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BOOTE & BOOTSPRAXIS Hallberg-Rassy 372 Rassys Rennziege Glaubt man den Umfragen, ist eine HR das Traumschiff der deutschen Segler. Doch auch Träume ändern sich mit der Zeit… Text und Fotos: Thorsten Höge Diese Marke hat Tausende um die Welt getragen – egal, ob in den Träumen oder tatsächlich von Haiti bis Hamburg. Irgendwie hat es diese schwedische Werft geschafft, in den Köpfen der Segler zum Synonym für Blauwasser-Yachten aufzusteigen. Wie, wenn nicht auf einer Hallberg- Rassy über den Atlantik? Zumindest laut Branchenumfrage der Kollegen der „Yacht“ wünschen sich die meisten Segler eine HR. Nun bedeutet derartige Bekanntheit oft aber auch eine Bürde – jede Änderung im Konzept, jede Abkehr vom Gewohnten wird mit besonderem Argwohn beobachtet und kommentiert. Und in den letzten Jahren hat sich einiges getan bei Rassy. Puristen und Traditionalisten müssen sich mit etlichen Neuerungen anfreunden. Wie sonst könnte man erklären, dass wir hier im Skagerrak gerade mit zehn Knoten die Welle hinunter rauschen? Das ist eigentlich geradezu unverschämt! Eine Hallberg-Rassy ist solide, schwer, ein reiner Verdränger, aber kein Geschwindigkeits-Wunder! Doch dieses Bild wandelte sich in den vergangenen Jahre bereits und kulminiert nun in der neuen 372, die tatsächlich Werte an der Logge zeigt, die man einer HR nie zugetraut hätte. Bei der Regatta um die schwedische Insel Tjörn in diesem Jahr musste Magnus Rassy mit einer LYS-Zahl (das schwedische Äquivalent zum deutsche Yardstick) von 1,25 antreten. Das ist das Handicap einer Regattakonstruktion wie der X-99 oder eines modernen Performance-Cruisers wie der neuen Dehler 34. Die Hanse 370 hat 1,26, wird also unwesentlich schneller eingestuft. Mit einer X-332 dürften Sie langsamer sein. Rassy schaffte es mit diesem Handicap auf Platz 141 von 502 (!) Startern, ein Platz im vorderen Drittel. Die noch neuere HR 310 gewann übrigens ihre Klasse. Dabei schloss sich das Wortpaar Regatta und Hallberg-Rassy bisher eigentlich selbst aus… Fahrtentauglichkeit Es scheint was faul im Staate Schweden… Geht es jetzt also auch Rassy nicht 40 www.segelnmagazin.de 10/2009

BOOTE & BOOTSPRAXIS<br />

Hallberg-Rassy 372<br />

Rassys Rennziege<br />

Glaubt man <strong>de</strong>n Umfragen, ist eine HR das Traumschiff <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Segler.<br />

Doch auch Träume än<strong>de</strong>rn sich mit <strong>de</strong>r Zeit… Text und Fotos: Thorsten Höge<br />

Diese Marke hat Tausen<strong>de</strong><br />

um die Welt getragen<br />

– egal, ob in <strong>de</strong>n Träumen<br />

o<strong>de</strong>r tatsächlich von Haiti<br />

bis Hamburg. Irgendwie hat<br />

es diese schwedische Werft geschafft, in<br />

<strong>de</strong>n Köpfen <strong>de</strong>r Segler zum Synonym<br />

für Blauwasser-Yachten aufzusteigen.<br />

Wie, wenn nicht auf einer Hallberg-<br />

Rassy über <strong>de</strong>n Atlantik? Zumin<strong>de</strong>st<br />

laut Branchenumfrage <strong>de</strong>r Kollegen <strong>de</strong>r<br />

„Yacht“ wünschen sich die meisten<br />

Segler eine HR. Nun be<strong>de</strong>utet <strong>de</strong>rartige<br />

Bekanntheit oft aber auch eine Bür<strong>de</strong> –<br />

je<strong>de</strong> Än<strong>de</strong>rung im Konzept, je<strong>de</strong> Abkehr<br />

vom Gewohnten wird mit beson<strong>de</strong>rem<br />

Argwohn beobachtet und kommentiert.<br />

Und in <strong>de</strong>n letzten Jahren hat sich einiges<br />

getan bei Rassy. Puristen und Traditionalisten<br />

müssen sich mit etlichen<br />

Neuerungen anfreun<strong>de</strong>n.<br />

Wie sonst könnte man erklären, dass<br />

wir hier im Skagerrak gera<strong>de</strong> mit zehn<br />

Knoten die Welle hinunter rauschen?<br />

Das ist eigentlich gera<strong>de</strong>zu unverschämt!<br />

Eine Hallberg-Rassy ist soli<strong>de</strong>,<br />

schwer, ein reiner Verdränger, aber kein<br />

Geschwindigkeits-Wun<strong>de</strong>r!<br />

Doch dieses Bild wan<strong>de</strong>lte sich in <strong>de</strong>n<br />

vergangenen Jahre bereits und kulminiert<br />

nun in <strong>de</strong>r neuen 372, die tatsächlich<br />

Werte an <strong>de</strong>r Logge zeigt, die man einer<br />

HR nie zugetraut hätte. Bei <strong>de</strong>r Regatta<br />

um die schwedische Insel Tjörn in diesem<br />

Jahr musste Magnus Rassy mit einer<br />

LYS-Zahl (das schwedische Äquivalent<br />

zum <strong>de</strong>utsche Yardstick) von 1,25 antreten.<br />

Das ist das Handicap einer Regattakonstruktion<br />

wie <strong>de</strong>r X-99 o<strong>de</strong>r eines<br />

mo<strong>de</strong>rnen Performance-Cruisers wie <strong>de</strong>r<br />

neuen Dehler 34. Die Hanse 370 hat 1,26,<br />

wird also unwesentlich schneller eingestuft.<br />

Mit einer X-332 dürften Sie langsamer<br />

sein. Rassy schaffte es mit diesem<br />

Handicap auf Platz 141 von 502 (!) Startern,<br />

ein Platz im vor<strong>de</strong>ren Drittel. Die<br />

noch neuere HR 310 gewann übrigens<br />

ihre Klasse. Dabei schloss sich das Wortpaar<br />

Regatta und Hallberg-Rassy bisher<br />

eigentlich selbst aus…<br />

Fahrtentauglichkeit<br />

Es scheint was faul im Staate Schwe<strong>de</strong>n…<br />

Geht es jetzt also auch Rassy nicht<br />

40 www.segelnmagazin.<strong>de</strong> 10/2009


➤ Testrevier: Schwe<strong>de</strong>n, Skagerrak<br />

➤ Testbedingungen: um 20 Knoten<br />

Wind, ein bis 1,5 Meter Welle<br />

➤ Das Konzept: Fahrtenyacht<br />

➤ Der Preis: ab 266.000 € mit <strong>Segeln</strong><br />

Mit Co<strong>de</strong> Zero durch die<br />

Außenschären – die Rassy<br />

ist ein Küstensegler<br />

mehr um Seetüchtigkeit, gutmütiges Verhalten<br />

und Fahrtentauglichkeit, son<strong>de</strong>rn<br />

um Performance?<br />

Zurück zu unserer Welle. Wir testeten die<br />

372 an zwei aufeinan<strong>de</strong>rfolgen<strong>de</strong>n Tagen,<br />

die unterschiedlicher nicht sein können:<br />

Erst ist es grau in grau, <strong>de</strong>r Wind bläst im<br />

Mittel mit 20 Knoten, in Böen <strong>de</strong>utlich<br />

mehr, die Welle läuft konfus, bis eineinhalb<br />

Meter hoch. Am zweiten Tag scheint<br />

nach Frühnebel die Sonne, ein laues Lüftchen<br />

weht. Ein perfekter Fototag.<br />

Als wir am ersten Tag nach vielen Kreuzschlägen<br />

raumschots wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n<br />

Schärengarten zurücklaufen, können wir<br />

die HR mehrfach auf <strong>de</strong>r mitlaufen<strong>de</strong>n<br />

Welle zum Surfen bringen. Doch auch<br />

ohne Welle läuft sie über acht Knoten.<br />

Möglich macht das ein flacheres Unterwasserschiff,<br />

geringere Verdrängung und<br />

ein breiteres Achterschiff. Bevor jetzt<br />

alle HR-Traditionalisten aufschreien und<br />

einen in <strong>de</strong>r See schlagen<strong>de</strong>n Rumpf vermuten,<br />

muss man erstens ein paar Sätze<br />

zum Konzept verlieren und daran, zweitens,<br />

das Boot messen.<br />

Die neue HR 372 ist ein Küstensegler.<br />

Für Blauwasser-Törns enthält das Portfolio<br />

<strong>de</strong>r Werft die 37 mit Mittelcockpit.<br />

Seit sechs Jahren lagen Pläne in <strong>de</strong>r<br />

Schubla<strong>de</strong> für einen schnelleren 37-Fuß-<br />

Küstenkreuzer, dies ist <strong>de</strong>r dritte Entwurf.<br />

Experimentiert hat die Werft auch<br />

mit <strong>de</strong>m Rumpf <strong>de</strong>r 37, doch das stellte<br />

sich als Irrweg heraus. Die 372 hat drei<br />

stark gepfeilte Salingspaare, sie wird<br />

wie die meisten mo<strong>de</strong>rnen Performance-<br />

Cruiser mit einer Genua 3 gesegelt (107<br />

Prozent), da das Oberwant weit außen<br />

an einem Pütting befestigt ist. Sie hat einen<br />

größeren Tiefgang (1,99 Meter) und<br />

einen steileren Steven als ihre Blauwasser-Schwester,<br />

<strong>de</strong>r 9/10-geteilte Mast ist<br />

einen Meter höher. „An <strong>de</strong>r Küste muss<br />

man viel kreuzen“ erläutert Magnus<br />

Rassy die Wahl <strong>de</strong>s Riggs. „Beim Blauwasser-<strong>Segeln</strong><br />

ist <strong>de</strong>r Vorm-Wind-Anteil<br />

dagegen hoch, also hat die 37er im Vergleich<br />

nahezu gera<strong>de</strong> Salinge, um das<br />

Groß möglichst weit auffieren zu können“.<br />

Zum Performance-Gen <strong>de</strong>r Yacht<br />

gehört auch eine im Standard unter Deck<br />

montierte Genua-Rollanlage (Furlex).<br />

Mit einem Trick hat Konstrukteur ➤<br />

10/2009 www.segelnmagazin.<strong>de</strong> 41


BOOTE & BOOTSPRAXIS<br />

Germán Frers das Einsetzen in die Welle<br />

verbessert. Der üblicherweise stark V-<br />

förmige Vorfuß (<strong>de</strong>r Teil <strong>de</strong>s Unterwasserschiffes<br />

zwischen Bug und Kielansatz) ist<br />

kräftig gerun<strong>de</strong>t. Während ein V-förmiger<br />

Vorfuß bei Krängung in die Welle schlägt,<br />

setzt die Frers-Variante sanfter ein. Beim<br />

Gegenanbolzen am Testtag fühlen wir<br />

das bestätigt. Die Yacht setzt weich ein,<br />

wir laufen ohne Mühe über sechs Knoten<br />

bei einem Wen<strong>de</strong>winkel um die 90 Grad,<br />

eine genaue Messung ist aufgrund <strong>de</strong>s<br />

konfusen Wellenbil<strong>de</strong>s kaum möglich.<br />

Die Yacht wirkt steif, einen Strömungsabriss<br />

und ein Ausbrechen können wir erst<br />

bei 30 bis 35 Grad Krängung provozieren.<br />

Die beim Test gesetzten Segel waren keine<br />

Standard-Segel, normal gehören Dacron-<br />

<strong>Segeln</strong> in Offshore-Qualität von Elvström<br />

zur Gar<strong>de</strong>robe.<br />

Das Ru<strong>de</strong>r vermittelt ein gutes Gefühl<br />

für das Boot, es ist passend vorbalanciert.<br />

Von hart auf hart dreht man genau<br />

einmal rund – das spricht für ein eher<br />

direktes Steuern. An<strong>de</strong>rs als auf <strong>de</strong>r 37<br />

(Halbskeg) besitzt die 372 nur noch <strong>de</strong>n<br />

Stummel eines Skegs. Die Richtungsstabilität<br />

ist <strong>de</strong>nnoch groß, auch wenn etwas<br />

aufmerksamer gesteuert wer<strong>de</strong>n muss.<br />

Im geschützten Achtercockpit kann<br />

man sich gut bewegen, unter <strong>de</strong>r festen<br />

Sprayhood sitzt man immer trocken. Die<br />

Plicht läuft nach vorne etwas schmaler<br />

zu, so dass man sich mit <strong>de</strong>n Füßen an<br />

<strong>de</strong>r gegenüberliegen<strong>de</strong>n Sitzbank immer<br />

gut abstützen kann. Der Platz hinter <strong>de</strong>m<br />

Rad ist ausreichend bemessen, auch auf<br />

<strong>de</strong>r hohen Kante sitzt man gut – allerdings<br />

sollte man hier von längerer Statur<br />

sein, um das Steuerrad entspannt zu erreichen.<br />

Ungünstig positioniert war auf<br />

<strong>de</strong>m Testboot das Motorpaneel. Um die<br />

Maschine zu starten, muss man durch<br />

das Steuerrad greifen.<br />

Zwei Elektro-Winschen gibt es für die<br />

Genua-Schot, zwei normale für die im<br />

„German Main-Sheet-System“ geführte<br />

Großschot. Bei diesem System läuft die<br />

Schot vom Traveller an <strong>de</strong>r Unterseite<br />

<strong>de</strong>s Großbaumes entlang zum Mast, von<br />

dort auf die Aufbauten und wird dann –<br />

sehr ungewöhnlich – auf <strong>de</strong>m Kajütdach<br />

in zwei Kanälen nach achtern geführt.<br />

Die Schot lässt sich damit ausschließlich<br />

über die vor<strong>de</strong>ren Winschen bedienen.<br />

Die Platzierung <strong>de</strong>r Winschen ist gewöhnungsbedürftig,<br />

weil die Groß-Winschen<br />

so vor <strong>de</strong>n Genua-Winschen sitzen. Der<br />

Vorschoter kurbelt mit Blick nach ach-<br />

42 www.segelnmagazin.<strong>de</strong> 10/2009<br />

Schöner Kochen: Die<br />

Pantry ist auch auf See<br />

nutzbar. Das Eisfach fällt<br />

groß aus. Stauraum ist<br />

ausreichend vorhan<strong>de</strong>n.<br />

Unter Deck<br />

Die Hallberg-Rassy kommt ohne Innenschalen<br />

aus, alle Bereiche sind gut<br />

zugänglich. Der Innenausbau erfolgt erst<br />

nach <strong>de</strong>m Zusammenlaminieren von Deck<br />

und Rumpf. Warmwasser (40 Liter) gibt es<br />

im Standard, einen Landanschluss lei<strong>de</strong>r<br />

nicht. Dieser steht mit knapp 1.300 Euro<br />

in <strong>de</strong>r Zubehörliste.<br />

Schöner Wohnen: Alle Schränke<br />

zwangsentlüftet, die Polster in sehr<br />

guter Qualität, die Einrichtung in<br />

Mahagoni. Licht durch zwei Decksluken<br />

und große Fenster<br />

Schöner Arbeiten: Ein großer<br />

Kartentisch mit Platz ist für<br />

einen Küstensegler nach<br />

wie vor wichtig. Gut: überall<br />

Schlingerleisten<br />

Schöner Duschen:<br />

Die Dusche lässt sich<br />

durch eine zweigeteilte<br />

Plexiglas-Tür<br />

trennen. Die Ventile<br />

sind gut erreichbar


BOOTE & BOOTSPRAXIS<br />

Die feste Sprayhood ist<br />

Standard auf allen Rassys<br />

tern, das ist anstrengend. Ist <strong>de</strong>r Skipper<br />

allerdings einhand unterwegs, ist das<br />

Konzept gut. Nach einiger Zeit hat man<br />

<strong>de</strong>n Dreh raus. Fallen und Strecker laufen<br />

in Kanälen ins Cockpit, das macht<br />

Nachrüsten schwierig, aber es verhin<strong>de</strong>rt<br />

Stolperfallen auf <strong>de</strong>m Aufbau. Hinter<br />

<strong>de</strong>n Großschot-Winschen nehmen ins<br />

Süll integrierte Fallen-Kästen die Leinen<br />

auf. Aus <strong>de</strong>r Plicht verstellbare Genua-<br />

Holepunkte sind Standard, ebenso ein<br />

Achterstagspanner. Der Weg auf das Vorschiff<br />

ist einfach, Unter- und Oberwanten<br />

an separaten Püttingen lassen genügend<br />

Platz zum Durchgehen. Rassy-Standard<br />

ist die eingelassene hohe Fußreling (inklusive<br />

Scheuerleiste), die durch die zusammenlaminierte<br />

Deck-Rumpf-Verbindung<br />

entsteht. Das sich in <strong>de</strong>r Fußreling<br />

sammeln<strong>de</strong> Regenwasser fließt durch einen<br />

Auslass unter <strong>de</strong>r Wasserlinie, weil<br />

<strong>de</strong>n Rumpf keine Streifen verunzieren<br />

sollen. LED-Navigationsbeleuchtung ist<br />

ebenfalls Standard. Neu für Rassy ist die<br />

nach achtern fast offene Ba<strong>de</strong>plattform.<br />

Eine wegnehmbare Sitzbank trennt sie<br />

vom Cockpit.<br />

Wir laufen wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n privaten Schärenhafen<br />

<strong>de</strong>r Werft ein. Spätestens hier<br />

zeigt sich auch <strong>de</strong>m letzten Traditionalisten,<br />

wie angenehm kurze Kiele und<br />

Spatenru<strong>de</strong>r sein können (zumin<strong>de</strong>st im<br />

Hafen) – die HR lässt sich problemlos<br />

längsseits zirkeln. Unter Deck erkennt<br />

man sofort die Liebe zum Detail, die<br />

diese Werft auszeichnet. Stolz präsentiert<br />

Magnus Rassy zum Beispiel eigens<br />

Plus und Minus<br />

+ Seeverhalten, Kursstabilität<br />

+ wirkungsvoller, einfacher Trimm<br />

+ soli<strong>de</strong> Ausführung <strong>de</strong>r Seereling<br />

mit vernünftigem Bugkorb<br />

+ Bauqualität<br />

+ Nasszelle mit Ölzeugschrank<br />

+ hochwertige Decksausrüstung<br />

im Standard<br />

+ Dora<strong>de</strong>lüfter<br />

entwickelte Türgriffe, hinter <strong>de</strong>nen die<br />

Hose nicht hängen bleibt. O<strong>de</strong>r Schiebetüren<br />

in <strong>de</strong>r Pantry, weil Klapptüren sich<br />

über einem heißen Kochtopf schlechter<br />

öffnen lassen. Die drei Wassertanks aus<br />

E<strong>de</strong>lstahl sind mit internen Schotten geteilt,<br />

damit <strong>de</strong>r Inhalt nicht zu stark ➤<br />

+ + –<br />

+ gute Zwangsentlüftung<br />

+ geräumiges Vorschiff<br />

+ Gesamtkonzept<br />

+ gute Detaillösungen<br />

+ auf See nutzbare Pantry, Nasszelle<br />

+ bündig eingelassene Decksluken<br />

– Zugang Motorpaneel<br />

– gewöhnungbedürftige Schotführung<br />

– schmale Achterkoje<br />

10/2009 www.segelnmagazin.<strong>de</strong> 43


BOOTE & BOOTSPRAXIS<br />

Gemessen und getestet<br />

Design................................ Germán Frers<br />

CE-Konstruktionsklasse........................A<br />

Lüa............................................ 11,35 m<br />

LWL ........................................... 10,25 m<br />

Büa.............................................. 3,60 m<br />

Tiefgang...................................... 1,99 m<br />

Gewicht.....................................7.500 kg<br />

Ballast.......................................2.900 kg<br />

Rigg................................................ 9/10<br />

Groß und Genua (107 % max.). 73,2 m2<br />

Kojenzahl...............................................6<br />

Motor..............Volvo D2-55, 41kw/55 PS,<br />

Saildrive, 2-Blatt-Faltpropeller<br />

Masthöhe über Wasser.............. 17,80 m<br />

Trinkwasser .................................... 425 l<br />

Diesel............................................. 270 l<br />

Grundpreis ..... ab 266.000 € mit <strong>Segeln</strong><br />

Rumpf und Deck<br />

Sandwich ab Wasserlinie (PVC-Schaum),<br />

Handlauflegeverfahren. Deck ebenfalls<br />

Sandwich. Deck und Rumpf zusammenlaminiert<br />

mit eingearbeiteter Fußreling.<br />

Stehhöhen<br />

Salon........................................... 1,93 m<br />

Vorschiff...................................... 1,88 m<br />

Nasszelle..................................... 1,86 m<br />

Acherkabine................................ 1,90 m<br />

Kojen:<br />

Vorschiff....... Länge 2,06 m, Fuß 0,68 m,<br />

Kopf 1,96 m<br />

Achtern .........Länge 2,00 m, Fuß 1,03 m,<br />

Kopf 1,40 m<br />

Salonsofas ..... Länge 2 m, Breite 0,68 m<br />

Für eine Rassy ein vergleichsweise flaches<br />

Unterwasserschiff und ein breiteres Heck<br />

Adresse<br />

Händlernachweis: Hallberg-Rassy Deutschland, An <strong>de</strong>r<br />

Wiek 7-15, 23730 Neustadt, Tel. 04561/55 86 48<br />

hin- und herschwappt. Die Wassertanks<br />

positionierte die Werft für bessere Segeleigenschaften<br />

im Bootsschwerpunkt<br />

im Salon. Heizungsschläuche sind gedoppelt,<br />

um möglichst wenig Verlust zu<br />

erzeugen. Und dann gibt es auch noch<br />

solche Liebeleien: In das beige Polster ist<br />

ein brauner Fa<strong>de</strong>n eingewebt, <strong>de</strong>r genau<br />

<strong>de</strong>n Farbton <strong>de</strong>s Mahagonis trifft. Apropos<br />

Holzausbau: <strong>de</strong>r fällt in erwartbar hoher<br />

Qualität aus, doch ist auch auf einer<br />

Rassy nicht mehr alles massiv. Die Türen<br />

beispielsweise besitzen einen Sandwichkern<br />

aus Honeycomb. Zwei Decksluken<br />

Gut zu sehen: Die Ba<strong>de</strong>plattform mit <strong>de</strong>m teils offenen Heck<br />

im Salon sorgen für viel Licht. Die seitlichen<br />

Salon-Fenster sind genauso groß<br />

wie die auf <strong>de</strong>r HR 54 – ein <strong>de</strong>utliches<br />

Zugeständnis an <strong>de</strong>n Einsatzzweck als<br />

Küstensegler. Zwei Dora<strong>de</strong>lüfter sorgen<br />

für Frischluftzufuhr, alle Schränke sind<br />

zwangsentlüftet und feuchtes Ölzeug<br />

trocknet in einem separaten Schrank<br />

in <strong>de</strong>r Nasszelle. Die Dusche ist durch<br />

einen zweigeteilten Plexiglas-Vorhang<br />

abgetrennt und angenehm groß. Da die<br />

Boote <strong>de</strong>r Werft meist von kleinen Crews<br />

bewegt wer<strong>de</strong>n, hat HR es auch nicht<br />

nötig, im „Noch mehr Kojen, noch mehr<br />

Nasszellen“-Rennen mitzumischen – es<br />

gibt eine Nasszelle, fertig. Dafür hat die<br />

HR eine schön große Vorschiffskoje mit<br />

<strong>de</strong>utlich über zwei Metern Länge, zwei<br />

kleine Nachttische und einen Sitz. Der<br />

weit nach vorne gezogene Aufbau sorgt<br />

für viel Stehhöhe – das merken wir,<br />

als wir auf <strong>de</strong>m Boot übernachten. Die<br />

Achterkoje ist mit 1,40 Meter Breite am<br />

Kopfen<strong>de</strong> allerdings schon recht schmal.<br />

Die zwei Meter lange Steuerbord-Salonkoje<br />

lässt sich auch als Seekoje nutzen.<br />

Ein schön großer Kartentisch fehlt ebenfalls<br />

nicht. Bei <strong>de</strong>r Elektrik setzt Rassy<br />

auf das Can-Bus-System. Hier führt ein<br />

Hauptkabel durch das ganze Boot, von<br />

<strong>de</strong>m Abzweigungen an <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Stellen abgehen. Der Vorteil: Es lässt<br />

sich elektronisch steuern. Als Batterien<br />

wer<strong>de</strong>n Flat-Plate-Speicher verwen<strong>de</strong>t.<br />

Der Maschinenraum ist groß und gut zugänglich.<br />

Belüftet wird er sowohl durch<br />

einen Permanent-Auslass als auch elektrisch<br />

bei Betrieb <strong>de</strong>s Volvos.<br />

Die Werft nimmt <strong>de</strong>n Innenausbau nach<br />

wie vor nach <strong>de</strong>r „Hochzeit“ von Rumpf<br />

und Deck vor – nach <strong>de</strong>m Motto „was<br />

so reinpasst, geht hinterher auch wie<strong>de</strong>r<br />

raus.“ Es gibt keine Innenschale, alle<br />

Stellen <strong>de</strong>s Rumpfes sind gut erreichbar.<br />

Den Rumpf steift ein soli<strong>de</strong>r GFK-Rahmen<br />

aus, <strong>de</strong>r Bleikiel ist mit elf Bolzen<br />

befestigt. Am Hauptschott nimmt eine<br />

einzelne Stahlwrange die Kräfte auf, <strong>de</strong>r<br />

Mast wird unterfüttert von einer Stütze<br />

aus verzinktem Stahl. In dieser Stütze<br />

laufen auch Kabel. Insgesamt wiegt die<br />

leere HR 372 circa 7,5 Tonnen – 200 Kilo<br />

44 www.segelnmagazin.<strong>de</strong> 10/2009


Schwacher Wind am zweiten Tag<br />

<strong>de</strong>s Tests – aber das Revier allein<br />

dient schon als Verkaufshilfe<br />

BOOTE & BOOTSPRAXIS<br />

Zuladung lassen die 372 einen Zentimeter<br />

tiefer schwimmen. Laminiert wird im<br />

Handauflege-Verfahren, über <strong>de</strong>r Wasserlinie<br />

wird ein PVC-Schaum (Divinycell)<br />

als Sandwichkern verwen<strong>de</strong>t.<br />

Fazit: Nur die wenigsten wer<strong>de</strong>n die vollausgerüstet<br />

(Heizung, Landanschluss und<br />

viel Elektronik sind im Standard nicht enthalten)<br />

rund 280.000 Euro für eine HR 372<br />

haben. Wer es ausgeben kann, bekommt<br />

eine nahezu perfekte Fahrtenyacht, an <strong>de</strong>r<br />

es wenig zu kritisieren gibt. Die Werft hat<br />

ihr Portfolio geschickt ergänzt – die 37 für<br />

Blauwasser, die 372 für die Küste an Nordund<br />

Ostsee sowie Mittelmeer. Diesen Anspruch<br />

erfüllt die 372 mit allem <strong>de</strong>nkbaren<br />

Komfort. Obendrein segelt sie auch noch<br />

flott… Traditionalisten, die Langkielen bei<br />

HR nachtrauern, fin<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Werft keine<br />

Angebote mehr – aber ihnen gehen auch<br />

die Argumente zunehmend aus, schließlich<br />

be<strong>de</strong>utet Geschwindigkeit auch Sicherheit,<br />

vor allem im Küstenbereich. HR ist <strong>de</strong>nnoch<br />

weit entfernt von <strong>de</strong>m Kurswechsel<br />

hin zum sehr Mo<strong>de</strong>rnen, <strong>de</strong>n einige an<strong>de</strong>re<br />

Werften (wie zum Beispiel Najad) vollzogen<br />

haben. z<br />

Wichtige Daten zur Beurteilung einer Yacht<br />

Segeltragezahl: Yachten mit einer großen Segeltragezahl können<br />

auf Grund ihres hohen Krängungswi<strong>de</strong>rstan<strong>de</strong>s mit höheren<br />

Windgeschwindigkeiten ohne Reff segeln als weniger steife<br />

Boote. Die Segeltragezahl einer typischen Fahrtenyacht liegt bei<br />

4,2 – steife Cruiser-Racer erreichen <strong>de</strong>n Wert 5.<br />

Segelfläche 73,2 m² : ³ Verdrängung 7,5 t = 4,4<br />

Ballastanteil: 39 %. Mit <strong>de</strong>m Ballastanteil von über einem Drittel <strong>de</strong>r Verdrängung<br />

liegt die HR 372 im oberen Bereich. Einen Ballastanteil unter 25 % sollten Fahrtenyachten<br />

mit <strong>de</strong>m üblichen, mo<strong>de</strong>raten Tiefgang aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Seetüchtigkeit<br />

nicht unterschreiten.<br />

Längen-Breitenverhältnis: 3,1 : 1. Bei mo<strong>de</strong>rnen Fahrtenyachten mit <strong>de</strong>r Wasserlinienlänge<br />

<strong>de</strong>r HR 372 liegt das Längen-Breitenverhältnis<br />

meist im mittleren Bereich. Reine Racer können das<br />

Verhältnis 2,2 : 1 erreichen.<br />

Zusammen mit <strong>de</strong>m Ballastanteil hat dieser Wert starken<br />

Einfluss auf das Segeltragevermögen einer Yacht<br />

und die Segeleigenschaften am Wind o<strong>de</strong>r raumschots.<br />

Rumpfgeschwindigkeit: 7,8 kn. Maximal erreichte Fahrt durchs Wasser beim<br />

Test: über 8 kn ohne Welle, Windgeschwindigkeit: 20 kn<br />

2,43 Wasserlinienlänge 10,25 = 7,8 kn<br />

10/2009 www.segelnmagazin.<strong>de</strong> 45

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