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Schulblatt 3/2013 - schule.sg.ch - Kanton St.Gallen

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Kunstmuseum Thurgau,<br />

Ittinger Museum<br />

Filme der Antworten<br />

Der «Film der Antworten» basiert auf Gesprä<strong>ch</strong>en<br />

mit zwölf S<strong>ch</strong>western der Benediktinerinnenabtei<br />

Mariendonk am Niederrhein. Deren<br />

tiefgründige Reflexionen über Gott und<br />

das Leben geben Einblick in das aktuelle Denken<br />

einer Klostergemeins<strong>ch</strong>aft und provozieren<br />

beim Publikum die Auseinandersetzung<br />

mit jenen existentiellen Fragen, denen si<strong>ch</strong><br />

niemand entziehen kann.<br />

Zwis<strong>ch</strong>en 2004 und 2009 hat der Professor für<br />

Neue Medien an der Fa<strong>ch</strong>ho<strong>ch</strong><strong>s<strong>ch</strong>ule</strong> Bielefeld,<br />

Thomas Henke, mit seiner Frau die S<strong>ch</strong>western<br />

der Benediktinerinnenabtei Mariendonk<br />

mehrfa<strong>ch</strong> besu<strong>ch</strong>t und mit ihnen lange Gesprä<strong>ch</strong>e<br />

geführt. Die Klosterfrauen spre<strong>ch</strong>en<br />

überras<strong>ch</strong>end offen über persönli<strong>ch</strong>e und weltans<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong>e<br />

Themen. Sie reden über Glaube,<br />

Liebe, Hoffnung, aber au<strong>ch</strong> über Zweifel,<br />

Angst und Versu<strong>ch</strong>ung. In den Gesprä<strong>ch</strong>en<br />

spiegeln si<strong>ch</strong> Weltsi<strong>ch</strong>ten, die glei<strong>ch</strong>ermassen<br />

in dem jahrhundertealten Denkgebäude des<br />

Christentums wie au<strong>ch</strong> in einem ganz pragmatis<strong>ch</strong>en<br />

und modernen Na<strong>ch</strong>denken über<br />

die Welt verhaftet sind.<br />

Der «Film der Antworten» von Peggy und<br />

Thomas Henke findet in der Kartause Ittingen,<br />

dem ehemaligen Kartäuserkloster, glei<strong>ch</strong>sam<br />

ein natürli<strong>ch</strong>es Umfeld. Ganz bru<strong>ch</strong>los ist diese<br />

Einfügung allerdings ni<strong>ch</strong>t. Einer der Brü<strong>ch</strong>e<br />

entsteht dadur<strong>ch</strong>, dass die Kartäuser zu den<br />

strengsten Orden überhaupt gehören. Sie su<strong>ch</strong>en<br />

Gott in der Einsamkeit, unterwerfen si<strong>ch</strong><br />

einem strengen S<strong>ch</strong>weigegebot und reduzieren<br />

ihren Austaus<strong>ch</strong> mit ihren Brüdern oder<br />

der Aussenwelt auf ein absolutes Minimum.<br />

In dieses radikale S<strong>ch</strong>weigen bre<strong>ch</strong>en nun die<br />

im «Film der Antworten» aufgezei<strong>ch</strong>neten Gesprä<strong>ch</strong>e<br />

der Klosterfrauen ein. Die Nonnen reden<br />

und geben Einblick in Gedankenwelten,<br />

die si<strong>ch</strong> von den Überlegungen der Kartäuser<br />

wohl ni<strong>ch</strong>t grundsätzli<strong>ch</strong> unters<strong>ch</strong>eiden. Die<br />

Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> Gott, die Ausri<strong>ch</strong>tung auf ein Leben<br />

na<strong>ch</strong> dem Tod, aber au<strong>ch</strong> die vielfältigen<br />

Zweifel, die ein klösterli<strong>ch</strong>es Leben na<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong><br />

zieht, gehören au<strong>ch</strong> bei den Kartäusern zum<br />

Alltag, wennglei<strong>ch</strong> sie von diesen ni<strong>ch</strong>t au<strong>sg</strong>espro<strong>ch</strong>en<br />

werden. In den im Film aufgezei<strong>ch</strong>neten<br />

Gesprä<strong>ch</strong>en der Klosterfrauen erhält so<br />

klösterli<strong>ch</strong>es Denken Gestalt. Die Ausführungen<br />

der Nonnen lassen begreifen, was das Leben<br />

im Kloster ausma<strong>ch</strong>en kann.<br />

Der «Film der Antworten» greift allerdings<br />

weit über den klösterli<strong>ch</strong>en Kontext hinaus.<br />

Die Installation wird denn au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t im Ittinger<br />

Museum, sondern im Kunstmuseum gezeigt,<br />

wodur<strong>ch</strong> das Werk im zeitgenössis<strong>ch</strong>en<br />

Kunstdiskurs verankert wird; und wenn eine<br />

der Klosterfrauen postuliert: «I<strong>ch</strong> als moderner<br />

Mens<strong>ch</strong>…» dann verweist dies auf eine<br />

unauflösbare Verbindung mit dem Heute hin.<br />

Selbst wenn Bekleidung und Rituale, ja selbst<br />

gewisse Denkformen der Nonnen in weit zurückrei<strong>ch</strong>enden<br />

Traditionen wurzeln, so ist<br />

das, was sie als moderne Mens<strong>ch</strong>en zu sagen<br />

haben, von einer unübersehbaren Aktualität.<br />

Im «Film der Antworten» verbindet si<strong>ch</strong> so<br />

eine zeitgenössis<strong>ch</strong>e künstleris<strong>ch</strong>e Ausdrucksform<br />

mit einem offenen Na<strong>ch</strong>denken über das<br />

Leben, in dem das Zweifeln und das Reflek-<br />

Vers<strong>ch</strong>iedenes <strong>S<strong>ch</strong>ulblatt</strong> 3/<strong>2013</strong> 233

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