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Streitschlichtung und ihre Evaluation in ... - Schulpsychologie

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Bender, Sandra<br />

Kontakt über folgende Email@dresse: Uwe.Spiessbach@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

<strong>Streitschlichtung</strong> <strong>und</strong> <strong>ihre</strong> <strong>Evaluation</strong> an Gr<strong>und</strong>schulen<br />

Düsseldorf: He<strong>in</strong>rich-He<strong>in</strong>e-Universität 2000 - Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Hehl / Prof. Dr. R. Pietrowsky<br />

Auszug<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>und</strong> Messungen: Jahrgangsstufe 4<br />

Mess<strong>in</strong>strumente:<br />

AFS <strong>und</strong> EAS<br />

Treatment <strong>in</strong> der Untersuchungsgruppe: <strong>Streitschlichtung</strong>, 6 x 90 M<strong>in</strong>uten<br />

1. E<strong>in</strong>heit: Fragebögen <strong>und</strong> E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Schlichtung<br />

2. E<strong>in</strong>heit: Wie b<strong>in</strong> ich, wie bist Du?<br />

3. E<strong>in</strong>heit: Konfliktlösungsarten<br />

4. E<strong>in</strong>heit: Aktives Zuhören<br />

5. E<strong>in</strong>heit: E<strong>in</strong> Problem, viele Lösungen<br />

6. E<strong>in</strong>heit: Ich-Botschaften<br />

7. E<strong>in</strong>heit: Fragebogenerhebung<br />

E<strong>in</strong>e <strong>Streitschlichtung</strong> lässt sich auch <strong>in</strong> der 4. Jahrgangsstufe erfolgreich<br />

durchführen; zuvor ist allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> Soziales Kompetenztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

notwendig. Im Rahmen der ersten Erprobung war ich allerd<strong>in</strong>gs gezwungen,<br />

beide Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs <strong>in</strong>tegriert <strong>in</strong> nur sechs E<strong>in</strong>heiten durchzuführen.<br />

Die Empfehlung deshalb:<br />

Zunächst e<strong>in</strong> Soziales Kompetenztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, dann die <strong>Streitschlichtung</strong><br />

oder e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tegriertes Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g von zehn E<strong>in</strong>heiten.


1. E<strong>in</strong>heit: Fragebögen <strong>und</strong> E<strong>in</strong>führung<br />

Zeit Inhalt Ergebnis Arbeitsform Material<br />

60 M<strong>in</strong>uten Erhebung der Fragebögen<br />

Datenerhebung Klasse nach Geschlechtern<br />

getrennt<br />

EAS<br />

AFS<br />

5 M<strong>in</strong>uten Hurricane-Spiel Abschluß Klassenverband Stuhlkreis<br />

20 M<strong>in</strong>uten E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die<br />

<strong>Streitschlichtung</strong><br />

Klassenverband<br />

5 M<strong>in</strong>uten Hausaufgabe: Erarbeiten<br />

weiterer Eigenschaften;<br />

Basteln<br />

e<strong>in</strong>es Namensschildes<br />

zum Kommentar<br />

Klärung des Begriffs<br />

„<strong>Streitschlichtung</strong>“;<br />

S<strong>in</strong>n des Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs;<br />

Erarbeiten der<br />

Streitschlichtereigenschaften<br />

Vertiefung des Gelernten<br />

Klassenverband<br />

Geschichte:<br />

Max <strong>und</strong> Peter<br />

Folien; Overhead-<br />

Projektor


2.E<strong>in</strong>heit: Wie b<strong>in</strong> ich – wie bist Du?<br />

Zeit Inhalt Ergebnis Arbeitsform Material<br />

5 M<strong>in</strong>uten Begrüßung <strong>und</strong><br />

Verteilen der Stimmungsbäume<br />

10 M<strong>in</strong>uten E<strong>in</strong>stiegsr<strong>und</strong>e:<br />

Vorstellen anhand<br />

der Namensschilder<br />

5 M<strong>in</strong>uten Anspiel: Paradoxe<br />

Gefühle<br />

15 M<strong>in</strong>uten Erarbeitung <strong>und</strong><br />

Aktivierung der fünf<br />

S<strong>in</strong>ne<br />

Erfassung der Stimmung<br />

jedes E<strong>in</strong>zelnen<br />

(warm<strong>in</strong>g-up)<br />

Klassenverband<br />

Arbeitsblatt:<br />

Stimmungsbaum<br />

Kennenlernen Klassenverband Namensschilder<br />

Widersprüche zwischen<br />

Gefühlen <strong>und</strong><br />

Körpersprache aufzeigen<br />

Körperwahrnehmung;<br />

Bedeutung der<br />

menschl. S<strong>in</strong>ne erfahrbar<br />

machen<br />

10 M<strong>in</strong>uten Detektivtest Schulung der visuellen<br />

Wahrnehmungsfähigkeit;<br />

Förderung der Konzentration<br />

auf Details<br />

10 M<strong>in</strong>uten Entspannung Verbesserung der<br />

Konzentrationsfähigkeit;<br />

Abnahme motorischer<br />

Unruhe<br />

10 M<strong>in</strong>uten Smilies Lernen, Gefühle an<br />

der Mimik e<strong>in</strong>zuschätzen<br />

<strong>und</strong> ähnliche<br />

Gefühle zu unterscheiden<br />

10 M<strong>in</strong>uten Igel-Spiel Lernen, sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

anderen e<strong>in</strong>zufühlen;<br />

Entwicklung von<br />

Strategien der Kontaktaufnahme<br />

10 M<strong>in</strong>uten Def<strong>in</strong>ition von Gewalt<br />

5 M<strong>in</strong>uten Hausaufgabe:<br />

Synonyme für die<br />

bereits erarbeiteten<br />

Gefühle f<strong>in</strong>den<br />

5 M<strong>in</strong>uten Zusammenfassung<br />

<strong>und</strong> Verteilen der<br />

Stimmungsthermometer;<br />

Erfassung der<br />

St<strong>und</strong>enakzeptanz<br />

Klärung des Gewaltbegriffes;<br />

Aufstellen<br />

e<strong>in</strong>er Klassenregel<br />

Vertiefung <strong>und</strong> Erweiterung<br />

des Gelernten<br />

Komprimieren des<br />

Gelernten;<br />

Wurden die Regeln<br />

e<strong>in</strong>gehalten? Wie ist<br />

die Stimmung?<br />

Möglichkeit zur<br />

Kritik<br />

Klassenverband<br />

Klassenverband<br />

Paarspiel<br />

Klassenverband<br />

Klassenverband<br />

Paarspiel<br />

Klassenverband<br />

Klassenverband<br />

Kartoffel, Apfel,<br />

Topfdeckel, Essigessenz,<br />

Wasser im<br />

Giftbehälter, Kerze<br />

Kapitän-Nemo-<br />

Cassette; Cassettenrekorder<br />

Arbeitsblatt:<br />

Smilies<br />

Def<strong>in</strong>itionsplakat:<br />

Gewalt<br />

Arbeitsblatt:<br />

Smilies<br />

Arbeitsblatt:<br />

Stimmungsthermometer<br />

zum Kommentar


3.E<strong>in</strong>heit: Konfliktlösungsarten<br />

Zeit Inhalt Ergebnis Arbeitsform Material<br />

5 M<strong>in</strong>uten Begrüßung <strong>und</strong><br />

Verteilen der Stimmungsbäume<br />

Erfassung der Stimmung<br />

jedes E<strong>in</strong>zelnen<br />

(warm<strong>in</strong>g-up)<br />

10 M<strong>in</strong>uten Dr. Beat Verbesserung der<br />

Körperwahrneh-<br />

Mung<br />

5 M<strong>in</strong>uten Gruppentreffen Konfrontation durch<br />

andere<br />

10 M<strong>in</strong>uten Spiel: Ich gehöre<br />

dazu/ich gehöre<br />

nicht dazu<br />

Vermittlung des<br />

„Wir-Gefühls“;<br />

bessere Selbste<strong>in</strong>schätzung<br />

entwikkeln<br />

15 M<strong>in</strong>uten Entspannung Verbesserung der<br />

Konzentrationsfähigkeit;<br />

Abnahme motorischer<br />

Unruhe<br />

10 M<strong>in</strong>uten Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>g: Konflikt<br />

15 M<strong>in</strong>uten Persönliches Beziehungsnetz<br />

5 M<strong>in</strong>uten Hausaufgabe: Käpitän<br />

Nemo malen<br />

10 M<strong>in</strong>uten Zusammenfassung<br />

<strong>und</strong> Verteilen der<br />

Stimmungsthermometer;<br />

Erfassung der<br />

St<strong>und</strong>enakzeptanz<br />

5 M<strong>in</strong>uten Hausaufgabe Arbeitsblatt<br />

„Konflikte<br />

beobachten“<br />

<strong>und</strong> Kapitän Nemo<br />

malen<br />

Erarbeiten des Konfliktbegriffes<br />

Bewusstwerdung der<br />

Konflikte im Alltag;<br />

Konflikte s<strong>in</strong>d normal<br />

<strong>und</strong> positiv<br />

Verdeutlichung der<br />

bei der Entspannung<br />

<strong>in</strong> der Vorstellung<br />

aufgetretenen Bilder<br />

Komprimieren des<br />

Gelernten;<br />

Wie ist die Stimmung?<br />

Möglichkeit<br />

zur Kritik<br />

Vertiefung <strong>und</strong> Wiederholung<br />

des Gelernten<br />

Verdeutlichung der<br />

bei der Entspannung<br />

<strong>in</strong> der Vorstellung<br />

aufgetretenen Bilder<br />

Klassenverband<br />

Klassenverband<br />

Klassenverband<br />

Klassenverband<br />

Klassenverband<br />

Klassenverband<br />

Klassenverband;<br />

Stillarbeit<br />

Klassenverband<br />

Klassenverband<br />

Arbeitsblatt:<br />

Stimmungsbaum<br />

Kapitän-Nemo-<br />

Cassette; Cassettenrekorder<br />

Papier <strong>und</strong> Bleistift<br />

Arbeitsblatt:<br />

Stimmungsthermometer<br />

Arbeitsblatt:<br />

„Konflikte beobachten“<br />

zum Kommentar


4. E<strong>in</strong>heit: Aktives Zuhören<br />

Zeit Inhalt Ergebnis Arbeitsform Material<br />

5 M<strong>in</strong>uten Begrüßung <strong>und</strong><br />

Verteilen der Stimmungsbäume<br />

10 M<strong>in</strong>uten Abgabe <strong>und</strong> Besprechung<br />

der Hausaufgabe<br />

10 M<strong>in</strong>uten Aktives Zuhören:<br />

1) Rücken an Rükken<br />

10 M<strong>in</strong>uten Aktives Zuhören:<br />

2) E<strong>in</strong>ander zugewandt<br />

10 M<strong>in</strong>uten Aktives Zuhören:<br />

3) Normale Kommunikation<br />

Erfassung der Stimmung<br />

jedes E<strong>in</strong>zelnen<br />

(warm<strong>in</strong>g-up)<br />

Vertiefung <strong>und</strong> Wiederholung<br />

der letzten<br />

E<strong>in</strong>heit<br />

Erfahrbar machen,<br />

wie Kommunikation<br />

ohne Blickkontakt<br />

<strong>und</strong> ohne Antwortverhalten<br />

des Interaktionspartners<br />

funktioniert<br />

Erfahrbar machen,<br />

wie Kommunikation<br />

ohne Antwortverhalten<br />

des Interaktionspartners<br />

funktioniert<br />

Aufzeigen, was<br />

„normale“ Kommunikation<br />

von der bisher<br />

praktizierten<br />

Kommunikation<br />

unterscheidet<br />

15 M<strong>in</strong>uten Entspannung Verbesserung der<br />

Konzentrationsfähigkeit;<br />

Abnahme motorischer<br />

Unruhe<br />

15 M<strong>in</strong>uten Erzähle mir e<strong>in</strong><br />

Märchen<br />

5 M<strong>in</strong>uten Wiederholung des<br />

Begriffs „Schlichter“<br />

10 M<strong>in</strong>uten Zusammenfassung<br />

<strong>und</strong> Verteilen der<br />

Stimmungsbäume;<br />

Erfassung der St<strong>und</strong>enakzeptanz<br />

Erfahrbar machen<br />

selektiver Wahrnehmung<br />

Wiederholung der<br />

Bedeutung der<br />

<strong>Streitschlichtung</strong><br />

Komprimieren des<br />

Gelernten;<br />

Wurden die Regeln<br />

e<strong>in</strong>gehalten? Wie ist<br />

die Stimmung?<br />

Klassenverband<br />

Klassenverband<br />

Paarspiel<br />

Paarspiel<br />

Paarspiel<br />

Klassenverband<br />

Vier Mitspieler<br />

Klassenverband<br />

Klassenverband<br />

Arbeitsblatt:<br />

Stimmungsbaum<br />

Zwei Stühle<br />

Zwei Stühle<br />

Zwei Stühle<br />

Kapitän-Nemo-<br />

Cassette; Cassettenrekorder<br />

E<strong>in</strong>e kurze Geschichte<br />

(1-2 m<strong>in</strong>)<br />

Arbeitsblatt:<br />

Stimmungsbaum<br />

zum Kommentar


5. E<strong>in</strong>heit: E<strong>in</strong> Problem, viele Lösungen<br />

Zeit Inhalt Ergebnis Arbeitsform Material<br />

10 M<strong>in</strong>uten Begrüßung <strong>und</strong><br />

Verteilen der Stimmungsthermometer<br />

<strong>und</strong> E<strong>in</strong>stiegsr<strong>und</strong>e<br />

10 M<strong>in</strong>uten Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>g: Konfliktbearbeitungsmöglichkeiten<br />

10 M<strong>in</strong>uten Erzählen e<strong>in</strong>er Konfliktsituation<br />

Erarbeiten unterschiedlicher<br />

Problemlösemöglichkeiten<br />

Erfassung der Stimmung<br />

jedes E<strong>in</strong>zelnen<br />

(warm<strong>in</strong>g-up);<br />

Wiederholung der<br />

letzten E<strong>in</strong>heit<br />

Erarbeiten aller<br />

möglichen Konfliktbewältigungsmethoden<br />

Aufmerksammachen<br />

auf unterschiedliche<br />

Problemlösungsmög-lichkeiten<br />

35 M<strong>in</strong>uten Rollenspiele F<strong>in</strong>den von verschiedenen<br />

Konfliktlösungen;<br />

Anwendung<br />

des Gelernten<br />

15 M<strong>in</strong>uten Entspannung Verbesserung der<br />

Konzentrationsfähigkeit;<br />

Abnahme motorischer<br />

Unruhe<br />

10 M<strong>in</strong>uten Zusammenfassung<br />

<strong>und</strong> Verteilen der<br />

Stimmungsthermometer;<br />

Erfassung der<br />

St<strong>und</strong>enakzeptanz<br />

Komprimieren des<br />

Gelernten;<br />

Wurden die Regeln<br />

e<strong>in</strong>gehalten? Wie ist<br />

die Stimmung?<br />

Möglichkeit zur<br />

Kritik<br />

Klassenverband<br />

Klassenverband<br />

Klassenverband<br />

Gruppenarbeit<br />

Klassenverband<br />

Klassenverband<br />

Arbeitsblatt:<br />

Stimmungsthermometer<br />

Kle<strong>in</strong>er Ball o.ä.<br />

E<strong>in</strong>e kurze Konflikt-<br />

Geschichte<br />

Rollenspielkarten<br />

Kapitän-Nemo-<br />

Cassette; Cassettenrekorder<br />

Arbeitsblatt:<br />

Stimmungsthermometer<br />

zum Kommentar


6. E<strong>in</strong>heit: Ich-Botschaften<br />

Zeit Inhalt Ergebnis Arbeitsform Material<br />

5 M<strong>in</strong>uten Begrüßung <strong>und</strong><br />

Verteilen der Stimmungsbäume<br />

10 M<strong>in</strong>uten E<strong>in</strong>stiegsr<strong>und</strong>e:<br />

Ich...wenn...weil<br />

Erfassung der Stimmung<br />

jedes E<strong>in</strong>zelnen<br />

(warm<strong>in</strong>g-up)<br />

E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die<br />

Ich-Botschaften<br />

Klassenverband<br />

Klassenverband<br />

Arbeitsblatt:<br />

Stimmungsbaum<br />

Kle<strong>in</strong>er Ball o.ä.<br />

5 M<strong>in</strong>uten Anspiel mit Ich-<br />

Botschaften<br />

Transfer der Ich-<br />

Botschaften <strong>in</strong> den<br />

Alltag<br />

25 M<strong>in</strong>uten Rollenspiel E<strong>in</strong>üben der Ich-<br />

Botschaften <strong>und</strong><br />

Übertragung auf<br />

Alltagssituationen<br />

15 M<strong>in</strong>uten Entspannung Verbesserung der<br />

Konzentrationsfähigkeit;<br />

Abnahme motorischer<br />

Unruhe<br />

10 M<strong>in</strong>uten Ausfüllen <strong>und</strong> Besprechung<br />

des Arbeitsblattes:<br />

Ich-<br />

Botschaften<br />

10 M<strong>in</strong>uten Zusammenfassung<br />

<strong>und</strong> Verteilen des<br />

Stimmungsbaums;<br />

Erfassung der St<strong>und</strong>enakzeptanz<br />

10 M<strong>in</strong>uten Ausklang: Ich b<strong>in</strong><br />

froh, daß..., ich b<strong>in</strong><br />

nicht froh, daß...<br />

E<strong>in</strong>üben der Ich-<br />

Botschaften<br />

Komprimieren des<br />

Gelernten;<br />

Wurden die Regeln<br />

e<strong>in</strong>gehalten? Wie ist<br />

die Stimmung?<br />

Abklären der Stimmung<br />

jedes E<strong>in</strong>zelnen;<br />

Möglichkeit zur<br />

Kritikäußerung<br />

Gruppenarbeit<br />

Klassenverband<br />

E<strong>in</strong>zelarbeit,<br />

Klassenverband<br />

Klassenverband<br />

Klassenverband<br />

Rollenspielkarten<br />

Kapitän-Nemo-<br />

Cassette; Cassettenrekorder<br />

Arbeitsblatt:<br />

Ich-Botschaften<br />

Arbeitsblatt:<br />

Stimmungsbaum<br />

Kle<strong>in</strong>er Ball o.ä.<br />

zum Kommentar


7. E<strong>in</strong>heit: Fragebogenerhebung<br />

Zeit Inhalt Ergebnis Arbeitsform Material<br />

5 M<strong>in</strong>uten Begrüßung <strong>und</strong><br />

Verteilen der Stimmungsbäume<br />

50 M<strong>in</strong>uten Erhebung der Fragebögen<br />

10 M<strong>in</strong>uten Zusammenfassung<br />

der E<strong>in</strong>heiten<br />

Erfassung der Stimmung<br />

jedes E<strong>in</strong>zelnen<br />

(warm<strong>in</strong>g-up)<br />

Wiederholung des<br />

Gelernten<br />

10 M<strong>in</strong>uten Abschlußr<strong>und</strong>e Möglichkeit zur<br />

Kritikäußerung<br />

5 M<strong>in</strong>uten Verteilen der Urk<strong>und</strong>en<br />

10 M<strong>in</strong>uten Ja-Ne<strong>in</strong>-Spiel<br />

Klassenverband<br />

Klasse nach Geschlechtern<br />

getrennt<br />

Klassenverband<br />

Klassenverband<br />

Klassenverband<br />

Arbeitsblatt:<br />

Stimmungsbaum<br />

EAS<br />

AFS<br />

Folien; Overhead-<br />

Projektor<br />

Kle<strong>in</strong>er Ball o.ä.<br />

Urk<strong>und</strong>en<br />

zum Kommentar


3.5. Beschreibung der E<strong>in</strong>heiten<br />

Die erste E<strong>in</strong>heit „E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Schlichtung“ bestand hauptsächlich<br />

<strong>in</strong> der Erhebung des EAS <strong>und</strong> des AFS <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er kurzen E<strong>in</strong>führung<br />

<strong>in</strong> die Thematik.<br />

Nach e<strong>in</strong>er kurzen Begrüssung wurde die Klasse nach Geschlechtern getrennt,<br />

wobei die Mädchen von mir <strong>und</strong> die Jungen von me<strong>in</strong>er Co-<br />

Tra<strong>in</strong>er<strong>in</strong> Frau Spießbach betreut wurden. Zuerst wurde der EAS, anschliessend<br />

der AFS anonym durchgeführt. Um sicherzustellen, dass Verständnisfragen<br />

sofort geklärt wurden <strong>und</strong> die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> <strong>ihre</strong>m Arbeitstempo<br />

vergleichbar waren, lasen wir zunächst die Test<strong>in</strong>struktionen vor <strong>und</strong><br />

begannen mit der Durchführung, <strong>in</strong>dem wir die e<strong>in</strong>zelnen Bildgeschichten<br />

bzw. Sätze nache<strong>in</strong>ander vorlasen. Rückfragen kamen <strong>in</strong> allen Klassen, <strong>in</strong><br />

denen wir die Fragebögen durchführten, bezüglich der Worte „beklemmend“,<br />

„wirr im Kopf“ <strong>und</strong> „artig“, sowie der Formulierung „Manchmal<br />

muss ich mich sehr zusammennehmen, dass mir ke<strong>in</strong>er etwas anmerkt“<br />

(AFS, Frage 5).<br />

Da diese Worte sehr vielen Schülern Probleme bereiteten, ist es sehr zu<br />

empfehlen, den AFS an diesen Stellen sprachlich zu modifizieren.<br />

Anschliessend trafen sich die K<strong>in</strong>der wieder <strong>in</strong> <strong>ihre</strong>n Klassengeme<strong>in</strong>schaften.<br />

Zur Auflockerung spielte ich anschliessend mit den Schülern das Spiel<br />

„Hurricane“, e<strong>in</strong> Bewegungsspiel, das ihnen viel Spass bereitete <strong>und</strong> dabei<br />

half, dass sie sich auf den Schluss der E<strong>in</strong>heit wieder besser konzentrieren<br />

konnten. Es wurde auf die Regel h<strong>in</strong>gewiesen, sich nicht gegenseitig zu<br />

verletzen, aber trotzdem se<strong>in</strong>e Interessen (nämlich e<strong>in</strong>en Sitzplatz zu bekommen)<br />

zu verfolgen.<br />

Nach dem Spiel wurden die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> die Thematik e<strong>in</strong>geführt. Zunächst<br />

fragte ich sie, was sie allgeme<strong>in</strong> unter <strong>Streitschlichtung</strong> verstehen würden.<br />

E<strong>in</strong> Junge antwortete spontan, dass man sich wieder verträgt oder anderen<br />

hilft, sich wieder zu vertragen<br />

Zur Verdeutlichung <strong>und</strong> Vermittlung der <strong>Streitschlichtung</strong> verwendete ich<br />

Abbildungen aus dem Streitschlichterprogramm von Kar<strong>in</strong> Jefferys „Landes<strong>in</strong>stitut<br />

für Schule <strong>und</strong> Weiterbildung – E<strong>in</strong> Streitschlichterprogramm<br />

für Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler der Gr<strong>und</strong>schule <strong>und</strong> Erprobungsstufe“.<br />

Besonders e<strong>in</strong>drucksvoll war für die Schüler das Bild e<strong>in</strong>er Brücke (Johnson<br />

& Johnson, 1991), die das Ziel der Schlichtung verdeutlicht, nämlich<br />

„e<strong>in</strong>e Brücke zwischen den Streitenden zu bauen, (...) wenn der Konflikt<br />

zu e<strong>in</strong>em Graben geworden ist (...)“. Den K<strong>in</strong>dern fiel es nicht schwer,<br />

diese Metaphern zu <strong>in</strong>terpretieren, <strong>und</strong> sie behielten dieses Bild auch <strong>in</strong><br />

späteren E<strong>in</strong>heiten gut <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung.<br />

Da sich zuvor <strong>in</strong> der Pause e<strong>in</strong> Streit zwischen dieser Klasse <strong>und</strong> der Parallelklasse<br />

ereignet hatte, konnte dieser Konflikt direkt als Beispiel aufgegriffen<br />

werden. Begrifflichkeiten der <strong>Streitschlichtung</strong>, die für die K<strong>in</strong>der<br />

noch zu abstrakt waren, konnten auf diese Weise auf den Alltag übertragen<br />

werden <strong>und</strong> wurden so noch deutlicher <strong>und</strong> greifbarer. Ausgehend von die-


sem Streit wurden schon ansatzweise Alternativlösungen gesucht – ausser<br />

der Strategie sich zu prügeln; <strong>und</strong> es konnte auch schon gezeigt werden,<br />

dass Konflikte im menschlichen Mite<strong>in</strong>ander unvermeidlich s<strong>in</strong>d, dass<br />

aber die Art damit umzugehen, entscheidend dazu beiträgt, ob der Konflikt<br />

eskaliert oder nicht. Durch den konstruktiven Umgang mit Konflikten ist<br />

es möglich, sich weiterzuentwickeln <strong>und</strong> an der Beziehung zu arbeiten.<br />

Sodann wurde von mir die Geschichte von Max <strong>und</strong> Peter erzählt, wobei<br />

die K<strong>in</strong>der ganz überrascht waren, dass die Jungen <strong>in</strong> der Geschichte sich<br />

nicht mit den Ste<strong>in</strong>en, die sie aufsammelten, bewarfen, sondern diese zum<br />

Bau e<strong>in</strong>er Brücke benutzten. Auf diese Weise war den K<strong>in</strong>dern schnell<br />

klar, dass Missverständnisse zum Konflikt führen können <strong>und</strong> dass man als<br />

Streitschlichter bestimmte Eigenschaften benötigt. Die K<strong>in</strong>der formulierten<br />

e<strong>in</strong>ige Eigenschaften, die sie als wichtig erachteten (unparteiisch se<strong>in</strong>,<br />

fair se<strong>in</strong>, sich nicht auf e<strong>in</strong>e Seite ziehen lassen).<br />

E<strong>in</strong> Junge äusserte se<strong>in</strong>e Angst, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Prügelei mite<strong>in</strong>bezogen zu werden,<br />

wenn er versuche, den Streit zu schlichten. Ich erklärte ihm, dass <strong>Streitschlichtung</strong><br />

erst <strong>in</strong> dem Moment angebracht ist, wenn beide Parteien daran<br />

<strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d, den Konflikt zu lösen <strong>und</strong> vernünftig mite<strong>in</strong>ander zu<br />

sprechen – also erst dann, wenn die Streitenden aus eigener Initiative<br />

kommen, um an e<strong>in</strong>er Schlichtung teilzunehmen.<br />

Als nächstes führte ich e<strong>in</strong> Kippbild vor, <strong>in</strong> dem man sowohl e<strong>in</strong>en Hasen<br />

als auch e<strong>in</strong>e Ente erkennen konnte. Die meisten K<strong>in</strong>der – e<strong>in</strong>schliesslich<br />

der Lehrer<strong>in</strong> – erkannten e<strong>in</strong>e Ente. Ausserdem kamen Äusserungen, wie<br />

Möwe, Vogel, Gans etc. Auf die Frage, ob denn jemand auch e<strong>in</strong>en Hasen<br />

sehen könnte, meldete sich e<strong>in</strong> Mädchen nach kurzem Zögern <strong>und</strong> wurde<br />

prompt von dem Rest der Klasse ausgelacht. Als das Mädchen dann die<br />

Umrisse des Hasen mit dem F<strong>in</strong>ger nachzeichnete, mussten die anderen<br />

K<strong>in</strong>der zugeben, dass man dort auch durchaus e<strong>in</strong>en Hasen erkennen<br />

konnte.<br />

Auf diese Weise wurde den K<strong>in</strong>dern nahegebracht, dass auch ganz unterschiedliche<br />

Me<strong>in</strong>ungen nebene<strong>in</strong>ander bestehen können <strong>und</strong> <strong>ihre</strong> Berechtigung<br />

haben. Sie verstanden, dass man manchmal zu ke<strong>in</strong>er „richtigen“ Lösung<br />

kommen kann. Ich kam auf dieses Bild auch während der nächsten<br />

St<strong>und</strong>en immer wieder zurück, wenn Me<strong>in</strong>ungsverschiedenheiten auftraten<br />

<strong>und</strong> die K<strong>in</strong>der jemanden aufgr<strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Äusserungen auslachten.<br />

An dieser Stelle erwähnte ich auch noch e<strong>in</strong>mal den anfangs beschriebenen<br />

Streit <strong>und</strong> machte den K<strong>in</strong>dern klar, wie schwierig es ist, im Streit die<br />

Wahrheit herauszuf<strong>in</strong>den, da meist jeder dem anderen die Schuld gibt <strong>und</strong><br />

jeder aufgr<strong>und</strong> se<strong>in</strong>er persönlichen Wahrnehmung urteilt.<br />

Als Hausaufaufgabe bekamen die Schüler das weitere Reflektieren über<br />

die Streitschlichter-Eigenschaften auf, sowie das Basteln e<strong>in</strong>es Schildes<br />

mit <strong>ihre</strong>m Namen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er für sie charakteristischen Eigenschaft oder e<strong>in</strong>em<br />

Hobby.<br />

Während des gesamten Geschehens war die Klassenlehrer<strong>in</strong> der UG 1 mit<br />

anderen D<strong>in</strong>gen beschäftigt, teilweise auch ausserhalb der Klasse <strong>und</strong><br />

wirkte des<strong>in</strong>teressiert <strong>und</strong> teilnahmslos. Am Ende der St<strong>und</strong>e verliess sie<br />

ohne e<strong>in</strong>en weiteren Kommentar bezüglich der E<strong>in</strong>heit den Raum.


An dieser Stelle ist es wichtig, darauf h<strong>in</strong>zuweisen, dass diese Klassenlehrer<strong>in</strong><br />

im Vorfeld der <strong>Streitschlichtung</strong> noch sehr engagiert war <strong>und</strong> <strong>in</strong> der<br />

Vorbesprechung viele eigene Ideen äusserte, wie man das Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g umsetzen<br />

könne: Da gerade Weihnachtszeit sei, passe das Konzept sehr gut <strong>in</strong><br />

íhren Unterricht, me<strong>in</strong>te sie, <strong>und</strong> man könne sicher das Thema Frieden<br />

mite<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen. Um die Standardisierung der Datenerhebung <strong>und</strong> des<br />

Streitschlichter-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs zu gewährleisten, wurde dies von mir <strong>und</strong> me<strong>in</strong>er<br />

Co-Tra<strong>in</strong>er<strong>in</strong> jedoch abgelehnt. Von diesem Moment an wirkte die<br />

Lehrer<strong>in</strong> sofort sehr distanziert <strong>und</strong> des<strong>in</strong>teressiert. Sie betonte, dass sie als<br />

Lehrer<strong>in</strong> täglich „Streit schlichten“ würde <strong>und</strong> den Schülern soziale Kompetenzen<br />

vermittele, weshalb e<strong>in</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g ke<strong>in</strong>en zusätzlichen Erfolg br<strong>in</strong>gen<br />

könne. Zudem war sie nicht bereit, die <strong>Streitschlichtung</strong> zukünftig <strong>in</strong><br />

<strong>ihre</strong>m Schulalltag zu realisieren.<br />

Die Schulleiter<strong>in</strong> dagegen erschien sehr motiviert <strong>und</strong> zuvorkommend <strong>und</strong><br />

bot <strong>ihre</strong> eigene Klasse als Vergleichsgruppe an. Das Feedback dieser Lehrer<strong>in</strong><br />

bezüglich des Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs f<strong>in</strong>det sich im Anhang der Arbeit.


In der E<strong>in</strong>leitungsphase der zweiten E<strong>in</strong>heit „Nonverbale Kommunikation“<br />

stellten sich die K<strong>in</strong>der mit Hilfe <strong>ihre</strong>r zu Hause angefertigten<br />

Namensschilder selbst vor, die sie im übrigen mit viel Mühe <strong>und</strong> Kreativität<br />

zu Hause gebastelt hatten.<br />

Me<strong>in</strong>e Co-Tra<strong>in</strong>er<strong>in</strong> wartete zu der Zeit noch draussen auf dem Flur, um<br />

anschliessend Türe knallend, mit ernstem Gesichtsausdruck <strong>und</strong> <strong>ihre</strong>n<br />

Schlüssel auf das Pult werfend here<strong>in</strong>zukommen. Sie begrüsste die K<strong>in</strong>der<br />

mit lauter Stimme: „Ich freue mich unheimlich, euch heute morgen zu sehen!“<br />

Nach e<strong>in</strong>em Moment der Stille wagte es e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d zu sagen: „Ich<br />

glaub das nicht. Sie s<strong>in</strong>d sauer.“ Daraufh<strong>in</strong> trauten sich auch immer mehr<br />

K<strong>in</strong>der, <strong>ihre</strong>n Zweifeln Ausdruck zu verleihen. Frau Spießbach klärte die<br />

K<strong>in</strong>der darüber auf, dass ihr Verhalten nur gespielt sei <strong>und</strong> Teil der E<strong>in</strong>heit<br />

wäre.<br />

Für Streitschlichter ist es wichtig, dass sie sich <strong>ihre</strong>r eigenen Körpersprache<br />

bewusst s<strong>in</strong>d. Sie dürfen nicht ungeduldig wirken <strong>und</strong> sich eventuelle<br />

Antipathien nicht anmerken lassen. Auch für die Konfliktpartner ist es<br />

wichtig, e<strong>in</strong>e offene <strong>und</strong> kooperative Haltung zu zeigen.<br />

Es war <strong>in</strong>teressant zu beobachten, dass die Schüler der UG 1 sich bis zum<br />

Schluss der St<strong>und</strong>e mit diesem Anspiel (G. Kreter, 1999, <strong>in</strong> Anlehnung an<br />

Anna Steegmann) beschäftigten. Die K<strong>in</strong>der erwähnten während der Erhebung<br />

der Stimmungsbarometer <strong>und</strong> der St<strong>und</strong>enakzeptanz teilweise, dass<br />

sie richtig Angst gehabt hätten <strong>und</strong> dass sie froh seien, dass das nur e<strong>in</strong><br />

Spiel gewesen wäre. Auffällig dabei ist, dass die bereits erwähnte Klassenlehrer<strong>in</strong><br />

selbst häufig Widersprüche zwischen verbaler <strong>und</strong> nonverbaler<br />

Kommunikation zeigte. Auch mangelte es ihr an jeglicher Herzlichkeit,<br />

sie lobte die K<strong>in</strong>der kaum <strong>und</strong> war wenig empathisch.<br />

Um den K<strong>in</strong>dern den Begriff der Wahrnehmung näher zu br<strong>in</strong>gen, mit dem<br />

sie anfangs grosse Schwierigkeiten hatten, klärte ich zuerst mit ihnen die<br />

fünf S<strong>in</strong>ne. Sehen <strong>und</strong> Hören waren für die K<strong>in</strong>der ganz e<strong>in</strong>fach zu ermitteln,<br />

schwieriger wurde es allerd<strong>in</strong>gs bei Riechen <strong>und</strong> Fühlen. Um jeden<br />

e<strong>in</strong>zelnen S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>mal anzusprechen, zeigte ich den K<strong>in</strong>der zuerst zwei<br />

Gläser mit e<strong>in</strong>er farblosen Flüssigkeit, die die K<strong>in</strong>der mit „Sprite“ oder<br />

„Wasser“ kommentierten. Erst als sie vorsichtig daran riechen durften, war<br />

es ihnen möglich, Wasser von Essigessenz zu unterscheiden. Schon hier<br />

erkannten die K<strong>in</strong>der, das Sehen alle<strong>in</strong> oft nicht ausreicht, um e<strong>in</strong>e Situation<br />

oder e<strong>in</strong>en Reiz richtig e<strong>in</strong>schätzen zu können.<br />

Als nächstes liess ich e<strong>in</strong>e Schale mit Apfel- <strong>und</strong> rohen Kartoffelstückchen<br />

durch die Reihen gehen. Erst als ich die Schüler probieren <strong>und</strong> schmecken<br />

liess, konnten sie erkennen, dass sich ausser dem Apfel noch etwas anderes<br />

<strong>in</strong> der Schüssel befand, da Apfel <strong>und</strong> Kartoffel sich nur schwer vone<strong>in</strong>ander<br />

unterscheiden lassen <strong>und</strong> der <strong>in</strong>tensive Geruch des Apfels zudem<br />

noch die Kartoffel überdeckt.<br />

Um den Hörs<strong>in</strong>n zu aktivieren, liess ich die K<strong>in</strong>der die Augen schliessen<br />

<strong>und</strong> warf sodann e<strong>in</strong>en Topfdeckel zu Boden – e<strong>in</strong> Geräusch, das die K<strong>in</strong>der<br />

sehr erschreckte, welches sie aber sofort e<strong>in</strong>ordnen konnten.<br />

Zum Schluss liess ich e<strong>in</strong>e angezündete Kerze herumgehen, deren Wärme<br />

die K<strong>in</strong>der spüren konnten. E<strong>in</strong> Mädchen nur hatte Angst vor der Flamme<br />

<strong>und</strong> gab die Kerze sofort weiter.


Durch diese Aktivierung aller fünf S<strong>in</strong>ne lernten die K<strong>in</strong>der besonders e<strong>in</strong>drucksvoll<br />

nach dem Motto „learn<strong>in</strong>g by do<strong>in</strong>g“, was Wahrnehmung bedeutet.<br />

Wie gut sich e<strong>in</strong>e Lerne<strong>in</strong>heit e<strong>in</strong>prägt, hängt darüber h<strong>in</strong>aus auch entscheidend<br />

von der Art ab, wie der Lernstoff dargebracht wird. AOL –<br />

Verlag „Besser lernen: E<strong>in</strong>heit 1“ habt dies <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Abbildung sehr anschaulich<br />

dargestellt.<br />

Als nächstes führte ich das Detektivspiel (Petermann et al.,1997) durch,<br />

das die Beobachtungsgabe durch das Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g der visuellen Wahrnehmungsfähigkeit<br />

schult. Zwei K<strong>in</strong>der (A <strong>und</strong> B) stehen sich dabei gegenüber<br />

<strong>und</strong> sollen sich genau anschauen, sozusagen e<strong>in</strong> „Gedankenfoto“ machen.<br />

Dann dreht sich A um <strong>und</strong> B verändert etwas an se<strong>in</strong>er Körperhaltung<br />

oder se<strong>in</strong>er Kleidung. Anschliessend soll A herausf<strong>in</strong>den, was B verändert<br />

hat. Das Spiel fand grossen Anklang bei den K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> klappte<br />

auch sehr gut, da die meisten K<strong>in</strong>der die Veränderungen sehr schnell herausfanden.<br />

Die Entspannungsphase funktionierte auf Anhieb sehr gut. E<strong>in</strong> Junge berichtete,<br />

dass er sich wie unter Wasser gefühlt habe, e<strong>in</strong> Mädchen erzählte,<br />

dass se<strong>in</strong>e Arme ganz schwer geworden seien. Nur e<strong>in</strong>em Jungen fiel das<br />

Augenschliessen schwer, da er die Augen die ganze Zeit über ganz fest zusammenkniff.<br />

Da die Entspannungsphase Teil jeder E<strong>in</strong>heit ist, möchte ich an dieser<br />

Stelle näher auf <strong>ihre</strong> Funktion e<strong>in</strong>gehen. Ich verwendete ausschliesslich<br />

die zehn- bis 15m<strong>in</strong>ütigen Kapitän-Nemo-Geschichten von Petermann &<br />

Petermann (1993;1994) <strong>in</strong> Form von Audiocassetten, da diese schon für<br />

K<strong>in</strong>der ab der Jahrgangsstufe 1 geeignet s<strong>in</strong>d. Die Kapitän-Nemo-<br />

Geschichten stellen e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation aus Autogenem Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>und</strong> Progressiver<br />

Muskelrelaxation dar. Die K<strong>in</strong>der haben dadurch die Möglichkeit,<br />

sich körperlich zu entspannen; <strong>ihre</strong> Phantasietätigkeit wird durch die<br />

anschaulichen Bildmotive aber auch angeregt. Durch die regelmäßige<br />

Wiederholung der Geschichten fällt es den K<strong>in</strong>dern von mal zu mal leichter,<br />

sich auf die Entspannung e<strong>in</strong>zulassen, wobei es im Idealfall zu e<strong>in</strong>er<br />

Konditionierung kommen kann. Wichtig ist, dass jedes K<strong>in</strong>d genügend<br />

Platz hat <strong>und</strong> sich nicht durch die anderen gestört oder beobachtet fühlt.<br />

Die Entspannung verbessert die Konzentrations- <strong>und</strong> Aufnahmefähigkeit<br />

des K<strong>in</strong>des <strong>und</strong> verm<strong>in</strong>dert motorische Unruhe <strong>und</strong> Hyperaktivität (vgl.<br />

Döpfner, Schürmann & Frölich, 1997). Die K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d danach wieder <strong>in</strong><br />

der Lage, <strong>ihre</strong> Aufmerksamkeit ohne übermäßige Anstrengung zu fokussieren,<br />

da ihr Erregungsniveau herabgesetzt wird. Petermann & Becker<br />

(1996) wiesen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Studie mit K<strong>in</strong>dergarten- <strong>und</strong> Schulk<strong>in</strong>dern nach,<br />

dass Entspannung auch aggressives Verhalten verm<strong>in</strong>dert, da diese beiden<br />

Gefühlszustände zue<strong>in</strong>ander <strong>in</strong>kompatibel s<strong>in</strong>d.


Die K<strong>in</strong>der der UG 2 hatten viel Spass an den Kapitän-Nemo-Geschichten<br />

<strong>und</strong> bewerteten diese stets positiv. Oft kamen schon zu Beg<strong>in</strong>n der E<strong>in</strong>heiten<br />

Fragen, wie: „Machen wir heute wieder Käpitän Nemo?“<br />

In der UG 1 wurde die Entspannungsphase weniger gut angenommen, da<br />

viele K<strong>in</strong>der Schwierigkeiten hatten, sich darauf e<strong>in</strong>zulassen. Wie erwähnt,<br />

war die Klassengeme<strong>in</strong>schaft nicht sehr gefestigt. Die K<strong>in</strong>der fühlten sich<br />

durch die Gegenwart der anderen gestört <strong>und</strong> beobachtet, was sich dar<strong>in</strong><br />

zeigte, dass sie immer wieder die Augen öffneten, um sich zu vergewissern,<br />

was die Mitschüler gerade taten. Auch war der Geräuschpegel <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Klasse ständig sehr hoch, da die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong>sgesamt sehr unruhig war.<br />

Als nächstes Element der E<strong>in</strong>heit bekamen die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> Arbeitsblatt mit<br />

unterschiedlichen Smilies, die verschiedene Gesichtsausdrücke zeigten.<br />

Die K<strong>in</strong>der sollten den jeweiligen Gesichtern Gefühle zuordnen, was ihnen<br />

bei Gr<strong>und</strong>gefühlen wie Freude, Trauer <strong>und</strong> Ärger leicht fiel. Bei komplexeren<br />

Gefühlen wie Scham, Schadenfreude, H<strong>in</strong>terhältigkeit etc. half es<br />

den K<strong>in</strong>dern, das Gesicht nachzuahmen. Manchen K<strong>in</strong>dern fiel es schwer,<br />

Gefühle von der Tätigkeit zu trennen; so äusserte e<strong>in</strong> Mädchen: „Der<br />

Smiley hat gerade etwas Geme<strong>in</strong>es getan“, statt „der Smiley ist schadenfroh“<br />

oder „der Smiley streitet sich gerade“ statt „der Smiley ist wütend“.<br />

Anschliessend führte ich mit den K<strong>in</strong>dern das Igelspiel durch. Ich erzählte<br />

e<strong>in</strong>e kurze Geschichte über e<strong>in</strong>en Waldspaziergang, bei dem ich e<strong>in</strong>en Igel<br />

entdeckt hätte. Auf die Frage, was der Igel wohl bei me<strong>in</strong>em Anblick gemacht<br />

hätte, antworteten die K<strong>in</strong>der spontan, dass er sich wohl zusammengerollt<br />

habe. Aufgabe e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des war es nun, den Igel, der von e<strong>in</strong>em<br />

weiteren K<strong>in</strong>d gespielt wurde, hervorzulocken.<br />

Die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme (Shaffer, 1994) ist für e<strong>in</strong>en<br />

Streitschlichter sehr wichtig, da er sich <strong>in</strong> den Standpunkt der e<strong>in</strong>zelnen<br />

Konfliktparteien e<strong>in</strong>fühlen muss. Durch ständiges E<strong>in</strong>üben des Perspektivenwechsels<br />

kann der von Piaget beobachtete Egozentrismus überw<strong>und</strong>en<br />

werden, der sich dar<strong>in</strong> zeigt, dass K<strong>in</strong>der glauben, dass das, was sie sehen<br />

<strong>und</strong> empf<strong>in</strong>den, von anderen Personen auf die gleiche Art <strong>und</strong> Weise erlebt<br />

wird. Nur wenn die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d, sich <strong>in</strong> ihr Gegenüber e<strong>in</strong>zufühlen,<br />

können sie das Handeln des Interaktionspartners nachvollziehen.<br />

Den K<strong>in</strong>dern fiel es zu me<strong>in</strong>er Überraschung leicht, die Körperhaltung des<br />

Igels nachzuahmen. Die meisten K<strong>in</strong>der versuchten als Strategie, Futter<br />

e<strong>in</strong>zusetzen oder den Igel zu streicheln, was allerd<strong>in</strong>gs nicht immer sofort<br />

erfolgreich war.<br />

In e<strong>in</strong>em Fall zeigte es sich sogar, dass „Nicht-Handeln“ die beste Strategie<br />

war. E<strong>in</strong> Mädchen setzte sich nur abwartend vor den Igel <strong>und</strong> als längere<br />

Zeit nichts passierte, lugte der „Igel“ schliesslich neugierig hervor.<br />

In der Nachbesprechung wurde auch deutlich, dass der Igel e<strong>in</strong>e gewisse<br />

Bereitschaft an den Tag legen muss herauszukommen, da ansonsten ke<strong>in</strong>e<br />

noch so gute <strong>und</strong> bisher vielleicht immer erfolgreiche Strategie wirken<br />

kann.


Ziel dieses Spiel war es zu lernen, sich <strong>in</strong> den anderen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zuversetzen<br />

<strong>und</strong> nachzuempf<strong>in</strong>den, was dieser fühlt, wobei unwillkürlich e<strong>in</strong>e Abweichung<br />

zu Petermann stattfand, der als Instruktion vorschlägt: „Wenn Du<br />

der Igel bist, stell Dir vor, dass Dich jemand sehr geärgert hat“. Im Gegensatz<br />

dazu empfanden die K<strong>in</strong>der aber alle durchweg Angst, wenn sie<br />

sich als Igel zusammenrollten.<br />

Dieses Spiel hatte den K<strong>in</strong>dern aller Untersuchungsgruppen besonders gut<br />

gefallen; auch die Lehrer äusserten sich positiv <strong>und</strong> verliehen <strong>ihre</strong>r Überraschung<br />

Ausdruck über die Ideenvielfalt <strong>und</strong> das E<strong>in</strong>fühlungsvermögen<br />

der K<strong>in</strong>der.<br />

In der Regelphase stellte ich das Plakat mit der Gewaltdef<strong>in</strong>ition von Anna<br />

Steegmann vor. Für die K<strong>in</strong>der stellte Gewalt zunächst etwas Körperliches<br />

dar, durch Rückfragen me<strong>in</strong>erseits wurde den K<strong>in</strong>dern aber schnell klar,<br />

dass sich Gewalt auch durch Sprache oder Gesten äussern kann. Die K<strong>in</strong>der<br />

e<strong>in</strong>igten sich darauf, diese Gewaltregel anzuwenden <strong>und</strong> besiegelten<br />

dies durch <strong>ihre</strong> Unterschrift <strong>und</strong> <strong>ihre</strong>n Daumenabdruck.<br />

Zum Schluss der E<strong>in</strong>heit wurde - wie übrigens <strong>in</strong> jeder E<strong>in</strong>heit - das Stimmungsbarometer<br />

<strong>und</strong> die St<strong>und</strong>enakzeptanz erhoben <strong>in</strong> Form von drei unterschiedlichen<br />

Smilies, wobei rot „schlecht gefallen“, gelb „mittelmässig“<br />

<strong>und</strong> grün „gut gefallen“ bedeutet.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus führte ich am Ende jeder E<strong>in</strong>heit e<strong>in</strong>e kurze Abschlussr<strong>und</strong>e<br />

durch, <strong>in</strong> der jedes K<strong>in</strong>d noch e<strong>in</strong>mal Gelegenheit hatte, Kritik an<br />

der St<strong>und</strong>e zu üben <strong>und</strong> zu sagen, wie es sich im fühlt. Diese Abschlussr<strong>und</strong>en<br />

waren sehr hilfreich bei der Vorbereitung der nächsten E<strong>in</strong>heiten<br />

<strong>und</strong> trugen mit dazu bei, die K<strong>in</strong>der besser kennenzulernen. Besonders<br />

schön fand ich dabei <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er dieser R<strong>und</strong>en den Kommentar e<strong>in</strong>es Jungen:<br />

„Ich b<strong>in</strong> froh, dass ich b<strong>in</strong>, wie ich b<strong>in</strong> <strong>und</strong> das ich krieg was ich hab!“<br />

Als Hausaufgabe bekamen die K<strong>in</strong>der auf, sich Synonyme für die bereits<br />

gef<strong>und</strong>enen Gefühle anhand des Arbeitsblattes zu überlegen.


Die dritte E<strong>in</strong>heit „Konflikte <strong>und</strong> Beziehungen“ begann – nach der Besprechung<br />

der Hausaufgabe, die die K<strong>in</strong>der erstaunlich gut gelöst hatten -<br />

mit dem Spiel Dr. Beat. Hierbei sollen die K<strong>in</strong>der versuchen, <strong>ihre</strong>n Herzschlag<br />

zu erfühlen, wobei e<strong>in</strong>ige K<strong>in</strong>der Hilfe benötigten. Anschliessend<br />

sollen die Schüler zehn Kniebeugen machen <strong>und</strong> spüren, wie sich der<br />

Herzschlag verändert hat. Dieses Spiel dient der Sensibilisierung der eigenen<br />

Körperwahrnehmung.<br />

Beim Spiel „Gruppentreffen“ wurden die K<strong>in</strong>der der UG 2 <strong>in</strong> zwei Gruppen<br />

aufgeteilt, wobei jede die Aufgabe bekam, auf die andere Seite zu gelangen.<br />

Zu unserer Überraschung liefen die K<strong>in</strong>der direkt ane<strong>in</strong>ander vorbei,<br />

ohne sich anzurempeln oder sich auf sonst irgende<strong>in</strong>e Weise zu bekämpfen<br />

<strong>und</strong> hatten somit bereits den S<strong>in</strong>n des Spiels erkannt, nämlich,<br />

dass es besser <strong>und</strong> effektiver ist, sich kampflos zu e<strong>in</strong>igen.<br />

Dies machte deutlich, dass diese Klasse relativ aggressionsfrei ist <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e<br />

gute Klassengeme<strong>in</strong>schaft aufweist, so dass die geplante Intervention (nur<br />

e<strong>in</strong>e Gruppe bekommt die Instruktion, sich nicht zu berühren) im zweiten<br />

Spielabschnitt nicht mehr gegeben werden musste.<br />

Da dieses Spiel sehr schnell vorüber war, schob ich spontan e<strong>in</strong> zweites<br />

Spiel e<strong>in</strong>: „Ich gehöre dazu“. Dabei sollten die K<strong>in</strong>der entscheiden, ob sie<br />

zu der genannten Gruppe gehörten oder nicht. Die Zuordnungsfragen lauteten:<br />

alle, die Spaghetti mögen; alle, die ke<strong>in</strong>en Vater mehr haben; alle,<br />

die blond s<strong>in</strong>d; alle, die gelbe Pullover tragen; alle, die Jungen s<strong>in</strong>d.<br />

In der UG 1 führte die Frage „Alle, die ke<strong>in</strong>en Vater mehr haben“ zu heftiger<br />

Kritik seitens der Lehrer<strong>in</strong>: „Wenn ich vorher gewusst hätte, dass Sie<br />

so etwas fragen würden, hätte ich es Ihnen verboten! In me<strong>in</strong>em Klassenzimmer<br />

wird ke<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d verletzt!“ Ihrer Me<strong>in</strong>ung nach wirke e<strong>in</strong>e solche<br />

Aussage für die K<strong>in</strong>der verletzend <strong>und</strong> stempele sie zum Aussenseiter ab.<br />

Dabei möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass sie kurz zuvor e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d<br />

angedroht hatte, es e<strong>in</strong>e St<strong>und</strong>e lang unterm Tisch sitzen zu lassen, wenn<br />

es noch e<strong>in</strong>mal störe.<br />

In der Arbeitsphase erfolgte e<strong>in</strong> kurzes Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Bezug auf den<br />

Konfliktbegriff. E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d erklärte direkt, dass e<strong>in</strong> Konflikt aus unterschiedlichen<br />

Me<strong>in</strong>ungen entsteht. Auch Synonymbegriffe wurden von den<br />

Schülern rasch genannt.<br />

An diesem Punkt muss darauf h<strong>in</strong>gewiesen werden, dass die K<strong>in</strong>der der<br />

UG 1 grosse Probleme mit dem Konfliktbegriff hatten. Das Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>g<br />

lief sehr schleppend an. Erst als e<strong>in</strong>e Brücke zum Unterricht geschlagen<br />

wurde, <strong>in</strong> dem die Schüler zum Thema „Wut“ gemalt <strong>und</strong> Gedichte geschrieben<br />

hatten, nahm die Beteiligung der K<strong>in</strong>der wieder zu. Zudem wurde<br />

hier die Zeit am Ende der St<strong>und</strong>e knapp, da die Lehrer<strong>in</strong> uns zu Beg<strong>in</strong>n<br />

der E<strong>in</strong>heit 20 M<strong>in</strong>uten warten liess, bevor wir mit dem Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g beg<strong>in</strong>nen<br />

konnten, da die Schüler erst noch e<strong>in</strong> Arbeitsblatt ausfüllen sollten <strong>und</strong> anschliessend<br />

Informationsblätter verteilt wurden, die die Lehrer<strong>in</strong> noch<br />

ausführlich erklärte. Dies führte zudem noch zu e<strong>in</strong>er ungerechtfertigten<br />

Kritik seitens der Lehrer<strong>in</strong>, die uns erklärte, dass es uns an Zeitmanage-


ment mangele <strong>und</strong> wir den K<strong>in</strong>dern nicht genügend Zeit zur eigenen Erarbeitung<br />

geben würden.<br />

Das persönliche Beziehungsnetz wurde von den K<strong>in</strong>dern schnell <strong>und</strong> offen<br />

erarbeitet. Hierbei malten die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> die Mitte e<strong>in</strong>es Blattes e<strong>in</strong>en Kreis<br />

<strong>und</strong> schrieben „Ich“ h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Ihre Beziehungen zu nahen Bezugspersonen<br />

wurden nun <strong>in</strong> Form unterschiedlicher Verb<strong>in</strong>dungsl<strong>in</strong>ien dargestellt. Dabei<br />

bedeutete e<strong>in</strong>e gerade L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>e konfliktarme Beziehung, e<strong>in</strong>e geschlängelte<br />

L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>e mittelmäßige Beziehung <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Zick-Zack-L<strong>in</strong>ie<br />

e<strong>in</strong>e konfliktreiche Beziehung.<br />

Bereitwillig stellten zwei K<strong>in</strong>der <strong>ihre</strong> Beziehungsnetze an der Tafel vor,<br />

der Rest der Klasse gab se<strong>in</strong>e Arbeitsblätter ab.<br />

Bei dieser Übung erkannten die K<strong>in</strong>der, dass Konflikte zum Leben dazugehören<br />

<strong>und</strong> normal s<strong>in</strong>d. Vor allem wurde ihnen bewusst, dass gerade mit<br />

den Menschen Konflikte entstehen, die uns am nächsten stehen; dass aber<br />

Konflikte auch etwas Positives haben können, da sie dabei helfen, Beziehungen<br />

zu vertiefen <strong>und</strong> weiterzuentwickeln. E<strong>in</strong>e Beziehung, <strong>in</strong> der es ke<strong>in</strong>e<br />

Konflikte mehr gibt, kommt zum Stillstand <strong>und</strong> lebt nicht mehr: So las<br />

ich im Internet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Artikel der Wirtschaftsmediation für Konfliktlösungssem<strong>in</strong>are:<br />

„Konflikt = Leben; oder anders ausgedrückt: Wenn es <strong>in</strong><br />

Ihrer Organisation ke<strong>in</strong>e offen ausgetragenen Konflikte gibt, dann ist sie<br />

schon fast tot!“<br />

Als nächstes führten wir das Marterpfahl-Spiel durch, das der Impulskontrolle<br />

diente <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere zur Erfahrung von Selbstwirksamkeit<br />

<strong>und</strong> Selbstregulation nützlich ist.<br />

Selbstregulation im S<strong>in</strong>ne Shaffers (1994) - nämlich von externer Kontrolle<br />

unabhängig zu se<strong>in</strong> <strong>und</strong> schnelle angenehme Ziele zugunsten längerfristiger<br />

effektiverer Ziele aufschieben zu können - ist für e<strong>in</strong>en<br />

Streitschlichter sehr wichtig, da er viel Geduld haben muss <strong>und</strong> die Streitenden<br />

nicht zu e<strong>in</strong>er Lösung drängen darf, sondern den Konfliktparteien<br />

Zeit geben muss, selbst zu e<strong>in</strong>er Lösung zu gelangen. Darüberh<strong>in</strong>aus muss<br />

er neutral bleiben <strong>und</strong> eventuelle Antipathien gegenüber e<strong>in</strong>er Person zurückstellen<br />

können (K. Jefferys, 1998).<br />

Bei diesem Spiel wird e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d an den Marterpfahl gestellt (<strong>in</strong>dem es sich<br />

auf e<strong>in</strong>en Tisch stellt), während die anderen K<strong>in</strong>der es mit Worten angreifen<br />

<strong>und</strong> beleidigen dürfen. E<strong>in</strong> Mädchen meldete sich, um sich an den<br />

Marterpfahl stellen zu lassen. Es wurde betont, dass sie das Spiel jederzeit<br />

abbrechen dürfe, wenn es ihr zuviel würde. Die wichtigste Frage der Klasse<br />

war, ob man wirklich alles sagen dürfe. Zwei K<strong>in</strong>der wollten nicht mitmachen,<br />

da „sie ke<strong>in</strong>e Lust hatten, <strong>ihre</strong> Klassenkamerad<strong>in</strong> zu beschimpfen“.<br />

Alle K<strong>in</strong>der schrieen wild durche<strong>in</strong>ander, so dass man nur wenig verstehen<br />

konnte. Mit der Zeit e<strong>in</strong>igten sich die K<strong>in</strong>der, die wild um den<br />

Marterpfahl tanzten, auf das Wort „Looser“ – das erste Wort, das wirklich<br />

verständlich war. Nach kurzer Zeit hob das Mädchen am Marterpfahl die<br />

Hand, woraufh<strong>in</strong> die Klasse erstaunlicherweise sofort reagierte <strong>und</strong> das<br />

Spiel beendete.


Das Mädchen lächelte das ganze Spiel über <strong>und</strong> zeigte sich recht unbeteiligt.<br />

In der Nachbesprechung äusserte sie, dass sie nichts verstanden habe<br />

ausser „Doofe Kuh“ <strong>und</strong> „Looser“: „Aber eigentlich hat es mich nicht <strong>in</strong>teressiert“.<br />

Dieses Spiel führte ich nur <strong>in</strong> der UG 2 durch, da es mir <strong>in</strong> der UG 1 nicht<br />

angebracht erschien. Die Klassengeme<strong>in</strong>schaft dort war wenig gefestigt,<br />

die K<strong>in</strong>der zeigten im allgeme<strong>in</strong>en mehr Angstreaktionen durch das autoritäre<br />

Verhalten der Klassenlehrer<strong>in</strong>, die sehr leistungsorientiert war, die<br />

K<strong>in</strong>der niemals lobte, aber immer bessere Leistungen verlangte.<br />

Nach dem Ausfüllen des Stimmungsthermometers <strong>und</strong> der Erhebung der<br />

St<strong>und</strong>enakzeptanz bekamen die K<strong>in</strong>der auf, Kapitän Nemo zu malen (s.<br />

Anhang S. 13) <strong>und</strong> das Arbeitsblatt „Konflikte beobachten“. Auf diesem<br />

Arbeitsblatt sollten die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> der letzten Woche beobachteten<br />

Konflikt <strong>und</strong> dessen Ausgang beschreiben. Desweiteren sollten sie überlegen,<br />

wie dieser Konflikt noch anders hätte ausgehen können <strong>und</strong> wie sie<br />

selbst gehandelt hätten.


In der vierten E<strong>in</strong>heit g<strong>in</strong>g es um das „Aktive Zuhören“. Ich begann mit<br />

e<strong>in</strong>er Übung, die ich selbst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Praktikum zur Klientenzentrierten<br />

Gesprächstherapie ausprobiert habe.<br />

Zuerst setzten sich zwei K<strong>in</strong>der mit dem Rücken zue<strong>in</strong>ander vor die Klasse.<br />

Das erste K<strong>in</strong>d hatte nun zwei M<strong>in</strong>uten Zeit, dem anderen alles zu erzählen,<br />

was ihm e<strong>in</strong>fiele. Das zweite K<strong>in</strong>d bekam lediglich die Aufgabe,<br />

gut zuzuhören, um am Ende alles noch e<strong>in</strong>mal wiederholen zu können. Der<br />

Junge erzählte fliessend <strong>und</strong> redete ohne Punkt <strong>und</strong> Komma. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

fiel auf, dass er nach jedem Satz e<strong>in</strong> Frageanhängsel benutzte, wie „ne?!“<br />

oder „nicht wahr?!“ Dadurch wurde deutlich, wie sehr ihm die Rückmeldung<br />

durch das andere K<strong>in</strong>d fehlte. In der Nachbesprechung äusserte er<br />

auch, dass er eigentlich mehr zur Klasse gesprochen habe, um sich dort<br />

se<strong>in</strong> Feedback zu holen <strong>und</strong> es ihm auf diese Weise nicht schwer gefallen<br />

sei, etwas zu erzählen. Das zuhörende Mädchen fand die Erzählung spannend<br />

<strong>und</strong> konnte gut zuhören, obwohl es den Jungen nicht ansehen durfte,<br />

was es auch nicht weiter schlimm fand.<br />

Im zweiten Teil der Übung durften sich die K<strong>in</strong>der zwar ansehen, allerd<strong>in</strong>gs<br />

sollte der „Zuhörer“ nicht antworten, sondern lediglich nonverbales<br />

Feedback geben.<br />

Der zweite Junge sprach am Anfang noch flüssig, da er aber viele Fragen<br />

stellte, wurde es ihm wegen der e<strong>in</strong>silbigen Antworten bald zu langweilig<br />

<strong>und</strong> das „Gespräch“ wurde zunehmend schleppender. Dies bestätigte die<br />

Aussage Johanns et al., 1998, dass durch schlechtes Zuhören beim Redner<br />

der Wunsch erzeugt wird, das Gespräch abzubrechen.<br />

Das Mädchen konnte das Gehörte gut wiedergeben <strong>und</strong> gab <strong>in</strong> der Nachbesprechung<br />

an, dass es zwar „seltsam, aber witzig“ gewesen sei.<br />

Am Schluss dieses Spiels durften sich zwei K<strong>in</strong>der ganz „normal“ unterhalten.<br />

Das Mädchen erzählte sehr anschaulich von <strong>ihre</strong>r Familie <strong>und</strong> bemühte<br />

sich redlich, e<strong>in</strong> Gespräch <strong>in</strong> Gang zu br<strong>in</strong>gen. Sie kommentierte<br />

die Übung zum Schluss sehr treffend <strong>und</strong> e<strong>in</strong>deutig mit der Bemerkung:<br />

„Prima, jetzt konnte ich endlich mal die ganze Scheisse rauslassen!“.<br />

Sie stellte auch viele Fragen, so dass kaum Pausen entstanden. Das zuhörende<br />

Mädchen war leider ziemlich e<strong>in</strong>silbig <strong>und</strong> wirkte abweisend. Sie<br />

konnte die Unterhaltung aber gut wiedergeben <strong>und</strong> me<strong>in</strong>te, dass es komisch<br />

gewesen sei.<br />

In der Nachbesprechung platzte e<strong>in</strong> Junge heraus: „Das mit der Unterhaltung<br />

war ja e<strong>in</strong>fach!“, so dass gleich e<strong>in</strong> Gespräch im Gange war, was e<strong>in</strong>e<br />

gute Unterhaltung <strong>und</strong> Aktives Zuhören ausmacht. Die K<strong>in</strong>der merkten<br />

schnell, wie wichtig Blickkontakt <strong>und</strong> das Feedback des anderen ist, sowie<br />

auch die Vermittlung des Gefühls, verstanden worden zu se<strong>in</strong>.<br />

Ziel der Übung war es, den K<strong>in</strong>dern auf spielerische Weise Gesprächsführungstechniken<br />

zu vermitteln, wie z.B. den Hauptgedanken herauszuhören,<br />

zu paraphrasieren, mit eigenen Worten zu formulieren <strong>und</strong> zusammenzufassen.<br />

Den K<strong>in</strong>der sollte klargemacht werden, dass Kommunikationsbarrieren<br />

entstehen können, wenn der Zuhörer abgelenkt wird, das Thema<br />

wechselt oder zur Eile drängt (vgl. Kreter, 1999 <strong>und</strong> Johann et al., 1998).


Nach der Entspannung führte ich die Übung „Erzähle mir e<strong>in</strong> Märchen“<br />

(Petermann et al., 1997) durch. Dabei werden die Schüler mit dem Konzept<br />

der selektiven Wahrnehmung vertraut gemacht. Dafür schickte ich<br />

drei K<strong>in</strong>der (der E<strong>in</strong>fachheit halber will ich sie als A, B <strong>und</strong> C bezeichnen)<br />

nach draussen <strong>und</strong> las anschliessend <strong>in</strong> der Klasse e<strong>in</strong> kurze Geschichte<br />

vor. Aufgabe e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des war es nun, das Märchen so genau wie möglich<br />

A nachzuerzählen, der als nächstes wieder here<strong>in</strong>geholt wurde. Der Junge<br />

gab die Geschichte sehr detailgetreu wieder, so dass A ke<strong>in</strong>e Schwierigkeiten<br />

hatte, sie an B weiterzugeben. Hier wurde die Geschichte schon<br />

kürzer, aber sie behielt <strong>ihre</strong>n <strong>in</strong>haltlichen Zusammenhang, so dass auch C<br />

die Geschichte am Ende der Klasse noch e<strong>in</strong>mal erzählen konnte, wobei<br />

sie allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e der Hauptpersonen der Geschichte vergass <strong>und</strong> sie dadurch<br />

nicht mehr ganz nachzuvollziehen war.<br />

Hierbei lernten die K<strong>in</strong>der, wie häufig wir nicht genau zuhören <strong>und</strong> dadurch<br />

Details vergessen oder sogar neu h<strong>in</strong>zudichten. Den K<strong>in</strong>dern wurde<br />

bewusst, dass sie oft nur das hören, was sie persönlich als wichtig erachten<br />

<strong>und</strong> auch nur dieses weitergeben können.<br />

Um den Bezug zur <strong>Streitschlichtung</strong> zu gewährleisten, machte ich den<br />

K<strong>in</strong>dern klar, dass die Streitenden selbst zu e<strong>in</strong>er Konfliktlösung gelangen<br />

sollen. Jeder Konfliktpartner muss dazu sagen können, was er gerne erreichen<br />

möchte <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en Standpunkt deutlich machen. Die Streitenden sollen<br />

dann wiederholen, was der jeweils andere gesagt hat. Den K<strong>in</strong>dern<br />

wurde bewusst, dass sie als Streitschlichter viel Geduld haben müssen, sie<br />

müssen gut zuhören können, um die Bedürfnisse <strong>und</strong> Konfliktpunkte der<br />

Streitenden nachvollziehen zu können. Zudem sollten sie auch erkennen<br />

können, ob das Gesagte auch mit der Körpersprache des Gegenübers<br />

übere<strong>in</strong>stimmt.


Die fünfte E<strong>in</strong>heit beschäftigte sich vorwiegend mit den verschiedenen<br />

„Konfliktlösungsmöglichkeiten“. Als erstes führte ich e<strong>in</strong> kurzes Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>g<br />

durch, auf welche Arten Streitereien gelöst werden können. Die<br />

K<strong>in</strong>der kamen schnell auf Strategien, wie fliehen, Hilfe holen, austragen<br />

oder ignorieren.<br />

Anschliessend erzählte ich e<strong>in</strong>e Konfliktgeschichte von zwei K<strong>in</strong>dern, die<br />

um e<strong>in</strong>e Tafel Schokolade stritten. Anhand dieser Geschichte erklärte ich<br />

die Gew<strong>in</strong>ner-Gew<strong>in</strong>ner-, Gew<strong>in</strong>ner-Verlierer- <strong>und</strong> Verlierer-Verlierer-<br />

Strategien <strong>und</strong> malte sie zur Veranschaulichung mit Hilfe von lachenden<br />

<strong>und</strong> we<strong>in</strong>enden Gesichtern an die Tafel. Die K<strong>in</strong>der arbeiteten gut mit <strong>und</strong><br />

steuerten viele Lösungsmöglichkeiten bei.<br />

Nun wurden die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> fünf Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe sollte jeweils<br />

e<strong>in</strong>e Konfliktlösung zu e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Geschichte, die ich vorher auf<br />

Zetteln aufgeschrieben hatte, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Rollenspiel darstellen. Die K<strong>in</strong>der<br />

waren alle sehr kreativ <strong>und</strong> engagiert bei der Sache. Obwohl ihnen der<br />

Ausgang der Geschichte freistand, erfanden fast alle Gruppen e<strong>in</strong>e Gew<strong>in</strong>ner-Gew<strong>in</strong>ner-Lösung.<br />

E<strong>in</strong> Mädchen allerd<strong>in</strong>gs steigerte sich so sehr <strong>in</strong> ihr eigenes Rollenspiel<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, dass sie sich zum Schluss gar nicht mehr auf die vorgegebene Szene<br />

bezog. Sie wurde wirklich wütend, schrie <strong>und</strong> tobte im ganzen Klassenzimmer<br />

herum <strong>und</strong> griff das mit ihr spielende Mädchen dermaßen an, dass<br />

diese völlig e<strong>in</strong>geschüchtert wurde <strong>und</strong> sich immer weiter aus dem Rollenspiel<br />

zurückzog. Da sie alle<strong>in</strong>e nicht mehr zu e<strong>in</strong>em Schluss f<strong>in</strong>den konnte,<br />

brach ich das Spiel ab. Nach e<strong>in</strong>er kurzen Besprechung ermunterte ich sie<br />

dazu, das Rollenspiel noch e<strong>in</strong>mal zu wiederholen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e bessere Konfliktlösungsmöglichkeit<br />

zu f<strong>in</strong>den, was auch diesmal gut klappte.<br />

Das Rollenspiel eignet sich besonders gut dafür, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geschützten<br />

Rahmen unbekannte Verhaltensweisen auszuprobieren, ohne dass es zu<br />

schädigenden Folgen kommen kann (Petermann et al., 1997).<br />

Gerade auch der Vorgang des Schlichtungsverfahren <strong>und</strong> der konstruktive<br />

Umgang mit Konflikten muss erst geübt werden, um von den K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong>ternalisiert<br />

werden zu können. Ist dies vor der Klasse schon e<strong>in</strong>mal erfolgreich<br />

geglückt, fassen die K<strong>in</strong>der Mut <strong>und</strong> trauen sich auch an schwierigere<br />

oder reale Probleme heran.


In der sechsten E<strong>in</strong>heit g<strong>in</strong>g es um die „Ich-Botschaften“. Da ich selbst<br />

auf e<strong>in</strong>er Fortbildung der RAA Mülheim erleben konnte, wie schwierig die<br />

Verwendung von Ich-Botschaften ist, leitete ich das Thema zusammen mit<br />

me<strong>in</strong>er Co-Therapeut<strong>in</strong> <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es kle<strong>in</strong>en Rollenspiels e<strong>in</strong>. In diesem<br />

Rollenspiel beschuldigte ich me<strong>in</strong>e Fre<strong>und</strong><strong>in</strong>, e<strong>in</strong> Geburtstagsgeschenk von<br />

mir e<strong>in</strong>fach weiterverschenkt zu haben. Wir verwendeten vorwiegend Du-<br />

Botschaften, weshalb sich die Fre<strong>und</strong><strong>in</strong> genötigt fühlte, sich zu verteidigen,<br />

so dass der Streit immer lauter wurde <strong>und</strong> es zu ke<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>igung kam.<br />

Anschliessend wiederholten wir das Spiel noch e<strong>in</strong>mal, aber diesmal unter<br />

Verwendung von Ich-Botschaften. Auf diese Weise war es der Fre<strong>und</strong><strong>in</strong><br />

möglich, sich zu entschuldigen <strong>und</strong> Gründe für ihr Tun anzugeben.<br />

Den K<strong>in</strong>dern fiel es leicht, diesen Unterschied zu erkennen <strong>und</strong> die Wirkung<br />

von Ich-Botschaften <strong>in</strong> Worte zu fassen. Durch die Verwendung von<br />

Ich-Botschaften kann das Streitgespräch nicht eskalieren, wodurch e<strong>in</strong>e<br />

gute Basis für e<strong>in</strong>e Lösung gegeben ist. Ich erklärte den K<strong>in</strong>dern, dass Ich-<br />

Botschaften immer dann günstig s<strong>in</strong>d, wenn ich die Gefühle e<strong>in</strong>er anderen<br />

Person nicht verletzen will, ich ihr aber trotzdem sagen möchte, dass mich<br />

ihr Verhalten stört, was besonders vorteilhaft ist im Umgang mit Autoritätspersonen.<br />

Auf e<strong>in</strong>em Arbeitsblatt der RAA Hamm (Gabriele Kreter, <strong>in</strong> Anlehnung an<br />

Anna Steegmann) hatten die K<strong>in</strong>der die Möglichkeit, eigene Ich-<br />

Botschaften zu formulieren. Das äussere Schema war bereits vorgegeben<br />

<strong>in</strong> Form von „Ich (Gefühl)...wenn (Situation)...weil (Begründung)...“. Die<br />

K<strong>in</strong>der waren relativ gut <strong>in</strong> der Lage, Ich-Botschaften zu bilden, allerd<strong>in</strong>gs<br />

ist der Transfer <strong>in</strong> den Alltag aufgr<strong>und</strong> der hohen Abstraktheit wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

nicht gegeben.<br />

Um das Konzept der Ich-Botschaften greifbarer zu machen, liess ich noch<br />

e<strong>in</strong>mal die Rollenspiele der letzten St<strong>und</strong>e durchführen, aber diesmal mit<br />

dem H<strong>in</strong>weis, <strong>in</strong>nerhalb des Streits möglichst die Ich-Botschaften zu verwenden.<br />

Dies aber erwies sich für die K<strong>in</strong>der als zu schwierig. Die Szene<br />

wurde von den K<strong>in</strong>dern immer wieder unterbrochen <strong>und</strong> sie brauchten zur<br />

Formulierung die Hilfe der Tra<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen.<br />

Ich glaube nicht, dass die Umsetzung der Ich-Botschaften im Alltag gegeben<br />

ist. Trotzdem würde ich die E<strong>in</strong>heit <strong>in</strong> dem Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g belassen, da ich<br />

die Ich-Botschaften für e<strong>in</strong>e sehr wichtige Übung halte, die den K<strong>in</strong>der bei<br />

der Bewusstwerdung <strong>ihre</strong>r Gefühle hilft. Vielleicht sollte diese E<strong>in</strong>heit sogar<br />

mehr an den Anfang des Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs gebracht werden, damit die Möglichkeit<br />

gegeben ist, die Ich-Botschaften immer wieder <strong>in</strong>tensiv zu üben<br />

<strong>und</strong> somit zu ver<strong>in</strong>nerlichen. Erst wenn die Formulierungen <strong>in</strong>ternalisiert<br />

worden s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> zu e<strong>in</strong>em Teil der eigenen Sprache werden, empf<strong>in</strong>den die<br />

K<strong>in</strong>der sie nicht mehr als fremd, <strong>und</strong> sie können überzeugend <strong>und</strong> rout<strong>in</strong>iert<br />

Anwendung f<strong>in</strong>den.<br />

Ähnlich beschreibt es auch e<strong>in</strong>e dreissigjährige Student<strong>in</strong> <strong>in</strong> Schulz von<br />

Thun „Mite<strong>in</strong>ander reden Band II“ (1990): „Ab <strong>und</strong> an hab ich mir mal<br />

e<strong>in</strong>e Ich-Botschaft abgequält <strong>und</strong> dann feststellen müssen, dass die erst<br />

recht nicht stimmig ist. Inzwischen habe ich für mich erfahren – dass ich<br />

e<strong>in</strong> Ich empf<strong>in</strong>den muss, damit ich Ich sagen kann“.


Die siebte E<strong>in</strong>heit schliesslich befasste sich vorwiegend mit der Erhebung<br />

des EAS <strong>und</strong> des AFS. Da die K<strong>in</strong>der die Fragebögen bereits kannten, g<strong>in</strong>g<br />

dies sehr viel schneller vor sich als zu Beg<strong>in</strong>n der E<strong>in</strong>heiten.<br />

Als die K<strong>in</strong>der wieder <strong>in</strong> <strong>ihre</strong>r Klassengeme<strong>in</strong>schaften zusammen waren,<br />

begann ich mit der Zusammenfassung der E<strong>in</strong>heiten. Ich legte noch e<strong>in</strong>mal<br />

die Folien der ersten E<strong>in</strong>heit auf, wobei es den Schülern diesmal leicht fiel,<br />

Bezüge zum Alltag herzustellen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Brücke zu den e<strong>in</strong>zelnen Spielen<br />

<strong>und</strong> Übungen der E<strong>in</strong>heiten zu schlagen.<br />

Anschliessend hatten die K<strong>in</strong>der die Möglichkeit, Kritik zu üben, die aber<br />

bei allen fast ausschliesslich positiv ausfiel <strong>und</strong> sie ihr Bedauern bek<strong>und</strong>eten,<br />

dass dies nun die letzte St<strong>und</strong>e war.<br />

Zum Schluss bekam jedes K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Urk<strong>und</strong>e, die ihm bestätigte, dass es<br />

nun die Fähigkeit erworben hatte, e<strong>in</strong> guter Streitschlichter zu werden.<br />

Die E<strong>in</strong>heit endete mit dem Ja-Ne<strong>in</strong>-Spiel. Hierbei bilden die Spieler e<strong>in</strong>en<br />

Kreis. E<strong>in</strong> Spieler darf lediglich das Wort Ja sagen, der andere darf ausschliesslich<br />

mit Ne<strong>in</strong> antworten. Wenn der Ne<strong>in</strong>-sagende genug hat oder<br />

„überzeugt“ worden ist, antwortet er Ja <strong>und</strong> gibt an den nächsten Spieler<br />

weiter. Es war <strong>in</strong>teressant zu beobachten, wie viele Intonationsmöglichkeiten<br />

<strong>und</strong> Betonungen die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> diese Worte Ja <strong>und</strong> Ne<strong>in</strong> legen<br />

konnten <strong>und</strong> wie aussagekräftig diese se<strong>in</strong> können.

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