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Generation als zeitdynamische Strukturierung von ... - SFB 580

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2.1 Rückgang der Erwerbspersonenzahl <strong>als</strong> Aushandlungsanlass zwischen Gene<br />

rationen<br />

Zunächst zum Rückgang des Erwerbspersonenpotenti<strong>als</strong>. Die allgemeine demographische<br />

Entwicklung ist weitgehend bekannt und es genügt eine knappe Skizzierung: Erstens: Eine<br />

sinkende und gleichbleibend niedrige Geburtenzahl und eine steigende Lebenserwartung führen<br />

zu einem Bevölkerungsrückgang und zu einer altersdominierten demographischen Verteilung.<br />

Zweitens: Die Erwerbsbevölkerung wird zwischen 2000 und 2040 um knapp ein Fünftel<br />

sinken (Pack u.a. 1999). Drittens: Geschähe nichts, wäre die verminderte Zahl der Erwerbstätigen<br />

nicht in der Lage die gesellschaftliche Wohlfahrtsentwicklung auch nur annährend zu<br />

sichern. Dies bedeutet wiederum viertens: Es besteht Anlass gegenläufige Effekte zu stärken.<br />

Und genau das wird auf politischer Ebene versucht, wobei zwischen allen Parlamentsparteien<br />

wie zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganen auf betrieblicher und überbetrieblicher<br />

Ebene im Grundsatz eine große Übereinstimmung in der Umsetzung folgender Maßnahmen<br />

besteht: Nutzung <strong>von</strong> Wanderungsgewinnen einer gezielten Zuwanderungspolitik, Rückführung<br />

der langen Ausbildungszeiten, Erhöhung des Rentenalters durch unattraktivere<br />

Frühverrentung, Erschwerung der Berufs- und Erwerbsunfähigkeitszugänge und eine Verbesserung<br />

der Arbeitsbedingungen sowie eine höhere Ausschöpfung des weiblichen Erwerbspotenti<strong>als</strong><br />

durch verbesserte Vereinbarkeitsmöglichkeiten <strong>von</strong> Familie und Beruf sollen zusammen<br />

mit Produktivitätssteigerungen den demographischen Rückgang des Erwerbspersonenpotenti<strong>als</strong><br />

kompensieren. Solche gegenläufigen Maßnahmen kennzeichnen schon heute politisch<br />

vermittelte Aushandlungen zwischen den Erwartungen <strong>von</strong> <strong>Generation</strong>en. Im Ergebnis<br />

laufen sie auf eine Belastung älterer <strong>Generation</strong>en und eine Verschiebungen des Ressourcentransfers<br />

in Richtung der jüngeren <strong>Generation</strong>en hinaus, die diese dann in Form einer kindorientierten<br />

Familienförderung oder in Form einer Verbesserung der Bildungs- und Forschungslandschaft<br />

usw. erreichen. Wenn es im Zuge der Aushandlungen gelingt, dass eine veränderte<br />

wohlfahrtsstaatliche Lastenverteonilung hilft, die Kontinuität über das Leben hinweg zu<br />

sichern, dann stoßen diese Maßnahmen auf die breite Akzeptanz der <strong>von</strong> den demographischen<br />

Wirkungen zunächst ungleich betroffenen <strong>Generation</strong>en. Franz-Xaver Kaufmann weist<br />

darauf hin, dass sich <strong>Generation</strong>slagen „in auffallend geringem Maße <strong>als</strong> sozial oder gar politisch<br />

organisationsfähig erwiesen haben“ (Kaufmann 1993: 104). Diese Aussage gilt, ungeachtet<br />

der <strong>als</strong> Verschärfung zunehmend ins öffentliche Bewusstsein gerungenen Problemlage,<br />

auch heute. Die Ursache sieht er in einer Zusammenhalt stiftenden Funktion der Familie. Sie<br />

fördert die intergenerationelle Solidarität im unmittelbar erlebbaren Beziehungskontext und<br />

liefet damit die Legitimationsbasis für die in Deutschland bestehenden Umverteilungsarrangements.<br />

Aus meiner Sicht ebenso bedeutsam ist jedoch, dass die sozialpolitischen Umverteilungssysteme<br />

in starkem Umfang auf Äquivalenzprinzipien beruhen. Individuell getätigte<br />

Einzahlungen ins soziale Sicherungssystem begründen individuelle Anwartschaften, die zudem<br />

<strong>von</strong> (fast) jedem Zahler in Form <strong>von</strong> Arbeitslosengeld oder Rente usw. im Verlauf des Lebens<br />

in Anspruch genommen werden. Bestehende Umverteilungswirkungen zwischen Geschlech-

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