Kantische Letztbegründung - servat.unibe.ch
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Zweckmäßigkeit für eine Systematisierung unserer Erfahrung bes<strong>ch</strong>ränkt<br />
wird. Wenn es genügt zu zeigen, daß es Vernunftideen<br />
gibt, die als »Wegweiser« für den Verstand fungieren können und<br />
notwendigerweise fungieren müssen, dann sind diese Ideen insoweit<br />
letztbegründet: mehr als diese Funktion kann und muß ni<strong>ch</strong>t<br />
belegt werden.<br />
These 12:<br />
Dadur<strong>ch</strong>, daß Vernunftideen bei Kant zu regulativen<br />
Ideen herabgestuft werden, ist in bezug auf sie eine<br />
Letztbegründung mögli<strong>ch</strong> und wird mit dem transzendentalen<br />
Argument der Notwendigkeit sol<strong>ch</strong>er<br />
Ideen als 'Wegweiser' des Verstandes au<strong>ch</strong> beanspru<strong>ch</strong>t.<br />
4. Zwis<strong>ch</strong>energebnis<br />
Innerhalb der Philosophie Kants ist die Epistemologie, die in der<br />
'Kritik der reinen Vernunft' begründet wird, der aussi<strong>ch</strong>tsrei<strong>ch</strong>ste<br />
Ansatzpunkt für die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> einem Letztbegründungsanspru<strong>ch</strong>.<br />
Auf den ersten Blick wird ein sol<strong>ch</strong>er Anspru<strong>ch</strong> allerdings ni<strong>ch</strong>t<br />
augenfällig: Kant betont, daß die sinnli<strong>ch</strong>e Ans<strong>ch</strong>auung uns keine<br />
unmittelbare Kenntnis von den Dingen vermitteln kann. Diese Bes<strong>ch</strong>ränkung<br />
wirkt si<strong>ch</strong> auf das Erkennntisvermögen 'Verstand' aus,<br />
denn au<strong>ch</strong> die auf der Ans<strong>ch</strong>auung beruhenden Verstandesbegriffe<br />
bleiben kontingent in dem Sinne, daß sie im Rahmen der Apperzeption<br />
spontan gebildet werden. Beim Erkenntnisvermögen 'Vernunft'<br />
spri<strong>ch</strong>t gegen eine Letztbegründbarkeit der Erkenntnis, daß<br />
die Antinomien weder auf der Seite der Thesis no<strong>ch</strong> auf der Seite<br />
der Antithesis einen definitiven Beweis zulassen. Die Vernunft<br />
führt uns zwingend in eine S<strong>ch</strong>einwelt der »vernünftelnden«<br />
S<strong>ch</strong>lüsse.<br />
Jenseits der Antinomien meint Kant allerdings, daß alle kosmologis<strong>ch</strong>en<br />
Fragen dur<strong>ch</strong> die Vernunft beantwortet werden können.<br />
Er zeigt dies mit den Figuren der 'Einheit des Denkens' und des 'In-<br />
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