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Kantische Letztbegründung - servat.unibe.ch

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der Erkenntnis (Kommunikationsgemeins<strong>ch</strong>aft) bezieht und von<br />

diesem Ausgangspunkt aus dann mit Hilfe transzendentaler Argumente<br />

auf konkretere Gegenstände (Handlungsprinzip, Ergänzungsprinzip)<br />

fortwirkt, so wäre eine Parallele zur klassis<strong>ch</strong>en<br />

Transzendentalphilosophie darin zu verorten, daß au<strong>ch</strong> Kants Epistemologie<br />

die Form der Erkenntnis behandelt und diese als ni<strong>ch</strong>tkontingente<br />

Eigens<strong>ch</strong>aft aller Mens<strong>ch</strong>en zu jeder Zeit ansieht – in<br />

diesem Sinne also »Letztbegründung« beanspru<strong>ch</strong>t. Eine weitere<br />

Parallele zwis<strong>ch</strong>en klassis<strong>ch</strong>er und moderner Philosophie gibt es<br />

dort, wo Letztbegründung explizit ausges<strong>ch</strong>lossen wird: bei Kant<br />

bezügli<strong>ch</strong> einzelner Gegenstände der Erfahrung; bei Apel bezügli<strong>ch</strong><br />

einzelner Norminhalte.<br />

Über diese bereits erörterten Punkte hinaus könnte man au<strong>ch</strong><br />

no<strong>ch</strong> überlegen, ob ni<strong>ch</strong>t Kants Epistemologie, soweit sie bezügli<strong>ch</strong><br />

der Form der Erkenntnis Letztbegründung beanspru<strong>ch</strong>t, darin<br />

sogar über den Letztbegründungsanspru<strong>ch</strong> der Transzendentalpragmatik<br />

hinausgeht. Zu einer sol<strong>ch</strong>en, viellei<strong>ch</strong>t etwas überras<strong>ch</strong>enden<br />

Perspektivänderung kommt es, wenn man si<strong>ch</strong> vor Augen<br />

führt, daß gerade der We<strong>ch</strong>sel von solipsistis<strong>ch</strong>er zu kommunikativer<br />

Reflexion, der von Apel und Kuhlmann als besonderer<br />

Gegensatz zu Kant herausgestellt wird, au<strong>ch</strong> eine Relativierung<br />

des transzendentalen Arguments mit si<strong>ch</strong> bringt. Dieses Argument<br />

enthält nämli<strong>ch</strong> letztli<strong>ch</strong> einen elenktis<strong>ch</strong>en Beweis im Sinne der<br />

aristotelis<strong>ch</strong>en Metaphysik: es setzt einen skeptis<strong>ch</strong>en Opponenten<br />

voraus, der den verteidigten Satz angreift und dessen Angriff man<br />

mit dem Vorwurf der Selbstwidersprü<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>keit zurückweist 266 .<br />

Die Transzendentalpragmatik basiert gerade darauf, daß jedes Bestreiten<br />

ihrer Grundannahmen den Bestreitenden in einen performativen<br />

Selbstwiderspru<strong>ch</strong> verwickeln muß. Aber was ist, wenn<br />

niemand bestreitet? Wel<strong>ch</strong>en Beweisstatus hat die Diskurstheorie,<br />

wenn alle Skeptiker einfa<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>weigen? Konsequenterweise wird<br />

man annehmen müssen, daß der elenktis<strong>ch</strong>e Beweis als negative,<br />

266 Ausführli<strong>ch</strong> dazu As<strong>ch</strong>enberg, Spra<strong>ch</strong>analyse (Fn. 68), S. 382 ff.<br />

(383) m.w.N.<br />

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