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Kantische Letztbegründung - servat.unibe.ch

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tät) 172 zwis<strong>ch</strong>en vier Weisen, in denen man der Totalität der Bedingungen<br />

im Kosmologis<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong>gehen kann 173 : Erstens soll,<br />

analog zur Kategorie der Quantität, eine kosmologis<strong>ch</strong>e Idee in der<br />

absoluten Vollständigkeit der Zusammensetzung des gegebenen<br />

Ganzen der Ers<strong>ch</strong>einungen bestehen. Zweitens soll, analog zur<br />

Kategorie der Qualität, einer kosmologis<strong>ch</strong>e Idee in der absoluten<br />

Vollständigkeit der Teilung eines gegebenen Ganzen in der Ers<strong>ch</strong>einung<br />

bestehen. Drittens soll, analog zur Kategorie der Relation,<br />

eine kosmologis<strong>ch</strong>e Idee in der absoluten Vollständigkeit der<br />

Entstehung einer Ers<strong>ch</strong>einung überhaupt bestehen. Und viertens<br />

s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> soll, analog zur Kategorie der Modalität, eine kosmologis<strong>ch</strong>e<br />

Idee in der absoluten Vollständigkeit der Abhängigkeit des<br />

Daseins des Veränderli<strong>ch</strong>en in der Ers<strong>ch</strong>einung bestehen.<br />

Für jede dieser kosmologis<strong>ch</strong>en Ideen geht Kant mit Thesis<br />

und Antithesis einer regressiven Synthesis na<strong>ch</strong>, versu<strong>ch</strong>t also, von<br />

einem Gegebenen bzw. als gegeben Angenommenen die Reihe der<br />

Bedingungen, die für dieses Gegebene notwendig sind, bis zu einem<br />

Unbedingten zurückzuverfolgen 174 . Dabei ist zweierlei bemerkenswert.<br />

Erstens »gelingt« ihm dies jeweils sowohl für die<br />

Thesis als au<strong>ch</strong> für die Antithesis, wodur<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong>zeitig erwiesen<br />

ist, daß mit dieser Vorgehensweise keine Vernunfterkenntnis gewonnen<br />

werden kann. Und zweitens argumentiert er bei den a<strong>ch</strong>t<br />

Varianten (vier Kategorien jeweils mit Thesis und Antithesis) –<br />

abgesehen von der Thesis der vierten Antinomie – mit der Figur<br />

der 'Widerlegung des Gegenteils', also mit einem apagogis<strong>ch</strong>en<br />

Beweis.<br />

Beides ist für die Frage der Letztbegründung in Kants Epistemologie<br />

von Bedeutung: Der Beweis sowohl der Thesis als au<strong>ch</strong><br />

der Antithesis bedeutet, daß jedenfalls die Substanz einer kosmologis<strong>ch</strong>en<br />

Idee, weder s<strong>ch</strong>lüssig bewiesen no<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>lüssig widerlegt<br />

werden kann. Das ist au<strong>ch</strong> der Grund, warum die Argumentatio-<br />

172 Kant, KrV (Fn. 9), A 80/B 106.<br />

173 Kant, KrV (Fn. 9), A 415/B 442.<br />

174 Kant, KrV (Fn. 9), A 426 ff./B 454 ff.<br />

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