Kantische Letztbegründung - servat.unibe.ch
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nen ... und er verpfli<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong> zuglei<strong>ch</strong>, alle eigenen Ansprü<strong>ch</strong>e<br />
an andere dur<strong>ch</strong> Argumente zu re<strong>ch</strong>tfertigen.« 28<br />
Zentralbegriff dieser Begründung ist die Mitglieds<strong>ch</strong>aft in einer<br />
Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft. Sie ist es, die Ansprü<strong>ch</strong>e gegenüber<br />
anderen Kommunikationsteilnehmern vermittelt. Gegenüber<br />
Mitgliedern einer Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft, ni<strong>ch</strong>t gegenüber<br />
isolierten Individuen, erfolgt die implizite Anerkennung sol<strong>ch</strong>er<br />
Ansprü<strong>ch</strong>e. Die Anerkennung muß dabei keine bewußte subjektive<br />
Anerkennung im Einzelfall sein, sondern die 'Grundnorm' gilt<br />
laut Apel objektiv: es ist glei<strong>ch</strong>gültig, ob die Mitglieder der Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft<br />
sie im Einzelfall tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> anerkennen,<br />
oder ni<strong>ch</strong>t 29 .<br />
Bei der Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft unters<strong>ch</strong>eidet Apel zwis<strong>ch</strong>en<br />
einer idealen Variante, in der alle Diskursregeln vollständig<br />
verwirkli<strong>ch</strong>t sind (was real nie mögli<strong>ch</strong> ist), und einer realen. Beide<br />
Arten der Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft werden von jedem,<br />
der argumentiert, bereits vorausgesetzt:<br />
»Wer nämli<strong>ch</strong> argumentiert, der setzt immer s<strong>ch</strong>on zwei Dinge<br />
glei<strong>ch</strong>zeitig voraus: Erstens eine reale Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft,<br />
deren Mitglied er selbst dur<strong>ch</strong> einen Sozialisationsprozeß<br />
geworden ist, und zweitens eine ideale Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft,<br />
die prinzipiell imstande sein würde,<br />
den Sinn seiner Argumente adäquat zu verstehen und ihre<br />
Wahrheit definitiv zu beurteilen.« 30<br />
Die reale Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft ist dana<strong>ch</strong> diejenige Gemeins<strong>ch</strong>aft,<br />
der eine Person wirkli<strong>ch</strong> angehört. Die ideale Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft<br />
ist hingegen eine bloß geda<strong>ch</strong>te Gemeins<strong>ch</strong>aft,<br />
die aber jeder Argumentierende notwendig mitdenken muß,<br />
28<br />
Apel, Apriori der Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft (Fn. 23), S. 424 f.<br />
29<br />
Apel, Apriori der Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft (Fn. 23), S. 426.<br />
30<br />
Apel, Apriori der Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft (Fn. 23), S. 429.<br />
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