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Lehrerweiterbildung Lernstrategien - schule.sg.ch

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<strong>Lernstrategien</strong> vermitteln<br />

Handout für Lehrkräfte<br />

12.04.2013<br />

Weiterbildung: Wie vermittle i<strong>ch</strong> <strong>Lernstrategien</strong>?<br />

Fabian Grolimund


Weitere Texte auf: www.mit-kindern-lernen.<strong>ch</strong><br />

Inhalt<br />

Hindernisse bei der Vermittlung von <strong>Lernstrategien</strong> .............................................................................. 3<br />

Prinzipien zur Vermittlung von <strong>Lernstrategien</strong> ....................................................................................... 5<br />

Textlernstrategien ................................................................................................................................... 9<br />

<strong>Lernstrategien</strong> für den Spra<strong>ch</strong>unterri<strong>ch</strong>t: Grammatik .......................................................................... 11<br />

Re<strong>ch</strong>tzeitig repetieren ........................................................................................................................... 16<br />

<strong>Lernstrategien</strong> für den Spra<strong>ch</strong>unterri<strong>ch</strong>t: Wörter lernen ..................................................................... 18<br />

<strong>Lernstrategien</strong> für den Spra<strong>ch</strong>unterri<strong>ch</strong>t: Die Lernkartei ...................................................................... 20<br />

Lernen in der Gruppe ............................................................................................................................ 22<br />

Tipps gegen Blackouts ........................................................................................................................... 24<br />

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Weitere Texte auf: www.mit-kindern-lernen.<strong>ch</strong><br />

Hindernisse bei der Vermittlung von <strong>Lernstrategien</strong><br />

Es gibt inzwis<strong>ch</strong>en eine Menge an Bü<strong>ch</strong>ern, die uns verraten, wie ri<strong>ch</strong>tiges Lernen aussehen sollte. Als<br />

Lehrer/in werden jedo<strong>ch</strong> festgestellt haben, dass es gar ni<strong>ch</strong>t so einfa<strong>ch</strong> ist, das Lernverhalten von<br />

Jugendli<strong>ch</strong>en zu verändern. Ihnen ledigli<strong>ch</strong> Tipps und Methoden zu vermitteln s<strong>ch</strong>eint in vielen Fällen<br />

ni<strong>ch</strong>t auszurei<strong>ch</strong>en, um eine Veränderung im Lernverhalten zu bewirken.<br />

Es gibt einige Hindernisse, die der Aufnahme neuer Strategien entgegenstehen. Wenn wir sie kennen<br />

und ihnen Bea<strong>ch</strong>tung s<strong>ch</strong>enken, werden wir in unserer Arbeit effektiver werden: Unsere<br />

S<strong>ch</strong>üler/innen werden eher gewillt sein, ihr Lernverhalten zu hinterfragen, mit neuen Strategien zu<br />

experimentieren und ihre Strategien zu erweitern. Befassen wir uns also kurz mit einigen Barrieren,<br />

die der Vermittlung neuer Strategien im Wege stehen:<br />

Eine gut geübte s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te Strategie kann zu besseren Ergebnissen führen, als eine gute Strategie,<br />

die zu wenig geübt wurde<br />

Ein typis<strong>ch</strong>es Beispiel hierfür ist das Mas<strong>ch</strong>inens<strong>ch</strong>reiben. Haben wir zu Beginn keinen<br />

S<strong>ch</strong>reibmas<strong>ch</strong>inenkurs besu<strong>ch</strong>t und mit einem ungünstigen System begonnen, wird es s<strong>ch</strong>wierig, dies<br />

später zu ändern. Das jahrelange Training mit dem individuellen System hat zu einer bea<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />

Ges<strong>ch</strong>windigkeit geführt: Wenn wir jetzt auf das eigentli<strong>ch</strong> bessere und s<strong>ch</strong>nellere 10-Finger-System<br />

we<strong>ch</strong>seln, sind wir zunä<strong>ch</strong>st langsamer. Die Folge ist in vielen Fällen, dass wir ni<strong>ch</strong>t mehr bereit sind,<br />

unser ungünstiges System aufzugeben - au<strong>ch</strong> wenn wir viellei<strong>ch</strong>t ledigli<strong>ch</strong> während einem halben<br />

Jahr langsamer und den Rest unseres Lebens s<strong>ch</strong>neller s<strong>ch</strong>reiben könnten.<br />

Wi<strong>ch</strong>tig: Während dieser Zeit des Übergangs benötigen Lernende viel Motivation und Unterstützung<br />

- jemanden, der ihnen klar vermittelt, dass sie Erfolge ernten werden und es si<strong>ch</strong> lohnt, am Ball zu<br />

bleiben.<br />

Zeitdruck und Stress<br />

Es brau<strong>ch</strong>t Zeit und innere Ruhe, si<strong>ch</strong> mit dem eigenen Lernverhalten auseinanderzusetzen und neue<br />

Strategien auszuprobieren. Wann aber sind wir Mens<strong>ch</strong>en bereit, uns mit unserem Verhalten<br />

auseinanderzusetzen und eine Veränderung zu erwägen? Dann, wenn wir mit unseren<br />

alten Strategien ni<strong>ch</strong>t mehr zure<strong>ch</strong>t kommen.<br />

Wir befassen uns mit <strong>Lernstrategien</strong>, wenn wir s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te Noten s<strong>ch</strong>reiben und die Versetzung<br />

gefährdet ist. Genau unter diesen Bedingungen - Zeitdruck und Stress - sind wir aber geneigt, auf<br />

automatisierte, rigide Strategien zurückzugreifen.<br />

Wi<strong>ch</strong>tig: Lernende benötigen jemanden, der mit ihnen ihr Verhalten reflektiert, wenn sie unter Druck<br />

geraten und in ungünstige Gewohnheiten zurückfallen, jemanden, der sie dazu anhält, innezuhalten,<br />

na<strong>ch</strong>zudenken und besonnen vorzugehen.<br />

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Weitere Texte auf: www.mit-kindern-lernen.<strong>ch</strong><br />

Der Holzfäller<br />

Ein Wanderer trifft im Wald auf einen vers<strong>ch</strong>witzten, ers<strong>ch</strong>öpften Holzfäller. „Sie sind ja völlig ausser<br />

Puste!“ bemerkt der Wanderer. „Ja, i<strong>ch</strong> muss bis heute Abend diese Bäume fällen und bin in Verzug!“<br />

„Das kann i<strong>ch</strong> mir vorstellen, Ihr Beil ist ja ganz stumpf, so brau<strong>ch</strong>en Sie Stunden für einen einzelnen<br />

Baum. Wieso ma<strong>ch</strong>en Sie ni<strong>ch</strong>t eine Pause, erholen si<strong>ch</strong> und s<strong>ch</strong>ärfen das Beil?“ Der Holzfäller<br />

erwidert: „Dazu habe i<strong>ch</strong>, verflu<strong>ch</strong>t no<strong>ch</strong> mal, keine Zeit!“<br />

S<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te Erfahrungen mit neuen Strategien<br />

Viele Jugendli<strong>ch</strong>e sind dem Thema "<strong>Lernstrategien</strong>" abgeneigt, weil sie s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te Erfahrungen mit<br />

neuen Strategien gema<strong>ch</strong>t haben. Dies lässt si<strong>ch</strong> in vielen Fällen darauf zurückführen, dass<br />

Strategien vermittelt wurden, die unter den gegebenen Umständen ungünstig waren. S<strong>ch</strong>üler<br />

müssten ni<strong>ch</strong>t nur Strategien kennen, sondern au<strong>ch</strong> wissen, unter wel<strong>ch</strong>en Bedingungen diese<br />

anzuwenden sind.<br />

Viele Lehrkräfte und Lernberater empfehlen beispielsweise Jugendli<strong>ch</strong>en, Zusammenfassungen zu<br />

s<strong>ch</strong>reiben, ohne zu reflektieren, wann diese Strategie sinnvoll ist.<br />

Zusammenfassungen haben dann einen Wert, wenn eine grosse Fülle an Stoff vorgegeben wird,<br />

jedo<strong>ch</strong> nur eine Teilmenge davon wi<strong>ch</strong>tig ist. Der S<strong>ch</strong>üler erhält beispielsweise 120 Seiten zu einem<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsthema und hat die Aufgabe, wi<strong>ch</strong>tige Punkte aus den Texten herauszufiltern und an der<br />

Prüfung wiederzugeben. Gibt der Lehrer jedo<strong>ch</strong> vor, dass 15 Seiten aus einem bereits sehr<br />

verdi<strong>ch</strong>teten Lehrbu<strong>ch</strong> zu lernen sind und erwartet er, dass die S<strong>ch</strong>üler die meisten Texte auswendig<br />

können, ist es äusserst ungünstig, wenn der S<strong>ch</strong>üler die Strategie "Zusammenfassung s<strong>ch</strong>reiben"<br />

verwendet. Er könnte eine ri<strong>ch</strong>tige Zusammenfassung s<strong>ch</strong>reiben - also die 15 Seiten auf 2 bis 3<br />

reduzieren mit dem Resultat, dass er das meiste ni<strong>ch</strong>t gelernt hat und eine s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te Prüfung<br />

s<strong>ch</strong>reibt. Oder er kann die Methode dahingehend verwenden, dass er die 15 Seiten auf 13 Seiten<br />

zusammenfasst - was häufig gema<strong>ch</strong>t wird, aber absurd ist. Der S<strong>ch</strong>üler sollte im Fall des<br />

Lehrbu<strong>ch</strong>textes ganz auf diese Methode verzi<strong>ch</strong>ten und stattdessen auf Elaborationsstrategien<br />

setzen, also auf Strategien, die es erlauben, si<strong>ch</strong> einen Text effizienter und effektiver zu erarbeiten<br />

und zu merken, anstatt ihn auf das Wesentli<strong>ch</strong>e zu reduzieren.<br />

Wi<strong>ch</strong>tig: Jugendli<strong>ch</strong>e benötigen Hilfe bei der Frage: Wann ist wel<strong>ch</strong>e Lernmethode wirksam?<br />

Lehrkräfte sollten dabei in ihrem Unterri<strong>ch</strong>t nur Lernmethoden vermitteln, die au<strong>ch</strong> wirkli<strong>ch</strong> zu der<br />

Art und Weise passen, wie sie prüfen.<br />

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Weitere Texte auf: www.mit-kindern-lernen.<strong>ch</strong><br />

Prinzipien zur Vermittlung von <strong>Lernstrategien</strong><br />

Wenn Sie als Lehrkraft Lernmethoden vermitteln mö<strong>ch</strong>ten, stehen Sie - wie Sie bereits in<br />

der Einführung gelesen haben - vor einigen Hindernissen. S<strong>ch</strong>üler haben bisher viellei<strong>ch</strong>t negative<br />

Erfahrungen mit neuen Strategien gema<strong>ch</strong>t und lassen si<strong>ch</strong> deshalb ni<strong>ch</strong>t darauf ein; andere haben<br />

Vorurteile und hören Ihnen ni<strong>ch</strong>t zu oder sind ni<strong>ch</strong>t gewillt, die Strategien auszuprobieren und<br />

wieder andere stehen zu sehr unter Druck, um si<strong>ch</strong> die Zeit zu nehmen, neue Methoden einzuüben.<br />

Die folgenden Prinzipien haben wir in unseren S<strong>ch</strong>ülertrainings na<strong>ch</strong> und na<strong>ch</strong> erarbeitet, um die<br />

Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit zu erhöhen, dass Jugendli<strong>ch</strong>e ihr Lernverhalten reflektieren, neue Strategien<br />

ausprobieren und s<strong>ch</strong>lussendli<strong>ch</strong> in ihr Lernverhalten integrieren.<br />

Prinzip 1: Wissensvermittlung rei<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t aus - S<strong>ch</strong>üler müssen mit neuen Strategien positive<br />

Erfahrungen ma<strong>ch</strong>en<br />

Wann sind wir bereit, uns anders zu verhalten und eine neue Strategie einzusetzen? Dann, wenn wir<br />

damit positive Erfahrungen gema<strong>ch</strong>t haben!<br />

Viele Lehrkräfte sagen uns in Weiterbildungen und bei Vorträgen, dass sie dur<strong>ch</strong>aus <strong>Lernstrategien</strong><br />

vermitteln, die S<strong>ch</strong>üler jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t gewillt seien, diese umzusetzen - eine Erfahrung, die wir zu<br />

Beginn ebenfalls oft gema<strong>ch</strong>t haben. Dies liegt in vielen Fällen darin begründet, dass die S<strong>ch</strong>üler<br />

s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t daran glauben, mit der neuen Strategie effektiver lernen zu können. Die S<strong>ch</strong>üler<br />

glauben beispielsweise, dass zusätzli<strong>ch</strong>e Strategien beim Textlernen (den Stoff mündli<strong>ch</strong><br />

wiedergeben, si<strong>ch</strong> selbst mögli<strong>ch</strong>e Prüfungsfragen überlegen etc.) mit mehr Aufwand verbunden<br />

sind, als mehrmaliges passives Dur<strong>ch</strong>lesen des Stoffs. Wenn wir Jugendli<strong>ch</strong>en in Trainings<br />

Textlernstrategien vermitteln, hören wir regelmässig den Einwand: "Ja, aber gibt das ni<strong>ch</strong>t mehr zu<br />

tun? Muss i<strong>ch</strong> so ni<strong>ch</strong>t no<strong>ch</strong> mehr lernen?"<br />

Die S<strong>ch</strong>üler benötigen nun den konkreten Gegenbeweis, die Erfahrung, dass sie si<strong>ch</strong> den Stoff dur<strong>ch</strong><br />

die neue Methode besser merken und das Gelernte länger behalten können.<br />

Wir vermitteln daher zunä<strong>ch</strong>st ledigli<strong>ch</strong> eine einfa<strong>ch</strong>e Erweiterung des passiven Lesens:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Lest einen Abs<strong>ch</strong>nitt dur<strong>ch</strong><br />

Erzählt eu<strong>ch</strong> selbst (laut oder in Gedanken), was ihr gelesen habt<br />

S<strong>ch</strong>aut na<strong>ch</strong>, ob ihr alles ri<strong>ch</strong>tig erinnern konntet und füllt die Lücken<br />

geht dann einen Abs<strong>ch</strong>nitt weiter und lernt auf diese Weise zwei Seiten des Lehrbu<strong>ch</strong>s<br />

Wir lassen die S<strong>ch</strong>üler die Strategie anhand des aktuellen Prüfungsstoffs ausprobieren und fragen Sie<br />

dana<strong>ch</strong> ab. Die S<strong>ch</strong>üler sind meist erstaunt, dass das Wiedergeben in eigenen Worten und das ras<strong>ch</strong>e<br />

Wiederholen dazu geführt haben, dass sie si<strong>ch</strong> den Stoff s<strong>ch</strong>neller merken konnten. Na<strong>ch</strong> dieser<br />

Erfahrung erklären wir, warum die Strategie wirksam ist und erweitern sie - wobei wir hier<br />

vers<strong>ch</strong>iedene Mögli<strong>ch</strong>keiten vorgeben und die S<strong>ch</strong>üler damit experimentieren lassen.<br />

Als Lehrer/in können Sie si<strong>ch</strong> zu diesem Prinzip die Frage stellen: Habe i<strong>ch</strong> dafür gesorgt, dass die<br />

S<strong>ch</strong>üler die Strategie ausprobiert und damit positive Erfahrungen gema<strong>ch</strong>t haben? Falls ja, werden<br />

sie die Strategie mit grösserer Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit beibehalten.<br />

Prinzip 2: Vermitteln Sie nur eine Strategie auf einmal<br />

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Weitere Texte auf: www.mit-kindern-lernen.<strong>ch</strong><br />

Als Lehrkraft haben Sie die Mögli<strong>ch</strong>keit, jeweils nur eine einzige Lernstrategie zu vermitteln. Werden<br />

in einer zweistündigen Blockveranstaltung 5 neue <strong>Lernstrategien</strong> vermittelt, nehmen die<br />

S<strong>ch</strong>üler/innen viellei<strong>ch</strong>t 2 davon auf. Wenden Sie hingegen über ein Jahr verteilt vier mal 30 Minuten<br />

für das Thema <strong>Lernstrategien</strong> auf und vermitteln dabei jeweils nur eine Strategie, werden Ihre<br />

S<strong>ch</strong>üler/innen deutli<strong>ch</strong> mehr profitieren.<br />

Prinzip 3: Werten Sie die Erfahrungen der S<strong>ch</strong>üler aus<br />

Wenn Sie eine Lernstrategie vermittelt haben und die S<strong>ch</strong>üler diese im Unterri<strong>ch</strong>t oder als<br />

Hausaufgabe ausprobiert haben, sollten Sie darauf zurückkommen. Fragen Sie in der folgenden<br />

S<strong>ch</strong>ulstunde na<strong>ch</strong>, wel<strong>ch</strong>e Erfahrungen die S<strong>ch</strong>üler mit der Strategie gema<strong>ch</strong>t haben:<br />

<br />

<br />

<br />

Was hat geklappt?<br />

Was war s<strong>ch</strong>wierig?<br />

Wurde die Strategie ri<strong>ch</strong>tig und sinnvoll angewendet?<br />

In vielen Fällen bemerkt man erst dur<strong>ch</strong> dieses Na<strong>ch</strong>fragen, dass S<strong>ch</strong>üler die Strategien fals<strong>ch</strong><br />

anwenden, unsi<strong>ch</strong>er sind, wann und wie diese einzusetzen sind oder no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t überzeugt sind, mit<br />

der neuen Methode besser lernen zu können. Unsi<strong>ch</strong>erheiten können in der Folge geklärt und das<br />

ri<strong>ch</strong>tige Vorgehen no<strong>ch</strong> einmal geübt werden - mit oft sehr viel positiveren Rückmeldungen in den<br />

folgenden Stunden.<br />

Auf der anderen Seite sind die positiven Kommentare von S<strong>ch</strong>ülern, die die neue Strategie erfolgrei<strong>ch</strong><br />

verwendet haben, immer au<strong>ch</strong> ein Motivator für die anderen, si<strong>ch</strong> ebenfalls weiter mit der Methode<br />

zu befassen.<br />

Prinzip 4: Vermitteln Sie nur Strategien, die der Art der Prüfung entspre<strong>ch</strong>en<br />

Viele S<strong>ch</strong>üler sind frustriert, wenn sie si<strong>ch</strong> Mühe geben, mit einer neuen Strategie auf eine Prüfung zu<br />

lernen und dann eine s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tere Noten erhalten als mit ihren alten Strategien. Dies liegt häufig<br />

daran, dass Lehrer vergessen, die Lernmethoden auf die Prüfung abzustimmen - oder den S<strong>ch</strong>ülern<br />

ni<strong>ch</strong>t vermitteln, wann wel<strong>ch</strong>e Strategie sinnvoll ist.<br />

Während meines Psy<strong>ch</strong>ologiestudiums besu<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> im ersten Jahr au<strong>ch</strong> Vorlesungen in Pädagogik,<br />

wobei mir eine Vorlesung, in der Lernmethoden vermittelt wurden, besonders<br />

in Erinnerung geblieben ist.<br />

Der betreffende Dozent bespra<strong>ch</strong> insbesondere Textlern-Strategien, die es erlei<strong>ch</strong>tern, si<strong>ch</strong> den<br />

Inhalt eines Textes zu ers<strong>ch</strong>liessen und si<strong>ch</strong> Zusammenhänge zu merken und spra<strong>ch</strong> davon, wie<br />

wi<strong>ch</strong>tig es ist, beim Lehren darauf zu a<strong>ch</strong>ten, Sinn zu vermitteln, Zusammenhänge zu diskutieren und<br />

die Motivation der S<strong>ch</strong>üler dadur<strong>ch</strong> zu erhöhen, dass sie den Stoff als bedeutsam und in einen<br />

Gesamtzusammenhang eingebettet wahrnehmen. Zur Prüfungsvorbereitung wandte i<strong>ch</strong> einige der<br />

Methoden an - leider informierte i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t über die Art der Prüfung. S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> wurden an der<br />

Prüfung keine Zusammenhänge abgefragt - es wurde ledigli<strong>ch</strong> darauf gea<strong>ch</strong>tet, ob wir die Folien<br />

praktis<strong>ch</strong> Wort für Wort wiedergeben konnten. Die Methoden fand i<strong>ch</strong> trotzdem sinnvoll - ledigli<strong>ch</strong><br />

der Dozent war dana<strong>ch</strong> in meiner A<strong>ch</strong>tung drastis<strong>ch</strong> gesunken ;-)<br />

Das Beispiel zeigt: Ni<strong>ch</strong>t jede Lernstrategie ist für jede Art von Prüfung sinnvoll. Je na<strong>ch</strong>dem, ob<br />

Zusammenhänge oder Einzelheiten abgefragt werden, ob die Fragen offen sind, oder ob mittels<br />

Multiple-Choice geprüft wird, ob die Prüfung mündli<strong>ch</strong> oder s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong> ist, sind andere Strategien<br />

sinnvoll.<br />

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Weitere Texte auf: www.mit-kindern-lernen.<strong>ch</strong><br />

Als Lehrer/in sollten Sie nur Strategien vermitteln, die mit der Art, in der Sie prüfen, übereinstimmen.<br />

Prinzip 5: Vermitteln Sie Strategien anhand des aktuellen S<strong>ch</strong>ulstoffs<br />

Jugendli<strong>ch</strong>e bringen - bevor sie erste Erfolge erlebt haben - oft wenig Motivation für das Thema<br />

<strong>Lernstrategien</strong> auf. An Workshops in S<strong>ch</strong>ulen haben wir immer wieder die Erfahrung gema<strong>ch</strong>t:<br />

<br />

<br />

Wenn wir <strong>Lernstrategien</strong> anhand von Übungstexten vermitteln, haben wir mit gravierenden<br />

Motivationsdefiziten zu kämpfen.<br />

Wenn wir die S<strong>ch</strong>üler vor dem Workshop informieren können, dass wir beispielsweise<br />

Textlernstrategien vermitteln und sie zu Übungszwecken ihre Unterlagen für die nä<strong>ch</strong>ste Prüfung<br />

im Fa<strong>ch</strong> Biologie, Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Deuts<strong>ch</strong> oder Geografie mitnehmen sollen, war es deutli<strong>ch</strong><br />

einfa<strong>ch</strong>er, für eine gute Lernatmosphäre zu sorgen.<br />

Als Lehrkraft können Sie Ihre S<strong>ch</strong>üler/innen anweisen, die neuen <strong>Lernstrategien</strong> glei<strong>ch</strong> anhand des<br />

aktuellen Prüfungsstoffs auszuprobieren.<br />

Prinzip 6: Wiederholen Sie Strategien, damit sie ni<strong>ch</strong>t vergessen werden<br />

Was wir uns ni<strong>ch</strong>t ab und zu wieder in Erinnerung rufen, vergessen wir - das gilt au<strong>ch</strong> für<br />

Strategien. Es ist s<strong>ch</strong>ade, wenn S<strong>ch</strong>üler neue Methoden ausprobieren, damit Erfolge erleben und<br />

na<strong>ch</strong> und na<strong>ch</strong> wieder vergessen, diese anzuwenden.<br />

Am Ende einer Lernberatung oder eines Lerntrainings geben wir S<strong>ch</strong>ülern daher regelmässig<br />

zwei leere Blätter mit den Aufs<strong>ch</strong>riften:<br />

<br />

<br />

Wie kann i<strong>ch</strong> erfolgrei<strong>ch</strong> lernen?<br />

Wie stehe i<strong>ch</strong> mir selbst im Weg?<br />

und lassen Sie anhand dieser Fragen no<strong>ch</strong>mals darüber na<strong>ch</strong>denken, wel<strong>ch</strong>e Erfahrungen sie<br />

gema<strong>ch</strong>t, wel<strong>ch</strong>e Erkenntnisse sie gehabt und wel<strong>ch</strong>e Strategien sie gelernt haben. Das s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>e<br />

Fixieren ma<strong>ch</strong>t die Strategien verfügbar. Tau<strong>ch</strong>en bei der Prüfungsvorbereitung Probleme auf, muss<br />

der S<strong>ch</strong>üler nur seine Strategie-Blätter hervor nehmen und mehr von Blatt 1 (Wie kann i<strong>ch</strong><br />

erfolgrei<strong>ch</strong> lernen?) tun und die Dinge von Blatt 2 (Wie stehe i<strong>ch</strong> mir selbst im Weg?) unterlassen.<br />

Eine Berufss<strong>ch</strong>ülerin, die si<strong>ch</strong> auf die Zwis<strong>ch</strong>enprüfung Ende des ersten Jahres vorbereitete,<br />

beantwortete die Fragen wie folgt:<br />

So stehe i<strong>ch</strong> mir selbst im Weg:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

I<strong>ch</strong> sage mir am Morgen: "Du hast ja no<strong>ch</strong> den ganzen Tag Zeit"<br />

I<strong>ch</strong> verabrede mi<strong>ch</strong> mit Sandra zum Lernen, obwohl i<strong>ch</strong> genau weiss, dass i<strong>ch</strong> mit ihr den ganzen<br />

Na<strong>ch</strong>mittag plaudere und wir uns besser in der Freizeit sehen würden<br />

I<strong>ch</strong> male mir aus, wie viel Stoff i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> lernen muss und lähme mi<strong>ch</strong> dadur<strong>ch</strong> selbst<br />

I<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>äftige mi<strong>ch</strong> mit meinem s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ten Gewissen (weil i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>ts gema<strong>ch</strong>t habe),<br />

anstatt einfa<strong>ch</strong> anzufangen<br />

So kann i<strong>ch</strong> erfolgrei<strong>ch</strong> lernen:<br />

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Weitere Texte auf: www.mit-kindern-lernen.<strong>ch</strong><br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

I<strong>ch</strong> denke: I<strong>ch</strong> fange jetzt an – i<strong>ch</strong> kann ja problemlos na<strong>ch</strong> 10 Minuten wieder aufhören (dann<br />

brau<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t so viel Überwindung und bleibe dann do<strong>ch</strong> meistens dran)<br />

I<strong>ch</strong> verabrede mi<strong>ch</strong> mit Mi<strong>ch</strong>ael, um gemeinsam zu lernen<br />

I<strong>ch</strong> lerne in der Bibliothek<br />

I<strong>ch</strong> teile mir den Stoff in einzelne übers<strong>ch</strong>aubare Häuf<strong>ch</strong>en ein und ents<strong>ch</strong>eide mi<strong>ch</strong> jeweils am<br />

Abend, was i<strong>ch</strong> am nä<strong>ch</strong>sten Tag lernen will<br />

I<strong>ch</strong> erzähle mir vor dem Eins<strong>ch</strong>lafen zur Repetition no<strong>ch</strong> einmal selbst, was i<strong>ch</strong> heute gelernt<br />

habe<br />

I<strong>ch</strong> geniesse meine Freizeit ohne s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tes Gewissen und erhole mi<strong>ch</strong> dadur<strong>ch</strong> stärker<br />

Die Liste (das Beispiel stammt aus meinem Bu<strong>ch</strong> "effektiv denken - effektiv lernen") half der<br />

S<strong>ch</strong>ülerin, die erfolgsverspre<strong>ch</strong>enden Strategien beizubehalten und ni<strong>ch</strong>t in alte Gewohnheiten<br />

zurückzufallen.<br />

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Weitere Texte auf: www.mit-kindern-lernen.<strong>ch</strong><br />

Textlernstrategien<br />

I<strong>ch</strong> bin in Trainings immer wieder erstaunt darüber, wie viele Jugendli<strong>ch</strong>e kaum Strategien<br />

verwenden, um Texte zu lernen. Ein Grossteil der 14 bis 18 Jährigen begnügt si<strong>ch</strong> damit, Texte<br />

mehrmals passiv dur<strong>ch</strong>zulesen in der Hoffnung, dass mit der Zeit genügend Wissen hängen bleibt,<br />

um die Prüfung zu bestehen.<br />

Die erste und wi<strong>ch</strong>tigste Aufgabe bei der Vermittlung von Textlernstrategien besteht darin,<br />

Jugendli<strong>ch</strong>en zu verdeutli<strong>ch</strong>en, dass Sie Texte besser verstehen, sie si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>neller merken und sie<br />

länger im Gedä<strong>ch</strong>tnis behalten können, wenn Sie si<strong>ch</strong> aktiv mit dem Text befassen.<br />

Es gilt, S<strong>ch</strong>üler die folgende Erfahrung ma<strong>ch</strong>en zu lassen:<br />

Wenn i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> aktiv mit dem Stoff befasse, ihn dur<strong>ch</strong>denke, na<strong>ch</strong>erzähle, vernetze, strukturiere, in<br />

anderer Form aufbereite oder darüber spre<strong>ch</strong>e, bin i<strong>ch</strong> erfolgrei<strong>ch</strong>er, als wenn i<strong>ch</strong> ihn ledigli<strong>ch</strong><br />

mehrmals dur<strong>ch</strong>lese!<br />

Es rei<strong>ch</strong>t in den meisten Fällen ni<strong>ch</strong>t aus, den S<strong>ch</strong>ülern dies mitzuteilen, sie müssen es selbst erleben.<br />

In Lerntrainings beginnen wir meist mit einer simplen Strategie, die aus ledigli<strong>ch</strong> drei S<strong>ch</strong>ritten<br />

besteht:<br />

<br />

<br />

<br />

I<strong>ch</strong> lese mir einen Abs<strong>ch</strong>nitt / eine Seite aufmerksam dur<strong>ch</strong><br />

I<strong>ch</strong> erzähle mir selbst, was i<strong>ch</strong> gerade gelesen habe<br />

I<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>aue na<strong>ch</strong>, ob i<strong>ch</strong> alles ri<strong>ch</strong>tig erinnert habe und fülle allfällige Lücken<br />

Wir lassen die S<strong>ch</strong>üler die Strategie anhand von ein bis zwei Bu<strong>ch</strong>seiten ausprobieren und fragen sie<br />

dana<strong>ch</strong> ab. Die S<strong>ch</strong>üler sind in vielen Fällen erstaunt, wie viel sie si<strong>ch</strong> merken konnten und wie flüssig<br />

sie das Gelernte wiedergeben können. Es lohnt si<strong>ch</strong>, die Strategie anhand des aktuellen<br />

Prüfungsstoffs auszuprobieren, um die Motivation zu erhöhen und den S<strong>ch</strong>ülern die Mögli<strong>ch</strong>keit zu<br />

geben, Verglei<strong>ch</strong>e anzustellen.<br />

Na<strong>ch</strong> diesen ersten positiven Erfahrungen können Sie zusammen mit den S<strong>ch</strong>ülern überlegen,<br />

weshalb sie mit der neuen Methode erfolgrei<strong>ch</strong>er waren.<br />

Eine Training<strong>sg</strong>ruppe hat mir beispielsweise die folgenden Argumente geliefert:<br />

‣ "Wenn i<strong>ch</strong> immer wieder zwis<strong>ch</strong>en Lesen, Erzählen und Kontrollieren ums<strong>ch</strong>alte, werde i<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t so s<strong>ch</strong>nell müde und kann mi<strong>ch</strong> besser konzentrieren."<br />

‣ "Wenn i<strong>ch</strong> es mir erzählen muss, dann sage i<strong>ch</strong> es in eigenen Worten und kann es dadur<strong>ch</strong><br />

besser behalten."<br />

‣ "Beim Erzählen merke i<strong>ch</strong> oft, dass es mir gar ni<strong>ch</strong>t so klar ist – i<strong>ch</strong> will es dann wirkli<strong>ch</strong><br />

verstehen und strenge mi<strong>ch</strong> mehr an."<br />

‣ "Wenn i<strong>ch</strong> es erzähle, finde i<strong>ch</strong> es spannender."<br />

‣ "I<strong>ch</strong> warte dann ni<strong>ch</strong>t so lange, bis i<strong>ch</strong> wiederhole und vergesse so ni<strong>ch</strong>t alles wieder."<br />

‣ „Dur<strong>ch</strong> das Lernen werden unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Hirnareale aktiviert und die Information dadur<strong>ch</strong><br />

mehrfa<strong>ch</strong> „abgespei<strong>ch</strong>ert“ (es gibt S<strong>ch</strong>üler, die in Biologie sehr gut aufpassen ;-)<br />

Na<strong>ch</strong> einer positiven Erfahrung und der Auswertung, können Sie mit den S<strong>ch</strong>ülern bespre<strong>ch</strong>en, in<br />

wel<strong>ch</strong>em Fa<strong>ch</strong> und für wel<strong>ch</strong>e Prüfung sie die neue Strategie ausprobieren mö<strong>ch</strong>ten.<br />

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Weitere Texte auf: www.mit-kindern-lernen.<strong>ch</strong><br />

Das Vorgehen lässt si<strong>ch</strong> als einen Prozess mit 4 S<strong>ch</strong>ritten bes<strong>ch</strong>reiben, wobei jede erfolgrei<strong>ch</strong><br />

dur<strong>ch</strong>laufende Phase die Chance erhöht, dass die S<strong>ch</strong>üler ihr Methodenrepertoire um die neue<br />

Strategie erweitern. Im Idealfall dur<strong>ch</strong>läuft der S<strong>ch</strong>üler die folgenden Phasen:<br />

1. Er hört und versteht die neue Methode<br />

2. Er ma<strong>ch</strong>t – initiiert dur<strong>ch</strong> die Lehrperson - die Erfahrung, dass er mit der neuen Methode<br />

erfolgrei<strong>ch</strong>er ist<br />

3. Er findet eine Erklärung, weshalb er erfolgrei<strong>ch</strong> war und damit neben der positiven Erfahrung<br />

weitere Argumente, die Strategie zu verwenden<br />

4. Er bereitet si<strong>ch</strong> mit der neuen Methode auf eine Prüfung vor und erzielt eine bessere Note – der<br />

Strategieeinsatz hat si<strong>ch</strong> gelohnt<br />

Letzteres ist natürli<strong>ch</strong> ein Glücksfall – zu den ersten drei Punkten können Sie als Lehrkraft wesentli<strong>ch</strong><br />

beitragen.<br />

Haben die S<strong>ch</strong>üler mit der neuen Strategie gute Erfahrungen gema<strong>ch</strong>t, können Sie in einer nä<strong>ch</strong>sten<br />

Sitzung oder Unterri<strong>ch</strong>tsstunde eine Erweiterung bespre<strong>ch</strong>en. Dazu eignen si<strong>ch</strong> beispielsweise die<br />

Punkte "i<strong>ch</strong> markiere S<strong>ch</strong>lüsselbegriffe" und "I<strong>ch</strong> wiederhole am Abend kurz, was i<strong>ch</strong> tagsüber gelernt<br />

habe":<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

I<strong>ch</strong> lese mir einen Abs<strong>ch</strong>nitt / eine Seite aufmerksam dur<strong>ch</strong><br />

I<strong>ch</strong> markiere S<strong>ch</strong>lüsselbegriffe<br />

I<strong>ch</strong> erzähle mir selbst, was i<strong>ch</strong> gerade gelesen habe<br />

I<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>aue na<strong>ch</strong>, ob i<strong>ch</strong> alles ri<strong>ch</strong>tig erinnert habe und fülle allfällige Lücken<br />

Abends wiederhole i<strong>ch</strong> kurz, was i<strong>ch</strong> tagsüber gelernt habe<br />

Gerade bei typis<strong>ch</strong>en Lehrbü<strong>ch</strong>ern, die bereits stark zusammengefasst sind, sollten die S<strong>ch</strong>üler ni<strong>ch</strong>t<br />

alles anstrei<strong>ch</strong>en, was wi<strong>ch</strong>tig ist - sonst sind dana<strong>ch</strong> die ganzen Bü<strong>ch</strong>er farbig. Mit S<strong>ch</strong>lüsselbegriffen<br />

sind wi<strong>ch</strong>tige Begriffe gemeint, die für den Abs<strong>ch</strong>nitt zentral sind (ein bis drei Begriffe pro Abs<strong>ch</strong>nitt).<br />

Die S<strong>ch</strong>lüsselbegriffe sollten es den S<strong>ch</strong>ülern erlauben, den Text dur<strong>ch</strong>zusehen und si<strong>ch</strong> anhand<br />

der markierten Wörter zu fragen: "Weiss i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong>, was mit diesem Begriff gemeint ist? Kann i<strong>ch</strong> den<br />

Inhalt des Abs<strong>ch</strong>nitts anhand des Begriffs wiedergeben?" Sie sind somit eine Hilfe beim späteren<br />

Repetieren. Jugendli<strong>ch</strong>e benötigen meist etwas Übung, bis sie mit den Fragen: "Was war in diesem<br />

Abs<strong>ch</strong>nitt wi<strong>ch</strong>tig? Wel<strong>ch</strong>er Begriff hilft mir, mi<strong>ch</strong> daran zu erinnern?" S<strong>ch</strong>lüsselwörter herausfiltern<br />

können. Sie können dies in der Klasse üben, indem Sie die S<strong>ch</strong>üler einen Abs<strong>ch</strong>nitt lesen lassen und<br />

sie dana<strong>ch</strong> fragen, wel<strong>ch</strong>e Begriffe sie aus wel<strong>ch</strong>em Grund markiert haben.<br />

Eine kurze Wiederholung vor dem Eins<strong>ch</strong>lafen ist deshalb sinnvoll, weil wir uns an Dinge, die wir uns<br />

vor dem Eins<strong>ch</strong>lafen gemerkt haben, besonders gut erinnern können. Diesen Punkt sollen natürli<strong>ch</strong><br />

nur die S<strong>ch</strong>üler umsetzen, die dur<strong>ch</strong> das Lernen ni<strong>ch</strong>t nervös werden und dana<strong>ch</strong> gut eins<strong>ch</strong>lafen<br />

können.<br />

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Weitere Texte auf: www.mit-kindern-lernen.<strong>ch</strong><br />

<strong>Lernstrategien</strong> für den Spra<strong>ch</strong>unterri<strong>ch</strong>t: Grammatik<br />

Was interessiert S<strong>ch</strong>üler, wenn sie ihre Prüfungen zurückerhalten?<br />

Die Note!<br />

Da geben si<strong>ch</strong> Lehrkräfte alle Mühe, die Art der Fehler zu bezei<strong>ch</strong>nen und dem S<strong>ch</strong>üler eine klare<br />

Rückmeldung zu geben – und die S<strong>ch</strong>üler s<strong>ch</strong>auen ni<strong>ch</strong>t hin. Sie sind ni<strong>ch</strong>t in der Lage oder ni<strong>ch</strong>t<br />

motiviert, diese Informationen sinnvoll zu nutzen.<br />

Als Lehrer/in können Sie den S<strong>ch</strong>ülern vermitteln, wie wi<strong>ch</strong>tig dieses Feedback ist und wie gut es si<strong>ch</strong><br />

nutzen lässt, um Grammatik-Fehler zu reduzieren und in der nä<strong>ch</strong>sten Prüfung besser abzus<strong>ch</strong>neiden.<br />

Aus Fehlern wird man s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> nur klug, wenn man sie si<strong>ch</strong> ans<strong>ch</strong>aut.<br />

In unseren Lerntrainings hat si<strong>ch</strong> das folgende Vorgehen bewährt:<br />

Als erstes verdeutli<strong>ch</strong>en wir Lernenden, dass si<strong>ch</strong> ihre Fehler sehr unglei<strong>ch</strong> verteilen. Wir fragen Sie<br />

dana<strong>ch</strong>, ob sie au<strong>ch</strong> „Lieblingsfehler“ haben, die sie besonders oft begehen. Die meisten S<strong>ch</strong>üler<br />

können hierzu einige Beispiele von Regeln benennen, die die Ursa<strong>ch</strong>e für viele Ihrer Fehler sind. I<strong>ch</strong><br />

selbst wusste beispielsweise im Latein zu keinem Zeitpunkt den Unters<strong>ch</strong>ied zwis<strong>ch</strong>en Gerundiv und<br />

Gerundium – was in jeder Prüfung für Fehler sorgte – denno<strong>ch</strong> habe i<strong>ch</strong> diese Regel nie auf eigene<br />

Faust wiederholt, sondern mi<strong>ch</strong> ledigli<strong>ch</strong> jedes Mal darüber aufgeregt.<br />

Wir erstellen darauf hin mit ihnen zusammen ein Blatt mit allen Grammatik-Regeln, die sie bisher<br />

gelernt haben – bestehend aus drei Spalten:<br />

1. Name oder Bes<strong>ch</strong>reibung der Regel<br />

2. Seiten im jeweiligen Grammatik- und Übungsbu<strong>ch</strong>, auf der die Regel zu finden ist<br />

3. Anzahl der Fehler, die si<strong>ch</strong> auf diese Regel zurückführen lassen<br />

Am Ende dieses Kapitels finden Sie ein Beispiel für eine sol<strong>ch</strong>e Analyse, die meine Kollegin Nora<br />

Völker zusammen mit einer Gruppe von S<strong>ch</strong>üler/innen erarbeitet hat. Die Fehlerklassifikation na<strong>ch</strong><br />

Nomen, Verb etc. war eine Idee der S<strong>ch</strong>üler/innen. Das S<strong>ch</strong>ema ist umfangrei<strong>ch</strong>, da es si<strong>ch</strong> um eine<br />

Gruppe handelte, die kurz vor dem Abitur stand.<br />

Sie können das S<strong>ch</strong>ema übernehmen - viel effektiver ist es jedo<strong>ch</strong>, wenn Sie mit den S<strong>ch</strong>üler/innen<br />

ein eigenes erarbeiten, das nur die Regeln beinhaltet, die bisher gelernt wurden und die dritte Spalte<br />

mit den jeweiligen Seiten im Spra<strong>ch</strong>-Bu<strong>ch</strong> und Übungsheft enthält. Den S<strong>ch</strong>üler/innen gelingt zudem<br />

die Zuordnung der Fehler lei<strong>ch</strong>ter und s<strong>ch</strong>neller, wenn sie das System selbst erstellt haben, als wenn<br />

sie si<strong>ch</strong> in die Logik eines fremden S<strong>ch</strong>emas hineindenken müssen.<br />

Ist das S<strong>ch</strong>ema erstellt, ma<strong>ch</strong>en wir uns an die Analyse und werten zusammen mit den S<strong>ch</strong>üler/innen<br />

ihre Prüfungen und Aufsätze aus: Jeder Grammatik-Fehler wird einer Regel zugeordnet – pro Fehler<br />

gibt es einen Stri<strong>ch</strong> in Spalte 3.<br />

S<strong>ch</strong>on bald ergeben si<strong>ch</strong> klare Muster: Die Stri<strong>ch</strong>e verteilen si<strong>ch</strong> sehr unglei<strong>ch</strong>mässig und die S<strong>ch</strong>üler<br />

sehen immer deutli<strong>ch</strong>er, dass einige wenige Regeln die meisten Fehler verursa<strong>ch</strong>en.<br />

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Die Ergebnisse können anhand eines Balkendiagramms no<strong>ch</strong> deutli<strong>ch</strong>er hervorgehoben werden. Das<br />

folgende Diagramm zeigt die Fehlerverteilung eines Fünftklässlers, der wegen<br />

Re<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>reibs<strong>ch</strong>wierigkeiten zur Beratung kam:<br />

Fehler<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Die Unglei<strong>ch</strong>verteilung der Fehler erstaunt die S<strong>ch</strong>üler immer wieder von neuem – und motiviert sie,<br />

die Regeln zu wiederholen, die die Fehlerzahl in die Höhe treiben:<br />

Wiederholungswo<strong>ch</strong>e<br />

Als Lehrkraft könnten Sie einmal pro Jahr eine oder zwei „Wiederholungswo<strong>ch</strong>en“ na<strong>ch</strong> diesem<br />

Prinzip gestalten.<br />

Dazu nehmen alle S<strong>ch</strong>üler ihre Prüfungen und Aufsätze mit, die sie im aktuellen Jahr ges<strong>ch</strong>rieben<br />

haben und werten diese mit Hilfe der Fehleranalyse aus.<br />

Dana<strong>ch</strong> können entweder individuelle Ziele oder Klassenziele erarbeitet werden.<br />

Individuelle Ziele<br />

Jeweils zwei S<strong>ch</strong>üler/innen, denen die glei<strong>ch</strong>en Regeln Mühe bereiten, arbeiten die Regel bzw. die<br />

jeweilige Etappe des Grammatik-Bu<strong>ch</strong>es zusammen auf und erstellen für den anderen am Ende der<br />

Wiederholungswo<strong>ch</strong>e eine Prüfung zu dieser Regel. Hier würde i<strong>ch</strong> darauf a<strong>ch</strong>ten, dass die<br />

S<strong>ch</strong>üler/innen die Gruppen ni<strong>ch</strong>t selbst bilden können – gerade beim selbständigen Arbeiten sind<br />

Teams, die aus Freunden bestehen, meist ni<strong>ch</strong>t besonders effektiv.<br />

Klassenziele<br />

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Hierzu werden die Fehlerzahlen der S<strong>ch</strong>üler addiert und auf einer gemeinsamen Fehleranalyse<br />

festgehalten. Als Ergebnis resultieren Grammatikregeln, die in der Klasse für die meisten Fehler<br />

sorgen. Die Wiederholungswo<strong>ch</strong>e(n) werden investiert, um diese Regel(n) mit der gesamten Klasse<br />

aufzuarbeiten und am Ende zu überprüfen.<br />

Als Lehrer/in erhalten Sie dur<strong>ch</strong> die Analyse mit der Zeit au<strong>ch</strong> eine Rückmeldung, bei wel<strong>ch</strong>en<br />

Etappen es si<strong>ch</strong> lohnen würde, mehr Zeit zu investieren und wel<strong>ch</strong>e weniger ins Gewi<strong>ch</strong>t fallen, da<br />

die Regeln kaum je zur Anwendung kommen.<br />

Beispiel für eine Fehleranalyse:<br />

So kannst du di<strong>ch</strong> in Grammatik verbessern:<br />

1. Hole alte Prüfungen, korrigierte Hausaufgaben und Übungen hervor.<br />

2. Versu<strong>ch</strong>e herauszufinden, wel<strong>ch</strong>e Fehler du öfter ma<strong>ch</strong>st. Dies kannst du errei<strong>ch</strong>en, indem du auf<br />

den Fehlertyp a<strong>ch</strong>test und ihn in das Analyses<strong>ch</strong>ema weiter unten einträgst. Wel<strong>ch</strong>e Art von<br />

Fehler ma<strong>ch</strong>st du am meisten?<br />

3. Du siehst nun wel<strong>ch</strong>e Grammatikregeln du no<strong>ch</strong> mal genauer ans<strong>ch</strong>auen solltest. Beginne dort<br />

wo du die meisten Fehler ma<strong>ch</strong>st. Wi<strong>ch</strong>tig ist jetzt, dass du ni<strong>ch</strong>t nur die Theorie studierst,<br />

sondern au<strong>ch</strong> die Anwendung übst!<br />

4. Frage deshalb deine/n Lehrer/in, ob er oder sie dir dazu Übungsblätter geben kann. Es gibt au<strong>ch</strong><br />

gute Übungsbü<strong>ch</strong>er, bei denen du selbst überprüfen kannst, ob du die Grammatik verstanden<br />

hast.<br />

Fehlertyp<br />

Das Nomen Maskulinum – Femininum ( e.g. actor – actress, doctor –<br />

woman doctor)<br />

Das Nomen (Unregelmäßige) Pluralformen (e.g. man → men, foot →<br />

feet)<br />

Das Nomen Zählbare und ni<strong>ch</strong>t-zählbare Begriffe (e.g. an argument →<br />

three arguments, furniture → uncountable!)<br />

Das Nomen<br />

Der s-Genetiv und die of-Fügung (Bob’s mother was working in the<br />

garden. The wall of the garden.)<br />

Der Artikel Der bestimmte Artikel (The life of a film star is often hard.<br />

↔ Life can be difficult.)<br />

Der Artikel Der unbestimmte Artikel (What a lovely day. ↔ What<br />

awful weather.)<br />

Das Adjektiv<br />

Die Steigerung der Adjektive (e.g. clean – cleaner – (the) cleanest,<br />

useful – more useful – (the) most useful, good – better – (the) best)<br />

Das Adjektiv<br />

Der Verglei<strong>ch</strong> im Satz (Carol is as tall as Linda., She`s taller than Janet.)<br />

Das Adverb Die Stellung der Adverbien (Miss Jones drives carefully)<br />

Das Adverb<br />

Die Bildung und Steigerung der Adverbien (e.g. fast – faster – fastest,<br />

carefully – more carefully – most carefully, well – better – best)<br />

Mengenbezei<strong>ch</strong>nungen<br />

Anzahl Fehler<br />

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e.g. some & any; A lot of, many/mu<strong>ch</strong>, a few/a litte usw.<br />

Das Pronomen<br />

Das Pessessivpronomen (e.g. mine – ours); das Reflexivpronomen (e.g.<br />

yourself – yourselves); das Demonstrativpronomen (e.g. this, these,<br />

those)<br />

Fragewörter e.g. who, what, whi<strong>ch</strong>, when, where, why, how<br />

Wortstellung Aussagesatz, Verneinter Satz, Fragesatz<br />

Das Verb Modale Hilfsverben (e.g. can, could, may, might, will, would,<br />

shall, should/ ought to, must, musn’t, needn’t)<br />

Das Verb<br />

Der Imperativ (Don’t worry!, Hurry up!, Don’t waste your time!)<br />

Das Verb<br />

Simple present (She likes ice-cream.) & Present progressive (I am<br />

listening to the news now.)<br />

Das Verb<br />

Present perfect (The first guests have arrived.)<br />

Das Verb<br />

Past perfect (When the first part of the concert was over, Tim still<br />

hadn’t arrived.) & Past perfect progressive (We had been walking for<br />

ten minutes when it began to rain.)<br />

Das Verb<br />

Going to-future (I’m going to ask Sally for help) & Will-future (John will<br />

be 17 next August)<br />

Das Verb<br />

Unregelmäßige Verben (e.g. give – gave – given, go – went – gone, say<br />

– said – said, take – took – taken)<br />

Das Verb<br />

Das Passiv (The exhibition was closed at 5 o’clock.)<br />

Das Verb<br />

Der Infinitiv mit “to“ & ohne “to“ (Do you know what to read?, Frank<br />

always knows who to ask. & People can leave their luggage at the<br />

entrance.)<br />

Das Verb<br />

Die –ing form / Das Gerundium (Mrs Wood prefers driving her own<br />

car.); Das Gerundium na<strong>ch</strong> Präpositionen (Thanks a lot for helping me<br />

with the translation., Several pupils are afraid of failing the exam.)<br />

Das Verb<br />

Das Partizip Präsens & Perfekt (Can you see A<strong>ch</strong>im? He`s the boy<br />

wearing the green shirt. & Sue doesn`t like everything shown on TV.)<br />

Indirekte Rede<br />

Veränderung der Pronomen und der Zeit (Bob: “I haven’t telephoned<br />

my mother.“ → Bob pointed out (that) he hadn’t telephoned his<br />

mother.)<br />

Gliedersätze<br />

If-Sätze (If Tim leaves immedeiately, he’ll cat<strong>ch</strong> the 6.30 train., If he<br />

had 20,000 Euro, Alan would buy a house.)<br />

Gliedersätze<br />

Relativsätze (The boy who serves in the bar is the owner’s son., There<br />

is still one problem whi<strong>ch</strong> has to be discussed.)<br />

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Präpositionen<br />

e.g. about, according to, after, at, because of, before, between, by,<br />

close to, during, for, from, in, in spite of, instead of, like, next to, of, on,<br />

since<br />

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Re<strong>ch</strong>tzeitig wiederholen<br />

Wir Mens<strong>ch</strong>en besitzen die Fähigkeit, Gelerntes au<strong>ch</strong> wieder zu vergessen. Dieser Me<strong>ch</strong>anismus ist<br />

wi<strong>ch</strong>tig, um Erfahrungen und Wissen zu filtern. Unser Gehirn ist dabei so eingeri<strong>ch</strong>tet, dass Wi<strong>ch</strong>tiges<br />

behalten und Unwi<strong>ch</strong>tiges wieder vergessen wird. Dadur<strong>ch</strong> ist Information, die für unser Überleben<br />

wi<strong>ch</strong>tig ist, s<strong>ch</strong>neller und besser abrufbar.<br />

Das Gehirn nutzt dabei in erster Linie einige, wenige „Fragen“, um zu beurteilen, ob eine Information<br />

wi<strong>ch</strong>tig ist und deshalb behalten werden soll:<br />

<br />

<br />

<br />

Ist es neu?<br />

Ist es für mi<strong>ch</strong> und mein Leben bedeutsam?<br />

Löst es starke (negative oder positive) Emotionen aus?<br />

Mit Hilfe dieser einfa<strong>ch</strong>en Strategie konnte über Jahrtausende si<strong>ch</strong>ergestellt werden, dass si<strong>ch</strong> der<br />

Mens<strong>ch</strong> die zum Überleben wi<strong>ch</strong>tigen Informationen merken konnte.<br />

Heute sieht es etwas anders aus. Wir müssen viele Dinge lernen, die diesen Kriterien ni<strong>ch</strong>t<br />

entspre<strong>ch</strong>en. Wir müssen Inhalte lernen, die uns evtl. langweilen und keinen starken Eindruck<br />

hinterlassen, der es uns lei<strong>ch</strong>t ma<strong>ch</strong>en würde. Sol<strong>ch</strong>er Stoff kann nur dur<strong>ch</strong> Wiederholung gelernt<br />

werden.<br />

Do<strong>ch</strong> wann sollte repetiert werden?<br />

Die Antwort lautet:<br />

Bevor das meiste vergessen wurde<br />

Die meisten S<strong>ch</strong>üler warten viel zu lange, bis sie wiederholen.<br />

Die folgende Grafik zeigt eine typis<strong>ch</strong>e Vergessenskurve. Wie wir anhand der Grafik sehen, wird zu<br />

Beginn sehr viel vergessen, dana<strong>ch</strong> fla<strong>ch</strong>t die Kurve ab.<br />

S<strong>ch</strong>auen wir uns auf zwei weiteren Grafiken an, wie es aussieht, wenn zu spät und wenn re<strong>ch</strong>tzeitig<br />

repetiert wird:<br />

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Der S<strong>ch</strong>üler auf der linken Seite repetiert spät, zu spät und empfindet das Wiederholen als äusserst<br />

mühsam: "Mist, alles vergessen!"<br />

Der S<strong>ch</strong>üler auf der re<strong>ch</strong>ten Seite repetiert, bevor er vieles vergessen hat. Für ihn ist das Wiederholen<br />

angenehmer: "kann i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong>, weiss i<strong>ch</strong>, weiss i<strong>ch</strong>, das muss i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong>mals ans<strong>ch</strong>auen, kann i<strong>ch</strong>!"<br />

Eine genaue zeitli<strong>ch</strong>e Angabe, wann repetiert werden sollte, lässt si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t ma<strong>ch</strong>en, da die<br />

Vergessenskurve je na<strong>ch</strong> Stoff, S<strong>ch</strong>üler, Alter und Tagesform anders aussieht. Der wi<strong>ch</strong>tigste<br />

Indikator ist aber die Menge des in der Zwis<strong>ch</strong>enzeit Vergessenen.<br />

Wenn ein S<strong>ch</strong>üler wiederholt und feststellen muss, dass er in der Zwis<strong>ch</strong>enzeit mehr als 30% des<br />

Gelernten (also z.B. 4 von 10 Wörtern einer Fremdspra<strong>ch</strong>e) vergessen hat, sollte er beim nä<strong>ch</strong>sten<br />

Mal früher repetieren. Mit der Zeit können kann er ziemli<strong>ch</strong> genau eins<strong>ch</strong>ätzen, was "bevor zuviel<br />

vergessen wurde" im in seinem Fall bedeutet.<br />

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Weitere Texte auf: www.mit-kindern-lernen.<strong>ch</strong><br />

<strong>Lernstrategien</strong> für den Spra<strong>ch</strong>unterri<strong>ch</strong>t: Wörter lernen<br />

Das re<strong>ch</strong>tzeitige Wiederholen spielt ni<strong>ch</strong>t nur zwis<strong>ch</strong>en, sondern au<strong>ch</strong> innerhalb eines<br />

Lerndur<strong>ch</strong>gangs eine grosse Rolle.<br />

Dieser Umstand wird beim Auswendiglernen nur selten bea<strong>ch</strong>tet. Zu Unre<strong>ch</strong>t, da si<strong>ch</strong> hier dur<strong>ch</strong> ein<br />

optimales Vorgehen massiv Zeit sparen lässt. Zudem haben au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>ere S<strong>ch</strong>üler bei dem im<br />

Folgenden bes<strong>ch</strong>riebenen Vorgehen viele Erfolgserlebnisse.<br />

Die Regel lautet au<strong>ch</strong> hier: Der S<strong>ch</strong>üler sollte wiederholen, bevor er den Inhalt vergessen hat!<br />

S<strong>ch</strong>auen wir uns zunä<strong>ch</strong>st das übli<strong>ch</strong>e Vorgehen an:<br />

Hinweis: Zu dieser Methode gibt es ein Video auf unserer Webseite unter dem Link:<br />

http://www.mit-kindern-lernen.<strong>ch</strong>/component/zoo/item/woerter-lernen-lei<strong>ch</strong>t-gema<strong>ch</strong>t-2<br />

Florian muss 10 Französis<strong>ch</strong>-Vokabeln lernen. Seine Mutter hilft ihm dabei (analog dazu kann der<br />

S<strong>ch</strong>üler au<strong>ch</strong> selbständig auf die eher ungünstige Art lernen, die in Beispiel 1 bes<strong>ch</strong>rieben wird – oder<br />

die günstige Weise in Beispiel 2):<br />

Mutter: "la voiture?"<br />

Florian: ?<br />

Mutter: "das Auto - la <strong>ch</strong>aise?"<br />

Florian: "der Stuhl"<br />

Mutter: "Ja, la table?"<br />

Florian: ?<br />

Mutter: "der Tis<strong>ch</strong> - la gare?"<br />

Florian: ?<br />

Mutter: "der Bahnhof - la voiture?"<br />

Florian: ?<br />

Mutter: "das hatten wir do<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on vorhin - das Auto"<br />

Florian: "Sorry"<br />

Zu spät! Viel weniger Nerven und Zeit würde es die beiden kosten, wenn sie so vorgehen:<br />

Mutter: "la voiture?"<br />

Florian: ?<br />

Mutter: "das Auto - kurze Pause - la voiture?"<br />

Florian: "Das Auto!"<br />

Mutter: "Gut - la <strong>ch</strong>aise?"<br />

Florian: "der Stuhl"<br />

Mutter: "Ja, la voiture?"<br />

Florian: "Auto"<br />

Mutter: "gut - la gare?"<br />

Florian: ?<br />

Mutter: "der Bahnhof - kurze Pause - la gare?"<br />

Florian: "der Bahnhof"<br />

Mutter: "Gut - und das Auto?"<br />

Florian: "la voiture"<br />

Mutter: "ja, la gare?"<br />

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Florian: "Bahnhof!"<br />

Hier erfragt Florians Mutter glei<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong>mals das glei<strong>ch</strong>e Wort, wenn Florian es ni<strong>ch</strong>t wusste und<br />

sie fragt es in kurzen Abständen wieder ab - so, dass Florian das Wort lange genug im Kurzzeitgedä<strong>ch</strong>tnis<br />

behalten kann, um es si<strong>ch</strong> zu merken. Das Abfragen wird dadur<strong>ch</strong> angenehmer, das Kind<br />

antwortet s<strong>ch</strong>neller und häufiger ri<strong>ch</strong>tig - es fühlt si<strong>ch</strong> kompetenter und ma<strong>ch</strong>t lieber mit.<br />

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<strong>Lernstrategien</strong> für den Spra<strong>ch</strong>unterri<strong>ch</strong>t: Die Lernkartei<br />

Die Lernkartei na<strong>ch</strong> Leitner ist ein System, das S<strong>ch</strong>ülern helfen soll, regelmässig und re<strong>ch</strong>tzeitig zu<br />

repetieren. Es kann in benutzt werden, um:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Die Plus- und Minusre<strong>ch</strong>nungen im Zehnerraum<br />

Das kleine Einmaleins und Einsdur<strong>ch</strong>eins<br />

S<strong>ch</strong>wierige Wörter und<br />

Wörter einer Fremdspra<strong>ch</strong>e<br />

auswendig zu lernen. Viele S<strong>ch</strong>üler lernen heute dieses System in der S<strong>ch</strong>ule kennen. Einige<br />

profitieren davon, andere mögen es ni<strong>ch</strong>t und wieder andere benutzen es fals<strong>ch</strong> und sind deswegen<br />

kaum erfolgrei<strong>ch</strong> damit.<br />

Bei wel<strong>ch</strong>en es ni<strong>ch</strong>t funktioniert, sieht man meist auf den ersten Blick: Ihre Zettelkästen sind völlig<br />

verstopft! Hunderte von Lernkarten befinden si<strong>ch</strong> darin. Damit geht aber der Vorteil eines<br />

Zettelkastens verloren.<br />

Der Zettelkasten soll uns helfen, Wörter regelmässig zu wiederholen. Je mehr Lernkarten si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong><br />

darin befinden, desto länger wird es dauern, bis eine Repetition stattfindet – es wird in der<br />

Zwis<strong>ch</strong>enzeit viel vergessen und das System wird als frustrierend erlebt.<br />

Der Lernkasten besteht aus 5 Fä<strong>ch</strong>ern, wie wir auf dem folgenden Bild sehen:<br />

Und so wird der Kasten benutzt:<br />

Falls Ihre S<strong>ch</strong>üler/innen bereits einen Kasten benutzen und si<strong>ch</strong> viele Karten darin befinden, dann<br />

weisen Sie sie zunä<strong>ch</strong>st dazu an, alle Karten herauszunehmen. Wenn der Zettelkasten eine sinnvolle<br />

Hilfe sein soll, sollten si<strong>ch</strong> nur wenige Karten darin befinden. Es sollten immer nur sehr wenige neue<br />

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Karten pro Lerndur<strong>ch</strong>gang hinzugenommen werden, dafür sollte er regelmässig, am besten tägli<strong>ch</strong>,<br />

benutzt werden. Beispielsweise auf die folgende Art und Weise:<br />

1. Lernen Sie 5 Wörter und legen Sie diese, wenn Sie sie beherrs<strong>ch</strong>en, ins erste Fa<strong>ch</strong>.<br />

2. Repetieren Sie diese am nä<strong>ch</strong>sten Tag und lassen Sie diejenigen, die Sie können, ins zweite Fa<strong>ch</strong><br />

wandern, die anderen bleiben im ersten. Nehmen wir an, Sie können si<strong>ch</strong> an vier Wörter<br />

erinnern: Diese wandern nun ins zweite Fa<strong>ch</strong>. Das ni<strong>ch</strong>t gekonnte Wort bleibt im ersten.<br />

3. Nehmen Sie nun nur so viele Wörter hinzu, dass Sie mitsamt dem Wort im ersten Fa<strong>ch</strong> fünf<br />

Wörter lernen müssen (also vier neue und ein ni<strong>ch</strong>t gekonntes), lernen Sie diese und legen Sie sie<br />

ins erste Fa<strong>ch</strong>.<br />

4. Am dritten Tag repetieren Sie zunä<strong>ch</strong>st die Wörter im zweiten, dann die im ersten Fa<strong>ch</strong>.<br />

Gekonnte wandern ein Fa<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> hinten, die anderen kommen ins erste Fa<strong>ch</strong>. Lernen Sie nun 5<br />

neue Wörter und legen Sie sie ins erste Fa<strong>ch</strong>, wenn Sie sie ausrei<strong>ch</strong>end gelernt haben.<br />

5. Die Wörter im fünften Fa<strong>ch</strong> müssen Sie ni<strong>ch</strong>t mehr tägli<strong>ch</strong> repetieren. Warten Sie beispielsweise<br />

zwei Wo<strong>ch</strong>en, repetieren Sie sie dann no<strong>ch</strong>mals – wenn Sie sie ni<strong>ch</strong>t mehr können, wandern sie<br />

leider wieder ins erste Fa<strong>ch</strong>. Die gekonnten aber können Sie herausnehmen, mit einem<br />

Gummiband umringen und in die S<strong>ch</strong>ublade stecken. Ma<strong>ch</strong>en Sie ab und zu den Test, ob Sie sie<br />

no<strong>ch</strong> können und repetieren Sie sie wieder, wenn einige in Vergessenheit geraten sind.<br />

Der Ablauf ist immer der glei<strong>ch</strong>e: Zuerst repetieren, dann neue Wörter hinzunehmen.<br />

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Lernen in der Gruppe<br />

Lernen in der Gruppe kann sehr sinnvoll sein – allerdings nur, wenn man einige wi<strong>ch</strong>tige Punkte<br />

bea<strong>ch</strong>tet.<br />

Ein zentraler Punkt ist dabei die Gruppengrösse.<br />

Mit Hilfe einiger Überlegungen können wir die optimale Gruppengrösse bestimmen. Jedes<br />

Gruppenmitglied fügt der Gruppe einige Vor- und Na<strong>ch</strong>teile hinzu:<br />

Wissen:<br />

Motivierung:<br />

Ablenkung:<br />

Wartezeiten:<br />

Treffpunkt:<br />

Probleme:<br />

Je mehr Gruppenmitglieder, desto mehr Wissen.<br />

Die Gruppe kann die Motivation erhöhen. Ein Lernpartner rei<strong>ch</strong>t hierzu jedo<strong>ch</strong> aus.<br />

Jedes Mitglied kann für Ablenkung sorgen. In der Zweiergruppe kann diese<br />

Ablenkung in Form von Witzen, Gerü<strong>ch</strong>ten und Plaudereien für eine willkommene<br />

Ablenkung sorgen – besonders, wenn beide Gruppenmitglieder die Disziplin<br />

aufbringen, diese Gesprä<strong>ch</strong>e in die Lernpausen zu verlagern. Je mehr<br />

Gruppenmitglieder, desto wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>er werden aber unwillkommene<br />

Ablenkungen.<br />

In der Zweiergruppe gibt es keine Wartezeiten. Entweder erklärt der A dem B<br />

etwas oder umgekehrt. In der Dreiergruppe kann es vorkommen, dass der A dem B<br />

etwas erklärt, das der C s<strong>ch</strong>on weiss – der arme C muss warten. Je mehr Personen<br />

mitma<strong>ch</strong>en, desto häufiger muss jemand warten.<br />

Je mehr Teilnehmer, desto s<strong>ch</strong>wieriger wird es, einen Treffpunkt und einen Termin<br />

zu finden, der allen passt.<br />

Jeder Teilnehmer kann au<strong>ch</strong> Probleme in die Gruppe hereintragen. Je grösser die<br />

Gruppe, desto grösser die Chance, dass jemand wütend wird, getröstet werden<br />

muss, weil der Freund S<strong>ch</strong>luss gema<strong>ch</strong>t hat, ni<strong>ch</strong>t in Stimmung ist etc.<br />

Der einzige Vorteil einer grösseren Gruppe ist die Vermehrung des Wissens. Dieses Wissen kann aber<br />

aufgrund der vielen Na<strong>ch</strong>teile einer grossen Gruppe kaum genutzt werden.<br />

Die Zweiergruppe eignet si<strong>ch</strong> erfahrung<strong>sg</strong>emäss am besten. Sie motiviert und bringt die wesentli<strong>ch</strong>en<br />

Vorteile einer Gruppe mit si<strong>ch</strong>, wobei die Na<strong>ch</strong>teile gering ausfallen.<br />

Da au<strong>ch</strong> die Zweiergruppe s<strong>ch</strong>on einige Probleme mit si<strong>ch</strong> bringt, sollte sie nur für bestimmte Zwecke<br />

eingesetzt werden. Sie eignet si<strong>ch</strong> beispielsweise hervorragend, um:<br />

<br />

<br />

<br />

S<strong>ch</strong>wierige Texte zu diskutieren – na<strong>ch</strong>dem si<strong>ch</strong> beide Partner ausrei<strong>ch</strong>end damit befasst haben.<br />

Si<strong>ch</strong> gegenseitig abzufragen – na<strong>ch</strong>dem man gelernt hat.<br />

S<strong>ch</strong>wierige Aufgaben zu lösen – weil man sie alleine ni<strong>ch</strong>t lösen konnte.<br />

Die Gruppe ist nur dann wirksam, wenn si<strong>ch</strong> die Gruppenmitglieder vorbereiten und Verantwortung<br />

übernehmen.<br />

Den S<strong>ch</strong>üler/innen kann folgendes „Rezept“ für erfolgrei<strong>ch</strong>e Gruppenarbeit vermittelt werden:<br />

1. Su<strong>ch</strong>e dir jemanden, mit dem du gut zusammenarbeiten kannst (es muss si<strong>ch</strong> dabei ni<strong>ch</strong>t um<br />

deinen besten Kumpel handeln!). Bilde eine Zweier- oder maximal eine Dreiergruppe.<br />

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2. Setzt eu<strong>ch</strong> ein bestimmtes Ziel und vereinbart einen Zeit- und einen Treffpunkt im Sinne von: Wir<br />

treffen uns nä<strong>ch</strong>ste Wo<strong>ch</strong>e am Dienstag na<strong>ch</strong> der S<strong>ch</strong>ule, um den Stoff für die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsprüfung<br />

dur<strong>ch</strong>zugehen.<br />

3. A<strong>ch</strong>tet darauf, dass jeder eine Aufgabe erhält. Bei der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsprüfung könnten beispielsweise<br />

die Seiten dur<strong>ch</strong> zwei geteilt werden, wobei jeder alles liest, si<strong>ch</strong> aber beide Lernpartner für ihre<br />

Seiten überlegen, wel<strong>ch</strong>e Fragen der Lehrer stellen könnte, und darauf a<strong>ch</strong>ten, dass sie ihren Teil<br />

besonders gut vorbereiten.<br />

4. Bereitet eu<strong>ch</strong> auf das Treffen vor. Du vers<strong>ch</strong>wendest sonst ni<strong>ch</strong>t nur deine Zeit, sondern au<strong>ch</strong> die<br />

deines Lernpartners.<br />

5. Legt den Ablauf fest. Bewährt hat si<strong>ch</strong> zum Beispiel das folgende Vorgehen: Nehmt eu<strong>ch</strong> beim<br />

Treffen kurz Zeit, damit ihr eu<strong>ch</strong> über die neuesten Gerü<strong>ch</strong>te unterhalten oder eu<strong>ch</strong> Dringendes<br />

von der Seele reden könnt. Arbeitet dann konzentriert 45 Minuten. Bei unserem Beispiel könntet<br />

ihr zunä<strong>ch</strong>st Seite für Seite dur<strong>ch</strong>gehen, um zu sehen, ob ihr alles verstanden habt,<br />

Unsi<strong>ch</strong>erheiten ausdiskutieren und dann gemeinsam mündli<strong>ch</strong> die mögli<strong>ch</strong>en Prüfungsfragen<br />

beantworten. Dana<strong>ch</strong> solltet ihr eine kurze Pause ma<strong>ch</strong>en, um dann no<strong>ch</strong>mals 45 Minuten zu<br />

lernen.<br />

6. Überlegt am Ende kurz, ob die Zusammenarbeit gut geklappt hat oder ob ihr no<strong>ch</strong> etwas daran<br />

verbessern könnt.<br />

Die Zusammenarbeit mit einem guten Lernpartner, der si<strong>ch</strong> vorbereitet, seinen Teil zum Lernteam<br />

beiträgt und au<strong>ch</strong> sonst ein sympathis<strong>ch</strong>er Mens<strong>ch</strong> ist, kann dir sehr viel Frust ersparen, das Lernen<br />

spannender, abwe<strong>ch</strong>slungsrei<strong>ch</strong>er oder zumindest erträgli<strong>ch</strong>er ma<strong>ch</strong>en, deine Motivation steigern<br />

und deine Noten verbessern. Lass dir diese Chance ni<strong>ch</strong>t entgehen.<br />

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Weitere Texte auf: www.mit-kindern-lernen.<strong>ch</strong><br />

Tipps gegen Blackouts<br />

Einige S<strong>ch</strong>üler ma<strong>ch</strong>en die Erfahrung, dass ihnen au<strong>ch</strong> gut gelernte Inhalte an einer Prüfung ni<strong>ch</strong>t<br />

mehr einfallen. Sol<strong>ch</strong>e Blackouts können mehr oder weniger gravierend ausfallen. Relativ oft kommt<br />

es vor, dass Prüflingen einzelne Antworten ni<strong>ch</strong>t einfallen und sie si<strong>ch</strong> daran erinnern, sobald die<br />

Prüfung vorbei ist. Kommt dies nur ab und zu bei einzelnen Aufgaben vor, hat es no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>ts mit<br />

Blackouts zu tun. Wir konnten s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>tweg etwas, das wir eigentli<strong>ch</strong> wissen, momentan ni<strong>ch</strong>t abrufen<br />

– ähnli<strong>ch</strong>, wie wenn uns ein Name auf der Zunge liegt.<br />

Einigen S<strong>ch</strong>ülern ges<strong>ch</strong>ieht dies jedo<strong>ch</strong> andauernd, sie fühlen si<strong>ch</strong> in Prüfungen blockiert und<br />

bes<strong>ch</strong>äftigen si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on im Vorfeld mit der Frage, ob ihnen wieder ni<strong>ch</strong>ts einfällt. Einige fühlen si<strong>ch</strong><br />

ledigli<strong>ch</strong> in den ersten Minuten ni<strong>ch</strong>t in der Lage, zu arbeiten, anderen fällt während der ganzen<br />

Prüfungszeit ni<strong>ch</strong>ts ein.<br />

Blackouts und Prüfungsängste können so gravierend sein, dass eine Beratung nötig wird. Als<br />

Lehrkraft können Sie jedo<strong>ch</strong> vielen S<strong>ch</strong>ülern mit einigen einfa<strong>ch</strong>en Tipps weiterhelfen.<br />

Bei praktis<strong>ch</strong> allen S<strong>ch</strong>ülern, die Blackouts erleben, lässt si<strong>ch</strong> eine Überflutung mit Informationen<br />

feststellen!<br />

Zusätzli<strong>ch</strong>e Informationen verhindern, dass si<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>üler voll und ganz den Aufgaben zuwenden<br />

können. Obwohl i<strong>ch</strong> die Computer-Metapher ansonsten wenig hilfrei<strong>ch</strong> finde, hilft sie hier, diesen<br />

Umstand zu verdeutli<strong>ch</strong>en. Wir können uns vorstellen, dass es ähnli<strong>ch</strong> wie bei einem PC mit<br />

begrenztem Arbeitsspei<strong>ch</strong>er zu einem Absturz kommt, wenn zu viele Programme zur glei<strong>ch</strong>en Zeit<br />

laufen und deshalb zu viel Information verarbeitet werden muss.<br />

Die Überlastung kann auf unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Wegen zustande kommen:<br />

Man<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>üler leiden unter Prüfungsängsten und denken während Prüfungen über ihre eigenen<br />

Fähigkeiten, mögli<strong>ch</strong>e s<strong>ch</strong>limme Folgen einer s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ten Prüfung, die Reaktionen der anderen etc.<br />

na<strong>ch</strong>. Diese Gedanken lenken von den Aufgaben ab und belasten den „Arbeitsspei<strong>ch</strong>er“.<br />

Ein weiterer wi<strong>ch</strong>tiger Auslöser ist jedo<strong>ch</strong> ein unvorteilhaftes Verhalten in der Prüfungssituation<br />

selbst. Falls S<strong>ch</strong>üler unter Blackouts leiden, könnte dies die folgenden Ursa<strong>ch</strong>en haben:<br />

‣ Grund 1: Der S<strong>ch</strong>üler fühlt si<strong>ch</strong> während der Prüfung andauernd unter Zeitdruck und verbietet<br />

si<strong>ch</strong> deshalb, Aufgaben mit der nötigen Ruhe und Sorgfalt anzugehen.<br />

In diesem Fall können Sie dem S<strong>ch</strong>üler raten, si<strong>ch</strong> zu sagen: „Besser vier ri<strong>ch</strong>tig gelöste Aufgaben als<br />

fünf fals<strong>ch</strong>e!“ Die S<strong>ch</strong>üler ma<strong>ch</strong>en dabei oft die erstaunli<strong>ch</strong>e Erfahrung, dass Sie meistens denno<strong>ch</strong><br />

genügend Zeit haben und es si<strong>ch</strong> ansonsten lohnt, eine Aufgabe weniger zu lösen und dafür deutli<strong>ch</strong><br />

weniger Flü<strong>ch</strong>tigkeitsfehler zu begehen.<br />

‣ Grund 2: Der S<strong>ch</strong>üler liest zunä<strong>ch</strong>st alle Aufgaben einmal dur<strong>ch</strong>.<br />

Dieses Verhalten wird von vielen Lehrern und Lernratgebern empfohlen, findet si<strong>ch</strong> aber bei fast<br />

allen Blackout-Kandidaten. I<strong>ch</strong> habe die Erfahrung gema<strong>ch</strong>t, dass si<strong>ch</strong> in sehr vielen Fällen die<br />

Blackouts verhindern lassen, wenn man S<strong>ch</strong>ülern die Anweisung gibt, das Prüfungsblatt abzudecken,<br />

nur die erste Aufgabe anzusehen, si<strong>ch</strong> Zeit zu lassen, diese zu lösen und dann zur nä<strong>ch</strong>sten<br />

voranzus<strong>ch</strong>reiten. Ob die Strategie, si<strong>ch</strong> alle Aufgaben zunä<strong>ch</strong>st anzus<strong>ch</strong>auen, für einen bestimmten<br />

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S<strong>ch</strong>üler von Vorteil ist, lässt si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t allgemein beantworten, sondern hängt von dessen innerer<br />

Bewertung ab. Wenn der na<strong>ch</strong> dem Dur<strong>ch</strong>lesen normalerweise denkt: „Gut, die ist die einfa<strong>ch</strong>ste, mit<br />

der beginne i<strong>ch</strong>“ und si<strong>ch</strong> dann auf diese eine Aufgabe konzentrieren kann, dann ist es hilfrei<strong>ch</strong>.<br />

Wenn er aber denkt: „Mist, die kann i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t und bei der habe i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> keine Ahnung!“ und beim<br />

Lösen der ersten Aufgabe dauernd darüber na<strong>ch</strong>denkt, wie viele Aufgaben no<strong>ch</strong> auf ihn warten, was<br />

da gefragt wird, wie viele er davon ni<strong>ch</strong>t kann und wel<strong>ch</strong>e Note ihn erwartet, dann sollte er es<br />

bleiben lassen. Da bei Blackout-Kandidaten fast immer letzteres der Fall ist, lohnt es si<strong>ch</strong>, die<br />

Strategie des „Abdeckens der Fragen“ auszuprobieren.<br />

‣ Grund 3: Der S<strong>ch</strong>üler glaubt, er könne eine Aufgabe ni<strong>ch</strong>t, wenn ihm ni<strong>ch</strong>t sofort die Lösung<br />

einfällt.<br />

Bei vielen S<strong>ch</strong>ülern, die in Fä<strong>ch</strong>ern wie Mathematik oder Physik an Blackouts leiden, lässt si<strong>ch</strong> der<br />

immer glei<strong>ch</strong>e Denkfehler beoba<strong>ch</strong>ten. Sie glauben, es einer Aufgabe auf den ersten Blick anzusehen,<br />

ob sie sie können oder ni<strong>ch</strong>t. Hier können Sie Ihren S<strong>ch</strong>ülern vermitteln, dass Re<strong>ch</strong>enaufgaben<br />

Probleme sind, die si<strong>ch</strong> nur dur<strong>ch</strong> Überlegung lösen lassen. Wenn der S<strong>ch</strong>üler die Aufgabe beim<br />

ersten Dur<strong>ch</strong>lesen ni<strong>ch</strong>t auf Anhieb lösen kann, bedeutet dies no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>ts. Viellei<strong>ch</strong>t kommt er auf<br />

die Lösung, wenn er si<strong>ch</strong> zunä<strong>ch</strong>st fragt, was gegeben ist, was er genau herausfinden soll und<br />

inwiefern ihm die gegebenen Informationen helfen könnten, die Lösung zu finden. Es ist erstaunli<strong>ch</strong>,<br />

wie viele S<strong>ch</strong>üler sol<strong>ch</strong>e elementaren Denkstrategien ni<strong>ch</strong>t kennen oder ni<strong>ch</strong>t nutzen können. Es ist<br />

äusserst hilfrei<strong>ch</strong>, wenn der S<strong>ch</strong>üler ein S<strong>ch</strong>ema mit diesen Fragen zur Verfügung hat und lernt, si<strong>ch</strong><br />

die nötige Zeit zuzugestehen und über eine Aufgabe na<strong>ch</strong>zudenken, anstatt glei<strong>ch</strong> zur nä<strong>ch</strong>sten<br />

überzugehen.<br />

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