Generation als zeitdynamische Strukturierung von ... - SFB 580
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Handel. Sie sind schon jetzt, und werden vor allem in Zukunft, in erheblichem Maße durch<br />
altersstrukturelle Verwerfungen gekennzeichnet sein.<br />
Soviel zu dem erwarteten Szenario. Doch welche Erkenntnisse bietet die Betrachtung <strong>von</strong><br />
<strong>Generation</strong>en <strong>als</strong> interagierende Relationsgefüge?<br />
Das es sich bei diesem Szenario – im Gegensatz zum vorherigen zweiten Beispiel – um mehr<br />
<strong>als</strong> um strukturelle Folgen demographischer Veränderungen handelt wird deutlich, wenn wir<br />
uns in ostdeutschen Betrieben die wechselseitigen Erwartungen der jeweiligen Alters- oder<br />
Zugangsgruppen betrachten. Wie wir aus einer Reihe <strong>von</strong> Betriebsfallstudien wissen (Struck/<br />
Simonson 2000), gelten Einsteiger, und hier vor allem Jüngere, den betrieblichen Bestandsgruppen<br />
– ich zitiere zwei Personalverantwortliche – <strong>als</strong> „Hoffnungsträger“ (B1), die auf der<br />
Basis ihrer aktuelleren Ausbildung „neue Gedanken und Informationen“ (B2) ins Unternehmen<br />
bringen und sich „schneller [<strong>als</strong> eingelebte Beschäftigte anpassen] ..., wenn sie eine<br />
neue Technik vorfinden“ (B1). Dabei müssen Einsteiger – in den Worten <strong>von</strong> länger Beschäftigten<br />
– „gezielt gefördert“ (B6, K1, U5, C3), „eingeschworen“ (K7), sowie „geformt“ (C2)<br />
werden, um die Tätigkeiten und die Arbeitskultur <strong>von</strong> der „Pike auf“ (K4) kennen zulernen.<br />
Den schon länger dem Betrieb angehörigen Gruppen kommt dann in ihrer Selbst- wie in der<br />
Fremdzuschreibung <strong>von</strong> Seiten der Zugangsgruppen die Aufgabe zu, auf der Grundlage der<br />
gewonnenen Erfahrungen, d.h. ihrer überfachlichen Qualifikationen, ihres höheren Realitätsund<br />
Verantwortungsbewusstseins und ihrer sozialen Kompetenz die Integration der Zugangsgruppen<br />
zu gewährleisten. Dabei erwarten vor allem die älteren ostdeutschen Beschäftigten,<br />
für die der schwierige Strukturwandelsprozess mit einer sehr hohen Leistungsverausgabung<br />
und geringen Löhnen verbunden war und vielfach noch ist, sehr viel Anpassungsbereitschaft<br />
und Leistung <strong>von</strong> den derzeit noch spärlich eintretenden Zugangsgruppen.<br />
Der Blick auf die wechselseitigen Erwartungen verdeutlicht die Ambivalenz, die zwischen<br />
Neuerung, auf der Basis der aktuellen Ausbildung, und der Bewahrung, <strong>als</strong> betriebliche Sozialisationsleistung,<br />
besteht. Hier treffen wir auf Aushandlungen zwischen <strong>Generation</strong>en, die<br />
sich auf Wissens- und Erfahrungstransfers, auf Statuspositionen und ihre Erreichbarkeit sowie<br />
auf Bewertungen <strong>von</strong> Leistungsanforderungen richten. Dabei werden Beschäftigte ihr<br />
Wissen und ihre Erfahrungen nur dann an Zugangsgruppen weitergeben, wenn sie ihren Status<br />
auch zukünftig <strong>als</strong> ungefährdet ansehen. Und vergleichbar werden Zugangsgruppen sich<br />
eher auf eine Einpassung in das zunächst zugewiesene betriebliche Status- und Wertegefüge<br />
einlassen, wenn sie ihre Ambitionen und Statuserwartungen <strong>als</strong> ebenfalls längerfristig gesichert<br />
betrachten können.<br />
Folgende Überlegungen, die an die organisationsdemographischen Untersuchungen etwa <strong>von</strong><br />
Jeffery Pfeffer (1985) und Werner Nienhüser (1998; 2000) anknüpfen, verdeutlichen den<br />
Zusammenhang zwischen Kohortendominanzen und Anlässen einer möglichen generationalen<br />
Aushandlungen.