Kantische Letztbegründung - servat.unibe.ch
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die transzendentalen Ideen 142 . Zwis<strong>ch</strong>en den Denkwelten des Verstandes<br />
und der Vernunft soll ein grundlegender Unters<strong>ch</strong>ied bestehen:<br />
»Wir erkläreten, im erstern Teil unserer transzendentalen Logik,<br />
den Verstand dur<strong>ch</strong> das Vermögen der Regeln; hier unters<strong>ch</strong>eiden<br />
wir die Vernunft von demselben dadur<strong>ch</strong>, daß wir<br />
sie das Vermögen der Prinzipien nennen wollen. [...] Synthetis<strong>ch</strong>e<br />
Erkenntnisse aus Begriffen kann der Verstand also gar<br />
ni<strong>ch</strong>t vers<strong>ch</strong>affen, und diese sind es eigentli<strong>ch</strong>, wel<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong><br />
s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>thin Prinzipien nenne ... .« 143<br />
Offenbar besteht na<strong>ch</strong> Kants Ansi<strong>ch</strong>t zwis<strong>ch</strong>en Verstand und Vernunft<br />
ein ähnli<strong>ch</strong>es Stufenverhältnis, wie zwis<strong>ch</strong>en Sinnli<strong>ch</strong>keit<br />
und Verstand 144 . Die Sinnli<strong>ch</strong>keit allein liefert uns die Ans<strong>ch</strong>auungen<br />
145 , der Verstand formt aus Anlaß der Ans<strong>ch</strong>auungen die Begriffe<br />
146 , die Vernunft hingegen jenseits der bloßen Begriffe (des<br />
Verstandes) die Prinzipien 147 . Au<strong>ch</strong> diese Prinzipien werden bei<br />
Kant als 'Begriffe' bezei<strong>ch</strong>net – allerdings als Vernunftbegriffe. So<br />
142 Kant, KrV (Fn. 9), A 320/B 377; vgl. außerdem A 311/B 367:<br />
»Vernunftbegriffe dienen zum Begreifen, wie Verstandesbegriffe<br />
zum Verstehen (der Wahrnehmungen).« Vgl. zu dieser Parallele<br />
Krings, Funktion und Grenzen (Fn. 129), S. 96.<br />
143 Kant, KrV (Fn. 9), A 299, 301/B 356, 358.<br />
144 Vgl. Kant, KrV (Fn. 9), A 326 f./B 383: »So bezieht si<strong>ch</strong> demna<strong>ch</strong><br />
die Vernunft nur auf den Verstandesgebrau<strong>ch</strong> ..., ... um ihm die<br />
Ri<strong>ch</strong>tung auf eine gewisse Einheit vorzus<strong>ch</strong>reiben, von der der<br />
Verstand keinen Begriff hat, und die darauf hinaus geht, alle Verstandeshandlungen,<br />
in Ansehung eines jeden Gegenstandes, in ein<br />
absolutes Ganzes zusammen zu fassen.« Dazu au<strong>ch</strong> Baumgartner,<br />
Kritik (Fn. 127), S. 123; vgl. Krings, Funktion und Grenzen (Fn.<br />
129), S. 96 (Parallelisierung von Verstand und Vernunft).<br />
145 Kant, KrV (Fn. 9), A 19/B 33.<br />
146 Vgl. Kant, KrV (Fn. 9), A 19/B 33.<br />
147 Vgl. Kant, KrV (Fn. 9), A 307/B 364.<br />
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