Ecclesia semper reformanda - Schw. StV
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Humanitäre Hilfe<br />
Eine moderne Medizin für Gambia in Westafrika<br />
Das Gespräch mit Dr. med. Theo und Mathilde Keller-Bühler wurde aufgezeichnet von Thomas Gmür.<br />
Bilder: Theo Keller<br />
Es begann vor gut 15 Jahren mit Spenden<br />
von Medikamenten aus meiner<br />
Allgemeinpraxis an einen in Gambia<br />
engagierten <strong>Schw</strong>eizer Pflegefachmann,<br />
der für die Verteilung in einem Ambulatorium<br />
in Gambia besorgt war. 1999 besuchten<br />
wir erstmals diesen westafrikanischen<br />
Kleinstaat, um uns über die Lage in diesem<br />
Land persönlich ins Bild zu setzen. Unsere<br />
Eindrücke waren desolat. Die medizinische<br />
Versorgung stand auf tiefstem Niveau. Unsere<br />
Besuche in den staatlichen Spitälern<br />
waren erschütternd. Da gab es kein «Wegschauen»<br />
mehr, vielmehr beschloss ich, zusammen<br />
mit meiner Frau Mathilde, im Rahmen<br />
unserer Möglichkeiten Hilfe zu leisten.<br />
Durch unsere langjährigen Medikamentenspenden<br />
lernten wir einen in der <strong>Schw</strong>eiz<br />
tätigen gambianischen Arzt (Dr. med.<br />
Musa Touray) kennen, der in seine Heimat<br />
zurückkehren wollte, um ein kleines modernes<br />
Spital zu gründen. Dr. Touray hatte<br />
dannzumal schon 15 Jahre in Europa verbracht,<br />
an der Uni Heidelberg und Uni Lausanne<br />
mit Stipendien studiert, gearbeitet<br />
und dort mit dem Titel «Innere Medizin<br />
FMH» abgeschlossen. Mit ihm reifte unser<br />
Entschluss, ihn bei der Gründung und dem<br />
Aufbau seiner Clinic zu unterstützen. Als<br />
«<br />
Wir wollen<br />
keine Buschmedizin.»<br />
Mitglied des Rotary Clubs Luzern-Seetal<br />
lancierte ich 1999 in unserem Club das Gemeindienstprojekt<br />
«Ein Spital für Gambia».<br />
Das Spital mit heute 35 Betten steht auf dem<br />
Grundstück von Dr. Touray, der auch die<br />
Gebäulichkeiten errichtete und finanzierte.<br />
In einer zweijährigen Spendenaktion brachten<br />
wir so viele Mittel zusammen, dass wir<br />
sämtliche wichtige Gerätschaften und Apparate,<br />
sanitarische und elektrische Einrichtungen,<br />
Medikamente und Verbandsmaterialien<br />
auf dem Seeweg nach Gambia liefern<br />
konnten. Die Installationen der von uns gesandten<br />
Materialien wurden von deutschen<br />
Freunden des Arztes (Fachleute Sanitäranlagen)<br />
in Fronarbeit erstellt. Bis die Elektrizität<br />
zugeschaltet wurde und das Wasser ins<br />
Haus floss, brauchte es etliche persönliche<br />
Interventionen von uns bei den zuständigen<br />
Ministern, mit denen wir inzwischen<br />
ein gutes Verhältnis pflegen. In Afrika entwickelt<br />
sich alles in kleinen Schritten. Viele<br />
grössere und kleinere Hindernisse lähmen<br />
zeitweise den Fortgang von Prozessen. Da<br />
gilt es, sich in die afrikanische Seele einzudenken,<br />
Geduld zu üben, das Abwarten zu<br />
lernen und sich als weisser «Besserwisser»<br />
zurückzuhalten.<br />
Im November 2002 konnte das kleine Spital<br />
in Bijilo (nahe der Hauptstadt Banjul)<br />
im Beisein der Dorfbevölkerung eröffnet<br />
werden; das von meinem Rotary Club mitgetragene<br />
Projekt war damit abgeschlossen.<br />
Die Patienten kamen in Scharen und<br />
wurden medizinisch bestmöglich versorgt<br />
zu einem bescheidenen Grundtarif von 1<br />
US-Dollar. Für uns war bald klar, dass wir<br />
das Projekt weiterhin mit Rat und Tat privat<br />
unterstützen wollten, um die Nachhaltigkeit<br />
sicherzustellen. Um die Administration<br />
möglichst kleinzuhalten, haben wir bewusst<br />
darauf verzichtet, eine Stiftung oder einen<br />
Hilfsverein zu gründen. Dank vielen treuen<br />
Spendern aus unserm Freundeskreis und<br />
dem Rotary Club Luzern-Heidegg (mit dem<br />
«<br />
Es gilt, sich in die<br />
afrikanische Seele einzudenken.»<br />
Staufer Ruedi Isenschmid v/o Isatz) war es<br />
bis jetzt möglich, laufend Hilfe zu leisten.<br />
Sämtliche Spenden fliessen in die Anschaffung<br />
von Gerätschaften, Einrichtungen und<br />
Medikamenten. Praktisch alle Hilfsgüter<br />
gelangen mit Containertransporten von<br />
der <strong>Schw</strong>eiz nach Gambia. Wir sind nie vertragliche<br />
Verpflichtungen eingegangen, wir<br />
haben nie Bargelder für Löhne, Spesen, etc.<br />
entrichtet. Mit unserer ganz persönlichen<br />
Betreuung behalten wir den Überblick. Es<br />
entstehen keine administrativen Kosten und<br />
wir garantieren, dass somit keine Veruntreuungen<br />
entstehen können. Wir kontrollieren<br />
persönlich ein- bis zweimal pro Jahr vor Ort<br />
unsere Sendungen und können erfreut feststellen,<br />
dass unsere Spenden nachhaltig genutzt<br />
werden und viel zu einer besseren medizinischen<br />
Versorgung am entsprechenden<br />
52 civitas 1-2012