Gottes Bodenpersonal - Schw. StV
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Region St. Viktor<br />
Die Betreuung von <strong>Gottes</strong> <strong>Bodenpersonal</strong> von Seiten des Bistums Basel hat sich stark gewandelt.<br />
War früher ein Pfarrer mit Personal einer der zehn Regionaldekane, ist nun das Bistum in<br />
drei Regionen aufgeteilt. Jeweils drei Personen (ein Priester, eine Frau und ein Mann) bilden<br />
diese Region. «Das ist besser gegenüber früher, weil die drei Leute mit ihren unterschiedlichen<br />
weltanschaulichen Auffassungen und Erfahrungen einen grösseren Austausch ermöglichen»,<br />
sagt Bischofsvikar Ruedi Heim. 1 + 1 + 1 gäben in diesem Fall mehr als 3. Zur Arbeit in der<br />
Region gehört auch der Einsitz in den Bischofsrat und in Arbeitsgruppen. «Ich bin das Bindeglied<br />
zwischen Bistum und Regionen.»<br />
arbeiten, hätten andere Rollenbilder, auch<br />
unterschiedliche Hierarchieerfahrungen.<br />
Loyola will ein differenziertes Bild abgeben,<br />
wenn er sagt, dass es hervorragende Beispiele<br />
fremder Seelsorger gebe. Es habe sich aber<br />
gezeigt, dass es wichtig ist, die Neuen gut<br />
einzuführen in Bräuche, Sitten und Strukturen<br />
in der <strong>Schw</strong>eiz. Es sei ihm klar, dass<br />
schlechte Beispiele zu Vorbehalten und Verallgemeinerungen<br />
führten. «Ich habe auch<br />
schon gehört, dass wir zu viele deutsche<br />
Seelsorgende hätten.»<br />
Die ausländischen Helfer vermögen<br />
den inländischen Priestermangel bei weitem<br />
nicht zu decken. Dies auch, weil es beileibe<br />
nicht nur dort an Leuten mangelt. Für<br />
Loyola sind Priester meist noch irgendwie<br />
zu ersetzen, aber bei Pfarrern und Gemeindeleitern<br />
gebe es kein Ausweichen. Und<br />
dass Patoralassistenten, Katechetinnen und<br />
kirchliche Jugendarbeiter immer schwieriger<br />
zu finden sind, zeigt ihm, dass die Bedeutung<br />
von Kirche und Religion abnimmt.<br />
Das sei noch nicht überall angekommen in<br />
den Pfarreien, aber sie merkten es spätestens<br />
schmerzhaft bei längeren Vakanzen.<br />
«Wir leben zurzeit noch von den fetten<br />
Zeiten», erklärt Ruedi Heim. Früher, beispielsweise<br />
im Entlebuch, habe die Aufgabe<br />
des Pfarrers einen sozialen Aufstieg bedeutet.<br />
«Ich habe selber erlebt, wie das Prestige<br />
des Amts abnimmt.» Den Ausspruch «zuerst<br />
die Kirche ändern, dann bessere es»,<br />
glaubt Loyola nicht oder nicht mehr. Kein<br />
Zweifel hat er, dass es auch innerkirchliche<br />
<strong>Schw</strong>ierigkeiten gibt. «Die Polarisierung in<br />
der katholischen Kirche nimmt zu, in der<br />
Mitte wird man zerrieben.» So werde Bischof<br />
Kurt Koch als Brückenbauer immer<br />
wieder angegriffen. Offen sein und gleichzeitig<br />
Traditionen pflegen sei nicht einfach.<br />
Zwar gälten die Bistümer Basel und St.Gallen<br />
als am liberalsten in der <strong>Schw</strong>eiz, aber<br />
«katholisch sein im Bistum Basel sei sehr<br />
wohl möglich», stellt er Kritikern entgegen.<br />
Einige Basler seien aus kirchenpolitischen<br />
Gründen ins Bistum Chur gewechselt, aber<br />
die hätten sehr schnell festgestellt, dass es<br />
vor Ort ähnlich ist. Festgestellt hat er eine<br />
Tendenz zur Organisation in Rechtskreisen,<br />
aber nicht in den Pfarreien selber. «Gleichgesinnte<br />
träfen sich über die Pfarreigrenzen<br />
hinweg.» Die katholische Kirche erlaube<br />
einen breiten Weg, benenne aber die Leitplanken.<br />
Zu schaffen macht Loyola, dass<br />
immer die anderen tolerant sein müssten,<br />
sei es innerhalb der Kirche, aber auch gegen<br />
aussen. Für Loyola gibt es gegen die Polarisierung<br />
nur die Dialogförderung als Gegenmittel.<br />
«Man muss für die eigene Religion<br />
etwas tun, nicht den anderen etwas verbieten»,<br />
sagt er und nennt als negatives Beispiel<br />
die Minarettfrage und als positives die zunehmende<br />
Zahl von Sternsingern und die<br />
blühenden Umritte. «Aber man muss diese<br />
Traditionen auch vermehrt erklären, denn<br />
das kirchliche Brauchtum droht verloren<br />
zu gehen.» Sonst passiere es wirklich noch,<br />
dass alle meinten, der Samichlaus habe eine<br />
Mütze und keine Mitra.<br />
Seine Erfahrung vor Ort, um der Schematisierung<br />
zu entgehen: Am Anfang müsse<br />
ein Priester, der eine grosse Gestaltungsfreiheit<br />
besitze, schnell Vertrauen schaffen<br />
können, sonst lande er in der Schublade.<br />
Beispielsweise könne die Kleiderwahl ihn<br />
bereits dort landen lassen. Und wer den<br />
Ruf hat, bekommt es schnell mit dem Auswahlchristentum<br />
zu tun: «Es wird mit den<br />
Füssen abgestimmt.»<br />
Loyola kennt seine Pappenheimer und<br />
darum weiss er auch, dass die angestrebten<br />
Pastoralräume nicht für alle das Beste sind.<br />
«Die Zusammenarbeit ist nicht allen ihr<br />
Ding, es gibt viele Einzelkämpfer», stellt<br />
er fest. Die Bereitschaft zum Miteinander<br />
sei auf allen Ebenen unterschiedlich stark.<br />
Je mehr diese vorhanden sei, umso leichter<br />
falle die Aufgabe, ist er überzeugt. Dies, weil<br />
das Kirchenvolk nicht mehr autoritätsgläubig<br />
sei und die Behörden etwas von der Sache<br />
verstünden. Die Betreuung der eigenen<br />
Leute sei eine Aufgabe des Bischofs und sie<br />
vor Ort brauchten heute viel Zeit für einige<br />
wenige, welche in der Pfarrei Probleme hätten.<br />
Lösungen seien nicht immer einfach,<br />
«weil selbst die schrägsten Vögel noch ihre<br />
Supporter haben».<br />
Die Schuld an Unfrieden in der Pfarrgemeinde<br />
gibt Heim beileibe nicht nur dem<br />
Priester. «Es braucht immer zwei zum Streiten»,<br />
hat Loyola festgestellt. Er rate seinen<br />
Leuten, lieber zu gehen, wenn kein Friede<br />
möglich sei. In der Regel beginne es nach<br />
drei Jahren zu harzen, wenn der Wurm drin<br />
sei. Ein Wechsel sei in der Regel bei Priestern<br />
einfacher, da sie nicht auf eine Familie<br />
Rücksicht nehmen müssen – aber auch hier<br />
gibt es Ausnahmen und gegenteilige Erfahrungen.<br />
«Ich empfehle aber allen einen<br />
Wechsel nach acht bis fünfzehn Jahren, weil<br />
das neue Impulse geben kann. Zu schaffen<br />
machen beispielsweise die vermischten Auffassungen<br />
über die Zuständigkeiten. Während<br />
in der reformierten Kirche die Behörde<br />
die Aufsicht über alles wahrnehme, sei sie in<br />
der katholischen nur für die Organisation<br />
und die Finanzen zuständig, der Priester,<br />
Ad personam<br />
Ruedi Heim v/o Loyola ist geboren am<br />
25. Dezember 1967 in Oberwil bei Frauenfeld.<br />
Das Gymnasium absolvierte er in der<br />
thurgauischen Hauptstadt und trat dort der<br />
Mittelschulverbindung KTV Concordia bei. In<br />
der Folge studierte er zwei Jahre Medizin,<br />
dann sieben Jahre Theologie in Freiburg und<br />
Rom. Nach Tätigkeiten als Vikar und Pfarrer<br />
ist er seit 2004 Bischofsvikar. Als Hobbys<br />
nennt er Literatur, Theologie, Skifahren,<br />
Gastronomie. Loyola ist – neben der Concordia<br />
– Mitglied bei den <strong>StV</strong>.-Verbindungen<br />
Alemannia, Surlacia, Helvetia Romana.<br />
civitas 03/04 2010 15