wissenstransfer als balanceakt sfb 580 - SFB 580 - Friedrich-Schiller ...
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Vorstellung Transferpraxis References Literatur des Transferprojekts<br />
im <strong>SFB</strong> <strong>580</strong><br />
Einen ersten Hinweis auf die Bedeutung der<br />
fallrekonstruktiven Anlage der Forschungsarbeiten<br />
finden wir im Gespräch mit Mitarbeitern<br />
des Teilprojekts zum Fachkräftemangel.<br />
Dort führen die befragten Mitarbeiter aus,<br />
dass Juristen, deren berufliche Praxis durch<br />
die professionelle Bearbeitung von Fällen<br />
geprägt wird, „einen sehr gut eingespielten<br />
Prozess der Umsetzung von Erkenntnissen<br />
in handlungsrelevante Normen“ besäßen. Die<br />
könnten sich „gar nicht vorstellen, dass Forschung<br />
nicht handlungsrelevant“ sein könne.<br />
Bei den Soziologen sei „das weniger der Fall“.<br />
Die Befragten in diesem Teilprojekt leiten<br />
daraus die Notwendigkeit einer „Projektförmigkeit“<br />
der Sozialforschung ab. Im Kontext<br />
dieses letzten Transferwegs bedeutet dann<br />
„Projektförmigkeit“ nicht nur einen konkreten<br />
Bezug zur Praxis und eine gewisse Dauer und<br />
Tiefe der Analyse, sondern die Untersuchung<br />
von Fällen <strong>als</strong> individuellen und kollektiven<br />
Handlungseinheiten. Im Teilprojekt zur Kinder-<br />
und Jugendhilfe zum Beispiel können<br />
Fälle einzelne Klientinnen und Klienten, Familien,<br />
Einrichtungen (wie Beratungsstellen<br />
oder Heime), Trägerorganisationen (vor allem<br />
Jugendämter oder freie Wohlfahrtsverbände)<br />
sein. Das fallrekonstruktive Verfahren ist deshalb<br />
geeignet, eine dauerhafte und intensive<br />
Form des Austausches zwischen Theorie und<br />
Praxis zu initiieren.<br />
Das Kriterium der Dauer erfüllt<br />
auch eine Panelbefragung, wie sie<br />
Seite page 72 in einigen Projekten im A- und<br />
B-Bereich durchgeführt werden.<br />
Doch dieses Vorgehen erfüllt nicht<br />
das Kriterium der Intensität, wie das Beispiel<br />
des offenen Interviews zeigt. Die Bedeutung<br />
dieser Interviewform wird zwar in zahlreichen<br />
Gesprächen angedeutet - jedoch zumeist nur<br />
im Kontext der Vorbereitung der „eigentlichen“<br />
Erhebung im Sinne von: Praktiker regen<br />
zum Nachdenken an. So führen beispielsweise<br />
die Mitarbeiter des Teilprojekts zum Generationswechsel<br />
im Management aus, befragte<br />
Praktiker „fungierten <strong>als</strong> Stichwortgeber“, aber<br />
der „eigentliche Diskurs über die Relevanz<br />
der Forschungsergebnisse“ finde in der Forschergemeinschaft,<br />
„unter Soziologen“ statt.<br />
Aus diesen methodischen Überlegungen und<br />
Feststellungen zum Theorie-Praxis-Austausch<br />
ziehen wir deshalb für den hier explizierten<br />
Transferweg den Schluss: Ein dauerhafter und<br />
symmetrischer Austausch findet erst im Kontext<br />
fallrekonstruktiver Sozialforschung statt.<br />
In „Reinkultur“ findet sich ein solcher Theorie-<br />
Praxis-Austausch beim Teilprojekt zur Kinderund<br />
Jugendhilfe, wenn regelmäßig (ein Mal<br />
im Jahr) Fallbesprechungen von Mitarbeitern<br />
des Forschungsprojekts und Praktikern aus<br />
den kooperierenden Jugendämtern gemeinsam<br />
durchgeführt und damit drei Zwecke auf ein<br />
Mal realisiert werden: (1) Es werden Daten<br />
zum Thema professionelles Handeln generiert,<br />
wenn zum Beispiel Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter des Allgemeinen Sozialen Diensts<br />
im Jugendamt gebeten werden, einen schwebenden<br />
Fall der Kindeswohlgefährdung in der<br />
Fallbesprechung vorzustellen. (2) Dann werden<br />
Daten zu den Klienten generiert, die im Erhebungsschema<br />
„gemeinsame Fallbesprechung“<br />
dichter und unmittelbarer zugänglich werden<br />
<strong>als</strong> im Interview. (3) Schließlich wird diese<br />
Form der Veranstaltung von den Teilnehmenden<br />
<strong>als</strong> Fortbildung (Fallsupervision im Team)<br />
gerahmt, und damit <strong>als</strong> eine Veranstaltung, die<br />
im Bereich der Professionen <strong>als</strong> regelmäßige,<br />
berufsbegleitende Weiterbildung üblich ist.<br />
Die letztgenannte Komponente setzt allerdings