69. Jg.-Nr. 135 Winter 2005 - carocktikum.de

umfasst somit zwölf Jahre. Die meisten Europäischen Schulen verfügen über einen eigenen
Kindergarten (=Maternelle), in dem die Kinder ab dem Alter von 4 Jahren im Rahmen
der Vorschule auf die Primarstufe vorbereitet werden. Die Schulen sind Ganztagsschulen.
Die Schule beginnt in Brüssel um 8:30 Uhr und endet für die Primaire um 15:30
während sie für die Secondaire zwischen 15:30 und 17:30 Uhr endet. Im Anschluss an den
offiziellen Unterricht können die Schüler an verschiedenen Veranstaltungen (Theater,
Kunst, Foto, Sport usw. = Activité Periscolaire) teilnehmen. Diese Activité Periscolaire
werden durch die Elternvertretung (Association des Parents d’Elèves de l’Ecole Européenne,
kurz: APEEE) organisiert und sind freiwillig. Die Schulbusheimfahrten sind auf
die Activité Periscolaire eingerichtet, so dass die Schüler nach Hause kommen, um dort
noch ihre Hausaufgaben zu erledigen.
Das Personal der Europäischen Schulen besteht in erster Linie (zu +/-80%) aus Lehrern,
die von den nationalen Kultusministerien für einen befristeten Zeitraum von maximal
9 Jahren abgeordnet werden.
Die Hauptfächer in den Europäischen Schulen werden vorwiegend in elf offiziellen
Sprachen unterrichtet, und zwar: Dänisch, Deutsch, Englisch, Finnisch, Französisch, Griechisch,
Italienisch, Niederländisch, Portugiesisch, Schwedisch und Spanisch. Seit dem Beitritt
der 10 neuen Staaten 2004 gibt es auch Sprachsektion für Polnisch, Tschechisch und
Ungarisch. Dank dieses Grundsatzes können die meisten Schüler so ihre Muttersprache (L
I) gründlich lernen.
Für die Schüler aus sechs neuen Mitgliedstaaten (Estland, Litauen, Lettland, Slowakei,
Slowenien und Malta) gibt es aufgrund von festgelegten Mindestzahlen für die Einrichtung
einer Sprachsektion zurzeit keine muttersprachige Sektionen, und die Schüler werden
in bestehende Sprachsektionen integriert. Die meisten Schüler haben sich für die englischsprachige
Sektion entschieden, einige auch für die deutsch- bzw. französischsprachige
Sektion.
An jeder Europäischen Schule gibt es mehrere Sprachsektionen, wobei die größeren
Schulen acht bis elf Sprachen (Luxemburg I, Brüssel I und II) anbieten. In allen Sprachsektionen
sind Fächerverteilung und Lehrplan identisch, lediglich die Lehrpläne für die
Muttersprache können voneinander abweichen.
Im Sinne der Verstärkung der Einheitlichkeit der Schulgemeinschaft und der Förderung
einer wirklich multikulturellen Erziehung werden die Erlernung, das Verständnis und
der Einsatz der Fremdsprachen in den Vordergrund gestellt. Dies kommt in vielerlei Hinsicht
zum Ausdruck, und zwar:
● Das Studium der ersten Fremdsprache (Deutsch, Englisch oder Französisch, bezeichnet
als L II) ist verpflichtend ab der ersten Grundschulklasse bis zum Abitur.
● Alle Schüler müssen ab der zweiten Sekundarschulklasse (nach unserem Schulsystem
wäre das die 7. Klasse) eine zweite Fremdsprache (L III) belegen. Dabei können sie
eine der an der Schule unterrichteten Sprachen (z.B. Finnisch, Polnisch, Italienisch
oder Spanisch in Brüssel) wählen.
● Die Schüler haben sogar die Möglichkeit, eine dritte Fremdsprache (L IV) ab der vierten
Sekundarschulklasse (entspricht unserer 9. Klasse) zu erlernen.
● Im Sprachunterricht werden Gruppen von Schülern unterschiedlicher Nationalität zusammengelegt.
Der Unterricht wird von muttersprachlichen Lehrkräften erteilt.
● An der Grundschule nehmen die Kinder aller Sprachsektionen wöchentlich an einem
Unterricht in „Europäische Stunden“ teil, der kulturellen und kunstorientierten Aktivitäten
und Spielen gewidmet ist.
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