Kantische Letztbegründung - servat.unibe.ch
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Hier bes<strong>ch</strong>reibt Kant den »Hang zur Vergegenständli<strong>ch</strong>ung transzendentaler<br />
Instanzen«, der »glei<strong>ch</strong>sam in der Natur unseres – auf<br />
eine Erkenntnis der Objekte geri<strong>ch</strong>teten – Denkens« liegt 195 . Was<br />
die Gewißheit der Erkenntnis angeht, folgt daraus ein zweiteiliger<br />
S<strong>ch</strong>luß, in dem einerseits Letztbegründung verneint, andererseits<br />
letzte Gewißheit als gegeben bezei<strong>ch</strong>net wird:<br />
»Die dogmatis<strong>ch</strong>e Auflösung ist also ni<strong>ch</strong>t etwa ungewiß,<br />
sondern unmögli<strong>ch</strong>. Die kritis<strong>ch</strong>e aber, wel<strong>ch</strong>e völlig gewiß<br />
sein kann, betra<strong>ch</strong>tet die Frage gar ni<strong>ch</strong>t objektiv, sondern<br />
na<strong>ch</strong> dem Fundamente der Erkenntnis, worauf sie gegründet<br />
ist.« 196<br />
Verneint wird die Gewißheit bezügli<strong>ch</strong> der Erkenntnis der kosmologis<strong>ch</strong>en<br />
Gegenstände, also der Dinge in der Welt oder der Welt<br />
an si<strong>ch</strong> – Kant weist damit auf das »Grundübel« hin, daß Ers<strong>ch</strong>einung<br />
und Ansi<strong>ch</strong>sein verwe<strong>ch</strong>selt werden 197 . Die kosmologis<strong>ch</strong>en<br />
Ideen, mit denen es die reine Vernunft zu tun hat, sind bei Kant<br />
eben ni<strong>ch</strong>t das Seiende selbst 198 . Bejaht wird deshalb ni<strong>ch</strong>t die Gewißheit<br />
über die Welt, sondern eine Gewißheit hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> dessen,<br />
was und wie wir über die Welt denken. Wenn wir nur dafür sorgen<br />
»mit uns selbst einig zu werden«, so ist dies der mögli<strong>ch</strong>e und<br />
gewisse Weg, um kosmologis<strong>ch</strong>e Fragen beantworten zu können.<br />
Zu der Gewißheit, die Kant hier meint, kommt es also nur, weil er<br />
auf die »Einheit des denkenden Subjekts im Sinne des 'Vehikels'<br />
aller Vorstellungen und Erkenntnisse« zurückverweist 199 .<br />
195 So die Charakterisierung der mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Neigung zu vernünftelnden<br />
S<strong>ch</strong>lüssen bei Kurt Walter Zeidler, Grundriß der transzendentalen<br />
Logik, 2. Aufl., Cuxhaven/Dartford 1997, S. 132.<br />
196 Kant, KrV (Fn. 9), A 484/B 512.<br />
197 Vgl. Baumanns, Kants Philosophie (Fn. 190), S. 737.<br />
198 Heimsoeth, Transzendentale Dialektik (Fn. 189), S. 280.<br />
199 Heimsoeth, Transzendentale Dialektik (Fn. 189), S. 279.<br />
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