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Kantische Letztbegründung - servat.unibe.ch

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ist der Begriff eines Unbedingten ein »Vernunftbegriff im eigentli<strong>ch</strong>en<br />

Sinn« 148 , denn er wird ni<strong>ch</strong>t analytis<strong>ch</strong> gefunden, sondern<br />

synthetis<strong>ch</strong> generiert 149 . Sol<strong>ch</strong>e rein geda<strong>ch</strong>ten Vernunftbegriffe<br />

können kein Objekt begründen und sind deshalb hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> der<br />

Welt der Ers<strong>ch</strong>einungen »transzendent« – sie transzendieren diese<br />

Welt 150 .<br />

Für die Transzendentalphilosophie als Wissens<strong>ch</strong>aft über die<br />

Bedingungen der Mögli<strong>ch</strong>keit ist es nun wi<strong>ch</strong>tig, daß die begriffsbildende<br />

Tätigkeit des Verstandes, die letztli<strong>ch</strong> die prinzipienbildende<br />

Tätigkeit der Vernunft trägt, ni<strong>ch</strong>t nur eine kontingenten Eigenheit<br />

der Mens<strong>ch</strong>en ist, sondern als Notwendigkeit für jede Erfahrung<br />

begründet werden kann:<br />

»Die transz. Deduktion aller Begriffe a priori hat also ein<br />

Principium, worauf die ganze Na<strong>ch</strong>fors<strong>ch</strong>ung geri<strong>ch</strong>tet werden<br />

muß, nämli<strong>ch</strong> dieses: daß sie als Bedingung a priori der<br />

Mögli<strong>ch</strong>keit der Erfahrungen erkannt werden müssen (es sei<br />

der Ans<strong>ch</strong>auung, die in ihr angetroffen wird, oder des Denkens).<br />

Begriffe, die den objektiven Grund der Mögli<strong>ch</strong>keit<br />

der Erfahrung abgeben, sind eben darum notwendig.« 151<br />

Die unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Stufen werden gelegentli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> als unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />

»Erkenntnisstämme« bezei<strong>ch</strong>net 152 . Vereinfa<strong>ch</strong>t und<br />

beispielhaft formt der Verstand spontan den Begriff 'Baum' aus<br />

Anlaß zahlrei<strong>ch</strong>er einzelner Ans<strong>ch</strong>auungen von braunen, rauhen,<br />

hohen Zylindern mit grünem Da<strong>ch</strong>. Den so geda<strong>ch</strong>ten Baum und<br />

andere Begriffe in ihrer wahrgenommenen We<strong>ch</strong>selbeziehung ('Erde',<br />

'Samen', 'Wa<strong>ch</strong>stum') nimmt die Vernunft zum Anlaß, um ein<br />

Prinzip zu formulieren: 'Jedes Dasein (z.B. eines Baumes) hat eine<br />

148 Krings, Funktion und Grenzen (Fn. 129), S. 97.<br />

149 Vgl. Kant, KrV (Fn. 9), A 308/B 365.<br />

150 Vgl. Krings, Funktion und Grenzen (Fn. 129), S. 97.<br />

151 Kant, KrV (Fn. 9), A 94/B 126.<br />

152 So Otfried Höffe, Immanuel Kant, Mün<strong>ch</strong>en 1983, S. 71 ff.<br />

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