Kantische Letztbegründung - servat.unibe.ch
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Erfahrung überhaupt« 129 . Die Dialektik hingegen handelt nur von<br />
Ideen (Vernunftbegriffen), denen keine objektive Realität entspri<strong>ch</strong>t,<br />
so daß sie, falls sie im Urteil wie Gegenstände der Erfahrung<br />
behandelt werden, nur einen S<strong>ch</strong>ein der Wahrheit und damit<br />
Irrtümer begründen 130 . Ihrer Warnfunktion entspre<strong>ch</strong>end ist Kants<br />
Dialektik häufig allein als Metaphysik-Kritik gelesen worden, was<br />
dem Werkteil aber ni<strong>ch</strong>t gere<strong>ch</strong>t wird, weil Kants 'Kritik' das Vernunftvermögen<br />
glei<strong>ch</strong>zeitig positiv bestimmt 131 . So s<strong>ch</strong>reibt Kant:<br />
»Also werden die transzendentalen Ideen allem Vermuten<br />
na<strong>ch</strong> ihren guten und folgli<strong>ch</strong> immanenten Gebrau<strong>ch</strong> haben,<br />
[...] die transzendentalen Ideen sind niemals von konstitutivem<br />
Gebrau<strong>ch</strong> ... Dagegen haben sie einen vortreffli<strong>ch</strong>en und<br />
unentbehrli<strong>ch</strong>notwendigen regulativen Gebrau<strong>ch</strong>« 132 .<br />
Wegen dieses regulativen Gebrau<strong>ch</strong>s der Vernunft ist von Krings<br />
gefolgert worden:<br />
»Ohne die Leitung dur<strong>ch</strong> Vernunft wäre keine Wissens<strong>ch</strong>aft<br />
mögli<strong>ch</strong>; das vermeintli<strong>ch</strong>e Wissen wäre Stückwerk.« 133<br />
Ausgangspunkt der ganzen Epistemologie ist die sinnli<strong>ch</strong>e Ans<strong>ch</strong>auung<br />
des einzelnen Mens<strong>ch</strong>en, die Kant ihrer Form na<strong>ch</strong> untersu<strong>ch</strong>t,<br />
sowie das Denken des Mens<strong>ch</strong>en, das an diese Ans<strong>ch</strong>auung<br />
anknüpft. Ausgehend davon, daß es »zwei Stämme der<br />
129 Hermann Krings, Funktion und Grenzen der 'transzendentalen<br />
Dialektik' in Kants 'Kritik der reinen Vernunft', in: Eva S<strong>ch</strong>aper/Wilhelm<br />
Vossenkuhl (Hrsg.), Bedingungen der Mögli<strong>ch</strong>keit.<br />
'Transcendental Arguments' und transzendentales Denken, Stuttgart<br />
1984, S. 91-157 (91).<br />
130 Krings, Funktion und Grenzen (Fn. 129), S. 91.<br />
131 Vgl. Krings, Funktion und Grenzen (Fn. 129), S. 92, 100.<br />
132 Kant, KrV (Fn. 9), A 643 f./B 671 f.<br />
133 Krings, Funktion und Grenzen (Fn. 129), S. 92; ähnli<strong>ch</strong> S. 103.<br />
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