Kantische Letztbegründung - servat.unibe.ch
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einem auf derlei zeit- und subjektbereinigte Gehalte reduzierten<br />
ästhetis<strong>ch</strong>en Urteil »s<strong>ch</strong>ön« sind, könnte man dann tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> als<br />
letztbegründet s<strong>ch</strong>ön ansehen.<br />
Jedenfalls muß betont werden, daß die »Objektivität« des<br />
ästhetis<strong>ch</strong>en Urteils, die dur<strong>ch</strong> Reflexion errei<strong>ch</strong>t wird, als regulative<br />
Idee ihre Gültigkeit hat 261 . Um der Reflexion Bedeutung zuzugestehen,<br />
ist es überhaupt ni<strong>ch</strong>t nötig anzunehmen, die Mens<strong>ch</strong>en<br />
hätten eine Art einheitli<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>mack im Sinne subjektiver<br />
Universalität. Es genügt zu zeigen, daß wir Ges<strong>ch</strong>macksurteile<br />
nur dann sinnvoll fällen können, wenn wir sie uns so vorstellen, als<br />
seien sie objektiv 262 . Für das Denken von S<strong>ch</strong>önheit als eines<br />
ästhetis<strong>ch</strong>en Urteils im Gegensatz zum bloß subjektiven Gefallen<br />
ist es also eine notwendige Bedingung, die intersubjektive Einigkeit<br />
über die S<strong>ch</strong>önheit für mögli<strong>ch</strong> zu halten. S<strong>ch</strong>önheit in diesem<br />
Sinne ist ein nie vollständig errei<strong>ch</strong>bares Ideal 263 . So gesehen<br />
besteht bei Kant jedenfalls insoweit ein Anspru<strong>ch</strong> auf ästhetis<strong>ch</strong>e<br />
Letztbegründung, als er die Bedingungen der Mögli<strong>ch</strong>keit ästhetis<strong>ch</strong>er<br />
Urteile aufzeigt, die unabhängig von Personengruppe, Zeit<br />
und Ort immer gelten.<br />
4. Zwis<strong>ch</strong>energebnis<br />
Als mögli<strong>ch</strong>e Argumente gegen einen Letztbegründungsanspru<strong>ch</strong><br />
in Kants Epistemologie kommen zunä<strong>ch</strong>st die Antinomien in der<br />
'Kritik der reinen Vernunft' in Betra<strong>ch</strong>t, mit denen Kant zeigt, daß<br />
eine »dogmatis<strong>ch</strong>e Auflösung ... ni<strong>ch</strong>t etwa ungewiß, sondern unphil.<br />
1906, S. 10.<br />
261 Vgl. Claude MacMillan, Kant's Deduction of Pure Aesthetic Judgments,<br />
in: Kant-Studien 76 (1985), S. 43-54 (47).<br />
262 MacMillan, Deduction (Fn. 261), S. 47 f.<br />
263 Vgl. Gerhardt/Kaulba<strong>ch</strong>, Kant (Fn. 158), S. 122: »Das Ziel dieses<br />
Produktion und Reflexion umgreifenden Bildungsprozesses wird<br />
dur<strong>ch</strong> das Ideal der S<strong>ch</strong>önheit vorgegeben.«<br />
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