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Mode, Model, Magersucht!

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<strong>Mode</strong>, <strong>Mode</strong>l, <strong>Magersucht</strong>!<br />

Ende der 80er Jahre brach eine neue Ära in der <strong>Mode</strong>branche an. Es waren die Namen<br />

Naomi Campbell, Eva Herzigova, Linda Evangelista, Cindy Crowford, Claudia<br />

Schiffer und Christy Turlington, für die der Begriff Supermodels geschaffen wurde.<br />

In den Medien verehrte man sie als Catwalk Goddsses, weil sie mit ihren perfekten<br />

Körpern und ihrem unbeschreiblichen Aussehen die<br />

Laufstege der Welt eroberten. Sie waren die Musen<br />

der angesagtesten Designer und keine Fashionshow<br />

konnte auf sie verzichten.<br />

Gianni Versace holte sich erstmals alle <strong>Mode</strong>ls mit<br />

den großen Namen zu seiner <strong>Mode</strong>nschau und war<br />

damit maßgebend für den Erfolg der Mädchen verantwortlich.<br />

Diese Präsenz der <strong>Mode</strong>ls und deren Aussehen<br />

bestimmte natürlich auch ein dementsprechendes<br />

Schönheitsideal. Weibliche Rundungen, endlos lange<br />

Beine, und ein üppiges Dekolleté waren „in“, e-<br />

ben ganz nach dem Vorbild der Laufstegschönheiten.<br />

Die <strong>Mode</strong>ls der damaligen Zeit bekamen höchstens Gagen im vierstelligen Bereich<br />

gezahlt, doch nun wurden den Supermodels fünfstellige Gagen für ihre Arbeit auf<br />

dem Laufsteg geboten und die Aussage der schönen Eva Herzigova, dass sie für<br />

weniger als 10 000 $ nicht einmal aufstehen würde, ließ jeden wissen, was sich die<br />

Elite der <strong>Mode</strong>lriege erlauben konnte.<br />

Sie eroberten jedoch nicht nur die Catwalks der <strong>Mode</strong>metropolen, sondern man sah<br />

sie auch im Musikvideo zu Georg Michaels Single „Freedom ´90“, das mit seiner<br />

Freizügigkeit der agierenden Darstellerinnen weltweit für Furore sorgte.<br />

Doch Mitte der 90er Jahre sorgte Calvin Klein dafür, das die Zeit der Supermodels<br />

ihrem Ende zuging, denn er entdeckte Kate Moss als neues Gesicht seiner <strong>Mode</strong>und<br />

Parfumkampagnen.<br />

Die damals erst 14-jährige Kate stellte optisch einen<br />

krassen Gegensatz zu den anderen Mannequins dar,<br />

die eine Saison zuvor noch von jedermann verehrt<br />

wurden. Mit ihren 1,70 m war sie für ein <strong>Mode</strong>l sehr<br />

klein, sie war sehr dünn und hatte einen androgynen<br />

Körperbau. Auch war ihre Ausstrahlung nicht die einer<br />

selbstbewussten, erfolgreichen Frau, sondern sie<br />

erinnerte mit ihrem schüchternen Blick eher an ein<br />

scheues Reh.<br />

Doch auch sie wurde ähnlich verehrt wie Naomi,<br />

Cindy und Linda kurz zuvor, denn sie verkörperte mit<br />

ihrem dürren Körper und den schwarzen Ringen unter<br />

den Augen perfekt den nun angesagte Heroin-Chick,<br />

bei dem man aussah, als ginge man nie aus dem<br />

Haus, bevor man sich nicht entweder Heroin gespritzt<br />

oder eine Line Kokain in die Nase gezogen hatte.


Und seit dieses Schönheitsideal den Durchbruch geschafft hat, sind keine <strong>Mode</strong>ls<br />

mehr gefragt, die durch ihre Ausstrahlung alle verzaubern, einen sexy Körper haben<br />

und tatsächlich wie erfolgreiche, erwachsene Frauen aussehen.<br />

Die heutigen <strong>Mode</strong>ls, die auf den Laufstegen in Paris, New York, London oder Mailand<br />

die <strong>Mode</strong> der Designer vorführen, sind sogar noch dünner als damals Kate<br />

Moss.<br />

In den vergangenen Wochen machten die Medien darauf aufmerksam, dass die<br />

Mädchen bei den <strong>Mode</strong>wochen der Metropolen nur noch Haut und Knochen sind.<br />

Abgemagert stolzieren sie über den Laufsteg, die teuren Designerstücke hängen nur<br />

noch an den dürren Körpern und die spitzen Knochen<br />

scheinen wie Accessoires zu den Klamotten<br />

zu sein.<br />

Man hörte von <strong>Mode</strong>ls, die in Orangensaft getränkte<br />

Wattebäusche schlucken, nur um ihr Hungergefühl<br />

zu vertreiben.<br />

Dann schockierte der Tod des brasilianischen <strong>Mode</strong>ls<br />

Ana Carolina Reston die <strong>Mode</strong>welt. Auch sie<br />

war ein Opfer des Magerwahns. Die 21-jährige,<br />

die seit ihrem 13. Lebensjahr international modelte<br />

und zuletzt für eine <strong>Mode</strong>strecke für Armani arbeitete,<br />

wog letztlich nur noch 40 Kilo und verstarb<br />

daraufhin an Organversagen.<br />

Allerdings nicht einmal dieses Schicksal konnte<br />

Wesentliches in dieser Branche ändern. Allein in<br />

Mailand wurden Konsequenzen gezogen. Dort<br />

mussten die <strong>Mode</strong>ls bei einer Größe von 1,76 m<br />

mindestens 57 kg wiegen, was einem BMI einer<br />

Normalgewichtigen entspricht.<br />

Doch nicht nur in der <strong>Mode</strong>branche hat es den Anschein, dass<br />

man hungern muss, um erfolgreich zu sein, auch immer mehr<br />

Schauspielerinnen wie Keira Kneightley, Teri Hatcher oder<br />

Sängerinnen, so z.B. Ashley Olsen oder Ex- Spice Girl Victoria<br />

Beckham, verfallen diesem neuen „Trend“. Allen voran It-Girl Nicole<br />

Richie. Sie verlor in kurzer Zeit rapide an Gewicht. In der<br />

ersten Staffel der Reality-Show „The Simple Life“, durch die sie<br />

bekannt wurde, hatte Nicole noch einige Kilos mehr auf den Hüften,<br />

in kurzer Zeit wurde sie jedoch immer dünner. Sie war auch<br />

eine derjenigen Hollywood Stars, die einen gefährlichen Trend<br />

setzen, der dann im Sommer auch nach Europa schwappte, die<br />

Jeansgröße“0“. Wer angesagt sein wollte, hungerte sich in die<br />

Jeans, deren Schnitt eigentlich dem Körperbau einer 12-Jährigen<br />

entspricht. Doch die Illustrierten waren voll mit Nicole Richies<br />

Fotos, nie zuvor war sie in der Öffentlichkeit präsenter. Und genau<br />

das ist das Problem!<br />

Um so dünner die <strong>Mode</strong>ls auf den Laufstegen oder die Schauspielerinnen<br />

sind, desto mehr Aufträge bekommen sie. Jeder<br />

sagt ihnen, wie attraktiv sie seien, und das ist es, was das Selbstbild<br />

der Frauen manipuliert. So etwa nach dem Motto: Willst du<br />

mehr Erfolg, dann nimm ab!


Gerade junge Frauen neigen dazu, den Stars, ihren Vorbildern aus Film und Fernsehen,<br />

nachzueifern und beginnen ebenfalls zu hungern, um genau wie die Ladies aus<br />

Hollywood Kleidergröße 0 tragen zu können.<br />

Im Internet findet man unzählige Foren für Magersüchtige und Bulimie-Erkrankte, auf<br />

denen Mädchen um die Wette hungern oder Tipps geben, wie man am schnellsten<br />

abnimmt und welche Appetitzügler oder Abführtabletten am besten wirken. Auf den<br />

Pro-Ana-Seiten (Ana=Kurzform für Anorexie, Fachbegriff für <strong>Magersucht</strong>) wird sogar<br />

mit einer Art Gehirnwäsche die <strong>Magersucht</strong> verherrlicht und so dargestellt, als sei<br />

das Hungern und Magersein normal und Normalgewichtige undiszipliniert und hässlich.<br />

Die Anorexistinnen stellen Fotos ihrer mageren Körper ins Netz, um damit zu konkurrieren<br />

und ihren „Erfolg“ mit anderen zu teilen. Sie beglückwünschen sich, wenn sie<br />

wieder eine Woche ohne einen Bissen Nahrung ausgekommen sind und machen<br />

sich Komplimente, wenn wieder ein Kilo weniger auf der Waage zu erkennen ist.<br />

Ein Mädchen hat in einem Forum der „Spiegelkinder“ auf Kritik an deren Magerwahn<br />

mit Worten wie diesen reagiert: „Lasst uns doch in Ruhe, wir sind so wie Raucher,<br />

die schaden auch nur sich selbst und da sagt niemand etwas.“<br />

Die Betroffenen, die an <strong>Magersucht</strong> leiden, können auch gar nicht mehr anders als<br />

hungern, denn es ist ihre Psyche, die sie blockiert auch nur Kalorien in minimaler<br />

Menge aufzunehmen. Ein Mädchen schildert, dass es ein wunderbares Gefühl sei,<br />

den eigenen Körper kontrollieren zu können. Es gebe einem das Gefühl stark zu<br />

sein, wenn man sich nicht von seinen Bedürfnissen leiten lassen müsse. Der Kopf<br />

bestimmt, wann etwas gegessen wird, und nicht das Hungergefühl. Sie belächelt diejenigen,<br />

die nicht dünn sind, weil sie nicht gegen das Verlangen ankommen, so wie<br />

sie das kann. Außerdem ist sie stolz so dünn zu sein. Aber diese Kontrolle, die sich<br />

die Magersüchtigen antrainieren, wird zu ihrem Verhängnis. Denn, falls sich ein<br />

Mädchen entscheidet eine Therapie einzugehen, muss es zuerst den Zwang loswerden<br />

sich kontrollieren zu wollen und versuchen, die Bedürfnisse des eigenen Körpers<br />

wieder zu akzeptieren und zu lernen diese auch zu stillen. Es dauert lange Zeit, bis<br />

man den Weg aus der Krankheit gefunden hat, und es ist schwer ihn nicht wieder zu<br />

verlieren.


Dank der Medien, die in letzter Zeit auf das Problem der scheinbar öffentlich akzeptierten<br />

<strong>Magersucht</strong> aufmerksam gemacht haben, sind einige dieser Pro-Ana-Seiten<br />

glücklicherweise geschlossen worden.<br />

So lange allerdings Designer wie Wolfgang Joop oder Karl Lagerfeld der Meinung<br />

sind, dass <strong>Mode</strong>ls nicht dünn genug sein können und es sie auch nicht interessiert,<br />

wie die Mädchen zu ihrer Figur kommen, kann man nur hoffen, dass nicht noch mehr<br />

junge Frauen dem Magerwahn verfallen und sie endlich ein gesundes Schönheitsideal<br />

finden.<br />

Man sollte sich ein Beispiel an <strong>Mode</strong>ls wie Heidi Klum, Gisele Bündchen oder auch<br />

Adriana Lima nehmen, die jedes Jahr aufs Neue die Victoria´s Secret Show laufen<br />

und mit ihren traumhaft weiblich Körpern auf dem Laufsteg bezaubernd aussehen<br />

und ebenso erfolgreich wie berühmt sind.<br />

Auch unser Germany´s next Topmodel Lena war auch keine Bohnenstange.<br />

Außerdem Mädels, habt ihr schon mal Jungs gefragt, ob sie lieber<br />

ein Mager- oder ein Dessous-<strong>Mode</strong>l neben sich liegen haben<br />

wollen??? Denkt mal darüber nach!<br />

Katharina Popp

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