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Die Schullandheime des Landkreises Bautzen

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Vier <strong>Schullandheime</strong> stellen sich vor<br />

<strong>Die</strong> <strong>Schullandheime</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> <strong>Bautzen</strong><br />

Andreas Stelzmann<br />

Im Juni 2006 begingen wir das 15jährige<br />

Bestehen <strong>des</strong> Vereins ‘<strong>Schullandheime</strong><br />

e.V. <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> <strong>Bautzen</strong>’. Fünfzehn<br />

Jahre anstrengender Arbeit liegen<br />

hinter uns, in denen wir Neuland betraten<br />

und durch konstruktive Ideen unserer Tätigkeit<br />

Ziel und Inhalt gaben.<br />

Ein Objekt für die zukünftigen Vorhaben<br />

war vorhanden: die ehemalige Touristenstation<br />

<strong>des</strong> Hauses der ‘Jungen Pioniere<br />

<strong>Bautzen</strong>’. Aber viele andere Fragen gab<br />

es für uns: Wie muss der Inhalt eines Schullandheimaufenthaltes<br />

aussehen? Woher<br />

nehmen wir das Geld für die Arbeit und<br />

Waldschulheim Halbendorf<br />

für das Personal? Und viele andere Fragen<br />

folgten.<br />

Wir studierten die Erfahrungen der alten<br />

Bun<strong>des</strong>länder und kamen zu dem Schluss,<br />

einen eigenen Weg zu gehen.<br />

Durch den Kreistag, der sich bereits im<br />

Juni 1991 mit unserer Problematik befasste,<br />

bekamen wir grünes Licht, die<br />

Touristenstation in ein Schullandheim umzuwandeln<br />

und sie für die Kinder und Jugendlichen<br />

zugänglich zu machen.<br />

Nun ging es los. Wir steckten die Köpfe<br />

zusammen, entwickelten Ideen, suchten<br />

nach Lösungen, und es entstand daraus<br />

ein Programm für mehrtägige Aufenthalte<br />

von Schulklassen, Freizeitangebote<br />

für Interessierte, ja sogar Ferienangebote<br />

für Schüler und Lehrlinge. Auch Wochenendaufenthalte<br />

für Familien, Jugendgruppen<br />

oder Vereine wurden möglich.<br />

Anfänglich hatten wir mit sieben Mitarbeitern<br />

und unter recht bescheidenen materiellen<br />

Bedingungen – mit einem Schlafraum<br />

für Mädchen, einem für Jungen, einem<br />

Waschraum, einem Speisesaal mit<br />

Küche und einer Toilette auf dem Hof –<br />

die Aufenthalte durchgeführt. <strong>Die</strong>ser ‘äußere’<br />

Rahmen war aber für uns, für die<br />

Lehrer und auch für die Schüler kein Hindernis.<br />

Viele unvergessliche Erlebnisse<br />

in unserer mittelalterlichen Stadt sowie<br />

in der Heide- und Teichlandschaft ließen<br />

die Unzulänglichkeiten in den Hintergrund<br />

treten. <strong>Die</strong> Lehrer nahmen unsere Unterstützung<br />

bei den angebotenen Projekten<br />

sehr gern an. So konnten sie außerhalb<br />

der Schulmauern durch gemeinsame<br />

Erlebnisse Wissen vertiefen und Neues<br />

spielerisch vermitteln.<br />

Schnell hatte sich herumgesprochen, dass<br />

ein Schullandheimaufenthalt für Lehrer<br />

und Schüler von Vorteil ist, lernte man sich<br />

doch außerhalb <strong>des</strong> Klassenzimmers gegenseitig<br />

besser kennen und verstehen.<br />

Der Erfolg unserer Arbeit veranlasste den<br />

Landrat, uns weitere Objekte im Kreis anzuvertrauen.<br />

So wurden 1992 aus der<br />

ehemaligen Jugendherberge in Halbendorf<br />

ein Waldschulheim, 1993 aus dem<br />

Kinderheim in Sohland das Schullandheim<br />

Sonnenblick und 1995 aus der Touristenstation<br />

in Neukirch unser viertes Schullandheim.<br />

So selbstverständlich, wie es sich hier<br />

liest, ging die Entwicklung natürlich nicht<br />

vonstatten. Mit jedem Schullandheim, das<br />

in unsere Verantwortung gegeben wurde,<br />

wuchs auch der Aufgabenbereich unseres<br />

Vorstan<strong>des</strong>. Immer wieder mussten<br />

wir sehr ernsthaft über Fragen beraten:<br />

Können wir vier <strong>Schullandheime</strong> so auslasten,<br />

dass sie ökonomisch arbeiten?<br />

Wie werden wir mit den hohen Personalkosten<br />

fertig? Woher das Geld nehmen<br />

für notwendige Reparaturen und Umbauten?<br />

Und so weiter.<br />

Dazu kamen Probleme, die von uns nicht<br />

beeinflusst werden konnten. Es wurden<br />

nach der Wende zum Beispiel weniger<br />

Kinder geboren, so dass der Nachwuchs<br />

für unsere Arbeit bedenklich zurückging.<br />

Dazu kam, dass den Lehrern von gesetzlicher<br />

Seite Schullandheimaufenthalte<br />

nicht gerade leicht gemacht wurden. (Das<br />

gilt auch noch heute!) Außerdem wurden<br />

und werden staatliche Zuschüsse immer<br />

mehr gekürzt.<br />

Kapitulieren kam für uns zu keiner Zeit in<br />

Frage. <strong>Die</strong> veränderte gesellschaftliche<br />

und familiäre Struktur in unserem Land erforderte<br />

neues Denken und von jedem unserer<br />

<strong>Schullandheime</strong> pädagogische Konzepte,<br />

die den Bildungs- und Erziehungsauftrag<br />

der Schulen unterstützen. Mehrtägige<br />

Schullandheimaufenthalte können<br />

wesentlich durch projektbezogene Aktivitäten<br />

der Schüler dazu beitragen, außerhalb<br />

<strong>des</strong> ‘Lern- und Lebensbereiches<br />

Schule’ nachhaltige Erfahrungen, Eindrücke<br />

und Erkenntnisse zu schaffen. Gemeinsame<br />

Aktivitäten fördern das soziale<br />

Miteinander, und die Schüler lernen sich<br />

und die Lehrer besser kennen – und umgekehrt.<br />

Schullandheim <strong>Bautzen</strong> / Burk<br />

Das Schullandheim in <strong>Bautzen</strong> / Burk<br />

wird geprägt durch seine einzigartige Lage.<br />

Unsere mittelalterliche Stadt mit ihrer<br />

tausendjährigen Geschichte, dem gut<br />

erhaltenen Stadtkern und den vielen übermittelten<br />

Sagen lässt für unsere Gäste<br />

Geschichte erlebbar werden. Es ist ‘Geschichte<br />

zum Anfassen’.<br />

<strong>Die</strong> nahe liegende Talsperre, die Heideund<br />

Teichlandschaft bieten eine Entdeckungsreise<br />

durch die heimische Pflanzen-<br />

und Tierwelt. Auch ‘Wassertropfen<br />

Anton’ ist mit auf Exkursion.<br />

Schullandheim <strong>Bautzen</strong> / Burk<br />

<strong>Die</strong> Geschichte <strong>Bautzen</strong>s ist nicht zu trennen<br />

von der Geschichte der Sorben.Viele<br />

schöne Bräuche werden auch in unserem<br />

Schullandheimn unseren Gästen nahegebracht<br />

und gepflegt. Das Verzehren<br />

von Eiern auf sorbische Art wird zum<br />

Beispiel in der Osterzeit ausprobiert. Bei<br />

den ‘Neujährchen’ (aus Salzteig) sind<br />

der Fantasie keine Grenzen gesetzt.<br />

Das Schullandheim Burk bietet noch mehr<br />

vielfältige Erlebnisse und kurzweilige Freizeitaktivitäten:<br />

Kutterfahrten auf der Talsperre,<br />

ein Besuch der Kunstrodelbahn<br />

oder <strong>des</strong> Ponyhofes in Briesing, <strong>des</strong> Urzoos<br />

in Kleinwelka oder der Wildtierfarm<br />

29


am Bärwalder See sowie Schlauchbootexpeditionen<br />

– um nur einen Teil der<br />

Möglichkeiten zu nennen.<br />

Das Haus erhielt 2005 ein neues Dach.<br />

Zusammen mit der Gestaltung der Außenanlage<br />

bietet unser Schullandheim<br />

den Gästen einen einladenden Anblick.<br />

Außer Schulklassen nutzen das Heim<br />

Familien, Sport- und Kulturgruppen.<br />

Waldschulheim in Halbendorf<br />

Das Waldschulheim Halbendorf liegt inmitten<br />

der Heide- und Teichlandschaft<br />

der Oberlausitz. <strong>Die</strong> Spree teilt den Ort<br />

und speist die Fischteiche in der näheren<br />

Umgebung. Allein aus dieser geographischen<br />

Lage ergeben sich viele Möglichkeiten<br />

für Projektangebote.<br />

Das Schullandheim ist offen für die Klassen<br />

aller Schulformen, schulische Gruppen,<br />

Vereine, Familien und Ferienkinder.<br />

1999 wurde das Schullandheim umgebaut<br />

und erhielt im Anbau Unterkünfte,<br />

die für Behinderte geeignet sind. Abseits<br />

vom Straßenlärm genießen unsere Gäste<br />

die Stille der Natur, wie es in kaum einem<br />

unserer anderen <strong>Schullandheime</strong> möglich<br />

ist. Hier kann jeder Kraft und Energie<br />

für die nächsten Aufgaben tanken!<br />

Das neue Gebäude – am 27. Mai 2000<br />

eingeweiht – ist gut ausgelastet. Jeder<br />

hatte während der Umbauarbeiten mitgeholfen.<br />

Es wurden allein beim Anbau<br />

20.000 DM Eigenleistungen erbracht. Es<br />

ist für die Mitarbeiter auch selbstverständlich,<br />

in belegungsschwachen Zeiten die<br />

Räume zu renovieren und kleinere Reparaturen<br />

auszuführen. So betrachten sie<br />

ihre Arbeitstätte als ‘ihr’ Schullandheim.<br />

Abenteuerlich wird es, wenn sich Schulgruppen<br />

auf Wildnistouren begeben. Sie<br />

müssen ihr Ziel mit Kompass und Karte<br />

suchen, wobei ihnen die Natur bei Tag<br />

30<br />

Schullandheim ‘Sonnenblick’<br />

Besonders stolz können wir auf die vier<br />

Finnenhütten sein, die weiteren dreißig<br />

Personen Platz bieten. Im Jahre 2006<br />

wurden die zu diesen Hütten gehörenden<br />

sanitäten Anlagen saniert.<br />

und Nacht bei der Orientierung hilft.Wie<br />

findet man unterwegs Nahrung und Schutz?<br />

Da heißt es schon, mit dem Feuerbohrer<br />

selbst Feuer zu machen oder eine Ess-<br />

Schale herzustellen.<br />

In der Oberlausitz wurden wieder Wölfe<br />

angesiedelt. Können wir ihre Spuren oder<br />

die anderer Waldtiere bestimmen? Viele<br />

Tiere hinterlassen Fraßspuren oder Gewölle.<br />

Wenn wir nicht achtlos daran vorbeilaufen,<br />

verrät der Wald uns seine Geheimnisse.<br />

In der Dunkelheit sehen wir plötzlich<br />

Vampire auf uns zufliegen. Herr Hochbein<br />

klärt uns auf: es sind unsere heimischen<br />

Fledermäuse.<br />

Vom Schullandheim bieten sich auch Fahrradtouren<br />

an. Ziele können ein Besuch<br />

bei der Schäferin und ihrer Herde sein,<br />

die Wildtierfarm am Börwalder See, das<br />

Schulmuseum in Wartha oder – im Sommer<br />

– die Olba, um zu baden.<br />

Schullandheim ’Sonnenblick’<br />

Schullandheim Neukirch<br />

Aus dem ehemaligen Kinderkurheim entwickelte<br />

sich ein Schullandheim mit einem<br />

ganz eigenen Gesicht. Gelegen in<br />

einer idyllischen Gebirgslandschaft werden<br />

alle natürlichen Gegebenheiten genutzt.<br />

So entstand eine Vielfalt von Projektangeboten,<br />

die anhand einer Analyse<br />

der Lehrpläne für die Klassen 5 bis 8<br />

der Grundschulen, der Mittelschulen und<br />

der Gymnasien erarbeitet wurden.<br />

So erforschen die Schüler durch Spiele<br />

im Wald ihre unmittelbare Umgebung.<br />

Durch Tasten, Beobachten, Riechen und<br />

Fühlen lernen sie die Natur aus einer neuen<br />

Sicht kennen und verstehen. Durch<br />

die Projekte ‘Naturspielplatz’, Fußrallye’<br />

und ‘Leben am und im Teich’ werden neue<br />

Eindrücke gewonnen. <strong>Die</strong> Natur hat viele<br />

Geheimnisse. Man muss sie nur erkennen!<br />

Alte Techniken werden neu belebt und<br />

praktisch umgesetzt. So entstehen ganz<br />

nebenbei nützliche Dinge.<br />

Besonderes Interesse erregen immer wieder<br />

das Färben mit Naturmaterialien und<br />

das Herstellen von Naturkosmetik. Zum<br />

Herstellen der Naturfarben werden der<br />

‘Färbergarten’ und unterwegs gesammelte<br />

Materialien genutzt.<br />

Besonderen Spaß machen auch die Arbeiten<br />

an der ‘Lehmwand’. Sie wird in alter<br />

Technik – Lehm und Stroh – weiter<br />

ausgebaut zu einem kleinen Häuschen.<br />

Im Schullandheim selbst lassen die Wände<br />

diese Verarbeitungstechnik erkennen.<br />

Theorie und Praxis werden im Sohländer<br />

Schullandheim so auf sehr originelle Weise<br />

verknüpft.<br />

Schullandheim Neukirch<br />

Seit 1995 das Schullandheim Neukirch<br />

als letztes zum Verein der <strong>Schullandheime</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> <strong>Bautzen</strong> hinzukam,<br />

wurden Besonderheiten – aufbauend auf<br />

regionalen Gegebenheiten – erarbeitet.<br />

Dazu gehört das Töpferhandwerk; denn<br />

Neukirch ist weithin bekannt für seine<br />

Blaudruckkeramik.<br />

<strong>Die</strong> großen Renner im letzten Jahr waren<br />

die Projekte ‘Von der Quelle zum Fluss’<br />

und ‘<strong>Die</strong> Kräuterhexe verrät ihre Geheimnisse’.<br />

Aber auch ‘<strong>Die</strong> Natur mit allen Sinnen<br />

erleben’ erfreut sich großer Beliebtheit.<br />

Eingeleitet wird jede Woche mit unserer<br />

Ortsrallye, bei der die Kinder gruppenweise<br />

Neukirch erkunden.<br />

Der Bereich der offenen Kinder- und Jugendarbeit<br />

spielt eine immer größer werdende<br />

Rolle. So bieten wir in den Ferien<br />

abwechslungsreiche Tagesangebote mit<br />

kreativen, sportlichen und erlebnispädagogischen<br />

Aspekten an. Auch unsere<br />

Weihnachtsprojekte für Grundschulklassen<br />

erfreuen sich zunehmender Beliebtheit.<br />

Und schließlich: Angebote für interessante<br />

Basteleien gibt es genug.<br />

<strong>Die</strong> Nutzung <strong>des</strong> Schullandheims von Familien<br />

und Vereinen hat in den letzten Jahren<br />

zugenommen. Von großem Vorteil hier<br />

sind unser großer Speise- und Tagungsraum<br />

und das Vorhandensein von vielen<br />

kleinen Zimmern für Übernachtungen. In<br />

unserem Anbau 1998 sind weitere Zimmer,<br />

ein Sportraum und ein extra Sanitärbereich<br />

entstanden.<br />

Durch die Erhöhung der Winter-, Ferienund<br />

Wochenendbelegungen konnte die<br />

Zahl der Übernachtungen von 3600 im<br />

Jahre 2004 auf knapp 5600 im Jahre<br />

2005 gesteigert werden.

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