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wissenstransfer als balanceakt sfb 580 - SFB 580 - Friedrich-Schiller ...

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Vorstellung Transferpraxis References Literatur des Transferprojekts<br />

im <strong>SFB</strong> <strong>580</strong><br />

Diese Gefahr sehen die Mitarbeiter des<br />

Teilprojekts zur Kinder- und Jugendhilfe <strong>als</strong><br />

methodisch „beherrschbar“ an. „Zwar“, so lautet<br />

eine einschlägige Stelle im Interview, „zerlegen<br />

mir die Praktiker manchmal dermaßen<br />

unsere Hypothesen, dass ich dann ordentlich<br />

Mühe habe, sie wieder zusammenzusetzen.<br />

Aber wenn wir eine Hypothese mit der Praxis<br />

konfrontieren, ist das keine Betroffenenvalidierung<br />

oder was es sonst für Unsinn gibt in<br />

der so genannten Aktionsforschung. Mir kann<br />

keine Landfrau sagen, ob ich richtig liege mit<br />

meinen Hypothesen oder nicht. Sondern die<br />

Landfrau kann mir Fragen stellen, ans Material<br />

Fragen stellen, die mich provozieren, mein<br />

Material unter anderem Licht zu sehen. Und<br />

auf diese Weise gibt sie mir den Auftrag: Also<br />

da musst du noch mal genauer drüber nachdenken.“<br />

Das sei dann schon ein wichtiger<br />

Vermittlungsschritt, aber dass man - wie es in<br />

„vielfach aufgelegten“ Lehrbüchern der Qualitativen<br />

Sozialforschung heiße - mit seinen<br />

Ergebnissen zu den betreffenden Akteuren<br />

gehen solle, die diese Ergebnisse validieren,<br />

erscheint dem befragten Mitarbeiter „lächerlich“<br />

Dem gegenüber besage „discovery of a<br />

grounded theory“ (der methodische Leitfaden<br />

im Projekt zur Kinder- und Jugendhilfe) im<br />

Kern, „dass die Datenerhebung gemeinsam<br />

wächst mit ihrer Datenanalyse und dass aus<br />

den schrittweise entstehenden Ergebnissen<br />

der Analyse folgt, was ich <strong>als</strong> nächstes zu erheben<br />

habe. Und manchmal funktioniert<br />

das im Austausch mit der Praxis,<br />

Seite page 74 indem man der Praxis so erzählt, was<br />

man macht, welcher Idee man gerade<br />

auf der Spur ist, und dann sagen die:<br />

Oh, da hätten wir noch eine Idee, was Sie<br />

machen könnten. Und schon ist man in einem<br />

wechselseitigen Mikrosteuerungsprozess des<br />

Forschungsgeschehens. Was jetzt, wenn man<br />

das mit einem konventionellen Methodologen<br />

diskutieren würde, natürlich sofort erhebliche<br />

Probleme der Neutralität, der Distanz und<br />

der Variablenkontrolle und so was aufwerfen<br />

würde“. „Mikrosteuerung“ bedeute in dieser<br />

Sichtweise, Empfehlungen aus der Praxis zu<br />

folgen, „ohne unsere Generallinie“ zu verlassen.<br />

„Wir sitzen schon noch am Ruder. Aber die<br />

Feinkalibrierung des Kompasses beispielsweise,<br />

die diskutieren wir mit den Leuten, die wir<br />

untersuchen“.<br />

Das Bisherige zusammenfassend, stellen wir<br />

fest, dass im Wissenstransfer das Teilprojekt<br />

zur Kinder- und Jugendhilfe zunächst in zwei<br />

Schritten vorgeht. Der erste Schritt besteht<br />

im Austausch der Ergebnisse mit verantwortlichen<br />

Leitungskräften. Im zweiten Schritt<br />

werden dann auf dieser Ebene die Fragen<br />

diskutiert, „welche Fortbildungsmaßnahmen<br />

ein Allgemeiner Sozialer Dienst im Jugendamt<br />

braucht, um dem Personal auf die Sprünge zu<br />

helfen“, <strong>als</strong>o „Fortbildungsanstöße zu geben“<br />

(wie es ähnlich im Interview mit Mitarbeitern<br />

des Projekts zur Rehabilitation heißt). Das ist<br />

wichtig, weil Praktiker nach allgemeiner Erfahrung<br />

im <strong>SFB</strong> immer „Neues“ hören wollen.<br />

Dies hebt aber weiter auf den Gesichtspunkt<br />

der möglichen Prognostik ab. Da man Soziologie<br />

auch <strong>als</strong> „Krisenwissenschaft“ verstehen<br />

könne, so eine Aussage wieder aus dem Interview<br />

mit Mitarbeitern des Teilprojekts zur<br />

Kinder- und Jugendhilfe, gehe Sozialforschung<br />

immer mit gesellschaftlichen Problemdiagnosen<br />

einher. „Natürlich stellen wir Diagnosen.<br />

Wir machen keine Fallbeschreibung, sondern<br />

eine Fallrekonstruktion - und das heißt: eine<br />

Diagnose“. Aus einer Diagnose, die strukturelle<br />

Gründe für praktische Probleme im

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