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gPDF - SFB 580 - Friedrich-Schiller-Universität Jena

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Beschäftigungsform Editorial Praktikum<br />

einschlägig Qualifizierten an Marktmacht<br />

gewinnen und Praktika für die Berufseinmündungsphase<br />

wieder an Bedeutung verlieren.<br />

Weiterhin spielen vermutlich auch die im<br />

Zuge der Bologna-Reform verankerten Praktika<br />

während des Studiums eine Rolle: Man<br />

kann davon ausgehen, dass Betriebe als Folgeerscheinung<br />

stärker als früher auf Praktikanten<br />

zurückgreifen, die sich noch in der Ausbildung<br />

befinden. Dies belegen indirekt auch die neuesten<br />

Zahlen des Instituts für Arbeitsmarktund<br />

Berufsforschung, wonach die Zahl der<br />

Praktikanten von 2006 bis 2010 mit jährlich<br />

ca. 600.000 stabil ist. (Hohendanner/Rebien<br />

2011) Die Zunahme von Praktika als integrativer<br />

Bestandteil des Bachelor-Studiums bedeutet<br />

allerdings, dass der „Praktikumsmarkt“<br />

für Absolventen schrumpft. Aus betrieblicher<br />

Sicht können studentische Praktika zwar<br />

günstige Arbeitskräfte und eine frühzeitige<br />

Rekrutierungsmöglichkeit bieten, eine Nutzung<br />

im Sinne eines Flexibilitätsinstruments<br />

ist dagegen allerdings kaum vorstellbar. Aus<br />

arbeitsmarktpolitischer Sicht kann das Praktikum<br />

einerseits als Instrument zur Erhöhung<br />

der Beschäftigungsfähigkeit von Berufseinsteigern<br />

gesehen werden. Andererseits wird<br />

bspw. von der Bundesagentur für Arbeit das<br />

Praktikum als Eingliederungshilfe für Arbeitssuchende<br />

verstanden, die den Schritt in den<br />

Ausbildungsmarkt nicht ohne Hilfe zu leisten<br />

vermögen. Somit wäre das Praktikum als bildungspolitischer<br />

Versuch zu sehen, die<br />

Vermittlung von Berufserfahrung zu<br />

Seite 42 institutionalisieren. Andererseits wird<br />

es den Absolventen durch die Hartz-<br />

Regelungen erschwert, Praktika über<br />

einen längeren Zeitraum zu absolvieren. Es ist<br />

allerdings anzunehmen, dass ein Praktikum<br />

von mehr als vier Wochen aus betrieblicher<br />

sowie individueller Sicht notwendig ist, damit<br />

man von einem Nutzen ausgehen kann. Generell<br />

kann angenommen werden, dass Praktika<br />

unqualifizierter Schulabgänger für die Betriebe<br />

aufgrund einer hohen Betreuungsintensität<br />

und geringen Produktivität am wenigstens als<br />

attraktiv erscheinen. Vor diesem Hintergrund<br />

ließe sich eine weitere Spaltung der Chancen<br />

zwischen qualifizierten und unqualifizierten<br />

Arbeitsmarkteinsteigern prognostizieren.<br />

6 Fa z i t<br />

Wie die Absolventenstudien des Hochschul-<br />

Informations-System sowie des Internationalen<br />

Instituts für empirische Sozialökonomie<br />

deutlich belegen, kann man zwar nicht von einer<br />

Generation Praktikum ausgehen; dennoch<br />

haben Praktika einen Bedeutungszuwachs<br />

erfahren. Vom berufsorientierenden Praktikum<br />

über das studentische Pflichtpraktikum bis<br />

zur traditionsreichen und prekären Beschäftigungsform<br />

des Volontariats haben sie als<br />

eine Form des prekären Berufseinstiegs für<br />

junge Ausbildungsabsolventen an Bedeutung<br />

gewonnen. Es ist allerdings davon auszugehen,<br />

dass keine weitere drastische Zunahme<br />

an Praktikumsverhältnissen zu erwarten ist,<br />

und zwar nicht zuletzt deshalb, weil Betriebe<br />

verschiedene andere flexible Beschäftigungsformen<br />

nutzen und dabei auf erfahrene Beschäftigte<br />

zurückgreifen können. So geht bspw.<br />

der Beschäftigungszuwachs nach der Krise im<br />

Jahr 2010 vor allem auf eine Zunahme von<br />

Leiharbeit zurück. (Destatis 20112)<br />

Sollten weitere und detailliertere Analysen allerdings<br />

den Einsatz von Praktikanten im Sinne<br />

eines Flexibilisierungsinstruments erhärten,

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