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Kantische Letztbegründung - servat.unibe.ch

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lungszustandes, A<strong>ch</strong>t hat. Nun s<strong>ch</strong>eint diese Operation der<br />

Reflexion viellei<strong>ch</strong>t zu künstli<strong>ch</strong> zu sein, um sie dem Vermögen,<br />

wel<strong>ch</strong>es wir den gemeinen Sinn nennen, beizulegen; allein<br />

sie sieht au<strong>ch</strong> nur so aus, wenn man sie in abstrakten Formeln<br />

ausdrückt; an si<strong>ch</strong> ist ni<strong>ch</strong>ts natürli<strong>ch</strong>er, als von Reiz<br />

und Rührung zu abstrahieren, wenn man ein Urteil su<strong>ch</strong>t,<br />

wel<strong>ch</strong>es zur allgemeinen Regel dienen soll.« 245<br />

Die in der Reflexion auftretende Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> dem Allgemeinen auf<br />

der Grundlage des Besonderen hat Kant s<strong>ch</strong>on ganz am Anfang<br />

der 'Kritik der Urteilskraft' als einen der Wege markiert, auf denen<br />

das Vermögen der Urteilskraft umgesetzt wird:<br />

»Urteilskraft überhaupt ist das Vermögen, das Besondere als<br />

enthalten unter dem Allgemeinen zu denken. Ist das Allgemeine<br />

(die Regel, das Prinzip, das Gesetz) gegeben, so ist die<br />

Urteilskraft, wel<strong>ch</strong>e das Besondere darunter subsumiert, ...<br />

bestimmend. Ist aber nur das Besondere gegeben, wozu sie<br />

das Allgemeine finden soll, so ist die Urteilskraft bloß reflektierend.«<br />

246<br />

In dieser Di<strong>ch</strong>otomie von Subsumtion und Reflexion findet si<strong>ch</strong> in<br />

etwa das wieder, was wir modern als deduktive und induktive Begründung<br />

verstehen. Mit Blick auf die 'Kritik der reinen Vernunft'<br />

könnte man au<strong>ch</strong> die Entspre<strong>ch</strong>ung von Subsumtion und Episyllogismus<br />

einerseits, sowie Reflexion und Prosyllogismus andererseits<br />

hervorheben. Allerdings ist das Mittel der Reflexion im<br />

ästhetis<strong>ch</strong>en Urteile ganz im Gegensatz zum Prosyllogismus der<br />

Vernunft dur<strong>ch</strong> ein Hineindenken in einen anderen, glei<strong>ch</strong>sam<br />

dur<strong>ch</strong> die Verwandlung in eine fremde Person gekennzei<strong>ch</strong>net 247 .<br />

Das hat Ähnli<strong>ch</strong>keit mit dem Rollentaus<strong>ch</strong>kriterium, wel<strong>ch</strong>es in<br />

245 Kant, KdU (Fn. 229), B 157 f.<br />

246 Kant, KdU (Fn. 229), A XXIII f./B XXV f.<br />

247 Vgl. Bäumler, Kritik (Fn. 239), S. 277.<br />

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