Menschen in der Elektronik - Semikron
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MENSCHEN IN DER ELEKTRONIK<br />
12 E&E 07.2009
APPLIKATIONSINGENIEUR<br />
DER WISSENSVERMITTLER<br />
Eigentlich wollte Arendt W<strong>in</strong>trich Berufsschullehrer werden. Dass er sich letztlich für e<strong>in</strong>e<br />
Laufbahn als Applikations<strong>in</strong>genieur entschieden hat, ist nicht nur für <strong>Semikron</strong> e<strong>in</strong> Glücksfall.<br />
TEXT: Michael Brunn FOTOS: <strong>Semikron</strong><br />
In Nürnberg ist vieles <strong>in</strong> Bewegung – vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sigmundstrasse<br />
200. Schon von Weitem kann man die Baukräne<br />
sehen, die an e<strong>in</strong>em neuen Gebäude arbeiten. In ständiger Bewegung<br />
ist auch das Arbeitsumfeld von Arendt W<strong>in</strong>trich. Als<br />
e<strong>in</strong>er von fünf Field Application Eng<strong>in</strong>eers für Leistungshalbleiter<br />
bei <strong>Semikron</strong> ist er kompetenter Ansprechpartner für<br />
den technischen Außendienst und <strong>der</strong>en Kundenanliegen. Die<br />
Kunden fragen ihn nach Produkten und wollen Empfehlungen<br />
und E<strong>in</strong>satzh<strong>in</strong>weise, an die eigenen Entwickler kann er die<br />
Produkterfahrungen <strong>der</strong> Kunden weitergeben – und se<strong>in</strong>e eigenen.<br />
Denn Arendt W<strong>in</strong>trich redet nicht nur über Leistungshalbleiter,<br />
er kennt sie <strong>in</strong>- und auswendig.<br />
Der 43-jährige analysiert die eigenen Leistungshalbleiter<br />
und nimmt auch die Produkte <strong>der</strong> Konkurrenz unter die Lupe.<br />
Dabei untersucht er vor allem, wie sich Produkte auch unter<br />
untypischen Bed<strong>in</strong>gungen verhalten. Der Schwerpunkt se<strong>in</strong>er<br />
Tätigkeit liegt im Presales: Wenn Kunden e<strong>in</strong> neues Projekt<br />
planen, ist Arendt W<strong>in</strong>trich <strong>der</strong> richtige Ansprechpartner, um<br />
Informationen über <strong>Semikron</strong>-Produkte und <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten<br />
zu erhalten. Als technische Schnittstelle begleitet<br />
er zudem <strong>in</strong>tern die Produktentwicklung. So weist er beispielsweise<br />
<strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Entwicklungsphasen auf mögliche<br />
Auswirkungen h<strong>in</strong>. Er kann das Verhalten <strong>der</strong> Produkte <strong>in</strong> ihrer<br />
Umgebung beurteilen – und hat die technischen Interessen se<strong>in</strong>er<br />
Kunden im Blick. Die Anfragen <strong>der</strong> Kunden erreichen<br />
Herrn W<strong>in</strong>trich meistens per E-Mail – zwei bis drei neue Projekte<br />
schlagen täglich bei ihm auf. Die Anfragen beantwortet er<br />
mit e<strong>in</strong>em Bericht, <strong>der</strong> verschiedene Lösungsoptionen anbietet.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs ist das Projekt damit oft nicht vom Tisch: „Die e<strong>in</strong>zelnen<br />
Projekte laufen oft über Monate, ohne dass ich mich<br />
jeden Tag damit beschäftige“, erklärt W<strong>in</strong>trich. „Es kommen<br />
immer wie<strong>der</strong> Nachfragen, weil sich beim Kunden die Parameter<br />
än<strong>der</strong>n.“ Dass er eigentlich e<strong>in</strong>e Karriere als Berufsschul-<br />
lehrer anstrebte, sieht er nicht als Wi<strong>der</strong>spruch zu se<strong>in</strong>er Laufbahn.<br />
„Ich wollte schon immer <strong>Menschen</strong> etwas vermitteln<br />
und Wissen weitergeben“, erklärt er se<strong>in</strong>e Motivation. Während<br />
se<strong>in</strong>er Ausbildung zum Elektriker und <strong>der</strong> anschließenden Tätigkeit<br />
<strong>in</strong> diesem Beruf entwickelt er e<strong>in</strong> Gefühl für Strom und<br />
Spannung. Der nächste logische Schritt ist das Elektrotechnik-<br />
Wärmeleitpads<br />
Unverstärkte Typen<br />
SBC-5 grau 5 W/mK<br />
SBC-3 grau 3 W/mK<br />
SBC rosa 1,5 W/mK<br />
Weiche, gelartige Pads mit e<strong>in</strong>er<br />
Shorehärte von 2 - 10°- beidseitig haftend<br />
Stärken 0,5 bis 5,0 mm<br />
Glasgewebe Deckfolie<br />
SB-V0 grau/rosa 1,3 o<strong>der</strong> 3 W/mK<br />
SB-V0YF rosa/gelb 1,3 W/mK<br />
Glasgewebe Deckfolie und weiche,<br />
gelförmige Unterseite.<br />
Shorehärte 2 - 20°<br />
E<strong>in</strong>seitig haftend bis klebend<br />
Stärken 0,5 bis 5,0 mm<br />
Silicon-Glasgewebe Folie<br />
SB-HIS 1 W/mK<br />
SB-HIS-2 2 W/mK<br />
Dünne glatte Folie, auch e<strong>in</strong>seitig<br />
klebend, Stärke 0,23 mm und 0,3 mm<br />
E&E 07.2009<br />
13
MENSCHEN IN DER ELEKTRONIK<br />
Für Fragen zu Leistungshalbleitern ist Arendt<br />
W<strong>in</strong>trich <strong>der</strong> richtige Mann. Dabei kennt er sich<br />
nicht nur mit den <strong>Semikron</strong>-Produkten bestens<br />
aus, son<strong>der</strong>n weiß auch über Konkurrenz-<br />
Produkte bestens Bescheid.<br />
Studium mit Schwerpunkt Leistungselektronik <strong>in</strong> Chemnitz.<br />
Hier lernt er Produkte und Anwendungen se<strong>in</strong>er späteren Kunden<br />
kennen. Nach neun Jahren und mit dem Doktortitel im<br />
Gepäck wechselt er von <strong>der</strong> Wissenschaft <strong>in</strong> die Industrie. Den<br />
Ausschlag für <strong>Semikron</strong> gab die Aussicht, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em abwechslungsreichen<br />
Umfeld für viele Branchen tätig zu se<strong>in</strong> und den<br />
Überblick über alle Entwicklungen <strong>der</strong> Leistungselektronik-<br />
Branche behalten zu können. Dabei wurde er gleich <strong>in</strong>s kalte<br />
Wasser geworfen: „Begrüßt wurde ich mit folgenden Worten:<br />
Wir haben viel zu tun, schauen Sie mal, was Sie am besten können“,<br />
er<strong>in</strong>nert er sich an se<strong>in</strong>en ersten Arbeitstag.<br />
W<strong>in</strong>trichs erste Idee war, die vorhandenen Berechnungsvorschriften<br />
zur Auslegung leistungselektronischer Schaltungen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Software-Tool zusammenzufassen und dieses den<br />
Kunden zur Verfügung zu stellen. Aus <strong>der</strong> Idee ist e<strong>in</strong> fester<br />
Bestandteil <strong>der</strong> Arbeit geworden. SemiSel g<strong>in</strong>g 2001 onl<strong>in</strong>e, <strong>in</strong>zwischen<br />
gibt es die Version 3.1. Es war das erste Tool dieser<br />
Art auf dem Markt, mit dem Leistungselektronik-Entwickler<br />
eigene Berechnungen durchführen konnten. Arendt W<strong>in</strong>trich<br />
ist nach wie vor für das Tool verantwortlich, pflegt die Datenbank<br />
und entwickelt SemiSel permanent weiter. An <strong>der</strong> Arbeitsweise<br />
hat sich nicht viel geän<strong>der</strong>t: Eigenverantwortliches<br />
Arbeiten wird bei <strong>Semikron</strong> groß geschrieben. Das macht aber<br />
den Reiz aus – und W<strong>in</strong>trich will auch gar nichts An<strong>der</strong>es machen.<br />
„Die Arbeit macht so viel Spaß, dass ich mir ke<strong>in</strong>e bessere<br />
Tätigkeit vorstellen könnte“, erklärt er. „Field Application<br />
Eng<strong>in</strong>eer ist ke<strong>in</strong> Beruf, bei dem man oft die Stelle wechselt “, >
APPLIKATIONSINGENIEUR<br />
so W<strong>in</strong>trich. „Ich habe mir überlegt, was ich machen will“,<br />
führt er weiter aus, „und im Moment ist das genau das Richtige.“<br />
Dabei wird er für den Arbeitsmarkt immer <strong>in</strong>teressanter,<br />
denn „mit e<strong>in</strong>em Applikations-Ingenieur ist es wie mit e<strong>in</strong>em<br />
guten We<strong>in</strong>“, erzählt er mit e<strong>in</strong>em Augenzw<strong>in</strong>kern, „er wird mit<br />
<strong>der</strong> Zeit immer besser“.<br />
Mehr Se<strong>in</strong> als Sche<strong>in</strong><br />
Dabei ist Wichtigtun W<strong>in</strong>trichs Sache nicht. Und letztlich<br />
ist es wohl auch das, was die Kunden an ihm schätzen: Der<br />
Mann bietet ke<strong>in</strong>e Show, son<strong>der</strong>n guten Service – und jede<br />
Menge Fachwissen. „Die Kunden erwarten Hilfe, ke<strong>in</strong>e bunten<br />
Bil<strong>der</strong>“, skizziert er se<strong>in</strong>e Aufgabe. „Und wenn sie Ersteres bekommen,<br />
färbt das positiv auf die Firma ab. Letztlich kann e<strong>in</strong><br />
guter Service bei gleichwertigen<br />
Produkten den Unterschied<br />
machen.“ Daraus<br />
zieht auch W<strong>in</strong>trich se<strong>in</strong>e<br />
Motivation. Der Anspruch,<br />
dem Kunden helfen zu wollen,<br />
ist nach W<strong>in</strong>trichs Auffassung<br />
essentiell für e<strong>in</strong>en<br />
guten Applikations-Ingenieur.<br />
„Man muss hilfsbereit<br />
se<strong>in</strong> und dem Kunden Wissen<br />
vermitteln können“, erläutert<br />
er die Grundvoraussetzungen.<br />
Ganz wichtig ist<br />
das Wissen. Neben dem<br />
Spezialwissen und <strong>der</strong> umfassenden<br />
Anwendungsund<br />
Produktkenntnis gehört<br />
dazu auch e<strong>in</strong> naturwissenschaftlich-technisches<br />
Allgeme<strong>in</strong>wissen.<br />
„Die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
s<strong>in</strong>d so vielfältig,<br />
dass man nicht immer auf<br />
Bekanntes zurückgreifen<br />
kann“, so W<strong>in</strong>trich. „Wenn<br />
man die nötige Wissensbasis<br />
hat, kann man aber entsprechende<br />
Rückschlüsse<br />
ziehen.“ Man hat auch nicht<br />
die Möglichkeit, ständig<br />
nachzufragen, denn <strong>der</strong> Applikations-Ingenieur<br />
ist E<strong>in</strong>zelkämpfer.<br />
Daher ist es unabd<strong>in</strong>gbar,<br />
e<strong>in</strong>ige Jahre<br />
Berufserfahrung zu haben.<br />
Arendt W<strong>in</strong>trich freut<br />
sich, wenn er im Alltag<br />
Technik begegnet, bei <strong>der</strong> er<br />
weiß, dass „da eigene Arbeit<br />
dr<strong>in</strong>steckt.“ Und h<strong>in</strong> und wie<strong>der</strong> knallt es auch mal. Ob im Kfz<br />
o<strong>der</strong> im Bahnbereich: Produkte müssen zuverlässig se<strong>in</strong> und<br />
daher <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit an<strong>der</strong>en Bauteilen beim Zusammenbau<br />
ausführlich geprüft werden. „Da müssen Grenzen ausgetestet<br />
werden, dabei explodiert immer mal wie<strong>der</strong> was“, berichtet<br />
Arendt W<strong>in</strong>trich aus se<strong>in</strong>em Alltag. „Aber besser, es passiert<br />
im Vorfeld als im fertigen Produkt.“<br />
Dabei führt alles immer wie<strong>der</strong> zum Kunden. Die Frage:<br />
„Was braucht <strong>der</strong> Kunde?“ steht immer im Mittelpunkt von<br />
W<strong>in</strong>trichs Arbeit. Er muss sich dann Gedanken machen, wie<br />
man etwas entwickelt, was diesen Anfor<strong>der</strong>ungen gerecht wird.<br />
Aber mit se<strong>in</strong>er Erfahrung wird sicher auch die nächste Anfrage<br />
ke<strong>in</strong> Problem darstellen. ■<br />
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