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tuelle Gesellschaftsveränderungen zu erklären. Die Antwort lautet: Generationen können dann beobachtet werden, wenn wechselseitige Erwartungen auf der Basis chronologisch differenzierter Ressourcen- oder Erwartungsaufschichtungen verhandelt werden. Erst die Analyse von selbst- oder fremdzugeschriebenen Erwartungen und hierauf basierender Aushandlungen und Entscheidungen ermöglichen es, die Rolle und Bedeutung von Generationen als Gestaltungsträger sozialen Wandels zu analysieren. Dies gilt für Aushandlungen auf der Makroebene, wie anhand des Beispiels politischer Handlungen im Zuge des demographischen Wandels gezeigt wurde. Und es gilt ebenso auf der Mikro- und Mesoebene, dargestellt am Beispiel organisationsdemographischer Wirkungen im Kontext wechselseitig unterschiedlicher Erwartungen von Zugangs- und Bestandsgenerationen von Betrieben. 3. Resümee Deutlich geworden ist, Generationen können dann beobachtet werden, wenn wechselseitige Erwartungen auf der Basis chronologisch differenzierter Ressourcen- oder Erwartungsaufschichtungen verhandelt werden. D.h. allein die äußere Identifizierung von zeitlich beeinflussten Kohortengruppen reicht in dem hier vorgestellten Begriffsverständnis nicht aus, um von Generationen zu sprechen. Zu schnell wird der sinnhafte Gehalt des Neuen in seinen ambivalenten Bezügen zum Bisherigen zugunsten des einfach Neuen aufgegeben. Der sinnhafte Gehalt offenbart sich in wechselseitigen Identifizierungs- und Aushandlungsprozessen, die auf der Basis zeitversetzter Ressourcen- und Erfahrungsaufschichtungen immer wieder neu zu beobachten sind. Mit der Deutung von Generationen als zeitdynamische Strukturierung von Gesellschaft und ihren Organisationen wird es möglich, die vielschichtigen Ambivalenzen in den Beziehungen zwischen Neuem und Bisherigem erfassen. In der Analyse geht es dann nicht um die Frage, ob der Blick in Richtung sogenannter Mikrooder Makrophänomene gerichtet wird. Wichtig für eine Beobachtung ist vielmehr, ob es in der Forschungspraxis gelingt, ein feines analytisches Instrumentarium zu finden, das den Veränderungen und den Vielschichtigkeiten der direkten und indirekten Aushandlungsprozesse gerecht wird. Methodisch ist hierfür die Methode der Kohortenanalyse mit Erhebungsinstrumenten zusammenzuführen, die geeignet sind die wechselseitigen Erwartungen von Altersoder Mitgliedschaftsgruppen im Kontext ihrer Ressourcen-, Wert- oder Erfahrungsaufschichtungen zu erfassen. Vielschichtig sind erstens die Aushandlungsprozesse selbst, d.h. ihre handlungsraumspezifischen organisatorischen und institutionellen Muster, Regeln und Verfahren, zweitens, die sinnstiftenden Erlebnisse und Ressourcen der Gruppen, die in generationelle Aushandlungen eintreten, sowie drittens, die differenzierten sozialisations- und allokationsbezogenen Anlässe, welche den Beginn oder die Fortsetzung der wechselseitigen Zuweisungen als Generation befördern können.
Als Sozialwissenschaftler sind wir es gewohnt, mit der Vielschichtigkeit von Entwicklungen umzugehen. Doch gerade die Betrachtung zeitdynamischer Entwicklungen bereitet in methodischer Hinsicht Mühe. Generation als zeitdynamische Strukturierung zu beobachten, bietet allerdings die Chance, gesellschaftliche Wandlungsprozesse, so dynamisch sie auch erscheinen mögen, in ihren Ambivalenzen zwischen Neuerungen und Bewahrungen wahrzunehmen und sie einem Erklärungsmodell erkenntnisfördernd zuzuführen. 4. Literatur Becker, Henk A. (1989): Generation, Handlungsspielräume und Generationspolitik. In: Weymann, Ansgar (Hrsg.): Handlungsspielräume. Stuttgart: Enke, S. 76-89 Billerbeck, Liane von (1999): Generation Ost. Aufmüpfig, angepaßt, ehrgeizig? Jugendliche nach der Wende. Zwölf Selbstaussagen. Berlin: Links Verlag Blossfeld, Hans-Peter (1989): Kohortendifferenzierung und Karriereprozeß. Frankfurt a.M.: Campus Böpple, Friedhelm; Knüfer, Ralf (1996): Generation XTC. Techno und Ekstase. dtv Taschenbücher. Berlin: Verlag Volk und Welt Bourdieu, Pierre (1982): Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. Frankfurt a.M.: Suhrkamp Buchhofer, Bernd / Friedrichs, Jürgen / Lüdtke Hartmut (1970): Alter, Generationsdynamik und soziale Differenzierung. Zur Revision des Generationsbegriffs als analytisches Konzept. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 22, S. 330-334 Dilthey, Wilhelm (1957): Über das Studium der Geschichte der Wissenschaften vom Menschen, der Gesellschaft und dem Staat. In: Dilthey, Wilhelm: Gesammelte Schriften. Band V. Stuttgart: Teubner, S. 36-41 Eisenstadt, Shmuel N. (1964): From Generation to Generation. Age Groups an Social Structure. New York: Free Press Farin, Klaus (2001): Generation-kick.de. Jugendsubkulturen heute. München: Beck Verlag Hareven, Tamara K. (1997): Altern und Generationenbeziehungen in historischer und lebenslauftheoretischer Perspektive. In: Mansel, Jürgen / Rosenthal, Gabriele / Tölke, Angelika (Hg.): Generationen-Beziehungen, Austausch und Tradierung. Opladen: Westdeutscher Verlag, S. 43-56 Heinz, Walter (Hg.) (2000): Übergänge, Individualisierung, Flexibilisierung und Institutionalisierung des Lebenslaufs. (Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation; Beiheft 3): Weinheim: Juventa Illies, Florian (2000) Generation Golf. Eine Inspektion. Berlin: Argon Kertzer David I. (1983): Generation as a Sociological Problem. In: Annal Review of Sociology 9, S. 125-149 Kaufmann, Franz-Xaver (1993): Generationenbeziehungen und Generationenverhältnisse im Wohlfahrtsstaat. In: Lüscher, Kurt; Schultheis (Hg.): Generationenbeziehungen in »postmodernen« Gesellschaften. Konstanz: Universitätsverlag Konstanz, S. 95-108 Kaufmann, Franz-Xaver (1997): Herausforderungen des Sozialstaates. Frankfurt a.M.: Suhrkamp Leggewie, Claus (1995): Die 89er. Portrait einer Generation. Hamburg: Hoffmann und Campe Leisering, Lutz / Müller, Rainer / Schumann, Karl F. (Hrsg.) (2001): Institution und Lebensläufe im Wandel. Weinheim und München: Juventa
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