Kantische Letztbegründung - servat.unibe.ch
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These 8:<br />
Au<strong>ch</strong> die Figur des regressus ad indefinitum spri<strong>ch</strong>t<br />
gegen die Verortung einer Letztbegründung in der<br />
Epistemologie Kants.<br />
c) Letztbegründung jenseits der Antinomiendarstellung<br />
Man muß allerdings bei Kant nur ein wenig über die Darstellung<br />
der Antinomien hinauslesen, um Aussagen zu finden, die in die gegenteilige<br />
Ri<strong>ch</strong>tung deuten, einen Letztbegründungsanspru<strong>ch</strong> also<br />
gerade naheliegend ers<strong>ch</strong>einen lassen. So s<strong>ch</strong>reibt Kant im vierten<br />
Abs<strong>ch</strong>nitt des Antinomienteils über die transzendentalen Aufgaben<br />
der reinen Vernunft:<br />
»I<strong>ch</strong> behaupte nun, daß die Transzendentalphilosophie unter<br />
allem spekulativen Erkenntnis dieses Eigentümli<strong>ch</strong>e habe:<br />
daß gar keine Frage, wel<strong>ch</strong>e einen der reinen Vernunft gegebenen<br />
Gegenstand betrifft, für eben dieselbe mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e<br />
Vernunft unauflösli<strong>ch</strong> sei, ... . Es sind aber in der Transzendentalphilosophie<br />
keine andere, als nur die kosmologis<strong>ch</strong>en<br />
Fragen, in Ansehung deren man mit Re<strong>ch</strong>t eine genugtuende<br />
Antwort, die die Bes<strong>ch</strong>affenheit des Gegenstandes betrifft,<br />
fordern kann ... . Denn der Gegenstand muß empiris<strong>ch</strong> gegeben<br />
sein, und die Frage geht nur auf die Angemessenheit desselben<br />
mit einer Idee.« 187<br />
Im Anhang zur transzendentalen Dialektik bezei<strong>ch</strong>net er diese<br />
Aussage als »kühne Behauptung«, die aber glei<strong>ch</strong>wohl ri<strong>ch</strong>tig sei;<br />
er reformuliert und begründet sie dort folgendermaßen:<br />
»Wir haben bei Gelegenheit der Antinomie der reinen Vernunft<br />
gesagt: daß alle Fragen, wel<strong>ch</strong>e die reine Vernunft aufwirft,<br />
s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terdings beantwortli<strong>ch</strong> sein müssen, und daß die<br />
Ents<strong>ch</strong>uldigung mit den S<strong>ch</strong>ranken unserer Erkenntnis, die in<br />
187 Kant, KrV (Fn. 9), A 477 f./B 505 f.<br />
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