05.07.2014 Aufrufe

gPDF - SFB 580 - Friedrich-Schiller-Universität Jena

gPDF - SFB 580 - Friedrich-Schiller-Universität Jena

gPDF - SFB 580 - Friedrich-Schiller-Universität Jena

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Beschäftigungsform Editorial Praktikum<br />

diesen Branchen kann darauf zurückgeführt<br />

werden, dass ein Praktikum aufgrund eines<br />

im Dienstleistungssektor fehlenden institutionalisierten<br />

„school-to-work“-Übergangs als<br />

ein Ersatz für Ausbildungsverträge fungiert,<br />

bei dem es in erster Linie im Sinne eines<br />

Screening-Instruments um den Abbau von<br />

Informationsasymmetrien geht. Im Hinblick<br />

auf einen vermuteten Einfluss der Betriebsgröße,<br />

wonach qualifizierte Praktikanten zur<br />

Flexibilisierung eher in Kleinbetrieben eingesetzt<br />

werden (Hohendanner/Bellmann 2007),<br />

kann den vorliegenden Modellen folgend<br />

kein signifikanter Zusammenhang bestätigt<br />

werden. 18<br />

Existiert eine betriebliche Interessenvertretung,<br />

sollte erwartungsgemäß die Nutzungsintensität<br />

von Praktikanten geringer sein, sofern<br />

sie vorwiegend als Flexibilisierungsinstrument<br />

eingesetzt werden. Der im Modell ermittelte<br />

negative Zusammenhang, demzufolge qualifizierte<br />

Praktikanten dann intensiver genutzt<br />

werden, wenn kein Betriebsrat vorhanden<br />

ist, kann man als eine ungehinderte hireand-fire-Politik<br />

der Betriebe interpretieren.<br />

(Hohendanner/Janik 2008) Somit lässt sich<br />

dieser Befund als ein weiterer Hinweis darauf<br />

interpretieren, dass die Beschäftigungsform<br />

des Praktikums eher betrieblichen Interessen<br />

an Flexibilisierung entspricht. Darauf weisen<br />

auch die folgenden Befunde hin: Betriebe<br />

haben dann eher einen hohen Anteil<br />

an Praktikanten, wenn sie nicht genü-<br />

Seite 40 gend Finanzmittel zur Bewältigung<br />

von Nachfrageunsicherheiten haben,<br />

und die regionale Arbeitslosenquote<br />

hat ebenfalls einen positiven Effekt. Zwischen<br />

den Jahren 2000 und 2008 stieg die Zahl der<br />

(Fach-) Hochschulabsolventen um über ein<br />

Drittel auf ca. 260.000 pro Jahr. (OECD 2011)<br />

Man kann also davon ausgehen, dass aufgrund<br />

der gestiegenen Konkurrenz um die zugleich<br />

prekärer gewordene Berufseinmündungsphase<br />

Praktika v.a. auf regional schwächeren Arbeitsmärkten<br />

als erhoffte Brücke in selbige eher auf<br />

Akzeptanz unter den Absolventen treffen.<br />

Die fehlenden Zusammenhänge zwischen dem<br />

Anteil der Auszubildenden an der Gesamtbeschäftigung<br />

und dem Einsatz sowie der Nutzungsintensität<br />

von Praktikanten widerlegen<br />

die Annahme, Praktika könnten die betriebliche<br />

Ausbildung tendenziell auch ersetzen.<br />

Für diese Interpretation sprechen auch die<br />

Übernahmequoten qualifizierter Praktikanten:<br />

Gut die Hälfte der hier untersuchten Betriebe<br />

kann ihren Praktikanten keine mittel- bis längerfristige<br />

Beschäftigungsperspektive bieten.<br />

Dass immerhin knapp die Hälfte auch von<br />

einer mittel- bis längerfristigen Beschäftigungsperspektive<br />

spricht, kann man dagegen<br />

als Hinweis darauf deuten, dass Praktika,<br />

in Übereinstimmung mit der Annahme bei<br />

Hohendanner und Janik, auch als Rekrutierungsinstrument<br />

externer Kandidaten genutzt<br />

werden.<br />

Die dargelegten Befunde sind durchaus ambivalent,<br />

stützen allerdings eher die Annahme,<br />

dass Betriebe Praktika als Maßnahme zur<br />

Erhöhung des Flexibilisierungsspielraums<br />

einsetzen und nicht als Ausbildungsäquivalent.<br />

Einige der Befunde sind allerdings durchaus<br />

mit der Annahme vereinbar, dass es sich um einen<br />

Rekrutierungskanal handelt, der befristete<br />

Beschäftigung allerdings nicht ersetzt.<br />

Die hier vorgestellten Analysen haben einen<br />

näheren Blick auf die betrieblichen Bestim-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!