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stellen wir Ihnen das Heft 3/2011 - Institut für Religionspädagogik ...

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3.<br />

NUMMER<br />

45.<br />

JAHRGANG<br />

<strong>2011</strong><br />

Schwerpunkt<br />

Religionspädagogik<br />

Schülerfahrt nach<br />

Krakau und Auschwitz<br />

„Erzählen will ich von<br />

Seiner Nähe!“<br />

Seite 4<br />

Seite 8<br />

Arbeiten mit<br />

Egli-Figuren<br />

IRUM in Dortmund<br />

wiedereröffnet<br />

Seite 12<br />

Seite 16<br />

Religionspädagogische<br />

Studienreise nach Rom<br />

„Licht aus Assisi“<br />

Religionspädagogische<br />

Begleitseminare<br />

Seite 22<br />

Seite 26


Themenschwerpunkt<br />

3<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Gotteserfahrungen und Religionspädagogik<br />

3<br />

4<br />

8<br />

12<br />

16<br />

18<br />

19<br />

22<br />

26<br />

25<br />

27<br />

29<br />

31<br />

Editorial:<br />

Gotteserfahrung und Religionspädagogik<br />

Msgr. Joachim Göbel<br />

„Die Welt hielt den Atem an und schwieg …“<br />

Ökumenische Studienfahrt nach Krakau und Auschwitz<br />

Alexander Schmidt<br />

„Erzählen will ich von Seiner Nähe!“ Erlebnisse und Erfahrungen mit Gott<br />

Willibald Bösen<br />

„Und es berührte sie“<br />

Kompetenzorientiert Religion unterrichten mit biblischen Erzählfiguren (EGLI-Figuren)<br />

Lioba Kolbe<br />

„Mit Weisheit <strong>wir</strong>d ein Haus gebaut …“<br />

IRUM in der Kommende Dortmund wiedereröffnet<br />

Eine Schule macht sich auf den Weg.<br />

Aktionstag mit Domwallfahrt der Marienschule Lippstadt<br />

Neues aus der Hauptabteilung Schule und Erziehung: Meldungen<br />

Von Schlummerrollen und anderen Bekenntnissen der Kirche.<br />

Religionslehrerinnen und Religionslehrer in der Ewigen Stadt<br />

Gerhard Krombusch<br />

Franziskus – Licht aus Assisi: Museumspädagogsiches Begleitprogramm<br />

„Hat der Papst überall eine andere Kathedra?“<br />

Marion Walter<br />

Perspektiven der Bilddidaktik. Kunstwissenschaftliche, theologische und religionspädagogische<br />

Positionen im Gespräch. Studientag aus Anlass des 80. Geburtstags von Professor Dr. Günter Lange<br />

Rita Burrichter<br />

Neue Medien für den kompetenzorientierten Religionsunterricht im Verleih (IRUM Dortmund)<br />

Impressum<br />

Zum Titelbild:<br />

Das Große Mahnmal von Plaszow<br />

Das Mahnmal stellt fünf nah aneinander gepresste Menschen dar. Sie sind gezeichnet von der Last, die sie zu tragen<br />

haben. Ihre Köpfe sind zum Boden gerichtet, ihre Blicke leer. Es gibt keine Perspektive, keinen Horizont, keine Aussicht<br />

auf eine Wende, auf ein erlösendes Ende. Ihre Hände und Arme hängen kraftlos und von ihrer Fronarbeit gezeichnet an<br />

ihren unterernährten Körpern herunter. In der Höhe ihrer Herzen ist eine große klaffende Lücke zu sehen. Mitten durch ihre<br />

Herzen und Seelen ist ein Keil getrieben worden, um ihren Glauben, ihre Kultur, ihre Einmaligkeit und Würde zu zerstören.<br />

Gläubige Juden haben kleine Steine der Erinnerung in diese Wunde gelegt als Zeichen: Wir werden euch nicht vergessen<br />

solange <strong>wir</strong> denken, glauben, lieben und leben.<br />

© Alexander Schmidt<br />

Das vorliegende <strong>Heft</strong> <strong>wir</strong>d geprägt<br />

von Beiträgen aus dem Bereich der<br />

Religionspädagogik. Diese Schwerpunktsetzung<br />

durchzieht <strong>das</strong> ganze<br />

<strong>Heft</strong>, von den ersten größeren Autoren-Beiträgen<br />

bis zu vielen kleineren<br />

Meldungen und Hinweisen im zweiten<br />

Teil des <strong>Heft</strong>es.<br />

Die Beiträge von Alexander Schmidt<br />

(„Die Welt hielt den Atem an und<br />

schwieg“) über eine Studienfahrt mit<br />

Schülern der 10. Klasse nach Krakau<br />

und Auschwitz, von Willibald Bösen<br />

(„Erzählen will ich von Seiner Nähe!“)<br />

über seine persönlichen Erlebnisse<br />

und Erfahrungen mit Gott sowie<br />

von Lioba Kolbe („Und es berührte<br />

sie“) über die praktische Arbeit mit<br />

Egli-Figuren am Beispiel des Psalms<br />

23 lassen auf den ersten Blick keine<br />

Gemeinsamkeit, keine verbindenden<br />

Elemente erkennen.<br />

Spätestens nach der Lektüre aber<br />

<strong>wir</strong>d dem Leser deutlich: Die drei so<br />

unterschiedlichen Beiträge thematisieren<br />

auf ihre eigene Art verschiedene<br />

Aspekte von „Gotteserfahrungen“.<br />

Der Beter der Psalmen im Alten Testament<br />

gibt seinem Gottvertrauen, seiner<br />

Zuversicht Ausdruck. Was auch<br />

immer geschieht, der Herr ist mein<br />

Hirte. Diese Erfahrung kann durch die<br />

Arbeit mit Egli-Figuren unmittelbarer<br />

vermittelt werden. Auch den begleitenden<br />

Lehrerinnen und Lehrern <strong>wir</strong>d<br />

angesichts der Schrecken der Ghettos<br />

und Lager in Krakau, Auschwitz<br />

und Birkenau von den teilnehmenden<br />

Schülerinnen und Schülern – ausgesprochen<br />

oder unausgesprochen –<br />

die Frage gestellt worden sein: „Wo<br />

war Gott in all diesem von Menschen<br />

verursachten Leid, Elend und Tod?“<br />

Den Versuch einer Antwort gibt Willibald<br />

Bösen in seinem sehr persönlich<br />

gehaltenen Buch „Erzählen will<br />

ich von Seiner Nähe!“. In 50 überwiegend<br />

persönlichen Episoden und<br />

Geschichten versucht er, die Spuren<br />

Gottes in seinem und dem Leben anderer<br />

zu finden. Er stellt diese Erfahrungen<br />

der heutigen Zeit in Kontext<br />

zu den Erfahrungen der Bibel, die ihrerseits<br />

als Erinnerungsbuch an Gottes<br />

Wirken in der Geschichte der Welt<br />

und im Leben des Einzelnen eine „Aktualisierung“<br />

erfährt. Er ermutigt den<br />

Leser, selbst Gott in seinem persönlichen<br />

Leben nachzuspüren. Prägend<br />

für seine Gotteserfahrung ist <strong>das</strong> Bild<br />

von Gott, der <strong>das</strong> Leid mitträgt und<br />

selbst erleidet. Er ist auf der Seite der<br />

Opfer.<br />

Was bietet <strong>Ihnen</strong> <strong>das</strong> vorliegende<br />

<strong>Heft</strong> darüber hinaus? Besonders weise<br />

ich Sie auf den Umzug des IRUM<br />

von seinem bisherigen Standort in<br />

der Katholischen Akademie Schwerte<br />

zur Kommende in Dortmund hin.<br />

Wenn Sie <strong>das</strong> IRUM in Dormund aufsuchen,<br />

werden Sie sehr schnell fest<strong>stellen</strong>:<br />

Hier in der Kommende verfügen<br />

<strong>wir</strong> über optimale Räumlichkeiten<br />

für Benutzer und für die Mitarbeiterinnen,<br />

hier können <strong>wir</strong> Sie medienund<br />

religionspädagogisch bestens<br />

bedienen. Mit 40 Teilnehmern haben<br />

<strong>wir</strong> eine religionspädagogisch ausgerichtete<br />

Studienfahrt nach Rom<br />

unternommen, die sich auf die Suche<br />

begeben hat, in den vielen Zeugnissen<br />

der Kirchen verschiedener Epochen<br />

und ihrer Kunst die Botschaft<br />

unseres Glaubens zu entdecken: Der<br />

wahre Herr der Zeiten ist Christus, als<br />

Kind in diese Welt geboren. Ein genauer<br />

Blick und Zeit sind nötig für die<br />

Sehhilfen und Deutegeschichten zur<br />

Sakralkunst Roms, um diese Glaubensbekenntnisse<br />

zu entdecken.<br />

Mein letzter Hinweis gilt der Franziskus-Ausstellung<br />

„Licht aus Assisi“ im<br />

Diözesanmuseum Paderborn, die vor<br />

wenigen Tagen eröffnet worden ist.<br />

Nach den guten Erfahrungen der Vorgängerausstellungen<br />

bieten <strong>wir</strong> <strong>Ihnen</strong><br />

ein umfangreiches museumspädagogisches<br />

Begleitprogramm an, <strong>das</strong><br />

auf die Anforderungen von Unterricht<br />

und die Bedürfnisse von Schülerinnen<br />

und Schülern abgestimmt ist.<br />

Vielleicht geht es <strong>Ihnen</strong> wie mir bei<br />

der ersten Begegnung mit diesem<br />

<strong>Heft</strong>. Auf den ersten Blick scheint es<br />

keine weihnachtlichen Bezüge aufzuweisen.<br />

Daher meine Bitte: Entdecken<br />

Sie in der Lektüre die Kernbotschaft<br />

unseres Glaubens, die <strong>wir</strong> an<br />

Weihnachten feiern: Gott ist Mensch<br />

geworden.<br />

Wenn <strong>das</strong> <strong>Heft</strong> auf Ihrem Schreibtisch<br />

liegt, werden alle vier Kerzen des Adventkranzes<br />

brennen und den Blick<br />

auf Weihnachten öffnen. Ich wünsche<br />

<strong>Ihnen</strong> daher – auch im Namen aller<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der<br />

Hauptabteilung Schule und Erziehung<br />

– ein Gesegnetes Weihnachtsfest<br />

und Gottes Segen für <strong>das</strong> kommende<br />

Jahr.<br />

Mit den besten Wünschen und<br />

Grüßen an Sie und Ihre Familien<br />

Ihr<br />

Msgr. Joachim Göbel, Domkapitular<br />

Leiter der Hauptabteilung Schule<br />

und Erziehung


4 Themenschwerpunkt 5<br />

„Die Welt hielt den Atem an und schwieg …“<br />

Ökumenische Studienfahrt nach Krakau und Auschwitz<br />

Zu einer 5-tägigen Studienfahrt<br />

waren vom 10. bis 15. 04. <strong>2011</strong> insgesamt<br />

52 Schülerinnen und Schüler der<br />

Religionsgruppen des 10. Jahrgangs<br />

der „von Fürstenberg Realschule Paderborn“<br />

in Krakau und Auschwitz<br />

unterwegs. Geleitet wurde die Reise<br />

von Alexander Schmidt, Renate<br />

Kleineberg, Silvia Reinecke und Heiner<br />

Jungeblodt und den Lehramtsanwärterinnen<br />

Theres Gabriel und Sara<br />

Schweihofen.<br />

Es ging um historische Spurensuche<br />

an geschichtsträchtigen Stellen, um<br />

Lernen vor Ort aus der Geschichte<br />

für die eigene Verantwortung in der<br />

Geschichte mit dem Schwerpunkt<br />

Religion und Schicksal der Juden im<br />

Dritten Reich.<br />

Zielsetzungen<br />

• durch eigene Begegnungen und Erfahrungen<br />

in Raum und Zeit – den<br />

kulturellen und religiösen Reichtum<br />

der jüdischen Religion kennen zu<br />

lernen<br />

• eine Ahnung davon zu bekommen,<br />

was Menschen andern Menschen<br />

angetan haben<br />

• Formen des Antisemitismus und<br />

der Fremdenfeindlichkeit wahrzunehmen<br />

• Zivilcourage zu entwickeln und<br />

lernen, sich für die Einhaltung der<br />

Menschenrechte zu engagieren<br />

Einige Schwerpunkte der Fahrt sollen<br />

exemplarisch vorgestellt werden.<br />

Das Jüdische Viertel:<br />

Kazimierz<br />

Programminhalte:<br />

• Die Königsstadt Krakau mit dem Wawel<br />

(Königsburg, Kathedrale, Königsgräber)<br />

• Die Altstadt: Marienkirche – Franziskanerkirche –<br />

Marktplatz Rynek Glòwny mit seiner Tuchhalle –<br />

Bischöfliche Palais – Universität Collegium Maius<br />

• Das jüdische Viertel Kazimierz – Das Jüdische Ghetto –<br />

Die Fabrik von Oskar Schindler<br />

Wir besuchten <strong>das</strong> Jüdische Viertel<br />

Kazimierz, welches König Kazimierz<br />

Wielki 1335 als eigene Stadt gegründet<br />

hatte. Hier fanden die Krakauer<br />

Juden eine neue Heimat und schufen<br />

unter günstigen Bedingungen eines<br />

ihrer bedeutendsten Zentren in Europa.<br />

Unter einem <strong>wir</strong>tschaftlichen<br />

Aufschwung lebten sie fast vier Jahrhunderte<br />

bis 1939 friedlich mit den<br />

Katholiken zusammen. Zwei Jahre<br />

nach der Besetzung Polens durch die<br />

Nationalsozialisten mussten die Juden<br />

1941 in den kleinen Stadtteil Podgórze<br />

jenseits der Weichsel ins Krakauer<br />

Ghetto zwangsumsiedeln. Dort<br />

mussten sie zunächst die alltäglichen<br />

Grausamkeiten zwei Jahre lang ertragen,<br />

bis <strong>das</strong> Ghetto geräumt und aufgelöst<br />

wurde. 60.000 Juden kamen<br />

dabei ums Leben. Wir besichtigten<br />

die Alte Synagoge, 2<br />

die Tempelsynagoge und den<br />

Neuen Jüdischen Friedhof,<br />

wo die Schüler/-innen kleine<br />

Gebetszettel auf den Gräbern<br />

ablegten als Geste des Erinnerns<br />

und Nicht-Vergessens.<br />

In den Straßen und Hinterhöfen<br />

von Kazimierz drehte<br />

Steven Spielberg Szenen für<br />

Schindlers Liste.<br />

1<br />

Das Krakauer Ghetto<br />

(1941–1943)<br />

Alexander Schmidt<br />

Im März 1943 wurde <strong>das</strong> Krakauer<br />

Ghetto liquidiert und die überlebenden<br />

Juden im KZ Plaszow interniert.<br />

Zu dieser Zeit traf Oskar Schindler<br />

den Lagerkommandanten Amon<br />

Göth, welcher dort willkürlich Insassen<br />

quälte und ermordete. Als die<br />

Front 1944 Richtung Krakau vorrückte,<br />

verhandelte Schindler mit Göth<br />

über seine jüdischen Arbeiter und<br />

kaufte sie Göth ab. Die Frage Schindlers<br />

an Göth: „Oskar, was ist dir ein<br />

Mensch wert?“ wurde von Göth mit<br />

der Gegenfrage „beantwortet“: „Nein,<br />

nein, nein, Oskar, die Frage ist: Was<br />

ist dir der Mensch wert?“ – Diese<br />

Szene aus Schindlers Liste bringt<br />

sehr gut zum Ausdruck, um was es<br />

bei der Bildungs- und Erziehungsaufgabe<br />

im RU und während dieser<br />

Studienfahrt geht: Die Frage nach der<br />

Würde des Menschen und wie <strong>wir</strong> sie<br />

beantworten und leben.<br />

Arbeitslager Plaszow<br />

Die Schülerinnen und Schüler erkundeten<br />

<strong>das</strong> Arbeitslager Plaszow (ein<br />

Vorort von Krakau). Die Natur hat<br />

über <strong>das</strong> riesige Arial im Laufe der<br />

letzten 65 Jahre im wahrsten Sinne<br />

des Wortes Gras wachsen lassen.<br />

Kaum einer kann ohne Hinweise und<br />

Erklärungen erahnen, welche Gräueltaten<br />

und Verbrechen gegen die Menschen<br />

in diesem Lager stattgefunden<br />

haben. Der jüdische Friedhof, der hier<br />

früher angesiedelt war, wurde verwüstet<br />

und die Gedenkhalle einfach<br />

weggesprengt. Die Grabsteine der<br />

Verstorbenen wurden als Baumaterial<br />

für Straßenwege verwendet. Heute<br />

erinnern nur noch die Villa des Lagerkommandanten,<br />

<strong>das</strong> Gebäude der<br />

SS Offiziere und einige Gedenksteine<br />

auf dem Weg zum Großen Mahnmal<br />

(siehe Titelbild zur Ausgabe) an diese<br />

Zeit.<br />

Schindlers Fabrik<br />

Zum Abschluss des Tages stand ein<br />

Abstecher zur Schindler-Fabrik an.<br />

Das alte Verwaltungsgebäude ist seit<br />

Jahren gut saniert worden. In den<br />

Räumen ist die sehr zu empfehlende<br />

Multimediaausstellung: „Die Zeit<br />

der Fremdherrschaft von 1939–45<br />

in Krakau“ untergebracht. In kleinen<br />

Gruppen a 20 Personen wurden<br />

<strong>wir</strong> in zeitlichen Abständen durch<br />

sehr kompetente Guides durch die<br />

Ausstellung geführt. Auf eine Heroisierung<br />

Schindlers hat man zu<br />

Gunsten einer verdienten Würdigung<br />

verzichtet. Im Museumscafe und in<br />

der Ausstellung wurden immer wieder<br />

Hinweise zur Entstehung des<br />

Films Schindlers Liste eingewoben.<br />

Die hinteren Fabrikgebäude werden<br />

in den nächsten Jahren noch aufbereitet<br />

und für wechselnde Projekte zur<br />

Verfügung stehen. Wer die Fabrik in<br />

Ruhe besichtigen will, sollte rechtzeitig<br />

reservieren.<br />

Gedenkstätte<br />

Auschwitz und Birkenau<br />

Teil 1: Auschwitz II<br />

Am letzten Tag besuchten <strong>wir</strong> zunächst<br />

die Gedenkstätte Auschwitz<br />

I und erhielten in drei Gruppen eine<br />

Führung durch die Steinbaracken. Wir<br />

schritten durch <strong>das</strong> bekannte Lagertor<br />

mit der Aufschrift: „Arbeit macht<br />

frei!“ Was für ein Affront. Fassungslos<br />

standen <strong>wir</strong> in den Dokumentationsräumen<br />

vor Vitrinen gefüllt mit Reisekoffern<br />

mit Namen, Adressen und<br />

Transportnummern der Häftlinge, vor<br />

Bergen von abgeschnittenen Haaren,<br />

Locken und Mädchenzöpfen (man<br />

gebrauchte sie unter anderem zur<br />

Auspolsterung von Stühlen), Brillen,<br />

Prothesen, jüdischen Gebetsschals,<br />

Kinderspielzeug (eine Kinderpuppe<br />

hatte ein zerbrochenes Gesicht), Kinderschuhen,<br />

leeren Dosen von Zyklon<br />

B Gas. Jeder von uns hat diese Eindrücke<br />

mit seinen Gefühlen, Emotionen,<br />

Assoziationen allein durchlebt.<br />

Mir fiel die Bibelstelle ein, in der Jesus<br />

den Blinden fragte: „Was soll ich<br />

3<br />

dir tun?“ – „Herr, ich möchte wieder<br />

sehen können!“ Übertragen auf diese<br />

Geschichtsspuren wäre wohl die Antwort<br />

gewesen: „Herr, ich möchte wieder<br />

sehen können, spielen können,<br />

gehen können, weiter glauben und<br />

beten können, wieder ohne Angst leben<br />

können, wieder nach Hause zurück<br />

können.“ – „Geh̓, dein Glaube<br />

hat dir geholfen!“ – Die Realität hier<br />

im KZ sah anders aus. Gerade <strong>das</strong><br />

wollten die Nazis in den Menschen<br />

– vor allen bei den Juden – zerstören:<br />

ihren Glauben, ihre Religion, ihre<br />

Liebe, ihren Nachwuchs, ihre kulturelle<br />

Identität, ihre Zukunft. Der Tag<br />

schmeckt bitter und macht doch vor<br />

Ort verstehend, <strong>das</strong>s es <strong>wir</strong>klich passiert<br />

ist.<br />

Wir gingen weiter zum Block 13. Im<br />

Hungerbunker im Keller hatte der<br />

Franziskanerpater Maximilian Kolbe<br />

mehrere Tage hungernd ausgehalten<br />

bevor er mit einer Spritze getötet<br />

wurde. Er ging stellvertretend für<br />

einen Familienvater in den Tod, um<br />

ihm eine Rückkehr zu seiner Familie<br />

zu ermöglichen. Vorbei zogen <strong>wir</strong> an<br />

Einzel-, Steh-, Hock- und Dunkelzellen.<br />

Im Hof verweilten <strong>wir</strong> still und<br />

nachdenklich vor der Erschießungswand.<br />

Unzählige Menschen wurden<br />

hier – meist nackt und so ihrer letzten<br />

Scham beraubt – nach einem kurzen<br />

Scheingerichtsurteil erschossen.<br />

Zurück über den Appellplatz kamen<br />

<strong>wir</strong> zur erhaltenen Gaskammer. Wir<br />

gingen hinein, sahen die Stahltür mit<br />

dem Guckloch, die Gaskammer mit<br />

den Einfüllstutzen für <strong>das</strong> Zyklon B,<br />

den Verbrennungsofen des Krematoriums<br />

und kamen unversehrt wieder<br />

heraus. Hier ist es passiert. Hier wurde<br />

vergast, getötet, <strong>das</strong> Leben gebrochen,<br />

Menschen verbrannt.<br />

1<br />

• Das Arbeits- und Konzentrationslager Plaszów /<br />

Die Villa von Amon Göth<br />

• Das Salzbergwerk Wieliczka (Weltkulturerbe der UNESCO)<br />

• Die Gedenkstätte Auschwitz – Birkenau<br />

Schüler schreiben kleine Gebete und legen sie<br />

auf Gräber des Neuen jüdischen Friedhofs ab.<br />

Auf diesem Platz wurden die Juden zur Deportation<br />

zusammen getrieben. Die Stühle stehen<br />

als Symbol für die systematische Räumung<br />

der Häuser.<br />

Das Eingangstor von Auschwitz:<br />

„Arbeit macht frei!“<br />

2<br />

3


6 Themenschwerpunkt 7<br />

Schülerfeedbacks am Ende des Tages:<br />

Die zerbrochene Puppe eines jüdischen Kindes<br />

weist vor allem auf <strong>das</strong> Schicksal der Kinder hin.<br />

Als <strong>wir</strong> heraus kamen, empfing uns<br />

Eisregen – passend zur Situation des<br />

Augenblicks. Wir verließen <strong>das</strong> Lager<br />

durch <strong>das</strong> bekannte Tor. Das Wetter<br />

klarte auf und unter riesigen Wolkenbergen<br />

– sollte es ein Wink des Himmels<br />

sein – die Wolke als Symbol für<br />

den wegbegleitenden Gott – fuhren<br />

<strong>wir</strong> mit dem Bus zum noch größeren<br />

Lager Auschwitz – Birkenau.<br />

Auschwitz Birkenau<br />

Teil 2: Auschwitz II<br />

Unsere erste Station war am Eingangstor.<br />

Durch dieses Tor rollten die<br />

vollen Menschentransportzüge aus<br />

aller Herren Länder, um Menschen,<br />

vor allem Juden, zur Arbeit bis zur Erschöpfung<br />

oder bis zum Tod zu zwingen,<br />

oder sie gleich an der Rampe in<br />

der Mitte des Lagers in arbeitsfähig<br />

und arbeitsunfähig zu selektieren.<br />

Ein Originalgüterwaggon steht noch<br />

auf dem Seitengleis und soll an die<br />

deportierten Ungarnjuden erinnern.<br />

Erinnerungsfotos mahnen: Alles war<br />

real, ist passiert, hat eine eigene Geschichte<br />

der Täter und Opfer.<br />

Schülerinnen und Schüler <strong>stellen</strong> Erinnerungskerzen am Ende der Gleise der<br />

Rampe von Birkenau auf.<br />

Dieses Jahr kamen <strong>wir</strong> in eine restaurierte<br />

Baracke im Frauenlager. Backsteinhaus,<br />

Etagenbetten aus Stein,<br />

Holz und Stroh, offenes Gebälk mit<br />

Tonziegel und einige noch lesbare<br />

alte Sinnsprüche: „Verhalte dich ruhig!“<br />

– „Die Laus, dein größter Feind!“<br />

– Nein, sie hatten als Häftlinge keine<br />

Angst mehr gehabt vor Läusen, vor<br />

Schäferhunden. Sie hatten Angst,<br />

zitternde Angst, vor den Schergen,<br />

den Nazis, der Totenkopf SS und ihren<br />

Gehilfen. Als <strong>wir</strong> weiter gingen,<br />

kamen <strong>wir</strong> an zwei Teichen vorbei,<br />

in ihnen spiegelten sich der Himmel<br />

und die fast verborgene Sonne. Drei<br />

Mahnstelen erinnerten uns daran,<br />

<strong>das</strong>s hier die Asche der Verbrannten<br />

ausgestreut worden ist. Die andere<br />

Asche warf man in Flüsse, nutze<br />

sie als Dünger für die Felder oder<br />

als Streugut auf den Wegen im Winter.<br />

Traurig und mit feuchten Augen<br />

verweile ich, während die Schüler<br />

schon zu den Ruinen der alten Gaskammern<br />

und der Krematorien am<br />

Ende des Lagers weiter geführt werden.<br />

Diese Ascheteiche, diese beiden<br />

Massengräber gruben sich in mir als<br />

die wichtigsten Erfahrungsbildern ins<br />

Gedächtnis. Einige nennen Auschwitz<br />

„Der Vorhof zur Hölle“, andere<br />

„Die Residenz des Todes.“<br />

Am Ende der Gleise, an den Mahnstelen<br />

und Steinquadern, halten <strong>wir</strong><br />

eine ökumenische jüdisch christliche<br />

Andacht. Zum Gedenken an die Ermordeten,<br />

an die um die Fülle und<br />

Zukunft ihres Lebens Gebrachten,<br />

wurde <strong>das</strong> jüdische Gebet Sch̓ma<br />

Jisrael / „Höre, Israel, der Herr unser<br />

Gott, der Ewige, ist einzig!“ (<strong>das</strong> tägliche<br />

Morgen- und Abendgebet der<br />

Juden aus Dt 6,4-9) in Deutsch, Englisch,<br />

Französisch, Russisch gelesen.<br />

Leider hatten <strong>wir</strong> die polnische Version<br />

vergessen. Die Schüler legten kleine<br />

Steine zum Gedenken an die Toten<br />

am Ende der Geleise nieder – wo der<br />

Weg und die Geschichte für sie endete<br />

– und brachten pro Lerngruppe<br />

jeweils von einem Schüler und einer<br />

Schülerin ihre Grableuchten als Hoffnungslichter<br />

gegen die Dunkelheit<br />

der Menschheitsgeschichte ein.<br />

Nach dem Aufruf, in jedem Menschen<br />

ein Ebenbild Gottes zu sehen und<br />

ihm auch so zu begegnen und ihn zu<br />

behandeln, dem gemeinsamen Vaterunser,<br />

und dem Segen wurde der gemeinsame<br />

Abschied von diesem Ort<br />

und der Weg aus dem KZ besonders<br />

still und bewusst begangen.<br />

DVDs ausleihbar im IRUM<br />

Literatur und Medien-Empfehlung:<br />

Magdalena Niedzielska / Jan Szurmant: Krakau. Erlangen 2009<br />

Eugeniusz Duda: Das Jüdische Krakau. Stadtführer über jüdische Denkmäler und Gedenkstätten<br />

Adam Bujak / Teresa u. Henryk Swiebocki: Residenz des Todes. Krakau u2007<br />

DVDs: Schindlers Liste | Spielzeugland | Der letzte Zug | Der Pianist | Veilchenbonbons<br />

„Frauen leckten die tiefgefrorenen Fenster ab,<br />

um nicht zu verdursten. – Auf Bildern lachten<br />

SS Männer hämisch und erniedrigten die Juden<br />

– Inmitten des Leids und Verderbens wuchsen<br />

kleine Blümchen an den „Gleisen des Todes“.<br />

Auch nach Auschwitz gibt es Neues Leben! –<br />

Wir konnten zurück. Das Tor war offen. – Es<br />

frisst einen regelrecht auf.“<br />

Verena<br />

„Diese Führung brachte einige schreckliche<br />

Eindrücke mit sich, die ich mit Sicherheit<br />

nie vergessen werde Ich bin froh, <strong>das</strong>s ich<br />

die Möglichkeit hatte, diese Erfahrungen<br />

zu machen und bin mir sicher, <strong>das</strong>s mich<br />

dieses Erlebnis in meinem weiteren Leben<br />

prägen <strong>wir</strong>d!“<br />

Organisatorische Hinweise<br />

Die Studienfahrt war im Religionsunterricht<br />

langfristig im 9. und 10. Schuljahr<br />

vorbereitet worden. Die Schüler<br />

hatten sich mit den Themen: Juden<br />

und Judentum / Verhältnis zwischen<br />

Juden und Christen / Schindlers Liste<br />

/ Der letzte Zug / Spielzeugland / Die<br />

Würde des Menschen / Lernen aus einer<br />

unheilvollen Geschichte beschäftigt.<br />

Zu Gast im Unterricht war auch<br />

die Paderborner Diplom-Pädagogin<br />

Sara Kass mit ihrem Museumspädagogischen<br />

Koffer zum nationalsozialistischen<br />

Konzentrations- und Vernichtungslager<br />

Auschwitz-Birkenau.<br />

Der Koffer möchte an die Kinder erinnern,<br />

die nach Auschwitz deportiert<br />

wurden und heutigen Kindern und<br />

Jugendlichen den Zugang zu diesem<br />

Thema aus der Perspektive des eigenen<br />

Alters erschließen.<br />

Während und nach der Studienfahrt<br />

hatten die Schüler ihre Eindrücke und<br />

Erfahrungen in Erfahrungsberichten,<br />

Gedichten, Collagen, Plakaten, Objekten<br />

und Fotoalben verarbeitet.<br />

Diana<br />

An dieser Stelle möchte ich – auch im<br />

Namen meiner Kolleginnen und Kollegen<br />

– den Schülerinnen und Schülern<br />

danken für ihr Interesse, ihr Engagement<br />

während der Vorbereitung,<br />

Durchführung und Nachbereitung<br />

dieser Schülerfahrt. Zugleich möchte<br />

ich alle Kolleginnen und Kollegen<br />

ermutigen, sich mit ihren Schülerinnen<br />

und Schülern auch auf den Weg<br />

zu machen und eine Gedenkstätte<br />

zu besuchen und die Geschichte im<br />

Gedächtnis wach zu halten. Schon<br />

jetzt fragen die nachwachsenden<br />

10er Schüler nach, ob sie denn auch<br />

nach Krakau und Auschwitz fahren<br />

werden.<br />

Ab dem 1. Halbjahr 2012 (ab<br />

Mitte April) werden religionspädagogische<br />

Lehrerfortbildungsseminare<br />

zu dieser Thematik<br />

auf Ebene der 19 Dekanate als<br />

Nachmittagsveranstaltung angeboten.<br />

Dort kann dann ausführlicher<br />

berichtet werden.<br />

Eine Studienfahrt für Religionslehrer<br />

<strong>wir</strong>d in absehbarer Zeit<br />

„Jeder war von der enormen<br />

Größe des KZs und über die<br />

riesigen Opferzahlen überrascht,<br />

<strong>das</strong>s auf dieser riesigen Fläche<br />

überall Menschen waren und<br />

täglich so viele vergast wurden.<br />

Ich finde es ist ein Muss, an<br />

diesem Ort einmal gewesen zu<br />

sein und über diesen Ort<br />

nachzudenken.“<br />

Rene<br />

ebenfalls angeboten werden.<br />

Ermöglicht wurde diese Studienfahrt<br />

mit der großzügigen finanziellen Unterstützung<br />

durch die Stiftung „Erinnern<br />

ermöglichen“ in Düsseldorf, die<br />

allen Schülern aus NRW die Fahrt<br />

nach Auschwitz ermöglichen will, sowie<br />

durch <strong>das</strong> Schulreferat des Evangelischen<br />

Kirchenkreises Paderborn<br />

und die Schulabteilung des Erzbistums<br />

Paderborn.<br />

Eine umfangreiche Foto-DVD zur<br />

Fahrt kann zum Selbstkostenpreis<br />

von 7,50 Euro über den Autor bestellt<br />

werden.<br />

Anschrift des Autors:<br />

Alexander Schmidt<br />

Rektor i. K.<br />

IRUM Paderborn<br />

Am Stadelhof 10<br />

33098 Paderborn<br />

0 52 51 / 125-1418<br />

alexander.schmidt@erzbistum-paderborn.de


8 Themenschwerpunkt 9<br />

Erzählen will ich von Seiner Nähe!<br />

Erlebnisse und Erfahrungen mit Gott<br />

Der Titel des kleinen, 208 Seiten starken Büchleins macht neugierig und provoziert zugleich.<br />

Er weckt die Neugier, weil er den geheimen Wunsch vieler Menschen nach Gotteserfahrung<br />

anspricht. Zugleich aber provoziert er, weil er eine These aufstellt, die unter Gottsuchern nicht<br />

unumstritten ist. Auf die Frage, ob Gott sich überhaupt erfahren lässt, antworten buddhistische<br />

Zenmeister entweder mit Paradoxien oder mit lautem Gelächter. "Denn so wenig wie ein<br />

Erdwurm den Menschen 'erkennt', so wenig kann ein Mensch Gott ‚erkennen‘.“<br />

Ganz anders sieht da die Antwort<br />

von Juden und Christen aus. Obwohl<br />

auch für sie Gott der dreimal Heilige,<br />

der Große und der Erhabene, der Unerforschliche<br />

und der Rätselvolle ist,<br />

ist er doch ein dem Menschen zugewandtes<br />

Du, <strong>das</strong> die Kommunikation<br />

von sich aus sucht. Die Begründung<br />

ist kurz und stichhaltig und doch so<br />

schwer zu verstehen, <strong>das</strong>s sie Bibliotheken<br />

füllt, ohne am Ende eine<br />

plausible Antwort vorzeigen zu können.<br />

Für Judentum und Christentum<br />

ist Gott wesentlich Liebe. Liebe aber,<br />

echte, selbstlose Liebe, sucht <strong>das</strong><br />

Gegenüber, streckt die Arme nach<br />

dem anderen aus, will sich von ihrem<br />

Wesen her verschenken. Gott als die<br />

Liebe kann vom Menschen deshalb<br />

erfahren werden, weil er selber erfahren<br />

werden will.<br />

Und so kommt es, <strong>das</strong>s Menschen<br />

vor 3000 Jahren in der Bibel in zahllosen<br />

Geschichten erzählen, wo<br />

und wie sie Gott begegnet sind, was<br />

sie mit ihm erlebt und welche Erfahrungen<br />

sie mit ihm gemacht haben.<br />

Die Bibel ist – auf den Punkt gebracht<br />

– ein Erinnerungsbuch voller Erfahrungen<br />

der Menschen mit Gott.<br />

Lässt Gott sich auch im<br />

21. Jahrhundert noch<br />

erfahren?<br />

Was vor drei-, viertausend Jahren<br />

möglich war, muss auch heute noch<br />

möglich sein, weil Gott zeitlos und<br />

ewig (vgl. Ps 90,1; Jes 40,28), nach<br />

dem Hebräerbrief „immer derselbe“<br />

(Hebr 1,12) ist. Er, für den es kein Gestern<br />

und kein Morgen, sondern immer<br />

nur <strong>das</strong> Jetzt gibt, ist dem Menschen<br />

von heute in der gleichen Weise zugewandt<br />

wie den Menschen früherer<br />

Generationen. Er spricht heute nicht<br />

weniger häufig und auch nicht anders<br />

als in der biblischen Zeit. Spuren seines<br />

Wirkens, seiner<br />

Lässt Gott sich auch heute noch erfahren?<br />

Bibel<br />

• eine Bibliothek voller Erzählungen und Geschichten aus dem<br />

menschlichen Leben<br />

• ein Erinnerungsbuch voller Erfahrungen der Menschen mit Gott<br />

Willibald Bösen<br />

zarten „Berührungen“, seines belebenden<br />

Atems finden sich in jedem<br />

Menschenleben.<br />

Wer darf darauf hoffen,<br />

eine Gotteserfahrung zu<br />

machen?<br />

Die Bibel gibt uns die Antwort: Gott<br />

lässt sich von jedem Menschen „erfahren“<br />

– unabhängig von Stand und<br />

Bildung, von Alter und Herkunft, von<br />

Geschlecht und Aussehen, selbst<br />

unabhängig von der moralischen<br />

Verfasstheit. Er zeigt sich Hagar, der<br />

kleinen Magd Abrahams (Gen 16), wie<br />

dem schuldbeladenen Jakob (Gen<br />

28 und 32). Gotteserfahrung ist nicht<br />

wenigen Privilegierten vorbehalten,<br />

keine Gruppierung hat Gott für sich<br />

gepachtet, auch nicht die der Berufstheologen.<br />

Wer viel über Gott weiß,<br />

<strong>wir</strong>d damit nicht automatisch zum<br />

bevorzugten Gesprächspartner für<br />

2000 1000 0 1000 2000<br />

„Du Herr, hast vorzeiten der Erde Grund gelegt,<br />

die Himmel sind <strong>das</strong> Werk deiner Hände.<br />

Sie werden vergehen, du aber bleibst..<br />

Du bleibst, der du bist, und deine Jahre enden nie“<br />

(Hebr 1,12)<br />

Gott. Gott hat jedem seiner<br />

menschlichen Geschöpfe genügend<br />

„Antennen“ gegeben,<br />

so <strong>das</strong>s keiner sagen kann, er<br />

sei vergessen oder vernachlässigt<br />

worden. „Gott enthüllt<br />

seine Geheimnisse all seinen<br />

Kreaturen reichlich“, heißt es<br />

im „Alchimisten“ von Paulo<br />

Coelho.<br />

Wenn aber dem so ist, <strong>das</strong>s<br />

Gott sich auch heute noch<br />

erfahren lässt, und zwar von<br />

jedem, unabhängig von Alter<br />

und Ansehen, von Bildung und<br />

Stand, dann darf doch auch ich hoffen,<br />

ihm „irgendwo“ zu begegnen, ihn<br />

zu spüren, zu fühlen, zu ahnen oder<br />

wie immer auch man Erfahrung definiert.<br />

Und so will ich mich mit Sr. Silja<br />

Walter († <strong>2011</strong>) auf die Suche machen<br />

und bohren und fragen, bis ich „plötzlich<br />

durchbreche zum Geheimnis der<br />

persönlichen Gotteserfahrung“. Denn<br />

es gibt kein Menschenleben, in dem<br />

solche Erlebnisse der verdichteten<br />

Gottesnähe fehlen.<br />

Wo ich glaube, <strong>das</strong>s Gott sich „gezeigt“<br />

hat und erfahren ließ, habe ich<br />

in rund 50 „Erfahrungsberichten“ festgehalten.<br />

Um nicht der Gefahr einer<br />

einseitigen Subjektivität zu erliegen,<br />

finden sich neben den persönlichen<br />

auch fremde Berichte, außergewöhnliche<br />

und alltägliche, kürzere und längere.<br />

Allen 50 ist gemein, <strong>das</strong>s sie authentisch<br />

sind. Was sich hinter einem<br />

solchen „Erfahrungsbericht“ verbirgt,<br />

soll an einem Beispiel verdeutlicht<br />

werden:<br />

„Wo warst Du, Gott …?“<br />

Bei uns und mit uns in der „Wüste“<br />

eines todbringenden Unfalls<br />

Am 15. Dezember, zehn Tage vor<br />

Weihnachten, packt Entsetzen unser<br />

kleines Dorf. Auf einer Kreuzung am<br />

Ortseingang war Nicole, eine 18-jährige<br />

Schülerin, die in drei Monaten ihr<br />

Abitur ablegen wollte, von einem Laster<br />

in ihrem kleinen Wagen zu Tode<br />

gedrückt worden. Seit acht Tagen<br />

erst war sie stolze Besitzerin des Führerscheins,<br />

seit drei Tagen genoss sie<br />

An dieser Kreuzung ereignete sich der tödliche Unfall. © W. Bösen<br />

mit dem Auto der Eltern die Freiheit<br />

vom Schulbus. Während ihre Freundin<br />

den Unfall schwer verletzt überlebt,<br />

kommt für Nicole jede Hilfe zu<br />

spät. Wie nur konnte dieser Unfall an<br />

der übersichtlichen, weit einsehbaren<br />

Kreuzung geschehen?<br />

Aus Zeugenaussagen ergibt sich,<br />

<strong>das</strong>s Nicole vorschriftsgemäß an der<br />

Kreuzung angehalten hat, um den<br />

Verkehr einzusehen. Die drei Straßen<br />

vor ihr waren frei, einzig auf der<br />

Vorfahrtsstraße zu ihrer Linken kam<br />

in zweihundert Meter Entfernung ein<br />

schwerer Laster mit Anhänger. Für sie<br />

eine ausreichende Distanz, um auf<br />

die Kreuzung loszufahren. Doch dann<br />

geschieht <strong>das</strong> Unvorstellbare, der<br />

Albtraum eines jeden Fahranfängers,<br />

<strong>das</strong>s <strong>das</strong> Auto im Anfahren stottert<br />

… und nach wenigen Metern, mitten<br />

auf der Kreuzung, stehen bleibt. Um<br />

neu zu starten, fehlen zehn, vielleicht<br />

nur fünf Sekunden… . Dem Fahrer<br />

des schweren Lasters, der die Gefahr<br />

sieht, gelingt es nicht mehr, seinen<br />

Wagen trotz Vollbremsung so zu verlangsamen,<br />

<strong>das</strong>s er vor dem PKW zu<br />

stehen kommt bzw. ihm ausweichen<br />

kann. Hilflos muss er miterleben, wie<br />

ein Kleinwagen aus dünnem Blech<br />

und Kunststoff vor seinen Augen zertrümmert<br />

<strong>wir</strong>d. In dem kleinen PKW<br />

sitzen Nicole und ihre Freundin…<br />

Ein tragischer Unfalltod, wie er in unserer<br />

Welt leider jeden Tag nicht nur<br />

einmal passiert. Wo war hier Gott?<br />

Wo darf ich ihn suchen? Tausende<br />

Menschen schauen mit tränengefüllten<br />

Augen zum Himmel und fragen<br />

mit dem Dulder Ijob: „Gäbe es doch<br />

einen, der mich hört! Das ist mein<br />

Begehr, <strong>das</strong>s der Allmächtige mir<br />

Antwort gibt!“ (Ijob 31,35). Auf eine<br />

befriedigende Antwort warten <strong>wir</strong> in<br />

dieser Welt vergebens. Was es aber<br />

zu sehen und wahrzunehmen gilt,<br />

sind die Überlegungen und Gedanken<br />

der Bibel und der Theologie angesichts<br />

solchen Leids; beide dürfen<br />

an dieser Frage nicht achtlos vorübergehen,<br />

wollen sie sich nicht dem<br />

Vorwurf aussetzen, gerade dort zu<br />

kneifen, wo ihre Gedanken am dringendsten<br />

erwartet werden.<br />

Und so ist jedem „Erfahrungsbericht“<br />

in einem zweiten Teil eine<br />

„theologisch-biblische Reflexion“<br />

an gehängt. Biblisch deshalb, weil in<br />

keinem anderen Buch der Welt alle<br />

menschliche Not so tief durchdacht<br />

<strong>wir</strong>d wie in der Bibel mit ihren beiden<br />

Testamenten. Im Fall des dramatischen<br />

Unfalltods von Nicole liest sich<br />

diese „Reflexion/Meditation“ so:<br />

„Wo warst Du, Gott, in diesen schicksalsschweren<br />

Sekunden?“ fragen die<br />

verzweifelten Eltern. Der Theologe,<br />

seiner Berufsbezeichnung nach ein<br />

„Gottesgelehrter“, senkt angesichts<br />

dieser und ähnlicher Fragen, mit denen<br />

er sich immer wieder konfrontiert<br />

sieht, verlegen den Kopf und<br />

schweigt. Aus Erfahrung weiß er,<br />

<strong>das</strong>s in einer solchen Situation kein<br />

noch so gut gemeintes Wort


10 Themenschwerpunkt 11<br />

die Seele der Trauernden erreicht,<br />

auch nicht der diskrete Hinweis, <strong>das</strong>s<br />

sie nicht die ersten sind, die in solcher<br />

Not nach dem „Wo“ Gottes fragen.<br />

Die Schriften des Alten Testamentes<br />

sind tatsächlich übervoll von Menschen,<br />

die in existentiellen Nöten, in<br />

Krankheit, Verfolgung, Verleumdung,<br />

Armut, Unglück, die Ferne Gottes<br />

beklagen. „Wo bist du, mein Gott?<br />

Warum schweigst Du? Was habe ich<br />

Dir getan, <strong>das</strong>s Du Dich vor mir verbirgst?“<br />

klingt es immer wieder in den<br />

so genannten Klagepsalmen (z. B. Ps<br />

6; 7; 13; 22; 31), die im Psalter einen<br />

breiten Raum einnehmen.<br />

Seit diesen dreitausend Jahre alten<br />

Zeugnissen sind die Klagen nicht<br />

verstummt. Ganz im Gegenteil! Nach<br />

den Massenmorden in den Konzentrationslagern<br />

der Nazis werden bis<br />

zum Weltenende Millionen von Menschen<br />

Tag für Tag dieselbe Frage<br />

wiederholen: „Wo warst du, Gott, in<br />

Auschwitz, Bergen–Belsen, Dachau<br />

und den anderen Schreckensorten<br />

der Welt?“<br />

Im Unterschied zum modernen Menschen<br />

stellt der alttestamentliche<br />

Fromme Gott nicht in Frage. „Allein<br />

die Toren sprechen in ihrem Herzen:<br />

Prof. Dr. Willibald Bösen<br />

Lehrender und Autor<br />

Seit mehr als zwanzig Jahren<br />

steht Willibald Bösen der kirchlichen<br />

Lehrerfortbildung im Erzbistum Paderborn<br />

engagiert und inspirierend<br />

zugleich zur Seite. In religionspädagogischen<br />

Grund- und Aufbaukursen<br />

hat er den teilnehmenden Lehrkräften<br />

den alttestamentlichen Teil der Bibel<br />

kenntnisreich und äußerst lebendig<br />

vor Augen geführt. Regelmäßig ist er<br />

als Experte gefragt, wenn die von uns<br />

durchgeführten Israel–Studienfahrten<br />

durch Tagungen vorbereitet werden.<br />

In zahlreichen Lehrerfortbildungsveranstaltungen<br />

vermittelt Willibald Bösen<br />

auf seine besondere didaktisch–<br />

veranschaulichende Art neue Akzente<br />

in der bibeltheologischen Forschung<br />

‚Es gibt keinen Gott!‘“ (Ps 14,1). Nein,<br />

Gott existiert und ist eine lebendige<br />

Wirklichkeit. Im weiten, unendlichen<br />

Kosmos gibt es keinen gottfreien<br />

Ort: „Steige ich hinauf in den Himmel,<br />

so bist du dort; bette ich mich<br />

in der Unterwelt, bist du zugegen…“<br />

(Ps 139,8). Dass er ihn auch in der<br />

Not nicht verlässt, versichert Gott selber<br />

dem Beter in Ps 91,15, wo er ihm<br />

die Worte in den Mund legt: „Ich bin<br />

bei ihm in der Not…!“<br />

Wo aber war Gott an jenem Tag, als<br />

Nicole stirbt? Der Schweizer Theologe<br />

Hans Urs von Balthasar († 1988),<br />

der zu den bedeutenden katholischtheologischen<br />

Autoren des 20. Jahrhunderts<br />

zählt, schreibt in einer<br />

kleinen Betrachtung über „Gott und<br />

<strong>das</strong> Leid“: „Es ist eine optische Täuschung<br />

des ‚philosophierenden‘ Menschen<br />

zu meinen, <strong>das</strong> Leid geschehe<br />

‚hier unten‘, und ‚dort droben‘ schaue<br />

ein selig–unbeteiligter Gott ihm zu.<br />

Alle gen Himmel geballten Fäuste des<br />

revoltierenden Menschen zielen in die<br />

falsche Richtung. Der Leidende, der<br />

in der Agonie schreit, ist in Gott …“<br />

(S. 15). Gott geht dem Leid des Menschen<br />

nicht aus dem Weg, Gott ist<br />

vielmehr mittendrin in den tausendgesichtigen<br />

„Notlöchern“ dieser Welt:<br />

im Umfeld des Neuen Testamentes.<br />

Seine Bücher belegen eindrucksvoll<br />

<strong>das</strong> starke Interesse des Autors an<br />

der Person Jesu, zeigen aber auch<br />

wissenschaftlichen Tiefgang und Genauigkeit<br />

in der Recherche auf. Nicht<br />

zu unterschätzen ist dabei die besondere<br />

Bösensche Didaktik seiner<br />

wissenschaftlichen Werke, die immer<br />

aus der Perspektive eines ehemaligen<br />

Schulmannes geschrieben sind.<br />

So werden seine Bücher auch in Auszügen<br />

in der Oberstufe des Gymnasiums<br />

gelesen und thematisch bearbeitet.<br />

Das nun vorliegende neue Werk verlässt<br />

gegenüber seiner bisher publi-<br />

Mit der Krebskranken teilt er <strong>das</strong> Bett<br />

und stirbt mit ihr die tausend kleinen<br />

Tode, die dem letzten Tod vorausgehen.<br />

Dem Depressiven ist er ein<br />

stummer Gefährte, dem Schuldiggewordenen<br />

ein „Lastesel“, der Witwe<br />

ein tröstender Gesprächspartner… In<br />

Auschwitz und in den vielen anderen<br />

Konzentrationslagern starb er in und<br />

mit jedem einzelnen den einsamen<br />

Tod von Millionen. An jenem Vormittag,<br />

als Nicole stirbt, war Gott vor Ort,<br />

doch nicht, wie man vermuten möchte,<br />

als Zuschauer von außen, aus<br />

sicherer Distanz, bedauernd zwar,<br />

aber doch nur nüchtern registrierend.<br />

Nein, Gott saß vielmehr mit Nicole am<br />

Steuer und wurde zusammen mit ihr<br />

zerquetscht.<br />

Doch auch diese Frage sei erlaubt:<br />

„Warum, Gott, hast Du die Uhr nicht<br />

fünf Sekunden angehalten, um Nicole<br />

die Möglichkeit eines Neustarts zu<br />

geben?“ Ein Zyniker ist, wer im Hintergrund<br />

die Hand eines strafenden<br />

Gottes zu erkennen glaubt. Einen<br />

„lästerlichen Anthropomorphismus“<br />

nennt der ehemalige UN-Generalsekretär<br />

Dag Hammarskjöld († 1961)<br />

die Vorstellung, Gott wolle uns durch<br />

Leid vielleicht erziehen (…).<br />

Dr. Siegfried Meier, IRUM<br />

zierten Literatur die wissenschaftlich<br />

objektivierende Perspektive. Vielmehr<br />

<strong>wir</strong>d in diesem Buch in narrativer Form<br />

<strong>das</strong> Thema der Gottessuche und Gottesfrage<br />

entfaltet. Wer den Autor als<br />

Referenten kennt, weiß, <strong>das</strong>s dieses<br />

Thema – auch in erzählender und<br />

bisweilen bekennender Weise – oft in<br />

sehr intensiven Momenten in seinen<br />

unzähligen Vorträgen aufblitzte. Jetzt<br />

scheint der Autor für sich den passenden<br />

Zeitpunkt gefunden zu haben,<br />

seine persönliche Gottsuche und die<br />

Erlebnisse anderer mit Gott einer breiten<br />

Leserschaft vorzu<strong>stellen</strong>. Das geschieht<br />

leidenschaftlich und mit einer<br />

neu gefundenen Sprache, die dem<br />

Autor wie eine zweite Haut passt.<br />

Ist <strong>das</strong> Büchlein brauchbar<br />

für die Schule?<br />

Erste Erfahrungswerte bestätigen,<br />

<strong>das</strong>s Schülerinnen und Schüler der<br />

Oberstufe ab Klasse 10 sich von den<br />

„Geschichten“ aus „Erfahrungsbericht“<br />

und „theologisch-biblischer<br />

Reflexion/Meditation“ sehr angetan<br />

zeigten. Obwohl viele von ihnen mit<br />

der Kirche als religiöser Einrichtung<br />

„auf Kriegsfuß“ stehen, ist bei nicht<br />

wenigen dennoch ein ungestillter<br />

Hunger nach religiöser Erfahrung zu<br />

spüren. Darüber hinaus bewahrheitet<br />

sich die von Pastoraltheologen immer<br />

wieder beschworene Beobachtung,<br />

<strong>das</strong>s „Geschichtenerzählen …<br />

unendlich viel wichtiger im Gespräch<br />

mit einem anderen Menschen ist, um<br />

Christsein glaubwürdig zu vermitteln,<br />

als ihn auf irgendein abstraktes Buch<br />

zu verweisen“ (K. Marti). Wer letzterem<br />

nicht zustimmen kann, sei auf<br />

<strong>das</strong> Gegenüber von Jesus und Paulus<br />

hingewiesen: Während Jesus die<br />

Menschen mit seinen Gleichnissen,<br />

die nichts anderes als spannende<br />

Kurzgeschichten sind, begeistert, tut<br />

sich Paulus mit seinen scharfsinnigen<br />

Deduktionen bis heute schwer.<br />

Beides, Erfahrung und Erzählung,<br />

machen <strong>das</strong> vorliegende Büchlein<br />

mit seinen Erzählungen über Gotteserfahrungen<br />

auch religionspädagogisch<br />

interessant.<br />

Das Büchlein empfiehlt sich Schülerinnen<br />

und Schülern der Oberstufen<br />

als „neuer“ Zugang zur Bibel.<br />

Die Heilige Schrift mit ihren beiden<br />

Testamenten hat es im RU der Schulen<br />

seit Jahrzehnten schwer. Für viele<br />

Schülerinnen und Schüler ist sie verstaubt<br />

und damit uninteressant. Was<br />

soll man mit Geschichten anfangen,<br />

die vor 3–4000 Jahren geschrieben<br />

wurden? Diese von Vorurteilen geprägte<br />

Sehweise ändert sich plötzlich<br />

durch die Beobachtung, <strong>das</strong>s viele<br />

der 50 „Erfahrungsberichte“ in der<br />

sich anschließenden „Reflexion/Meditation“<br />

eine unerwartete Weitung,<br />

eine Klärung, eine Antwort erfahren,<br />

und zwar durch den Rückbezug auf<br />

eine biblische Geschichte oder – wie<br />

oben – durch die Hinweise auf alt– und<br />

neutestamentliche Parallelen. Überrascht<br />

stellt man fest, <strong>das</strong>s „in der Bibel<br />

die alten Geschichten stehen, die<br />

an jedem Tag neu passieren“ (Ricarda<br />

Huch), <strong>das</strong>s die Sorgen und Nöte der<br />

Menschen von heute sich nur geringfügig<br />

von denen unterscheiden, mit<br />

denen Menschen vor Tausenden von<br />

Jahren konfrontiert waren. Was bisher<br />

als verstaubt geglaubt wurde, erweist<br />

sich plötzlich als höchst aktuell;<br />

der Bann des alten Vorurteils ist gebrochen.<br />

Die konsequente Verknüpfung<br />

heutiger Lebensgeschichten<br />

mit denen biblischer Menschen <strong>wir</strong>d<br />

unerwartet zu einem „Türöffner“, mit<br />

dessen Hilfe sich die Bibel für nicht<br />

wenige als Schatzgrube mit höchst<br />

interessantem und kostbarem Inhalt<br />

auftut.<br />

Das Büchlein empfiehlt sich Schülerinnen<br />

und Schülern der Oberstufen<br />

als Einladung, sich doch einmal näher<br />

mit Gott zu beschäftigen.<br />

Da ist zum einen die auf 200 Seiten<br />

entfaltete These, Gott sei von jedermann<br />

auch heute noch erfahrbar.<br />

Eine solche Behauptung reizt zur persönlichen<br />

Überprüfung, zumal man in<br />

einer schwierigen Altersphase offen<br />

ist für die Transzendenz im weitesten<br />

Sinn. Da ist zum anderen die Erfahrung,<br />

<strong>das</strong>s es, wenn in Schule und<br />

Predigt von Gott die Rede ist, meist<br />

und in der Hauptsache um den Gott<br />

der Bibel geht. Als sein ihn kennzeichnendes<br />

Charakteristikum <strong>wir</strong>d<br />

immer wieder herausgearbeitet, <strong>das</strong>s<br />

er ein Mit-Geh-Gott ist, der vor 3000<br />

und mehr Jahren Israel wunderbar<br />

aus der Hand des ägyptischen Pharao<br />

befreit, wunderbar auch durch<br />

eine gefahrvolle Wüste ins Gelobte<br />

Land geführt und dort wunderbar zu<br />

einem mächtigen Volk gemacht hat.<br />

Dass dieser Gott auch heute noch,<br />

im Jahr <strong>2011</strong>/12, mit den Menschen<br />

helfend unterwegs ist, <strong>wir</strong>d zwar immer<br />

wieder verkündet, geht jedoch<br />

unter dem Gewicht der biblischen<br />

Aussagen meist unter. Der Kopf weiß<br />

um die sich durchhaltende Präsenz<br />

Gottes in Raum und Zeit, transportiert<br />

diesen Gedanken aber nur selten<br />

bis ins Herz, wo er zu einer lebendigen<br />

und tröstenden Wahrheit werden<br />

kann. Dadurch nun aber, <strong>das</strong>s in 50<br />

zeitnahen „Erfahrungsberichten“ die<br />

Nähe Gottes auch in der Gegenwart<br />

heraus gestellt und bewusst gemacht<br />

<strong>wir</strong>d, verändert sich die Sehweise; die<br />

so häufige Wiederholung des Kerngedankens<br />

bleibt nicht ohne Wirkung.<br />

Mit jedem „Erfahrungsbericht“<br />

rückt Gott weiter ins Hier und Jetzt<br />

vor, wandelt sich von einem abstrakten<br />

Etwas zu einem den Menschen<br />

liebenden Du, dem ich, ja ich, wichtig<br />

bin. Für viele Schülerinnen und Schüler<br />

eine ganz neue „Erkenntnis“, ein<br />

Aha-Erlebnis.<br />

Das Büchlein empfiehlt sich Schülerinnen<br />

und Schülern der Oberstufen<br />

als eine Art „Glaubensschule“, in der<br />

sie zugleich Information über und Ermutigung<br />

im Glauben finden.<br />

Jede der 50 „Erfahrungsberichte“<br />

spricht ein Glaubensthema an, <strong>das</strong><br />

Christen bis heute bedrängt, über<br />

<strong>das</strong> man eigentlich mehr wissen oder<br />

über <strong>das</strong> man sich gerne austauschen<br />

möchte. So sucht <strong>das</strong> Büchlein<br />

z. B. darüber zu informieren, wie<br />

die Dreifaltigkeit in wenigen Worten<br />

zu „erklären“ ist, was es bei dem<br />

Thema Wunder zu bedenken gilt, wer<br />

und was <strong>das</strong> Christentum zum Königsweg<br />

innerhalb der Weltreligionen<br />

macht, was von Engeln zu halten ist<br />

u. a.m. – Den Glauben zu vertiefen<br />

sucht <strong>das</strong> Büchlein, indem es zentrale<br />

Begriffe wie den des Abba, der Vergebung,<br />

der Liebe, des Gebetes, der<br />

Sünde u. a.m. aufgreift und aus der<br />

Erfahrung heraus neu zu füllen sucht.<br />

Schließlich möchte <strong>das</strong> Büchlein dadurch,<br />

<strong>das</strong>s es schwierige theologische<br />

Fragen wie die nach Gott, dem<br />

Leid (vgl. den Unfalltod Nicoles), der<br />

Theodizee, der Ungerechtigkeit in der<br />

Welt u. a. m. in der Gestalt von „Erfahrungsbericht“<br />

und „theologisch–biblischer<br />

Reflexion“ zur Diskussion anbietet,<br />

zum Glauben ermutigen. In der<br />

Überschau ergibt sich am Ende eine<br />

„bunte“ Materialsammlung,


12 Themenschwerpunkt 13<br />

in der sich die Antworten – bedingt<br />

durch den engen Raum – auf <strong>das</strong><br />

Wesentliche beschränken und somit<br />

verständlich bleiben.<br />

„Stark wie eine Eisenstange“<br />

Ob der so bekannte und beliebte<br />

Psalm 23 noch eine intensivere Berührung<br />

hinterlässt, wenn er, Vers für<br />

Vers anschaulich und lebendig, mit<br />

Egli-Figuren gestellt und erschlossen<br />

<strong>wir</strong>d? Die Teilnehmer des „Werk- und<br />

Gestaltungsseminars für Egli-Figuren“<br />

waren sich da einig, denn die<br />

eigenen Erfahrungen, die Gedanken<br />

und Gefühle spielen mit hinein in die<br />

Gestaltung des Psalms. Niemand<br />

bleibt außen vor, denn jeder ist persönlich<br />

gefragt und beteiligt.<br />

Aber was sind eigentlich<br />

Egli-Figuren bzw. biblische<br />

Erzählfiguren?<br />

Kurz gesagt: man kann mit ihnen<br />

Gestalten, Erzählen und Erleben.<br />

Der Ursprung der Figuren liegt in der<br />

Schweiz. Die dort lebende Doris Egli<br />

hat sie zusammen mit ihrem Mann<br />

„erschaffen“, um biblische Geschichten<br />

anschaulicher erzählen zu können.<br />

In 50 Erfahrungsberichten habe ich<br />

versucht, Gottes Hand aufzuzeigen.<br />

Sie alle – ich weiß es – erlauben eine<br />

unterschiedliche Deutung: „Sie können<br />

auf Gott hinweisen, sie können<br />

aber auch innerweltlich interpretiert<br />

werden …“ (Sauer). Für den aber, der<br />

an Gott glaubt und Gott in sein Leben<br />

hineinnimmt, sind sie 50 Drähte<br />

der Transzendenz. Einzeln für sich<br />

genommen, sind sie zwar dünn und<br />

schwach und nur bedingt belastbar;<br />

zusammen gebündelt aber ergeben<br />

sie ein dickes Kabel, „stark wie eine<br />

„Und es berührte sie“<br />

Gestalten<br />

Bevor man mit den Figuren gestalten<br />

kann, muss man sie allerdings erst<br />

anfertigen. Jeder, der diesen Prozess<br />

schon einmal durchlebt hat, weiß<br />

was <strong>das</strong> heißt: eine Figur herzu<strong>stellen</strong><br />

ist eine äußerst anstrengende, aber<br />

wunderbare Erfahrung.<br />

Erzählen<br />

Egli-Figuren sind beweglich, d. h. sie<br />

können verschiedene Körperhaltungen<br />

einnehmen und ihre Gebärden<br />

können Gefühle und Erfahrungen zum<br />

Ausdruck bringen. Biblische Texte<br />

werden beim Erzählen durch die Darstellung<br />

mit den Figuren anschaulich,<br />

lebendig und <strong>wir</strong>ken nachhaltig. Das<br />

Gesicht der Figur ist nur stilisiert und<br />

somit nicht festgelegt, was anfänglich<br />

irritieren kann, aber im Grunde eine<br />

große Spannbreite von Möglichkeiten<br />

beinhaltet. Situationen oder Szenen<br />

Anschrift des Autors:<br />

Prof. em. Dr. Willibald Bösen<br />

Gartenstr. 13<br />

66265 Heusweiler<br />

Kompetenzorientiert Religion unterrichten mit biblischen Erzählfiguren (Egli-Figuren)<br />

Eisenstange“ (Kardinal Henry Newman,<br />

† 1890).<br />

Lioba Kolbe<br />

werden bildlich und begreifbar – ein<br />

ganzheitliches Erzählen ist möglich.<br />

Erleben<br />

Egli-Figuren ermöglichen eine Inszenierung<br />

biblischer Texte auf eine sehr<br />

beeindruckende Art. Durch die Figuren<br />

ergeben sich Identifikationsmöglichkeiten,<br />

die be<strong>wir</strong>ken, <strong>das</strong>s<br />

Wiederentdecken und Berührung<br />

stattfinden kann. Lernen mit allen Sinnen<br />

<strong>wir</strong>d durch die Verknüpfung von<br />

Text und Dar<strong>stellen</strong>, von aktivem Hören<br />

und Sehen ermöglicht. Das aktive<br />

und kreative Gestalten der Figuren/<br />

Szenen/biblischen Geschichten ermöglicht<br />

es, sie neu lebendig werden<br />

zu lassen. Bibelgeschichten haben<br />

dann etwas mit dem eigenen Leben<br />

zu tun. Das ist eine große Chance für<br />

die Glaubensüberlieferungen unserer<br />

Bibel.<br />

Wie kommt <strong>das</strong> kompetenzorientierte<br />

Arbeiten im<br />

Religionsunterricht zum<br />

Tragen?<br />

Der kompetenzorientierte Religionsunterricht<br />

beinhaltet eine veränderte<br />

Sichtweise, eine neue Perspektive<br />

für den Unterricht. Sein Ziel richtet<br />

sich darauf, <strong>das</strong>s Schülerinnen und<br />

Schüler von Beginn ihres schulischen<br />

Lebens an zu Selbstständigkeit,<br />

Selbst- und Mitentscheidung erzogen<br />

werden sollen, damit sie lernen,<br />

gesellschaftliches und christliches<br />

Leben mitzugestalten und mitzuverantworten.<br />

(vgl. Kompetenzorientiert<br />

Religion unterrichten, Arbeitshilfe<br />

zum Lehrplan Kath. Religionslehre für<br />

die GS in NRW, S. 6)<br />

Lernen <strong>wir</strong>d so zu einem aktiven,<br />

selbstgesteuerten, situativen und<br />

konstruktiven Prozess. Kompetenzerwartungen<br />

sind die zentrale Mitte des<br />

Unterrichts. Nicht der Unterrichtsgegenstand,<br />

sondern <strong>das</strong> Wissen und<br />

Können, <strong>das</strong> sich die Schülerinnen<br />

und Schüler im Unterrichtsprozess<br />

angeeignet haben, stehen im Zentrum.<br />

Psalm 23 und die<br />

Kompetenz erwartungen<br />

des Lehrplans<br />

Im Lehrplan Katholische Religionslehre<br />

für die Grundschule werden unter<br />

Punkt 3.3 „Das Wort Gottes und <strong>das</strong><br />

Heilshandeln Jesu Christi in den biblischen<br />

Überlieferungen“ unter dem<br />

Aspekt Aus den Psalmen folgende<br />

Kompetenzerwartungen formuliert:<br />

Am Ende der Klasse 4<br />

• die S. erkennen, <strong>das</strong>s in Psalmen<br />

menschliche Grundhaltungen wie<br />

Loben, Danken, Klagen und Bitten<br />

zum Ausdruck kommen; David als<br />

„Sänger“ von Psalmen.<br />

• die S. gestalten ihre Erfahrungen<br />

mit Worten und Bildern der Psalmen.<br />

Psalm 23 beinhaltet die Aspekte des<br />

Vertrauens auf Gott, des Lobens und<br />

des Dankens.<br />

!<br />

Haben Sie Interesse an der Arbeit mit<br />

biblischen Erzählfi guren?<br />

In der ersten Jahreshälfte 2012 bieten <strong>wir</strong> zu diesem Thema zwei Veranstaltungen<br />

an, einmal können <strong>wir</strong> sogar Doris Egli persönlich als Referentin<br />

begrüßen.<br />

EGLI-Werkkurs<br />

Herstellung einer individuellen Egli-Figur<br />

27. – 28. 04. 2012 in Paderborn<br />

Referentin: Iris Donges<br />

EGLI-Stellkurs<br />

Szenisches Gestalten, Einüben von<br />

differenzierten Ausdrucksweisen der<br />

Egli-Figuren und unterrichtliche<br />

Umsetzungsmöglichkeiten<br />

10. 05. 2012 in Paderborn<br />

Referentin: Doris Egli und Iris Donges<br />

Bitte merken Sie sich schon jetzt die Termine vor! Eine Anmeldung ist allerdings erst mit<br />

dem Erscheinen des neuen Fortbildungskalenders Anfang Februar möglich. Vormerkungen<br />

werden nicht entgegengenommen.<br />

Die Schülerinnen und Schüler haben<br />

unterschiedliche Zugangsweisen und<br />

einzelne Psalmverse zur Auswahl. Die<br />

Schülergruppe, die sich für den Zugang<br />

mit den Egli-Figuren entscheidet,<br />

sucht sich einen Psalmvers aus<br />

und arbeitet je nach Möglichkeit in<br />

Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit.<br />

Eine Lernaufgabe zu Psalm 23 könnte<br />

folgende Aspekte beinhalten:<br />

Anforderungsbereich I<br />

Wiedergeben<br />

• S. lesen unterschiedliche Psalmversübersetzungen,<br />

vergleichen sie,<br />

tauschen sich aus und formulieren<br />

die Aussage des Verses in eigenen<br />

Worten.<br />

• S. bringen diese Aussagen mit den<br />

Egli-Figuren zum Ausdruck.<br />

Anforderungsbereich II<br />

Zusammenhänge her<strong>stellen</strong><br />

• S. finden Bilder / Symbole in den<br />

Psalmversen und deuten sie.<br />

• S. bringen diese Deutung mit den<br />

Egli-Figuren und anderen Hilfsmitteln<br />

(z. B. Tüchern) ins Bild und<br />

eventuell zusätzlich auch ins Wort.<br />

• S. <strong>stellen</strong> Bezüge zu anderen biblischen<br />

Texten / Gebeten / Bildern her,<br />

in denen die Bilder / Symbole des<br />

Psalms auch vorkommen.<br />

• S. schlagen den Bogen zu ihrem<br />

eigenen Leben und gestalten Bilder<br />

/ Texte / Collagen, in denen der<br />

Psalmvers in ihrer eigenen Lebenssituation<br />

eine Bedeutung hat.<br />

Anforderungsbereich III<br />

Reflektieren und Beurteilen<br />

• S. lassen den gesamten Psalm<br />

23 gemeinsam lebendig werden,<br />

indem die einzelnen Stationen<br />

(Psalmverse) in einen Gesamtkontext<br />

gebracht werden.<br />

• S. bringen den ganzen Psalm ins<br />

Wort und ins Bild (der Psalm <strong>wir</strong>d<br />

Vers für Vers an den entsprechenden<br />

Stationen gelesen / gebetet).<br />

• S. reflektieren die Aussage des Beters/der<br />

Psalmverse und der Darstellungen<br />

und ziehen Schlüsse /<br />

Konsequenzen für <strong>das</strong> Leben / ihr<br />

Leben im Vertrauen auf Gott.<br />

• S. schreiben einen eigenen Psalmvers<br />

/ Psalm 23 und haben die Möglichkeit,<br />

ihn mit Egli-Figuren zu gestalten,<br />

zu erzählen, zu erleben.<br />

Lernaufgaben siehe: Kompetenzorientierung – Eine veränderte Sichtweise auf <strong>das</strong> Lehren und Lernen in der Grundschule in NRW, Nr.9043


14 Themenschwerpunkt 15<br />

Anschrift der Autorin:<br />

Lioba Kolbe<br />

IRUM / Referat Religionspädagogik<br />

Am Stadelhof 10 • 33098 Paderborn<br />

0 52 51 / 125-1499<br />

lioba.kolbe@erzbistum-paderborn.de<br />

Der Herr ist mein Hirte<br />

Psalm 23 mit biblischen Egli–Figuren erschließen<br />

6<br />

Fotos: Sarah Schilling<br />

Ausleihe von<br />

Egli-Figuren<br />

Das IRUM verfügt an seinen Standorten<br />

in Dortmund und Paderborn über<br />

Egli-Figuren, die in der Medienausleihe<br />

entliehen werden können. Die Ausleihe<br />

erfolgt in der Regel als Figurensatz in<br />

einer stabilen Transportbox. Der Satz<br />

enthält alle benötigten Figuren und<br />

Tiere. Ferner erhalten Sie ausführliche<br />

Hinweise zum sachgerechten Einsatz<br />

der wertvollen Figuren.<br />

Für die Darstellung von Weihnachtsszenen<br />

gibt es ein Ergänzungsset.<br />

Die Figuren sind empfindlich und bedürfen<br />

eines bewussten Umgangs. Sie<br />

sind nicht für Kinderhände geeignet.<br />

Bei Ausleihwünschen wenden Sie sich<br />

bitte an:<br />

2<br />

1<br />

(Ein Psalm Davids)<br />

Der Herr ist mein Hirte,<br />

nichts <strong>wir</strong>d mir fehlen.<br />

Er lässt mich lagern<br />

auf grünen Auen und<br />

führt mich zum Ruheplatz<br />

am Wasser.<br />

Lauter Güte und Huld werden<br />

mir folgen mein Leben lang<br />

und im Haus des Herrn darf<br />

ich wohnen für lange Zeit.<br />

5<br />

Du deckst mir den<br />

Tisch vor den Augen<br />

meiner Feinde.<br />

Du salbst mein<br />

Haupt mit Öl, du<br />

füllst mir reichlich<br />

den Becher.<br />

IRUM Dortmund<br />

Brackeler Hellweg 144<br />

44309 Dortmund<br />

02 31 / 20 60 5-300<br />

irumdortmund@erzbistum-paderborn.de<br />

3 4<br />

IRUM Paderborn<br />

Am Stadelhof 10<br />

33098 Paderborn<br />

0 52 51 / 125-1907 / 1908<br />

avmedien@erzbistum-paderborn.de<br />

Er stillt mein<br />

Verlangen;<br />

er leitet mich<br />

auf rechten<br />

Pfaden, treu<br />

seinem Namen.<br />

Muss ich auch wandern<br />

in finsterer Schlucht ich<br />

fürchte kein Unheil; denn<br />

du bist bei mir, dein Stock<br />

und dein Stab geben mir<br />

Zuversicht.


16 Neues aus Schulen und Schulabteilung 17<br />

Hans-Georg Glasner (li.) und Ewald Oelgemöller<br />

(re.) nutzten als ehemalige <strong>Institut</strong>sreferenten<br />

die Gelegenheit zum Gedanken aus tausch mit<br />

der heutigen Stelleninhaberin, Brigitte Zein-<br />

Schumacher.<br />

Festakt zur<br />

Wiedereröffnung<br />

Ein Festakt Anfang November beendete<br />

die dreiwöchige Schließungszeit<br />

und gab den offiziellen Startschuss für<br />

die Wiedereröffnung des IRUM in den<br />

von Grund auf renovierten Räumlichkeiten<br />

der Dortmunder Kommende.<br />

In neuer Umgebung trifft der Benutzer auf <strong>das</strong> bewährte Team, <strong>das</strong> sich durch Freundlichkeit und Kompetenz auszeichnet (v. l. n. r.): Petra Ständker,<br />

Almut Boeker (†), Sabrina Pietscheck, Regina Lindenberg, Michaela Pachler und Brigitte Zein-Schumacher.<br />

Mit Weisheit <strong>wir</strong>d ein Haus gebaut,<br />

durch Umsicht gewinnt es an Bestand.<br />

IRUM in der Kommende Dortmund wiedereröffnet<br />

Der Umbau ist abgeschlossen,<br />

der Umzug erfolgreich durchgeführt,<br />

nun präsentiert sich <strong>das</strong> IRUM in der<br />

Dortmunder Kommende dem Benutzer<br />

in neuen Räumlichkeiten, die keine<br />

Wünsche offen lassen. Seit rund<br />

sechs Wochen steht es dem Besucher<br />

mit allen Dienstleistungen wieder<br />

zur Verfügung. Und diese haben<br />

den neuen Ort rasch akzeptiert, zeigt<br />

sich <strong>Institut</strong>sreferentin Brigitte Zein-<br />

Schumacher erfreut: „Viele Benutzer<br />

aus unserer Zeit in Schwerte haben<br />

den Weg auch nach Dortmund gefunden,<br />

einige neue Benutzer sind zwischenzeitlich<br />

aber auch schon zu uns<br />

gestoßen.“<br />

Die neu bezogenen Räumlichkeiten des IRUM<br />

in der Kommende bieten den Benutzern und<br />

Mitarbeiterinnen optimale Arbeitsbedingungen.<br />

Die Bibliothek des IRUM präsentiert<br />

sich mit allen Medien übersichtlich<br />

und klar strukturiert in einem großzügigen<br />

Raum, der von großen Fenstern<br />

und viel Tageslicht geprägt ist. Im Eingangsbereich<br />

befindet sich die Ausleihtheke,<br />

an der der Benutzer neben<br />

der Rückgabe bzw. Ausleihe von Medien<br />

bei Bedarf erste Informationen<br />

erhält. Immer wieder bieten kleine<br />

Tische Arbeitsgelegenheiten, an drei<br />

PCs kann er sogar EDV-technisch<br />

arbeiten. Die Zeitschriftenecke bietet<br />

genügend Raum zum Arbeiten und<br />

lässt sich für kleinere Seminare sogar<br />

mit einer Glaswand abtrennen. Die<br />

grau–weiße Grundgestaltung strahlt<br />

Ruhe aus, Stühle in rot-orange setzen<br />

farbliche Akzente und korrespondieren<br />

gleichzeitig mit den Logo-Farben<br />

des IRUM.<br />

„Wir sind freundlich und mit offenen<br />

Armen von der Kolleginnen und<br />

Kollegen der Kommende aufgenommen<br />

worden,“ bemerkt Brigitte Zein-<br />

Schumacher. Sie ist sicher, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />

Sozialinstitut der Kommende und <strong>das</strong><br />

IRUM von einander profitieren und<br />

sich hinsichtlich der Besucher gegenseitig<br />

stärken werden.<br />

In seiner Begrüßung konnte Gerhard<br />

Krombusch, Direktor des IRUM,<br />

zahlreiche Gäste willkommen heißen.<br />

Sein besonderer Gruß galt mit<br />

Ewald Oelgemöller und Hans-Georg<br />

Glasner zwei ehemaligen <strong>Institut</strong>sreferenten.<br />

Er wies auf die Aussage<br />

von Lorenz Kardinal Jaeger hin, der<br />

anläßlich der Eröffnung des <strong>Institut</strong>s<br />

1971 sagte: „Die gegenwärtige Neuorientierung<br />

in Theologie und Religionspädagogik<br />

verunsichert viele<br />

Lehrer. <strong>Ihnen</strong> soll <strong>das</strong> <strong>Institut</strong> eine<br />

Hilfe für ihre schwere Arbeit in der<br />

Schule sein.“ Krombusch warf die<br />

Frage auf, ob diese programmatische<br />

Aussage des Kardinals nicht<br />

auch noch nach 40 Jahren Gültigkeit<br />

besitze.<br />

Bei aller Kontinuität stellte Krombusch<br />

aber auch als großen Unterschied<br />

fest: „Bücher und Medienmassen,<br />

wie <strong>wir</strong> sie hier vor uns<br />

haben, gab es nicht. Es gab auch<br />

kaum einen Markt für solche Literatur<br />

und Arbeitshilfen; der war nämlich<br />

gerade erst im Entstehen begriffen:<br />

Erst 1969 hatten die Bischöfe konkurrierende<br />

Schulbücher für den Religionsunterricht<br />

zugelassen. Im Gefolge<br />

dieser Freigabe entstanden Religionsbücher<br />

und Unterrichtshilfen, die<br />

heute noch den Kern unseres <strong>Institut</strong>s<br />

ausmachen. Am Anfang wurde in<br />

Schwerte Material gesammelt, meist<br />

als Kopien. In den ersten Regalen<br />

des <strong>Institut</strong>s standen Schuhkartons<br />

und Reisekoffer mit begehrten unterrichtspraktischen<br />

Hilfen, sogenannten<br />

Unterrichtsmodellen.“<br />

Adresse<br />

Brackeler Hellweg 144<br />

44309 Dortmund<br />

02 31 / 20 60 5-300<br />

irumdortmund@erzbistum-paderborn.de<br />

Unterstützung für<br />

Gemeinden und Religionsunterricht<br />

<strong>Institut</strong>sreferentin Brigitte Zein-Schumacher<br />

skizzierte in ihrem Beitrag die<br />

künftige Akzentsetzung des IRUM in<br />

Dortmund. Das IRUM werde, so Zein-<br />

Schumacher, die Veränderung in der<br />

Struktur der Gemeinden aufnehmen<br />

und hier als Partner Unterstützung<br />

leisten. Ferner führte sie als zweiten<br />

Schwerpunkt aus: „Es müssen aber<br />

auch gleichzeitig inhaltliche Impulse<br />

gesetzt werden – gemeinsam mit<br />

allen Referenten und Referentinnen<br />

aus dem IRUM in Paderborn –, wie<br />

der Religionsunterricht in einer veränderten<br />

Schullandschaft nicht nur<br />

Bestand hat, sondern sogar zu einer<br />

Chance werden kann, um zu erfahren,<br />

<strong>das</strong>s der Mensch mehr ist, als<br />

<strong>das</strong> was er kann. Welche Impulse<br />

können <strong>wir</strong> geben, um sowohl den<br />

katholischen Schulen als auch den<br />

öffentlichen Schulen im Rahmen der<br />

Schul- und Unterrichtsentwicklung<br />

konstruktiver Partner zu sein? Dies ist<br />

die Frage, um deren Beantwortung<br />

<strong>wir</strong> uns bemühen müssen.“<br />

IRUM als „kultureller Diakon“<br />

Am Anfang der Feierlichkeiten rund<br />

um die Wiedereröffnung des IRUM<br />

in Dortmund stand allerdings die Feier<br />

der Heiligen Messe in der Kapelle<br />

der Kommende, in der nach 14monatiger<br />

Umbau- und Renovierungszeit<br />

des Gesamthauses endlich wieder<br />

Gottesdienst gefeiert werden konnte.<br />

Domkapitular Joachim Göbel, Leiter<br />

Neue Öffnungszeiten<br />

der Hauptabteilung Schule und Erziehung,<br />

bezeichnete in seiner Predigt<br />

<strong>das</strong> IRUM als einen „kulturellen<br />

Diakon“, der seinen Dienst an der<br />

innersten Geist- und Bilderwelt des<br />

Menschen leiste. Entscheidend aber<br />

für die Ver<strong>wir</strong>klichung dieser Aufgabe<br />

sei es, <strong>das</strong>s der Besucher zuerst<br />

auf Menschen träfe, die ihre Unterstützung<br />

anbieten, <strong>das</strong> richtige Wort<br />

oder Bild für den Unterricht oder die<br />

Gemeindearbeit zu finden. Den Mitarbeiterinnen<br />

komme hier die hohe Verantwortung<br />

zu, die Geistes- und Seelenwelt<br />

junger Menschen zu prägen.<br />

40 Jahre in der Katholischen<br />

Akademie Schwerte<br />

Seit 1971 war die Katholische Akademie<br />

Schwerte Heimat des <strong>Institut</strong>s.<br />

40 Jahre lang konnten die Benutzer<br />

Bücher und Medien für Schule und<br />

Gemeindearbeit ausleihen und sich<br />

beraten lassen zu Fragen des Religionsunterrichtes<br />

und des Medieneinsatzes.<br />

Allerdings hatten die Räumlichkeiten<br />

hier eher den Charakter<br />

eines (fortwährenden) Provisoriums,<br />

da die ursprünglich als Wohnung<br />

konzipierten Räume kein Optimum<br />

für Bibliothekszwecke bieten konnten.<br />

Ausschlaggebend für den Umzug<br />

war dann allerdings, <strong>das</strong>s seit<br />

mehreren Jahren Feuchtigkeitsschäden<br />

im Mauerwerk und Schimmelpilzgefahr<br />

eine dauerhaftere Lösung<br />

erforderten. So bot sich im Rahmen<br />

der umfassenden Sanierung und Renovierung<br />

der Kommende an, hier<br />

Räumlichkeiten für <strong>das</strong> IRUM einzurichten.<br />

cq<br />

Montag<br />

Dienstag<br />

Mittwoch<br />

Donnerstag<br />

Freitag<br />

10.00 – 17.30 Uhr<br />

10.00 – 17.30 Uhr<br />

13.00 – 17.30 Uhr<br />

10.00 – 17.30 Uhr<br />

10.00 – 12.30 Uhr


18 Neues aus Schulen und Schulabteilung 19<br />

Schulleiter Heinz Müting und Sr. Renate Rautenbach begrüßen die Teilnehmer während der Auftakt-Veranstaltung in der Turnhalle der Marienschule –<br />

natürlich auch mit dem eigens für den Tag entworfenen Motto-Shirt.<br />

Begegnungen mit besonderen Gruppen<br />

christlichen Lebens auf dem Programm.<br />

Knapp 40 Themenbereiche<br />

konnten die Verantwortlichen dank<br />

tatkräftiger Unterstützung zahlreicher<br />

kirchlicher und caritativer Organisationen<br />

und Ordensgemeinschaften<br />

den mehr als 1000 Marienschülern<br />

zur Wahl <strong>stellen</strong>. „Der Tag war für<br />

mich eine tolle Möglichkeit, neue Leute<br />

kennen zu lernen und hat mir sogar<br />

durch den Workshop eine neue Möglichkeit<br />

für meine Zukunft gezeigt“,<br />

bilanzierten nicht wenige im Rückblick<br />

auf den erlebnisreichen Tag.<br />

Festlicher und eindrücklicher Höhepunkt<br />

des Aktionstages war der gemeinsame<br />

Abschlussgottesdienst<br />

im Hohen Dom, den Domkapitular<br />

Joachim Göbel und Diakon Gerhard<br />

Krombusch mit den Marienschülern,<br />

ihren Begleitern und zahlreichen Eltern<br />

feierten, die eigens zum Gottesdienst<br />

angereist waren und im Anschluss<br />

ihre Kinder mit nach Hause<br />

nahmen. Vor allem die musikalische<br />

Gestaltung, die die Marienschule<br />

mit ihren „Vokalpraktischen Kursen“<br />

und einer Instrumental-Combo festlich<br />

vorbereitet hatte, erreichte die<br />

Schülerinnen und Schüler, die auch<br />

hier vielfach positive Rückmeldungen<br />

gaben und besonders diesen Gottesdienst<br />

als eindrucksvollsten Punkt<br />

des Tages nannten.<br />

„Ein unvergessliches Erlebnis war<br />

dieser Tag, an den ich und sicherlich<br />

auch meine Kinder noch in vielen<br />

Jahren zurückdenken werden“, bilanzierten<br />

manche Eltern. Und auch<br />

<strong>das</strong> Planungsgremium zeigte sich<br />

am Ende sehr zufrieden mit rund eineinhalb<br />

Jahren intensiver logistischer<br />

und inhaltlicher Planungsarbeit –<br />

neben der üblichen Unterrichtsverpflichtung.<br />

Doch der Einsatz hat sich<br />

mehr als gelohnt!<br />

Anschrift der Autorin:<br />

Tanja Schalkamp<br />

Marienschule Lippstadt<br />

Ostlandstr. 13<br />

59558 Lippstadt<br />

0 29 41 / 8 85 10<br />

www.marienschule-lippstadt.de<br />

schalkamp@musik-marienschule.de<br />

Eine Schule macht sich auf den Weg<br />

Aktionstag mit Domwallfahrt der Marienschule Lippstadt<br />

Medienpakete für Grundschulen und Kindergärten<br />

„Los geht̓s!“ – Eine Schule macht<br />

sich auf den Weg. Einen Weg mit<br />

vielen Kurven, zahlreichen Schlaglöchern<br />

und auch Stolpersteinen. Eine<br />

Schule macht sich auf den Weg von<br />

Lippstadt nach Paderborn, auf die<br />

Suche nach ihren christlichen Wurzeln.<br />

Sie nimmt alle mit: Fünftklässler<br />

ebenso wie Abiturienten, Hausmeister,<br />

Sekretärinnen, <strong>das</strong> Kollegium und<br />

zahlreiche Eltern und Freunde. Eine<br />

Schule macht sich auf den Weg, setzt<br />

sich in Bewegung und gleichsam<br />

vieles andere mit. Sie bewegt sich,<br />

bewegt Herzen und kann bilanzieren:<br />

„Ein unvergleichlicher Tag, der<br />

uns noch lange in Erinnerung bleiben<br />

<strong>wir</strong>d.“<br />

„Marienschule unterwegs – los<br />

geht̓s“: Es war ein Projekt, dessen<br />

Ausmaß sich selbst in der Planungsgruppe<br />

im Vorfeld niemand so richtig<br />

ausmalen konnte – und <strong>das</strong> ist vielleicht<br />

einer der Gründe, die zum Gelingen<br />

der Aktion beigetragen haben,<br />

denn wer weiß, ob sich die Verant-<br />

wortlichen ansonsten <strong>das</strong> Großprojekt<br />

zugetraut hätten.<br />

Rund 1000 Schüler, 70 Lehrer, knapp<br />

100 helfende Eltern und mehr als<br />

40 Workshop-Leiter – von den unzähligen<br />

Helfern hinter den Kulissen<br />

einmal abgesehen –, mehr als 1200<br />

Menschen waren an dem großen<br />

Aktionstag der Lippstädter Marienschule<br />

Ende September in Paderborn<br />

beteiligt und erlebten einen großartigen<br />

Tag als Schulfamilie mit einem<br />

nicht nur emotional berührenden Ergebnis.<br />

Am Ende des Tages konnten<br />

die Marienschüler eine Spende von<br />

10.000 Euro für <strong>das</strong> Blindenprojekt<br />

der Schwestern der Christlichen Liebe,<br />

dem früheren Schulträger, an die<br />

Provinzoberin und frühere Schulleiterin<br />

Sr. Anna Schwanz übergeben.<br />

Der großangelegte Aktionstag begann<br />

am Morgen in der Turnhalle<br />

der Schule mit einem kurzen liturgischen<br />

Impuls und der Aussendung<br />

der „Sternwallfahrt“-Gruppen. Rund<br />

70 Personen haben dabei die Strecke<br />

nach Paderborn mit dem Fahrrad<br />

zurückgelegt, die anderen fuhren mit<br />

rund 20 Bussen zu unterschiedlichen<br />

Startpunkten ins Paderborner Umland<br />

und liefen die letzten Kilometer<br />

u. a. von Dahl, Schloß Neuhaus, Salzkotten<br />

zu Fuß zum Mutterhaus der<br />

Schwestern der Christlichen Liebe.<br />

Dort angekommen erwarteten die<br />

Marienschüler bereits ein leckerer<br />

Mittagsimbiss, der von Lehrern, Eltern<br />

und Helfern des Mutterhauses<br />

ausgegeben wurde, und kühle Getränke,<br />

denn bei brillantem Wetter<br />

und ausgiebigem Sonnenschein erwies<br />

sich manche Wanderstrecke als<br />

persönliche Herausforderung.<br />

Gut ausgeruht und gestärkt ging es<br />

dann am Nachmittag zur zweiten<br />

Programmrunde des Tages mit einer<br />

Vielzahl unterschiedlicher Workshops<br />

aus dem religiösen, kirchlichen und<br />

gesellschaftlichen Angebot. Neben<br />

vielfältiger kreativer Arbeit standen<br />

Zahlreiche Themen stehen medial aufbereitet<br />

in den Medienpaketen zur Verfügung.<br />

Das IRUM stellt Kindergärten und Grundschulen,<br />

aber auch anderen sozialen und öffentlichen<br />

<strong>Institut</strong>ionen vorkonfektionierte Medienkisten<br />

zu bestimmten Themenbereichen zur Verfügung.<br />

Diese Medienkisten <strong>stellen</strong> eine<br />

sinnvolle und abwechslungsreiche Ergänzung<br />

dar; sie sind eine Art „transportable<br />

Mini-Bibliothek“.<br />

Die Medienkisten enthalten neben<br />

Kindersachbüchern und -erzählungen<br />

auch Sachbücher für Erwachsene<br />

zur Themenvorbereitung<br />

und sind teilweise ergänzt durch<br />

andere Medien wie CDs, CD-<br />

ROMs, DVDs und Spiele. Die<br />

Kisten werden ständig überarbeitet<br />

und mit neu erschienenen<br />

Medien ausgestattet.<br />

Beispielhaft werden Themenbereiche<br />

erschlossen wie:<br />

Bauernhof, Einfach lesen,<br />

Die Erde – unser Zuhause,<br />

First English, Gefühle machen<br />

stark, Hereinspaziert –<br />

Zirkus machen.<br />

Die Anmeldung und Ausleihe ist für<br />

Multiplikatoren kostenlos. Bitte melden<br />

Sie sich für die Themen frühzeitig<br />

an, da teilweise eine große Nachfrage<br />

besteht. Planen Sie also eine Vorlaufzeit<br />

von 4–6 Wochen für die Bearbeitung<br />

und Zusammenstellung ein.<br />

Unter folgenden Kontaktdaten können<br />

Sie Ihren Themenwunsch und<br />

Ihren Wunschtermin mitteilen. Hier<br />

<strong>wir</strong>d dann auch ermittelt, ob eine Medienkiste<br />

zu Ihrem Wunschtermin frei<br />

ist oder eine Kiste individuell zusammengestellt<br />

werden kann.<br />

Weitere Auskünfte und<br />

Bestellungen:<br />

Ursula Mertens<br />

IRUM<br />

Am Stadelhof 10<br />

33098 Paderborn<br />

0 52 51 / 125-1919<br />

ursula.mertens@<br />

erzbistum-paderborn.de<br />

Im Internet erhalten Sie unter www.irum.de<br />

zum Download.<br />

Büchereiarbeit weitere Hinweise sowie eine Themenübersicht und ein Bestellformular


20 Neues aus Schulen und Schulabteilung | Personalia 21<br />

Besuch in der Felsenmeerschule zum Abschluss der Firmreise<br />

Weihbischof Hubert Berenbrinker zu Gast in der Förderschule in Hemer<br />

Weihbischof Berenbrinker verschaffte<br />

sich einen guten Einblick<br />

über die Arbeit an einer Schule mit<br />

dem Förderschwerpunkt körperliche<br />

und motorische Entwicklung. Bereits<br />

im Religionsunterricht einer ersten<br />

Klasse wusste Berenbrinker auf die<br />

Neugier der jungen Schüler zu reagieren<br />

und ihre aufgeregten Fragen<br />

zu beantworten. Ein gemeinsames<br />

Vaterunser gehörte ebenso dazu wie<br />

die Erarbeitung einer Geschichte zum<br />

gemeinsamen Leben aller in der Gesellschaft.<br />

In einer Klasse 9 wurden dem Weihbischof<br />

viele vorbereitete Fragen gestellt,<br />

die er geduldig beantwortete.<br />

So wurde auch nach dem Einkommen<br />

eines Bischofs gefragt oder ob<br />

er selbst einkaufen gehe. Aufgefallen<br />

ist den Schülern auch die für sie ungewöhnliche<br />

Kleidung. Die Schülerinnen<br />

und Schüler konnten mit der<br />

Aussage beruhigt werden, <strong>das</strong>s auch<br />

Bischof Berenbrinker nicht immer seine<br />

Arbeitssachen anziehen muss.<br />

„Der Tod ist in unserer Schule sicherlich<br />

präsenter als in anderen Schulformen“,<br />

so Schulleiter Dirk Kolar.<br />

Weihbischof Berenbrinker (2. v. r.) fühlte sich in<br />

der Gemeinschaft der Förderschule Hemer gut<br />

aufgehoben.<br />

Welchen Weg soll ich gehen?<br />

… den, den DU mir weist.<br />

Almut Boeker ist tot.<br />

Durch eine unerwartete, plötzlich<br />

auftretende Erkrankung haben <strong>wir</strong><br />

Frau Almut Boeker verloren. Sie starb<br />

am 17. November <strong>2011</strong>. Frau Almut<br />

Boeker war seit zehn Jahren Mitarbeiterin<br />

in der Hauptabteilung Schule<br />

und Erziehung des Erzbischöflichen<br />

Generalvikariats Paderborn. An ihrem<br />

früheren Dienstort in Schwerte<br />

und danach seit wenigen Wochen am<br />

Daher wurde dem Weihbischof auch<br />

der Erinnerungsgarten der Felsenmeerschule<br />

gezeigt. Hier können<br />

Schülerinnen und Schüler, aber auch<br />

Eltern oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

Ruhe und Besinnung finden<br />

und sich an verstorbene Mitschülerinnen<br />

und Mitschüler erinnern. Der<br />

Garten ist erst kürzlich mit viel eigenem<br />

Engagement und Unterstützung<br />

von außerhalb eingerichtet worden.<br />

Abschluss des Besuchs war ein<br />

Austausch zwischen Lehrpersonal,<br />

Schulleitung und dem Weihbischof<br />

im Lehrerzimmer der Schule. In einem<br />

symbolischen Tischkreis wurde auch<br />

über aktuelle Themen wie die zurzeit<br />

viel diskutierte Inklusionsaufgabe<br />

oder die Integration unterschiedli-<br />

neuen Dienstort in Dortmund stand<br />

sie mit ihrer Freundlichkeit und Kompetenz<br />

den Nutzern des <strong>Institut</strong>s für<br />

Religionspädagogik und Medienarbeit<br />

(IRuM) in der Ausleihberatung zur<br />

Seite. Darüber hinaus hat sie sich mit<br />

großem Eifer für den Auf- und Ausbau<br />

des digitalen Bibliothekssystems<br />

engagiert.<br />

cher Religionsgemeinschaften in den<br />

Schulalltag gesprochen.<br />

„Ich habe mich in Ihrer Schule sehr<br />

wohl und herzlich willkommen gefühlt“,<br />

bedankte sich Berenbrinker.<br />

Schulleiter Dirk Kolar gab den Dank<br />

insbesondere an die Religionskollegen<br />

der Schule weiter, die die gelungene<br />

Vorbereitung des Besuchs<br />

übernommen hatten und freute sich<br />

über die Aufmerksamkeit, die auch<br />

Schülerinnen und Schüler mit Behinderung<br />

verdient hätten: „Vielen Dank<br />

für Ihren Besuch, mit dem Sie die<br />

Arbeit des Kollegiums würdigen und<br />

den Menschen zeigen, <strong>das</strong>s auch unsere<br />

Schülerschaft ein wichtiger Teil<br />

der Gesellschaft ist“.<br />

Die Diplomtheologin Almut Boeker<br />

war besonders glücklich an ihrem<br />

neuen Arbeitsplatz in Dortmund,<br />

den sie nach nur wenigen Tagen<br />

für immer verlassen musste.<br />

Wir nehmen schweren Herzens<br />

Abschied von einer stets fröhlichen<br />

und zuverlässigen Mitarbeiterin,<br />

die im Team des IRuM am<br />

Standort Dortmund eine schmerzliche<br />

Lücke hinterlässt.<br />

Wir geben unsere liebe Almut Boeker<br />

kurz vor der Vollendung ihres<br />

50. Lebensjahres in Gottes Hände.<br />

Erzbistum übernimmt Geschäftsführung der<br />

Schulbuchkommission Nord-West der DBK<br />

Weihbischof Hubert Berenbrinker<br />

ist Vorsitzender der Schulbuchkommission<br />

Nord-West der Deutschen<br />

Bischofskonferenz. Zu deren Geschäftsführer<br />

wurde Rainer Kost, Mitarbeiter<br />

der Hauptabteilung Schule<br />

und Erziehung im Erzbischöflichen<br />

Generalvikariat Paderborn, von der<br />

diesjährigen Herbstvollversammlung<br />

der Bischöfe berufen. Die Geschäftsführung<br />

wechselte für die nächste<br />

Geschäftsperiode ins Erzbistum Paderborn<br />

bis zur Herbstvollversammlung<br />

2016.<br />

Die Schulbuchkommission Nord-<br />

West der DBK organisiert und koordiniert<br />

die Zulassung von Schulbüchern<br />

Das Schulleben mitgestalten<br />

Broschüre zum Thema Seelsorgestunde und<br />

Schulgottesdienste in der Grundschule erschienen<br />

Die neu erschienene Broschüre<br />

„Das Schulleben mitgestalten: Seelsorgestunde<br />

und Schulgottesdienste<br />

in der Grundschule“ gibt Auskünfte<br />

und Anregungen zu den zentralen<br />

Fragen der Seelsorgestunde und<br />

Schulgottesdienste in der Grundschule.<br />

Ihr fester österlicher Glaube<br />

trug sie und hilft allen, die um<br />

sie trauern. Wir sind dankbar<br />

für die gemeinsamen Jahre!<br />

Gerhard Krombusch,<br />

<strong>Institut</strong>sdirektor<br />

für den Religionsunterricht, die von<br />

Verlagen herausgegeben werden, deren<br />

Sitz in den Bundesländern Brandenburg,<br />

Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Niedersachen, Nordrhein-Westfalen,<br />

Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein,<br />

Thüringen, Berlin, Bremen<br />

oder Hamburg ist. Weitere Mitglieder<br />

der Kommission sind neben<br />

Weihbischof Hubert Berenbrinker als<br />

Vorsitzendem und Rainer Kost als<br />

Geschäftsführer Professor Dr. Manfred<br />

Gerwing (Eichstätt), Professor<br />

Dr. Gerd Höver (Bonn), Professorin<br />

Dr. Mirjam Schambeck SF (Bochum),<br />

Professor Dr. Harald Schwillus (Halle).<br />

pdp vom 25. 10. <strong>2011</strong><br />

Ergänzend zum Religionsunterricht<br />

hat vor allem die „Seelsorgestunde“<br />

eine wichtige Funktion für <strong>das</strong><br />

Schulleben. Von Seelsorgestunden,<br />

von Schulgottesdiensten, von Religiösen<br />

Kinderwochen können wichtige<br />

Impulse für die Lebendigkeit einer<br />

Schule ausgehen – auch weil durch<br />

sie <strong>das</strong> Glaubensleben vor Ort mit<br />

dem der Schule verbunden werden<br />

kann. Die kontinuierliche Einplanung<br />

von Seelsorgestunden / Kontaktstunden<br />

und Schulgottesdiensten in den<br />

Schulalltag hat angesichts der Tatsache,<br />

<strong>das</strong>s zum Schuljahr 1997/98 die<br />

dritte Religionsstunde weggefallen<br />

ist, eine besondere Bedeutung für die<br />

religiöse Erziehung in der Schule.<br />

Diese Broschüre möchte grundlegend<br />

über die Rahmenbedingungen<br />

von Seelsorgestunden / Kontaktstunden<br />

und Schulgottesdiensten informieren.<br />

Sie will helfen, den (didaktischen)<br />

Ort von Seelsorgestunden<br />

und Schulgottesdiensten im Schulleben<br />

zu festigen und die (rechtlichen)<br />

Bedingungen zu beschreiben. Neue<br />

Die DBK hat Rainer Kost (Paderborn) zum<br />

neuen Geschäftsführer der Schulbuchkommission<br />

Nord-West ernannt.<br />

Der „Seelenvogel“ von Nele (GGS Wahlscheid)<br />

illustriert <strong>das</strong> Titelbild und den Leitgedanken<br />

der Broschüre „Sich um die Seele sorgen“.<br />

Formen der „Seel-Sorge“ können<br />

und müssen dort gefunden werden,<br />

wo sich die Bedingungen so geändert<br />

haben, <strong>das</strong>s traditionelle Formen<br />

nicht mehr tragen. Hilfen, Anregungen<br />

und Grundlagen finden hier all<br />

die Lehrkräfte, die in der Seelsorge<br />

tätig sind: Priester, Gemeindereferentinnen<br />

und Gemeindereferenten und<br />

andere, für den Religionsunterricht<br />

ausgebildeten pastoralen Mitarbeiter.<br />

cq<br />

Die Broschüre finden Sie zum Download unter<br />

www.schuleunderziehung.de Schulpastoral Seelsorgestunde


22 Veranstaltungen 23<br />

Von Schlummerrollen und anderen<br />

Glaubensbekenntnissen der Kirche<br />

Religionslehrerinnen und Religionslehrer in der Ewigen Stadt<br />

Eine religionspädagogische<br />

Studienfahrt<br />

Wer je in Rom war, der <strong>wir</strong>d immer auch<br />

die Basilika von Santa Maria Maggiore auf<br />

dem Esquilinhügel besucht haben. Sie ist<br />

eine der vier Patriarchalbasiliken (Papstkirchen)<br />

Roms. In einzigartiger Weise hat<br />

sie über alle Renovierungen und Umgestaltungen<br />

hinweg die frühchristliche<br />

Baustruktur und im Großen und Ganzen<br />

ihre Ausstattungsmerkmale bewahrt. Einmalig<br />

sind die Mosaiken im Mittelschiff<br />

und auf der Schauseite des Triumphbogens.<br />

Papst Sixtus III hatte sie in der<br />

1. Hälfte des 5. Jahrhunderts in Auftrag<br />

gegeben. Unverkennbar ist die byzantinische<br />

Handschrift der Mosaikkünstler. Im<br />

linken Bogensegment sitzt einem kaiserlichen<br />

Herrscher gleich, <strong>das</strong> „Christuskind“<br />

– gestützt und gleichzeitig erhoben durch<br />

eine „Schlummerrolle“ – ein Attribut kaiserlicher<br />

Macht und Herrlichkeit. Und <strong>das</strong><br />

ist die Botschaft: der wahre Herr der Zeiten<br />

ist Christus, als Kind in diese Welt geboren!<br />

Man muss schon genau hinsehen<br />

und sich Zeit nehmen für die Sehhilfen<br />

und Deutegeschichten zur Sakralkunst<br />

Roms, um solche Glaubensbekenntnisse<br />

zu entdecken.<br />

Dieses Beispiel steht für viele andere<br />

Bild- und Kunsterlebnisse, die 40 Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer einer Studienfahrt<br />

des <strong>Institut</strong>s für Religionspädagogik<br />

und Medienarbeit (IRUM) in diesem<br />

Herbst in Rom machen konnten. Auf <strong>das</strong><br />

notwendige Angebot von Sehhilfen, Hintergrundwissen<br />

und theologischen Deutungen<br />

hatte sich ein Leitungs- und Referententeam<br />

(Msgr. Joachim Göbel, Prälat<br />

Prof. Dr. Max-Eugen Kemper, StR Pastor<br />

Tobias Ebert und Direktor Gerhard Krom-<br />

busch) vorbereitet, deren Mitglieder mit<br />

ihren je eigenen Zugängen zur Kirchenkunst<br />

Roms abwechslungsreiche Führungen<br />

vor Ort gestalteten<br />

Das Programm<br />

Weit im Vorfeld der Fahrt hatte <strong>das</strong> IRUM<br />

zu einem vorbereitenden Studientag ins<br />

Liborianum eingeladen. Der Romexperte<br />

OStD i. R. Alfons Schäfers erinnerte dabei<br />

an geschichtliches Grundlagenwissen<br />

und gab wichtige Hinweise und Verstehenshilfen<br />

zum Besuch der ausgewählten<br />

Kirchen Roms.<br />

In Zusammenarbeit mit dem Reiseveranstalter<br />

„Viator“ aus Dortmund hatte <strong>das</strong><br />

Leitungsteam eine Programmabfolge vorbereitet,<br />

die von der Kaiserzeit Roms bis<br />

zum heute noch so augenscheinlichen<br />

Rom des Barock führte.<br />

Der erste Tag<br />

Die Gruppe ist nicht weit vom Vatikan untergebracht.<br />

Vom Hotel „Tra Noi“ bis zum<br />

Petersplatz sind es 15 Minuten zu Fuß.<br />

Nach Ankunft und Abendessen nehmen<br />

alle <strong>das</strong> Angebot an, bei herrlichem Wetter<br />

den abendlichen Petersplatz, die Engelsburg<br />

und den Blick auf den Tiber zu<br />

genießen und erste Orientierungen zu finden.<br />

Und wer den Herzschlag Roms erleben<br />

will, der macht noch einen Abstecher<br />

zur Piazza Navona mit ihrem unvergleichlichen<br />

südländischen Flair.<br />

Der zweite Tag<br />

Der erste Studientag widmet sich zunächst<br />

dem Forum Romanum und dem<br />

Kolosseum: „Das antike Rom des 1.<br />

Jahrhunderts n. Chr. und die Christen in<br />

der Zeit der Verfolgung“. Tobias Ebert,<br />

der gerade erst mit Schülerinnen und<br />

Schülern des Dortmunder Mallinckrodt-<br />

Gymnasiums in Rom gewesen ist, führt<br />

zielstrebig durch die Ausgrabungsebenen<br />

des Ortes. Geschichtliche Einordnungen<br />

auf dem Kapitolshügel, Überblick über<br />

<strong>das</strong> Areal des Forums mit Kartenmaterial<br />

– und dann elementare Hinweise und<br />

Sehhilfen zu den Tempeln, Basiliken, Triumphbögen,<br />

Ehrensäulen und anderen<br />

Gebäuden, die an diesem Ort Jahrhunderte<br />

lang dem Zentrum des politischen,<br />

<strong>wir</strong>tschaftlichen und kulturellen Lebens in<br />

Rom und damit des damals bekannten<br />

Gerhard Krombusch<br />

Erdkreises ein repräsentatives Äußeres<br />

gaben. Mit besonderem Engagement erschließt<br />

der Religionslehrer Ebert die Reste<br />

der mächtigen Maxentiusbasilika, die<br />

ihm im Unterricht immer wieder als Urbild<br />

christlich basilikalen Kirchbaus dient. Am<br />

Titusbogen entdeckt man gemeinsam die<br />

Darstellung der jüdischen Menorah und<br />

anderer SakraIgegenstände des 70 n.<br />

Chr. von den Römern zerstörten Tempels<br />

in Jerusalem – dargeboten im Siegeszug<br />

des Titus in Rom.<br />

Im übervollen Kolosseum erweist es sich<br />

als vorteilhaft, die Gruppe teilen zu können.<br />

Msgr. Göbel zeigt sich neben Pastor<br />

Ebert als exzellenter Kenner der römischen<br />

Antike.<br />

Der Nachmittag und Abend ist der frühchristlichen<br />

Antike gewidmet. In einer<br />

kirchenpädagogisch angelegten Führung<br />

nimmt Gerhard Krombusch die Gruppe<br />

mit in <strong>das</strong> Mausoleum der Konstanza<br />

(Constantina war Tochter Kaiser Konstantins)<br />

nahe der Agnes-Basilika, vor den<br />

Mauern Roms. Hier zeigt sich bereits programmatisch,<br />

wie theologische Aussagen<br />

in der Architektur des Kirchenbaus von<br />

Anfang an Gestalt annehmen. Der Rundbau<br />

des 4. Jahrhunderts, über die Achsen<br />

eines griechischen Kreuzes gesetzt,<br />

nimmt die Grundform der Konstantinischen<br />

Grabeskirche von Jerusalem (Felsengrab<br />

Jesu) auf und <strong>wir</strong>d zum Prototyp<br />

christlicher Memorialbauten, die später<br />

häufig in Kirchen umgewandelt wurden.<br />

Mit einem ruhigen und gerade dadurch<br />

bewegenden Gottesdienst am Altar in der<br />

Mitte der „Konstanza“, über den Gräbern<br />

der Märtyrer, unweit des Grabes der Hl.<br />

Agnes, schließt der Tag.<br />

Der dritte Tag<br />

Nach einer frühen Feier der Hl. Messe<br />

in der Capelle Ungherese in den Papstgrotten<br />

von Sankt Peter erlebt die Gruppe<br />

den Petersdom und die Meisterwerke<br />

Berninis auf dem Petersplatz. Jetzt muss<br />

sich zeigen, <strong>das</strong>s man auch mit unvorhersehbaren<br />

Ereignissen umgehen kann.<br />

Das Tagesprogramm sah gem. der geschichtlichen<br />

Logik eigentlich vor, nach<br />

der morgendlichen Eröffnung in St. Peter,<br />

den Lateran als erste der Konstantinischen<br />

Kirchengründungen zu erkunden.<br />

Das Triduum der Feier der Heiligsprechung<br />

von drei Ordensgründern bedingt<br />

Schließungszeiten des Petersdoms und<br />

der Patriachalbasiliken, so <strong>das</strong>s kurzfristige<br />

Verschiebungen von Programmpunkten<br />

nötig werden. Ob der somit sehr volle<br />

nächste Tag gelingen <strong>wir</strong>d?<br />

Der vierte Tag<br />

Er gelingt! Und zwar bemerkenswert<br />

gut, was nicht zuletzt den außerordentlich<br />

sachkundigen Führungen von Prälat<br />

Kemper, der lange Jahre als Geistlicher<br />

Botschaftsrat an der Deutschen Botschaft<br />

beim Heiligen Stuhl in Rom tätig war, zu<br />

verdanken ist. Vorbei an den Pilgern, die<br />

sich kniend die Scala Santa neben der<br />

Lateranbasilika hinauf beten, führt Kemper<br />

die Gruppe in die Santa Sanctorum,<br />

die Hauskapelle des Lateranpalastes, die<br />

aufgrund der in ihr verwahrten kostbaren<br />

Reliquien zu recht die Inschrift trägt: NON<br />

EST IN TOTO SANCTIOR ORBE LOCUS<br />

– Kein Ort ist heiliger als dieser auf dem<br />

ganzen Erdkreis.<br />

In Santa Sanctorum, in Santa Prassede<br />

und Santa Pudenziana, in den Basiliken<br />

Santa Maria Maggiore, Santi Quattro<br />

Coronati, San Clemente und Santi Cosmas<br />

e Damiano nimmt der Romliebhaber<br />

Kemper die Religionspädagogen an<br />

diesem und am übernächsten Tag mit in<br />

die meist byzantinisch geprägte faszinierende<br />

Welt der Mosaiken. Dabei <strong>wir</strong>d<br />

deutlich, wie sehr die frühe Christenheit<br />

Roms und <strong>das</strong> christliche Mittelalter bestimmt<br />

sind von einer Sehnsucht nach<br />

dem Himmel, die in den Mosaiken trostreiche<br />

Antworten finden. In den Apsiden<br />

und ihren meist vorgestellten Triumphbögen<br />

dominieren Darstellungen aus der<br />

Bilderwelt der Offenbarung des Johannes,<br />

einer Welt der Erlösten, die sich um<br />

Christus scharen – eine „Neue Welt“, ein<br />

„himmlisches Jerusalem“, <strong>das</strong> den Gläubigen<br />

am Ende der Zeiten zugesagt ist<br />

– der Himmel, der Zielort und die letzte<br />

Heimat aller Gläubigen.<br />

Zur Mittagszeit ist noch Zeit, die älteste<br />

Taufkirche der westlichen Christenheit,<br />

<strong>das</strong> Baptisterium des Lateran, zu besuchen.<br />

In <strong>das</strong> Zentrum der Führung stellt<br />

Krombusch die Symbolik des Raumes,<br />

in dem wie in kaum einem zweiten die<br />

Bedeutung der Taufe für <strong>das</strong> Leben der<br />

Christen Gestalt angenommen hat: der<br />

Rundbau ist von acht kaiserlichen Porphyrsäulen<br />

umstellt, die zusammen mit<br />

dem von ihnen getragenen Gebälk ein<br />

Oktogon um <strong>das</strong> große Taufbecken in der<br />

Mitte bilden. Die Acht ist in der Zahlensymbolik<br />

die Zahl für <strong>das</strong> neue Leben. Am<br />

8. Tag der Woche, am Sonntag, dem 1.<br />

Tag der neuen Woche, wurde der Gekreuzigte<br />

zum neuen Leben auferweckt. In<br />

der Taufe sterben <strong>wir</strong> mit Christus – und<br />

werden aus dem Wasser zu neuem Leben<br />

geboren. Im Wortgottesdienst steht folgerichtig<br />

<strong>das</strong> eigene Taufgedenken im Mittelpunkt.<br />

Nach dem Glaubensbekenntnis<br />

an diesem beutenden Ort gibt es zur Erinnerung<br />

ein kostbar gestaltetes Credo–<br />

Schmuckblatt.<br />

Am Nachmittag steigt die Gruppe unter<br />

der Leitung von Tobias Ebert wortwörtlich<br />

in die vor- und frühchristliche Geschichte<br />

Roms. In den Ausgrabungen unter der<br />

Basilika San Clemente, einem der abenteuerlichsten<br />

archäologischen Projekte<br />

des letzten und vorletzten Jahrhunderts,<br />

<strong>wir</strong>d nachvollziehbar, wie sich ausgehend<br />

von einem Mithras-Heiligtum römischer<br />

Soldaten an einem herausragenden Ort<br />

die Kirchbauten übereinander entwickelten:<br />

neben dem Mithräum finden sich<br />

römische Gebäude des 1.-3. Jahrhunderts,<br />

darauf <strong>wir</strong>d im 4. Jahrhundert eine<br />

frühchristliche Kirche gebaut, die nach<br />

Zuschüttung noch einmal im 11. Jahrhundert<br />

mit der heutigen Basilika überbaut<br />

wurde. Wie einfach ist es doch Geschichte<br />

zu verstehen, wenn man hinabsteigt… .<br />

Der fünfte Tag<br />

Am Mittwoch lädt der Papst zur Audienz.<br />

Der größte Teil der Gruppe macht sich<br />

früh auf, um den Papst zu sehen und seine<br />

Botschaft zu hören. An diesem Mittwoch,<br />

dem Vorabend des 25. Weltgebetstreffens,<br />

zu dem Papst Benedikt XVI. in<br />

diesem Jahr die Vertreter verschiedener<br />

Religionen wieder nach Assisi eingeladen<br />

hat, spricht der Papst von der gemeinsamen<br />

Verpflichtung für den Frieden in der<br />

Welt.<br />

Nach einem anschließenden „römischen<br />

Spaziergang“, den Joachim Göbel und<br />

Tobias Ebert ortskundig leiten, trifft sich<br />

die Gruppe zum Abendgebet mit der Gemeinschaft<br />

Sant'Egidio in der Basilika<br />

Santa Maria in Trastevere, der ältesten<br />

Marienkirche Roms. Die eindrucksvollen<br />

Gebete und Gesänge der Gemeinschaft,<br />

die an den Klang Taizés erinnern, sind<br />

an diesem Abend zusammen mit der Ansprache<br />

ganz dem 25. Weltfriedenstreffen<br />

gewidmet. Zu einer der vornehmsten<br />

Aufgaben der Gemeinschaft, die 1968<br />

von Andrea Riccardi in Rom als Laienbewegung<br />

von Schülern und Studenten<br />

gegründet wurde, gehört neben dem sozialen<br />

Engagement die Organisation eben<br />

des Weltfriedenstreffens, dessen Absichten<br />

der Papst am Morgen so eindringlich<br />

unterstützt hatte.<br />

Der sechste Tag<br />

Professor Kemper nimmt sich erneut Zeit<br />

für die Gruppe aus seiner Heimatdiözese.<br />

Nach der Vorbildung durch die Begegnung<br />

mit den Mosaiken und Raumstrukturen<br />

der zuvor besuchten Kirchen<br />

können sich die Religionspädagogen nun<br />

auf die weiteren Mosaikstudien Kempers<br />

einlassen und sich im Lesen der Glaubensmotive<br />

und Symboliken der frühen<br />

Gemeindekirchen Roms üben: der apokalyptische<br />

Berg, der thronende Christus<br />

(als Herrscher oder Lehrer dargestellt),<br />

die Lämmer, Propheten, die 24 Ältesten,<br />

der Leben spendende Jordan, die Palmen<br />

des Paradieses, der Phönix des Lebens<br />

usw. Wo immer nun diese Motive auftauchen,<br />

die Kursteilnehmer wissen sie zu<br />

deuten.<br />

In Rom nimmt eine Kunstgattung seinen<br />

Ausgangspunkt, die oft als der letzte<br />

abendländische Kunststil charakterisiert<br />

<strong>wir</strong>d. Und dieser will ausgehend von „Il<br />

Gesu“, der Mutterkirche des 1534 durch<br />

Ignatius von Loyola gegründeten Jesuitenordens,<br />

dem Gläubigen eine himmlische<br />

Schau, ein Theatrum Gloriae, eröffnen.<br />

In den Kirchen „Il Gesu“ und der<br />

wenige Jahre später ganz durch Jesuiten<br />

selber erbauten Kirche „Sant´Ignatio“ lernen<br />

die Lehrerinnen und Lehrer, was sie<br />

schon unüberbietbar in St. Peter erlebt<br />

hatten:<br />

Mit Prälat Max Eugen Kemper (4. v.r.)<br />

am heiligsten Ort der Welt:<br />

Papstkapelle Sancta Sanctorum.<br />

© Veronika Kornmayer<br />

Die byzantinisch geprägten Mosaiken verknüpfen westliche Herschaftssymbole mit christlichen Aussagen.<br />

© Veronika Kornmayer


24 Veranstaltungen 25<br />

Zum Abschied aus Rom ein Gemeinschaftsbild der Studiengruppe vor der Basilika San<br />

Paolo fuori le mura. © Veronika Kornmayer<br />

Die durch <strong>das</strong> Konzil von Trient (1545–63)<br />

eingeläutete Gegenreformation trieb die<br />

Kirche zur weiteren Entfaltung ihrer Größe<br />

und Macht. Die Ausmaße ihrer Bauten,<br />

die Gliederung der Räume und der Prunk<br />

der Dekoration <strong>stellen</strong> jetzt die Autorität<br />

der Kirche klar heraus. In den Kirchenräumen<br />

<strong>wir</strong>d der Lichtglanz des Himmels<br />

eingefangen und zum Zwecke der Erbauung<br />

und Belehrung der Jesuiten und aller<br />

Gläubigen künstlerisch entfaltet. Die einzigartigen<br />

Kirchfassaden und die Brunnen<br />

Roms atmen noch heute diesen Geist des<br />

17. Jahrhunderts – mitten im Gestank und<br />

Motorenlärm der Straßen.<br />

Wie selbstverständlich feiern die Paderborner<br />

am letzten Abend die Hl. Messe<br />

in einer der vielen Barockkirchen Roms.<br />

In der Santa Maria dell` Anima, der Kirche<br />

der deutschsprachigen Gemeinde in<br />

Rom, beten und singen alle gemeinsam<br />

mit den zahlreichen Kolpingschwestern<br />

und – brüdern, die in diesen Tagen wegen<br />

des 25. Jahrestages der Seligsprechung<br />

Adolf Kolpings in Rom weilen – in<br />

Deutsch!<br />

Der letzte Tag<br />

Nach dem obligatorischen Abschlussabend<br />

im Hotel, der einmal mehr spiegelt,<br />

wie harmonisch die Studiengruppe die<br />

Zeit in Rom miteinander erlebt hat, geht<br />

es per Bus Richtung Flughafen Fiumicino.<br />

Es ist, als schlösse sich ein Kreis, als auf<br />

dem Weg die majestätisch ruhige Basilika<br />

San Paolo fuori le Mura (Sankt Paul vor<br />

den Mauern) die Gruppe zu einem letzten<br />

Besuch einlädt. Gerhard Krombusch<br />

und Joachim Göbel erinnern an die Bedeutung<br />

des Ortes an der Via Ostiensa,<br />

an dem nach einer sehr alten Tradition<br />

der Apostelfürst Paulus bestattet wurde.<br />

Über eine zunächst schlichte „Cella memoriae“<br />

hatte Konstantin einen Memorialbau<br />

errichten lassen, der schon wenige<br />

Jahre später gänzlich neu zu einem<br />

fünfschiffigen, von 80 Säulen getragenen<br />

Gotteshaus, vergrößert <strong>wir</strong>d.<br />

Die heutige Basilika San Paulo ist der<br />

Wiederaufbau der im Jahr 1823 durch ein<br />

verheerendes Feuer zerstörten Kirche.<br />

Trotz einiger eher nicht gelungener Restaurationen<br />

des 19. Jahrhunderts atmet<br />

der Bau noch etwas von der Erhabenheit<br />

der frühchristlichen Basilika. Joachim<br />

Göbel macht zusammenfassend auf die<br />

Grundgestalt all der Kirchen aufmerksam,<br />

die in vorbarocker Zeit die Christen Roms<br />

beheimateten: Sie sind Wegkirchen! Die<br />

Eingangsportale öffnen sich zu einem<br />

Weg, der durch den Raum des Gebäudes<br />

hin zur Apsis mit dem Mosaik des Himmels<br />

führt. Hier wartet der Weltenrichter<br />

zusammen mit den Erlösten.<br />

Die Gruppe geht den Weg, beginnend im<br />

Atrium, Zäsur zum Alltag und Raum der<br />

Besinnung, durch eines der fünf Portale<br />

hin zur Confessio, dem Grab des Paulus,<br />

um dann in einer Kapelle den Dank für den<br />

Weg der Tage in Rom zu beten. Auf dem<br />

Rückweg zum Bus schauen alle noch einmal<br />

auf die monumentale Paulusfigur im<br />

Eingangsbereich. Paulus trägt Buch und<br />

Schwert. Mit dem leidenschaftlichen Wort<br />

hat er für die Frohe Botschaft „gekämpft“.<br />

Die allermeisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

dieser Studienreise sind Lehrerinnen<br />

und Lehrer; ihr Metier ist der Unterricht.<br />

Und dieser Unterricht ist vor allem<br />

Sprachgeschehen. Welche Worte wählen<br />

Religionslehrerinnen und Religionslehrer,<br />

um – wie Paulus damals – die Botschaft<br />

des Glaubens heute zur Sprache zu bringen?<br />

Gut, <strong>das</strong>s es trotz aller Belastungen<br />

im Unterrichtsalltag auch noch <strong>das</strong> gibt,<br />

wovon die Kirche in ihrer Geschichte gelebt<br />

hat: <strong>das</strong> be-geisterte und be-geisternde<br />

Wort, <strong>das</strong> Christus dem Paulus ins<br />

Herz geschrieben hatte.<br />

Erkenntnisse<br />

Wenn Religion sich u. a. vom lateinischen<br />

Verb „relegere“, was wörtlich bedeutet:<br />

„wieder (auf)lesen, wieder aufsammeln,<br />

wieder aufwickeln“, im übertragenen Sinn<br />

„bedenken, achtgeben“ meint, ableitet,<br />

so war diese Studienfahrt von daher<br />

schon „religiös“. Mit großer Sorgfalt wurden<br />

Entwicklungen christlicher Baukunst<br />

vorgestellt und zum Sprechen gebracht<br />

und in die Zusammenhänge unseres<br />

Glaubenswissens gestellt.<br />

In diesem ursprünglichen Sinn waren<br />

es religionspädagogische Tage, die <strong>das</strong><br />

IRUM nun zum zweiten Mal in Rom angeboten<br />

hatte. Im unterrichtlichen Einsatz<br />

der Fotos und Geschichten dieser Reise<br />

werden solche „Rom-Erfahrungen“ die<br />

religionspädagogische Praxis des Alltags<br />

bereichern. Allemal haben sie den<br />

persönlichen Horizont des Wissens und<br />

Glaubens der Lehrerinnen und Lehrer<br />

erweitert – vielleicht auch dadurch, <strong>das</strong>s<br />

alles Tun in Rom eingebunden war in einen<br />

spirituellen Rahmen: an den Gelenk<strong>stellen</strong><br />

des Tages wurde aus einem eigens<br />

für die Tage in Rom erstellten Begleitheft<br />

gesungen und gebetet; an besonders<br />

ausgewählten Orten bündelten sich die<br />

Erfahrungen in dem Dank der Eucharistiefeier.<br />

Was in Jerusalem seinen Anfang nahm,<br />

hat in Rom eine Gestalt angenommen,<br />

die unsere römisch-katholische Kirche bis<br />

heute prägt. Die „glanzvollen Symbole der<br />

Ewigkeit“, in die uns Roms Kirchen einladen,<br />

sind Leuchtpunkte und Kraftorte auf<br />

dem Weg der Kirche durch die Zeit. Diese<br />

sichtbare Kirche selbst ist aber nicht<br />

<strong>das</strong> Ziel unseres Glaubens, sie ist <strong>das</strong> von<br />

Christus geschenkte Instrument, durch<br />

<strong>das</strong> <strong>wir</strong> uns in „Freude und Hoffnung,<br />

Trauer und Angst der Menschen von heute,<br />

besonders der Armen und Bedrängten<br />

aller Art“ (Vaticanum 2, Die Kirche in der<br />

Welt von heute: „Gaudium et Spes“) mit<br />

den Menschen verbinden zu unser aller<br />

Heil – auf dem Weg zum Vater.<br />

„Hat der Papst überall eine andere Kathedra?“<br />

Mit Kinderaugen den Paderborner Dom erfahren: Besichtigung des Kirchenraums<br />

gehörte zum Programm der Klassenfahrt der Klasse 4a aus Westerwiehe<br />

Die Figur der heiligen Katharina<br />

fiel den 17 Mädchen und Jungen bei<br />

ihrer Besichtigung des Domes sofort<br />

ins Auge: Anders als die gemauerten<br />

Figuren neben ihr, trägt sie eine Krone<br />

auf dem Kopf und ein Buch in der<br />

Hand. Das Besondere an der Figur<br />

ist jedoch, <strong>das</strong>s sie auf einem Mann<br />

steht, der deutlich kleiner ist als sie.<br />

Der Besuch des Paderborner Domes<br />

bildete für die Viertklässler der Katholischen<br />

Grundschule Westerwiehe<br />

einen Höhepunkt ihrer Klassenfahrt<br />

vom 14. bis 16. September. „Paderborn<br />

ist nicht nur eine attraktive Kultur-<br />

und Universitätsstadt, sondern<br />

auch eine besondere Domstadt. Die<br />

Schüler sollten die Besonderheit des<br />

Doms praktisch erfahren, die Art und<br />

Weise der Wahrnehmung ist dabei<br />

jedoch ganz unterschiedlich“, erklärte<br />

Klassenlehrerin Marion Walter, die<br />

selbst in Paderborn studiert und die<br />

Fahrt organisiert hatte.<br />

Den Dom (be-)greifbar machen war<br />

für einige Schüler tatsächlich „<strong>das</strong><br />

Messbare“ wie die Zahlen zu den Dimensionen<br />

und zur Geschichte des<br />

Bauwerks. Andere Kinder beeindrucke<br />

vor allem die darin enthaltene<br />

Kunst, wie beispielsweise die großen<br />

Altarbilder, die imposant dargestellten<br />

Heiligenfiguren oder die Fenster<br />

des Domes, die die Geschichten des<br />

Alten und Neuen Testaments illustrieren.<br />

Für wieder andere Kinder war es<br />

der Kirchenraum mit seiner spirituellen<br />

Wirkung, der die Beziehung zu<br />

Gott spürbar mache.<br />

Domführer Thorsten Hoppe-Hartmann<br />

hatte die Klasse mitsamt ihren<br />

Begleitern, Marion Walter, Mechthild<br />

Reinkemeier und Praktikant Dennis<br />

Medding am Paradiesportal in Empfang<br />

genommen – im Gepäck hatte<br />

er viele beeindruckende Zahlen und<br />

spannenden Geschichten zum Dom.<br />

Der Besuch der Krypta, die Schüler<br />

betitelten sie zunächst als „Kellerkirche“,<br />

in der die Gebeine des Heiligen<br />

Liborius aufbewahrt werden und die<br />

zugleich die Gräber der Erzbischöfe<br />

beherbergt, erlebten die Schüler wie<br />

eine Zeitreise in die Vergangenheit,<br />

nicht zuletzt aufgrund des indirekten<br />

Lichtes und der alten Gemäuer.<br />

Anhand von Fotos konnten die Kinder<br />

den Dom auch selbst erforschen und<br />

beispielsweise über die Bedeutung<br />

der fotografierten Objekte spekulieren<br />

und sich diese erklären lassen, so<br />

u. a. die in den Fenstern dargestellten<br />

Geschichten aus der Bibel oder die<br />

Büste von Johannes Paul II anlässlich<br />

seines Papstbesuches in Paderborn<br />

1996.<br />

Der abschließende Höhepunkt war<br />

<strong>das</strong> Betreten des Altarraumes: Die<br />

Perspektive aus Bischofssicht in den<br />

Dom beeindruckte die Schüler sehr.<br />

Die Gruppe bildete hier einen Kreis<br />

um den Tabernakel und betete gemeinsam<br />

ein Vater unser. Anschließend<br />

wurde <strong>das</strong> Kindermutmachlied<br />

„Wenn einer sagt ich mag dich du…“<br />

angestimmt.<br />

Zurück in Westerwiehe wurden sämtliche<br />

Charakteristika des Doms einschließlich<br />

ihrer Geschichte und ihren<br />

Eckdaten im selbst gestalteten „Domführer“<br />

der Kinder in Text und Bild<br />

festgehalten. Dieser hängt nun für die<br />

gesamte Schulgemeinde gut sichtbar<br />

in der Eingangshalle der Grundschule<br />

aus. Und auch zum Papstbesuch<br />

war der Dombesuch wieder Thema<br />

im Religionsunterricht bzw. Anlass zu<br />

unterschiedlichen Fragen wie etwa:<br />

„Hat der Papst eigentlich überall eine<br />

andere Kathedra?“<br />

Übrigens lüftete Domführer Hoppe-<br />

Hartmann selbstverständlich auch<br />

<strong>das</strong> beeindruckende und zugleich<br />

grausame Geheimnis um die Figur<br />

der Hl. Katharina. Sie war eine sehr<br />

gebildete Königstochter (deshalb<br />

<strong>das</strong> Buch in der Hand) und steht auf<br />

Kaiser Maxentius, der ihr den christlichen<br />

Glauben nehmen wollte. Mit<br />

der Hilfe von Gott und seinen Engeln<br />

sowie ihrer Intelligenz konnte Katharina<br />

Maxentius jedoch besiegen und in<br />

den Himmel hinauffahren, obwohl er<br />

sie köpfen ließ.<br />

Wenn Sie an einer altersgerechten<br />

Domführung für Kinder interessiert<br />

sind, stehen <strong>Ihnen</strong> als erfahrene<br />

Museums pädagogen zur Verfügung:<br />

Dr. Kristina Hartmann<br />

Thorsten Hoppe-Hartmann<br />

05 21 / 3 99 16 88<br />

mail@hoppe-hartmann.de<br />

Marion Walter


26 Veranstaltungen 27<br />

Franziskus – Licht aus Assisi<br />

In der Reihe seiner bekannten<br />

Mittelalter-Ausstellungen widmet <strong>das</strong><br />

Erzbischöfliche Diözesanmuseum Paderborn<br />

vom 9. Dezember <strong>2011</strong> bis<br />

zum 6. Mai 2012 Franziskus von Assisi<br />

und den franziskanischen Ordensgemeinschaften<br />

eine große kunstund<br />

kulturhistorische Ausstellung.<br />

Franziskus von Assisi zählt zu den<br />

bedeutenden Heiligen des Mittelalters.<br />

Freiwillige Besitzlosigkeit und<br />

Friedfertigkeit, Fürsorge gegenüber<br />

den Mitmenschen und ein verantwortlicher<br />

Umgang mit Schöpfung<br />

kennzeichneten den Lebensentwurf<br />

des so genannten „Poverello“. Durch<br />

Jahrhunderte hindurch hat er Menschen<br />

inspiriert, die nach religiösspiritueller<br />

Neuausrichtung ihres<br />

Lebens strebten und hat darin auch<br />

heute nichts von seiner Faszination<br />

verloren.<br />

Die Ausstellung „Franziskus – Licht<br />

aus Assisi“ nimmt sich erstmals seit<br />

fast 30 Jahren wieder der Person des<br />

Heiligen und der Geschichte der in<br />

seiner Folge gegründeten Orden an.<br />

Sie führt eine Vielzahl qualitätsvoller<br />

und hochkarätiger Exponate in Paderborn<br />

zusammen. Zu sehen sind<br />

Stücke aus zahlreichen internationalen<br />

Museen und Bibliotheken wie<br />

dem Louvre in Paris, der Vatikani-<br />

Alles Wissenswerte im Überblick:<br />

Dauer der Ausstellung<br />

9. Dezember <strong>2011</strong> bis 6. Mai 2012<br />

Erzbischöfliches Diözesanmuseum<br />

und Domschatzkammer<br />

Markt 17<br />

33098 Paderborn<br />

Tel. 0 52 51/ 125-1400<br />

Fax 0 5251/ 125-1495<br />

museum@erzbistum-paderborn.de<br />

www.dioezesanmuseum-paderborn.de<br />

schen Pinakothek und der Biblioteca<br />

Apostolica Vaticana in Rom.<br />

Ein eigener Ausstellungsteil im Franziskanerkloster<br />

zu Paderborn thematisiert<br />

die wechselvolle Geschichte der<br />

Gemeinschaft im 19. und 20. Jahrhundert.<br />

An lebendiger Stelle können Einblicke<br />

in <strong>das</strong> Leben des Franziskanerordens<br />

genommen werden.<br />

Zahlreiche museumspädagogische<br />

Programme, unter anderem für älteste<br />

Kindergartenkinder und Förderschüler,<br />

eröffnen dabei sowohl kognitive<br />

als auch emotionale Zugänge zu<br />

Person und Wirken des Franziskus<br />

und der hl. Klara. Die hierin gebotenen<br />

Möglichkeiten eines differenzierten<br />

und vertiefenden Zugangs<br />

zur Zeit und Lebensumständen des<br />

Heiligen sowie der Mitglieder seiner<br />

Gemeinschaft bieten zahlreiche Anknüpfungspunkte<br />

insbesondere für<br />

den Religions- und Geschichtsunterricht.<br />

Spezielle Angebote sind mit<br />

ihrem praktischen Teil für den Kunstunterricht<br />

konzipiert. Das Angebot im<br />

Museum kann von Schulklassen und<br />

deren Lehrern gebucht werden. Es<br />

ist entweder zu Beginn einer Unterrichtsreihe,<br />

also als Einführung, oder<br />

aber als Vertiefung während oder am<br />

Ende einer Bearbeitung im schulischen<br />

Unterricht sinnvoll.<br />

Öffnungszeiten<br />

10 bis 18 Uhr<br />

montags geschlossen<br />

jeden ersten Mittwoch im Monat bis 20 Uhr<br />

am 24.12., 25.12. und 31.12. geschlossen<br />

Eintrittspreise<br />

regulär 7 €<br />

für Ermäßigungsberechtigte 5 €<br />

für Gruppenteilnehmer ab 8 Personen 5 €<br />

für Schulklassen inklusive Führung 4 €<br />

Perspektiven der Bilddidaktik. Kunstwissenschaftliche, theologische<br />

und religionspädagogische Positionen im Gespräch<br />

Ein Studientag am 11. Februar 2012 in der Katholischen Akademie Schwerte aus Anlass<br />

des 80. Geburtstags von Professor Dr. Günter Lange<br />

In einem Seminar zur Bilddidaktik<br />

habe ich vor einiger Zeit Studierende<br />

gebeten, Lehrerinnen und Lehrer<br />

zu ihrem Umgang mit Bildern im<br />

Religionsunterricht zu befragen. Für<br />

die „Neulinge“ in Sachen Umgang<br />

mit Kunst im Religionsunterricht war<br />

ein überraschender Befund, wie oft<br />

„Günter Lange“ die Antwort auf ihre<br />

Fragen war: „Nach welcher Methode<br />

arbeiten Sie mit Bildern im Religionsunterricht?“<br />

– „‚Fünf Schritte der Bildbegegnung‘<br />

von Günter Lange.“ „Wo<br />

finden Sie Material für Ihren Unterricht<br />

mit Bildern?“ – „In den Büchern<br />

und Foliensets von Günter Lange.“<br />

„Was hat Sie sensibilisiert für den<br />

Einsatz von und den Umgang mit Bildern<br />

im Religionsunterricht?“ – „Die<br />

Bilderschließungen in den ‚Katechetischen<br />

Blättern‘ von Günter Lange,<br />

Veranstaltungen und Begegnungen<br />

mit Günter Lange.“<br />

Bild als Medium sui generis<br />

Der Name „Günter Lange“ steht programmatisch<br />

– neben Alex Stock –<br />

für eine Trendwende im religionspädagogischen<br />

Umgang mit den Werken<br />

der christlichen Bildtradition seit Mitte<br />

der 70er Jahre. Wurden Werke der<br />

bildenden Kunst bis dahin zumeist<br />

entweder als bloße Illustration von biblischen<br />

Texten und Glaubenssätzen<br />

angesehen und ganz funktional in den<br />

Dienst der Verkündigung gestellt, so<br />

<strong>wir</strong>d nun ein religionspädagogischer<br />

Umgang mit Bildern favorisiert, der –<br />

gut korrelativ – dem „Eigensinn“ der<br />

Bilder Rechnung tragen will. Das Bild<br />

gerät als Bild in den Blick, als „Medium<br />

sui generis“, dessen „Gehalt“<br />

nicht abgelöst von seiner „Gestalt“ zu<br />

haben ist. Form und Farbe, Komposition<br />

und Perspektive, Bildraum und<br />

Betrachterstandpunkt, also: Form<br />

und Material sind nicht „Nebensache“<br />

gegenüber Thema und Motiv,<br />

sondern gerade an ihnen und durch<br />

sie erscheinen eine theologische Fragestellung<br />

und ein spiritueller Impuls<br />

erst bedeutungsvoll, sinnstiftend und<br />

innovativ.<br />

Darüber hinaus macht die Beschäftigung<br />

mit dem Bild als Bild auch sensibel<br />

für die geschichtlichen Dimensionen<br />

der christlichen Bildtradition.<br />

Dass die jeweilige Gestaltung nicht<br />

einfach etwas über den Glauben „an<br />

sich“ aussagt, sondern <strong>das</strong>s sich in<br />

ihr die konkreten Überzeugungen –<br />

auch die Fragen, auch die Zweifel,<br />

auch die Irrtümer – einer Zeit spiegeln,<br />

gerät erst in den Blick, wenn die<br />

Umstände der Bildentstehung (Auftraggeber,<br />

Vorgaben durch ein theologisches<br />

Programm, künstlerische<br />

Stile und deren Innovationen etc.)<br />

und die Tradierung des Bildes durch<br />

die Zeit selbst zum Thema werden.<br />

Die dem Bild als Bild verpflichteten<br />

bilddidaktischen Impulse verstehen<br />

sich daher immer auch als Beiträge<br />

zu den historisch-kritischen Zugängen<br />

der Theologie.<br />

Nicht zuletzt aber entdeckt die am<br />

Bild als Bild interessierte Religionspädagogik<br />

auch die spirituelle Dimension<br />

ganz neu. Was ist es, was <strong>das</strong> Bild<br />

„berührend“ oder „aufregend“, „irritierend“<br />

oder „störend“ macht? Die<br />

Konzentration auf den bildlichen Befund<br />

macht es möglich, persönliche,<br />

auch religiöse Deutungen so zum<br />

Ausdruck zu bringen, <strong>das</strong>s sie trotz<br />

ihrer Subjektivität für andere verstehbar<br />

und – im Wortsinn – anschaulich<br />

werden.<br />

Bilddidaktische Beiträge<br />

von Günter Lange<br />

Dieses Zueinander von Auseinandersetzung<br />

mit der bildkünstlerischen<br />

„Sprache“ des Bildes, Orientierung<br />

Prof. Dr. Günter Lange lehrte von 1983 bis<br />

1997 am Lehrstuhl für Religionspädagogik der<br />

Ruhr-Universität Bochum.<br />

© K.-H. Michels, Foto-Studio-Jacobi<br />

bezüglich seiner Entstehungs- und<br />

Traditionsgeschichte und Entdeckung<br />

/ Neuentdeckung seines Anspruch<br />

als Glaubensimpuls ist <strong>das</strong><br />

Leitthema zahlreicher bilddidaktischer<br />

Beiträge von Günter Lange in<br />

zahlreichen religionsdidaktischen<br />

Hand büchern, Arbeitshilfen und<br />

Nachschlagewerken seit Ende der<br />

70er Jahre bis heute und <strong>das</strong> hat<br />

Generationen von Lehrerinnen und<br />

Lehrern geprägt – bis heute. Für die<br />

konkrete Schulpraxis bedeutete dies<br />

nicht nur eine Sensibilisierung der<br />

Lehrenden, sondern vor allem auch<br />

die Erschließung zahlreicher Hauptwerke<br />

der christlichen Kunstgeschichte<br />

für den Religionsunterricht<br />

aller Schulformen und -stufen. Dass<br />

dabei auch ganz neue Sichtweisen<br />

auf deren Bestände und damit nicht<br />

zuletzt ganz neue Sichtweisen auf den<br />

Grund christlicher Hoffnung möglich<br />

wurden, belegen etwa die Arbeiten<br />

Günter Langes zur – auch verstörenden<br />

– Vielgestaltigkeit des Christusbildes,<br />

zur „Handgreiflich-<br />

Eine Übersicht der museumspädagogischen Angebote erhalten Sie unter www.irum.de<br />

Veranstaltungen


28 Neue Medien im Verleih 29<br />

keit“ der Auferstehungshoffnung im<br />

Osterbild, zu spirituell herausfordernden<br />

Weihnachtsbildern jenseits der<br />

Idylle der Heiligen Familie, die ihren<br />

festen Platz im Religionsunterricht, in<br />

der Katechese und der theologischen<br />

Erwachsenenbildung längst gefunden<br />

haben.<br />

Dass der bilddidaktische Zugang von<br />

Günter Lange sich über die Jahre<br />

hinweg immer noch und immer neu<br />

großer Beliebtheit bei den Praktikerinnen<br />

und Praktikern erfreut, hat in<br />

meiner Wahrnehmung aber vor allem<br />

mit zwei Dimensionen zu tun: Zum<br />

einen bietet sein Modell der „Bilderschließung<br />

in fünf (nicht zwingend<br />

vollständig und in dieser Reihung zu<br />

absolvierenden!) Schritten“ in seinem<br />

charakteristischen mehrfachen<br />

Wechselspiel von „Innenkonzentration“<br />

und „Außenkonzentration“ – also<br />

von Bilderfahrung und von Reflexion<br />

und methodischer Sicherung des Gesehenen<br />

– auch den in Kunstdingen<br />

Ungeübten ein relativ einfaches und<br />

sicheres Betrachtungsraster, <strong>das</strong> immer<br />

wieder den Anschluss auch zu<br />

persönlicher Deutung ermöglichen<br />

will, <strong>das</strong> aber gleichzeitig verhindern<br />

möchte, <strong>das</strong>s etwas in <strong>das</strong> Bild „hineingeheimnist“<br />

<strong>wir</strong>d.<br />

Zum anderen erweist sich dieser<br />

Zugang als anschlussfähig auch an<br />

aktuelle religionsdidaktische Ansätze<br />

und Zugänge wie <strong>das</strong> ästhetische<br />

Lernen und den performativen Religionsunterricht<br />

und zwar nicht obwohl,<br />

Günter Lange erschließt in seinem neu<br />

erschienenen Buch mehr als 30 Bildbeispiele<br />

zum Thema Christus.<br />

sondern weil er auf weitere methodische<br />

Entfaltungen und Einpassungen<br />

in Unterrichtsentwürfe verzichtet und<br />

im Ganzen eher „fundamentaldidaktische“<br />

Anregungen gibt. Lehrerinnen<br />

und Lehrern <strong>wir</strong>d damit zugemutet<br />

und zugetraut, <strong>das</strong>s sie den Umgang<br />

mit Werken der Kunst in ihr Unterrichtskonzept<br />

einbinden und <strong>das</strong> bedeutet<br />

auch, <strong>das</strong>s sie ihn im Blick auf<br />

ihr Unterrichtskonzept reflektieren,<br />

kontextualisieren und aktualisieren<br />

(müssen). Denn er versteht sich ja<br />

nicht so sehr als Zugang zu einem<br />

kunstgeschichtlichen „Reservoir“,<br />

sondern vielmehr als „Sehschule“, die<br />

die Wahrnehmung stärken, <strong>das</strong> Verständnis<br />

der eigenen und der fremden<br />

Perspektive klären, Transformationen<br />

begreifen, sachangemessene Aktualisierungen<br />

ermöglichen möchte. Mit<br />

dieser potenziellen Offenheit gegenüber<br />

dem Bild als Bild <strong>wir</strong>d nicht zuletzt<br />

auch der Zugang zur Kunst der<br />

Moderne und der Gegenwart, auch<br />

zu den Bildern und Bildräumen der<br />

Neuen Medien eröffnet und damit zu<br />

aktuellen bilddidaktischen Herausforderungen<br />

der Gegenwart.<br />

Der Studientag am 11. 2. 2012 anlässlich<br />

des 80. Geburtstags von Günter<br />

Lange, der eine Kooperationsveranstaltung<br />

der Katholischen Akademie<br />

Schwerte und des <strong>Institut</strong>s für Religionspädagogik<br />

und Medienarbeit<br />

ist, möchte diese Erträge seiner bildtheologischen<br />

und bilddidaktischen<br />

Arbeit würdigen, sie aber vor allem<br />

auch mit Blick auf die religionspädagogischen<br />

Herausforderungen und<br />

Konzepte der Gegenwart diskutieren<br />

und fortschreiben. Das alles immer –<br />

wie Günter Lange es seit vielen Jahren<br />

vormacht – mit dem Blick auf <strong>das</strong><br />

anschauliche Bildbeispiel. So <strong>wir</strong>d<br />

der Kunsthistoriker Privatdozent<br />

Dr. David Ganz, Konstanz, sich in<br />

einem Vortrag zum Thema „Bildsummenspiele.<br />

Der Plural der<br />

Bilder und die Religion“<br />

mit mittelalterlichen<br />

Einbänden liturgischer Bücher<br />

befassen. Der Fundamentaltheologe<br />

Prof. Dr. Josef Meyer zu Schlochtern,<br />

Paderborn, spricht zum Thema: „Den<br />

Bereich des Sagbaren ausdehnen.<br />

Zum Sinn des Dialogs von Theologie<br />

und Bildender Kunst“ am Bespiel<br />

einer „Verkündigung nach Tizian“<br />

des Gegenwartskünstlers Gerhard<br />

Richter. In einem Podiumsgespräch<br />

werden bilddidaktisch ausgewiesene<br />

und profilierte Vertreterinnen und<br />

Vertreter der schulischen und gemeindlichen<br />

Religionspädagogik, der<br />

museumsdidaktischen und kulturvermittelnden<br />

Praxis zu neuen Wegen<br />

der Bilddidaktik, künftigen Aufgaben<br />

und Herausforderungen miteinander<br />

und mit den Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer ins Gespräch kommen<br />

und Stellung nehmen zu aktuellen<br />

und zukünftigen Wegen der Bilddidaktik<br />

(Prof. Dr. Claudia Gärtner, TU<br />

Dortmund; Rainer Oberthür, Katechetisches<br />

<strong>Institut</strong> des Bistums Aachen,<br />

Dr. Herbert Fendrich, Beauftragter für<br />

Kirche und Kunst des Bistums Essen,<br />

Weihbischof Ulrich Boom, Würzburg,<br />

Moderation: Prof. Dr. Rita Burrichter,<br />

Universität Paderborn). Last but not<br />

least kommt natürlich auch Prof. Dr.<br />

Günter Lange zu Wort mit einer Bilderschließung<br />

der besonderen Art!<br />

Alle Religionslehrerinnen und Religionslehrer<br />

des Erzbistums Paderborns,<br />

Weggefährtinnen und Weggefährten<br />

wie „Neulinge“ im Umgang<br />

mit Werken der Kunst im Religionsunterricht<br />

sind sehr herzlich eingeladen.<br />

Prof. Dr. Rita Burrichter,<br />

Universität Paderborn<br />

Katholische Akademie Schwerte:<br />

Studientag Bilddidaktik<br />

Samstag, 11. 02. 2012<br />

Beginn: 10 Uhr (ab 9.30 Uhr Stehkaffee)<br />

Ende: 18 Uhr<br />

Kursgebühr: 15 €<br />

Anmeldung bei:<br />

Manuela Siepmann<br />

Telefon: 0 23 04 / 477-153<br />

E-Mail: siepmann@akademie-schwerte.de<br />

Neue Medien<br />

für den kompetenzorientierten Religionsunterricht im Verleih<br />

Gott und die Welt. Mit<br />

Jugendlichen kompetent<br />

nach Gott fragen<br />

In der Reihe „Schönberger<br />

Impulse. Praxisideen<br />

Religion“ ist<br />

ein Band erschienen,<br />

der der für den RU<br />

zentralen Frage nach<br />

Gott nachgeht. Auf anspruchsvollem<br />

Niveau <strong>wir</strong>d im Rahmen<br />

von sieben Themenbereichen<br />

Material für den unterrichtlichen Einsatz<br />

zur Verfügung gestellt. Die Materialien<br />

nehmen für sich in Anspruch<br />

„religiöse Kompetenz“ herauszubilden<br />

und Wissen und Können zu einer<br />

kompetenten Fragestellung nach<br />

Gott zu leiten. Das <strong>Heft</strong> ist für den<br />

Einsatz am Ende der Sekundarstufe I<br />

geeignet.<br />

Sies, Gabriele (Hrsg.): Gott und die Welt.<br />

Mit Jugendlichen kompetent nach Gott<br />

fragen | Schönberger Impulse. Praxisideen<br />

Religion | Braunschweig, Diesterweg<br />

2010<br />

Religions–Methodik<br />

Wie kann Religion<br />

zeit gemäß unterrichtet<br />

werden? Dieses Methodenhandbuch<br />

ist<br />

auf einen konfessionellkooperativen<br />

Religionsunterricht<br />

aus gerichtet.<br />

Evangelische und katholische<br />

Religionspädagogen bieten wissenschaftlich<br />

fundierte Orientierung,<br />

konkrete Anregungen sowie Materialien<br />

für die Unterrichtspraxis.<br />

Es geht um:<br />

• Ästhetisches Gestalten<br />

• Filme deuten und produzieren<br />

• Musik erleben<br />

• Meditieren und Stille erfahren<br />

• Bibliodrama erproben<br />

• Miteinander sprechen –<br />

im Gespräch bleiben<br />

• Texte verstehen, Texte schreiben<br />

• Fächer verbinden – projektorientiert<br />

lernen<br />

Baumann, Ulrike (Hrsg.): Religions-Methodik.<br />

Handbuch für die Sekundarstufe<br />

I und II | Cornelsen Scriptor | Berlin,<br />

Cornelsen 2007<br />

Lehrbuch der<br />

Religionsdidaktik<br />

Das verständlich geschriebene Lehrbuch<br />

der Religionsdidaktik behandelt<br />

die Grundfragen des Religionsunterrichts,<br />

bietet einen Überblick zur Entwicklung<br />

der Religionsdidaktik und<br />

eine Einführung in die gegenwärtige<br />

Diskussion um den Religionsunterricht<br />

im Kontext einer pluralen Gesellschaft.<br />

Das Lehrbuch eignet sich<br />

nicht nur hervorragend zur Examensvorbereitung,<br />

sondern bietet auch<br />

allen, die sich einen Überblick zur<br />

aktuellen Entwicklung der Religionsdidaktik<br />

verschaffen wollen, wertvolle<br />

Informationen.<br />

Kalloch, Christina/Leimgruber, Stephan/<br />

Schwab, Ulrich: Lehrbuch der Religionsdidaktik.<br />

Für Studium und Praxis in<br />

ökumenischer Perspektive | Freiburg/Br.,<br />

Herder 2009, 440 Seiten<br />

Basiskartei Religionsdidaktik<br />

{IRUM Dortmund}<br />

Diese Kartei bündelt konzentriertes<br />

Grundwissen über religionspädagogische<br />

Grundlagen, Planung von Religionsunterricht<br />

und Anfertigung von<br />

Unterrichtsentwürfen sowie Methoden<br />

im Religionsunterricht.<br />

Die Karten geben einen<br />

schematisierten<br />

Überblick über ihr jeweiliges<br />

Thema. Sie<br />

ergänzen die Einführung<br />

mit weiterführender Literatur<br />

und Aufgaben, die zum Vertiefen und<br />

selbstständigem Weiterarbeiten gut<br />

geeignet sind. Die Kartei kann und<br />

will nicht die Lektüre einschlägiger<br />

Literatur ersetzen, sondern ist – u. a.<br />

im ersten Teil ‚Grundlagen’ – darauf<br />

angewiesen, durch solche Arbeit erschlossen<br />

zu werden.<br />

Die Karten bieten deshalb auf der<br />

Rückseite neben Literaturhinweisen<br />

nach Möglichkeit auch Aufgaben–<br />

oder Fragestellungen an, die <strong>Ihnen</strong><br />

helfen wollen, die jeweiligen Inhalte<br />

intensiv zu durchdenken und sich auf<br />

diese Weise individuell anzueignen.<br />

Wiemer, Axel/ Edelbrock, Anke/Käss,<br />

Ingrid: Basiskartei Religionsdidaktik.<br />

Grundlagen – Unterrichtsplanung –<br />

Methoden. Göttingen | Vandenhoeck &<br />

Ruprecht <strong>2011</strong>, 264 Seiten,<br />

Neues Forum Religion<br />

Die Reihe »Neues Forum<br />

Religion« ist eine<br />

Neubearbeitung des<br />

»Forum Religion«. Das<br />

Werk berücksichtigt<br />

die Veränderungen,<br />

die seitdem in Kirche<br />

und Theologie, in Pädagogik und<br />

schulischem Leben, in Politik und<br />

Gesellschaft und vor allem im Leben<br />

und in der Einstellung junger Leute<br />

eingetreten sind. Es wendet sich an<br />

Schüler/-innen, die danach fragen,<br />

wie die moderne Lebenswelt in ihrer


30<br />

31<br />

unübersichtlichen Vielfalt zur Religion<br />

steht.<br />

Alle sechs Arbeitsbücher (Arbeitsbücher<br />

zur Theologie, Christologie,<br />

Anthropologie, Ethik, Ekklesiologie,<br />

Eschatologie) können in Grund- und<br />

Leistungskursen verwendet werden.<br />

Sie bereiten auf <strong>das</strong> Zentralabitur vor.<br />

Für die einzelnen Arbeitsbücher sind<br />

folgende Aspekte kennzeichnend:<br />

• eine solide Einführung in Bibel,<br />

Theologie und Ethik<br />

• <strong>das</strong> Gespräch mit den Wissenschaften<br />

• Berücksichtigung der thematisch<br />

passenden Beiträge aus Philosophie,<br />

Kunst und Literatur<br />

• der gegenwärtige Dialog mit dem<br />

Judentum<br />

• Aussagen und Stellungnahmen der<br />

Weltreligionen<br />

In jedem Arbeitsbuch ist ein kursübergreifendes<br />

Kapitel »Basiswissen«, in<br />

dem eine Einführung in eine grundlegende<br />

Thematik gegeben <strong>wir</strong>d. Im<br />

Zusammenhang mit den Lexikonartikeln<br />

auf fast jeder Doppelseite und<br />

dem kleinen Lexikon der Fachbegriffe<br />

am Ende jedes Arbeitsbuches <strong>wir</strong>d<br />

eine Grundlage für <strong>das</strong> Zentralabitur<br />

gelegt. Jeder Band schließt mit einem<br />

Methodenteil, der methodisches Arbeiten<br />

und Lernen ermöglichen soll.<br />

Trutwin, Werner: Neues Forum Religion.<br />

Unterrichtswerk für den katholischen Religionsunterricht<br />

in der Sekundarstufe II.<br />

Düsseldorf, Patmos 2010<br />

Nach dem Anfang November abgeschlossenen<br />

Umzug erreichen Sie <strong>das</strong><br />

IRUM jetzt in der Kommende Dortmund:<br />

Brackeler Hellweg 144<br />

44309 Dortmund<br />

02 31/ 20 60 5-300<br />

irumdortmund@erzbistum-paderborn.de<br />

Die neuen Öffnungszeiten haben folgenden<br />

Umfang:<br />

Montag 10.00 – 17.30 Uhr<br />

Dienstag 10.00 – 17.30 Uhr<br />

Mittwoch 13.00 – 17.30 Uhr<br />

Donnerstag 10.00 – 17.30 Uhr<br />

Freitag 10.00 – 12.30 Uhr<br />

Weitere Informationen und einen Online-Katalog finden Sie unter www.irum.de<br />

Impressum<br />

Herausgegeben und verlegt vom Erzbischöflichen Generalvikariat Paderborn.<br />

Verantwortlich für den Inhalt: Domkapitular Joachim Göbel, Leiter der HA Schule und Erziehung.<br />

Redaktion: Christoph Quasten M. A., Tel.: 0 52 51 / 125-1910, E-Mail: christoph.quasten@erzbistum-paderborn.de<br />

Layout: Typographen GmbH, Paderborn<br />

Herstellung: Bonifatius Druck-Buch-Verlag GmbH, Paderborn<br />

Die Schulinformationen erscheinen dreimal im Jahr.<br />

Ältere Ausgaben der Schulinformationen stehen als PDF-Datei zum Download zur Verfügung<br />

unter: www.schuleunderziehung.de Schulinformationen


Franziskus – Licht aus Assisi.<br />

Ausstellung im Diözesanmuseum Paderborn<br />

9. Dezember <strong>2011</strong> – 6. Mai 2012

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