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Kantische Letztbegründung - servat.unibe.ch

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eines neuen Begriffes von der Natur bzw. von der Ers<strong>ch</strong>einung<br />

hinweist« 238 .<br />

2. Reflexion<br />

Der wohl »wi<strong>ch</strong>tigste Begriff« 239 in der Ästhetik Kants ist demzufolge<br />

der Terminus 'Reflexion'. Die Reflexion ist ein Instrument<br />

des Denkens im Erkenntnisvermögen 'Urteilskraft', ähnli<strong>ch</strong> demjenigen<br />

des Prosyllogismus im Erkenntnisvermögen 'Vernunft'.<br />

Der Begriff bezei<strong>ch</strong>net die Auffassung einer Ers<strong>ch</strong>einung na<strong>ch</strong><br />

ihrer Form, im Gegensatz zur der bloß empfindenden Aufnahme<br />

240 . Das klingt zunä<strong>ch</strong>st so, als seien ästhetis<strong>ch</strong>e Urteile ni<strong>ch</strong>ts<br />

anderes als die aus der transzendentalen Analytik bekannten Verstandesleistungen,<br />

mit denen die sinnli<strong>ch</strong>e Ans<strong>ch</strong>auung – innerhalb<br />

ihrer »zwei reine(n) Formen ... als Prinzipien der Erkenntnis a<br />

priori, ... nämli<strong>ch</strong> Raum und Zeit« 241 – in ein Abstrakteres, den<br />

Verstandesbegriff, umgewandelt wird. Nur ergibt si<strong>ch</strong> in der<br />

Ästhetik das Problem, daß zwar die Zeilenlänge eines Gedi<strong>ch</strong>ts objektiv<br />

feststellbar ist, ni<strong>ch</strong>t aber das ästhetis<strong>ch</strong>e Urteil über das<br />

S<strong>ch</strong>öne dieses Gedi<strong>ch</strong>ts 242 . Das Subjektive stellt si<strong>ch</strong> als »konstitutives<br />

Moment der ästhetis<strong>ch</strong>en Erfahrung« heraus 243 .<br />

238 Kaulba<strong>ch</strong>, Immanuel Kant (Fn. 231), S. 265.<br />

239 So Alfred Bäumler, Kants Kritik der Urteilskraft. Ihre Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

und Systematik, Erster Band: Das Irrationalitätsproblem in der<br />

Ästhetik und Logik des 18. Jahrhunderts bis zur Kritik der Urteilskraft,<br />

Halle (Saale) 1923, S. 274.<br />

240 Vgl. Bäumler, Kritik (Fn. 239), S. 274.<br />

241 Kant, KrV (Fn. 9), A 23/B 37. Au<strong>ch</strong> die Einteilung der 'Momente'<br />

des Ges<strong>ch</strong>macksurteils in Qualität, Quantität, Relation, Modalität<br />

entspri<strong>ch</strong>t unmittelbar den Kategorien der ersten Kritik; vgl. Kant,<br />

KrV (Fn. 9), A 80/B 106.<br />

242 Vgl. Bäumler, Kritik (Fn. 239), S. 276.<br />

243 Gerhardt/Kaulba<strong>ch</strong>, Kant (Fn. 158), S. 117.<br />

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