Kantische Letztbegründung - servat.unibe.ch
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Es geht also ni<strong>ch</strong>t um einzelne Erkenntnisse, ni<strong>ch</strong>t um die Substanz<br />
des Wissens, sondern vielmehr um die Form, in der Erkenntnis<br />
überhaupt mögli<strong>ch</strong> ist. Eine sol<strong>ch</strong>e Erkenntnis der Form na<strong>ch</strong>,<br />
unabhängig von jeder Erfahrung, bezieht ihre besondere Bedeutung<br />
unter anderem daraus, daß sie glei<strong>ch</strong>zeitig eine sol<strong>ch</strong>e »für alle<br />
zukünftige Erfahrung« ist 118 .<br />
Damit ist bereits klar, daß Kants 'Kritik der reinen Vernunft' eine<br />
Letztbegründung allenfalls in dem ersten Sinne erwarten läßt, in<br />
dem sie si<strong>ch</strong> in der Transzendentalpragmatik findet, nämli<strong>ch</strong> als<br />
Letztbegründung der Form der Erkenntnis. Als sol<strong>ch</strong>e bildet sie<br />
für die gesamte Transzendentalpragmatik eine Art ar<strong>ch</strong>imedis<strong>ch</strong>en<br />
Punkt 119 , so daß eine Parallele in diesem Berei<strong>ch</strong>, wenn sie na<strong>ch</strong>zuweisen<br />
wäre, gegenüber den bisherigen Abgrenzungstendenzen<br />
zur kantis<strong>ch</strong>en Epistemologie s<strong>ch</strong>on eine Neubewertung von einigem<br />
Gewi<strong>ch</strong>t darstellte. Jedenfalls kann bereits jetzt eine gewissermaßen<br />
»negative« Parallele zwis<strong>ch</strong>en Apel und Kant festgehalten<br />
werden: so, wie Apel die Letztbegründung explizit gegenüber<br />
einzelnen materialen Normen bes<strong>ch</strong>ränkt 120 , so konzentriert si<strong>ch</strong><br />
au<strong>ch</strong> Kants 'Kritik der reinen Vernunft' allein auf die Form der Erkenntnis<br />
und verzi<strong>ch</strong>tet auf Aussagen über die einzelnen Gegenstände<br />
derselben.<br />
In der zweiten Auflage reformuliert Kant seine Aufgabenstellung<br />
mit Hilfe der Leitfrage: »Wie sind synthetis<strong>ch</strong>e Urteile a priori<br />
mögli<strong>ch</strong>?« 121 Dabei bedeutet das a priori im Sinne kantis<strong>ch</strong>er<br />
Philosophie 'frei von aller Erfahrung' 122 und synthetis<strong>ch</strong> sind sol<strong>ch</strong>e<br />
Urteile, bei denen das Prädikat, das mit dem Subjekt A verbunden<br />
wird, ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>on im zugehörigen Begriff A enthalten ist<br />
118 Adorno, Kants »Kritik der reinen Vernunft« (Fn. 86), S. 41; ähnli<strong>ch</strong><br />
au<strong>ch</strong> S. 47: »für jegli<strong>ch</strong>e Erfahrung«.<br />
119 Vgl. oben S. 37.<br />
120 Vgl. oben S. 39.<br />
121 Kant, KrV (Fn. 9), B 20.<br />
122 Vgl. Kant, KrV (Fn. 9), B 3.<br />
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