27.06.2014 Aufrufe

Streitschlichtung und ihre Evaluation in ... - Schulpsychologie

Streitschlichtung und ihre Evaluation in ... - Schulpsychologie

Streitschlichtung und ihre Evaluation in ... - Schulpsychologie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

In der sechsten E<strong>in</strong>heit g<strong>in</strong>g es um die „Ich-Botschaften“. Da ich selbst<br />

auf e<strong>in</strong>er Fortbildung der RAA Mülheim erleben konnte, wie schwierig die<br />

Verwendung von Ich-Botschaften ist, leitete ich das Thema zusammen mit<br />

me<strong>in</strong>er Co-Therapeut<strong>in</strong> <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es kle<strong>in</strong>en Rollenspiels e<strong>in</strong>. In diesem<br />

Rollenspiel beschuldigte ich me<strong>in</strong>e Fre<strong>und</strong><strong>in</strong>, e<strong>in</strong> Geburtstagsgeschenk von<br />

mir e<strong>in</strong>fach weiterverschenkt zu haben. Wir verwendeten vorwiegend Du-<br />

Botschaften, weshalb sich die Fre<strong>und</strong><strong>in</strong> genötigt fühlte, sich zu verteidigen,<br />

so dass der Streit immer lauter wurde <strong>und</strong> es zu ke<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>igung kam.<br />

Anschliessend wiederholten wir das Spiel noch e<strong>in</strong>mal, aber diesmal unter<br />

Verwendung von Ich-Botschaften. Auf diese Weise war es der Fre<strong>und</strong><strong>in</strong><br />

möglich, sich zu entschuldigen <strong>und</strong> Gründe für ihr Tun anzugeben.<br />

Den K<strong>in</strong>dern fiel es leicht, diesen Unterschied zu erkennen <strong>und</strong> die Wirkung<br />

von Ich-Botschaften <strong>in</strong> Worte zu fassen. Durch die Verwendung von<br />

Ich-Botschaften kann das Streitgespräch nicht eskalieren, wodurch e<strong>in</strong>e<br />

gute Basis für e<strong>in</strong>e Lösung gegeben ist. Ich erklärte den K<strong>in</strong>dern, dass Ich-<br />

Botschaften immer dann günstig s<strong>in</strong>d, wenn ich die Gefühle e<strong>in</strong>er anderen<br />

Person nicht verletzen will, ich ihr aber trotzdem sagen möchte, dass mich<br />

ihr Verhalten stört, was besonders vorteilhaft ist im Umgang mit Autoritätspersonen.<br />

Auf e<strong>in</strong>em Arbeitsblatt der RAA Hamm (Gabriele Kreter, <strong>in</strong> Anlehnung an<br />

Anna Steegmann) hatten die K<strong>in</strong>der die Möglichkeit, eigene Ich-<br />

Botschaften zu formulieren. Das äussere Schema war bereits vorgegeben<br />

<strong>in</strong> Form von „Ich (Gefühl)...wenn (Situation)...weil (Begründung)...“. Die<br />

K<strong>in</strong>der waren relativ gut <strong>in</strong> der Lage, Ich-Botschaften zu bilden, allerd<strong>in</strong>gs<br />

ist der Transfer <strong>in</strong> den Alltag aufgr<strong>und</strong> der hohen Abstraktheit wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

nicht gegeben.<br />

Um das Konzept der Ich-Botschaften greifbarer zu machen, liess ich noch<br />

e<strong>in</strong>mal die Rollenspiele der letzten St<strong>und</strong>e durchführen, aber diesmal mit<br />

dem H<strong>in</strong>weis, <strong>in</strong>nerhalb des Streits möglichst die Ich-Botschaften zu verwenden.<br />

Dies aber erwies sich für die K<strong>in</strong>der als zu schwierig. Die Szene<br />

wurde von den K<strong>in</strong>dern immer wieder unterbrochen <strong>und</strong> sie brauchten zur<br />

Formulierung die Hilfe der Tra<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen.<br />

Ich glaube nicht, dass die Umsetzung der Ich-Botschaften im Alltag gegeben<br />

ist. Trotzdem würde ich die E<strong>in</strong>heit <strong>in</strong> dem Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g belassen, da ich<br />

die Ich-Botschaften für e<strong>in</strong>e sehr wichtige Übung halte, die den K<strong>in</strong>der bei<br />

der Bewusstwerdung <strong>ihre</strong>r Gefühle hilft. Vielleicht sollte diese E<strong>in</strong>heit sogar<br />

mehr an den Anfang des Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs gebracht werden, damit die Möglichkeit<br />

gegeben ist, die Ich-Botschaften immer wieder <strong>in</strong>tensiv zu üben<br />

<strong>und</strong> somit zu ver<strong>in</strong>nerlichen. Erst wenn die Formulierungen <strong>in</strong>ternalisiert<br />

worden s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> zu e<strong>in</strong>em Teil der eigenen Sprache werden, empf<strong>in</strong>den die<br />

K<strong>in</strong>der sie nicht mehr als fremd, <strong>und</strong> sie können überzeugend <strong>und</strong> rout<strong>in</strong>iert<br />

Anwendung f<strong>in</strong>den.<br />

Ähnlich beschreibt es auch e<strong>in</strong>e dreissigjährige Student<strong>in</strong> <strong>in</strong> Schulz von<br />

Thun „Mite<strong>in</strong>ander reden Band II“ (1990): „Ab <strong>und</strong> an hab ich mir mal<br />

e<strong>in</strong>e Ich-Botschaft abgequält <strong>und</strong> dann feststellen müssen, dass die erst<br />

recht nicht stimmig ist. Inzwischen habe ich für mich erfahren – dass ich<br />

e<strong>in</strong> Ich empf<strong>in</strong>den muss, damit ich Ich sagen kann“.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!