Kantische Letztbegründung - servat.unibe.ch
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d) Letztbegründungsparallele ohne Rezeption<br />
Auffällig ist bei alledem, daß Apel die hier herausgearbeitete Parallele<br />
seines Letztbegründungsanspru<strong>ch</strong>s zur Epistemologie Kants<br />
ni<strong>ch</strong>t sieht. Er spri<strong>ch</strong>t zwar von einer Neuinterpretation des kantis<strong>ch</strong>en<br />
'Faktums der Vernunft'. Do<strong>ch</strong> handelt es si<strong>ch</strong> dabei ni<strong>ch</strong>t<br />
um eine Referenz auf Kants erste Kritik. Es s<strong>ch</strong>eint ni<strong>ch</strong>t ausges<strong>ch</strong>lossen,<br />
daß Apel insoweit die Aussagen des vierten Abs<strong>ch</strong>nitts<br />
im Antinomienkapitel der Dialektik ni<strong>ch</strong>t herangezogen, ja viellei<strong>ch</strong>t<br />
sogar übersehen hat.<br />
Au<strong>ch</strong> sonst wird dieser vierte Abs<strong>ch</strong>nitt in Kants 'Kritik der reinen<br />
Vernunft' kaum bea<strong>ch</strong>tet. So enthält beispielsweise der<br />
»dur<strong>ch</strong>gehende Kommentar« von Baumanns kein Wort zu diesem<br />
Aspekt der 'Kritik der reinen Vernunft' 204 und die sonst sehr ausführli<strong>ch</strong>e<br />
Kommentierung von Heimsoeth paraphrasiert, wie bereits<br />
erwähnt, ledigli<strong>ch</strong> den Text 205 . Jedenfalls für die Letztbegründung<br />
bei Apel wird man annehmen können, daß sie offenbar<br />
ohne Wissen davon unternommen worden ist, in wel<strong>ch</strong>em Umfang<br />
sie einen alten kantis<strong>ch</strong>en Gedanken aufgreift. Das läßt si<strong>ch</strong> in folgender<br />
These festhalten:<br />
These 11: Bezügli<strong>ch</strong> des Letztbegründungsanspru<strong>ch</strong>s der<br />
Transzendentalpragmatik werden naheliegende Parallelen<br />
zur Epistemologie Kants von Apel ignoriert.<br />
Für einen sol<strong>ch</strong>en Bewußtseinsmangel in der Rezeption spri<strong>ch</strong>t vor<br />
allem, daß Apel in dem für seine Letztbegründungskonzeption<br />
grundlegenden Abs<strong>ch</strong>nitt 'Das Apriori der Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft<br />
und die Grundlagen der Ethik' 206 die 'Kritik der reinen<br />
Vernunft' insoweit überhaupt ni<strong>ch</strong>t rezipiert. Auf Kants Werk bezieht<br />
er si<strong>ch</strong> dort zweimal dur<strong>ch</strong> beiläufige Bemerkungen zum<br />
204 Vgl. Baumanns, Kants Philosophie (Fn. 190), S. 707 ff.<br />
205 Vgl. Heimsoeth, Transzendentale Dialektik (Fn. 189), S. 276 ff.;<br />
dazu s<strong>ch</strong>on oben S. 74 mit Fn. 189.<br />
206 Apel, Apriori (Fn. 23), S. 358 ff.<br />
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