27.06.2014 Aufrufe

Gottes Bodenpersonal - Schw. StV

Gottes Bodenpersonal - Schw. StV

Gottes Bodenpersonal - Schw. StV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Region St. Viktor<br />

Die Betreuung von <strong>Gottes</strong> <strong>Bodenpersonal</strong> von Seiten des Bistums Basel hat sich stark gewandelt.<br />

War früher ein Pfarrer mit Personal einer der zehn Regionaldekane, ist nun das Bistum in<br />

drei Regionen aufgeteilt. Jeweils drei Personen (ein Priester, eine Frau und ein Mann) bilden<br />

diese Region. «Das ist besser gegenüber früher, weil die drei Leute mit ihren unterschiedlichen<br />

weltanschaulichen Auffassungen und Erfahrungen einen grösseren Austausch ermöglichen»,<br />

sagt Bischofsvikar Ruedi Heim. 1 + 1 + 1 gäben in diesem Fall mehr als 3. Zur Arbeit in der<br />

Region gehört auch der Einsitz in den Bischofsrat und in Arbeitsgruppen. «Ich bin das Bindeglied<br />

zwischen Bistum und Regionen.»<br />

arbeiten, hätten andere Rollenbilder, auch<br />

unterschiedliche Hierarchieerfahrungen.<br />

Loyola will ein differenziertes Bild abgeben,<br />

wenn er sagt, dass es hervorragende Beispiele<br />

fremder Seelsorger gebe. Es habe sich aber<br />

gezeigt, dass es wichtig ist, die Neuen gut<br />

einzuführen in Bräuche, Sitten und Strukturen<br />

in der <strong>Schw</strong>eiz. Es sei ihm klar, dass<br />

schlechte Beispiele zu Vorbehalten und Verallgemeinerungen<br />

führten. «Ich habe auch<br />

schon gehört, dass wir zu viele deutsche<br />

Seelsorgende hätten.»<br />

Die ausländischen Helfer vermögen<br />

den inländischen Priestermangel bei weitem<br />

nicht zu decken. Dies auch, weil es beileibe<br />

nicht nur dort an Leuten mangelt. Für<br />

Loyola sind Priester meist noch irgendwie<br />

zu ersetzen, aber bei Pfarrern und Gemeindeleitern<br />

gebe es kein Ausweichen. Und<br />

dass Patoralassistenten, Katechetinnen und<br />

kirchliche Jugendarbeiter immer schwieriger<br />

zu finden sind, zeigt ihm, dass die Bedeutung<br />

von Kirche und Religion abnimmt.<br />

Das sei noch nicht überall angekommen in<br />

den Pfarreien, aber sie merkten es spätestens<br />

schmerzhaft bei längeren Vakanzen.<br />

«Wir leben zurzeit noch von den fetten<br />

Zeiten», erklärt Ruedi Heim. Früher, beispielsweise<br />

im Entlebuch, habe die Aufgabe<br />

des Pfarrers einen sozialen Aufstieg bedeutet.<br />

«Ich habe selber erlebt, wie das Prestige<br />

des Amts abnimmt.» Den Ausspruch «zuerst<br />

die Kirche ändern, dann bessere es»,<br />

glaubt Loyola nicht oder nicht mehr. Kein<br />

Zweifel hat er, dass es auch innerkirchliche<br />

<strong>Schw</strong>ierigkeiten gibt. «Die Polarisierung in<br />

der katholischen Kirche nimmt zu, in der<br />

Mitte wird man zerrieben.» So werde Bischof<br />

Kurt Koch als Brückenbauer immer<br />

wieder angegriffen. Offen sein und gleichzeitig<br />

Traditionen pflegen sei nicht einfach.<br />

Zwar gälten die Bistümer Basel und St.Gallen<br />

als am liberalsten in der <strong>Schw</strong>eiz, aber<br />

«katholisch sein im Bistum Basel sei sehr<br />

wohl möglich», stellt er Kritikern entgegen.<br />

Einige Basler seien aus kirchenpolitischen<br />

Gründen ins Bistum Chur gewechselt, aber<br />

die hätten sehr schnell festgestellt, dass es<br />

vor Ort ähnlich ist. Festgestellt hat er eine<br />

Tendenz zur Organisation in Rechtskreisen,<br />

aber nicht in den Pfarreien selber. «Gleichgesinnte<br />

träfen sich über die Pfarreigrenzen<br />

hinweg.» Die katholische Kirche erlaube<br />

einen breiten Weg, benenne aber die Leitplanken.<br />

Zu schaffen macht Loyola, dass<br />

immer die anderen tolerant sein müssten,<br />

sei es innerhalb der Kirche, aber auch gegen<br />

aussen. Für Loyola gibt es gegen die Polarisierung<br />

nur die Dialogförderung als Gegenmittel.<br />

«Man muss für die eigene Religion<br />

etwas tun, nicht den anderen etwas verbieten»,<br />

sagt er und nennt als negatives Beispiel<br />

die Minarettfrage und als positives die zunehmende<br />

Zahl von Sternsingern und die<br />

blühenden Umritte. «Aber man muss diese<br />

Traditionen auch vermehrt erklären, denn<br />

das kirchliche Brauchtum droht verloren<br />

zu gehen.» Sonst passiere es wirklich noch,<br />

dass alle meinten, der Samichlaus habe eine<br />

Mütze und keine Mitra.<br />

Seine Erfahrung vor Ort, um der Schematisierung<br />

zu entgehen: Am Anfang müsse<br />

ein Priester, der eine grosse Gestaltungsfreiheit<br />

besitze, schnell Vertrauen schaffen<br />

können, sonst lande er in der Schublade.<br />

Beispielsweise könne die Kleiderwahl ihn<br />

bereits dort landen lassen. Und wer den<br />

Ruf hat, bekommt es schnell mit dem Auswahlchristentum<br />

zu tun: «Es wird mit den<br />

Füssen abgestimmt.»<br />

Loyola kennt seine Pappenheimer und<br />

darum weiss er auch, dass die angestrebten<br />

Pastoralräume nicht für alle das Beste sind.<br />

«Die Zusammenarbeit ist nicht allen ihr<br />

Ding, es gibt viele Einzelkämpfer», stellt<br />

er fest. Die Bereitschaft zum Miteinander<br />

sei auf allen Ebenen unterschiedlich stark.<br />

Je mehr diese vorhanden sei, umso leichter<br />

falle die Aufgabe, ist er überzeugt. Dies, weil<br />

das Kirchenvolk nicht mehr autoritätsgläubig<br />

sei und die Behörden etwas von der Sache<br />

verstünden. Die Betreuung der eigenen<br />

Leute sei eine Aufgabe des Bischofs und sie<br />

vor Ort brauchten heute viel Zeit für einige<br />

wenige, welche in der Pfarrei Probleme hätten.<br />

Lösungen seien nicht immer einfach,<br />

«weil selbst die schrägsten Vögel noch ihre<br />

Supporter haben».<br />

Die Schuld an Unfrieden in der Pfarrgemeinde<br />

gibt Heim beileibe nicht nur dem<br />

Priester. «Es braucht immer zwei zum Streiten»,<br />

hat Loyola festgestellt. Er rate seinen<br />

Leuten, lieber zu gehen, wenn kein Friede<br />

möglich sei. In der Regel beginne es nach<br />

drei Jahren zu harzen, wenn der Wurm drin<br />

sei. Ein Wechsel sei in der Regel bei Priestern<br />

einfacher, da sie nicht auf eine Familie<br />

Rücksicht nehmen müssen – aber auch hier<br />

gibt es Ausnahmen und gegenteilige Erfahrungen.<br />

«Ich empfehle aber allen einen<br />

Wechsel nach acht bis fünfzehn Jahren, weil<br />

das neue Impulse geben kann. Zu schaffen<br />

machen beispielsweise die vermischten Auffassungen<br />

über die Zuständigkeiten. Während<br />

in der reformierten Kirche die Behörde<br />

die Aufsicht über alles wahrnehme, sei sie in<br />

der katholischen nur für die Organisation<br />

und die Finanzen zuständig, der Priester,<br />

Ad personam<br />

Ruedi Heim v/o Loyola ist geboren am<br />

25. Dezember 1967 in Oberwil bei Frauenfeld.<br />

Das Gymnasium absolvierte er in der<br />

thurgauischen Hauptstadt und trat dort der<br />

Mittelschulverbindung KTV Concordia bei. In<br />

der Folge studierte er zwei Jahre Medizin,<br />

dann sieben Jahre Theologie in Freiburg und<br />

Rom. Nach Tätigkeiten als Vikar und Pfarrer<br />

ist er seit 2004 Bischofsvikar. Als Hobbys<br />

nennt er Literatur, Theologie, Skifahren,<br />

Gastronomie. Loyola ist – neben der Concordia<br />

– Mitglied bei den <strong>StV</strong>.-Verbindungen<br />

Alemannia, Surlacia, Helvetia Romana.<br />

civitas 03/04 2010 15

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!