wissenstransfer als balanceakt sfb 580 - SFB 580 - Friedrich-Schiller ...
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Hildenbrand, References Literatur<br />
Bohler, Engelstädter,<br />
Franzheld, Schierbaum, Schmidt<br />
Utopien durch Herstellung von „neuen“<br />
Menschen und „neuen“ Gesellschaften<br />
Wirklichkeit werden zu lassen (Pohlmann<br />
2008). Theodor W. Adorno hat dies in<br />
einem viel beachteten Aufsatz folgendermaßen<br />
formuliert: „Zugleich obliegt es<br />
der eigentlichen Theorie der Gesellschaft,<br />
ihre Konzeption unermüdlich an den<br />
tatsächlichen Verhältnissen zu messen. …<br />
Gerade eine Theorie der Gesellschaft, der<br />
die Veränderung keine Sonntagsphrase<br />
bedeutet, muss die ganze Gewalt der widerstrebenden<br />
Faktizität in sich aufnehmen,<br />
wenn sie nicht ohnmächtiger Traum<br />
bleiben will, dessen Ohnmacht wiederum<br />
bloß der Macht des Bestehenden zugute<br />
kommt. Die Affinität der empirischen<br />
Sozialforschung zur Praxis, deren negative<br />
Momente man gewiss nicht leichtfertig<br />
einschätzen darf, schließt in sich das Potential,<br />
gleichermaßen den Selbstbetrug<br />
auszuschalten und präzis, wirksam in<br />
die Realität einzugreifen. Die endliche<br />
Legitimation des Verfahrens wird in einer<br />
Einheit von Theorie und Praxis liegen, die<br />
weder an den freischwebenden Gedanken<br />
sich verliert, noch in die befangene<br />
Betriebsamkeit abgleitet. Technisches<br />
Spezialistentum lässt sich nicht durch<br />
gewissermaßen ergänzend hinzutretende,<br />
abstrakte und unverbindliche humanistische<br />
Forderungen überwinden. Der Weg<br />
des realen Humanismus führt mitten<br />
durch die spezialistischen und technischen<br />
Probleme hindurch, wofern es<br />
gelingt, ihres Sinnes im gesellschaftlichen<br />
Ganzen inne zu werden und aus ihnen die<br />
Konsequenz zu ziehen“ (Adorno 1974, S.<br />
114f.). Wenn in den Projektanträgen des<br />
<strong>SFB</strong> <strong>580</strong> ein wie auch immer gearteter<br />
„Anwendungsbezug“ von Forschungsergebnissen<br />
unthematisiert bleibt, „unter<br />
der Hand“ sich aber eine rege Transfertätigkeit<br />
entwickelt, dann könnte<br />
dies ein Hinweis darauf sein, dass ein<br />
Großteil der Projekte im <strong>SFB</strong> <strong>580</strong> eine<br />
Trennung zwischen Grundlagen- und<br />
Anwendungsforschung nicht für sinnvoll<br />
erachtet, gleichzeitig aber die Aufhebung<br />
dieser Trennung nicht offensiv vertritt,<br />
sondern unausgesprochen realisiert. Ob<br />
damit gesellschaftsverändernde Ideen<br />
Marxscher oder anderer Provenienz verbunden<br />
sind, muss offen bleiben.<br />
• In der Medizin, so Johann Behrens<br />
(vom Teilprojekt zur Rehabilitation),<br />
meint „Grundlagenforschung immer<br />
und eindeutig „naturwissenschaftliche<br />
Laborforschung“ (z.B. Zellbiologie<br />
bis hin zu Forschung an Fliegen und<br />
Regenwürmern). Der Gegenbegriff zu<br />
Grundlagenforschung ist hier „klinische<br />
Forschung“. Sie hat mit Patienten bzw.<br />
Personen zu tun und ist ihrem Typus<br />
nach immer angewandte Forschung.<br />
Wenn sich klinische Forschung des<br />
Weiteren auf das Wohl von Patienten<br />
und Patientinnen bezieht, spricht man in<br />
der Medizin von „patientenorientierter<br />
klinischer Forschung“. Wenn sie sich<br />
darüber hinaus noch am ICF (Internationale<br />
Klassifikation der Funktionsfähigkeit,<br />
Behinderung und<br />
Gesundheit) orientiert, handelt<br />
Seite page 77<br />
es sich um „partizipationsorientierte<br />
klinische Forschung“.<br />
Erklärt man einem Referenten einer<br />
Förderinstitution in diesem Forschungsfeld,<br />
das Teilprojekt im <strong>SFB</strong> <strong>580</strong> betreibe