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wissenstransfer als balanceakt sfb 580 - SFB 580 - Friedrich-Schiller ...

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Hildenbrand, References Literatur<br />

Bohler, Engelstädter,<br />

Franzheld, Schierbaum, Schmidt<br />

unseres Erachtens durch eine hohe Suggestivkraft<br />

aus. Er erspart es einem <strong>als</strong> Befragten im<br />

Interview, den Begriff der Praxis zureichend<br />

definieren und die methodischen Schritte<br />

im Aufbau des „wissenschaftlichen Spiegels“<br />

darlegen zu müssen, in dem sich die Aussagen<br />

der befragten Praktiker „brechen“ und - in<br />

ein neues, spezifisch wissenschaftliches Bedeutungsspektrum<br />

integriert - wieder zurück<br />

„projiziert“ werden. Dem gegenüber stellen<br />

sich zumindest ansatzweise die Teilprojekte<br />

zur Kinder- und Jugendhilfe, zum Bürgerschaftlichen<br />

Engagement, zur Rehabilitation<br />

und zu Bewältigungsressourcen von sozialem<br />

Wandel der Aufgabe einer positiven Bestimmung<br />

des Praxisbegriffs und der methodischen<br />

Schritte im Theorie-Praxis-Austausch. Für die<br />

Mitarbeiter des Teilprojekts zur Rehabilitation<br />

besteht Praxis „im lebensweltlichen Entscheiden<br />

unter Handlungsdruck“. „Wir gehören <strong>als</strong><br />

Nicht-Forscher“, heißt es weiter im Interview,<br />

„der Praxis an, haben aber <strong>als</strong> Forscher die<br />

Entlastung, dass zum Beispiel Fallverläufe<br />

ohne Zeit- und Entscheidungsdruck der<br />

Handelnden nachvollzogen werden können.<br />

Dieselbe Person wechselt unter Umständen<br />

in den Bereich der Praxis und zurück. Dies<br />

ist eine Definition von Haltung, aber keine<br />

Personendefinition.“ In dieser Aussage sind<br />

zwei wichtige Bestimmungen enthalten: Praxis<br />

hängt begrifflich mit Handeln zusammen und<br />

handeln können nur Akteure, aber keine Sozi<strong>als</strong>trukturen<br />

und Systeme. Sodann gibt es keine<br />

ontologische Differenz zwischen Theorie und<br />

Praxis, sondern nur eine habituelle.<br />

Hier setzt auch die Definition des Praxisbegriffs<br />

beim Teilprojekt zur Kinder- und Jugendhilfe<br />

an. Die einschlägige Aussage im Interview<br />

schließt explizit an den Begriff des frühen,<br />

praxisphilosophischen Marx und implizit an<br />

den eher apokryphen, lebensphilosophischen<br />

Praxisbegriff von Nietzsche an, wenn es heißt:<br />

„Praxis ist alles, was dazu dient, sich am Leben<br />

zu erhalten - und zwar in sozialen Kontexten.“<br />

Dem entspricht auch der Oevermannsche<br />

Begriff der autonomen Lebenspraxis. Doch<br />

an dieser Stelle gehen die Ausführungen<br />

im Teilprojekt zur Kinder- und Jugendhilfe<br />

über die der Mitarbeiter im Teilprojekt zur<br />

Rehabilitation hinaus und greifen auf der so<br />

entwickelten Basis bzw. in dem explizierten<br />

strukturtheoretischen Rahmen den Ansatz<br />

des Differenzierungsparadigmas auf, wie er<br />

im letzten Konzepttyp zu sehen war. Leben<br />

<strong>als</strong> Erkennen und Bewältigen von Problemen<br />

und Krisen sei zusammengenommen eine<br />

Praxis - „aber jetzt nur auf der Ebene von Individuen.<br />

Auf der Ebene von Organisationen<br />

ist dies nochm<strong>als</strong> anders. Da geht es um die<br />

Problemstellung im Zuge der gesellschaftlichen<br />

Arbeitsteilung, mit der Organisationen<br />

zu tun haben“. Das Projekt zur Kinder- und<br />

Jugendhilfe zum Beispiel untersuche ein institutionelles<br />

Feld (das der Kinder- und Jugendhilfe),<br />

„wo sich Routinen einstellen, wo sich<br />

Deutungsmuster einstellen darüber, wie man<br />

die Aufgaben erledigt, wo es einen Gesetzesapparat<br />

gibt, der die Rahmenbedingungen<br />

dieses Handelns setzt, der die Aufgaben definiert“.<br />

Das alles wäre dann gesellschaftliche<br />

Praxis auf der institutionellen Ebene. Solche<br />

Institutionen müsste man wieder in<br />

eine umfassendere gesellschaftliche<br />

Organisationsform bis hin zu in-<br />

Seite page 31<br />

ternationalen Organisationsformen<br />

einbetten. Auf Nachfrage erfolgt<br />

im Interview ein weiteres „Einkreisen“ des<br />

Praxisbegriffs in diesem Teilprojekt. „Na gut,<br />

den Praxisbegriff hätte ich jetzt natürlich

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