Kantische Letztbegründung - servat.unibe.ch
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Etwas überras<strong>ch</strong>end wird hier als zusätzli<strong>ch</strong>e Überlegung das<br />
anthropologis<strong>ch</strong>e Faktum des Überlebensdrangs eingeführt – allerdings<br />
offenbar ni<strong>ch</strong>t als mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Neigung und Motivationskraft,<br />
also als Trieb, sondern in Gestalt eines normativen Äquivalents<br />
zu diesem Trieb. Dieses Äquivalent, das von Apel als »Ziel«<br />
behauptet und transzendental begründet wird, besteht in der 'Erhaltung<br />
der realen Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft' als Sonderform der<br />
'Erhaltung der Gattung Mens<strong>ch</strong>'. Sinn ma<strong>ch</strong>t diese Verknüpfung<br />
nur, wenn man – wie Apel – das Mens<strong>ch</strong>sein gerade in dem Kommunikativsein<br />
verortet: der Mens<strong>ch</strong> wird zum Mens<strong>ch</strong>en, indem er<br />
mit anderen eine reale Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft bildet. Nur<br />
bei dieser anthropologis<strong>ch</strong>en Annahme folgt au<strong>ch</strong>, daß die Erhaltung<br />
der realen Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft mit der Erhaltung<br />
der Gattung 'Mens<strong>ch</strong>' glei<strong>ch</strong>gesetzt werden kann.<br />
Beides, Erhaltung des Mens<strong>ch</strong>en wie der Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft,<br />
ist na<strong>ch</strong> Apel notwendige Bedingung für die Verwirkli<strong>ch</strong>ung<br />
des zweiten (anspru<strong>ch</strong>svolleren) Zieles, na<strong>ch</strong> dem in der<br />
realen au<strong>ch</strong> eine ideale Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft zu verwirkli<strong>ch</strong>en<br />
sein soll. Während die reale Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft<br />
nur aus irgendeiner Kommunikation den Mens<strong>ch</strong>en zum Mens<strong>ch</strong>en<br />
ma<strong>ch</strong>t, läßt die ideale Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft den<br />
Mens<strong>ch</strong>en zusätzli<strong>ch</strong> zum argumentierenden Mens<strong>ch</strong>en aufsteigen.<br />
Bei dieser Verhältnissetzung wird klar, daß die (weitergehende)<br />
ideale Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft den Bestand einer realen<br />
Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft immer s<strong>ch</strong>on voraussetzt: wer den<br />
argumentierenden Mens<strong>ch</strong>en will, der darf ihn ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>on als<br />
Mens<strong>ch</strong>en zerstören. Hier liegt also bereits eine Wurzel für Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsableitungen.<br />
der Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft (Fn. 23), S. 431. Apel nennt sie<br />
dort »zwei grundlegende regulative Prinzipien für die langfristige<br />
moralis<strong>ch</strong>e Handlungsstrategie jedes Mens<strong>ch</strong>en«. Zum Status dieses<br />
Doppelprinzips als eines Ergänzungsprinzips (E) der Verantwortungsethik<br />
siehe ders., Diskurs und Verantwortung (Fn. 12), S.<br />
144 ff.<br />
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