Kantische Letztbegründung - servat.unibe.ch
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VI.<br />
Mögli<strong>ch</strong>keiten und Grenzen transzendentalpragmatis<strong>ch</strong>er<br />
Rezeption<br />
In den bisher erarbeiteten Thesen zei<strong>ch</strong>net si<strong>ch</strong> bereits ab, daß die<br />
Antwort auf die Leitfrage dieser Untersu<strong>ch</strong>ung in zwei Ri<strong>ch</strong>tungen<br />
gehen wird. Erstens gibt es tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> Elemente in der kantis<strong>ch</strong>en<br />
Epistemologie, die große Ähnli<strong>ch</strong>keit zur Letztbegründung in der<br />
Transzendentalpragmatik aufweisen, von den Proponenten der Gegenwartsphilosophie<br />
aber insoweit ni<strong>ch</strong>t rezipiert wurden (1.).<br />
Zweitens ist der Annahme von »Letztbegründung bei Kant«<br />
zwangsläufig eine enge Grenze gezogen, weil Kant in seiner kritis<strong>ch</strong>en<br />
Philosophie gerade au<strong>ch</strong> aufgezeigt hat, wo die Vernunfterkenntnis<br />
ni<strong>ch</strong>t mehr mögli<strong>ch</strong> ist (2.).<br />
1. Hat die Transzendentalpragmatik ihre kantis<strong>ch</strong>en<br />
Wurzeln verkannt?<br />
Die Kant-Rezeption in der Transzendentalpragmatik hat si<strong>ch</strong> in erster<br />
Linie als eine kritis<strong>ch</strong>e Abgrenzung gegenüber Kant erwiesen<br />
265 . Ledigli<strong>ch</strong> der transzendentalphilosophis<strong>ch</strong>e Begründungsansatz<br />
wird als 'kantis<strong>ch</strong>' akzeptiert und übernommen (der Prosyllogismus<br />
findet insoweit seine moderne Parallele in der Präsuppositionsanalyse);<br />
im übrigen bestimmt die Kritik an Kants Epistemologie<br />
das Bild.<br />
Das ist deshalb wenig überzeugend, weil der Letztbegründungsanspru<strong>ch</strong><br />
der Transzendentalpragmatik in bezug auf einige<br />
seiner Gegenstände dur<strong>ch</strong>aus mit kantis<strong>ch</strong>en Aussagen verglei<strong>ch</strong>bar<br />
ist. So hätte es nahe gelegen, der 'Einheit des Denkens' bei<br />
Kant die 'Einheit der Kommunikation' bei Apel gegenüberzustellen.<br />
Der vierte Abs<strong>ch</strong>nitt des Antinomienkapitels gibt dafür geradezu<br />
eine Vorlage. Bedenkt man, daß si<strong>ch</strong> der Letztbegründungsanspru<strong>ch</strong><br />
der Transzendentalpragmatik in erster Linie auf die Form<br />
265 Siehe oben S. 80 ff. (Letztbegründungsparallelen ohne Rezeption).<br />
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