stellen wir Ihnen das Heft 3/2011 - Institut für Religionspädagogik ...
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3.<br />
NUMMER<br />
45.<br />
JAHRGANG<br />
<strong>2011</strong><br />
Schwerpunkt<br />
Religionspädagogik<br />
Schülerfahrt nach<br />
Krakau und Auschwitz<br />
„Erzählen will ich von<br />
Seiner Nähe!“<br />
Seite 4<br />
Seite 8<br />
Arbeiten mit<br />
Egli-Figuren<br />
IRUM in Dortmund<br />
wiedereröffnet<br />
Seite 12<br />
Seite 16<br />
Religionspädagogische<br />
Studienreise nach Rom<br />
„Licht aus Assisi“<br />
Religionspädagogische<br />
Begleitseminare<br />
Seite 22<br />
Seite 26
Themenschwerpunkt<br />
3<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Gotteserfahrungen und Religionspädagogik<br />
3<br />
4<br />
8<br />
12<br />
16<br />
18<br />
19<br />
22<br />
26<br />
25<br />
27<br />
29<br />
31<br />
Editorial:<br />
Gotteserfahrung und Religionspädagogik<br />
Msgr. Joachim Göbel<br />
„Die Welt hielt den Atem an und schwieg …“<br />
Ökumenische Studienfahrt nach Krakau und Auschwitz<br />
Alexander Schmidt<br />
„Erzählen will ich von Seiner Nähe!“ Erlebnisse und Erfahrungen mit Gott<br />
Willibald Bösen<br />
„Und es berührte sie“<br />
Kompetenzorientiert Religion unterrichten mit biblischen Erzählfiguren (EGLI-Figuren)<br />
Lioba Kolbe<br />
„Mit Weisheit <strong>wir</strong>d ein Haus gebaut …“<br />
IRUM in der Kommende Dortmund wiedereröffnet<br />
Eine Schule macht sich auf den Weg.<br />
Aktionstag mit Domwallfahrt der Marienschule Lippstadt<br />
Neues aus der Hauptabteilung Schule und Erziehung: Meldungen<br />
Von Schlummerrollen und anderen Bekenntnissen der Kirche.<br />
Religionslehrerinnen und Religionslehrer in der Ewigen Stadt<br />
Gerhard Krombusch<br />
Franziskus – Licht aus Assisi: Museumspädagogsiches Begleitprogramm<br />
„Hat der Papst überall eine andere Kathedra?“<br />
Marion Walter<br />
Perspektiven der Bilddidaktik. Kunstwissenschaftliche, theologische und religionspädagogische<br />
Positionen im Gespräch. Studientag aus Anlass des 80. Geburtstags von Professor Dr. Günter Lange<br />
Rita Burrichter<br />
Neue Medien für den kompetenzorientierten Religionsunterricht im Verleih (IRUM Dortmund)<br />
Impressum<br />
Zum Titelbild:<br />
Das Große Mahnmal von Plaszow<br />
Das Mahnmal stellt fünf nah aneinander gepresste Menschen dar. Sie sind gezeichnet von der Last, die sie zu tragen<br />
haben. Ihre Köpfe sind zum Boden gerichtet, ihre Blicke leer. Es gibt keine Perspektive, keinen Horizont, keine Aussicht<br />
auf eine Wende, auf ein erlösendes Ende. Ihre Hände und Arme hängen kraftlos und von ihrer Fronarbeit gezeichnet an<br />
ihren unterernährten Körpern herunter. In der Höhe ihrer Herzen ist eine große klaffende Lücke zu sehen. Mitten durch ihre<br />
Herzen und Seelen ist ein Keil getrieben worden, um ihren Glauben, ihre Kultur, ihre Einmaligkeit und Würde zu zerstören.<br />
Gläubige Juden haben kleine Steine der Erinnerung in diese Wunde gelegt als Zeichen: Wir werden euch nicht vergessen<br />
solange <strong>wir</strong> denken, glauben, lieben und leben.<br />
© Alexander Schmidt<br />
Das vorliegende <strong>Heft</strong> <strong>wir</strong>d geprägt<br />
von Beiträgen aus dem Bereich der<br />
Religionspädagogik. Diese Schwerpunktsetzung<br />
durchzieht <strong>das</strong> ganze<br />
<strong>Heft</strong>, von den ersten größeren Autoren-Beiträgen<br />
bis zu vielen kleineren<br />
Meldungen und Hinweisen im zweiten<br />
Teil des <strong>Heft</strong>es.<br />
Die Beiträge von Alexander Schmidt<br />
(„Die Welt hielt den Atem an und<br />
schwieg“) über eine Studienfahrt mit<br />
Schülern der 10. Klasse nach Krakau<br />
und Auschwitz, von Willibald Bösen<br />
(„Erzählen will ich von Seiner Nähe!“)<br />
über seine persönlichen Erlebnisse<br />
und Erfahrungen mit Gott sowie<br />
von Lioba Kolbe („Und es berührte<br />
sie“) über die praktische Arbeit mit<br />
Egli-Figuren am Beispiel des Psalms<br />
23 lassen auf den ersten Blick keine<br />
Gemeinsamkeit, keine verbindenden<br />
Elemente erkennen.<br />
Spätestens nach der Lektüre aber<br />
<strong>wir</strong>d dem Leser deutlich: Die drei so<br />
unterschiedlichen Beiträge thematisieren<br />
auf ihre eigene Art verschiedene<br />
Aspekte von „Gotteserfahrungen“.<br />
Der Beter der Psalmen im Alten Testament<br />
gibt seinem Gottvertrauen, seiner<br />
Zuversicht Ausdruck. Was auch<br />
immer geschieht, der Herr ist mein<br />
Hirte. Diese Erfahrung kann durch die<br />
Arbeit mit Egli-Figuren unmittelbarer<br />
vermittelt werden. Auch den begleitenden<br />
Lehrerinnen und Lehrern <strong>wir</strong>d<br />
angesichts der Schrecken der Ghettos<br />
und Lager in Krakau, Auschwitz<br />
und Birkenau von den teilnehmenden<br />
Schülerinnen und Schülern – ausgesprochen<br />
oder unausgesprochen –<br />
die Frage gestellt worden sein: „Wo<br />
war Gott in all diesem von Menschen<br />
verursachten Leid, Elend und Tod?“<br />
Den Versuch einer Antwort gibt Willibald<br />
Bösen in seinem sehr persönlich<br />
gehaltenen Buch „Erzählen will<br />
ich von Seiner Nähe!“. In 50 überwiegend<br />
persönlichen Episoden und<br />
Geschichten versucht er, die Spuren<br />
Gottes in seinem und dem Leben anderer<br />
zu finden. Er stellt diese Erfahrungen<br />
der heutigen Zeit in Kontext<br />
zu den Erfahrungen der Bibel, die ihrerseits<br />
als Erinnerungsbuch an Gottes<br />
Wirken in der Geschichte der Welt<br />
und im Leben des Einzelnen eine „Aktualisierung“<br />
erfährt. Er ermutigt den<br />
Leser, selbst Gott in seinem persönlichen<br />
Leben nachzuspüren. Prägend<br />
für seine Gotteserfahrung ist <strong>das</strong> Bild<br />
von Gott, der <strong>das</strong> Leid mitträgt und<br />
selbst erleidet. Er ist auf der Seite der<br />
Opfer.<br />
Was bietet <strong>Ihnen</strong> <strong>das</strong> vorliegende<br />
<strong>Heft</strong> darüber hinaus? Besonders weise<br />
ich Sie auf den Umzug des IRUM<br />
von seinem bisherigen Standort in<br />
der Katholischen Akademie Schwerte<br />
zur Kommende in Dortmund hin.<br />
Wenn Sie <strong>das</strong> IRUM in Dormund aufsuchen,<br />
werden Sie sehr schnell fest<strong>stellen</strong>:<br />
Hier in der Kommende verfügen<br />
<strong>wir</strong> über optimale Räumlichkeiten<br />
für Benutzer und für die Mitarbeiterinnen,<br />
hier können <strong>wir</strong> Sie medienund<br />
religionspädagogisch bestens<br />
bedienen. Mit 40 Teilnehmern haben<br />
<strong>wir</strong> eine religionspädagogisch ausgerichtete<br />
Studienfahrt nach Rom<br />
unternommen, die sich auf die Suche<br />
begeben hat, in den vielen Zeugnissen<br />
der Kirchen verschiedener Epochen<br />
und ihrer Kunst die Botschaft<br />
unseres Glaubens zu entdecken: Der<br />
wahre Herr der Zeiten ist Christus, als<br />
Kind in diese Welt geboren. Ein genauer<br />
Blick und Zeit sind nötig für die<br />
Sehhilfen und Deutegeschichten zur<br />
Sakralkunst Roms, um diese Glaubensbekenntnisse<br />
zu entdecken.<br />
Mein letzter Hinweis gilt der Franziskus-Ausstellung<br />
„Licht aus Assisi“ im<br />
Diözesanmuseum Paderborn, die vor<br />
wenigen Tagen eröffnet worden ist.<br />
Nach den guten Erfahrungen der Vorgängerausstellungen<br />
bieten <strong>wir</strong> <strong>Ihnen</strong><br />
ein umfangreiches museumspädagogisches<br />
Begleitprogramm an, <strong>das</strong><br />
auf die Anforderungen von Unterricht<br />
und die Bedürfnisse von Schülerinnen<br />
und Schülern abgestimmt ist.<br />
Vielleicht geht es <strong>Ihnen</strong> wie mir bei<br />
der ersten Begegnung mit diesem<br />
<strong>Heft</strong>. Auf den ersten Blick scheint es<br />
keine weihnachtlichen Bezüge aufzuweisen.<br />
Daher meine Bitte: Entdecken<br />
Sie in der Lektüre die Kernbotschaft<br />
unseres Glaubens, die <strong>wir</strong> an<br />
Weihnachten feiern: Gott ist Mensch<br />
geworden.<br />
Wenn <strong>das</strong> <strong>Heft</strong> auf Ihrem Schreibtisch<br />
liegt, werden alle vier Kerzen des Adventkranzes<br />
brennen und den Blick<br />
auf Weihnachten öffnen. Ich wünsche<br />
<strong>Ihnen</strong> daher – auch im Namen aller<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der<br />
Hauptabteilung Schule und Erziehung<br />
– ein Gesegnetes Weihnachtsfest<br />
und Gottes Segen für <strong>das</strong> kommende<br />
Jahr.<br />
Mit den besten Wünschen und<br />
Grüßen an Sie und Ihre Familien<br />
Ihr<br />
Msgr. Joachim Göbel, Domkapitular<br />
Leiter der Hauptabteilung Schule<br />
und Erziehung
4 Themenschwerpunkt 5<br />
„Die Welt hielt den Atem an und schwieg …“<br />
Ökumenische Studienfahrt nach Krakau und Auschwitz<br />
Zu einer 5-tägigen Studienfahrt<br />
waren vom 10. bis 15. 04. <strong>2011</strong> insgesamt<br />
52 Schülerinnen und Schüler der<br />
Religionsgruppen des 10. Jahrgangs<br />
der „von Fürstenberg Realschule Paderborn“<br />
in Krakau und Auschwitz<br />
unterwegs. Geleitet wurde die Reise<br />
von Alexander Schmidt, Renate<br />
Kleineberg, Silvia Reinecke und Heiner<br />
Jungeblodt und den Lehramtsanwärterinnen<br />
Theres Gabriel und Sara<br />
Schweihofen.<br />
Es ging um historische Spurensuche<br />
an geschichtsträchtigen Stellen, um<br />
Lernen vor Ort aus der Geschichte<br />
für die eigene Verantwortung in der<br />
Geschichte mit dem Schwerpunkt<br />
Religion und Schicksal der Juden im<br />
Dritten Reich.<br />
Zielsetzungen<br />
• durch eigene Begegnungen und Erfahrungen<br />
in Raum und Zeit – den<br />
kulturellen und religiösen Reichtum<br />
der jüdischen Religion kennen zu<br />
lernen<br />
• eine Ahnung davon zu bekommen,<br />
was Menschen andern Menschen<br />
angetan haben<br />
• Formen des Antisemitismus und<br />
der Fremdenfeindlichkeit wahrzunehmen<br />
• Zivilcourage zu entwickeln und<br />
lernen, sich für die Einhaltung der<br />
Menschenrechte zu engagieren<br />
Einige Schwerpunkte der Fahrt sollen<br />
exemplarisch vorgestellt werden.<br />
Das Jüdische Viertel:<br />
Kazimierz<br />
Programminhalte:<br />
• Die Königsstadt Krakau mit dem Wawel<br />
(Königsburg, Kathedrale, Königsgräber)<br />
• Die Altstadt: Marienkirche – Franziskanerkirche –<br />
Marktplatz Rynek Glòwny mit seiner Tuchhalle –<br />
Bischöfliche Palais – Universität Collegium Maius<br />
• Das jüdische Viertel Kazimierz – Das Jüdische Ghetto –<br />
Die Fabrik von Oskar Schindler<br />
Wir besuchten <strong>das</strong> Jüdische Viertel<br />
Kazimierz, welches König Kazimierz<br />
Wielki 1335 als eigene Stadt gegründet<br />
hatte. Hier fanden die Krakauer<br />
Juden eine neue Heimat und schufen<br />
unter günstigen Bedingungen eines<br />
ihrer bedeutendsten Zentren in Europa.<br />
Unter einem <strong>wir</strong>tschaftlichen<br />
Aufschwung lebten sie fast vier Jahrhunderte<br />
bis 1939 friedlich mit den<br />
Katholiken zusammen. Zwei Jahre<br />
nach der Besetzung Polens durch die<br />
Nationalsozialisten mussten die Juden<br />
1941 in den kleinen Stadtteil Podgórze<br />
jenseits der Weichsel ins Krakauer<br />
Ghetto zwangsumsiedeln. Dort<br />
mussten sie zunächst die alltäglichen<br />
Grausamkeiten zwei Jahre lang ertragen,<br />
bis <strong>das</strong> Ghetto geräumt und aufgelöst<br />
wurde. 60.000 Juden kamen<br />
dabei ums Leben. Wir besichtigten<br />
die Alte Synagoge, 2<br />
die Tempelsynagoge und den<br />
Neuen Jüdischen Friedhof,<br />
wo die Schüler/-innen kleine<br />
Gebetszettel auf den Gräbern<br />
ablegten als Geste des Erinnerns<br />
und Nicht-Vergessens.<br />
In den Straßen und Hinterhöfen<br />
von Kazimierz drehte<br />
Steven Spielberg Szenen für<br />
Schindlers Liste.<br />
1<br />
Das Krakauer Ghetto<br />
(1941–1943)<br />
Alexander Schmidt<br />
Im März 1943 wurde <strong>das</strong> Krakauer<br />
Ghetto liquidiert und die überlebenden<br />
Juden im KZ Plaszow interniert.<br />
Zu dieser Zeit traf Oskar Schindler<br />
den Lagerkommandanten Amon<br />
Göth, welcher dort willkürlich Insassen<br />
quälte und ermordete. Als die<br />
Front 1944 Richtung Krakau vorrückte,<br />
verhandelte Schindler mit Göth<br />
über seine jüdischen Arbeiter und<br />
kaufte sie Göth ab. Die Frage Schindlers<br />
an Göth: „Oskar, was ist dir ein<br />
Mensch wert?“ wurde von Göth mit<br />
der Gegenfrage „beantwortet“: „Nein,<br />
nein, nein, Oskar, die Frage ist: Was<br />
ist dir der Mensch wert?“ – Diese<br />
Szene aus Schindlers Liste bringt<br />
sehr gut zum Ausdruck, um was es<br />
bei der Bildungs- und Erziehungsaufgabe<br />
im RU und während dieser<br />
Studienfahrt geht: Die Frage nach der<br />
Würde des Menschen und wie <strong>wir</strong> sie<br />
beantworten und leben.<br />
Arbeitslager Plaszow<br />
Die Schülerinnen und Schüler erkundeten<br />
<strong>das</strong> Arbeitslager Plaszow (ein<br />
Vorort von Krakau). Die Natur hat<br />
über <strong>das</strong> riesige Arial im Laufe der<br />
letzten 65 Jahre im wahrsten Sinne<br />
des Wortes Gras wachsen lassen.<br />
Kaum einer kann ohne Hinweise und<br />
Erklärungen erahnen, welche Gräueltaten<br />
und Verbrechen gegen die Menschen<br />
in diesem Lager stattgefunden<br />
haben. Der jüdische Friedhof, der hier<br />
früher angesiedelt war, wurde verwüstet<br />
und die Gedenkhalle einfach<br />
weggesprengt. Die Grabsteine der<br />
Verstorbenen wurden als Baumaterial<br />
für Straßenwege verwendet. Heute<br />
erinnern nur noch die Villa des Lagerkommandanten,<br />
<strong>das</strong> Gebäude der<br />
SS Offiziere und einige Gedenksteine<br />
auf dem Weg zum Großen Mahnmal<br />
(siehe Titelbild zur Ausgabe) an diese<br />
Zeit.<br />
Schindlers Fabrik<br />
Zum Abschluss des Tages stand ein<br />
Abstecher zur Schindler-Fabrik an.<br />
Das alte Verwaltungsgebäude ist seit<br />
Jahren gut saniert worden. In den<br />
Räumen ist die sehr zu empfehlende<br />
Multimediaausstellung: „Die Zeit<br />
der Fremdherrschaft von 1939–45<br />
in Krakau“ untergebracht. In kleinen<br />
Gruppen a 20 Personen wurden<br />
<strong>wir</strong> in zeitlichen Abständen durch<br />
sehr kompetente Guides durch die<br />
Ausstellung geführt. Auf eine Heroisierung<br />
Schindlers hat man zu<br />
Gunsten einer verdienten Würdigung<br />
verzichtet. Im Museumscafe und in<br />
der Ausstellung wurden immer wieder<br />
Hinweise zur Entstehung des<br />
Films Schindlers Liste eingewoben.<br />
Die hinteren Fabrikgebäude werden<br />
in den nächsten Jahren noch aufbereitet<br />
und für wechselnde Projekte zur<br />
Verfügung stehen. Wer die Fabrik in<br />
Ruhe besichtigen will, sollte rechtzeitig<br />
reservieren.<br />
Gedenkstätte<br />
Auschwitz und Birkenau<br />
Teil 1: Auschwitz II<br />
Am letzten Tag besuchten <strong>wir</strong> zunächst<br />
die Gedenkstätte Auschwitz<br />
I und erhielten in drei Gruppen eine<br />
Führung durch die Steinbaracken. Wir<br />
schritten durch <strong>das</strong> bekannte Lagertor<br />
mit der Aufschrift: „Arbeit macht<br />
frei!“ Was für ein Affront. Fassungslos<br />
standen <strong>wir</strong> in den Dokumentationsräumen<br />
vor Vitrinen gefüllt mit Reisekoffern<br />
mit Namen, Adressen und<br />
Transportnummern der Häftlinge, vor<br />
Bergen von abgeschnittenen Haaren,<br />
Locken und Mädchenzöpfen (man<br />
gebrauchte sie unter anderem zur<br />
Auspolsterung von Stühlen), Brillen,<br />
Prothesen, jüdischen Gebetsschals,<br />
Kinderspielzeug (eine Kinderpuppe<br />
hatte ein zerbrochenes Gesicht), Kinderschuhen,<br />
leeren Dosen von Zyklon<br />
B Gas. Jeder von uns hat diese Eindrücke<br />
mit seinen Gefühlen, Emotionen,<br />
Assoziationen allein durchlebt.<br />
Mir fiel die Bibelstelle ein, in der Jesus<br />
den Blinden fragte: „Was soll ich<br />
3<br />
dir tun?“ – „Herr, ich möchte wieder<br />
sehen können!“ Übertragen auf diese<br />
Geschichtsspuren wäre wohl die Antwort<br />
gewesen: „Herr, ich möchte wieder<br />
sehen können, spielen können,<br />
gehen können, weiter glauben und<br />
beten können, wieder ohne Angst leben<br />
können, wieder nach Hause zurück<br />
können.“ – „Geh̓, dein Glaube<br />
hat dir geholfen!“ – Die Realität hier<br />
im KZ sah anders aus. Gerade <strong>das</strong><br />
wollten die Nazis in den Menschen<br />
– vor allen bei den Juden – zerstören:<br />
ihren Glauben, ihre Religion, ihre<br />
Liebe, ihren Nachwuchs, ihre kulturelle<br />
Identität, ihre Zukunft. Der Tag<br />
schmeckt bitter und macht doch vor<br />
Ort verstehend, <strong>das</strong>s es <strong>wir</strong>klich passiert<br />
ist.<br />
Wir gingen weiter zum Block 13. Im<br />
Hungerbunker im Keller hatte der<br />
Franziskanerpater Maximilian Kolbe<br />
mehrere Tage hungernd ausgehalten<br />
bevor er mit einer Spritze getötet<br />
wurde. Er ging stellvertretend für<br />
einen Familienvater in den Tod, um<br />
ihm eine Rückkehr zu seiner Familie<br />
zu ermöglichen. Vorbei zogen <strong>wir</strong> an<br />
Einzel-, Steh-, Hock- und Dunkelzellen.<br />
Im Hof verweilten <strong>wir</strong> still und<br />
nachdenklich vor der Erschießungswand.<br />
Unzählige Menschen wurden<br />
hier – meist nackt und so ihrer letzten<br />
Scham beraubt – nach einem kurzen<br />
Scheingerichtsurteil erschossen.<br />
Zurück über den Appellplatz kamen<br />
<strong>wir</strong> zur erhaltenen Gaskammer. Wir<br />
gingen hinein, sahen die Stahltür mit<br />
dem Guckloch, die Gaskammer mit<br />
den Einfüllstutzen für <strong>das</strong> Zyklon B,<br />
den Verbrennungsofen des Krematoriums<br />
und kamen unversehrt wieder<br />
heraus. Hier ist es passiert. Hier wurde<br />
vergast, getötet, <strong>das</strong> Leben gebrochen,<br />
Menschen verbrannt.<br />
1<br />
• Das Arbeits- und Konzentrationslager Plaszów /<br />
Die Villa von Amon Göth<br />
• Das Salzbergwerk Wieliczka (Weltkulturerbe der UNESCO)<br />
• Die Gedenkstätte Auschwitz – Birkenau<br />
Schüler schreiben kleine Gebete und legen sie<br />
auf Gräber des Neuen jüdischen Friedhofs ab.<br />
Auf diesem Platz wurden die Juden zur Deportation<br />
zusammen getrieben. Die Stühle stehen<br />
als Symbol für die systematische Räumung<br />
der Häuser.<br />
Das Eingangstor von Auschwitz:<br />
„Arbeit macht frei!“<br />
2<br />
3
6 Themenschwerpunkt 7<br />
Schülerfeedbacks am Ende des Tages:<br />
Die zerbrochene Puppe eines jüdischen Kindes<br />
weist vor allem auf <strong>das</strong> Schicksal der Kinder hin.<br />
Als <strong>wir</strong> heraus kamen, empfing uns<br />
Eisregen – passend zur Situation des<br />
Augenblicks. Wir verließen <strong>das</strong> Lager<br />
durch <strong>das</strong> bekannte Tor. Das Wetter<br />
klarte auf und unter riesigen Wolkenbergen<br />
– sollte es ein Wink des Himmels<br />
sein – die Wolke als Symbol für<br />
den wegbegleitenden Gott – fuhren<br />
<strong>wir</strong> mit dem Bus zum noch größeren<br />
Lager Auschwitz – Birkenau.<br />
Auschwitz Birkenau<br />
Teil 2: Auschwitz II<br />
Unsere erste Station war am Eingangstor.<br />
Durch dieses Tor rollten die<br />
vollen Menschentransportzüge aus<br />
aller Herren Länder, um Menschen,<br />
vor allem Juden, zur Arbeit bis zur Erschöpfung<br />
oder bis zum Tod zu zwingen,<br />
oder sie gleich an der Rampe in<br />
der Mitte des Lagers in arbeitsfähig<br />
und arbeitsunfähig zu selektieren.<br />
Ein Originalgüterwaggon steht noch<br />
auf dem Seitengleis und soll an die<br />
deportierten Ungarnjuden erinnern.<br />
Erinnerungsfotos mahnen: Alles war<br />
real, ist passiert, hat eine eigene Geschichte<br />
der Täter und Opfer.<br />
Schülerinnen und Schüler <strong>stellen</strong> Erinnerungskerzen am Ende der Gleise der<br />
Rampe von Birkenau auf.<br />
Dieses Jahr kamen <strong>wir</strong> in eine restaurierte<br />
Baracke im Frauenlager. Backsteinhaus,<br />
Etagenbetten aus Stein,<br />
Holz und Stroh, offenes Gebälk mit<br />
Tonziegel und einige noch lesbare<br />
alte Sinnsprüche: „Verhalte dich ruhig!“<br />
– „Die Laus, dein größter Feind!“<br />
– Nein, sie hatten als Häftlinge keine<br />
Angst mehr gehabt vor Läusen, vor<br />
Schäferhunden. Sie hatten Angst,<br />
zitternde Angst, vor den Schergen,<br />
den Nazis, der Totenkopf SS und ihren<br />
Gehilfen. Als <strong>wir</strong> weiter gingen,<br />
kamen <strong>wir</strong> an zwei Teichen vorbei,<br />
in ihnen spiegelten sich der Himmel<br />
und die fast verborgene Sonne. Drei<br />
Mahnstelen erinnerten uns daran,<br />
<strong>das</strong>s hier die Asche der Verbrannten<br />
ausgestreut worden ist. Die andere<br />
Asche warf man in Flüsse, nutze<br />
sie als Dünger für die Felder oder<br />
als Streugut auf den Wegen im Winter.<br />
Traurig und mit feuchten Augen<br />
verweile ich, während die Schüler<br />
schon zu den Ruinen der alten Gaskammern<br />
und der Krematorien am<br />
Ende des Lagers weiter geführt werden.<br />
Diese Ascheteiche, diese beiden<br />
Massengräber gruben sich in mir als<br />
die wichtigsten Erfahrungsbildern ins<br />
Gedächtnis. Einige nennen Auschwitz<br />
„Der Vorhof zur Hölle“, andere<br />
„Die Residenz des Todes.“<br />
Am Ende der Gleise, an den Mahnstelen<br />
und Steinquadern, halten <strong>wir</strong><br />
eine ökumenische jüdisch christliche<br />
Andacht. Zum Gedenken an die Ermordeten,<br />
an die um die Fülle und<br />
Zukunft ihres Lebens Gebrachten,<br />
wurde <strong>das</strong> jüdische Gebet Sch̓ma<br />
Jisrael / „Höre, Israel, der Herr unser<br />
Gott, der Ewige, ist einzig!“ (<strong>das</strong> tägliche<br />
Morgen- und Abendgebet der<br />
Juden aus Dt 6,4-9) in Deutsch, Englisch,<br />
Französisch, Russisch gelesen.<br />
Leider hatten <strong>wir</strong> die polnische Version<br />
vergessen. Die Schüler legten kleine<br />
Steine zum Gedenken an die Toten<br />
am Ende der Geleise nieder – wo der<br />
Weg und die Geschichte für sie endete<br />
– und brachten pro Lerngruppe<br />
jeweils von einem Schüler und einer<br />
Schülerin ihre Grableuchten als Hoffnungslichter<br />
gegen die Dunkelheit<br />
der Menschheitsgeschichte ein.<br />
Nach dem Aufruf, in jedem Menschen<br />
ein Ebenbild Gottes zu sehen und<br />
ihm auch so zu begegnen und ihn zu<br />
behandeln, dem gemeinsamen Vaterunser,<br />
und dem Segen wurde der gemeinsame<br />
Abschied von diesem Ort<br />
und der Weg aus dem KZ besonders<br />
still und bewusst begangen.<br />
DVDs ausleihbar im IRUM<br />
Literatur und Medien-Empfehlung:<br />
Magdalena Niedzielska / Jan Szurmant: Krakau. Erlangen 2009<br />
Eugeniusz Duda: Das Jüdische Krakau. Stadtführer über jüdische Denkmäler und Gedenkstätten<br />
Adam Bujak / Teresa u. Henryk Swiebocki: Residenz des Todes. Krakau u2007<br />
DVDs: Schindlers Liste | Spielzeugland | Der letzte Zug | Der Pianist | Veilchenbonbons<br />
„Frauen leckten die tiefgefrorenen Fenster ab,<br />
um nicht zu verdursten. – Auf Bildern lachten<br />
SS Männer hämisch und erniedrigten die Juden<br />
– Inmitten des Leids und Verderbens wuchsen<br />
kleine Blümchen an den „Gleisen des Todes“.<br />
Auch nach Auschwitz gibt es Neues Leben! –<br />
Wir konnten zurück. Das Tor war offen. – Es<br />
frisst einen regelrecht auf.“<br />
Verena<br />
„Diese Führung brachte einige schreckliche<br />
Eindrücke mit sich, die ich mit Sicherheit<br />
nie vergessen werde Ich bin froh, <strong>das</strong>s ich<br />
die Möglichkeit hatte, diese Erfahrungen<br />
zu machen und bin mir sicher, <strong>das</strong>s mich<br />
dieses Erlebnis in meinem weiteren Leben<br />
prägen <strong>wir</strong>d!“<br />
Organisatorische Hinweise<br />
Die Studienfahrt war im Religionsunterricht<br />
langfristig im 9. und 10. Schuljahr<br />
vorbereitet worden. Die Schüler<br />
hatten sich mit den Themen: Juden<br />
und Judentum / Verhältnis zwischen<br />
Juden und Christen / Schindlers Liste<br />
/ Der letzte Zug / Spielzeugland / Die<br />
Würde des Menschen / Lernen aus einer<br />
unheilvollen Geschichte beschäftigt.<br />
Zu Gast im Unterricht war auch<br />
die Paderborner Diplom-Pädagogin<br />
Sara Kass mit ihrem Museumspädagogischen<br />
Koffer zum nationalsozialistischen<br />
Konzentrations- und Vernichtungslager<br />
Auschwitz-Birkenau.<br />
Der Koffer möchte an die Kinder erinnern,<br />
die nach Auschwitz deportiert<br />
wurden und heutigen Kindern und<br />
Jugendlichen den Zugang zu diesem<br />
Thema aus der Perspektive des eigenen<br />
Alters erschließen.<br />
Während und nach der Studienfahrt<br />
hatten die Schüler ihre Eindrücke und<br />
Erfahrungen in Erfahrungsberichten,<br />
Gedichten, Collagen, Plakaten, Objekten<br />
und Fotoalben verarbeitet.<br />
Diana<br />
An dieser Stelle möchte ich – auch im<br />
Namen meiner Kolleginnen und Kollegen<br />
– den Schülerinnen und Schülern<br />
danken für ihr Interesse, ihr Engagement<br />
während der Vorbereitung,<br />
Durchführung und Nachbereitung<br />
dieser Schülerfahrt. Zugleich möchte<br />
ich alle Kolleginnen und Kollegen<br />
ermutigen, sich mit ihren Schülerinnen<br />
und Schülern auch auf den Weg<br />
zu machen und eine Gedenkstätte<br />
zu besuchen und die Geschichte im<br />
Gedächtnis wach zu halten. Schon<br />
jetzt fragen die nachwachsenden<br />
10er Schüler nach, ob sie denn auch<br />
nach Krakau und Auschwitz fahren<br />
werden.<br />
Ab dem 1. Halbjahr 2012 (ab<br />
Mitte April) werden religionspädagogische<br />
Lehrerfortbildungsseminare<br />
zu dieser Thematik<br />
auf Ebene der 19 Dekanate als<br />
Nachmittagsveranstaltung angeboten.<br />
Dort kann dann ausführlicher<br />
berichtet werden.<br />
Eine Studienfahrt für Religionslehrer<br />
<strong>wir</strong>d in absehbarer Zeit<br />
„Jeder war von der enormen<br />
Größe des KZs und über die<br />
riesigen Opferzahlen überrascht,<br />
<strong>das</strong>s auf dieser riesigen Fläche<br />
überall Menschen waren und<br />
täglich so viele vergast wurden.<br />
Ich finde es ist ein Muss, an<br />
diesem Ort einmal gewesen zu<br />
sein und über diesen Ort<br />
nachzudenken.“<br />
Rene<br />
ebenfalls angeboten werden.<br />
Ermöglicht wurde diese Studienfahrt<br />
mit der großzügigen finanziellen Unterstützung<br />
durch die Stiftung „Erinnern<br />
ermöglichen“ in Düsseldorf, die<br />
allen Schülern aus NRW die Fahrt<br />
nach Auschwitz ermöglichen will, sowie<br />
durch <strong>das</strong> Schulreferat des Evangelischen<br />
Kirchenkreises Paderborn<br />
und die Schulabteilung des Erzbistums<br />
Paderborn.<br />
Eine umfangreiche Foto-DVD zur<br />
Fahrt kann zum Selbstkostenpreis<br />
von 7,50 Euro über den Autor bestellt<br />
werden.<br />
Anschrift des Autors:<br />
Alexander Schmidt<br />
Rektor i. K.<br />
IRUM Paderborn<br />
Am Stadelhof 10<br />
33098 Paderborn<br />
0 52 51 / 125-1418<br />
alexander.schmidt@erzbistum-paderborn.de
8 Themenschwerpunkt 9<br />
Erzählen will ich von Seiner Nähe!<br />
Erlebnisse und Erfahrungen mit Gott<br />
Der Titel des kleinen, 208 Seiten starken Büchleins macht neugierig und provoziert zugleich.<br />
Er weckt die Neugier, weil er den geheimen Wunsch vieler Menschen nach Gotteserfahrung<br />
anspricht. Zugleich aber provoziert er, weil er eine These aufstellt, die unter Gottsuchern nicht<br />
unumstritten ist. Auf die Frage, ob Gott sich überhaupt erfahren lässt, antworten buddhistische<br />
Zenmeister entweder mit Paradoxien oder mit lautem Gelächter. "Denn so wenig wie ein<br />
Erdwurm den Menschen 'erkennt', so wenig kann ein Mensch Gott ‚erkennen‘.“<br />
Ganz anders sieht da die Antwort<br />
von Juden und Christen aus. Obwohl<br />
auch für sie Gott der dreimal Heilige,<br />
der Große und der Erhabene, der Unerforschliche<br />
und der Rätselvolle ist,<br />
ist er doch ein dem Menschen zugewandtes<br />
Du, <strong>das</strong> die Kommunikation<br />
von sich aus sucht. Die Begründung<br />
ist kurz und stichhaltig und doch so<br />
schwer zu verstehen, <strong>das</strong>s sie Bibliotheken<br />
füllt, ohne am Ende eine<br />
plausible Antwort vorzeigen zu können.<br />
Für Judentum und Christentum<br />
ist Gott wesentlich Liebe. Liebe aber,<br />
echte, selbstlose Liebe, sucht <strong>das</strong><br />
Gegenüber, streckt die Arme nach<br />
dem anderen aus, will sich von ihrem<br />
Wesen her verschenken. Gott als die<br />
Liebe kann vom Menschen deshalb<br />
erfahren werden, weil er selber erfahren<br />
werden will.<br />
Und so kommt es, <strong>das</strong>s Menschen<br />
vor 3000 Jahren in der Bibel in zahllosen<br />
Geschichten erzählen, wo<br />
und wie sie Gott begegnet sind, was<br />
sie mit ihm erlebt und welche Erfahrungen<br />
sie mit ihm gemacht haben.<br />
Die Bibel ist – auf den Punkt gebracht<br />
– ein Erinnerungsbuch voller Erfahrungen<br />
der Menschen mit Gott.<br />
Lässt Gott sich auch im<br />
21. Jahrhundert noch<br />
erfahren?<br />
Was vor drei-, viertausend Jahren<br />
möglich war, muss auch heute noch<br />
möglich sein, weil Gott zeitlos und<br />
ewig (vgl. Ps 90,1; Jes 40,28), nach<br />
dem Hebräerbrief „immer derselbe“<br />
(Hebr 1,12) ist. Er, für den es kein Gestern<br />
und kein Morgen, sondern immer<br />
nur <strong>das</strong> Jetzt gibt, ist dem Menschen<br />
von heute in der gleichen Weise zugewandt<br />
wie den Menschen früherer<br />
Generationen. Er spricht heute nicht<br />
weniger häufig und auch nicht anders<br />
als in der biblischen Zeit. Spuren seines<br />
Wirkens, seiner<br />
Lässt Gott sich auch heute noch erfahren?<br />
Bibel<br />
• eine Bibliothek voller Erzählungen und Geschichten aus dem<br />
menschlichen Leben<br />
• ein Erinnerungsbuch voller Erfahrungen der Menschen mit Gott<br />
Willibald Bösen<br />
zarten „Berührungen“, seines belebenden<br />
Atems finden sich in jedem<br />
Menschenleben.<br />
Wer darf darauf hoffen,<br />
eine Gotteserfahrung zu<br />
machen?<br />
Die Bibel gibt uns die Antwort: Gott<br />
lässt sich von jedem Menschen „erfahren“<br />
– unabhängig von Stand und<br />
Bildung, von Alter und Herkunft, von<br />
Geschlecht und Aussehen, selbst<br />
unabhängig von der moralischen<br />
Verfasstheit. Er zeigt sich Hagar, der<br />
kleinen Magd Abrahams (Gen 16), wie<br />
dem schuldbeladenen Jakob (Gen<br />
28 und 32). Gotteserfahrung ist nicht<br />
wenigen Privilegierten vorbehalten,<br />
keine Gruppierung hat Gott für sich<br />
gepachtet, auch nicht die der Berufstheologen.<br />
Wer viel über Gott weiß,<br />
<strong>wir</strong>d damit nicht automatisch zum<br />
bevorzugten Gesprächspartner für<br />
2000 1000 0 1000 2000<br />
„Du Herr, hast vorzeiten der Erde Grund gelegt,<br />
die Himmel sind <strong>das</strong> Werk deiner Hände.<br />
Sie werden vergehen, du aber bleibst..<br />
Du bleibst, der du bist, und deine Jahre enden nie“<br />
(Hebr 1,12)<br />
Gott. Gott hat jedem seiner<br />
menschlichen Geschöpfe genügend<br />
„Antennen“ gegeben,<br />
so <strong>das</strong>s keiner sagen kann, er<br />
sei vergessen oder vernachlässigt<br />
worden. „Gott enthüllt<br />
seine Geheimnisse all seinen<br />
Kreaturen reichlich“, heißt es<br />
im „Alchimisten“ von Paulo<br />
Coelho.<br />
Wenn aber dem so ist, <strong>das</strong>s<br />
Gott sich auch heute noch<br />
erfahren lässt, und zwar von<br />
jedem, unabhängig von Alter<br />
und Ansehen, von Bildung und<br />
Stand, dann darf doch auch ich hoffen,<br />
ihm „irgendwo“ zu begegnen, ihn<br />
zu spüren, zu fühlen, zu ahnen oder<br />
wie immer auch man Erfahrung definiert.<br />
Und so will ich mich mit Sr. Silja<br />
Walter († <strong>2011</strong>) auf die Suche machen<br />
und bohren und fragen, bis ich „plötzlich<br />
durchbreche zum Geheimnis der<br />
persönlichen Gotteserfahrung“. Denn<br />
es gibt kein Menschenleben, in dem<br />
solche Erlebnisse der verdichteten<br />
Gottesnähe fehlen.<br />
Wo ich glaube, <strong>das</strong>s Gott sich „gezeigt“<br />
hat und erfahren ließ, habe ich<br />
in rund 50 „Erfahrungsberichten“ festgehalten.<br />
Um nicht der Gefahr einer<br />
einseitigen Subjektivität zu erliegen,<br />
finden sich neben den persönlichen<br />
auch fremde Berichte, außergewöhnliche<br />
und alltägliche, kürzere und längere.<br />
Allen 50 ist gemein, <strong>das</strong>s sie authentisch<br />
sind. Was sich hinter einem<br />
solchen „Erfahrungsbericht“ verbirgt,<br />
soll an einem Beispiel verdeutlicht<br />
werden:<br />
„Wo warst Du, Gott …?“<br />
Bei uns und mit uns in der „Wüste“<br />
eines todbringenden Unfalls<br />
Am 15. Dezember, zehn Tage vor<br />
Weihnachten, packt Entsetzen unser<br />
kleines Dorf. Auf einer Kreuzung am<br />
Ortseingang war Nicole, eine 18-jährige<br />
Schülerin, die in drei Monaten ihr<br />
Abitur ablegen wollte, von einem Laster<br />
in ihrem kleinen Wagen zu Tode<br />
gedrückt worden. Seit acht Tagen<br />
erst war sie stolze Besitzerin des Führerscheins,<br />
seit drei Tagen genoss sie<br />
An dieser Kreuzung ereignete sich der tödliche Unfall. © W. Bösen<br />
mit dem Auto der Eltern die Freiheit<br />
vom Schulbus. Während ihre Freundin<br />
den Unfall schwer verletzt überlebt,<br />
kommt für Nicole jede Hilfe zu<br />
spät. Wie nur konnte dieser Unfall an<br />
der übersichtlichen, weit einsehbaren<br />
Kreuzung geschehen?<br />
Aus Zeugenaussagen ergibt sich,<br />
<strong>das</strong>s Nicole vorschriftsgemäß an der<br />
Kreuzung angehalten hat, um den<br />
Verkehr einzusehen. Die drei Straßen<br />
vor ihr waren frei, einzig auf der<br />
Vorfahrtsstraße zu ihrer Linken kam<br />
in zweihundert Meter Entfernung ein<br />
schwerer Laster mit Anhänger. Für sie<br />
eine ausreichende Distanz, um auf<br />
die Kreuzung loszufahren. Doch dann<br />
geschieht <strong>das</strong> Unvorstellbare, der<br />
Albtraum eines jeden Fahranfängers,<br />
<strong>das</strong>s <strong>das</strong> Auto im Anfahren stottert<br />
… und nach wenigen Metern, mitten<br />
auf der Kreuzung, stehen bleibt. Um<br />
neu zu starten, fehlen zehn, vielleicht<br />
nur fünf Sekunden… . Dem Fahrer<br />
des schweren Lasters, der die Gefahr<br />
sieht, gelingt es nicht mehr, seinen<br />
Wagen trotz Vollbremsung so zu verlangsamen,<br />
<strong>das</strong>s er vor dem PKW zu<br />
stehen kommt bzw. ihm ausweichen<br />
kann. Hilflos muss er miterleben, wie<br />
ein Kleinwagen aus dünnem Blech<br />
und Kunststoff vor seinen Augen zertrümmert<br />
<strong>wir</strong>d. In dem kleinen PKW<br />
sitzen Nicole und ihre Freundin…<br />
Ein tragischer Unfalltod, wie er in unserer<br />
Welt leider jeden Tag nicht nur<br />
einmal passiert. Wo war hier Gott?<br />
Wo darf ich ihn suchen? Tausende<br />
Menschen schauen mit tränengefüllten<br />
Augen zum Himmel und fragen<br />
mit dem Dulder Ijob: „Gäbe es doch<br />
einen, der mich hört! Das ist mein<br />
Begehr, <strong>das</strong>s der Allmächtige mir<br />
Antwort gibt!“ (Ijob 31,35). Auf eine<br />
befriedigende Antwort warten <strong>wir</strong> in<br />
dieser Welt vergebens. Was es aber<br />
zu sehen und wahrzunehmen gilt,<br />
sind die Überlegungen und Gedanken<br />
der Bibel und der Theologie angesichts<br />
solchen Leids; beide dürfen<br />
an dieser Frage nicht achtlos vorübergehen,<br />
wollen sie sich nicht dem<br />
Vorwurf aussetzen, gerade dort zu<br />
kneifen, wo ihre Gedanken am dringendsten<br />
erwartet werden.<br />
Und so ist jedem „Erfahrungsbericht“<br />
in einem zweiten Teil eine<br />
„theologisch-biblische Reflexion“<br />
an gehängt. Biblisch deshalb, weil in<br />
keinem anderen Buch der Welt alle<br />
menschliche Not so tief durchdacht<br />
<strong>wir</strong>d wie in der Bibel mit ihren beiden<br />
Testamenten. Im Fall des dramatischen<br />
Unfalltods von Nicole liest sich<br />
diese „Reflexion/Meditation“ so:<br />
„Wo warst Du, Gott, in diesen schicksalsschweren<br />
Sekunden?“ fragen die<br />
verzweifelten Eltern. Der Theologe,<br />
seiner Berufsbezeichnung nach ein<br />
„Gottesgelehrter“, senkt angesichts<br />
dieser und ähnlicher Fragen, mit denen<br />
er sich immer wieder konfrontiert<br />
sieht, verlegen den Kopf und<br />
schweigt. Aus Erfahrung weiß er,<br />
<strong>das</strong>s in einer solchen Situation kein<br />
noch so gut gemeintes Wort
10 Themenschwerpunkt 11<br />
die Seele der Trauernden erreicht,<br />
auch nicht der diskrete Hinweis, <strong>das</strong>s<br />
sie nicht die ersten sind, die in solcher<br />
Not nach dem „Wo“ Gottes fragen.<br />
Die Schriften des Alten Testamentes<br />
sind tatsächlich übervoll von Menschen,<br />
die in existentiellen Nöten, in<br />
Krankheit, Verfolgung, Verleumdung,<br />
Armut, Unglück, die Ferne Gottes<br />
beklagen. „Wo bist du, mein Gott?<br />
Warum schweigst Du? Was habe ich<br />
Dir getan, <strong>das</strong>s Du Dich vor mir verbirgst?“<br />
klingt es immer wieder in den<br />
so genannten Klagepsalmen (z. B. Ps<br />
6; 7; 13; 22; 31), die im Psalter einen<br />
breiten Raum einnehmen.<br />
Seit diesen dreitausend Jahre alten<br />
Zeugnissen sind die Klagen nicht<br />
verstummt. Ganz im Gegenteil! Nach<br />
den Massenmorden in den Konzentrationslagern<br />
der Nazis werden bis<br />
zum Weltenende Millionen von Menschen<br />
Tag für Tag dieselbe Frage<br />
wiederholen: „Wo warst du, Gott, in<br />
Auschwitz, Bergen–Belsen, Dachau<br />
und den anderen Schreckensorten<br />
der Welt?“<br />
Im Unterschied zum modernen Menschen<br />
stellt der alttestamentliche<br />
Fromme Gott nicht in Frage. „Allein<br />
die Toren sprechen in ihrem Herzen:<br />
Prof. Dr. Willibald Bösen<br />
Lehrender und Autor<br />
Seit mehr als zwanzig Jahren<br />
steht Willibald Bösen der kirchlichen<br />
Lehrerfortbildung im Erzbistum Paderborn<br />
engagiert und inspirierend<br />
zugleich zur Seite. In religionspädagogischen<br />
Grund- und Aufbaukursen<br />
hat er den teilnehmenden Lehrkräften<br />
den alttestamentlichen Teil der Bibel<br />
kenntnisreich und äußerst lebendig<br />
vor Augen geführt. Regelmäßig ist er<br />
als Experte gefragt, wenn die von uns<br />
durchgeführten Israel–Studienfahrten<br />
durch Tagungen vorbereitet werden.<br />
In zahlreichen Lehrerfortbildungsveranstaltungen<br />
vermittelt Willibald Bösen<br />
auf seine besondere didaktisch–<br />
veranschaulichende Art neue Akzente<br />
in der bibeltheologischen Forschung<br />
‚Es gibt keinen Gott!‘“ (Ps 14,1). Nein,<br />
Gott existiert und ist eine lebendige<br />
Wirklichkeit. Im weiten, unendlichen<br />
Kosmos gibt es keinen gottfreien<br />
Ort: „Steige ich hinauf in den Himmel,<br />
so bist du dort; bette ich mich<br />
in der Unterwelt, bist du zugegen…“<br />
(Ps 139,8). Dass er ihn auch in der<br />
Not nicht verlässt, versichert Gott selber<br />
dem Beter in Ps 91,15, wo er ihm<br />
die Worte in den Mund legt: „Ich bin<br />
bei ihm in der Not…!“<br />
Wo aber war Gott an jenem Tag, als<br />
Nicole stirbt? Der Schweizer Theologe<br />
Hans Urs von Balthasar († 1988),<br />
der zu den bedeutenden katholischtheologischen<br />
Autoren des 20. Jahrhunderts<br />
zählt, schreibt in einer<br />
kleinen Betrachtung über „Gott und<br />
<strong>das</strong> Leid“: „Es ist eine optische Täuschung<br />
des ‚philosophierenden‘ Menschen<br />
zu meinen, <strong>das</strong> Leid geschehe<br />
‚hier unten‘, und ‚dort droben‘ schaue<br />
ein selig–unbeteiligter Gott ihm zu.<br />
Alle gen Himmel geballten Fäuste des<br />
revoltierenden Menschen zielen in die<br />
falsche Richtung. Der Leidende, der<br />
in der Agonie schreit, ist in Gott …“<br />
(S. 15). Gott geht dem Leid des Menschen<br />
nicht aus dem Weg, Gott ist<br />
vielmehr mittendrin in den tausendgesichtigen<br />
„Notlöchern“ dieser Welt:<br />
im Umfeld des Neuen Testamentes.<br />
Seine Bücher belegen eindrucksvoll<br />
<strong>das</strong> starke Interesse des Autors an<br />
der Person Jesu, zeigen aber auch<br />
wissenschaftlichen Tiefgang und Genauigkeit<br />
in der Recherche auf. Nicht<br />
zu unterschätzen ist dabei die besondere<br />
Bösensche Didaktik seiner<br />
wissenschaftlichen Werke, die immer<br />
aus der Perspektive eines ehemaligen<br />
Schulmannes geschrieben sind.<br />
So werden seine Bücher auch in Auszügen<br />
in der Oberstufe des Gymnasiums<br />
gelesen und thematisch bearbeitet.<br />
Das nun vorliegende neue Werk verlässt<br />
gegenüber seiner bisher publi-<br />
Mit der Krebskranken teilt er <strong>das</strong> Bett<br />
und stirbt mit ihr die tausend kleinen<br />
Tode, die dem letzten Tod vorausgehen.<br />
Dem Depressiven ist er ein<br />
stummer Gefährte, dem Schuldiggewordenen<br />
ein „Lastesel“, der Witwe<br />
ein tröstender Gesprächspartner… In<br />
Auschwitz und in den vielen anderen<br />
Konzentrationslagern starb er in und<br />
mit jedem einzelnen den einsamen<br />
Tod von Millionen. An jenem Vormittag,<br />
als Nicole stirbt, war Gott vor Ort,<br />
doch nicht, wie man vermuten möchte,<br />
als Zuschauer von außen, aus<br />
sicherer Distanz, bedauernd zwar,<br />
aber doch nur nüchtern registrierend.<br />
Nein, Gott saß vielmehr mit Nicole am<br />
Steuer und wurde zusammen mit ihr<br />
zerquetscht.<br />
Doch auch diese Frage sei erlaubt:<br />
„Warum, Gott, hast Du die Uhr nicht<br />
fünf Sekunden angehalten, um Nicole<br />
die Möglichkeit eines Neustarts zu<br />
geben?“ Ein Zyniker ist, wer im Hintergrund<br />
die Hand eines strafenden<br />
Gottes zu erkennen glaubt. Einen<br />
„lästerlichen Anthropomorphismus“<br />
nennt der ehemalige UN-Generalsekretär<br />
Dag Hammarskjöld († 1961)<br />
die Vorstellung, Gott wolle uns durch<br />
Leid vielleicht erziehen (…).<br />
Dr. Siegfried Meier, IRUM<br />
zierten Literatur die wissenschaftlich<br />
objektivierende Perspektive. Vielmehr<br />
<strong>wir</strong>d in diesem Buch in narrativer Form<br />
<strong>das</strong> Thema der Gottessuche und Gottesfrage<br />
entfaltet. Wer den Autor als<br />
Referenten kennt, weiß, <strong>das</strong>s dieses<br />
Thema – auch in erzählender und<br />
bisweilen bekennender Weise – oft in<br />
sehr intensiven Momenten in seinen<br />
unzähligen Vorträgen aufblitzte. Jetzt<br />
scheint der Autor für sich den passenden<br />
Zeitpunkt gefunden zu haben,<br />
seine persönliche Gottsuche und die<br />
Erlebnisse anderer mit Gott einer breiten<br />
Leserschaft vorzu<strong>stellen</strong>. Das geschieht<br />
leidenschaftlich und mit einer<br />
neu gefundenen Sprache, die dem<br />
Autor wie eine zweite Haut passt.<br />
Ist <strong>das</strong> Büchlein brauchbar<br />
für die Schule?<br />
Erste Erfahrungswerte bestätigen,<br />
<strong>das</strong>s Schülerinnen und Schüler der<br />
Oberstufe ab Klasse 10 sich von den<br />
„Geschichten“ aus „Erfahrungsbericht“<br />
und „theologisch-biblischer<br />
Reflexion/Meditation“ sehr angetan<br />
zeigten. Obwohl viele von ihnen mit<br />
der Kirche als religiöser Einrichtung<br />
„auf Kriegsfuß“ stehen, ist bei nicht<br />
wenigen dennoch ein ungestillter<br />
Hunger nach religiöser Erfahrung zu<br />
spüren. Darüber hinaus bewahrheitet<br />
sich die von Pastoraltheologen immer<br />
wieder beschworene Beobachtung,<br />
<strong>das</strong>s „Geschichtenerzählen …<br />
unendlich viel wichtiger im Gespräch<br />
mit einem anderen Menschen ist, um<br />
Christsein glaubwürdig zu vermitteln,<br />
als ihn auf irgendein abstraktes Buch<br />
zu verweisen“ (K. Marti). Wer letzterem<br />
nicht zustimmen kann, sei auf<br />
<strong>das</strong> Gegenüber von Jesus und Paulus<br />
hingewiesen: Während Jesus die<br />
Menschen mit seinen Gleichnissen,<br />
die nichts anderes als spannende<br />
Kurzgeschichten sind, begeistert, tut<br />
sich Paulus mit seinen scharfsinnigen<br />
Deduktionen bis heute schwer.<br />
Beides, Erfahrung und Erzählung,<br />
machen <strong>das</strong> vorliegende Büchlein<br />
mit seinen Erzählungen über Gotteserfahrungen<br />
auch religionspädagogisch<br />
interessant.<br />
Das Büchlein empfiehlt sich Schülerinnen<br />
und Schülern der Oberstufen<br />
als „neuer“ Zugang zur Bibel.<br />
Die Heilige Schrift mit ihren beiden<br />
Testamenten hat es im RU der Schulen<br />
seit Jahrzehnten schwer. Für viele<br />
Schülerinnen und Schüler ist sie verstaubt<br />
und damit uninteressant. Was<br />
soll man mit Geschichten anfangen,<br />
die vor 3–4000 Jahren geschrieben<br />
wurden? Diese von Vorurteilen geprägte<br />
Sehweise ändert sich plötzlich<br />
durch die Beobachtung, <strong>das</strong>s viele<br />
der 50 „Erfahrungsberichte“ in der<br />
sich anschließenden „Reflexion/Meditation“<br />
eine unerwartete Weitung,<br />
eine Klärung, eine Antwort erfahren,<br />
und zwar durch den Rückbezug auf<br />
eine biblische Geschichte oder – wie<br />
oben – durch die Hinweise auf alt– und<br />
neutestamentliche Parallelen. Überrascht<br />
stellt man fest, <strong>das</strong>s „in der Bibel<br />
die alten Geschichten stehen, die<br />
an jedem Tag neu passieren“ (Ricarda<br />
Huch), <strong>das</strong>s die Sorgen und Nöte der<br />
Menschen von heute sich nur geringfügig<br />
von denen unterscheiden, mit<br />
denen Menschen vor Tausenden von<br />
Jahren konfrontiert waren. Was bisher<br />
als verstaubt geglaubt wurde, erweist<br />
sich plötzlich als höchst aktuell;<br />
der Bann des alten Vorurteils ist gebrochen.<br />
Die konsequente Verknüpfung<br />
heutiger Lebensgeschichten<br />
mit denen biblischer Menschen <strong>wir</strong>d<br />
unerwartet zu einem „Türöffner“, mit<br />
dessen Hilfe sich die Bibel für nicht<br />
wenige als Schatzgrube mit höchst<br />
interessantem und kostbarem Inhalt<br />
auftut.<br />
Das Büchlein empfiehlt sich Schülerinnen<br />
und Schülern der Oberstufen<br />
als Einladung, sich doch einmal näher<br />
mit Gott zu beschäftigen.<br />
Da ist zum einen die auf 200 Seiten<br />
entfaltete These, Gott sei von jedermann<br />
auch heute noch erfahrbar.<br />
Eine solche Behauptung reizt zur persönlichen<br />
Überprüfung, zumal man in<br />
einer schwierigen Altersphase offen<br />
ist für die Transzendenz im weitesten<br />
Sinn. Da ist zum anderen die Erfahrung,<br />
<strong>das</strong>s es, wenn in Schule und<br />
Predigt von Gott die Rede ist, meist<br />
und in der Hauptsache um den Gott<br />
der Bibel geht. Als sein ihn kennzeichnendes<br />
Charakteristikum <strong>wir</strong>d<br />
immer wieder herausgearbeitet, <strong>das</strong>s<br />
er ein Mit-Geh-Gott ist, der vor 3000<br />
und mehr Jahren Israel wunderbar<br />
aus der Hand des ägyptischen Pharao<br />
befreit, wunderbar auch durch<br />
eine gefahrvolle Wüste ins Gelobte<br />
Land geführt und dort wunderbar zu<br />
einem mächtigen Volk gemacht hat.<br />
Dass dieser Gott auch heute noch,<br />
im Jahr <strong>2011</strong>/12, mit den Menschen<br />
helfend unterwegs ist, <strong>wir</strong>d zwar immer<br />
wieder verkündet, geht jedoch<br />
unter dem Gewicht der biblischen<br />
Aussagen meist unter. Der Kopf weiß<br />
um die sich durchhaltende Präsenz<br />
Gottes in Raum und Zeit, transportiert<br />
diesen Gedanken aber nur selten<br />
bis ins Herz, wo er zu einer lebendigen<br />
und tröstenden Wahrheit werden<br />
kann. Dadurch nun aber, <strong>das</strong>s in 50<br />
zeitnahen „Erfahrungsberichten“ die<br />
Nähe Gottes auch in der Gegenwart<br />
heraus gestellt und bewusst gemacht<br />
<strong>wir</strong>d, verändert sich die Sehweise; die<br />
so häufige Wiederholung des Kerngedankens<br />
bleibt nicht ohne Wirkung.<br />
Mit jedem „Erfahrungsbericht“<br />
rückt Gott weiter ins Hier und Jetzt<br />
vor, wandelt sich von einem abstrakten<br />
Etwas zu einem den Menschen<br />
liebenden Du, dem ich, ja ich, wichtig<br />
bin. Für viele Schülerinnen und Schüler<br />
eine ganz neue „Erkenntnis“, ein<br />
Aha-Erlebnis.<br />
Das Büchlein empfiehlt sich Schülerinnen<br />
und Schülern der Oberstufen<br />
als eine Art „Glaubensschule“, in der<br />
sie zugleich Information über und Ermutigung<br />
im Glauben finden.<br />
Jede der 50 „Erfahrungsberichte“<br />
spricht ein Glaubensthema an, <strong>das</strong><br />
Christen bis heute bedrängt, über<br />
<strong>das</strong> man eigentlich mehr wissen oder<br />
über <strong>das</strong> man sich gerne austauschen<br />
möchte. So sucht <strong>das</strong> Büchlein<br />
z. B. darüber zu informieren, wie<br />
die Dreifaltigkeit in wenigen Worten<br />
zu „erklären“ ist, was es bei dem<br />
Thema Wunder zu bedenken gilt, wer<br />
und was <strong>das</strong> Christentum zum Königsweg<br />
innerhalb der Weltreligionen<br />
macht, was von Engeln zu halten ist<br />
u. a.m. – Den Glauben zu vertiefen<br />
sucht <strong>das</strong> Büchlein, indem es zentrale<br />
Begriffe wie den des Abba, der Vergebung,<br />
der Liebe, des Gebetes, der<br />
Sünde u. a.m. aufgreift und aus der<br />
Erfahrung heraus neu zu füllen sucht.<br />
Schließlich möchte <strong>das</strong> Büchlein dadurch,<br />
<strong>das</strong>s es schwierige theologische<br />
Fragen wie die nach Gott, dem<br />
Leid (vgl. den Unfalltod Nicoles), der<br />
Theodizee, der Ungerechtigkeit in der<br />
Welt u. a. m. in der Gestalt von „Erfahrungsbericht“<br />
und „theologisch–biblischer<br />
Reflexion“ zur Diskussion anbietet,<br />
zum Glauben ermutigen. In der<br />
Überschau ergibt sich am Ende eine<br />
„bunte“ Materialsammlung,
12 Themenschwerpunkt 13<br />
in der sich die Antworten – bedingt<br />
durch den engen Raum – auf <strong>das</strong><br />
Wesentliche beschränken und somit<br />
verständlich bleiben.<br />
„Stark wie eine Eisenstange“<br />
Ob der so bekannte und beliebte<br />
Psalm 23 noch eine intensivere Berührung<br />
hinterlässt, wenn er, Vers für<br />
Vers anschaulich und lebendig, mit<br />
Egli-Figuren gestellt und erschlossen<br />
<strong>wir</strong>d? Die Teilnehmer des „Werk- und<br />
Gestaltungsseminars für Egli-Figuren“<br />
waren sich da einig, denn die<br />
eigenen Erfahrungen, die Gedanken<br />
und Gefühle spielen mit hinein in die<br />
Gestaltung des Psalms. Niemand<br />
bleibt außen vor, denn jeder ist persönlich<br />
gefragt und beteiligt.<br />
Aber was sind eigentlich<br />
Egli-Figuren bzw. biblische<br />
Erzählfiguren?<br />
Kurz gesagt: man kann mit ihnen<br />
Gestalten, Erzählen und Erleben.<br />
Der Ursprung der Figuren liegt in der<br />
Schweiz. Die dort lebende Doris Egli<br />
hat sie zusammen mit ihrem Mann<br />
„erschaffen“, um biblische Geschichten<br />
anschaulicher erzählen zu können.<br />
In 50 Erfahrungsberichten habe ich<br />
versucht, Gottes Hand aufzuzeigen.<br />
Sie alle – ich weiß es – erlauben eine<br />
unterschiedliche Deutung: „Sie können<br />
auf Gott hinweisen, sie können<br />
aber auch innerweltlich interpretiert<br />
werden …“ (Sauer). Für den aber, der<br />
an Gott glaubt und Gott in sein Leben<br />
hineinnimmt, sind sie 50 Drähte<br />
der Transzendenz. Einzeln für sich<br />
genommen, sind sie zwar dünn und<br />
schwach und nur bedingt belastbar;<br />
zusammen gebündelt aber ergeben<br />
sie ein dickes Kabel, „stark wie eine<br />
„Und es berührte sie“<br />
Gestalten<br />
Bevor man mit den Figuren gestalten<br />
kann, muss man sie allerdings erst<br />
anfertigen. Jeder, der diesen Prozess<br />
schon einmal durchlebt hat, weiß<br />
was <strong>das</strong> heißt: eine Figur herzu<strong>stellen</strong><br />
ist eine äußerst anstrengende, aber<br />
wunderbare Erfahrung.<br />
Erzählen<br />
Egli-Figuren sind beweglich, d. h. sie<br />
können verschiedene Körperhaltungen<br />
einnehmen und ihre Gebärden<br />
können Gefühle und Erfahrungen zum<br />
Ausdruck bringen. Biblische Texte<br />
werden beim Erzählen durch die Darstellung<br />
mit den Figuren anschaulich,<br />
lebendig und <strong>wir</strong>ken nachhaltig. Das<br />
Gesicht der Figur ist nur stilisiert und<br />
somit nicht festgelegt, was anfänglich<br />
irritieren kann, aber im Grunde eine<br />
große Spannbreite von Möglichkeiten<br />
beinhaltet. Situationen oder Szenen<br />
Anschrift des Autors:<br />
Prof. em. Dr. Willibald Bösen<br />
Gartenstr. 13<br />
66265 Heusweiler<br />
Kompetenzorientiert Religion unterrichten mit biblischen Erzählfiguren (Egli-Figuren)<br />
Eisenstange“ (Kardinal Henry Newman,<br />
† 1890).<br />
Lioba Kolbe<br />
werden bildlich und begreifbar – ein<br />
ganzheitliches Erzählen ist möglich.<br />
Erleben<br />
Egli-Figuren ermöglichen eine Inszenierung<br />
biblischer Texte auf eine sehr<br />
beeindruckende Art. Durch die Figuren<br />
ergeben sich Identifikationsmöglichkeiten,<br />
die be<strong>wir</strong>ken, <strong>das</strong>s<br />
Wiederentdecken und Berührung<br />
stattfinden kann. Lernen mit allen Sinnen<br />
<strong>wir</strong>d durch die Verknüpfung von<br />
Text und Dar<strong>stellen</strong>, von aktivem Hören<br />
und Sehen ermöglicht. Das aktive<br />
und kreative Gestalten der Figuren/<br />
Szenen/biblischen Geschichten ermöglicht<br />
es, sie neu lebendig werden<br />
zu lassen. Bibelgeschichten haben<br />
dann etwas mit dem eigenen Leben<br />
zu tun. Das ist eine große Chance für<br />
die Glaubensüberlieferungen unserer<br />
Bibel.<br />
Wie kommt <strong>das</strong> kompetenzorientierte<br />
Arbeiten im<br />
Religionsunterricht zum<br />
Tragen?<br />
Der kompetenzorientierte Religionsunterricht<br />
beinhaltet eine veränderte<br />
Sichtweise, eine neue Perspektive<br />
für den Unterricht. Sein Ziel richtet<br />
sich darauf, <strong>das</strong>s Schülerinnen und<br />
Schüler von Beginn ihres schulischen<br />
Lebens an zu Selbstständigkeit,<br />
Selbst- und Mitentscheidung erzogen<br />
werden sollen, damit sie lernen,<br />
gesellschaftliches und christliches<br />
Leben mitzugestalten und mitzuverantworten.<br />
(vgl. Kompetenzorientiert<br />
Religion unterrichten, Arbeitshilfe<br />
zum Lehrplan Kath. Religionslehre für<br />
die GS in NRW, S. 6)<br />
Lernen <strong>wir</strong>d so zu einem aktiven,<br />
selbstgesteuerten, situativen und<br />
konstruktiven Prozess. Kompetenzerwartungen<br />
sind die zentrale Mitte des<br />
Unterrichts. Nicht der Unterrichtsgegenstand,<br />
sondern <strong>das</strong> Wissen und<br />
Können, <strong>das</strong> sich die Schülerinnen<br />
und Schüler im Unterrichtsprozess<br />
angeeignet haben, stehen im Zentrum.<br />
Psalm 23 und die<br />
Kompetenz erwartungen<br />
des Lehrplans<br />
Im Lehrplan Katholische Religionslehre<br />
für die Grundschule werden unter<br />
Punkt 3.3 „Das Wort Gottes und <strong>das</strong><br />
Heilshandeln Jesu Christi in den biblischen<br />
Überlieferungen“ unter dem<br />
Aspekt Aus den Psalmen folgende<br />
Kompetenzerwartungen formuliert:<br />
Am Ende der Klasse 4<br />
• die S. erkennen, <strong>das</strong>s in Psalmen<br />
menschliche Grundhaltungen wie<br />
Loben, Danken, Klagen und Bitten<br />
zum Ausdruck kommen; David als<br />
„Sänger“ von Psalmen.<br />
• die S. gestalten ihre Erfahrungen<br />
mit Worten und Bildern der Psalmen.<br />
Psalm 23 beinhaltet die Aspekte des<br />
Vertrauens auf Gott, des Lobens und<br />
des Dankens.<br />
!<br />
Haben Sie Interesse an der Arbeit mit<br />
biblischen Erzählfi guren?<br />
In der ersten Jahreshälfte 2012 bieten <strong>wir</strong> zu diesem Thema zwei Veranstaltungen<br />
an, einmal können <strong>wir</strong> sogar Doris Egli persönlich als Referentin<br />
begrüßen.<br />
EGLI-Werkkurs<br />
Herstellung einer individuellen Egli-Figur<br />
27. – 28. 04. 2012 in Paderborn<br />
Referentin: Iris Donges<br />
EGLI-Stellkurs<br />
Szenisches Gestalten, Einüben von<br />
differenzierten Ausdrucksweisen der<br />
Egli-Figuren und unterrichtliche<br />
Umsetzungsmöglichkeiten<br />
10. 05. 2012 in Paderborn<br />
Referentin: Doris Egli und Iris Donges<br />
Bitte merken Sie sich schon jetzt die Termine vor! Eine Anmeldung ist allerdings erst mit<br />
dem Erscheinen des neuen Fortbildungskalenders Anfang Februar möglich. Vormerkungen<br />
werden nicht entgegengenommen.<br />
Die Schülerinnen und Schüler haben<br />
unterschiedliche Zugangsweisen und<br />
einzelne Psalmverse zur Auswahl. Die<br />
Schülergruppe, die sich für den Zugang<br />
mit den Egli-Figuren entscheidet,<br />
sucht sich einen Psalmvers aus<br />
und arbeitet je nach Möglichkeit in<br />
Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit.<br />
Eine Lernaufgabe zu Psalm 23 könnte<br />
folgende Aspekte beinhalten:<br />
Anforderungsbereich I<br />
Wiedergeben<br />
• S. lesen unterschiedliche Psalmversübersetzungen,<br />
vergleichen sie,<br />
tauschen sich aus und formulieren<br />
die Aussage des Verses in eigenen<br />
Worten.<br />
• S. bringen diese Aussagen mit den<br />
Egli-Figuren zum Ausdruck.<br />
Anforderungsbereich II<br />
Zusammenhänge her<strong>stellen</strong><br />
• S. finden Bilder / Symbole in den<br />
Psalmversen und deuten sie.<br />
• S. bringen diese Deutung mit den<br />
Egli-Figuren und anderen Hilfsmitteln<br />
(z. B. Tüchern) ins Bild und<br />
eventuell zusätzlich auch ins Wort.<br />
• S. <strong>stellen</strong> Bezüge zu anderen biblischen<br />
Texten / Gebeten / Bildern her,<br />
in denen die Bilder / Symbole des<br />
Psalms auch vorkommen.<br />
• S. schlagen den Bogen zu ihrem<br />
eigenen Leben und gestalten Bilder<br />
/ Texte / Collagen, in denen der<br />
Psalmvers in ihrer eigenen Lebenssituation<br />
eine Bedeutung hat.<br />
Anforderungsbereich III<br />
Reflektieren und Beurteilen<br />
• S. lassen den gesamten Psalm<br />
23 gemeinsam lebendig werden,<br />
indem die einzelnen Stationen<br />
(Psalmverse) in einen Gesamtkontext<br />
gebracht werden.<br />
• S. bringen den ganzen Psalm ins<br />
Wort und ins Bild (der Psalm <strong>wir</strong>d<br />
Vers für Vers an den entsprechenden<br />
Stationen gelesen / gebetet).<br />
• S. reflektieren die Aussage des Beters/der<br />
Psalmverse und der Darstellungen<br />
und ziehen Schlüsse /<br />
Konsequenzen für <strong>das</strong> Leben / ihr<br />
Leben im Vertrauen auf Gott.<br />
• S. schreiben einen eigenen Psalmvers<br />
/ Psalm 23 und haben die Möglichkeit,<br />
ihn mit Egli-Figuren zu gestalten,<br />
zu erzählen, zu erleben.<br />
Lernaufgaben siehe: Kompetenzorientierung – Eine veränderte Sichtweise auf <strong>das</strong> Lehren und Lernen in der Grundschule in NRW, Nr.9043
14 Themenschwerpunkt 15<br />
Anschrift der Autorin:<br />
Lioba Kolbe<br />
IRUM / Referat Religionspädagogik<br />
Am Stadelhof 10 • 33098 Paderborn<br />
0 52 51 / 125-1499<br />
lioba.kolbe@erzbistum-paderborn.de<br />
Der Herr ist mein Hirte<br />
Psalm 23 mit biblischen Egli–Figuren erschließen<br />
6<br />
Fotos: Sarah Schilling<br />
Ausleihe von<br />
Egli-Figuren<br />
Das IRUM verfügt an seinen Standorten<br />
in Dortmund und Paderborn über<br />
Egli-Figuren, die in der Medienausleihe<br />
entliehen werden können. Die Ausleihe<br />
erfolgt in der Regel als Figurensatz in<br />
einer stabilen Transportbox. Der Satz<br />
enthält alle benötigten Figuren und<br />
Tiere. Ferner erhalten Sie ausführliche<br />
Hinweise zum sachgerechten Einsatz<br />
der wertvollen Figuren.<br />
Für die Darstellung von Weihnachtsszenen<br />
gibt es ein Ergänzungsset.<br />
Die Figuren sind empfindlich und bedürfen<br />
eines bewussten Umgangs. Sie<br />
sind nicht für Kinderhände geeignet.<br />
Bei Ausleihwünschen wenden Sie sich<br />
bitte an:<br />
2<br />
1<br />
(Ein Psalm Davids)<br />
Der Herr ist mein Hirte,<br />
nichts <strong>wir</strong>d mir fehlen.<br />
Er lässt mich lagern<br />
auf grünen Auen und<br />
führt mich zum Ruheplatz<br />
am Wasser.<br />
Lauter Güte und Huld werden<br />
mir folgen mein Leben lang<br />
und im Haus des Herrn darf<br />
ich wohnen für lange Zeit.<br />
5<br />
Du deckst mir den<br />
Tisch vor den Augen<br />
meiner Feinde.<br />
Du salbst mein<br />
Haupt mit Öl, du<br />
füllst mir reichlich<br />
den Becher.<br />
IRUM Dortmund<br />
Brackeler Hellweg 144<br />
44309 Dortmund<br />
02 31 / 20 60 5-300<br />
irumdortmund@erzbistum-paderborn.de<br />
3 4<br />
IRUM Paderborn<br />
Am Stadelhof 10<br />
33098 Paderborn<br />
0 52 51 / 125-1907 / 1908<br />
avmedien@erzbistum-paderborn.de<br />
Er stillt mein<br />
Verlangen;<br />
er leitet mich<br />
auf rechten<br />
Pfaden, treu<br />
seinem Namen.<br />
Muss ich auch wandern<br />
in finsterer Schlucht ich<br />
fürchte kein Unheil; denn<br />
du bist bei mir, dein Stock<br />
und dein Stab geben mir<br />
Zuversicht.
16 Neues aus Schulen und Schulabteilung 17<br />
Hans-Georg Glasner (li.) und Ewald Oelgemöller<br />
(re.) nutzten als ehemalige <strong>Institut</strong>sreferenten<br />
die Gelegenheit zum Gedanken aus tausch mit<br />
der heutigen Stelleninhaberin, Brigitte Zein-<br />
Schumacher.<br />
Festakt zur<br />
Wiedereröffnung<br />
Ein Festakt Anfang November beendete<br />
die dreiwöchige Schließungszeit<br />
und gab den offiziellen Startschuss für<br />
die Wiedereröffnung des IRUM in den<br />
von Grund auf renovierten Räumlichkeiten<br />
der Dortmunder Kommende.<br />
In neuer Umgebung trifft der Benutzer auf <strong>das</strong> bewährte Team, <strong>das</strong> sich durch Freundlichkeit und Kompetenz auszeichnet (v. l. n. r.): Petra Ständker,<br />
Almut Boeker (†), Sabrina Pietscheck, Regina Lindenberg, Michaela Pachler und Brigitte Zein-Schumacher.<br />
Mit Weisheit <strong>wir</strong>d ein Haus gebaut,<br />
durch Umsicht gewinnt es an Bestand.<br />
IRUM in der Kommende Dortmund wiedereröffnet<br />
Der Umbau ist abgeschlossen,<br />
der Umzug erfolgreich durchgeführt,<br />
nun präsentiert sich <strong>das</strong> IRUM in der<br />
Dortmunder Kommende dem Benutzer<br />
in neuen Räumlichkeiten, die keine<br />
Wünsche offen lassen. Seit rund<br />
sechs Wochen steht es dem Besucher<br />
mit allen Dienstleistungen wieder<br />
zur Verfügung. Und diese haben<br />
den neuen Ort rasch akzeptiert, zeigt<br />
sich <strong>Institut</strong>sreferentin Brigitte Zein-<br />
Schumacher erfreut: „Viele Benutzer<br />
aus unserer Zeit in Schwerte haben<br />
den Weg auch nach Dortmund gefunden,<br />
einige neue Benutzer sind zwischenzeitlich<br />
aber auch schon zu uns<br />
gestoßen.“<br />
Die neu bezogenen Räumlichkeiten des IRUM<br />
in der Kommende bieten den Benutzern und<br />
Mitarbeiterinnen optimale Arbeitsbedingungen.<br />
Die Bibliothek des IRUM präsentiert<br />
sich mit allen Medien übersichtlich<br />
und klar strukturiert in einem großzügigen<br />
Raum, der von großen Fenstern<br />
und viel Tageslicht geprägt ist. Im Eingangsbereich<br />
befindet sich die Ausleihtheke,<br />
an der der Benutzer neben<br />
der Rückgabe bzw. Ausleihe von Medien<br />
bei Bedarf erste Informationen<br />
erhält. Immer wieder bieten kleine<br />
Tische Arbeitsgelegenheiten, an drei<br />
PCs kann er sogar EDV-technisch<br />
arbeiten. Die Zeitschriftenecke bietet<br />
genügend Raum zum Arbeiten und<br />
lässt sich für kleinere Seminare sogar<br />
mit einer Glaswand abtrennen. Die<br />
grau–weiße Grundgestaltung strahlt<br />
Ruhe aus, Stühle in rot-orange setzen<br />
farbliche Akzente und korrespondieren<br />
gleichzeitig mit den Logo-Farben<br />
des IRUM.<br />
„Wir sind freundlich und mit offenen<br />
Armen von der Kolleginnen und<br />
Kollegen der Kommende aufgenommen<br />
worden,“ bemerkt Brigitte Zein-<br />
Schumacher. Sie ist sicher, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />
Sozialinstitut der Kommende und <strong>das</strong><br />
IRUM von einander profitieren und<br />
sich hinsichtlich der Besucher gegenseitig<br />
stärken werden.<br />
In seiner Begrüßung konnte Gerhard<br />
Krombusch, Direktor des IRUM,<br />
zahlreiche Gäste willkommen heißen.<br />
Sein besonderer Gruß galt mit<br />
Ewald Oelgemöller und Hans-Georg<br />
Glasner zwei ehemaligen <strong>Institut</strong>sreferenten.<br />
Er wies auf die Aussage<br />
von Lorenz Kardinal Jaeger hin, der<br />
anläßlich der Eröffnung des <strong>Institut</strong>s<br />
1971 sagte: „Die gegenwärtige Neuorientierung<br />
in Theologie und Religionspädagogik<br />
verunsichert viele<br />
Lehrer. <strong>Ihnen</strong> soll <strong>das</strong> <strong>Institut</strong> eine<br />
Hilfe für ihre schwere Arbeit in der<br />
Schule sein.“ Krombusch warf die<br />
Frage auf, ob diese programmatische<br />
Aussage des Kardinals nicht<br />
auch noch nach 40 Jahren Gültigkeit<br />
besitze.<br />
Bei aller Kontinuität stellte Krombusch<br />
aber auch als großen Unterschied<br />
fest: „Bücher und Medienmassen,<br />
wie <strong>wir</strong> sie hier vor uns<br />
haben, gab es nicht. Es gab auch<br />
kaum einen Markt für solche Literatur<br />
und Arbeitshilfen; der war nämlich<br />
gerade erst im Entstehen begriffen:<br />
Erst 1969 hatten die Bischöfe konkurrierende<br />
Schulbücher für den Religionsunterricht<br />
zugelassen. Im Gefolge<br />
dieser Freigabe entstanden Religionsbücher<br />
und Unterrichtshilfen, die<br />
heute noch den Kern unseres <strong>Institut</strong>s<br />
ausmachen. Am Anfang wurde in<br />
Schwerte Material gesammelt, meist<br />
als Kopien. In den ersten Regalen<br />
des <strong>Institut</strong>s standen Schuhkartons<br />
und Reisekoffer mit begehrten unterrichtspraktischen<br />
Hilfen, sogenannten<br />
Unterrichtsmodellen.“<br />
Adresse<br />
Brackeler Hellweg 144<br />
44309 Dortmund<br />
02 31 / 20 60 5-300<br />
irumdortmund@erzbistum-paderborn.de<br />
Unterstützung für<br />
Gemeinden und Religionsunterricht<br />
<strong>Institut</strong>sreferentin Brigitte Zein-Schumacher<br />
skizzierte in ihrem Beitrag die<br />
künftige Akzentsetzung des IRUM in<br />
Dortmund. Das IRUM werde, so Zein-<br />
Schumacher, die Veränderung in der<br />
Struktur der Gemeinden aufnehmen<br />
und hier als Partner Unterstützung<br />
leisten. Ferner führte sie als zweiten<br />
Schwerpunkt aus: „Es müssen aber<br />
auch gleichzeitig inhaltliche Impulse<br />
gesetzt werden – gemeinsam mit<br />
allen Referenten und Referentinnen<br />
aus dem IRUM in Paderborn –, wie<br />
der Religionsunterricht in einer veränderten<br />
Schullandschaft nicht nur<br />
Bestand hat, sondern sogar zu einer<br />
Chance werden kann, um zu erfahren,<br />
<strong>das</strong>s der Mensch mehr ist, als<br />
<strong>das</strong> was er kann. Welche Impulse<br />
können <strong>wir</strong> geben, um sowohl den<br />
katholischen Schulen als auch den<br />
öffentlichen Schulen im Rahmen der<br />
Schul- und Unterrichtsentwicklung<br />
konstruktiver Partner zu sein? Dies ist<br />
die Frage, um deren Beantwortung<br />
<strong>wir</strong> uns bemühen müssen.“<br />
IRUM als „kultureller Diakon“<br />
Am Anfang der Feierlichkeiten rund<br />
um die Wiedereröffnung des IRUM<br />
in Dortmund stand allerdings die Feier<br />
der Heiligen Messe in der Kapelle<br />
der Kommende, in der nach 14monatiger<br />
Umbau- und Renovierungszeit<br />
des Gesamthauses endlich wieder<br />
Gottesdienst gefeiert werden konnte.<br />
Domkapitular Joachim Göbel, Leiter<br />
Neue Öffnungszeiten<br />
der Hauptabteilung Schule und Erziehung,<br />
bezeichnete in seiner Predigt<br />
<strong>das</strong> IRUM als einen „kulturellen<br />
Diakon“, der seinen Dienst an der<br />
innersten Geist- und Bilderwelt des<br />
Menschen leiste. Entscheidend aber<br />
für die Ver<strong>wir</strong>klichung dieser Aufgabe<br />
sei es, <strong>das</strong>s der Besucher zuerst<br />
auf Menschen träfe, die ihre Unterstützung<br />
anbieten, <strong>das</strong> richtige Wort<br />
oder Bild für den Unterricht oder die<br />
Gemeindearbeit zu finden. Den Mitarbeiterinnen<br />
komme hier die hohe Verantwortung<br />
zu, die Geistes- und Seelenwelt<br />
junger Menschen zu prägen.<br />
40 Jahre in der Katholischen<br />
Akademie Schwerte<br />
Seit 1971 war die Katholische Akademie<br />
Schwerte Heimat des <strong>Institut</strong>s.<br />
40 Jahre lang konnten die Benutzer<br />
Bücher und Medien für Schule und<br />
Gemeindearbeit ausleihen und sich<br />
beraten lassen zu Fragen des Religionsunterrichtes<br />
und des Medieneinsatzes.<br />
Allerdings hatten die Räumlichkeiten<br />
hier eher den Charakter<br />
eines (fortwährenden) Provisoriums,<br />
da die ursprünglich als Wohnung<br />
konzipierten Räume kein Optimum<br />
für Bibliothekszwecke bieten konnten.<br />
Ausschlaggebend für den Umzug<br />
war dann allerdings, <strong>das</strong>s seit<br />
mehreren Jahren Feuchtigkeitsschäden<br />
im Mauerwerk und Schimmelpilzgefahr<br />
eine dauerhaftere Lösung<br />
erforderten. So bot sich im Rahmen<br />
der umfassenden Sanierung und Renovierung<br />
der Kommende an, hier<br />
Räumlichkeiten für <strong>das</strong> IRUM einzurichten.<br />
cq<br />
Montag<br />
Dienstag<br />
Mittwoch<br />
Donnerstag<br />
Freitag<br />
10.00 – 17.30 Uhr<br />
10.00 – 17.30 Uhr<br />
13.00 – 17.30 Uhr<br />
10.00 – 17.30 Uhr<br />
10.00 – 12.30 Uhr
18 Neues aus Schulen und Schulabteilung 19<br />
Schulleiter Heinz Müting und Sr. Renate Rautenbach begrüßen die Teilnehmer während der Auftakt-Veranstaltung in der Turnhalle der Marienschule –<br />
natürlich auch mit dem eigens für den Tag entworfenen Motto-Shirt.<br />
Begegnungen mit besonderen Gruppen<br />
christlichen Lebens auf dem Programm.<br />
Knapp 40 Themenbereiche<br />
konnten die Verantwortlichen dank<br />
tatkräftiger Unterstützung zahlreicher<br />
kirchlicher und caritativer Organisationen<br />
und Ordensgemeinschaften<br />
den mehr als 1000 Marienschülern<br />
zur Wahl <strong>stellen</strong>. „Der Tag war für<br />
mich eine tolle Möglichkeit, neue Leute<br />
kennen zu lernen und hat mir sogar<br />
durch den Workshop eine neue Möglichkeit<br />
für meine Zukunft gezeigt“,<br />
bilanzierten nicht wenige im Rückblick<br />
auf den erlebnisreichen Tag.<br />
Festlicher und eindrücklicher Höhepunkt<br />
des Aktionstages war der gemeinsame<br />
Abschlussgottesdienst<br />
im Hohen Dom, den Domkapitular<br />
Joachim Göbel und Diakon Gerhard<br />
Krombusch mit den Marienschülern,<br />
ihren Begleitern und zahlreichen Eltern<br />
feierten, die eigens zum Gottesdienst<br />
angereist waren und im Anschluss<br />
ihre Kinder mit nach Hause<br />
nahmen. Vor allem die musikalische<br />
Gestaltung, die die Marienschule<br />
mit ihren „Vokalpraktischen Kursen“<br />
und einer Instrumental-Combo festlich<br />
vorbereitet hatte, erreichte die<br />
Schülerinnen und Schüler, die auch<br />
hier vielfach positive Rückmeldungen<br />
gaben und besonders diesen Gottesdienst<br />
als eindrucksvollsten Punkt<br />
des Tages nannten.<br />
„Ein unvergessliches Erlebnis war<br />
dieser Tag, an den ich und sicherlich<br />
auch meine Kinder noch in vielen<br />
Jahren zurückdenken werden“, bilanzierten<br />
manche Eltern. Und auch<br />
<strong>das</strong> Planungsgremium zeigte sich<br />
am Ende sehr zufrieden mit rund eineinhalb<br />
Jahren intensiver logistischer<br />
und inhaltlicher Planungsarbeit –<br />
neben der üblichen Unterrichtsverpflichtung.<br />
Doch der Einsatz hat sich<br />
mehr als gelohnt!<br />
Anschrift der Autorin:<br />
Tanja Schalkamp<br />
Marienschule Lippstadt<br />
Ostlandstr. 13<br />
59558 Lippstadt<br />
0 29 41 / 8 85 10<br />
www.marienschule-lippstadt.de<br />
schalkamp@musik-marienschule.de<br />
Eine Schule macht sich auf den Weg<br />
Aktionstag mit Domwallfahrt der Marienschule Lippstadt<br />
Medienpakete für Grundschulen und Kindergärten<br />
„Los geht̓s!“ – Eine Schule macht<br />
sich auf den Weg. Einen Weg mit<br />
vielen Kurven, zahlreichen Schlaglöchern<br />
und auch Stolpersteinen. Eine<br />
Schule macht sich auf den Weg von<br />
Lippstadt nach Paderborn, auf die<br />
Suche nach ihren christlichen Wurzeln.<br />
Sie nimmt alle mit: Fünftklässler<br />
ebenso wie Abiturienten, Hausmeister,<br />
Sekretärinnen, <strong>das</strong> Kollegium und<br />
zahlreiche Eltern und Freunde. Eine<br />
Schule macht sich auf den Weg, setzt<br />
sich in Bewegung und gleichsam<br />
vieles andere mit. Sie bewegt sich,<br />
bewegt Herzen und kann bilanzieren:<br />
„Ein unvergleichlicher Tag, der<br />
uns noch lange in Erinnerung bleiben<br />
<strong>wir</strong>d.“<br />
„Marienschule unterwegs – los<br />
geht̓s“: Es war ein Projekt, dessen<br />
Ausmaß sich selbst in der Planungsgruppe<br />
im Vorfeld niemand so richtig<br />
ausmalen konnte – und <strong>das</strong> ist vielleicht<br />
einer der Gründe, die zum Gelingen<br />
der Aktion beigetragen haben,<br />
denn wer weiß, ob sich die Verant-<br />
wortlichen ansonsten <strong>das</strong> Großprojekt<br />
zugetraut hätten.<br />
Rund 1000 Schüler, 70 Lehrer, knapp<br />
100 helfende Eltern und mehr als<br />
40 Workshop-Leiter – von den unzähligen<br />
Helfern hinter den Kulissen<br />
einmal abgesehen –, mehr als 1200<br />
Menschen waren an dem großen<br />
Aktionstag der Lippstädter Marienschule<br />
Ende September in Paderborn<br />
beteiligt und erlebten einen großartigen<br />
Tag als Schulfamilie mit einem<br />
nicht nur emotional berührenden Ergebnis.<br />
Am Ende des Tages konnten<br />
die Marienschüler eine Spende von<br />
10.000 Euro für <strong>das</strong> Blindenprojekt<br />
der Schwestern der Christlichen Liebe,<br />
dem früheren Schulträger, an die<br />
Provinzoberin und frühere Schulleiterin<br />
Sr. Anna Schwanz übergeben.<br />
Der großangelegte Aktionstag begann<br />
am Morgen in der Turnhalle<br />
der Schule mit einem kurzen liturgischen<br />
Impuls und der Aussendung<br />
der „Sternwallfahrt“-Gruppen. Rund<br />
70 Personen haben dabei die Strecke<br />
nach Paderborn mit dem Fahrrad<br />
zurückgelegt, die anderen fuhren mit<br />
rund 20 Bussen zu unterschiedlichen<br />
Startpunkten ins Paderborner Umland<br />
und liefen die letzten Kilometer<br />
u. a. von Dahl, Schloß Neuhaus, Salzkotten<br />
zu Fuß zum Mutterhaus der<br />
Schwestern der Christlichen Liebe.<br />
Dort angekommen erwarteten die<br />
Marienschüler bereits ein leckerer<br />
Mittagsimbiss, der von Lehrern, Eltern<br />
und Helfern des Mutterhauses<br />
ausgegeben wurde, und kühle Getränke,<br />
denn bei brillantem Wetter<br />
und ausgiebigem Sonnenschein erwies<br />
sich manche Wanderstrecke als<br />
persönliche Herausforderung.<br />
Gut ausgeruht und gestärkt ging es<br />
dann am Nachmittag zur zweiten<br />
Programmrunde des Tages mit einer<br />
Vielzahl unterschiedlicher Workshops<br />
aus dem religiösen, kirchlichen und<br />
gesellschaftlichen Angebot. Neben<br />
vielfältiger kreativer Arbeit standen<br />
Zahlreiche Themen stehen medial aufbereitet<br />
in den Medienpaketen zur Verfügung.<br />
Das IRUM stellt Kindergärten und Grundschulen,<br />
aber auch anderen sozialen und öffentlichen<br />
<strong>Institut</strong>ionen vorkonfektionierte Medienkisten<br />
zu bestimmten Themenbereichen zur Verfügung.<br />
Diese Medienkisten <strong>stellen</strong> eine<br />
sinnvolle und abwechslungsreiche Ergänzung<br />
dar; sie sind eine Art „transportable<br />
Mini-Bibliothek“.<br />
Die Medienkisten enthalten neben<br />
Kindersachbüchern und -erzählungen<br />
auch Sachbücher für Erwachsene<br />
zur Themenvorbereitung<br />
und sind teilweise ergänzt durch<br />
andere Medien wie CDs, CD-<br />
ROMs, DVDs und Spiele. Die<br />
Kisten werden ständig überarbeitet<br />
und mit neu erschienenen<br />
Medien ausgestattet.<br />
Beispielhaft werden Themenbereiche<br />
erschlossen wie:<br />
Bauernhof, Einfach lesen,<br />
Die Erde – unser Zuhause,<br />
First English, Gefühle machen<br />
stark, Hereinspaziert –<br />
Zirkus machen.<br />
Die Anmeldung und Ausleihe ist für<br />
Multiplikatoren kostenlos. Bitte melden<br />
Sie sich für die Themen frühzeitig<br />
an, da teilweise eine große Nachfrage<br />
besteht. Planen Sie also eine Vorlaufzeit<br />
von 4–6 Wochen für die Bearbeitung<br />
und Zusammenstellung ein.<br />
Unter folgenden Kontaktdaten können<br />
Sie Ihren Themenwunsch und<br />
Ihren Wunschtermin mitteilen. Hier<br />
<strong>wir</strong>d dann auch ermittelt, ob eine Medienkiste<br />
zu Ihrem Wunschtermin frei<br />
ist oder eine Kiste individuell zusammengestellt<br />
werden kann.<br />
Weitere Auskünfte und<br />
Bestellungen:<br />
Ursula Mertens<br />
IRUM<br />
Am Stadelhof 10<br />
33098 Paderborn<br />
0 52 51 / 125-1919<br />
ursula.mertens@<br />
erzbistum-paderborn.de<br />
Im Internet erhalten Sie unter www.irum.de<br />
zum Download.<br />
Büchereiarbeit weitere Hinweise sowie eine Themenübersicht und ein Bestellformular
20 Neues aus Schulen und Schulabteilung | Personalia 21<br />
Besuch in der Felsenmeerschule zum Abschluss der Firmreise<br />
Weihbischof Hubert Berenbrinker zu Gast in der Förderschule in Hemer<br />
Weihbischof Berenbrinker verschaffte<br />
sich einen guten Einblick<br />
über die Arbeit an einer Schule mit<br />
dem Förderschwerpunkt körperliche<br />
und motorische Entwicklung. Bereits<br />
im Religionsunterricht einer ersten<br />
Klasse wusste Berenbrinker auf die<br />
Neugier der jungen Schüler zu reagieren<br />
und ihre aufgeregten Fragen<br />
zu beantworten. Ein gemeinsames<br />
Vaterunser gehörte ebenso dazu wie<br />
die Erarbeitung einer Geschichte zum<br />
gemeinsamen Leben aller in der Gesellschaft.<br />
In einer Klasse 9 wurden dem Weihbischof<br />
viele vorbereitete Fragen gestellt,<br />
die er geduldig beantwortete.<br />
So wurde auch nach dem Einkommen<br />
eines Bischofs gefragt oder ob<br />
er selbst einkaufen gehe. Aufgefallen<br />
ist den Schülern auch die für sie ungewöhnliche<br />
Kleidung. Die Schülerinnen<br />
und Schüler konnten mit der<br />
Aussage beruhigt werden, <strong>das</strong>s auch<br />
Bischof Berenbrinker nicht immer seine<br />
Arbeitssachen anziehen muss.<br />
„Der Tod ist in unserer Schule sicherlich<br />
präsenter als in anderen Schulformen“,<br />
so Schulleiter Dirk Kolar.<br />
Weihbischof Berenbrinker (2. v. r.) fühlte sich in<br />
der Gemeinschaft der Förderschule Hemer gut<br />
aufgehoben.<br />
Welchen Weg soll ich gehen?<br />
… den, den DU mir weist.<br />
Almut Boeker ist tot.<br />
Durch eine unerwartete, plötzlich<br />
auftretende Erkrankung haben <strong>wir</strong><br />
Frau Almut Boeker verloren. Sie starb<br />
am 17. November <strong>2011</strong>. Frau Almut<br />
Boeker war seit zehn Jahren Mitarbeiterin<br />
in der Hauptabteilung Schule<br />
und Erziehung des Erzbischöflichen<br />
Generalvikariats Paderborn. An ihrem<br />
früheren Dienstort in Schwerte<br />
und danach seit wenigen Wochen am<br />
Daher wurde dem Weihbischof auch<br />
der Erinnerungsgarten der Felsenmeerschule<br />
gezeigt. Hier können<br />
Schülerinnen und Schüler, aber auch<br />
Eltern oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
Ruhe und Besinnung finden<br />
und sich an verstorbene Mitschülerinnen<br />
und Mitschüler erinnern. Der<br />
Garten ist erst kürzlich mit viel eigenem<br />
Engagement und Unterstützung<br />
von außerhalb eingerichtet worden.<br />
Abschluss des Besuchs war ein<br />
Austausch zwischen Lehrpersonal,<br />
Schulleitung und dem Weihbischof<br />
im Lehrerzimmer der Schule. In einem<br />
symbolischen Tischkreis wurde auch<br />
über aktuelle Themen wie die zurzeit<br />
viel diskutierte Inklusionsaufgabe<br />
oder die Integration unterschiedli-<br />
neuen Dienstort in Dortmund stand<br />
sie mit ihrer Freundlichkeit und Kompetenz<br />
den Nutzern des <strong>Institut</strong>s für<br />
Religionspädagogik und Medienarbeit<br />
(IRuM) in der Ausleihberatung zur<br />
Seite. Darüber hinaus hat sie sich mit<br />
großem Eifer für den Auf- und Ausbau<br />
des digitalen Bibliothekssystems<br />
engagiert.<br />
cher Religionsgemeinschaften in den<br />
Schulalltag gesprochen.<br />
„Ich habe mich in Ihrer Schule sehr<br />
wohl und herzlich willkommen gefühlt“,<br />
bedankte sich Berenbrinker.<br />
Schulleiter Dirk Kolar gab den Dank<br />
insbesondere an die Religionskollegen<br />
der Schule weiter, die die gelungene<br />
Vorbereitung des Besuchs<br />
übernommen hatten und freute sich<br />
über die Aufmerksamkeit, die auch<br />
Schülerinnen und Schüler mit Behinderung<br />
verdient hätten: „Vielen Dank<br />
für Ihren Besuch, mit dem Sie die<br />
Arbeit des Kollegiums würdigen und<br />
den Menschen zeigen, <strong>das</strong>s auch unsere<br />
Schülerschaft ein wichtiger Teil<br />
der Gesellschaft ist“.<br />
Die Diplomtheologin Almut Boeker<br />
war besonders glücklich an ihrem<br />
neuen Arbeitsplatz in Dortmund,<br />
den sie nach nur wenigen Tagen<br />
für immer verlassen musste.<br />
Wir nehmen schweren Herzens<br />
Abschied von einer stets fröhlichen<br />
und zuverlässigen Mitarbeiterin,<br />
die im Team des IRuM am<br />
Standort Dortmund eine schmerzliche<br />
Lücke hinterlässt.<br />
Wir geben unsere liebe Almut Boeker<br />
kurz vor der Vollendung ihres<br />
50. Lebensjahres in Gottes Hände.<br />
Erzbistum übernimmt Geschäftsführung der<br />
Schulbuchkommission Nord-West der DBK<br />
Weihbischof Hubert Berenbrinker<br />
ist Vorsitzender der Schulbuchkommission<br />
Nord-West der Deutschen<br />
Bischofskonferenz. Zu deren Geschäftsführer<br />
wurde Rainer Kost, Mitarbeiter<br />
der Hauptabteilung Schule<br />
und Erziehung im Erzbischöflichen<br />
Generalvikariat Paderborn, von der<br />
diesjährigen Herbstvollversammlung<br />
der Bischöfe berufen. Die Geschäftsführung<br />
wechselte für die nächste<br />
Geschäftsperiode ins Erzbistum Paderborn<br />
bis zur Herbstvollversammlung<br />
2016.<br />
Die Schulbuchkommission Nord-<br />
West der DBK organisiert und koordiniert<br />
die Zulassung von Schulbüchern<br />
Das Schulleben mitgestalten<br />
Broschüre zum Thema Seelsorgestunde und<br />
Schulgottesdienste in der Grundschule erschienen<br />
Die neu erschienene Broschüre<br />
„Das Schulleben mitgestalten: Seelsorgestunde<br />
und Schulgottesdienste<br />
in der Grundschule“ gibt Auskünfte<br />
und Anregungen zu den zentralen<br />
Fragen der Seelsorgestunde und<br />
Schulgottesdienste in der Grundschule.<br />
Ihr fester österlicher Glaube<br />
trug sie und hilft allen, die um<br />
sie trauern. Wir sind dankbar<br />
für die gemeinsamen Jahre!<br />
Gerhard Krombusch,<br />
<strong>Institut</strong>sdirektor<br />
für den Religionsunterricht, die von<br />
Verlagen herausgegeben werden, deren<br />
Sitz in den Bundesländern Brandenburg,<br />
Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Niedersachen, Nordrhein-Westfalen,<br />
Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein,<br />
Thüringen, Berlin, Bremen<br />
oder Hamburg ist. Weitere Mitglieder<br />
der Kommission sind neben<br />
Weihbischof Hubert Berenbrinker als<br />
Vorsitzendem und Rainer Kost als<br />
Geschäftsführer Professor Dr. Manfred<br />
Gerwing (Eichstätt), Professor<br />
Dr. Gerd Höver (Bonn), Professorin<br />
Dr. Mirjam Schambeck SF (Bochum),<br />
Professor Dr. Harald Schwillus (Halle).<br />
pdp vom 25. 10. <strong>2011</strong><br />
Ergänzend zum Religionsunterricht<br />
hat vor allem die „Seelsorgestunde“<br />
eine wichtige Funktion für <strong>das</strong><br />
Schulleben. Von Seelsorgestunden,<br />
von Schulgottesdiensten, von Religiösen<br />
Kinderwochen können wichtige<br />
Impulse für die Lebendigkeit einer<br />
Schule ausgehen – auch weil durch<br />
sie <strong>das</strong> Glaubensleben vor Ort mit<br />
dem der Schule verbunden werden<br />
kann. Die kontinuierliche Einplanung<br />
von Seelsorgestunden / Kontaktstunden<br />
und Schulgottesdiensten in den<br />
Schulalltag hat angesichts der Tatsache,<br />
<strong>das</strong>s zum Schuljahr 1997/98 die<br />
dritte Religionsstunde weggefallen<br />
ist, eine besondere Bedeutung für die<br />
religiöse Erziehung in der Schule.<br />
Diese Broschüre möchte grundlegend<br />
über die Rahmenbedingungen<br />
von Seelsorgestunden / Kontaktstunden<br />
und Schulgottesdiensten informieren.<br />
Sie will helfen, den (didaktischen)<br />
Ort von Seelsorgestunden<br />
und Schulgottesdiensten im Schulleben<br />
zu festigen und die (rechtlichen)<br />
Bedingungen zu beschreiben. Neue<br />
Die DBK hat Rainer Kost (Paderborn) zum<br />
neuen Geschäftsführer der Schulbuchkommission<br />
Nord-West ernannt.<br />
Der „Seelenvogel“ von Nele (GGS Wahlscheid)<br />
illustriert <strong>das</strong> Titelbild und den Leitgedanken<br />
der Broschüre „Sich um die Seele sorgen“.<br />
Formen der „Seel-Sorge“ können<br />
und müssen dort gefunden werden,<br />
wo sich die Bedingungen so geändert<br />
haben, <strong>das</strong>s traditionelle Formen<br />
nicht mehr tragen. Hilfen, Anregungen<br />
und Grundlagen finden hier all<br />
die Lehrkräfte, die in der Seelsorge<br />
tätig sind: Priester, Gemeindereferentinnen<br />
und Gemeindereferenten und<br />
andere, für den Religionsunterricht<br />
ausgebildeten pastoralen Mitarbeiter.<br />
cq<br />
Die Broschüre finden Sie zum Download unter<br />
www.schuleunderziehung.de Schulpastoral Seelsorgestunde
22 Veranstaltungen 23<br />
Von Schlummerrollen und anderen<br />
Glaubensbekenntnissen der Kirche<br />
Religionslehrerinnen und Religionslehrer in der Ewigen Stadt<br />
Eine religionspädagogische<br />
Studienfahrt<br />
Wer je in Rom war, der <strong>wir</strong>d immer auch<br />
die Basilika von Santa Maria Maggiore auf<br />
dem Esquilinhügel besucht haben. Sie ist<br />
eine der vier Patriarchalbasiliken (Papstkirchen)<br />
Roms. In einzigartiger Weise hat<br />
sie über alle Renovierungen und Umgestaltungen<br />
hinweg die frühchristliche<br />
Baustruktur und im Großen und Ganzen<br />
ihre Ausstattungsmerkmale bewahrt. Einmalig<br />
sind die Mosaiken im Mittelschiff<br />
und auf der Schauseite des Triumphbogens.<br />
Papst Sixtus III hatte sie in der<br />
1. Hälfte des 5. Jahrhunderts in Auftrag<br />
gegeben. Unverkennbar ist die byzantinische<br />
Handschrift der Mosaikkünstler. Im<br />
linken Bogensegment sitzt einem kaiserlichen<br />
Herrscher gleich, <strong>das</strong> „Christuskind“<br />
– gestützt und gleichzeitig erhoben durch<br />
eine „Schlummerrolle“ – ein Attribut kaiserlicher<br />
Macht und Herrlichkeit. Und <strong>das</strong><br />
ist die Botschaft: der wahre Herr der Zeiten<br />
ist Christus, als Kind in diese Welt geboren!<br />
Man muss schon genau hinsehen<br />
und sich Zeit nehmen für die Sehhilfen<br />
und Deutegeschichten zur Sakralkunst<br />
Roms, um solche Glaubensbekenntnisse<br />
zu entdecken.<br />
Dieses Beispiel steht für viele andere<br />
Bild- und Kunsterlebnisse, die 40 Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer einer Studienfahrt<br />
des <strong>Institut</strong>s für Religionspädagogik<br />
und Medienarbeit (IRUM) in diesem<br />
Herbst in Rom machen konnten. Auf <strong>das</strong><br />
notwendige Angebot von Sehhilfen, Hintergrundwissen<br />
und theologischen Deutungen<br />
hatte sich ein Leitungs- und Referententeam<br />
(Msgr. Joachim Göbel, Prälat<br />
Prof. Dr. Max-Eugen Kemper, StR Pastor<br />
Tobias Ebert und Direktor Gerhard Krom-<br />
busch) vorbereitet, deren Mitglieder mit<br />
ihren je eigenen Zugängen zur Kirchenkunst<br />
Roms abwechslungsreiche Führungen<br />
vor Ort gestalteten<br />
Das Programm<br />
Weit im Vorfeld der Fahrt hatte <strong>das</strong> IRUM<br />
zu einem vorbereitenden Studientag ins<br />
Liborianum eingeladen. Der Romexperte<br />
OStD i. R. Alfons Schäfers erinnerte dabei<br />
an geschichtliches Grundlagenwissen<br />
und gab wichtige Hinweise und Verstehenshilfen<br />
zum Besuch der ausgewählten<br />
Kirchen Roms.<br />
In Zusammenarbeit mit dem Reiseveranstalter<br />
„Viator“ aus Dortmund hatte <strong>das</strong><br />
Leitungsteam eine Programmabfolge vorbereitet,<br />
die von der Kaiserzeit Roms bis<br />
zum heute noch so augenscheinlichen<br />
Rom des Barock führte.<br />
Der erste Tag<br />
Die Gruppe ist nicht weit vom Vatikan untergebracht.<br />
Vom Hotel „Tra Noi“ bis zum<br />
Petersplatz sind es 15 Minuten zu Fuß.<br />
Nach Ankunft und Abendessen nehmen<br />
alle <strong>das</strong> Angebot an, bei herrlichem Wetter<br />
den abendlichen Petersplatz, die Engelsburg<br />
und den Blick auf den Tiber zu<br />
genießen und erste Orientierungen zu finden.<br />
Und wer den Herzschlag Roms erleben<br />
will, der macht noch einen Abstecher<br />
zur Piazza Navona mit ihrem unvergleichlichen<br />
südländischen Flair.<br />
Der zweite Tag<br />
Der erste Studientag widmet sich zunächst<br />
dem Forum Romanum und dem<br />
Kolosseum: „Das antike Rom des 1.<br />
Jahrhunderts n. Chr. und die Christen in<br />
der Zeit der Verfolgung“. Tobias Ebert,<br />
der gerade erst mit Schülerinnen und<br />
Schülern des Dortmunder Mallinckrodt-<br />
Gymnasiums in Rom gewesen ist, führt<br />
zielstrebig durch die Ausgrabungsebenen<br />
des Ortes. Geschichtliche Einordnungen<br />
auf dem Kapitolshügel, Überblick über<br />
<strong>das</strong> Areal des Forums mit Kartenmaterial<br />
– und dann elementare Hinweise und<br />
Sehhilfen zu den Tempeln, Basiliken, Triumphbögen,<br />
Ehrensäulen und anderen<br />
Gebäuden, die an diesem Ort Jahrhunderte<br />
lang dem Zentrum des politischen,<br />
<strong>wir</strong>tschaftlichen und kulturellen Lebens in<br />
Rom und damit des damals bekannten<br />
Gerhard Krombusch<br />
Erdkreises ein repräsentatives Äußeres<br />
gaben. Mit besonderem Engagement erschließt<br />
der Religionslehrer Ebert die Reste<br />
der mächtigen Maxentiusbasilika, die<br />
ihm im Unterricht immer wieder als Urbild<br />
christlich basilikalen Kirchbaus dient. Am<br />
Titusbogen entdeckt man gemeinsam die<br />
Darstellung der jüdischen Menorah und<br />
anderer SakraIgegenstände des 70 n.<br />
Chr. von den Römern zerstörten Tempels<br />
in Jerusalem – dargeboten im Siegeszug<br />
des Titus in Rom.<br />
Im übervollen Kolosseum erweist es sich<br />
als vorteilhaft, die Gruppe teilen zu können.<br />
Msgr. Göbel zeigt sich neben Pastor<br />
Ebert als exzellenter Kenner der römischen<br />
Antike.<br />
Der Nachmittag und Abend ist der frühchristlichen<br />
Antike gewidmet. In einer<br />
kirchenpädagogisch angelegten Führung<br />
nimmt Gerhard Krombusch die Gruppe<br />
mit in <strong>das</strong> Mausoleum der Konstanza<br />
(Constantina war Tochter Kaiser Konstantins)<br />
nahe der Agnes-Basilika, vor den<br />
Mauern Roms. Hier zeigt sich bereits programmatisch,<br />
wie theologische Aussagen<br />
in der Architektur des Kirchenbaus von<br />
Anfang an Gestalt annehmen. Der Rundbau<br />
des 4. Jahrhunderts, über die Achsen<br />
eines griechischen Kreuzes gesetzt,<br />
nimmt die Grundform der Konstantinischen<br />
Grabeskirche von Jerusalem (Felsengrab<br />
Jesu) auf und <strong>wir</strong>d zum Prototyp<br />
christlicher Memorialbauten, die später<br />
häufig in Kirchen umgewandelt wurden.<br />
Mit einem ruhigen und gerade dadurch<br />
bewegenden Gottesdienst am Altar in der<br />
Mitte der „Konstanza“, über den Gräbern<br />
der Märtyrer, unweit des Grabes der Hl.<br />
Agnes, schließt der Tag.<br />
Der dritte Tag<br />
Nach einer frühen Feier der Hl. Messe<br />
in der Capelle Ungherese in den Papstgrotten<br />
von Sankt Peter erlebt die Gruppe<br />
den Petersdom und die Meisterwerke<br />
Berninis auf dem Petersplatz. Jetzt muss<br />
sich zeigen, <strong>das</strong>s man auch mit unvorhersehbaren<br />
Ereignissen umgehen kann.<br />
Das Tagesprogramm sah gem. der geschichtlichen<br />
Logik eigentlich vor, nach<br />
der morgendlichen Eröffnung in St. Peter,<br />
den Lateran als erste der Konstantinischen<br />
Kirchengründungen zu erkunden.<br />
Das Triduum der Feier der Heiligsprechung<br />
von drei Ordensgründern bedingt<br />
Schließungszeiten des Petersdoms und<br />
der Patriachalbasiliken, so <strong>das</strong>s kurzfristige<br />
Verschiebungen von Programmpunkten<br />
nötig werden. Ob der somit sehr volle<br />
nächste Tag gelingen <strong>wir</strong>d?<br />
Der vierte Tag<br />
Er gelingt! Und zwar bemerkenswert<br />
gut, was nicht zuletzt den außerordentlich<br />
sachkundigen Führungen von Prälat<br />
Kemper, der lange Jahre als Geistlicher<br />
Botschaftsrat an der Deutschen Botschaft<br />
beim Heiligen Stuhl in Rom tätig war, zu<br />
verdanken ist. Vorbei an den Pilgern, die<br />
sich kniend die Scala Santa neben der<br />
Lateranbasilika hinauf beten, führt Kemper<br />
die Gruppe in die Santa Sanctorum,<br />
die Hauskapelle des Lateranpalastes, die<br />
aufgrund der in ihr verwahrten kostbaren<br />
Reliquien zu recht die Inschrift trägt: NON<br />
EST IN TOTO SANCTIOR ORBE LOCUS<br />
– Kein Ort ist heiliger als dieser auf dem<br />
ganzen Erdkreis.<br />
In Santa Sanctorum, in Santa Prassede<br />
und Santa Pudenziana, in den Basiliken<br />
Santa Maria Maggiore, Santi Quattro<br />
Coronati, San Clemente und Santi Cosmas<br />
e Damiano nimmt der Romliebhaber<br />
Kemper die Religionspädagogen an<br />
diesem und am übernächsten Tag mit in<br />
die meist byzantinisch geprägte faszinierende<br />
Welt der Mosaiken. Dabei <strong>wir</strong>d<br />
deutlich, wie sehr die frühe Christenheit<br />
Roms und <strong>das</strong> christliche Mittelalter bestimmt<br />
sind von einer Sehnsucht nach<br />
dem Himmel, die in den Mosaiken trostreiche<br />
Antworten finden. In den Apsiden<br />
und ihren meist vorgestellten Triumphbögen<br />
dominieren Darstellungen aus der<br />
Bilderwelt der Offenbarung des Johannes,<br />
einer Welt der Erlösten, die sich um<br />
Christus scharen – eine „Neue Welt“, ein<br />
„himmlisches Jerusalem“, <strong>das</strong> den Gläubigen<br />
am Ende der Zeiten zugesagt ist<br />
– der Himmel, der Zielort und die letzte<br />
Heimat aller Gläubigen.<br />
Zur Mittagszeit ist noch Zeit, die älteste<br />
Taufkirche der westlichen Christenheit,<br />
<strong>das</strong> Baptisterium des Lateran, zu besuchen.<br />
In <strong>das</strong> Zentrum der Führung stellt<br />
Krombusch die Symbolik des Raumes,<br />
in dem wie in kaum einem zweiten die<br />
Bedeutung der Taufe für <strong>das</strong> Leben der<br />
Christen Gestalt angenommen hat: der<br />
Rundbau ist von acht kaiserlichen Porphyrsäulen<br />
umstellt, die zusammen mit<br />
dem von ihnen getragenen Gebälk ein<br />
Oktogon um <strong>das</strong> große Taufbecken in der<br />
Mitte bilden. Die Acht ist in der Zahlensymbolik<br />
die Zahl für <strong>das</strong> neue Leben. Am<br />
8. Tag der Woche, am Sonntag, dem 1.<br />
Tag der neuen Woche, wurde der Gekreuzigte<br />
zum neuen Leben auferweckt. In<br />
der Taufe sterben <strong>wir</strong> mit Christus – und<br />
werden aus dem Wasser zu neuem Leben<br />
geboren. Im Wortgottesdienst steht folgerichtig<br />
<strong>das</strong> eigene Taufgedenken im Mittelpunkt.<br />
Nach dem Glaubensbekenntnis<br />
an diesem beutenden Ort gibt es zur Erinnerung<br />
ein kostbar gestaltetes Credo–<br />
Schmuckblatt.<br />
Am Nachmittag steigt die Gruppe unter<br />
der Leitung von Tobias Ebert wortwörtlich<br />
in die vor- und frühchristliche Geschichte<br />
Roms. In den Ausgrabungen unter der<br />
Basilika San Clemente, einem der abenteuerlichsten<br />
archäologischen Projekte<br />
des letzten und vorletzten Jahrhunderts,<br />
<strong>wir</strong>d nachvollziehbar, wie sich ausgehend<br />
von einem Mithras-Heiligtum römischer<br />
Soldaten an einem herausragenden Ort<br />
die Kirchbauten übereinander entwickelten:<br />
neben dem Mithräum finden sich<br />
römische Gebäude des 1.-3. Jahrhunderts,<br />
darauf <strong>wir</strong>d im 4. Jahrhundert eine<br />
frühchristliche Kirche gebaut, die nach<br />
Zuschüttung noch einmal im 11. Jahrhundert<br />
mit der heutigen Basilika überbaut<br />
wurde. Wie einfach ist es doch Geschichte<br />
zu verstehen, wenn man hinabsteigt… .<br />
Der fünfte Tag<br />
Am Mittwoch lädt der Papst zur Audienz.<br />
Der größte Teil der Gruppe macht sich<br />
früh auf, um den Papst zu sehen und seine<br />
Botschaft zu hören. An diesem Mittwoch,<br />
dem Vorabend des 25. Weltgebetstreffens,<br />
zu dem Papst Benedikt XVI. in<br />
diesem Jahr die Vertreter verschiedener<br />
Religionen wieder nach Assisi eingeladen<br />
hat, spricht der Papst von der gemeinsamen<br />
Verpflichtung für den Frieden in der<br />
Welt.<br />
Nach einem anschließenden „römischen<br />
Spaziergang“, den Joachim Göbel und<br />
Tobias Ebert ortskundig leiten, trifft sich<br />
die Gruppe zum Abendgebet mit der Gemeinschaft<br />
Sant'Egidio in der Basilika<br />
Santa Maria in Trastevere, der ältesten<br />
Marienkirche Roms. Die eindrucksvollen<br />
Gebete und Gesänge der Gemeinschaft,<br />
die an den Klang Taizés erinnern, sind<br />
an diesem Abend zusammen mit der Ansprache<br />
ganz dem 25. Weltfriedenstreffen<br />
gewidmet. Zu einer der vornehmsten<br />
Aufgaben der Gemeinschaft, die 1968<br />
von Andrea Riccardi in Rom als Laienbewegung<br />
von Schülern und Studenten<br />
gegründet wurde, gehört neben dem sozialen<br />
Engagement die Organisation eben<br />
des Weltfriedenstreffens, dessen Absichten<br />
der Papst am Morgen so eindringlich<br />
unterstützt hatte.<br />
Der sechste Tag<br />
Professor Kemper nimmt sich erneut Zeit<br />
für die Gruppe aus seiner Heimatdiözese.<br />
Nach der Vorbildung durch die Begegnung<br />
mit den Mosaiken und Raumstrukturen<br />
der zuvor besuchten Kirchen<br />
können sich die Religionspädagogen nun<br />
auf die weiteren Mosaikstudien Kempers<br />
einlassen und sich im Lesen der Glaubensmotive<br />
und Symboliken der frühen<br />
Gemeindekirchen Roms üben: der apokalyptische<br />
Berg, der thronende Christus<br />
(als Herrscher oder Lehrer dargestellt),<br />
die Lämmer, Propheten, die 24 Ältesten,<br />
der Leben spendende Jordan, die Palmen<br />
des Paradieses, der Phönix des Lebens<br />
usw. Wo immer nun diese Motive auftauchen,<br />
die Kursteilnehmer wissen sie zu<br />
deuten.<br />
In Rom nimmt eine Kunstgattung seinen<br />
Ausgangspunkt, die oft als der letzte<br />
abendländische Kunststil charakterisiert<br />
<strong>wir</strong>d. Und dieser will ausgehend von „Il<br />
Gesu“, der Mutterkirche des 1534 durch<br />
Ignatius von Loyola gegründeten Jesuitenordens,<br />
dem Gläubigen eine himmlische<br />
Schau, ein Theatrum Gloriae, eröffnen.<br />
In den Kirchen „Il Gesu“ und der<br />
wenige Jahre später ganz durch Jesuiten<br />
selber erbauten Kirche „Sant´Ignatio“ lernen<br />
die Lehrerinnen und Lehrer, was sie<br />
schon unüberbietbar in St. Peter erlebt<br />
hatten:<br />
Mit Prälat Max Eugen Kemper (4. v.r.)<br />
am heiligsten Ort der Welt:<br />
Papstkapelle Sancta Sanctorum.<br />
© Veronika Kornmayer<br />
Die byzantinisch geprägten Mosaiken verknüpfen westliche Herschaftssymbole mit christlichen Aussagen.<br />
© Veronika Kornmayer
24 Veranstaltungen 25<br />
Zum Abschied aus Rom ein Gemeinschaftsbild der Studiengruppe vor der Basilika San<br />
Paolo fuori le mura. © Veronika Kornmayer<br />
Die durch <strong>das</strong> Konzil von Trient (1545–63)<br />
eingeläutete Gegenreformation trieb die<br />
Kirche zur weiteren Entfaltung ihrer Größe<br />
und Macht. Die Ausmaße ihrer Bauten,<br />
die Gliederung der Räume und der Prunk<br />
der Dekoration <strong>stellen</strong> jetzt die Autorität<br />
der Kirche klar heraus. In den Kirchenräumen<br />
<strong>wir</strong>d der Lichtglanz des Himmels<br />
eingefangen und zum Zwecke der Erbauung<br />
und Belehrung der Jesuiten und aller<br />
Gläubigen künstlerisch entfaltet. Die einzigartigen<br />
Kirchfassaden und die Brunnen<br />
Roms atmen noch heute diesen Geist des<br />
17. Jahrhunderts – mitten im Gestank und<br />
Motorenlärm der Straßen.<br />
Wie selbstverständlich feiern die Paderborner<br />
am letzten Abend die Hl. Messe<br />
in einer der vielen Barockkirchen Roms.<br />
In der Santa Maria dell` Anima, der Kirche<br />
der deutschsprachigen Gemeinde in<br />
Rom, beten und singen alle gemeinsam<br />
mit den zahlreichen Kolpingschwestern<br />
und – brüdern, die in diesen Tagen wegen<br />
des 25. Jahrestages der Seligsprechung<br />
Adolf Kolpings in Rom weilen – in<br />
Deutsch!<br />
Der letzte Tag<br />
Nach dem obligatorischen Abschlussabend<br />
im Hotel, der einmal mehr spiegelt,<br />
wie harmonisch die Studiengruppe die<br />
Zeit in Rom miteinander erlebt hat, geht<br />
es per Bus Richtung Flughafen Fiumicino.<br />
Es ist, als schlösse sich ein Kreis, als auf<br />
dem Weg die majestätisch ruhige Basilika<br />
San Paolo fuori le Mura (Sankt Paul vor<br />
den Mauern) die Gruppe zu einem letzten<br />
Besuch einlädt. Gerhard Krombusch<br />
und Joachim Göbel erinnern an die Bedeutung<br />
des Ortes an der Via Ostiensa,<br />
an dem nach einer sehr alten Tradition<br />
der Apostelfürst Paulus bestattet wurde.<br />
Über eine zunächst schlichte „Cella memoriae“<br />
hatte Konstantin einen Memorialbau<br />
errichten lassen, der schon wenige<br />
Jahre später gänzlich neu zu einem<br />
fünfschiffigen, von 80 Säulen getragenen<br />
Gotteshaus, vergrößert <strong>wir</strong>d.<br />
Die heutige Basilika San Paulo ist der<br />
Wiederaufbau der im Jahr 1823 durch ein<br />
verheerendes Feuer zerstörten Kirche.<br />
Trotz einiger eher nicht gelungener Restaurationen<br />
des 19. Jahrhunderts atmet<br />
der Bau noch etwas von der Erhabenheit<br />
der frühchristlichen Basilika. Joachim<br />
Göbel macht zusammenfassend auf die<br />
Grundgestalt all der Kirchen aufmerksam,<br />
die in vorbarocker Zeit die Christen Roms<br />
beheimateten: Sie sind Wegkirchen! Die<br />
Eingangsportale öffnen sich zu einem<br />
Weg, der durch den Raum des Gebäudes<br />
hin zur Apsis mit dem Mosaik des Himmels<br />
führt. Hier wartet der Weltenrichter<br />
zusammen mit den Erlösten.<br />
Die Gruppe geht den Weg, beginnend im<br />
Atrium, Zäsur zum Alltag und Raum der<br />
Besinnung, durch eines der fünf Portale<br />
hin zur Confessio, dem Grab des Paulus,<br />
um dann in einer Kapelle den Dank für den<br />
Weg der Tage in Rom zu beten. Auf dem<br />
Rückweg zum Bus schauen alle noch einmal<br />
auf die monumentale Paulusfigur im<br />
Eingangsbereich. Paulus trägt Buch und<br />
Schwert. Mit dem leidenschaftlichen Wort<br />
hat er für die Frohe Botschaft „gekämpft“.<br />
Die allermeisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
dieser Studienreise sind Lehrerinnen<br />
und Lehrer; ihr Metier ist der Unterricht.<br />
Und dieser Unterricht ist vor allem<br />
Sprachgeschehen. Welche Worte wählen<br />
Religionslehrerinnen und Religionslehrer,<br />
um – wie Paulus damals – die Botschaft<br />
des Glaubens heute zur Sprache zu bringen?<br />
Gut, <strong>das</strong>s es trotz aller Belastungen<br />
im Unterrichtsalltag auch noch <strong>das</strong> gibt,<br />
wovon die Kirche in ihrer Geschichte gelebt<br />
hat: <strong>das</strong> be-geisterte und be-geisternde<br />
Wort, <strong>das</strong> Christus dem Paulus ins<br />
Herz geschrieben hatte.<br />
Erkenntnisse<br />
Wenn Religion sich u. a. vom lateinischen<br />
Verb „relegere“, was wörtlich bedeutet:<br />
„wieder (auf)lesen, wieder aufsammeln,<br />
wieder aufwickeln“, im übertragenen Sinn<br />
„bedenken, achtgeben“ meint, ableitet,<br />
so war diese Studienfahrt von daher<br />
schon „religiös“. Mit großer Sorgfalt wurden<br />
Entwicklungen christlicher Baukunst<br />
vorgestellt und zum Sprechen gebracht<br />
und in die Zusammenhänge unseres<br />
Glaubenswissens gestellt.<br />
In diesem ursprünglichen Sinn waren<br />
es religionspädagogische Tage, die <strong>das</strong><br />
IRUM nun zum zweiten Mal in Rom angeboten<br />
hatte. Im unterrichtlichen Einsatz<br />
der Fotos und Geschichten dieser Reise<br />
werden solche „Rom-Erfahrungen“ die<br />
religionspädagogische Praxis des Alltags<br />
bereichern. Allemal haben sie den<br />
persönlichen Horizont des Wissens und<br />
Glaubens der Lehrerinnen und Lehrer<br />
erweitert – vielleicht auch dadurch, <strong>das</strong>s<br />
alles Tun in Rom eingebunden war in einen<br />
spirituellen Rahmen: an den Gelenk<strong>stellen</strong><br />
des Tages wurde aus einem eigens<br />
für die Tage in Rom erstellten Begleitheft<br />
gesungen und gebetet; an besonders<br />
ausgewählten Orten bündelten sich die<br />
Erfahrungen in dem Dank der Eucharistiefeier.<br />
Was in Jerusalem seinen Anfang nahm,<br />
hat in Rom eine Gestalt angenommen,<br />
die unsere römisch-katholische Kirche bis<br />
heute prägt. Die „glanzvollen Symbole der<br />
Ewigkeit“, in die uns Roms Kirchen einladen,<br />
sind Leuchtpunkte und Kraftorte auf<br />
dem Weg der Kirche durch die Zeit. Diese<br />
sichtbare Kirche selbst ist aber nicht<br />
<strong>das</strong> Ziel unseres Glaubens, sie ist <strong>das</strong> von<br />
Christus geschenkte Instrument, durch<br />
<strong>das</strong> <strong>wir</strong> uns in „Freude und Hoffnung,<br />
Trauer und Angst der Menschen von heute,<br />
besonders der Armen und Bedrängten<br />
aller Art“ (Vaticanum 2, Die Kirche in der<br />
Welt von heute: „Gaudium et Spes“) mit<br />
den Menschen verbinden zu unser aller<br />
Heil – auf dem Weg zum Vater.<br />
„Hat der Papst überall eine andere Kathedra?“<br />
Mit Kinderaugen den Paderborner Dom erfahren: Besichtigung des Kirchenraums<br />
gehörte zum Programm der Klassenfahrt der Klasse 4a aus Westerwiehe<br />
Die Figur der heiligen Katharina<br />
fiel den 17 Mädchen und Jungen bei<br />
ihrer Besichtigung des Domes sofort<br />
ins Auge: Anders als die gemauerten<br />
Figuren neben ihr, trägt sie eine Krone<br />
auf dem Kopf und ein Buch in der<br />
Hand. Das Besondere an der Figur<br />
ist jedoch, <strong>das</strong>s sie auf einem Mann<br />
steht, der deutlich kleiner ist als sie.<br />
Der Besuch des Paderborner Domes<br />
bildete für die Viertklässler der Katholischen<br />
Grundschule Westerwiehe<br />
einen Höhepunkt ihrer Klassenfahrt<br />
vom 14. bis 16. September. „Paderborn<br />
ist nicht nur eine attraktive Kultur-<br />
und Universitätsstadt, sondern<br />
auch eine besondere Domstadt. Die<br />
Schüler sollten die Besonderheit des<br />
Doms praktisch erfahren, die Art und<br />
Weise der Wahrnehmung ist dabei<br />
jedoch ganz unterschiedlich“, erklärte<br />
Klassenlehrerin Marion Walter, die<br />
selbst in Paderborn studiert und die<br />
Fahrt organisiert hatte.<br />
Den Dom (be-)greifbar machen war<br />
für einige Schüler tatsächlich „<strong>das</strong><br />
Messbare“ wie die Zahlen zu den Dimensionen<br />
und zur Geschichte des<br />
Bauwerks. Andere Kinder beeindrucke<br />
vor allem die darin enthaltene<br />
Kunst, wie beispielsweise die großen<br />
Altarbilder, die imposant dargestellten<br />
Heiligenfiguren oder die Fenster<br />
des Domes, die die Geschichten des<br />
Alten und Neuen Testaments illustrieren.<br />
Für wieder andere Kinder war es<br />
der Kirchenraum mit seiner spirituellen<br />
Wirkung, der die Beziehung zu<br />
Gott spürbar mache.<br />
Domführer Thorsten Hoppe-Hartmann<br />
hatte die Klasse mitsamt ihren<br />
Begleitern, Marion Walter, Mechthild<br />
Reinkemeier und Praktikant Dennis<br />
Medding am Paradiesportal in Empfang<br />
genommen – im Gepäck hatte<br />
er viele beeindruckende Zahlen und<br />
spannenden Geschichten zum Dom.<br />
Der Besuch der Krypta, die Schüler<br />
betitelten sie zunächst als „Kellerkirche“,<br />
in der die Gebeine des Heiligen<br />
Liborius aufbewahrt werden und die<br />
zugleich die Gräber der Erzbischöfe<br />
beherbergt, erlebten die Schüler wie<br />
eine Zeitreise in die Vergangenheit,<br />
nicht zuletzt aufgrund des indirekten<br />
Lichtes und der alten Gemäuer.<br />
Anhand von Fotos konnten die Kinder<br />
den Dom auch selbst erforschen und<br />
beispielsweise über die Bedeutung<br />
der fotografierten Objekte spekulieren<br />
und sich diese erklären lassen, so<br />
u. a. die in den Fenstern dargestellten<br />
Geschichten aus der Bibel oder die<br />
Büste von Johannes Paul II anlässlich<br />
seines Papstbesuches in Paderborn<br />
1996.<br />
Der abschließende Höhepunkt war<br />
<strong>das</strong> Betreten des Altarraumes: Die<br />
Perspektive aus Bischofssicht in den<br />
Dom beeindruckte die Schüler sehr.<br />
Die Gruppe bildete hier einen Kreis<br />
um den Tabernakel und betete gemeinsam<br />
ein Vater unser. Anschließend<br />
wurde <strong>das</strong> Kindermutmachlied<br />
„Wenn einer sagt ich mag dich du…“<br />
angestimmt.<br />
Zurück in Westerwiehe wurden sämtliche<br />
Charakteristika des Doms einschließlich<br />
ihrer Geschichte und ihren<br />
Eckdaten im selbst gestalteten „Domführer“<br />
der Kinder in Text und Bild<br />
festgehalten. Dieser hängt nun für die<br />
gesamte Schulgemeinde gut sichtbar<br />
in der Eingangshalle der Grundschule<br />
aus. Und auch zum Papstbesuch<br />
war der Dombesuch wieder Thema<br />
im Religionsunterricht bzw. Anlass zu<br />
unterschiedlichen Fragen wie etwa:<br />
„Hat der Papst eigentlich überall eine<br />
andere Kathedra?“<br />
Übrigens lüftete Domführer Hoppe-<br />
Hartmann selbstverständlich auch<br />
<strong>das</strong> beeindruckende und zugleich<br />
grausame Geheimnis um die Figur<br />
der Hl. Katharina. Sie war eine sehr<br />
gebildete Königstochter (deshalb<br />
<strong>das</strong> Buch in der Hand) und steht auf<br />
Kaiser Maxentius, der ihr den christlichen<br />
Glauben nehmen wollte. Mit<br />
der Hilfe von Gott und seinen Engeln<br />
sowie ihrer Intelligenz konnte Katharina<br />
Maxentius jedoch besiegen und in<br />
den Himmel hinauffahren, obwohl er<br />
sie köpfen ließ.<br />
Wenn Sie an einer altersgerechten<br />
Domführung für Kinder interessiert<br />
sind, stehen <strong>Ihnen</strong> als erfahrene<br />
Museums pädagogen zur Verfügung:<br />
Dr. Kristina Hartmann<br />
Thorsten Hoppe-Hartmann<br />
05 21 / 3 99 16 88<br />
mail@hoppe-hartmann.de<br />
Marion Walter
26 Veranstaltungen 27<br />
Franziskus – Licht aus Assisi<br />
In der Reihe seiner bekannten<br />
Mittelalter-Ausstellungen widmet <strong>das</strong><br />
Erzbischöfliche Diözesanmuseum Paderborn<br />
vom 9. Dezember <strong>2011</strong> bis<br />
zum 6. Mai 2012 Franziskus von Assisi<br />
und den franziskanischen Ordensgemeinschaften<br />
eine große kunstund<br />
kulturhistorische Ausstellung.<br />
Franziskus von Assisi zählt zu den<br />
bedeutenden Heiligen des Mittelalters.<br />
Freiwillige Besitzlosigkeit und<br />
Friedfertigkeit, Fürsorge gegenüber<br />
den Mitmenschen und ein verantwortlicher<br />
Umgang mit Schöpfung<br />
kennzeichneten den Lebensentwurf<br />
des so genannten „Poverello“. Durch<br />
Jahrhunderte hindurch hat er Menschen<br />
inspiriert, die nach religiösspiritueller<br />
Neuausrichtung ihres<br />
Lebens strebten und hat darin auch<br />
heute nichts von seiner Faszination<br />
verloren.<br />
Die Ausstellung „Franziskus – Licht<br />
aus Assisi“ nimmt sich erstmals seit<br />
fast 30 Jahren wieder der Person des<br />
Heiligen und der Geschichte der in<br />
seiner Folge gegründeten Orden an.<br />
Sie führt eine Vielzahl qualitätsvoller<br />
und hochkarätiger Exponate in Paderborn<br />
zusammen. Zu sehen sind<br />
Stücke aus zahlreichen internationalen<br />
Museen und Bibliotheken wie<br />
dem Louvre in Paris, der Vatikani-<br />
Alles Wissenswerte im Überblick:<br />
Dauer der Ausstellung<br />
9. Dezember <strong>2011</strong> bis 6. Mai 2012<br />
Erzbischöfliches Diözesanmuseum<br />
und Domschatzkammer<br />
Markt 17<br />
33098 Paderborn<br />
Tel. 0 52 51/ 125-1400<br />
Fax 0 5251/ 125-1495<br />
museum@erzbistum-paderborn.de<br />
www.dioezesanmuseum-paderborn.de<br />
schen Pinakothek und der Biblioteca<br />
Apostolica Vaticana in Rom.<br />
Ein eigener Ausstellungsteil im Franziskanerkloster<br />
zu Paderborn thematisiert<br />
die wechselvolle Geschichte der<br />
Gemeinschaft im 19. und 20. Jahrhundert.<br />
An lebendiger Stelle können Einblicke<br />
in <strong>das</strong> Leben des Franziskanerordens<br />
genommen werden.<br />
Zahlreiche museumspädagogische<br />
Programme, unter anderem für älteste<br />
Kindergartenkinder und Förderschüler,<br />
eröffnen dabei sowohl kognitive<br />
als auch emotionale Zugänge zu<br />
Person und Wirken des Franziskus<br />
und der hl. Klara. Die hierin gebotenen<br />
Möglichkeiten eines differenzierten<br />
und vertiefenden Zugangs<br />
zur Zeit und Lebensumständen des<br />
Heiligen sowie der Mitglieder seiner<br />
Gemeinschaft bieten zahlreiche Anknüpfungspunkte<br />
insbesondere für<br />
den Religions- und Geschichtsunterricht.<br />
Spezielle Angebote sind mit<br />
ihrem praktischen Teil für den Kunstunterricht<br />
konzipiert. Das Angebot im<br />
Museum kann von Schulklassen und<br />
deren Lehrern gebucht werden. Es<br />
ist entweder zu Beginn einer Unterrichtsreihe,<br />
also als Einführung, oder<br />
aber als Vertiefung während oder am<br />
Ende einer Bearbeitung im schulischen<br />
Unterricht sinnvoll.<br />
Öffnungszeiten<br />
10 bis 18 Uhr<br />
montags geschlossen<br />
jeden ersten Mittwoch im Monat bis 20 Uhr<br />
am 24.12., 25.12. und 31.12. geschlossen<br />
Eintrittspreise<br />
regulär 7 €<br />
für Ermäßigungsberechtigte 5 €<br />
für Gruppenteilnehmer ab 8 Personen 5 €<br />
für Schulklassen inklusive Führung 4 €<br />
Perspektiven der Bilddidaktik. Kunstwissenschaftliche, theologische<br />
und religionspädagogische Positionen im Gespräch<br />
Ein Studientag am 11. Februar 2012 in der Katholischen Akademie Schwerte aus Anlass<br />
des 80. Geburtstags von Professor Dr. Günter Lange<br />
In einem Seminar zur Bilddidaktik<br />
habe ich vor einiger Zeit Studierende<br />
gebeten, Lehrerinnen und Lehrer<br />
zu ihrem Umgang mit Bildern im<br />
Religionsunterricht zu befragen. Für<br />
die „Neulinge“ in Sachen Umgang<br />
mit Kunst im Religionsunterricht war<br />
ein überraschender Befund, wie oft<br />
„Günter Lange“ die Antwort auf ihre<br />
Fragen war: „Nach welcher Methode<br />
arbeiten Sie mit Bildern im Religionsunterricht?“<br />
– „‚Fünf Schritte der Bildbegegnung‘<br />
von Günter Lange.“ „Wo<br />
finden Sie Material für Ihren Unterricht<br />
mit Bildern?“ – „In den Büchern<br />
und Foliensets von Günter Lange.“<br />
„Was hat Sie sensibilisiert für den<br />
Einsatz von und den Umgang mit Bildern<br />
im Religionsunterricht?“ – „Die<br />
Bilderschließungen in den ‚Katechetischen<br />
Blättern‘ von Günter Lange,<br />
Veranstaltungen und Begegnungen<br />
mit Günter Lange.“<br />
Bild als Medium sui generis<br />
Der Name „Günter Lange“ steht programmatisch<br />
– neben Alex Stock –<br />
für eine Trendwende im religionspädagogischen<br />
Umgang mit den Werken<br />
der christlichen Bildtradition seit Mitte<br />
der 70er Jahre. Wurden Werke der<br />
bildenden Kunst bis dahin zumeist<br />
entweder als bloße Illustration von biblischen<br />
Texten und Glaubenssätzen<br />
angesehen und ganz funktional in den<br />
Dienst der Verkündigung gestellt, so<br />
<strong>wir</strong>d nun ein religionspädagogischer<br />
Umgang mit Bildern favorisiert, der –<br />
gut korrelativ – dem „Eigensinn“ der<br />
Bilder Rechnung tragen will. Das Bild<br />
gerät als Bild in den Blick, als „Medium<br />
sui generis“, dessen „Gehalt“<br />
nicht abgelöst von seiner „Gestalt“ zu<br />
haben ist. Form und Farbe, Komposition<br />
und Perspektive, Bildraum und<br />
Betrachterstandpunkt, also: Form<br />
und Material sind nicht „Nebensache“<br />
gegenüber Thema und Motiv,<br />
sondern gerade an ihnen und durch<br />
sie erscheinen eine theologische Fragestellung<br />
und ein spiritueller Impuls<br />
erst bedeutungsvoll, sinnstiftend und<br />
innovativ.<br />
Darüber hinaus macht die Beschäftigung<br />
mit dem Bild als Bild auch sensibel<br />
für die geschichtlichen Dimensionen<br />
der christlichen Bildtradition.<br />
Dass die jeweilige Gestaltung nicht<br />
einfach etwas über den Glauben „an<br />
sich“ aussagt, sondern <strong>das</strong>s sich in<br />
ihr die konkreten Überzeugungen –<br />
auch die Fragen, auch die Zweifel,<br />
auch die Irrtümer – einer Zeit spiegeln,<br />
gerät erst in den Blick, wenn die<br />
Umstände der Bildentstehung (Auftraggeber,<br />
Vorgaben durch ein theologisches<br />
Programm, künstlerische<br />
Stile und deren Innovationen etc.)<br />
und die Tradierung des Bildes durch<br />
die Zeit selbst zum Thema werden.<br />
Die dem Bild als Bild verpflichteten<br />
bilddidaktischen Impulse verstehen<br />
sich daher immer auch als Beiträge<br />
zu den historisch-kritischen Zugängen<br />
der Theologie.<br />
Nicht zuletzt aber entdeckt die am<br />
Bild als Bild interessierte Religionspädagogik<br />
auch die spirituelle Dimension<br />
ganz neu. Was ist es, was <strong>das</strong> Bild<br />
„berührend“ oder „aufregend“, „irritierend“<br />
oder „störend“ macht? Die<br />
Konzentration auf den bildlichen Befund<br />
macht es möglich, persönliche,<br />
auch religiöse Deutungen so zum<br />
Ausdruck zu bringen, <strong>das</strong>s sie trotz<br />
ihrer Subjektivität für andere verstehbar<br />
und – im Wortsinn – anschaulich<br />
werden.<br />
Bilddidaktische Beiträge<br />
von Günter Lange<br />
Dieses Zueinander von Auseinandersetzung<br />
mit der bildkünstlerischen<br />
„Sprache“ des Bildes, Orientierung<br />
Prof. Dr. Günter Lange lehrte von 1983 bis<br />
1997 am Lehrstuhl für Religionspädagogik der<br />
Ruhr-Universität Bochum.<br />
© K.-H. Michels, Foto-Studio-Jacobi<br />
bezüglich seiner Entstehungs- und<br />
Traditionsgeschichte und Entdeckung<br />
/ Neuentdeckung seines Anspruch<br />
als Glaubensimpuls ist <strong>das</strong><br />
Leitthema zahlreicher bilddidaktischer<br />
Beiträge von Günter Lange in<br />
zahlreichen religionsdidaktischen<br />
Hand büchern, Arbeitshilfen und<br />
Nachschlagewerken seit Ende der<br />
70er Jahre bis heute und <strong>das</strong> hat<br />
Generationen von Lehrerinnen und<br />
Lehrern geprägt – bis heute. Für die<br />
konkrete Schulpraxis bedeutete dies<br />
nicht nur eine Sensibilisierung der<br />
Lehrenden, sondern vor allem auch<br />
die Erschließung zahlreicher Hauptwerke<br />
der christlichen Kunstgeschichte<br />
für den Religionsunterricht<br />
aller Schulformen und -stufen. Dass<br />
dabei auch ganz neue Sichtweisen<br />
auf deren Bestände und damit nicht<br />
zuletzt ganz neue Sichtweisen auf den<br />
Grund christlicher Hoffnung möglich<br />
wurden, belegen etwa die Arbeiten<br />
Günter Langes zur – auch verstörenden<br />
– Vielgestaltigkeit des Christusbildes,<br />
zur „Handgreiflich-<br />
Eine Übersicht der museumspädagogischen Angebote erhalten Sie unter www.irum.de<br />
Veranstaltungen
28 Neue Medien im Verleih 29<br />
keit“ der Auferstehungshoffnung im<br />
Osterbild, zu spirituell herausfordernden<br />
Weihnachtsbildern jenseits der<br />
Idylle der Heiligen Familie, die ihren<br />
festen Platz im Religionsunterricht, in<br />
der Katechese und der theologischen<br />
Erwachsenenbildung längst gefunden<br />
haben.<br />
Dass der bilddidaktische Zugang von<br />
Günter Lange sich über die Jahre<br />
hinweg immer noch und immer neu<br />
großer Beliebtheit bei den Praktikerinnen<br />
und Praktikern erfreut, hat in<br />
meiner Wahrnehmung aber vor allem<br />
mit zwei Dimensionen zu tun: Zum<br />
einen bietet sein Modell der „Bilderschließung<br />
in fünf (nicht zwingend<br />
vollständig und in dieser Reihung zu<br />
absolvierenden!) Schritten“ in seinem<br />
charakteristischen mehrfachen<br />
Wechselspiel von „Innenkonzentration“<br />
und „Außenkonzentration“ – also<br />
von Bilderfahrung und von Reflexion<br />
und methodischer Sicherung des Gesehenen<br />
– auch den in Kunstdingen<br />
Ungeübten ein relativ einfaches und<br />
sicheres Betrachtungsraster, <strong>das</strong> immer<br />
wieder den Anschluss auch zu<br />
persönlicher Deutung ermöglichen<br />
will, <strong>das</strong> aber gleichzeitig verhindern<br />
möchte, <strong>das</strong>s etwas in <strong>das</strong> Bild „hineingeheimnist“<br />
<strong>wir</strong>d.<br />
Zum anderen erweist sich dieser<br />
Zugang als anschlussfähig auch an<br />
aktuelle religionsdidaktische Ansätze<br />
und Zugänge wie <strong>das</strong> ästhetische<br />
Lernen und den performativen Religionsunterricht<br />
und zwar nicht obwohl,<br />
Günter Lange erschließt in seinem neu<br />
erschienenen Buch mehr als 30 Bildbeispiele<br />
zum Thema Christus.<br />
sondern weil er auf weitere methodische<br />
Entfaltungen und Einpassungen<br />
in Unterrichtsentwürfe verzichtet und<br />
im Ganzen eher „fundamentaldidaktische“<br />
Anregungen gibt. Lehrerinnen<br />
und Lehrern <strong>wir</strong>d damit zugemutet<br />
und zugetraut, <strong>das</strong>s sie den Umgang<br />
mit Werken der Kunst in ihr Unterrichtskonzept<br />
einbinden und <strong>das</strong> bedeutet<br />
auch, <strong>das</strong>s sie ihn im Blick auf<br />
ihr Unterrichtskonzept reflektieren,<br />
kontextualisieren und aktualisieren<br />
(müssen). Denn er versteht sich ja<br />
nicht so sehr als Zugang zu einem<br />
kunstgeschichtlichen „Reservoir“,<br />
sondern vielmehr als „Sehschule“, die<br />
die Wahrnehmung stärken, <strong>das</strong> Verständnis<br />
der eigenen und der fremden<br />
Perspektive klären, Transformationen<br />
begreifen, sachangemessene Aktualisierungen<br />
ermöglichen möchte. Mit<br />
dieser potenziellen Offenheit gegenüber<br />
dem Bild als Bild <strong>wir</strong>d nicht zuletzt<br />
auch der Zugang zur Kunst der<br />
Moderne und der Gegenwart, auch<br />
zu den Bildern und Bildräumen der<br />
Neuen Medien eröffnet und damit zu<br />
aktuellen bilddidaktischen Herausforderungen<br />
der Gegenwart.<br />
Der Studientag am 11. 2. 2012 anlässlich<br />
des 80. Geburtstags von Günter<br />
Lange, der eine Kooperationsveranstaltung<br />
der Katholischen Akademie<br />
Schwerte und des <strong>Institut</strong>s für Religionspädagogik<br />
und Medienarbeit<br />
ist, möchte diese Erträge seiner bildtheologischen<br />
und bilddidaktischen<br />
Arbeit würdigen, sie aber vor allem<br />
auch mit Blick auf die religionspädagogischen<br />
Herausforderungen und<br />
Konzepte der Gegenwart diskutieren<br />
und fortschreiben. Das alles immer –<br />
wie Günter Lange es seit vielen Jahren<br />
vormacht – mit dem Blick auf <strong>das</strong><br />
anschauliche Bildbeispiel. So <strong>wir</strong>d<br />
der Kunsthistoriker Privatdozent<br />
Dr. David Ganz, Konstanz, sich in<br />
einem Vortrag zum Thema „Bildsummenspiele.<br />
Der Plural der<br />
Bilder und die Religion“<br />
mit mittelalterlichen<br />
Einbänden liturgischer Bücher<br />
befassen. Der Fundamentaltheologe<br />
Prof. Dr. Josef Meyer zu Schlochtern,<br />
Paderborn, spricht zum Thema: „Den<br />
Bereich des Sagbaren ausdehnen.<br />
Zum Sinn des Dialogs von Theologie<br />
und Bildender Kunst“ am Bespiel<br />
einer „Verkündigung nach Tizian“<br />
des Gegenwartskünstlers Gerhard<br />
Richter. In einem Podiumsgespräch<br />
werden bilddidaktisch ausgewiesene<br />
und profilierte Vertreterinnen und<br />
Vertreter der schulischen und gemeindlichen<br />
Religionspädagogik, der<br />
museumsdidaktischen und kulturvermittelnden<br />
Praxis zu neuen Wegen<br />
der Bilddidaktik, künftigen Aufgaben<br />
und Herausforderungen miteinander<br />
und mit den Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer ins Gespräch kommen<br />
und Stellung nehmen zu aktuellen<br />
und zukünftigen Wegen der Bilddidaktik<br />
(Prof. Dr. Claudia Gärtner, TU<br />
Dortmund; Rainer Oberthür, Katechetisches<br />
<strong>Institut</strong> des Bistums Aachen,<br />
Dr. Herbert Fendrich, Beauftragter für<br />
Kirche und Kunst des Bistums Essen,<br />
Weihbischof Ulrich Boom, Würzburg,<br />
Moderation: Prof. Dr. Rita Burrichter,<br />
Universität Paderborn). Last but not<br />
least kommt natürlich auch Prof. Dr.<br />
Günter Lange zu Wort mit einer Bilderschließung<br />
der besonderen Art!<br />
Alle Religionslehrerinnen und Religionslehrer<br />
des Erzbistums Paderborns,<br />
Weggefährtinnen und Weggefährten<br />
wie „Neulinge“ im Umgang<br />
mit Werken der Kunst im Religionsunterricht<br />
sind sehr herzlich eingeladen.<br />
Prof. Dr. Rita Burrichter,<br />
Universität Paderborn<br />
Katholische Akademie Schwerte:<br />
Studientag Bilddidaktik<br />
Samstag, 11. 02. 2012<br />
Beginn: 10 Uhr (ab 9.30 Uhr Stehkaffee)<br />
Ende: 18 Uhr<br />
Kursgebühr: 15 €<br />
Anmeldung bei:<br />
Manuela Siepmann<br />
Telefon: 0 23 04 / 477-153<br />
E-Mail: siepmann@akademie-schwerte.de<br />
Neue Medien<br />
für den kompetenzorientierten Religionsunterricht im Verleih<br />
Gott und die Welt. Mit<br />
Jugendlichen kompetent<br />
nach Gott fragen<br />
In der Reihe „Schönberger<br />
Impulse. Praxisideen<br />
Religion“ ist<br />
ein Band erschienen,<br />
der der für den RU<br />
zentralen Frage nach<br />
Gott nachgeht. Auf anspruchsvollem<br />
Niveau <strong>wir</strong>d im Rahmen<br />
von sieben Themenbereichen<br />
Material für den unterrichtlichen Einsatz<br />
zur Verfügung gestellt. Die Materialien<br />
nehmen für sich in Anspruch<br />
„religiöse Kompetenz“ herauszubilden<br />
und Wissen und Können zu einer<br />
kompetenten Fragestellung nach<br />
Gott zu leiten. Das <strong>Heft</strong> ist für den<br />
Einsatz am Ende der Sekundarstufe I<br />
geeignet.<br />
Sies, Gabriele (Hrsg.): Gott und die Welt.<br />
Mit Jugendlichen kompetent nach Gott<br />
fragen | Schönberger Impulse. Praxisideen<br />
Religion | Braunschweig, Diesterweg<br />
2010<br />
Religions–Methodik<br />
Wie kann Religion<br />
zeit gemäß unterrichtet<br />
werden? Dieses Methodenhandbuch<br />
ist<br />
auf einen konfessionellkooperativen<br />
Religionsunterricht<br />
aus gerichtet.<br />
Evangelische und katholische<br />
Religionspädagogen bieten wissenschaftlich<br />
fundierte Orientierung,<br />
konkrete Anregungen sowie Materialien<br />
für die Unterrichtspraxis.<br />
Es geht um:<br />
• Ästhetisches Gestalten<br />
• Filme deuten und produzieren<br />
• Musik erleben<br />
• Meditieren und Stille erfahren<br />
• Bibliodrama erproben<br />
• Miteinander sprechen –<br />
im Gespräch bleiben<br />
• Texte verstehen, Texte schreiben<br />
• Fächer verbinden – projektorientiert<br />
lernen<br />
Baumann, Ulrike (Hrsg.): Religions-Methodik.<br />
Handbuch für die Sekundarstufe<br />
I und II | Cornelsen Scriptor | Berlin,<br />
Cornelsen 2007<br />
Lehrbuch der<br />
Religionsdidaktik<br />
Das verständlich geschriebene Lehrbuch<br />
der Religionsdidaktik behandelt<br />
die Grundfragen des Religionsunterrichts,<br />
bietet einen Überblick zur Entwicklung<br />
der Religionsdidaktik und<br />
eine Einführung in die gegenwärtige<br />
Diskussion um den Religionsunterricht<br />
im Kontext einer pluralen Gesellschaft.<br />
Das Lehrbuch eignet sich<br />
nicht nur hervorragend zur Examensvorbereitung,<br />
sondern bietet auch<br />
allen, die sich einen Überblick zur<br />
aktuellen Entwicklung der Religionsdidaktik<br />
verschaffen wollen, wertvolle<br />
Informationen.<br />
Kalloch, Christina/Leimgruber, Stephan/<br />
Schwab, Ulrich: Lehrbuch der Religionsdidaktik.<br />
Für Studium und Praxis in<br />
ökumenischer Perspektive | Freiburg/Br.,<br />
Herder 2009, 440 Seiten<br />
Basiskartei Religionsdidaktik<br />
{IRUM Dortmund}<br />
Diese Kartei bündelt konzentriertes<br />
Grundwissen über religionspädagogische<br />
Grundlagen, Planung von Religionsunterricht<br />
und Anfertigung von<br />
Unterrichtsentwürfen sowie Methoden<br />
im Religionsunterricht.<br />
Die Karten geben einen<br />
schematisierten<br />
Überblick über ihr jeweiliges<br />
Thema. Sie<br />
ergänzen die Einführung<br />
mit weiterführender Literatur<br />
und Aufgaben, die zum Vertiefen und<br />
selbstständigem Weiterarbeiten gut<br />
geeignet sind. Die Kartei kann und<br />
will nicht die Lektüre einschlägiger<br />
Literatur ersetzen, sondern ist – u. a.<br />
im ersten Teil ‚Grundlagen’ – darauf<br />
angewiesen, durch solche Arbeit erschlossen<br />
zu werden.<br />
Die Karten bieten deshalb auf der<br />
Rückseite neben Literaturhinweisen<br />
nach Möglichkeit auch Aufgaben–<br />
oder Fragestellungen an, die <strong>Ihnen</strong><br />
helfen wollen, die jeweiligen Inhalte<br />
intensiv zu durchdenken und sich auf<br />
diese Weise individuell anzueignen.<br />
Wiemer, Axel/ Edelbrock, Anke/Käss,<br />
Ingrid: Basiskartei Religionsdidaktik.<br />
Grundlagen – Unterrichtsplanung –<br />
Methoden. Göttingen | Vandenhoeck &<br />
Ruprecht <strong>2011</strong>, 264 Seiten,<br />
Neues Forum Religion<br />
Die Reihe »Neues Forum<br />
Religion« ist eine<br />
Neubearbeitung des<br />
»Forum Religion«. Das<br />
Werk berücksichtigt<br />
die Veränderungen,<br />
die seitdem in Kirche<br />
und Theologie, in Pädagogik und<br />
schulischem Leben, in Politik und<br />
Gesellschaft und vor allem im Leben<br />
und in der Einstellung junger Leute<br />
eingetreten sind. Es wendet sich an<br />
Schüler/-innen, die danach fragen,<br />
wie die moderne Lebenswelt in ihrer
30<br />
31<br />
unübersichtlichen Vielfalt zur Religion<br />
steht.<br />
Alle sechs Arbeitsbücher (Arbeitsbücher<br />
zur Theologie, Christologie,<br />
Anthropologie, Ethik, Ekklesiologie,<br />
Eschatologie) können in Grund- und<br />
Leistungskursen verwendet werden.<br />
Sie bereiten auf <strong>das</strong> Zentralabitur vor.<br />
Für die einzelnen Arbeitsbücher sind<br />
folgende Aspekte kennzeichnend:<br />
• eine solide Einführung in Bibel,<br />
Theologie und Ethik<br />
• <strong>das</strong> Gespräch mit den Wissenschaften<br />
• Berücksichtigung der thematisch<br />
passenden Beiträge aus Philosophie,<br />
Kunst und Literatur<br />
• der gegenwärtige Dialog mit dem<br />
Judentum<br />
• Aussagen und Stellungnahmen der<br />
Weltreligionen<br />
In jedem Arbeitsbuch ist ein kursübergreifendes<br />
Kapitel »Basiswissen«, in<br />
dem eine Einführung in eine grundlegende<br />
Thematik gegeben <strong>wir</strong>d. Im<br />
Zusammenhang mit den Lexikonartikeln<br />
auf fast jeder Doppelseite und<br />
dem kleinen Lexikon der Fachbegriffe<br />
am Ende jedes Arbeitsbuches <strong>wir</strong>d<br />
eine Grundlage für <strong>das</strong> Zentralabitur<br />
gelegt. Jeder Band schließt mit einem<br />
Methodenteil, der methodisches Arbeiten<br />
und Lernen ermöglichen soll.<br />
Trutwin, Werner: Neues Forum Religion.<br />
Unterrichtswerk für den katholischen Religionsunterricht<br />
in der Sekundarstufe II.<br />
Düsseldorf, Patmos 2010<br />
Nach dem Anfang November abgeschlossenen<br />
Umzug erreichen Sie <strong>das</strong><br />
IRUM jetzt in der Kommende Dortmund:<br />
Brackeler Hellweg 144<br />
44309 Dortmund<br />
02 31/ 20 60 5-300<br />
irumdortmund@erzbistum-paderborn.de<br />
Die neuen Öffnungszeiten haben folgenden<br />
Umfang:<br />
Montag 10.00 – 17.30 Uhr<br />
Dienstag 10.00 – 17.30 Uhr<br />
Mittwoch 13.00 – 17.30 Uhr<br />
Donnerstag 10.00 – 17.30 Uhr<br />
Freitag 10.00 – 12.30 Uhr<br />
Weitere Informationen und einen Online-Katalog finden Sie unter www.irum.de<br />
Impressum<br />
Herausgegeben und verlegt vom Erzbischöflichen Generalvikariat Paderborn.<br />
Verantwortlich für den Inhalt: Domkapitular Joachim Göbel, Leiter der HA Schule und Erziehung.<br />
Redaktion: Christoph Quasten M. A., Tel.: 0 52 51 / 125-1910, E-Mail: christoph.quasten@erzbistum-paderborn.de<br />
Layout: Typographen GmbH, Paderborn<br />
Herstellung: Bonifatius Druck-Buch-Verlag GmbH, Paderborn<br />
Die Schulinformationen erscheinen dreimal im Jahr.<br />
Ältere Ausgaben der Schulinformationen stehen als PDF-Datei zum Download zur Verfügung<br />
unter: www.schuleunderziehung.de Schulinformationen
Franziskus – Licht aus Assisi.<br />
Ausstellung im Diözesanmuseum Paderborn<br />
9. Dezember <strong>2011</strong> – 6. Mai 2012