Kantische Letztbegründung - servat.unibe.ch
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IV.<br />
Die 'Kritik der reinen Vernunft' als Kern kantis<strong>ch</strong>er<br />
Epistemologie<br />
Wenn überhaupt irgendwo in Kants Philosophie ein Letztbegründungsanspru<strong>ch</strong><br />
analog zu demjenigen der Transzendentalpragmatik<br />
erwartet werden kann, dann in der Epistemologie. Der S<strong>ch</strong>lüssel<br />
zur jener Erkenntnistheorie liegt dabei in der ersten Kritik, der<br />
'Kritik der reinen Vernunft', die als Kants »erkenntnistheoretis<strong>ch</strong>e<br />
Haupts<strong>ch</strong>rift« gelten kann 115 . Einzelne Konkretisierungen und Relativierungen<br />
der dort getroffenen Aussagen können allerdings nur<br />
mit Hilfe späterer S<strong>ch</strong>riften deutli<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t werden. Die auf vers<strong>ch</strong>iedene<br />
kritis<strong>ch</strong>e Werke verteilte Epistemologie kann hier andererseits<br />
ni<strong>ch</strong>t insgesamt auf Letztbegründung untersu<strong>ch</strong>t werden.<br />
Zur S<strong>ch</strong>werpunktbildung soll deshalb neben der 'Kritik der reinen<br />
Vernunft' später no<strong>ch</strong> auf die epistemologis<strong>ch</strong>en Aussagen in<br />
Kants 'Kritik der Urteilskraft' eingegangen werden 116 .<br />
1. Ausgangspunkt: Orte mögli<strong>ch</strong>er Letztbegründung<br />
Zu dem, was die 'Kritik der reinen Vernunft' leisten soll, s<strong>ch</strong>reibt<br />
Kant in der Vorrede zur ersten Auflage:<br />
»I<strong>ch</strong> verstehe aber hierunter ni<strong>ch</strong>t eine Kritik der Bü<strong>ch</strong>er und<br />
Systeme, sondern die des Vernunftvermögens überhaupt, in<br />
Ansehung aller Erkenntnisse, zu denen sie, unabhängig von<br />
jeder Erfahrung, streben mag, mithin die Ents<strong>ch</strong>eidung der<br />
Mögli<strong>ch</strong>keit oder Unmögli<strong>ch</strong>keit einer Metaphysik überhaupt<br />
... .« 117<br />
115 Adorno, Kants »Kritik der reinen Vernunft« (Fn. 86), S. 9; ähnli<strong>ch</strong><br />
Kuhlmann, Kant (Fn. 14), S. 42: theoretis<strong>ch</strong>e Haupts<strong>ch</strong>rift.<br />
116 Dazu unten Abs<strong>ch</strong>nitt V., S. 89 ff.<br />
117 Kant, KrV (Fn. 9), A XII; ähnli<strong>ch</strong> B 27.<br />
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