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wissenstransfer als balanceakt sfb 580 - SFB 580 - Friedrich-Schiller ...

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Sozialwissenschaften References Literatur und<br />

gesellschaftliche Praxis<br />

wissenschaftlicher Prinzipien erklären, und sie<br />

soll „zum Selbstverständnis und zur Orientierung<br />

gegenwärtiger Gesellschaften sowie ihrer<br />

wahrscheinlichen (oder gar wünschenswerten)<br />

Zukunft maßgeblich beitragen“ (<strong>Friedrich</strong>s,<br />

Lepsius und Mayer 1998, S. 9). Die Autoren<br />

stellen in der Soziologie eine unterschiedliche<br />

Bereitschaft fest, dem gesellschaftlichen Orientierungsauftrag<br />

nachzukommen. Während<br />

die einen von der Diagnosefähigkeit der<br />

Soziologie und ihrem Nutzen für die Gesellschaft<br />

überzeugt seien, verträten die „Puristen“<br />

(<strong>Friedrich</strong>s, Lepsius und Mayer 1998, S. 10)<br />

die Auffassung, dass Gesellschaftsdiagnosen<br />

„prinzipiell wegen der Komplexität gesellschaftlicher<br />

Zusammenhänge und der historischen<br />

Kontingenz gesellschaftlicher Entwicklungen“<br />

(<strong>Friedrich</strong>s, Lepsius und Mayer 1998,<br />

S. 10) nicht seriös seien.<br />

Bei der Behandlung der Frage, ob die Soziologie<br />

überhaupt diagnosefähig sei, sehen sich die<br />

Autoren mit zwei widersprüchlichen Sachverhalten<br />

konfrontiert: Während es auf der<br />

einen Seite der Soziologie nicht gelungen sei,<br />

den Zusammenbruch des Sowjetreichs vorherzusagen<br />

(mit wenigen Ausnahmen, wozu<br />

Lutz Niethammer gezählt wird, der jedoch<br />

kein Soziologe, sondern Historiker ist und<br />

daher durch die Soziologie nicht in Anspruch<br />

genommen werden kann), und während die<br />

Autoren der Transformationsforschung attestieren,<br />

sie habe sich mehr durch<br />

„politische und normative Voreinstel-<br />

Seite page 16 lungen“ <strong>als</strong> durch Wissenschaft leiten<br />

lassen (<strong>Friedrich</strong>s, Lepsius und Mayer<br />

1998, S. 13), bestehe auf der anderen<br />

Seite „ein Bedarf an gesellschaftlicher Orientierung“.<br />

Mehr noch: Es müsse eine „starke<br />

innerprofessionelle Norm Geltung besitzen,<br />

gesamte Gesellschaften und ihre dominanten<br />

Entwicklungspfade auf den Begriff bringen<br />

und ableitungsgerecht konstruieren zu sollen“<br />

(<strong>Friedrich</strong>s, Lepsius und Mayer 1998, S. 13).<br />

In dieser Situation präsentieren die Autoren<br />

einen überraschenden Vorschlag Hartmut<br />

Essers: Bei soziologischen Großdiagnosen wie<br />

„Risikogesellschaft“, „Erlebnisgesellschaft“ etc.<br />

komme es weniger auf die konkreten Ergebnisse<br />

<strong>als</strong> auf „Diskussionsimpulse“ (Esser 1987, S.<br />

811) an - nicht ohne mit Esser auf die Gefahr<br />

solcher vereinfachter Diagnosen hinzuweisen:<br />

Es handelt sich um „die Vermittlung der Illusion,<br />

<strong>als</strong> bilde die Gesellschaft <strong>als</strong> nominal benannter<br />

Typus auch eine eigene reale Einheit“<br />

(Esser 1993).<br />

Nun deutet sich hier schon ein Problem an, auf<br />

welches die Autoren in diesem Beitrag nicht<br />

eingehen: Was ist eine Diagnose wert, die zur<br />

Frage der daraus resultierenden Therapie nichts<br />

beizutragen hat? Für <strong>Friedrich</strong>s, Lepsius und<br />

Mayer steht die Problematik im Vordergrund,<br />

• dass die Soziologie mit massiven gesellschaftlichen<br />

Problemlagen konfrontiert<br />

ist (<strong>als</strong> Beispiel führen sie den Umbau<br />

des Sozi<strong>als</strong>taats und die Veränderung der<br />

Industriegesellschaft an),<br />

• dass von ihr sinnstiftende Orientierungsleistungen<br />

erwartet werden,<br />

• dass sie dies jedoch nur unter dem Bruch<br />

ihres soziologischen (wissenschaftlichen)<br />

Credos leisten könne: „Der gesellschaftliche<br />

‚Nutzen’ der Soziologie liegt offenbar<br />

viel weniger in zuverlässiger Beschreibung<br />

und technologisch umsetzbarem Kausal-

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