <strong>2010</strong> in Kraft getretenen<br />
Änderungen der Vergabeverordnung (VgV) sowie der Vergabe- und Vertragsordnung für Leistungen<br />
(VOL/A) wurden berücksichtigt.<br />
In 25 Fällen fand eine öffentliche Ausschreibung statt. Hier erstellte und bearbeitete die Rechtsund<br />
Vergabestelle in Zusammenarbeit mit der Abteilung „Arbeitsmarktpolitische Instrumente“<br />
(API) die Vergabeunterlagen einschließlich der Vertragsbedingungen. Das Vergabeverfahren –<br />
von der Veröffentlichung der Vergabeunterlagen über die Submission bis zur Auswertung der<br />
Angebote – wurde von der Rechts- und Vergabestelle geleitet. Diese Leitung des Vergabeverfahrens<br />
umfasste u. a. die Veröffentlichung und Bekanntmachung der Vergabeunterlagen und<br />
der vergebenen Aufträge im Internet, auf dem Internet-Portal des Bundes und – soweit einschlägig<br />
– im Amtsblatt der Europäischen Union sowie die Dokumentation des Verfahrens und<br />
die Ausarbeitung der entsprechenden Vergabevermerke nach Maßgabe des § 20 VOL/A.<br />
Im Anschluss an die Zuschlagserteilung, d. h. nach Beauftragung des Vertragspartners mit der<br />
Durchführung der jeweiligen Maßnahme, war die Rechts- und Vergabestelle ferner in die weiteren<br />
internen Prozesse eingebunden, um die Maßnahme auch statistisch im Rahmen der so genannten<br />
„§ 51b-Meldung“ zutreffend in den Datenverarbeitungsprozessen abzubilden und an die<br />
Bundesagentur für Arbeit (BA) zu übermitteln.<br />
Die Rechts- und Vergabestelle hat im Jahre <strong>2010</strong> in Zusammenarbeit mit den Sachgebiets- und<br />
Teamleitungen die rechtlichen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen bei der Gewährung<br />
von Eingliederungsleistungen geprüft. Soweit Sachverhalte mit übergreifender Bedeutung festgestellt<br />
wurden, erfolgte die Entwicklung und Ausarbeitung entsprechender Verträge, Handlungsanweisungen,<br />
Formulare und Muster. Neben der Beantwortung telefonischer und schriftlicher<br />
Kurzanfragen hat die Rechts- und Vergabestelle im Jahr <strong>2010</strong> zudem insgesamt 79 Einzelbescheide<br />
über Eingliederungsleistungen erstellt.<br />
Seite 24 von 32
4.2 Arbeitsmarktpolitische Instrumente<br />
Die Abteilung „Arbeitsmarktpolitische Instrumente“ (API) der Pro Arbeit – Kreis Offenbach -<br />
(AöR) besteht aus zwei Bereichen. Erstens dem Bereich Eingliederungsleistungen (EGL) mit<br />
den Hauptaufgaben Maßnahmenmanagement, d. h. Planung und Einkauf, sowie dem Maßnahmencontrolling<br />
einschließlich der entsprechenden Finanzabwicklung und zweitens dem Arbeitgeberservice<br />
(AGS) mit den Hauptaufgaben der Stellenakquise und Personalvermittlung.<br />
Rückblickend lässt sich feststellen, dass es für den Bereich Eingliederungsleistungen (EGL) ein<br />
in vielerlei Hinsicht sehr bewegtes und arbeitsintensives Jahr war. Zunächst galt es die im<br />
Herbst 2009 im Rahmen eines Top-down- und Bottom-up-Prozesses erarbeiteten Ergebnisse<br />
der Eckwerte- und Maßnahmenplanung sowie die im Rahmen der Geschäftsprozessoptimierung<br />
(GPO) entwickelten neuen Verfahren und Abläufe umzusetzen. Der Bereich EGL war ebenfalls<br />
an der Entwicklung des neuen Fallsteuerungsmodells fa:z modell beteiligt.<br />
Der Bereich EGL hat in gewisser Weise eine „Scharnierfunktion“ zwischen dem Jobcoaching<br />
der Pro Arbeit, den Bildungs- und Beschäftigungsträgern, lokalen Initiativen und Projekten sowie<br />
kommunalen Einrichtungen und Diensten. Um den damit verbundenen Aufgaben und Anforderungen<br />
gerecht zu werden, bedarf es der ständigen Zusammenarbeit mit lokalen, regionalen<br />
und überregionalen Netzwerken. Dazu gehörten u. a.:<br />
- Arbeitskreis-Eingliederung der hessischen zugelassenen kommunalen Träger,<br />
- Agentur für Arbeit zur Thematik BaE, BvB und EQ,<br />
- Kompetenzagentur des Kreises Offenbach,<br />
- lokale Netzwerke wie z. B. „AG Spessartviertel“ oder „Runder Tisch für ein humanes Miteinander“<br />
in Dietzenbach und<br />
- Trägertreffen der Migrationsberatungsdiensten und des BAMF.<br />
Zielvorgaben waren dabei, das vorhandene EGL-Budget maximal auszuschöpfen und für das<br />
Jobcoaching jederzeit die erforderlichen Förderangebote zur Verfügung zu stellen. Dafür wurden<br />
alle Anstrengungen unternommen, so dass diese Ziele erreicht werden konnten.<br />
Da insbesondere in der Zusammenarbeit mit den Bildungs- und Beschäftigungsträgern der (Sozial-)<br />
Datenschutz immer wieder thematisiert wurde, fand im März <strong>2010</strong> eine Konferenz zum<br />
Thema „Datenschutz im Kontext des <strong>SGB</strong> <strong>II</strong>“ für die Träger statt. Gemeinsam wurden gesetzeskonforme<br />
Formulierungen erarbeitet, die auch in den vertraglichen Vereinbarungen zwischen<br />
den Trägern und der Pro Arbeit berücksichtigt wurden.<br />
Um auch in Zukunft qualifizierte und geeignete Mitarbeiter für die Beschäftigung bei der Pro<br />
Arbeit gewinnen zu können, hat sich der Bereich EGL gemeinsam mit dem Projekt 50PLUS im<br />
Oktober <strong>2010</strong> auf der Praxismesse am Fachbereich „Soziale Arbeit“ an der Hochschule Rhein-<br />
Main in Wiesbaden präsentiert.<br />
Von besonderer Bedeutung war sicherlich die seitens der hessischen Landesregierung angekündigte<br />
<strong>Reform</strong> der bisherigen Arbeitsmarktprogramme des Landes Hessen. Die Herausforderung<br />
war, die ab 2011 in Form eines „Ausbildungsbudgets“ und „Arbeitsmarktbudgets“ dem<br />
Kreis Offenbach zur Verfügung gestellten Mittel, ergänzend zu den aus Bundesmitteln finanzierten<br />
Förderangeboten, insbesondere für die Zielgruppe der besonders benachteiligten unter<br />
25jährigen erwerbsfähigen Hilfebedürftigen, in passgenaue und bedarfsgerechte Förderangebote<br />
umzusetzen. Die Ausgestaltung des Ausbildungsbudgets trägt besonders dazu bei, die bereits<br />
bestehende gute Zusammenarbeit mit dem Fachdienst Jugend und Soziales des Kreises<br />
Offenbach zu intensivieren. Es ist gelungen, mit den Mitteln des „Ausbildungsbudgets“ einige,<br />
aufgrund der Beschränkungen der <strong>SGB</strong> <strong>II</strong> Instrumente bestehenden „Lücken“ in den Förder-<br />
Seite 25 von 32
möglichkeiten, insbesondere im Übergangssystem von der Schule in den Beruf, mit neuen Angeboten<br />
für die Zielgruppe der besonders benachteiligten Jugendlichen zu schließen.<br />
Ein wichtiges Ereignis war die Einführung des fa:z modells. Bereits vor der tatsächlichen Einführung<br />
waren umfassende Vorarbeiten notwendig, um den neuen Ansatz im Bereich der Fördermaßnahmen<br />
adäquat umzusetzen. Im Rahmen der Maßnahmenplanung für 2011 wurden u. a.<br />
alle laufenden Maßnahmen nach der fa:z modell-Logik geordnet. Im Spätsommer <strong>2010</strong> wurde<br />
mit der Eckwerteplanung für 2011 begonnen. Mitte August nahm der neue Leiter der Abteilung<br />
API seine Arbeit auf. Aufgrund der Reorganisation des Jobcoachings wurde der Planungsprozess<br />
<strong>2010</strong> nicht als Top-down- und Bottom-up-Verfahren umgesetzt. Gegen Ende September<br />
wurde mit der Maßnahmenplanung für 2011 begonnen. Bereits zu diesem Zeitpunkt war von<br />
einer Kürzung des EGL-Budgets auszugehen.<br />
Die im Oktober erfolgte Mitteilung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) über<br />
die Mittelzuweisung für 2011 sah eine weitaus höhere Kürzung gegenüber <strong>2010</strong> vor, als zunächst<br />
angenommen. Die Kürzung der Eingliederungsmittel um rund 25% gegenüber <strong>2010</strong><br />
machte eine Neuplanung erforderlich. Alle Gruppenmaßnahmen, die noch nicht ausgeschrieben<br />
waren, wurden erneut geprüft. Für das fa:z modell wurde eine Neubewertung der Maßnahmenplanung<br />
durchgeführt. Anschließend begannen die Vergabeverfahren und Ausschreibungen.<br />
Wie bereits erwähnt, ist die erfolgreiche Arbeit des Bereichs EGL u. a. maßgeblich von der Qualität<br />
der Zusammenarbeit mit den Bildungs- und Beschäftigungsträgern abhängig. Deshalb wurden<br />
sie Mitte Oktober zur ersten Infoveranstaltung zum fa:z modell eingeladen. Die Resonanz<br />
war sehr positiv. Neben fachlich-konzeptionellen Anforderungen an die Maßnahmengestaltung<br />
im Rahmen des fa:z modells war bereits zu diesem Zeitpunkt die Angst der Träger um einen<br />
dramatischen Rück- bzw. Abbau der Maßnahmen aufgrund der Mittelkürzung allgegenwärtig.<br />
Um den Trägern Zeit zu geben, sich mit dem Fallsteuerungsmodell und Fragen befassen zu<br />
können, wurden diese im November <strong>2010</strong> erneut zur Infoveranstaltung eingeladen.<br />
Stark vereinfacht dargestellt, bedeutet das neue Fallsteuerungsmodell für die Träger, dass Fördermaßnahmen<br />
künftig nicht mehr mehrere Ziele wie bspw. Qualifizierung, Bewerbungstraining<br />
oder Vermittlung gleichzeitig verfolgen, sondern jeweils „nur“ noch die Stärkung eines einzigen<br />
Ressourcenbereichs fokussieren sollen. Bei der Entwicklung neuer, fa:z modell konformer Fördermaßnahmen<br />
stellen insbesondere die „weichen Ressourcenbereiche“ wie z. B. Motivation,<br />
Sozialverhalten oder Arbeitsverhalten eine Herausforderung dar.<br />
Im Übergang vom bisherigen „Hemmnis orientierten“ auf das neue Förderziel und Ressourcen<br />
orientierte Fallsteuerungsmodell, sah die ursprüngliche Maßnahmenplanung für 2011 vor, dass<br />
parallel zu den Maßnahmen „alten Typs“, neue fa:z modell konforme Maßnahmen eingekauft<br />
werden sollten. Dieser gewünschte „fließende“ Übergang ist aufgrund der erheblichen Mittelkürzung<br />
nicht umsetzbar, vielmehr wird dieser schrittweise erfolgen.<br />
Für die Gruppenmaßnahmen bedeutet die geringere EGL-Mittelzuweisung des Bundes eine<br />
Verringerung der absoluten Anzahl der zur Verfügung stehenden eingekauften bzw. beauftragten<br />
Teilnehmerplätze für 2011 gegenüber dem Vorjahr <strong>2010</strong> um insgesamt 212 Plätze (vgl. Tab.<br />
5). Zu berücksichtigen ist bei der Darstellung, dass bei den Angaben für die Zielgruppe U25 das<br />
Projekt „Start.Zeit für Ausbildung“ inbegriffen ist, während 84 laufende BaE „Alle Berufe“ zuzüglich<br />
zu rechnen sind. Für die Zielgruppe 25PLUS ist das Projekt „Start.Zeit für Jobsuche“ ebenfalls<br />
in den 182 Teilnehmerplätzen mitberechnet. Im Rahmen des Projektes „Start.Zeit für Jobsuche“<br />
wurden 2.120 terminbezogene Förderangebote wie bspw. Coaching durchgeführt.<br />
Seite 26 von 32
Zielgruppen <strong>2010</strong> 2011 Differenz<br />
Alle 660 550 -110<br />
U25 338 303 -35<br />
25PLUS 182 139 -43<br />
50PLUS 120 96 -24<br />
Plätze insgesamt 1.300 1.088 -212<br />
Tabelle 5: Verteilung der Teilnahmeplätze in den Zielgruppen in den Jahren <strong>2010</strong> und 2011<br />
Neben den Förderangeboten nach § 16 <strong>SGB</strong> <strong>II</strong> i.V. mit § 46 <strong>SGB</strong> <strong>II</strong>I wurden im Berichtsjahr<br />
auch drei Projekte der freien Förderung (§ 16f <strong>SGB</strong> <strong>II</strong>) umgesetzt, da diese Rechtsgrundlage die<br />
Möglichkeit bietet, z. B. für bestimmte Zielgruppen besondere Konzepte anzuwenden:<br />
Theaterprojekt für die Zielgruppe 50PLUS,<br />
Hauswirtschaftsprojekt für Migrantinnen in Voll- und Teilzeit sowie<br />
Perspektivenprojekt für Vermittlung von Personen mit Förderung nach § 16e <strong>SGB</strong> <strong>II</strong>.<br />
Im Theaterprojekt 50PLUS ist es die Aufgabe aller Beteiligten, in drei Monaten ein Theaterstück<br />
mit allen Aufgaben bis zur Bühnenreife zu entwickeln und aufzuführen.<br />
Das Migrantinnenprojekt wandte sich an erwachsene Frauen mit Migrationshintergrund, die<br />
noch nicht oder seit längerer Zeit nicht am Arbeitsleben teilnahmen und deren informell erworbene<br />
Kenntnisse hinsichtlich einer beruflichen Eignung für den Küchen- oder Servicebereich in<br />
der Gastronomie überprüft und gefördert wurden.<br />
Zielgruppe des Perspektivenprojekts waren Menschen, die mehrere Vermittlungshemmnisse<br />
aufwiesen und die die Voraussetzungen erfüllten, nach den Vorgaben des § 16e <strong>SGB</strong> <strong>II</strong> mit einem<br />
Beschäftigungszuschuss gefördert zu werden. Aufgabe des beauftragten Trägers war es,<br />
Arbeitsplätze vorrangig im ersten Arbeitsmarkt zu akquirieren, die deren aktueller Leistungsfähigkeit<br />
entsprachen. Gleichzeitig galt es, Arbeitgeber davon zu überzeugen, dass auch Mitarbeiter<br />
mit geringeren Leistungen Fortschritte erzielen können.<br />
In der nachfolgenden Tabelle (vgl. Tab. 6) sind die Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen für<br />
den Bereich der unter 25-Jährigen dargestellt. Diese umfassten im Jahr <strong>2010</strong> insgesamt ein<br />
Volumen von rund 2.908.247 Euro. Die Abrechnung der Maßnahmenkosten wurde inklusive der<br />
Fahrtkosten und gegebenenfalls der Mehraufwandsentschädigung (MAE) erstellt.<br />
Maßnahmen für die unter 25-jährigen Kunden<br />
Berufliche außerbetriebliche Erstausbildung (BaE)<br />
Eignungsfeststellung<br />
Kompetenzagentur<br />
ESF-Projekt M-AUT<br />
Nachvermittlungsoffensive <strong>2010</strong><br />
Qualifizierende Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung (MAE)<br />
Projekt „Start.Zeit für Ausbildung“<br />
Trainingsmaßnahmen<br />
Vermittlungscoaching Beratung / Bewerbung / Aktivierendes Training<br />
Tabelle 6: Qualifizierungsmaßnahmen für die unter 25-Jährigen im Jahr <strong>2010</strong><br />
Seite 27 von 32
Welche Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen für die über 25-Jährigen angeboten wurden,<br />
das zeigt die nachstehende Tabelle (vgl. Tab. 7). Die Ausgaben betrugen rund 6.184.636 Euro.<br />
Maßnahmen für die über 25-jährigen Kunden<br />
Aktiv 50PLUS<br />
All-Club 50PLUS<br />
Belastungserprobung und Arbeitsdiagnostik<br />
Beschäftigungszuschuss - nach § 16e <strong>SGB</strong> <strong>II</strong><br />
Eignungsfeststellung Sozial-/ Pflegeberufe<br />
Einzelberatung 50PLUS<br />
Einzelcoaching 50PLUS<br />
Erstberatung 50PLUS<br />
Externes Fallmanagement für besondere Zielgruppen<br />
Intensivcoaching 50PLUS<br />
Internetcafe 50PLUS<br />
Jobcoaching 50PLUS<br />
Migrantinnenprojekt<br />
Nachvermittlungscoaching 50PLUS<br />
Qualifizierende Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung (MAE)<br />
Schwerbehinderten-Profiling<br />
Sozialpädagogische Begleitung (zu Integrationskursen BAMF)<br />
Projekt „Start.Zeit für Jobsuche“<br />
Theater-Projekt<br />
Trainingsmaßnahme für Akademiker<br />
Trainingsmaßnahme für Alleinerziehende<br />
Trainingsmaßnahmen<br />
Vermittlungscoaching Beratung / Bewerbung / Aktivierendes Training<br />
Vermittlungscoaching für Schwerbehinderte<br />
Vorbereitung AGH 50PLUS<br />
Aktiv 50PLUS<br />
Tabelle 7: Die Qualifizierungsmaßnahmen für die über 25-Jährigen im Jahr <strong>2010</strong><br />
In den vertraglich vereinbarten Qualifizierungsmaßnahmen betrug die Anzahl der tatsächlich<br />
besetzten Teilnehmerplätze 4.352 in Gruppenmaßnahmen für erwerbsfähige Hilfebedürftige ab<br />
25 Jahren sowie 1.306 in besonderen Qualifizierungsmaßnahmen für erwerbsfähige Hilfebedürftige<br />
unter 25 Jahren.<br />
Im Jahr <strong>2010</strong> wurden insgesamt 105 Gruppenmaßnahmen durchgeführt. Für diese Qualifizierungsmaßnahmen<br />
wurde ein Finanzvolumen von rund 9.092.883 Euro aufgewendet. Die Anzahl<br />
der tatsächlich besetzten Teilnehmerplätze belief sich auf insgesamt 5.658.<br />
Seite 28 von 32
Im Jahr <strong>2010</strong> wurden Leistungen für Eingliederung in Arbeit nach § 16 <strong>SGB</strong> <strong>II</strong> wie folgt erbracht:<br />
Angaben in Euro<br />
9.688.026,60<br />
2.539.375,53<br />
523.503,32<br />
40.305,87<br />
575.253,67<br />
Abrechnung der Ausgaben für Leistungen zur<br />
Eingliederung in Arbeit<br />
Objekt 1763 (klassisch), Ausgaben für Leistungen gemäß § 16<br />
Abs. 1 <strong>SGB</strong> <strong>II</strong> i. V. m. <strong>SGB</strong> <strong>II</strong>I<br />
Objekt 1763 (klassisch), Ausgaben für Leistungen nach dem<br />
<strong>SGB</strong> <strong>II</strong><br />
Objekt 1771 (§ 16 e <strong>SGB</strong> <strong>II</strong>, § 16 a <strong>SGB</strong> <strong>II</strong> a. F.), Ausgaben für<br />
befristete Beschäftigungszuschüsse<br />
Objekt 1771 (§ 16 e <strong>SGB</strong> <strong>II</strong>, § 16 a <strong>SGB</strong> <strong>II</strong> a. F.), Ausgaben für<br />
unbefristete Beschäftigungszuschüsse<br />
Objekt 1789 (§ 16f <strong>SGB</strong> <strong>II</strong>), Ausgaben für Leistungen nach §<br />
16f Abs. 1 i. V. m. Abs. 2 S. 1-6 <strong>SGB</strong> ii<br />
Tabelle 8: Die Höhe der Leistungen zur Eingliederung in Arbeit nach § 16 <strong>SGB</strong> <strong>II</strong> im Jahr <strong>2010</strong><br />
Seite 29 von 32
5 Bewertung und Ausblick<br />
Für die Pro Arbeit – Kreis Offenbach - (AöR) hatte die Integration in den ersten Arbeitsmarkt<br />
auch im Jahr <strong>2010</strong> wesentliche Priorität. Die Pro Arbeit vermittelte insgesamt 5.125 erwerbslose<br />
Hilfebedürftige in den ersten Arbeitsmarkt. Dieses Ziel wurde erreicht, obwohl die wirtschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen für die Eingliederung bzw. Beschäftigung langzeitarbeitsloser Menschen<br />
aufgrund der Wirtschaftskrise auch im Kreis Offenbach nach wie vor schwierig waren.<br />
Im Vergleich zum Vorjahr 2009, in dem 4.091 Vermittlungen erreicht worden sind, konnte die<br />
Anzahl von Vermittlungen im Jahr <strong>2010</strong> um ein Viertel gesteigert werden. Der monatliche<br />
Durchschnitt betrug 427 Vermittlungen. Weitere 855 Personen begannen ein Praktikum.<br />
Für die schnelle Eingliederung leistete die Sofortaktivierung einen wichtigen Beitrag: Neben der<br />
zielgenauen Zusteuerung der Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter 25 Jahren in das<br />
Projekt „Start.Zeit für Ausbildung“ werden seit 2009 auch die über 25-Jährigen in ein auf sie<br />
abgestimmtes Projekt „Start.Zeit für Jobsuche“ eingesteuert. Neben den Prinzipien „Fördern und<br />
Fordern“ ist die Hilfe zur Selbsthilfe ein zentrales Instrument. Um ein nachhaltiger Bestandteil<br />
der Arbeitsmarktpolitik zu sein, werden hier Leistungsbereitschaft und Eigenverantwortung gefordert<br />
und gefördert.<br />
Auch der Arbeitgeberservice (AGS), die 400 €-Vermittlung und die gezielte Erschließung von<br />
Stellenangeboten in Jobportalen und Printmedien boten gute Voraussetzungen für passgenaue<br />
Bewerbungen. Im Vergleich zum Vorjahr konnten die Vermittlungen in sozialversicherungspflichtige<br />
Beschäftigungsverhältnisse verdoppelt werden. 729 Vermittlungen bezogen sich überwiegend<br />
auf den Bereich der Zeitarbeit. Dabei hat die Bedeutung des AGS als zuverlässiger Ansprechpartner<br />
mit konstanten Dienstleistungsangeboten für die Arbeitgeber des regionalen Arbeitsmarktes<br />
kontinuierlich zugenommen. Im Mittelpunkt des Angebots stehen neben einer Bewerberauswahl<br />
auch Informations- und Beratungsgespräche zu aktuellen Stellenangeboten im<br />
Kreis Offenbach und Rhein-Main-Gebiet. Zugleich sind die vorliegenden Ergebnisse auch der<br />
sehr guten Zusammenarbeit mit externen Ansprechpartnern in Unternehmen im regionalen Umfeld<br />
zu verdanken.<br />
Auch die Abteilung Jobcoaching U25 und 25PLUS trug wesentlich zum Erfolg der Vermittlungen<br />
bei. Das Angebot zur Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit durch individuell angepasste<br />
Eingliederungsleistungen schlug sich auch im Jahr <strong>2010</strong> in den Vermittlungszahlen nieder. Neben<br />
Integrations- und Qualifizierungsmaßnahmen ist der Beratungsprozess ausschlaggebend<br />
für nachhaltige Vermittlungserfolge. Weitere Pluspunkte waren auch die Jobmesse Zeitarbeit,<br />
die zum vierten Mal mit Unterstützung von 15 Personalleasingfirmen, sowie die Sozial- und Gesundheitsmesse,<br />
die zum zweiten Mal erfolgreich veranstaltet wurde.<br />
Ein weiterer Baustein für die hohen Vermittlungszahlen waren die Beratungs- und Eingliederungsleistungen<br />
des Modellprojektes 50PLUS, das sich speziell auf die Vermittlung der entsprechenden<br />
Kundengruppe und ihre zielgruppenspezifische Betreuung ausgerichtet hat. Die Vermittlungen<br />
in der Gruppe der über 50-Jährigen waren äußerst erfolgreich. Seit vorletztem Jahr<br />
haben die Konzeption und der Einsatz gesundheitsfördernder Maßnahmen begonnen.<br />
Zugleich war die Einführung des neuen Fallsteuerungssystems fa:z modell Ausgangspunkt einer<br />
umfassenden Organisationsentwicklung. Da fast alle Organisationsbereiche der Pro Arbeit –<br />
Kreis Offenbach – (AöR) von Umstrukturierung betroffen sind, waren sowohl organisatorische<br />
und inhaltliche Veränderungen gleichzeitig umzusetzen.<br />
Seite 30 von 32
Während des ganzen Jahres wurde an der Optimierung des Fallmanagementsystems<br />
comp.ASS gearbeitet. Auf Grund des eingeführten fa:z modells wurde die damit verbundene<br />
Potenzialanalyse systemtechnisch aufbereitet, weiterentwickelt und implementiert.<br />
Um die Beschäftigungsfähigkeit der erwerbsfähigen Hilfebedürftigen deutlich zu verbessern und<br />
ihre nachhaltige Integration in den Arbeitsmarkt zu erreichen, wurden besondere Qualifizierungs-<br />
und Eingliederungsmaßnahmen benötigt. Im Jahr <strong>2010</strong> wurden insgesamt 36.807 Teilnahmen<br />
an aktivierenden und qualifizierenden Maßnahmen gefördert und im Rahmen der Förderstatistik<br />
an die Bundesagentur für Arbeit gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl<br />
der Teilnahmeplätze um rund 6% zurückgegangen. Fast zwei Drittel aller Maßnahmen waren<br />
darauf ausgerichtet, die Chancen auf Integration in den ersten Arbeitsmarkt zu verbessern.<br />
Zukünftig wird es für den Bereich Eingliederung (EGL) der Abteilung Arbeitsmarktpolitische Instrumente<br />
(API) zu den wesentlichen Aufgaben gehören, die Maßnahmenplanung qualitativ im<br />
Sinne des fa:z modells weiter voran zu treiben und die Methodik der quantitativen Erhebung der<br />
jeweiligen Ressourcen bezogenen Förderbedarfe weiter zu differenzieren. Die geplante Weiterentwicklung<br />
der Auswertungsmöglichkeiten im Rahmen der EDV-Fachanwendung comp.ASS<br />
wird dazu einen erheblichen Beitrag leisten.<br />
Eine künftige Zielsetzung des Bereichs EGL wird es auch sein, das Maßnahmencontrolling insbesondere<br />
hinsichtlich der „Qualitätskontrolle in der Leistungserbringung bei Trägern“ sowie<br />
„Optimierung der Mittelausschöpfung“ zu intensivieren. Im ersten Halbjahr 2011 wird dazu eine<br />
weitere Veranstaltung mit den Bildungs- und Beschäftigungsträgern stattfinden, um bisherige<br />
Erfahrungen bezüglich der praktischen Umsetzung des fa:z modells auszutauschen.<br />
Zugleich sind die effiziente Planung und effektive Verwendung des Eingliederungsbudgets zentrale<br />
Voraussetzung für erfolgreiche Integrationsleistungen. So wurde das Angebot an Eingliederungs-<br />
und Qualifizierungsmaßnahmen noch stärker auf die Erfordernisse der verschiedenen<br />
Alters bezogenen Zielgruppen abgestimmt: die unter 25-jährigen, über 25-jährigen und über 50-<br />
jährigen Kunden. Darüber hinaus werden in verschiedenen Schwerpunkten besondere, bedarfsorientierte<br />
Angebote bspw. für Migranten und Alleinerziehende sowie für unter 25-jährige<br />
Jugendliche und junge Erwachsene angeboten. Generelle Zielsetzung aller Maßnahmen ist die<br />
Wiederherstellung von Beschäftigungsfähigkeit, um nachhaltig erfolgreiche Integrationen in den<br />
Arbeitsmarkt zu erreichen.<br />
Auch in Zukunft ist es zentrale Aufgabe der Beteiligten, alle erwerbsfähigen Hilfebedürftigen bei<br />
der Pro Arbeit – Kreis Offenbach – (AöR) in Ausbildung oder Beschäftigung zu vermitteln. Auf<br />
diesem Wege sollen ihnen grundlegende Voraussetzungen und Möglichkeiten für eine selbstständige<br />
Lebensgestaltung zur Verfügung stellt werden. Durch die Unterstützung der Pro Arbeit<br />
sollen sie nachhaltig vor anhaltendem Sozialhilfebezug und Langzeitarbeitslosigkeit bewahrt<br />
werden.<br />
Seite 31 von 32
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Pro Arbeit – Kreis Offenbach – (AöR)<br />
Kommunales Jobcenter<br />
Werner-Hilpert-Str. 1<br />
63128 Dietzenbach<br />
www.proarbeit-kreis-of.de<br />
Redaktion:<br />
Dr. Susanne Simsek<br />
Seite 32 von 32