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Application Manual Power Semiconductors - Deutsche ... - Semikron

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5 Applikationshinweise für IGBT- und MOSFET-Module<br />

Der Einfluss zusätzlicher Ausbreitungswege über die Energie- und Informationsübertragungsstrecken<br />

der Ansteuerschaltungen ist u.a. in [60] untersucht worden.<br />

5.4.2.4 Weitere Ursachen elektromagnetischer Störungen<br />

Im Kap. 5.4.2.2 wird die getaktete Betriebsweise leistungselektronischer Halbleiterschalter mit<br />

steilen Schaltflanken und die darin enthaltenen Frequenzanteile von Strom und Spannung als eine<br />

der Hauptursachen elektromagnetischer Störungen diskutiert. Für eine umfassendere Beschreibung<br />

des EMV-Verhaltens leistungselektronischer Systeme ist diese Betrachtung jedoch keineswegs<br />

ausreichend.<br />

Beispielsweise in [17] werden neben den schaltungsprinzipbedingten Ursachen (Störfrequenzen im<br />

Bereich von 100 Hz - 30 MHz) weitere bauelementebedingte Schwingungseffekte als Ursachen<br />

elektromagnetischer Störungen beschrieben, die wie folgt zusammengefasst werden können:<br />

LC-Oszillationen<br />

(1) Schwingungen beim Schalten einzelner Leistungshalbleiter (IGBT, MOSFET, Diode)<br />

Ursache: Anregung von Schwingkreisen, bestehend aus den nichtlinearen Eigenkapazitäten der<br />

Leistungshalbleiter und der parasitären Schaltungsumgebung (L,C)<br />

Störfrequenzbereich: 10 - 100 MHz<br />

Gegenmaßnahme: konstruktive Layoutoptimierung, Reduzierung der Schaltgeschwindigkeit, Beschaltungsmaßnahmen<br />

(2) Schalt-Oszillationen bei parallel/seriell geschalteten IGBT/MOSFET/Dioden-Chips in Modulen<br />

oder Press-Packs:<br />

Ursache: Parametertoleranzen zwischen den Chips; Unsymmetrien im Layout der Parallel-/Seriellschaltung;<br />

gilt auch für die Parallel-/Seriellschaltung diskreter Einzelbauelemente und Module<br />

Störfrequenzbereich: 10 - 30 MHz<br />

Gegenmaßnahme: konstruktive Layoutoptimierung (Symmetrierung), angepasste Gatevorwiderstände,<br />

Chipoptimierung, Reduzierung der Schaltgeschwindigkeit, Beschaltungsmaßnahmen<br />

Ladungsträgerlaufzeit-Oszillationen<br />

(1) PETT-Schwingungen (Plasma Extraction Transit Time)<br />

Ursache: Treten beim Abschalten eines bipolaren Bauelementes (IGBT, Soft-Recovery-Diode) während<br />

der Tailstromphase auf; Raumladungszone trifft auf den Ladungsträgerberg (freie Ladungsträger)<br />

auf, der den Tailstrom bildet; PETT-Schwingung tritt als abgestrahlte elektromagnetische Störung auf<br />

Störfrequenzbereich: 200 - 800 MHz<br />

Gegenmaßnahme: im Moduldesign LC-Kreise vermeiden, deren Resonanzfrequenz im Bereich der<br />

PETT-Schwingung liegt<br />

(2) IMPATT-Schwingungen (Impact Ionisation (Avalanche) Transit Time)<br />

Ursache: dynamischer Vorgang beim Abschalten einer Diode; das elektrische Feld trifft auf den verbliebenen<br />

Ladungsträgerberg (freie Ladungsträger); Diode geht dynamisch in den Avalanche (Stoßionisation),<br />

IMPATT-Schwingung tritt als energiereiche, abgestrahlte elektromagnetische Störung auf<br />

Störfrequenzbereich: 200 - 900 MHz<br />

Gegenmaßnahme: Optimierung des Chip-Designs<br />

5.4.2.5 Entstörmaßnahmen<br />

Die übliche Praxis zur leitungsgebundenen Funkentstörung stützt sich auf den Einsatz handelsüblicher<br />

Filtersätze bzw. Standard-Filtertopologien, die an den netz- und lastseitigen Geräteanschlusspunkten<br />

angeordnet werden. Entsprechend der für eine bestimmte Produkt- und Anwendungsgruppe<br />

vorgeschriebenen Grenzwertkurven (in nationalen und internationalen Standards<br />

sowohl für leitungsgebundene als auch für strahlungsgebundene EMV bzgl. Aussendung und Immunität<br />

definiert) werden mittels Netznachbildung und normgerechtem Versuchsaufbau verschiedenartige<br />

Filter eingesetzt, bis in allen Frequenzbereichen die Grenzwerte eingehalten werden.<br />

Bei dieser meist empirischen Vorgehensweise werden häufig aufwendige und kostenmäßig nicht<br />

optimale Filter zum Einsatz gebracht. Der Einsatz von Simulationstools zur Auslegung und Optimierung<br />

des gesamten EMV-Systems ist im Einzelfall zu entscheiden und zu bewerten, da der<br />

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