Generation als zeitdynamische Strukturierung von ... - SFB 580
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der »Wende« und der rapide Einbruch nach 1990. Zweitens wurden im Zuge des betrieblichen<br />
Anpassungen zu Beginn der 90er Jahre vor allem Beschäftigte im Alter über 55 freigesetzt<br />
und leistungs- und qualifikationsstarke mittelalterliche Beschäftigtenstrukturen aufgebaut.<br />
Da aufgrund der fortgesetzten Schwäche der wirtschaftlichen Entwicklung kaum neue Beschäftigte<br />
eingestellt wurden, kam es zu einer altersdemographischen Verschiebung der gemeinsam<br />
alternden und <strong>von</strong> der Bewältigung des Umbruch geprägten »Betriebsfamilien«<br />
sowie zu erheblichen Übergangsschwierigkeiten der nachwachsenden Kohorten (Lutz/ Grünert/<br />
Steiner 2000; Struck/ Simonson 2000). Die Folgen sind bekannt: Probleme an der sogenannten<br />
»ersten« und »zweiten Schwelle« des beruflichen Übergangs, Abwanderung der Jugendlichen<br />
in den Westen sowie Probleme ein meritokratisches Bildungsanreizsystem aufrechtzuerhalten<br />
(allgemein Mayer 1995).<br />
Vor diesem Hintergrund spricht beispielsweise Burkart Lutz <strong>von</strong> einem blockierten <strong>Generation</strong>enaustausch<br />
(Lutz 2000) und einer »verlorenen <strong>Generation</strong>«.7 Zweifellos bestehen altersgruppenspezifische<br />
Risiken am ostdeutschen Arbeitsmarkt, die – entgegen der zunehmend<br />
relevanten demographischen Grundentwicklung – organisationsdemographische und regional-wirtschaftsstrukturelle<br />
Ursachen haben. Und tatsächlich könnte man angesichts dessen<br />
meinen, eine solche schwierige Situation böte Anlass für wechselseitige Zuweisungen <strong>als</strong><br />
<strong>Generation</strong>, die dann im Zuge der Aushandlungen um sozialisatorisch vermittelte Werte und<br />
Allokationschancen identifizierbar würden. In Ostdeutschland kommt es jedoch zu solchen<br />
generationalen Selbst- oder Fremdzuweisungen – zumindest in Bezug zu den allgemeinen<br />
Beschäftigungsproblemen – nicht.<br />
Abbildung 1:<br />
Altersbedingte Ersatzbedarfe und Nachfrage nach Ausbildungsplät<br />
zen in Ostdeutschland<br />
250000<br />
200000<br />
Abgänge der<br />
60 bis 65 jährigen<br />
150000<br />
100000<br />
50000<br />
Nachfrage nach<br />
Ausbildungsplätzen<br />
0<br />
2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014<br />
Quellen: Absolventenprognose der Kultusministerkonferenz; Statistische Landesämter<br />
In dem hier gewählten zweiten Beispiel zeigt sich <strong>als</strong>o: Nicht jedes kohortendifferenzierende<br />
Problem kann <strong>als</strong> <strong>Generation</strong>sproblem gedeutet werden. Die Ursache in der vorliegenden<br />
Situation eines Nachwuchsüberhangs liegt darin, dass die schwierige Bewältigung des Er-