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Kantische Letztbegründung - servat.unibe.ch

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als einen Gegensatz zur kantis<strong>ch</strong>en Prinzipienethik, die eine folgenneutrale<br />

Gesinnungsethik sei. Bei dieser Einstufung der kantis<strong>ch</strong>en<br />

Prinzipienethik als Gesinnungsethik beruft si<strong>ch</strong> Apel auf<br />

Weber. Der These Apels von der Folgenneutralität einer Gesinnungsethik<br />

widerspre<strong>ch</strong>en allerdings Webers Ausführungen zur<br />

Gesinnung als unter Umständen re<strong>ch</strong>tsnormativ Gebotenem 44 .<br />

Do<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong>en Spannungen in den Traditionslinien soll hier<br />

ni<strong>ch</strong>t weiter na<strong>ch</strong>gegangen werden. Es geht Apel jedenfalls darum,<br />

von dem allgemein formulierten Handlungsprinzip zu einer konkret<br />

anwendbaren Ethik zu kommen. Und hier gibt es für die Diskurstheorie<br />

einige S<strong>ch</strong>wierigkeiten. Denn die Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft,<br />

die im Handlungsprinzip vorausgesetzt wird, ist in der<br />

Wirkli<strong>ch</strong>keit no<strong>ch</strong> gar ni<strong>ch</strong>t realisiert und kann in ihrer 'idealen'<br />

Variante au<strong>ch</strong> niemals vollständig realisiert werden. Vielmehr ist<br />

das Prinzip »kontrafaktis<strong>ch</strong>« auf eine sol<strong>ch</strong>e Gemeins<strong>ch</strong>aft bezogen<br />

45 . Insoweit spri<strong>ch</strong>t Apel von einer prinzipiellen Differenz zwis<strong>ch</strong>en<br />

der mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Interaktion in handlungsentlasteten Diskursen,<br />

also sol<strong>ch</strong>en, die weitgehend frei von Zwängen sind (Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft),<br />

und den lebensweltli<strong>ch</strong>en Interessenkonflikten<br />

(reale Gemeins<strong>ch</strong>aft) 46 . Apel führt als Beispiel die internationale<br />

Politik an, in der na<strong>ch</strong> wie vor ein re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>es Sanktionssystem<br />

zur Konfliktbeilegung fehlt: Würde man hier, etwa in<br />

Abrüstungsverhandlungen, das S<strong>ch</strong>icksal der Welt einem 'moralis<strong>ch</strong>en<br />

Politiker' im Sinne Kants anvertrauen, so käme das der<br />

ders., Diskurs und Verantwortung (Fn. 12), S. 270 ff.; ders., Diskursethik<br />

vor der Problematik von Re<strong>ch</strong>t und Politik (Fn. 34), S.<br />

34 f.<br />

44<br />

Vgl. Max Weber, Wirts<strong>ch</strong>aft und Gesells<strong>ch</strong>aft. Grundriß der verstehenden<br />

Soziologie, Band 1, 5. Aufl. Thübingen 1976, S. 191.<br />

45<br />

Apel, Diskursethik vor der Problematik von Re<strong>ch</strong>t und Politik (Fn.<br />

34), S. 36 f.<br />

46<br />

Apel, Diskurs und Verantwortung (Fn. 12), S. 144.<br />

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