04.07.2014 Aufrufe

Kantische Letztbegründung - servat.unibe.ch

Kantische Letztbegründung - servat.unibe.ch

Kantische Letztbegründung - servat.unibe.ch

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Etwas überras<strong>ch</strong>end wird hier als zusätzli<strong>ch</strong>e Überlegung das<br />

anthropologis<strong>ch</strong>e Faktum des Überlebensdrangs eingeführt – allerdings<br />

offenbar ni<strong>ch</strong>t als mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Neigung und Motivationskraft,<br />

also als Trieb, sondern in Gestalt eines normativen Äquivalents<br />

zu diesem Trieb. Dieses Äquivalent, das von Apel als »Ziel«<br />

behauptet und transzendental begründet wird, besteht in der 'Erhaltung<br />

der realen Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft' als Sonderform der<br />

'Erhaltung der Gattung Mens<strong>ch</strong>'. Sinn ma<strong>ch</strong>t diese Verknüpfung<br />

nur, wenn man – wie Apel – das Mens<strong>ch</strong>sein gerade in dem Kommunikativsein<br />

verortet: der Mens<strong>ch</strong> wird zum Mens<strong>ch</strong>en, indem er<br />

mit anderen eine reale Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft bildet. Nur<br />

bei dieser anthropologis<strong>ch</strong>en Annahme folgt au<strong>ch</strong>, daß die Erhaltung<br />

der realen Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft mit der Erhaltung<br />

der Gattung 'Mens<strong>ch</strong>' glei<strong>ch</strong>gesetzt werden kann.<br />

Beides, Erhaltung des Mens<strong>ch</strong>en wie der Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft,<br />

ist na<strong>ch</strong> Apel notwendige Bedingung für die Verwirkli<strong>ch</strong>ung<br />

des zweiten (anspru<strong>ch</strong>svolleren) Zieles, na<strong>ch</strong> dem in der<br />

realen au<strong>ch</strong> eine ideale Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft zu verwirkli<strong>ch</strong>en<br />

sein soll. Während die reale Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft<br />

nur aus irgendeiner Kommunikation den Mens<strong>ch</strong>en zum Mens<strong>ch</strong>en<br />

ma<strong>ch</strong>t, läßt die ideale Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft den<br />

Mens<strong>ch</strong>en zusätzli<strong>ch</strong> zum argumentierenden Mens<strong>ch</strong>en aufsteigen.<br />

Bei dieser Verhältnissetzung wird klar, daß die (weitergehende)<br />

ideale Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft den Bestand einer realen<br />

Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft immer s<strong>ch</strong>on voraussetzt: wer den<br />

argumentierenden Mens<strong>ch</strong>en will, der darf ihn ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>on als<br />

Mens<strong>ch</strong>en zerstören. Hier liegt also bereits eine Wurzel für Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsableitungen.<br />

der Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft (Fn. 23), S. 431. Apel nennt sie<br />

dort »zwei grundlegende regulative Prinzipien für die langfristige<br />

moralis<strong>ch</strong>e Handlungsstrategie jedes Mens<strong>ch</strong>en«. Zum Status dieses<br />

Doppelprinzips als eines Ergänzungsprinzips (E) der Verantwortungsethik<br />

siehe ders., Diskurs und Verantwortung (Fn. 12), S.<br />

144 ff.<br />

27

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!