Gottes Bodenpersonal - Schw. StV
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mehr so viele Priester in den Schlafstädten.»<br />
Aber die Kirche müsse weiterhin vor Ort selber<br />
sein und Präsenz markieren. Oder wie es<br />
Gmür sagt: «Im Pfarrhaus muss es Licht haben.»<br />
Auf der anderen Seite werden offene<br />
Angebote wichtiger wie eine Sihlcity-Kirche,<br />
eine Bahnhofkirche oder eine offene Kirche,<br />
welche eine Anlaufstelle für Leute auf der<br />
Suche bilden. Also eine Mischung von Zugehen<br />
und Dasein für die Gläubigen.<br />
2. Es hat sich gezeigt, dass religiöse<br />
Zentren sehr wichtig sind und man sie<br />
stärken müsse. Einsiedeln als traditionelles<br />
Angebot oder die Jesuitenkirche in Luzern<br />
seien Anlaufpunkte für Leute, die wissen,<br />
was sie wollen. Dieses Modell entspricht<br />
der immer weniger vorhandenen örtlichen<br />
Orientierung der Gläubigen zugunsten<br />
einer inhaltlichen Suche.<br />
3. Man will die Pfarreien mit Laien<br />
besetzen, weil der Ansatz, dass man alles so<br />
lässt, wie es ist, wenig schlau sei. Während<br />
der Prozess in Frankreich bereits weiter<br />
fortgeschritten ist, sei das in der <strong>Schw</strong>eiz<br />
anders, weil die Strukturen komplizierter<br />
seien. «Zu einer katholischen Kirche gehört<br />
ein Priester», dies sei noch in vielen Köpfen.<br />
Ausländische Priester könnten das Problem<br />
nicht lösen, schon weil der Bund nur 25<br />
Leute pro Jahr zuliesse, die nicht aus der EU<br />
sind. Man müsse diese Leute auch intensiv<br />
schulen, damit sie die kulturellen Unterschiede<br />
kennen.<br />
Die Kirche müsse den Mut haben, neue<br />
Modelle auszuprobieren, nötigenfalls auch<br />
mal eine Kirche zu schliessen, denn die Seelsorgeeinheiten<br />
seien nicht die Lösung aller<br />
Probleme. «Der Priester, früher für die allgemeine<br />
Seelsorge zuständig, droht so zu<br />
einem Funktionär zu werden und ist als<br />
Mensch nicht mehr spürbar.» Und Gmür<br />
macht darauf aufmerksam, dass auch bei<br />
den Laienseelsorgern ein Mangel bestehe.<br />
Mindestens ebenso zu schaffen macht<br />
der Kirche nicht nur der Priester-, sondern<br />
auch der Gläubigenmangel. War die<br />
Religion früher Teil des Alltags, ist sie nun<br />
wie ausgekoppelt. «Die Leute verstehen sich<br />
nicht mehr als aktiven Teil der katholischen<br />
Kirche.» Das Morgen- und Abendgebet und<br />
das Beten vor dem Essen verschwänden immer<br />
mehr. «Das wichtigste <strong>Bodenpersonal</strong><br />
sind die Eltern, aber sie selber lernen das<br />
religiöse Leben nicht mehr.» Man delegiere<br />
die Aufgabe der religiösen Erziehung an<br />
die Kirche. Vor allem in Westeuropa werde<br />
das religiöse Bedürfnis anders gestillt. Eine<br />
Absage erteilt der Generalsekretär der Idee<br />
«Jesus ja, Kirche nein». Das entspreche der<br />
Tendenz, alles was schlecht sei, der Institution<br />
Kirche anzuhängen. Die Krise der<br />
Institution betreffe im Übrigen beispielsweise<br />
auch die Polizei und die Banken. Der<br />
guten alten Zeit hinterher trauern will aber<br />
auch Gmür nicht. Dass zwischen 1850 und<br />
1950 80 Prozent der Katholiken und 70<br />
der Reformierten in der Kirche waren, sei<br />
vergangene Zeit und ob sie besser war, fragt<br />
er sich im gleichen Atemzug auch. Klar sei<br />
für ihn aber, dass sich das Volk heute mehr<br />
entscheiden müsse. «Entscheidungs- statt<br />
Erbchristentum.» Und die Kirche müsse die<br />
Inhalte – nämlich mit der Konzentration auf<br />
das Wesentliche – so vermitteln, dass es die<br />
Entscheidung fördere. «Gott wird Mensch,<br />
einer von uns.» Die Orientierung im Leben,<br />
Ad personam<br />
Felix Gmür, geboren am 7. Juni 1966 in<br />
Luzern, studierte in München, Paris, Rom<br />
und Freiburg und schloss als Dr. der Philosophie<br />
ab. Anschliessend folgten vier Jahre im<br />
Bistum Basel als Pastoralassistent, Diakon,<br />
Vikar, Pfarradministrator in der Seelsorge,<br />
1999 liess er sich zum Priester weihen. Von<br />
2001 bis 2004 war er in Rom, dann Subregens<br />
am Priesterseminar Luzern, bevor er<br />
2006 zum Generalsekretär der Bischofskonferenz<br />
gewählt wurde. Schpoot ist Mitglied<br />
der Helvetia Monancensis, Vindelicia im<br />
CV, Alemannia, Helvetia Romana. Als seine<br />
Hobbys bezeichnet er Musik und Reisen.<br />
Das wichtigste <strong>Bodenpersonal</strong> sind die Eltern,<br />
aber sie selber lernen<br />
das religiöse Leben nicht mehr.»<br />
die Sinngebung, die Christusnachfolge sei<br />
wichtig, das Nachher ist geregelt. «Alles andere<br />
ist Beigemüse und nicht Kern des Glaubens.»<br />
In diesem Spannungsfeld bewege sich<br />
der Priester, der heute immer flexibler sein<br />
müsse, weil das Volk auch vielfältiger werde.<br />
«Wer geeignet sein will als Pfarrer, muss<br />
gute Nerven haben und darf keine Mimose<br />
sein», hat Gmür festgestellt. Er selber schätze<br />
den Kontakt mit der Bevölkerung sehr, er<br />
sei auch selber an den Wochenenden unterwegs<br />
in den Pfarreien.<br />
bw<br />
civitas 03/04 2010 7