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Kantische Letztbegründung - servat.unibe.ch

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V. Die 'Kritik der Urteilskraft' als Erweiterung der<br />

Epistemologie<br />

Die Epistemologie Kants ist ni<strong>ch</strong>t auf die 'Kritik der reinen Vernunft'<br />

bes<strong>ch</strong>ränkt, sondern findet Bestätigung und Bes<strong>ch</strong>ränkung in<br />

den später folgenden kritis<strong>ch</strong>en Werken. Als ein Werk, das einerseits<br />

Anhaltspunkte für einen Verzi<strong>ch</strong>t auf Letztbegründung enthält,<br />

andererseits aber die Berücksi<strong>ch</strong>tigung des Urteils anderer in<br />

die Erkenntnis einbezieht und damit »kommunikativer« ist als die<br />

erste Kritik, sei im folgenden beispielhaft die Ästhetik beleu<strong>ch</strong>tet.<br />

Diese wird von Kant in der dritten Kritik, der 'Kritik der Urteilskraft',<br />

entfaltet. Sie bildet glei<strong>ch</strong>zeitig den Abs<strong>ch</strong>luß des kritis<strong>ch</strong>en<br />

Werks 229 und ergänzt die aus der ersten Kritik bekannten Erkenntnisvermögen<br />

'Verstand' und 'Vernunft' um dasjenige der 'Urteilskraft'<br />

230 . Dabei rangiert die sinnli<strong>ch</strong>e Ans<strong>ch</strong>auung, die die ästhetis<strong>ch</strong>e<br />

Erkenntnisquelle unmittelbar bestimmt, glei<strong>ch</strong>bere<strong>ch</strong>tigt neben<br />

Verstand und Vernunft, statt nur ein Denken niederen Grades<br />

zu sein 231 .<br />

Für die Letztbegründungsfrage ist die 'Kritik der Urteilskraft'<br />

wi<strong>ch</strong>tig, weil sie selbst für ästhetis<strong>ch</strong>e Urteile – bei denen man sol<strong>ch</strong>es<br />

eingedenk des Spri<strong>ch</strong>wortes »Über Ges<strong>ch</strong>mack läßt si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

streiten!« am wenigsten vermuten sollte – einen »Notwendigkeitsund<br />

Allgemeingültigkeits<strong>ch</strong>arakter« behauptet 232 .<br />

229 Immanuel Kant, Kritik der Urteilskraft, 1. Aufl., Berlin 1790, 2.<br />

Aufl., Berlin 1793, A X/B X (im folgenden zitiert na<strong>ch</strong> der Akademieausgabe<br />

mit den Abkürzungen 'KdU' sowie 'A' für die Seitenzahl<br />

der Erstauflage 1790 und 'B' für diejenige der Zweitauflage<br />

1793; sämtli<strong>ch</strong>e Hervorhebungen in den Zitaten sind diejenigen<br />

von Kant): »Hiermit endige i<strong>ch</strong> also mein ganzes kritis<strong>ch</strong>es Ges<strong>ch</strong>äft.«<br />

230 Kant, KdU (Fn. 229), A 240/B 243.<br />

231 Friedri<strong>ch</strong> Kaulba<strong>ch</strong>, Immanuel Kant, Berlin 1969, S. 268.<br />

232 Ulri<strong>ch</strong> Müller, Objektivität und Fiktionalität. Einige Überlegungen<br />

zu Kants Kritik der ästhetis<strong>ch</strong>en Urteilskraft, in: Kant-Studien 77<br />

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