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Skript zur Vorlesung

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Organische Chemie I<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 1


Organisatorisches<br />

• Kontakt: Felix H. Schacher (Jun.‐Prof.)<br />

IOMC, Lessingstr. 8, Raum 122<br />

Email: felix.schacher@uni‐jena.de<br />

• Termine: <strong>Vorlesung</strong>: Freitag 12‐14 Uhr<br />

Hörsaal, Humboldtstraße 8<br />

Seminar: Dienstag 14‐16 Uhr SR 3<br />

Donnerstag 14‐16 Uhr SR 2<br />

(jeweils Humboldtstraße 8)<br />

Klausur: 30.08.2013 08‐10 Uhr<br />

Nachklausur – 02.10.2012 10‐12 Uhr<br />

(jeweils HS, Humboldtstraße 8)<br />

• <strong>Skript</strong>: http://www.uni‐jena.de/Lehre_page_163713.html<br />

Organische Chemie I (Lehramt) (C‐LA‐I)<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 2


Organisatorisches ‐ Termine<br />

12.04.2013 Einleitung<br />

19.04.2013 Alkane I<br />

26.04.2013 Alkane II Gäste<br />

03.05.2013 Halogenalkane<br />

10.05.2013 entfällt<br />

17.05.2013 Stereoisomerie<br />

24.05.2013 entfällt<br />

31.05.2013 Alkene<br />

07.06.2013 Alkine<br />

14.06.2013 Aromaten I<br />

21.06.2013 Aromaten II<br />

28.06.2012 Alkohole Dies academicus bis 13:00<br />

05.07.2012 Ether<br />

12.07.2012 Amine<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 3


Bücher<br />

Vollhardt<br />

89,90 €<br />

Wollrab<br />

59,95 €<br />

Winter<br />

19,95 €<br />

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Latscha<br />

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Brückner<br />

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OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 4


Begriff: Organische Chemie<br />

18. Jahrhundert: Isolierung von Reinstoffen<br />

1769: Weinsäure<br />

1773: Harnstoff<br />

1806: erstmalig „Organische Chemie“ für Stoffe aus Organismen<br />

Jakob Berzelius („vis vitalis“)<br />

1828: Synthese von Harnstoff aus Ammoniumcyanat<br />

Friedrich Wöhler<br />

„Paragdigmenwechsel“<br />

1800‐1882<br />

http://wikipedia.org<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 5


Begriff: Organische Chemie + Jena<br />

Friedlieb Ferdinand Runge<br />

Studium Medizin + Chemie (u.a. Jena)<br />

Promotion 1819 (Jena)<br />

Beschreibung von:<br />

1794‐1867<br />

Phenol<br />

Bakelit<br />

Anilin<br />

Koffein<br />

http://wikipedia.org<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 6


Organische Chemie heute<br />

„Verbindungen, die Kohlenstoff enthalten“<br />

Medikamente<br />

Lebensmittel‐<br />

Zusatzstoffe<br />

Kunststoffe<br />

Farbstoffe<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 7


Periodensystem der Elemente<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 8


Chemische Bindung<br />

Atombindung<br />

Das bindende Elektronenpaar<br />

ist nicht gleichmäßig zwischen<br />

den Atomen verteilt<br />

unsymmetrische Bindung<br />

ein Dipol liegt vor<br />

Unpolar<br />

ΔEN = 0<br />

Polar<br />

ΔEN = 0 ... 1,7<br />

Die Bindungspolarisation wird<br />

durch δ+ und δ‐ symbolisiert<br />

(Partialladungen).<br />

Beispiele<br />

• Wasserstoff<br />

EN=2,1<br />

• Methan<br />

H<br />

EN=2,1<br />

H<br />

C<br />

H<br />

H<br />

EN=2,5<br />

• Sauerstoff<br />

EN=3,5<br />

• Chlormethan<br />

H<br />

EN=3,0<br />

H<br />

C<br />

Cl<br />

H<br />

EN=2,5<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 9


Darstellung organischer Moleküle<br />

• Die Summenformel gibt die Anzahl der verschiedenen Atome im Molekül an.<br />

• Die Strukturformel gibt an, wie die Atome miteinander verbunden sind.<br />

LEWIS‐Formeln (Valenzstrichformeln)<br />

Schreibweise <strong>zur</strong> Darstellung organischer Moleküle.<br />

Regeln zum Aufstellen von LEWIS‐Formeln:<br />

1. Zeichnen des Molekülgerüstes<br />

2. Ermittlung der Anzahl der Valenzelektronen<br />

3. Aufteilen der Bindungselektronen(‐paare) nach Oktettregel<br />

4. Ermitteln der Formalladungen<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 10


Darstellung organischer Moleküle<br />

Summen‐<br />

Formel<br />

LEWIS‐Formel<br />

(Valenzstrich‐Formel)<br />

Skelett‐Formel<br />

Name<br />

Methan<br />

Ethen<br />

Protonierter<br />

Acetaldehyd<br />

n‐Propanol<br />

typische Elemente<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 11


Weitere Begriffe<br />

• Struktur ... jegliche Ordnung (Organisation) von Teilchen, z.B. Atomen<br />

Moleküle ... sind aus Atomen aufgebaut<br />

Verbindung ... besteht aus der gleichen Sorte von Molekülen<br />

• Formel ... beschreibt die Zusammensetzung nach Art und Anzahl der Atome im<br />

Molekül (Summenformel) bzw. gibt an, wie die Atome im Molekül<br />

untereinander verbunden sind (Strukturformel bzw. Konstitutionsformel)<br />

Skelettformel ... verkürzte Darstellung organischer Moleküle<br />

• Konstitutionsisomere ... besitzen die gleiche Summenformel, aber unterschiedliche<br />

Strukturformeln<br />

Beispiel:<br />

C 2 H 6 O<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 12


Molekülorbitale<br />

a) ‐Orbitale<br />

Durch „Endüberlappung“ zweier einfach besetzter Atomorbitale.<br />

Die Elektronendichte ist auf der Kernverbindungsachse lokalisiert.<br />

‐Bindung<br />

H–H H–C C–C C–Cl<br />

b) ‐Orbitale<br />

Durch seitliche Überlappung<br />

zweier einfach besetzter Atomorbitale.<br />

Die Elektronendichte ist<br />

ober‐ und unterhalb der<br />

Kernverbindungsachse lokalisiert.<br />

‐Bindung<br />

Pearson Studium, P. Bruice, Organische Chemie, 5. Aufl., 2007<br />

C=C<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 13


Hybridisierung<br />

• Kohlenstoff besitzt im Grundzustand die Elektronenkonfiguration<br />

1s 2 , 2s 2 , 2p 2 .<br />

• Von den 4 Valenzelektronen liegen 2 als Elektronenpaar<br />

(2s 2 ) und 2 frei (ungepaart, 2p 2 ) vor.<br />

Theoretisch wäre Kohlenstoff zweibindig –<br />

mit einem Bindungswinkel von 90°...<br />

Oktettregel könnte nicht erfüllt werden!<br />

Experimentell: Kohlenstoff ist vierbindig! (z. B. Methan, Bindungswinkel = 109°)<br />

Methan: Stab‐, Kugel‐Stab‐ und Kalottenmodell<br />

Lösung: HYBRIDISIERUNG<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 14


Hybridisierung<br />

a) sp 3 ‐Orbitale<br />

Durch Hybridisierung eines s‐ und dreier p‐Orbitale entstehen vier<br />

sp 3 ‐Hybridorbitale.<br />

Ein sp 3 ‐Orbital ist energieärmer als ein p‐Orbital, aber energiereicher<br />

als ein s‐Orbital.<br />

Hybridorbitale gleicher Art sind entartet (energetisch gleichartig)!<br />

Pearson Studium, P. Bruice, Organische Chemie, 5. Aufl., 2007<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 15


Hybridisierung<br />

b) sp 2 ‐Orbitale<br />

Durch Hybridisierung eines s‐<br />

und zweier p‐Orbitale entstehen<br />

drei sp 2 ‐Hybridorbitale.<br />

c) sp‐Orbitale<br />

Durch Hybridisierung eines s‐<br />

und eines p‐Orbitales entstehen<br />

zwei sp‐Hybridorbitale.<br />

Pearson Studium, P. Bruice, Organische Chemie, 5. Aufl., 2007<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 16


Hybridisierung – Bindungsmodelle<br />

Kohlenstoff : Einfachbindung<br />

154 pm<br />

Ethan (C 2 H 6 )<br />

Kohlenstoff: Doppelbindung<br />

Ethen (C 2 H 4 )<br />

134 pm<br />

Breitmaier/Jung, Organische Chemie, 4. Auflage 2001<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 17


Hybridisierung<br />

Kohlenstoff : Dreifachbindung<br />

• Überlappung zweier sp‐Hybridorbitale und zweimal zwei p‐Orbitalen.<br />

Ethin (C 2 H 2 )<br />

120 pm<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 18


Hybridisierung<br />

Zusammenfassung: Bindungstypen zwischen Kohlenstoffatomen<br />

Bindung<br />

Bindende Orbitale sp 3 sp 2 , p z sp, p y , p z<br />

Bindungstyp + z + y + z<br />

Winkel zw. den Bindungen 109,5° 120° 180°<br />

Bindungslängen [pm] 154 134 120<br />

Bindungsenergie [kJ*mol ‐1 ] 331 620 812<br />

freie Drehbarkeit um C‐C ja nein nein<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 19


OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 20


Mesomerie<br />

Der Begriff Mesomerie (Resonanz) wird angewendet, wenn eine<br />

chemische Struktur (Molekül, Übergangszustand) nicht durch eine einzige<br />

Valenzstrichformel (LEWIS‐Formel) –in diesem Falle auch Grenzformel<br />

oder Grenzstruktur genannt – befriedigend beschrieben werden kann.<br />

• Es existieren zwei oder mehrere Strukturen eines Moleküls oder Ions mit identischer<br />

Atom‐, aber unterschiedlicher Elektronenanordnung (NICHT Struktur).<br />

• Der verwendete Mesomeriepfeil (↔) ist KEIN Gleichgewichtspfeil ( )!<br />

Mesomere Grenzstrukturen stehen in keinem chemischen Gleichgewichtsverhältnis.<br />

RESONANZSTRUKTUREN MÜSSEN GÜLTIGE LEWIS‐STRUKTUREN SEIN!<br />

Beispiel:<br />

! Da Resonanzformeln hypothetischer Natur sind, lassen sich die<br />

ihnen entsprechenden Spezies weder beobachten noch isolieren!<br />

2-<br />

O<br />

O<br />

O<br />

Resonanzhybrid<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 21


Mesomerie<br />

Regeln für Resonanzformeln bei Nicht‐Equivalenten Grenzformen:<br />

1. Größtmögliche Anzahl von Elektronenoktetts<br />

2. Negative Ladungen am Atom mit der größten, positive<br />

Ladungen am Atom mit der geringsten EN<br />

3. Möglichst geringe Ladungstrennung<br />

4. Oktettregel kann Ladungstrennung erzwingen<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 22


Klassifizierung organischer Verbindungen<br />

a) Nach dem MOLEKÜLGERÜST (acyclisch, carbocyclisch, heterocyclisch).<br />

b) Nach FUNKTIONELLEN GRUPPEN.<br />

Funktionelle Gruppen (FG) sind Atome oder Gruppen von Atomen, die das<br />

chemische Verhalten organischer Verbindungen prägen und bei chemischen<br />

Umsetzungen (Reaktionen) eine Schlüsselfunktion einnehmen.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 23


Klassifizierung organischer Verbindungen<br />

• Funktionelle Gruppen, die Teil des Grundgerüstes sind:<br />

Verbindungsklasse<br />

Struktur<br />

Konkretes<br />

Beispiel<br />

Name<br />

Alkan CH 3 ‐CH 3 Ethan<br />

Alken CH 2 =CH 2 Ethylen<br />

Alkin HCCH Acetylen<br />

Aren<br />

Toluen<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 24


Klassifizierung organischer Verbindungen<br />

• Funktionelle Gruppen, die Sauerstoff oder Stickstoff enthalten:<br />

Verbindungsklasse Struktur Konkretes Beispiel Name<br />

Alkohole CH 3 CH 2 OH Ethanol<br />

C OH<br />

primäre Amine CH 3 CH 2 NH 2 Ethylamin<br />

C NH 2<br />

Ether CH 3 CH 2 OCH 2 CH 3 Diethylether<br />

C O C<br />

O<br />

C H<br />

Aldehyde CH 2 =O Formaldehyd<br />

Ketone<br />

O<br />

C<br />

O<br />

H 3 C C CH 3<br />

Aceton<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 25


Klassifizierung organischer Verbindungen<br />

• Funktionelle Gruppen, die Sauerstoff und / oder Stickstoff enthalten:<br />

Verbindungsklasse Struktur Konkretes Beispiel Name<br />

Carbonsäure<br />

O<br />

C OH<br />

O<br />

H 3 C C OH<br />

Essigsäure<br />

Carbonsäureester<br />

O<br />

C O<br />

C<br />

O<br />

H 3 C C O<br />

CH 2 CH 3<br />

Ethylacetat<br />

primäres<br />

Carbonsäureamid<br />

O<br />

C NH 2<br />

O<br />

H C NH 2<br />

Formamid<br />

Carbonsäurechlorid<br />

O<br />

C Cl<br />

O<br />

H 3 C C Cl<br />

Acetylchlorid<br />

Nitril<br />

C N<br />

H 2 C<br />

C<br />

C N<br />

Acrylnitril<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 26


Oxidationsstufen<br />

Regeln <strong>zur</strong> Bestimmung der Oxidationszahlen:<br />

1) Die Bindungselektronen eines jeden Atoms werden dem<br />

elektronegativeren Bindungspartner zugeordnet.<br />

2) Besitzen beide Bindungspartner die gleiche Elektronegativität, so<br />

werden jedem die Hälfte der Bindungselektronen zugeordnet. Damit<br />

erhalten die Atome einer C‐C‐Bindung immer den Wert Null (0).<br />

3) Anschließend wird die Ladung des betreffenden Atoms ermittelt. Sie<br />

wird als Oxidationszahl mit römischen Ziffern angegeben; negative<br />

Oxidationszahlen erhalten ein Minus‐Vorzeichen, positive ein Plus‐<br />

Vorzeichen.<br />

4) Hilfsregel: Fluor hat immer –I, Sauerstoff –II und Wasserstoff +I<br />

Wichtige Elektronegativitätswerte:<br />

C: 2.5 H: 2.1 O: 3.5 N: 3.0 Cl: 3.0<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 27


Reaktionen, Kinetik, Thermodynamik<br />

Organisch‐Chemische Reaktionen können meist einem von<br />

sieben Hauptreaktionstypen zugeordnet werden:<br />

• ADDITION<br />

• ELIMINIERUNG<br />

• SUBSTITUTION<br />

A + B C<br />

C A + B<br />

A‐B + C A‐C + B<br />

• KONDENSATION A + B C + D D ... kleines Molekül (H 2 O o. HX)<br />

• UMLAGERUNG<br />

• ISOMERISIERUNG<br />

• REDOXREAKTION<br />

A B<br />

A B<br />

A B<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 28


Reaktionsmechanismus<br />

Als Reaktionsmechanismus bezeichnet man die genaue Abfolge aller<br />

Elementarschritte innerhalb einer chemischen Reaktion, d.h. die Abfolge in der bei<br />

der Umwandlung des Eduktes in das Produkt Bindungen gebrochen und neu geknüpft werden.<br />

Beispiel:<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 29


Reaktive Zwischenstufen<br />

• In der organischen Chemie treten häufig reaktive Zwischenstufen auf.<br />

• Diese sind i.d.R. nicht isolierbar, jedoch nachweisbar (Spektroskopie).<br />

• Reaktive Zwischenstufen können zu ungewünschten Nebenreaktionen führen.<br />

Häufige reaktive Zwischenstufen:<br />

a) Carbokationen z.B. R 3 C +<br />

b) Carbanionen z.B. R 3 C: ‐<br />

c) Radikale z.B. •CR 3<br />

d) Carbene z.B. :CR 2<br />

e) Radikal‐Ionen z.B. (R 2 C=O•) ‐<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 30


Reaktive Zwischenstufen<br />

Hybridisierung reaktiver Zwischenstufen:<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 31


Carbokationen (Carbeniumionen)<br />

• Carbeniumionen besitzen an einem C‐Atom eine positive Ladung (R 3 C + )<br />

(6 statt 8 Valenzelektronen).<br />

• Trigonale, planare Struktur (sp 2 ‐hybridisiertes Kation).<br />

• Stabilisierung durch +I‐Effekt von Alkylgruppen (Elektronen‐Donoren), Hyperkonjugation<br />

(Delokalisierung von Bindungselektronen) und mesomere Effekte.<br />

• Carbokationen werden gebildet durch:<br />

• S N 1‐Reaktionen<br />

• Zerfall von Diazonium‐Ionen<br />

• Addition eines Protons an z.B. Alkene<br />

• Folgereaktionen von Carbokationen:<br />

• Reaktionen mit einem Nucleophil (S N 1)<br />

• Abspaltung eines Protons (E1)<br />

• Umlagerungen<br />

• Anlagerung an eine Mehrfachbindung<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 32


Carbokationen (Carbeniumionen)<br />

Hyperkonjugation<br />

STABILITÄT von Carbokationen:<br />

methyl < primär primär >> sekundär > tertiär > allyl > benzyl<br />

Volhardt/Schore, Organische Chemie, 4. Auflage, 2006<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 33


Carbanionen<br />

• Carbanionen besitzen an einem C‐Atom eine negative Ladung (R 3 C: ‐ )(Elektronenoktett).<br />

• Tetraedrische Struktur (sp 3 ‐hybridisiertes Anion).<br />

• Carbanionen werden gebildet durch:<br />

• Deprotonierung (Verhalten als Säure) durch starke Basen<br />

(z.B. BuLi, NaNH 2 )<br />

• Entfernung einer positiven Abgangsgruppe (z.B. R‐Li)<br />

• Folgereaktionen von Carbanionen:<br />

• Abspaltung einer negativen Abgangsgruppe (z.B. X ‐ )<br />

Bildung von Mehrfachbindungen (E1)<br />

• Reaktion mit einem Elektrophil<br />

STABILITÄT von Carbanionen:<br />

methyl > primär > sekundär > tertiär<br />

ACIDITÄT von Kohlenwasserstoffen:<br />

Alkane < Alkene < Alkine<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 34


Radikale<br />

• Radikale sind Teilchen mit einem oder mehreren ungepaarten Elektronen (•CR 3 ).<br />

• Fast planare Struktur.<br />

• Stabilisierung durch +I‐Effekt, Hyperkonjugation (Alkylradikale) und Mesomerie (Allyl‐,<br />

Benzyl‐ und Phenylradikale).<br />

• Schwächere Stabilisierung durch Alkylsubstituenten als bei Carbeniumionen.<br />

• Radikale werden gebildet durch homolytische Spaltung von C‐H‐, C‐C‐ oder C‐X‐Bindungen.<br />

Hyperkonjugation<br />

STABILITÄT von Radikalen:<br />

methyl < primär < sekundär < tertiär<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 35


Carbene<br />

• Carbene sind Teilchen mit einem neutralen, zweibindigen C‐Atom (:CR 2 )<br />

(Elektronensextett).<br />

• Zwei elektronische Zustände sind möglich:<br />

Singulett‐ und Triplett‐Carben‐Struktur.<br />

Beispiel: Carben (Methylen) aus<br />

Diazomethan.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 36


Radikalionen<br />

• Bei vielen Verbindungen ist es möglich, unter hochenergetischen Bedingungen ein<br />

Elektron zu entfernen bzw. hinzuzufügen.<br />

Beispiel: Alkenradikal‐Kation<br />

Beispiel: Ketylradikal‐Anion<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 37


2. Alkane<br />

2.1. Allgemeines<br />

2.2. Nomenklatur + Konstitutionsisomerie<br />

2.3. Konformationsisomerie<br />

2.4. Industrielle Bedeutung<br />

2.5. Synthetische Darstellung<br />

2.6. Reaktionen der Alkane<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 1


2.1. Allgemeines<br />

• Kohlenwasserstoffe bestehen nur aus den Elementen Kohlenstoff und Wasserstoff.<br />

Alkane sind Kohlenwasserstoffe, die nur Einfachbindungen enthalten<br />

(gesättigte KW).<br />

• C‐Atome in Alkanen sind sp 3 ‐hybridisiert.<br />

Hybridisierung<br />

Einteilung:<br />

Alkane<br />

geradkettig<br />

verzweigt<br />

• Alkane besitzen die allgemeine Summelformel:<br />

C n H 2n+2<br />

• Die homologe Reihe der Alkane ergibt sich ausgehend von Methan (CH 4 ) durch<br />

den Einschub von CH 2 ‐Gruppen.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 2


2.1. Allgemeines<br />

n<br />

Name<br />

Summenformel<br />

(C n H 2n+2 )<br />

Kurzschreibweise<br />

(kondensierte Formel)<br />

Smp.<br />

(°C)<br />

1 Methan CH4 CH4 ‐184 ‐164<br />

2 Ethan C2H6 CH3‐CH3 ‐183 ‐ 95<br />

3 Propan C3H8 CH3‐CH2‐CH3 ‐190 ‐ 45<br />

4 n‐Butan C4H10 CH3‐CH2‐CH2‐CH3 ‐135 ‐ 0,5<br />

Sdp.<br />

(°C)<br />

gasförmig<br />

5 n‐Pentan C5H12 CH3‐(CH2)3‐CH3 ‐131 + 36<br />

6 n‐Hexan C6H14 CH3‐(CH2)4‐CH3 ‐ 94 + 69<br />

7 n‐Heptan C7H16 CH3‐(CH2)5‐CH3 ‐ 90 + 98<br />

8 n‐Octan C8H18 CH3‐(CH2)6‐CH3 ‐ 57 +126<br />

9 n‐Nonan C9H20 CH3‐(CH2)7‐CH3 ‐ 54 +150<br />

10 n‐Decan C10H22 CH3‐(CH2)8‐CH3 ‐ 32 +173<br />

11 n‐Undecan C11H24 CH3‐(CH2)9‐CH3 ‐ 26 +196<br />

flüssig<br />

12 n‐Dodecan C12H26 CH3‐(CH2)10‐CH3 ‐ 12 +216<br />

15 n‐Pentadecan C15H32 CH3‐(CH2)13‐CH3 +10 +270<br />

18 n‐Octadecan C18H38 CH3‐(CH2)16‐CH3 +28 +308<br />

20 n‐Eicosan C20H42 CH3‐(CH2)18‐CH3 +37 ‐<br />

30 n‐Triacontan C30H62 CH3‐(CH2)28‐CH3 +66 ‐<br />

fest<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 3


2.1. Allgemeines<br />

Kettenlänge und physikalische Eigenschaften<br />

• Mit zunehmender Kettenlänge steigen die Siedepunkte (steigende Van‐der‐Waals‐<br />

Wechselwirkungen).<br />

• Verzweigte Alkane besitzen einen geringeren Siedepunkt als unverzweigte gleicher<br />

C‐Anzahl (geringere Kontaktfläche).<br />

• Mit zunehmender Kettenlänge steigen ebenso (fast immer) die Schmelzpunkte.<br />

• Die Schmelzpunkte der (benachbarten) geradzahligen Alkane liegen leicht über den<br />

der ungeradzahligen Alkane (weniger dichte Packung).<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 4


2.2. Nomenklatur + Konstitutionsisomerie<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 5


2.2.1. Konstitutionsisomerie<br />

• Ab Butan (C 4 H 10 ) sind mehrere Strukturen = Konstitutionsisomere möglich.<br />

Konstitutionsisomere besitzen die gleiche Summenformel, jedoch<br />

unterschiedliche Atomverknüpfungen. Sie unterscheiden sich in ihren<br />

physikalischen Eigenschaften.<br />

Beispiel:<br />

C 4 H 10<br />

n‐Butan<br />

Isobutan oder<br />

Methylpropan<br />

C 5 H 12<br />

n‐Pentan Isopentan Neopentan<br />

• C 4 H 10 1 Stellungsisomer; C 10 H 22 75 Isomere; C 15 H 32 4347 Isomere.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 6


2.2.2. Nomenklatur<br />

Primäre, sekundäre, tertiäre und quartäre Kohlenstoffatome<br />

Ebenso existieren<br />

primäre, sekundäre<br />

und tertiäre<br />

Wasserstoffatome!<br />

Trivialnamen für verzweigte Alkane<br />

CH 3<br />

H 3 C C<br />

H<br />

CH 3<br />

H 3 C C CH 2<br />

H<br />

H<br />

H 3 C C<br />

CH 2 CH 3<br />

H 3 C<br />

CH 3<br />

C<br />

CH 3<br />

Isopropyl-<br />

tert.-Butyl-<br />

sek.-Butyl-<br />

Isobutyl-<br />

CH 3<br />

H 3 C C CH 2<br />

H<br />

CH 2<br />

H 3 C<br />

CH 3<br />

C CH 2<br />

CH 3<br />

Isopentyl-<br />

Neopentyl-<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 7


2.2.2. Nomenklatur<br />

Nomenklatur von Alkanen –Beispiel 1<br />

Regeln (unverzweigte Seitenketten)<br />

1) Benennung und Nummerierung der längsten Kohlenstoffkette (Hauptkette),<br />

wobei die Durchnummerierung an dem Kettenende beginnt, so dass die Stellungen<br />

der Seitenketten möglichst kleine Zahlen erhalten. Tridecan<br />

2) Seitenketten (Substituenten) benennen, alphabetisch ordnen und dem<br />

Stammnamen voranstellen; anstatt der Endung „–an“wird die Endung „–yl“<br />

verwendet. Ethyl, Methyl, Propyl<br />

3) Anzahl der gleichen Seitenketten ermitteln und mit griechischem Zahlwort<br />

dem betreffenden Seitenkettennamen voranstellen. Ethyl, Dimethyl, Propyl<br />

(haben keinen Einfluss auf die alphabetische Reihenfolge)<br />

4) Nummer, die die Stellung der Seitenkette bezeichnet, festlegen. 4‐Ethyl<br />

ERGEBNIS: 4‐Ethyl‐8,8‐dimethyl‐5‐propyl‐tridecan<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 8


2.2.2. Nomenklatur<br />

Nomenklatur von Alkanen –Beispiel 2<br />

Regeln (verzweigte Seitenketten)<br />

1) Hauptkette Heptan<br />

2) Angabe der Seitenkettenverknüpfung 4‐(<br />

3) Zahl des Kohlenstoffs angeben, an dem sich die Verzweigung in der Seitenkette<br />

befindet. 4‐(1‐<br />

4) Den Namen des Alkylrests in der Verzweigung der Seitenkette benennen .<br />

4‐(1‐Methyl<br />

5) Die vermeintliche Haupkette in der Seitekette ebenfalls als Alkylrest anfügen.<br />

4‐(1‐Methylethyl)<br />

ERGEBNIS: 4‐(1‐Methylethyl)heptan<br />

Trivialname: 4‐Isopropylheptan<br />

Merke: Systematische Namen werden nach IUPAC bevorzugt!<br />

Zu einer Struktur können mehrere Namen existieren, zu einem Namen jedoch immer nur eine Struktur!<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 9


2.3. Konformationsisomerie<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 10


2.3. Konformationsisomerie<br />

Konformationsisomere – Rotamere –sind Stereoisomere, die sich schon<br />

durch die Drehung von Einfachbindungen ineinander überführen lassen.<br />

Beispiel: Ethan<br />

Darstellung:<br />

Newman‐Projektion<br />

s. auch: Keilstrich‐ und Sägebock‐Projektion<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 11


2.3. Konformationsisomerie<br />

Beispiel: Ethan<br />

• Rotation entlang C‐C‐Bindung.<br />

• Gestaffelte und verdeckte<br />

Konformation.<br />

verdeckte Konformation<br />

gestaffelte Konformation<br />

Energie‐Diagramm:<br />

• Übergangszustände (TS)<br />

• Aktivierungsenergie gering (12 kJ/mol)<br />

Rotation läuft sehr schnell ab bei Raumtemperatur (RT).<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 12


2.3. Konformationsisomerie<br />

Beispiel: n‐Butan<br />

• Betrachtung entlang C 2 ‐C 3 ‐Achse.<br />

• Mehrere gestaffelte und verdeckte Konformationen.<br />

verdeckte Konformationen<br />

gestaffelte Konformationen<br />

Energie‐Diagramm:<br />

anti<br />

gauche<br />

gauche<br />

anti<br />

‐ gauche‐WW<br />

• Anti‐Konformer am stabilsten, gauche‐Konformationen ungünstiger (4 kJ/mol).<br />

• Rotation durch die größeren Methylgruppen erschwert (gegenüber Ethan).<br />

• In Lösung bei 25°C (RT): 80 % anti‐ und 20 % gauche Konformation.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 13


2.4. Industrielle Bedeutung<br />

• Aus Erdgas (vorwiegend C 1 bis C 4 ‐Alkane) und Erdöl (vorwiegend höhere Alkane).<br />

• Isomerenfreie Gewinnung nur für kurzkettige Alkane (< C5).<br />

• Langkettige Alkane erfordern synthetische Herstellung.<br />

• Thermisches „Cracken“ (trockene Destillation, Pyrolyse):<br />

• Bei 470‐510 °C und 20‐50 bar radikalische Spaltung von Bindungen.<br />

• Spaltprodukte: Alkane und Alkene<br />

Verwendung:<br />

Raffinerie Leuna<br />

Fraktion Siedebereich (°C) C n Verwendung<br />

Gasfraktion < 40 C 1 ‐C 6 Treibstoff, Heizgas<br />

(Erdgas), Treibgas<br />

Petrolether 30‐60 C 5 ‐C 6 Lösungsmittel, Benzin<br />

Ligroin 60‐100 C 6 ‐C 7 Kfz‐Benzin<br />

Gasolin 40‐200 C 5 ‐C 10 Kfz‐Benzin<br />

Kerosin 180‐230 C 11 ‐C 12 Düsentreibstoff<br />

Gasöl (Heizöl) 230‐300 C 13 ‐C 17 Diesel<br />

Schmieröle 300‐400 C 20 ‐C 30 Schmierstoffe<br />

Paraffinwachs 400‐500 C 20 ‐C 30 Vaseline<br />

Asphalt > 500 Polycyclen Teer<br />

http://www.greenpeace.de/typo3temp/GB/c6ecc16801.jpg<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 14


2.4. Industrielle Bedeutung<br />

• Aus Kohle: „Kohleverflüssigung“ (BERGIUS‐Verfahren, katalytische Hydrierung)<br />

Leuna‐Werke: 1936‐1940… Wasserstoff / Katalysator / 450 bar<br />

• FISCHER‐TROPSCH‐Verfahren: Synthesegas (aus Kohlevergasung) wird katalytisch<br />

zu Kohlenwasserstoffen (Benzin, Diesel, Heizöl, Aromaten) und Wasser umgesetzt.<br />

(2n+1) H 2 + n CO C n H 2n+2 + n H 2 O<br />

Synthetisches Benzin<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 15


2.5. Synthetische Darstellung<br />

• Katalytische Hydrierung von Alkenen:<br />

• Reduktion von Halogenalkanen (Alkylhalogeniden) durch:<br />

• Hydrolyse von GRIGNARD‐Verbindungen:<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 16


2.5. Synthetische Darstellung<br />

• Umsetzung mit Zink und Säure:<br />

• Umsetzung mit Metallhydriden:<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 17


2.5. Synthetische Darstellung<br />

• Alkylierung metallorganischer Verbindungen:<br />

• WURTZ‐Synthese:<br />

• Alkylierung von GRIGNARD‐Verbindungen:<br />

• Zur Darstellung unsymmetrischer Alkane.<br />

• KOLBE‐Elektrolyse:<br />

• Natrium‐, Kalium‐ und Calciumsalze von Carbonsäuren<br />

Oxidation Decarboxylierung Dimerisierung<br />

Carboxylat Carboxyradikal Alkylradikal Alkan<br />

Salz einer Carbonsäure<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 18


OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 19


2.6. Reaktionen der Alkane<br />

• Allgemein sind Alkane wenig reaktiv! keine funktionellen Gruppen<br />

• Keine Reaktion mit Mineralsäuren, Basen, Oxidations‐ und Reduktionsmitteln.<br />

• Bei höheren Temperaturen Oxidation und Halogenierung möglich!<br />

Trivialname Paraffin –lat. parum affinis = wenig geneigt<br />

Beispiel Erdöl: Moleküle liegen seit Millionen Jahren chemisch unverändert vor.<br />

Alkane gehen Redoxreaktionen ein (besonders mit Sauerstoff und Halogenen),<br />

da der Kohlenstoff in stark reduziertem Zustand vorliegt .<br />

(z.B.: Methan –Oxidationszahl C = ‐IV)<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 20


2.6.1. Oxidationen<br />

a) Vollständige Oxidation (Verbrennung)<br />

• Exotherme Reaktion mit radikalischem Kettenmechanismus.<br />

• Verbrennungsenthalpie Δ H ~ ∑ Bindungsenergien (Edukte) – ∑ Bindungsenergien<br />

(Produkte)<br />

CH 4 + 2 O 2 CO 2<br />

+<br />

2<br />

H 2 O<br />

Δ H = ‐883 kJ/mol<br />

2 C 2 H 6 + 7 O 2<br />

4 CO 2<br />

+ 6<br />

H 2 O<br />

Δ H = ‐1542 kJ/mol<br />

• Bindungsenergien: C‐H 413 kJ/mol<br />

(Dissoziationsenergien) O‐O 498 kJ/mol<br />

muss aufgewendet werden<br />

C=O<br />

O‐H<br />

803 kJ/mol<br />

463 kJ/mol<br />

wird frei<br />

Beispiel : Δ H Methan (theor.) = 4 • 413 + 2 • 498 –2 • 803 –4 • 463 = ‐810 kJ/mol<br />

• Jede CH 2 ‐Gruppe steuert etwa 650 kJ/mol <strong>zur</strong> totalen Verbrennungsenergie bei.<br />

• Verbrennungswärmen für viele organische Verbindungen experimentell ermittelt<br />

( Kalorimetrie) und tabelliert.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 21


2.6.1. Oxidationen<br />

b) Partielle Oxidation<br />

• Unvollständige Verbrennung (bei Sauerstoffmangel) unter Bildung von Alkenen,<br />

Alkinen oder Kohlenstoff:<br />

• Dehydrierung bei Sauerstoffmangel.<br />

• Katalytische Oxidation durch Wasser:<br />

c) Autoxidation<br />

• n‐Alkane neigen kaum <strong>zur</strong> Autoxidation.<br />

• Antioxidantien (Inhibitoren) verhindern Autoxidation verzweigter Alkane.<br />

• Antioxidantien: HI, Phenole, aromatische Amine, Organoschwefelverbindungen.<br />

Methylpropan<br />

tert‐Butylhydroperoxid<br />

Radikalstabilität<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 22


2.6.2. Halogenierungen<br />

d) Photohalogenierung<br />

• Aktivierung durch Licht (hν) und Temperatur (> 300°C), Peroxide als Initiatoren.<br />

Beispiel:<br />

Radikalischer Prozess<br />

• Mehrfache Halogenierung möglich (z.B. CH 3 Cl, CH 2 Cl 2 , CHCl 3 , CCl 4 )<br />

Reaktivität: F 2 >> Cl 2 > Br 2 >>> I 2<br />

• FCKW ... Fluorchlorkohlenwasserstoffe<br />

• Früher: Verwendung als Kühlflüssigkeit.<br />

• Katalytische Zersetzung von Ozon in der Ozonschicht heute: verboten<br />

• Chlorierung bei moderaten Temperaturen (< 100°C) möglich:<br />

Sulfurylchlorid<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 23


2.6.2. Halogenierungen<br />

e) Photosulfochlorierung<br />

• Reaktion mit Schwefeldioxid und Chlor in Gegenwart von Basen.<br />

Alkansulfonsäurechlorid<br />

Alkansulfonsäure<br />

• Langkettige Alkansulfonsäuren (z.B. C 18 ) als Waschmittel (Detergentien) wichtig .<br />

• Einsatz als (Natrium)Salz (anionisches Tensid).<br />

hydrophob<br />

Alkylkette<br />

Sulfonat<br />

hydrophil<br />

• Unter drastischen Bedingungen möglich.<br />

http://www.tgs‐chemie.de/waschm2.gif<br />

Nitroalkan<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 24<br />

http://p3.focus.de/img/gen/V/d/HBVdtUxz_Pxgen_r_311xA.jpg


2.6.3. Radikalische Substitution<br />

Herstellung von Halogenalkanen<br />

• Wichtigste Methode <strong>zur</strong> Synthese von Halogenalkanen.<br />

Beispiel:<br />

Herstellung von Radikalen:<br />

Homolytische Bindungsspaltung<br />

• thermische Spaltung<br />

• photochemische Bindungsspaltung (Voraussetzung: Absorption von Strahlung)<br />

• Verbindungen mit niedriger Bindungsdissoziationsenergie werden oft als<br />

INITIATOREN (Radikalstarter) eingesetzt.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 25


2.6.3. Radikalische Substitution ‐ Mechanismus<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 26


2.6.3. Radikalische Substitution<br />

Energetischer Reaktionsverlauf<br />

Geschwindigkeitsbestimmender<br />

Schritt<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 27


2.6.4. Reaktionsenthalpie<br />

H R = zugeführte Energie ‐ freigesetzte Energie<br />

= H° (aufgebrochene Bindungen) ‐ H° (neugebildete Bindungen)<br />

Negativer Wert = exothermer Prozess, positiver Wert = endothermer Prozess<br />

Hilfsmittel:<br />

Bindungsdissoziationsenthalpien in kJ/mol (A‐B → A . + B . ) (C‐H, C‐X = Methan)<br />

F‐F 159,0<br />

Cl‐Cl 242,4<br />

Br‐Br 192,5<br />

C‐C<br />

154 pm<br />

C=C<br />

134 pm<br />

CC<br />

121 pm<br />

346 C‐F 460 H‐F 565<br />

602 C‐Cl 356 H‐Cl 431<br />

836 C‐Br 297 H‐Br 364<br />

I‐I 150,5 C‐H 440 C‐I 239 H‐I 297<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 28


2.6.4. Reaktionsenthalpie<br />

Reaktivitätsvergleich zwischen den Halogenen<br />

Enthalpien der Kettenfortpflanzungsschritte<br />

bei der Halogenierung von Methan (kJ/mol)<br />

F Cl Br I<br />

-125,4<br />

+8,4<br />

+75,2<br />

+142,1<br />

-305,1<br />

-112,9<br />

-104,5<br />

-87,8<br />

-426 -104,1 -28,5 +54,5<br />

Fluor ist am reaktivsten.<br />

Die radikalische Iodierung von Methan ist endotherm.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 29


2.6.5. Selektivität<br />

• Bei der Bildung der Produkte spielen statistische und thermodynamische Faktoren eine<br />

Rolle.<br />

• Erwartetes Verhältnis: 3 : 1<br />

• Erwartetes Verhältnis der Reaktivität<br />

der C‐H‐Bindungen: weniger reaktiv : reaktiver<br />

• Experimentelles Verhältnis bei 25°C: 43 : 57<br />

• Experimentelles Verhältnis bei 600°C: 3 : 1<br />

• RELATIVE REAKTIVITÄT: 1 : 4<br />

Radikalstabilität tertiär > sekundär > primär 5 : 4 : 1<br />

Zunahme der Radikalstabilität, Abnahme der C‐H‐Bindungsstärke<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 30


2.6.5. Selektivität<br />

Wasserstoffabspaltung durch ein Chloratom an einem sekundären C‐Atom ist<br />

stärker exotherm und erfolgt schneller als an einem primären C‐Atom!<br />

‐ 20.9 kJ/mol<br />

‐ 35.6 kJ/mol<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 31


2.6.5. Selektivität + Reaktivität<br />

• Selektivität bei der Halogenierung von Alkanen FLUOR vs. BROM<br />

RCH 2 -H R 2 CH-H R 3 C-H<br />

F-Radikal (25 °C, Gas) 1 1,2 1,4<br />

Cl-Radikal (25 °C, Gas) 1 4 5<br />

Br-Radikal (98 °C, Gas) 1 250 6300<br />

Br-Radikal (150 °C, Gas) 1 80 1700<br />

Bei chemischen Reaktionen sind immer Reaktivität UND Selektivität zu betrachten!<br />

Volhardt/Schore, Organische Chemie, 4. Auflage, 2006<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 32


3. Cycloalkane<br />

• Cycloalkane enthalten eine oder mehrere gesättigte, ringförmige Kohlenstoffketten.<br />

Einteilung:<br />

Cycloalkane<br />

Cycloaliphaten<br />

(Alicyclen, Carbocyclen)<br />

Polycyclen<br />

• Cycloaliphaten (Alicyclen, Carbocyclen):<br />

• besitzen unsubstituiert die allgemeine Summenformel:<br />

• werden wie die entsprechenden Alkane,<br />

jedoch mit der Vorsilbe Cyclo‐,benannt (homologe Reihe).<br />

C n H 2n<br />

Cyclohexan = wichtige Struktureinheit in der organischen Chemie!<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 1


Cycloalkane<br />

• Beispiele für die Nomenklatur substituierter Cycloalkane:<br />

CH 3 CH2 CH 2 CH 2 CH 2 CH 3 H 5 C 2 CH 3<br />

Methylcyclohexan 1-Cyclobutylpentan 1-Ethyl-3-methylcyclopentan<br />

• Polycyclen :<br />

• werden nach ihrer Verknüpfungsart unterteilt:<br />

c ‐ Brückenkopfatome<br />

• können mehrere verbundene Ringe enthalten (Bicyclo‐, Tricyclo‐, ...)<br />

• Benennung: ‐ Anzahl der Ring‐C‐Atome (Stammalkan)<br />

‐ Anzahl der C‐Atome zwischen den Brückenkopfatomen<br />

‐ beginnend mit der Nummerierung der längsten Brücke<br />

2<br />

1<br />

Bicyclo[4.1.0]heptan<br />

Bicyclo[4.4.0]decan<br />

Decalin<br />

5 6<br />

Bicyclo[4.2.0]octan<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 2


Eigenschaften<br />

• Vergleich offenkettiger und cyclischer Alkane:<br />

T in °C<br />

150<br />

100<br />

50<br />

Siedepunkt<br />

Cycloalkane<br />

offenkettige Alkane<br />

0<br />

-50<br />

2 4 6 8 Schmelzpunkt<br />

-100<br />

-150<br />

-200<br />

C-Zahl<br />

Offenkettige und cyclische Alkane weisen grundsätzlich ähnliche physikalische<br />

Eigenschaften auf!<br />

Cycloalkane besitzen höhere Dichten, Schmelz‐ und Siedepunkte.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 3


Ringspannung<br />

• Offenkettige Alkane in gestaffelter Konformation besitzen optimale (spannungsfreie)<br />

Bindungswinkel (Tetraederwinkel = 109°).<br />

Beispiel: Ethan<br />

• Die Konformation kleiner Ringe wird durch die RINGSPANNUNG beinflusst!<br />

• Winkelspannung (BAEYER‐Spannung): Abweichung vom Tetraederwinkel.<br />

• Ekliptische Spannung (PITZER‐Spannung): WW benachbarter H‐Atome an<br />

kleinen Ringen (bis 5‐Ring)<br />

• Transannulare Spannung (PRELOG‐Spannung): WW nicht benachbarter<br />

H‐Atome in großen Ringen (7‐ bis 12‐Ring)<br />

Beispiele:<br />

Energetisch ungünstige Konformation(en)<br />

Ringspannung 6‐Ring < 5‐Ring < 4‐Ring < 3‐Ring<br />

Die Ringspannung bedingt die gegebenenfalls abweichende<br />

Reaktivität gegenüber offenkettigen Alkanen.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 4


Ringspannung + Verbrennungswärme<br />

• Bei der Verbrennung von Cycloalkanen wird mehr Wärme frei als theoretisch erwartet<br />

Indiz auf Ringspannung!<br />

• Offenkettige Alkane: ΔH verb ~ n • ‐658 kJ/mol<br />

RINGSPANNUNG: Differenz zwischen theoretischer und experimenteller<br />

Verbrennungswärme.<br />

kleine Ringe<br />

„normale“ Ringe<br />

mittlere Ringe<br />

große Ringe<br />

C‐Zahl<br />

(n)<br />

ΔH verb<br />

(kJ/mol)<br />

Ringspannung<br />

(kJ/mol)<br />

Spannung pro CH 2<br />

‐<br />

Gruppe(kJ/mol)<br />

3 ‐2090 115 39<br />

4 ‐2742 110 28<br />

5 ‐3317 27 5<br />

6 ‐3948 0.5 0<br />

7 ‐4632 27 4<br />

8 ‐5305 42 5<br />

9 ‐5975 54 6<br />

10 ‐6630 50 5<br />

11 ‐7281 44 4<br />

12 ‐7905 10 1<br />

14 ‐9210 1 0<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 5


Cyclopropan<br />

Struktur<br />

Orbitaldarstellung<br />

schlechtere<br />

Überlappung<br />

„Bananen‐Bindung“<br />

• Elektronendichte liegt nicht auf der “Trimethylenradikal”<br />

Kernverbindungsachse.<br />

• Geringere Molekülorbital‐Überlappung<br />

• Dissoziationsenergie C‐C: 272 kJ/mol (Ethan: 377 kJ/mol)<br />

Cyclopropan<br />

Erhöhte Reaktivität der gespannten C‐C‐Bindung!<br />

Ringöffnungs‐Reaktionen:<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 6


Cyclopropan<br />

Ausgewählte Dreiring‐Synthesen<br />

[2+1] Cycloaddition von Carbenen an C‐C‐Mehrfachbindungen<br />

• Stereospezifische Reaktion.<br />

• Relative Konfiguration am C bleibt erhalten.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 7


Cyclobutan<br />

Struktur<br />

• Besitzt ebenfalls<br />

gebogene Bindungen,<br />

jedoch mit geringerer<br />

Ringspannung als im<br />

Cyclopropan.<br />

•Verringerung der Ringspannung<br />

(ekliptische Spannung)<br />

durch „Hochklappen“ einer Ecke.<br />

• Sehr schnelles Umklappen zwischen<br />

den nichtplanaren Strukturen.<br />

• Dissoziationsenergie C‐C: 264 kJ/mol<br />

Erhöhte Reaktivität der gespannten C‐C‐Bindung!<br />

(aber weniger reaktiv als Cyclopropan)<br />

Ringöffnungs‐Reaktionen:<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 8<br />

*Bei disubstituierten Cycloalkanen.


Cyclobutan<br />

Ausgewählte Vierring‐Synthesen<br />

[2+2] Cycloaddition<br />

• PHOTOcycloaddition von Alkenen.<br />

• Mit elektronenziehenden Substituenten auch thermisch möglich.<br />

C<br />

C<br />

C<br />

C<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 9


Cyclopentan<br />

• C‐C‐Bindungswinkel im Cyclopentan<br />

nahezu ideal.<br />

• 5‐Ring jedoch nicht planar, da 10<br />

ungünstige ekliptische WW.<br />

• Ring faltet sich (Erhöhung der<br />

Winkelspannung), aber energetisch<br />

günstiger.<br />

Struktur<br />

• Zwei gefaltete Strukturen: Envelope‐ (Briefumschlag‐) und Halbsesselform.<br />

geringer Energieunterschied,<br />

kleine Aktivierungsenergie<br />

• Cyclopentan‐Molekül ist wenig gespannt und lässt sich nicht durch Erhitzen<br />

zerstören oder zu Pentan hydrieren.<br />

• Disubstituierte Cyclopentane zeigen cis/trans‐Isomerie.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 10


Cyclopentan<br />

Ausgewählte Fünfring‐Synthesen<br />

DIECKMANN‐Esterkondensation<br />

• Reaktion von Adipinsäurediethylester in Gegenwart von Basen.<br />

Doppelte Alkylierung von Malonsäurediestern<br />

• Siehe Cyclopropan!<br />

• Umsetzung mit 1,5‐Dihalogenalkanen.<br />

Ringerweiterungen oder Ringverengungen<br />

• Z.B. Ringöffung von Vinylcyclopropanen.<br />

Lithiumalkoholate<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 11


OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 12


Cyclohexan<br />

Ebene Struktur<br />

(hypothetisch)<br />

VS.<br />

Sessel‐<br />

Konformation<br />

• Alle C‐Atome in einer Ebene.<br />

• C‐C‐Bindungswinkel: 120°<br />

(6‐fache Winkelspannung)<br />

• 12 ekliptisch stehende Wasserstoffatome.<br />

• C‐Atome 1 und 4 entgegengesetzt aus der<br />

Ebene geklappt ( Sessel)<br />

• Nahezu ideale Bindungswinkel.<br />

• Gestaffelte Stellung der Wasserstoffatome.<br />

Frei von Winkel‐ und ekliptischer Spannung –<br />

In Übereinstimmung mit der Verbrennungswärme!<br />

Cyclohexan ist so inert wie ein normales Alkan!<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 13


Cyclohexan<br />

NEWMAN‐Projektion<br />

Gestaffelte<br />

Stellung der<br />

H‐Atome.<br />

Weitere Konformationen des Cyclohexanrings<br />

Energie<br />

• Neben der Sesselform existieren noch<br />

mehrere energetisch ungünstigere<br />

Konformationen.<br />

• Sessel (1)<br />

• Twist‐Formen (3) (5)<br />

• Wanne (4)<br />

• Halbsessel (2)<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 14<br />

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Cyclohexane_universe.png


Cyclohexan<br />

Wannen‐Konformation des Cyclohexans<br />

• C‐Atome 1 und 4 ragen<br />

auf der selben Seite aus<br />

der Ebene.<br />

• 27,2 kJ/mol<br />

energiereicher als die<br />

Sesselform.<br />

• Sehr geringer Abstand<br />

zwischen Wasserstoffen<br />

an C1 und C4 <br />

transannulare Spannung.<br />

transannulare Spannung<br />

Twist‐Konformation des Cyclohexans<br />

• Verdrillung der beweglichen Wannenform führt zu etwas<br />

stabilerer Konformation (6,3 kJ/mol).<br />

• Weniger WW zwischen den inneren Wasserstoffatomen.<br />

Halbsessel‐Konformation des Cyclohexans<br />

• Energiereichste Konformation des Cyclohexans.<br />

• Als Übergangszustand beim Umklappen aus der Sesselform.<br />

• Aktivierungsenergie: 45,2 kJ/mol.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 15


Cyclohexan<br />

Konformationsanalyse des Cyclohexans<br />

Cyclohexan liegt hauptsächlich in der Sesselform und nur sehr wenig in der Twistform vor.<br />

Wannenform und Halbsesselform sind nicht isolierbare Übergangsstrukturen.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 16


Axiale + Äquatoriale Substituenten<br />

‐ Axial = parallel <strong>zur</strong> Drehachse<br />

‐ Äquatorial = senkrecht <strong>zur</strong> Drehachse<br />

‐ Mono‐substituierte Cyclohexane: 1 Isomer (Axial / Äquatorial)<br />

‐ Di‐substituierte Cyclohexane: cis/trans‐Isomerie<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 17<br />

http://www.chemieseite.de/organisch/img/cyclohexan3d.png


Axiale + Äquatoriale Substituenten<br />

Y – Substituent<br />

Y steht anti<br />

Y steht gauche<br />

Große Substituenten bevorzugen äquatoriale Position!<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 18


Cis/Trans<br />

• Cis/trans‐Isomere sind Stereoisomere (geometrische Isomere), die sich in ihrer relativen<br />

Konfiguration unterscheiden.<br />

• Sie besitzen die gleiche Reihenfolge von Atomen und Bindungen (= gleiche Konstitution).<br />

• Die räumliche Anordnung der gebundenen Atome und Gruppen unterscheidet sich jedoch!<br />

Bindungen müssen aufgebrochen und neu formiert werden, um die beiden Isomere<br />

ineinander zu überführen (im Gegensatz <strong>zur</strong> Konformation).<br />

Substituenten liegen auf der gleichen Seite der Referenzebene = cis = Z.<br />

Substituenten liegen auf gegenüberliegenden Seiten der Referenzebene = trans = E.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 19


Synthese<br />

Ausgewählte Sechsring‐Synthesen<br />

[4+2] Cycloadditon – DIELS‐ALDER‐Reaktion<br />

• Vielseitig anwendbare Addition eines (elektronenarmen) Alkens (Dienophil)<br />

an ein (elektronenreiches) 1,3‐Dien unter Bildung eines Cyclohexens (Addukt).<br />

• Reaktion läuft unter Konfigurationserhalt (cis cis, trans trans) ab.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 20


Vorkommen + Verwendung<br />

Früher: Verwendung als Narkosegas (Gemisch mit Sauerstoff).<br />

Nur Verwendung von Cyclobutanon (Ringsynthesen) und<br />

Cyclobuten (Polymerisationen)<br />

Gewinnung aus Erdöl, Verwendung als Lösungsmittel.<br />

Gewinnung aus Erdöl (meist Benzen), Verwendung als<br />

Lösungsmittel und als Ausgangsstoff für viele organische Synthesen.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 21


Vorkommen + Verwendung<br />

Campher ‐ Lokalanästhetikum<br />

Menthol – ätherische Öle<br />

Gonan – Grundgerüst der Steroide<br />

Me<br />

OH<br />

H<br />

H H<br />

HO<br />

Estradiol – weibliches Sexualhormon<br />

Cholesterol ‐ Lipid<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 22


4. Stereoisomerie<br />

! Diastereomer<br />

hier: allg. alle<br />

Stereosiomere,<br />

die keine<br />

Enantiomere sind!<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Isomerism‐ball‐de.svg<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 1


3. Stereoisomerie<br />

… andere Darstellungsmöglichkeit:<br />

ISOMERE<br />

Konstitutionsisomere<br />

Stereoisomere<br />

Konfigurationsisomer<br />

Strukturisomere<br />

Stellungsisomere<br />

cis/trans‐<br />

Isomere<br />

(∏‐Diastereomere)<br />

Enantiomere*<br />

Diastereomere #<br />

Konformere<br />

(Rotamere)<br />

*Bedingung: Vorhandensein eines asymmetrischen Zentrums (chirales C‐Atom).<br />

#<br />

Diastereomer hier: Molekül mit mehreren asymmetrischen Zentren<br />

(auch: chirales Diastereomer).<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 2


3. Stereoisomerie<br />

… noch eine andere Darstellungsmöglichkeit:<br />

Kategorie Variante Gemeinsamkeiten Unterschiede<br />

Überführung durch<br />

Lösen von Bindg.<br />

Konstitutionsisomere Summenformel Struktur Ja<br />

Stereoisomere<br />

Konfigurationsisomere<br />

Diastereomere<br />

Enantiomere<br />

Summenformel<br />

+<br />

Struktur<br />

Räumliche<br />

Anordnung<br />

Räumliche<br />

Anordnung, aber<br />

wie Bild u.<br />

Spiegelbild<br />

Ja<br />

Ja<br />

Konformere<br />

Räumliche Stellung<br />

Nein<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 3


Isomerie ‐ Begriffe<br />

Konstitutionsisomerie<br />

Konstitutionsisomere besitzen die selbe Summenformel aber<br />

unterscheiden sich in ihrer Konstitution (= Verknüpfung der Atome<br />

untereinander, verschiedene Konnektivität).<br />

Beispiele:<br />

OH<br />

1‐Propanol<br />

2‐Propanol<br />

Methyl‐ethylether<br />

Siedepunkt:<br />

97 °C<br />

82 °C<br />

8 °C<br />

Oxidation:<br />

zum Aldehyd<br />

zum Keton<br />

keine Reaktion<br />

Konstitutionsisomere besitzen unterschiedliche physikalische<br />

und chemische Eigenschaften!<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 4


Isomerie ‐ Begriffe<br />

Tautomerie<br />

Tautomere sind Isomere, die durch Wanderung einzelner Atome<br />

oder Atomgruppen schnell ineinander übergehen. Sie stehen in<br />

einem chemischen Gleichgewicht zueinander.<br />

• Eine Isolierung der Tautomere ist oft nicht möglich (schnelles Gleichgewicht).<br />

• Wandernde Gruppe häufig ein Proton (Prototropie) oder einwertige Anionen (Cl ‐ , OH ‐ ,<br />

AcO ‐ ; Anionotropie).<br />

• Zwischen den Tautomeren steht ein (Reaktions)doppelpfeil! (Nicht mit Mesomerie<br />

verwechseln!)<br />

Keto‐Enol‐Tautomerie<br />

Oxo‐Cyclo‐Tautomerie<br />

• Weitere Formen: u.a. Keto‐Endiol‐, Imin‐Enamin‐, Lactam‐Lactim‐Tautomerie.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 5


Isomerie ‐ Begriffe<br />

Stereoisomerie<br />

Stereoisomere besitzen die gleiche Summenformel und<br />

Konnektivität, unterscheiden sich jedoch in der räumlichen<br />

Anordnung der Substituenten.<br />

A) Konformationsisomere<br />

• Durch Drehung um Einfachbindungen ineinander überführbar.<br />

• Rotationsbarriere (ausreichend hohe E A ) führt zu Konformeren (Rotameren).<br />

B) Konfigurationsisomere<br />

• Räumliche Anordnung der Atome lässt sich NICHT durch Rotation um<br />

Einfachbindungen ineinander umwandeln!<br />

• Einteilung in Enantiomere und (chirale) Diastereomere.<br />

• (cis/trans‐Isomere zählen ebenfalls zu den Konfigurationsisomeren).<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 6


Isomerie ‐ Begriffe<br />

Begriffe und Merksätze<br />

Enantiomere sind Stereoisomere, die sich zueinander wie Bild und<br />

Spiegelbild verhalten. Sie haben die gleichen physikalischen und<br />

chemischen Eigenschaften (Schmelzpunkte, Siedepunkte, etc.). Sie<br />

unterscheiden sich nur in ihrer Wechselwirkung mit polarisiertem<br />

Licht ( optische Aktivität)<br />

Diastereomere sind Stereoisomere, die sich nicht wie Bild und<br />

Spiegelbild verhalten. Sie haben unterschiedliche chemische und<br />

physikalische Eigenschaften.<br />

Es gilt:<br />

1. Zwei Stereoisomere können nicht gleichzeitig enantiomer und diastereomer<br />

zueinander sein.<br />

2. Von einem bestimmten Molekül existieren immer nur zwei Enantiomere; es kann<br />

aber mehrere Diastereomere geben.<br />

3. Konfigurationsisomere treten immer bei Molekülen mit mindestens einem<br />

Chiralitätselement auf.<br />

4. Bei Verbindungen mit n Chiralitätselementen existieren insgesamt 2 n Stereoisomere.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 7


Chiralität<br />

Jedes Objekt, das nicht mit seinem Spiegelbild <strong>zur</strong> Deckung gebracht<br />

werden kann ist chiral!<br />

(Ein achirales Objekt hat ein kongruentes Spiegelbild.)<br />

• Es existieren verschiedene Chiralitätselemente (‐arten):<br />

• Chiralitätszentren (chirale C‐Atome)<br />

• Chiralitätsachsen oder Helices<br />

• Chiralitätsebenen<br />

i Louis Pasteur und<br />

die Weinsäurekristalle.<br />

s. auch: http://www.chemgapedia.de/vsengine/vlu/vsc/de/ch/12/oc/vlu_organik/stereochemie/weitere_chiralitaetselem.vlu.html<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 8


Chiralität<br />

Beispiel:<br />

Paare von Molekülen, die sich zueinander spiegelbildlich verhalten,<br />

bezeichnet man als ENANTIOMERE.<br />

Ein 1:1 Gemisch beider Enantiomere bezeichnet man als RACEMAT<br />

oder racemisches Gemisch.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 9


Symmetrie<br />

• Um eindeutig festzulegen, ob ein Molekül chiral ist oder nicht, muss die Symmetrie<br />

des Moleküls betrachtet werden!<br />

Symmetriebetrachtungen dienen der Beschreibung der Chiralität!<br />

• Eine Symmetrieoperation bringt ein Molekül mit sich selbst <strong>zur</strong> Deckung.<br />

• Ein Symmetrieelement ist der geometrische Ort an dem die Symmetrieoperation<br />

durchgeführt wird.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 10


Symmetrie<br />

Spiegelebene<br />

Drehachse<br />

H 2 O<br />

Inversionszentrum<br />

Benzol<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 11


Chiralitätszentrum<br />

• Besitzt das betrachtete Molekül eine Symmetrieebene oder ein Symmetriezentrum?<br />

chiral<br />

Chiralitätszentrum<br />

achiral<br />

Besitzt das Molekül weder eine<br />

Symmetrieebene noch ein<br />

Symmetriezentrum, so ist es chiral!<br />

Es besitzt ein Chiralitätszentrum, das chirale<br />

C‐Atom!<br />

Merke:<br />

Ein asymmetrischer/chiraler<br />

Kohlenstoff trägt vier verschiedene<br />

Substituenten!<br />

Er wird mit einem * markiert.<br />

sp 2 ‐ und sp‐hybridisierte Kohlenstoffe sind keine asymmetrischen Kohlenstoffe!<br />

12


Optische Aktivität<br />

• Enantiomere besitzen gleiche Schmelzpunkte, Siedepunkte und Dichten (allg. gleiche<br />

physikalische Eigenschaften), unterscheiden sich jedoch in ihrer Wechselwirkung mit<br />

linear polarisiertem Licht.<br />

Trifft linear polarisiertes Licht auf eine Probe eines (reinen)<br />

Enantiomers, wird dessen Schwingungsebene um einen gewissen<br />

Betrag in eine Richtung (im oder gegen den Uhrzeigersinn) gedreht.<br />

Das andere Enantiomer dreht die Schwingungsebene genau um den<br />

selben Betrag in die entgegengesetzte Richtung.<br />

Aufbau und Wirkungsweise eines Polarimeters:<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 13


Optische Aktivität<br />

a) Drehung im Uhrzeigersinn = rechtsdrehend = (+)‐Enantiomer<br />

b) Drehung entgegen Uhrzeigersinn = linksdrehend = (‐)‐Enantiomer<br />

Messung der optischen Drehung:<br />

[α] = spezifische Drehung<br />

l = Länge der Kuvette<br />

α = Drehwinkel<br />

c = Konzentration der Lösung<br />

T = Temperatur [K]<br />

λ = Wellenlänge des einfallenden Lichts<br />

• Aus dem Drehwinkel einer Mischung beider Enantiomere kann man die<br />

optische Reinheit bestimmen:<br />

• Eine 1:1‐Mischung beider Enantiomere (Racemat) besitzt einen Drehwinkel von 0.<br />

Es ist optisch inaktiv!<br />

Enantiomeren‐Überschuss:<br />

(enantiomeric excess)<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 14


Nomenklatur<br />

• Verwendete Schreibweisen:<br />

• Tetraeder‐Schreibweise<br />

• Keil‐Schreibweise<br />

• FISCHER‐Projektion<br />

• Nomenklaturen:<br />

• D,L‐Nomenklatur (Zucker, Aminosäuren)<br />

RELATIVE Konfiguration<br />

(bezieht sich nur auf die Konfiguration eines asymmetrischen C‐Atoms)<br />

• R,S‐Nomenklatur (Regeln von CAHN, INGOLD und PRELOG CIP‐Regeln)<br />

ABSOLUTE Konfiguration<br />

Absolute Konfiguration kann für jedes asymmetrische C‐Atom bestimmt<br />

werden.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 15


OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 16


Nomenklatur<br />

D,L‐Nomenklatur und FISCHER‐Projektion<br />

• Zur Beschreibung der relativen Konfiguration von optisch aktiven Zuckern.<br />

D,L‐Nomenklatur (älteres System)<br />

• Glycerinaldehyd ist der einfachste chirale Zucker.<br />

• 1 asymmetrisches Zentrum 2 Stereoisoemere (Enantiomere)<br />

• Rechtsdrehende Form wurde willkürlich D‐Form genannt,<br />

die linksdrehende heisst L‐Form.<br />

Emil FISCHER<br />

(1852‐1919)<br />

Fischer-Projektion<br />

Keilstrichformel<br />

Fischer-Projektion<br />

Keilstrichformel<br />

H<br />

CHO<br />

OH<br />

CH 2 OH<br />

H<br />

CHO<br />

OH<br />

CH 2 OH<br />

HO<br />

CHO<br />

H<br />

CH 2 OH<br />

HO<br />

CHO<br />

H<br />

CH 2 OH<br />

(R)-(+)-Glycerinaldehyd<br />

[D-(+)-Glycerinaldehyd]<br />

(S)-(+)-Glycerinaldehyd<br />

[L-(+)-Glycerinaldehyd]<br />

• Alle Verbindungen die mit (nicht konfigurationsverändernden) chemischen Reaktionen<br />

in D‐Glycerinaldehyd überführt werden konnten, wurden auch D genannt.<br />

• D und L haben nichts mit der Drehrichtung (+,‐) des polarisierten Lichts zu tun!<br />

17


Nomenklatur<br />

Bestimmung der Zugehörigkeit <strong>zur</strong> D‐ oder L‐Reihe bei Zuckern<br />

vertikale Anordnung der Kohlenstoffkette<br />

am höchsten oxidierte Gruppe steht oben<br />

Bezugssubstanz ist Glycerinaldehyd<br />

Betrachtung der absoluten Konfiguration des am weitesten von der C=O‐Gruppe<br />

entfernt stehenden asymmetrischen C‐Atoms der Zuckerkette:<br />

D‐Form (wie bei D‐Glycerinaldehyd) = OH rechts<br />

L‐Form (wie bei L‐Glycerinaldehyd) = OH links<br />

!Bei Molekülen mit mehreren Stereozentren (= mehrere Stereoisomere – Enantiomere<br />

und Diastereomere) können die einzelnen chiralen C‐Atome nicht nacheinander mit D<br />

oder L benannt werden! Diastereomere erhalten so einzelne Namen!<br />

Beispiel:<br />

!Hexosen besitzen 4 chirale C‐Atome und somit 16 Stereoisomere,<br />

d.h. 8 Enantiomerpaare!<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 18


Absolute Konfiguration<br />

CAHN‐INGOLD‐PRELOG‐Konvention (R,S‐System)<br />

• Bestimmung der absoluten Konfiguration anhand der R,S‐Sequenzregeln:<br />

1. Auffinden der Stereozentren<br />

2. Festlegung der Priorität (Prioritätenreihenfolge der Substituenten, a>b>c>d):<br />

1. Anhand der Ordnungszahl (höhere Ordnungszahl → höhere Priorität)<br />

z. B. I > Br > Cl > S > F > O > N > C > H<br />

2. Bei gleicher Ordnungszahl anhand der Atommasse (→ Isotope)<br />

z. B. T > D > H<br />

3. Bei gleicher Ordnungszahl und Masse anhand der daran gebundenen Atome bzw.<br />

Atomgruppen (2., 3. usw. Sphäre)<br />

• Doppel‐ bzw. Dreifachbindungen zählen als zwei bzw. drei Bindungen<br />

• stereochemische Unterschiede: Z vor E (cis vor trans) und R vor S.<br />

• Rekursives Bestimmen der Prioritäten bis zum Unterschied<br />

3. Darstellung und Bestimmung<br />

• Betrachtung entlang der Achse C‐d<br />

(niedrigste Priorität nach “hinten”)<br />

• Drehrichtung im Uhrzeigersinn → R<br />

• Drehrichtung entgegen Uhrzeigersinn → S<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 19


Absolute Konfiguration<br />

FISCHER‐Projektion und CIP<br />

Kohlenstoffkette wird vertikal geschrieben.<br />

Kohlenstoff mit der höchsten Oxidationszahl wird nach oben geschrieben<br />

(siehe Kohlehydrate und Aminosäuren).<br />

Vertikale Bindungen weisen vom Betrachter weg.<br />

Horizontale Bindungen sind auf den Betrachter gerichtet.<br />

FISCHER‐Projektion bei einem Stereozentrum:<br />

• Drehung um 180° (360°, …) ergibt dasselbe Molekül,<br />

• Drehung um 90° (270°, …) ergibt das zugehörige Enantiomer!<br />

• Eine (drei, fünf, …) Vertauschung(en) von je zwei Substituenten ergibt das Enantiomer!<br />

• Zwei (vier, sechs, …) Vertauschungen von je zwei Substituenten ergeben dasselbe Molekül.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 20


Absolute Konfiguration<br />

FISCHER‐Projektion und doppelter Substituententausch<br />

• Bestimmung der absoluten Konfiguration aus einer FISCHER‐Projektion:<br />

Bestimmung der Reihenfolge der Substituenten (Sequenzregel) a,b,c,d<br />

Austauschen zweier Substituenten, so dass der Substituent mit niedrigster Priorität<br />

(d) oben steht.<br />

Vertauschen eines beliebigen anderen Paares (damit die Konfiguration wieder die<br />

ursprüngliche wird).<br />

a, b, c – im Uhrzeigersinn = R<br />

a, b, c – entgegen Uhrzeigersinn = S<br />

Beispiel:<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 21


Mehrere Stereozentren<br />

• Für n Stereozentren ergeben sich 2 n Stereoisomere.<br />

Beispiel: 2‐Brom‐3‐chlorbutan<br />

• n =2 4 Stereosiomere (RR, RS, SR, SS)<br />

• Jedes Stereoisomer ist das Enantiomer EINES der drei anderen (sein Spiegelbild) und<br />

gleichzeitig das Diastereomer der beiden übrigen.<br />

Zwei Verbindungen sind nur dann Enantiomere, wenn sie an ALLEN<br />

Stereozentren entgegengesetzte Konfiguration haben!<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 22


Mesoverbindungen<br />

• Bei 2 identisch substituierten Chiralitätszentren gibt es nur drei Stereoisomere!<br />

Beispiel: 2,3‐Dibrombutan<br />

• SS und RR sind Enantiomere und somit auch chiral (optisch aktiv).<br />

• SR und RS sind KEINE Enantiomere, da es eine Spiegelebene gibt!<br />

SR und RS sind identisch = achirales meso‐Diastereomer (optisch inaktiv).<br />

Meso‐Verbindungen besitzen eine Spiegelebene, die das eine<br />

Chiralitätszentrum auf das andere abbildet!<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 23


Mesoverbindungen<br />

Beispiel: Weinsäure<br />

Spiegelebene<br />

(2S,3S)‐Weinsäure<br />

D‐(‐)‐Weinsäure<br />

(2R,3R)‐Weinsäure<br />

L‐(+)‐Weinsäure<br />

meso‐Weinsäure<br />

(achiral)<br />

Mehrere Stereozentren – Mesoverbindungen – cyclische Stereosiomere<br />

Beispiel: 1,2‐Dibromcyclobutan<br />

• RR und SS sind Enantiomere<br />

(chiral, optisch aktiv).<br />

• RS = SR (identisch) Spiegelebene<br />

meso‐Form<br />

(achiral, optisch inaktiv).<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 24


Stereochemie bei Reaktionen<br />

Beispiel: radikalische Bromierung von Butan<br />

h<br />

Br 2<br />

Br<br />

+<br />

Br<br />

*<br />

Substitution an C2 ergibt<br />

neues Stereozentrum!<br />

• Das Ersetzen des einen H an C2<br />

gegen Brom ergibt das eine<br />

Enantiomer, der Austausch des<br />

anderen H dessen Spiegelbild.<br />

Die Wasserstoffe an C2 sind ein<br />

enantiotop! (Die Umgebung des<br />

einen H ist genau das Spiegelbild der<br />

Umgebung des anderen).<br />

Racemische Mischung der Produkte!<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 25


Stereochemie bei Reaktionen<br />

Beispiel: radikalische Chlorierung von (S)‐2‐Brombutan<br />

Br<br />

* Cl<br />

(S)<br />

*<br />

2<br />

Substitution an C3 ergibt<br />

zweites Stereozentrum!<br />

h<br />

Br<br />

*<br />

Cl<br />

+ ...<br />

• Das Ersetzen der beiden H von C3<br />

gegen Chlor ergibt die beiden<br />

Diastereomere des 2‐Brom‐3‐<br />

chlorbutans in ungleichen Mengen<br />

aufgrund der Chiralität von C2.<br />

Die Wasserstoffe an C3 sind<br />

diastereotop! (Bei ihrer Substitution<br />

werden Diastereomere gebildet.)<br />

Die Reaktion ist stereoselektiv –<br />

ein Stereoisomer wird bevorzugt!<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 26


Racemat‐Trennung<br />

• Wechselwirkung des Racemats<br />

von X mit enantiomerenreinem Y S<br />

ergibt Diastereomere (Salze,<br />

Amide, …)!<br />

• Diese kann man aufgrund ihrer<br />

unterschiedlichen (physikalischen<br />

und chemischen) Eigenschaften<br />

trennen!<br />

• Abschließend wird Y wieder<br />

abgespalten und die reinen<br />

Enantiomere von X erhalten!<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 27


Chirale Naturstoffe<br />

• In der Natur durch Biosynthese gebildet.<br />

• In der Regel enantiomerenrein!<br />

• Die Gesamtheit chiraler Naturstoffe wird als „chiral pool“ bezeichnet.<br />

Terpene<br />

Alkaloide<br />

HO<br />

Steroide<br />

O<br />

H<br />

O<br />

N<br />

H<br />

O<br />

Kohlenhydrate<br />

H<br />

H<br />

HO<br />

HO<br />

Diosgenin<br />

Menthol<br />

Morphin<br />

Aminosäuren … Bausteine der Peptide und Proteine<br />

Glucose<br />

Alanin<br />

Organische OC I Lehramt Chemie I ‐F. Lehramt H. Schacher ‐ Dr. Walter<br />

28


R ≠ S<br />

• Trotz (fast) identischer physikalischer und chemischer Eigenschaften können Enantiomere<br />

bei der Wechselwirkung mit einem Substrat sehr unterschiedliches Verhalten zeigen:<br />

• Unterschiedlicher Geruch.<br />

• Unterschiedlicher Geschmack.<br />

• Unterschiedliche pharmakologische, biologische Wirkung.<br />

Rezeptor‐Wirkung eines Enzyms<br />

• Substrat passt in die spezifische Bindungsstelle<br />

des Enzyms (Reaktion läuft ab).<br />

SCHLÜSSEL‐SCHLOSS‐PRINZIP<br />

• Substrat passt nicht in die spezifische<br />

Bindungsstelle des Enzyms. Keine Reaktion!<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 29


R ≠ S<br />

Beispiel: Terpene<br />

Beispiel: Ibuprofen<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 30


R ≠ S<br />

Beispiel: Contergan<br />

Wirkstoff<br />

(S)‐Thalidomid<br />

•Teratogen<br />

(Missbildungen)<br />

(R)‐Thalidomid<br />

• Schlafmittel<br />

• Zwischen 1957‐1961 als Schlafmittel an Schwangere verschrieben.<br />

• Über 9000 Kinder mit Missbildungen geboren.<br />

• Ab 1962 verboten.<br />

• In vivo Umwandlung der Enantiomeren ineinander.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 31


Zusammenfassung<br />

Begriffe:<br />

Konstitution<br />

Tautomerie<br />

Stereoisomere<br />

Konformation<br />

Konfiguration<br />

Grundlagen:<br />

Chiralität<br />

Symmetrie<br />

Enantiomere<br />

Diastereomere<br />

Meso‐Verbindungen<br />

Racemat<br />

FISCHER‐Projektion<br />

CIP‐Projektion<br />

Prochiralität (Enantio‐ und<br />

Diastereotopie)<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 32


5. Halogenalkane<br />

• Halogenalkane gehören <strong>zur</strong> Gruppe der Halogenkohlenwasserstoffe (neben<br />

Halogenalkenen und Halogenaromaten).<br />

In Halogenkohlenwasserstoffen ist mindenstens ein Wasserstoffatom durch<br />

ein Halogenatom X (X = F, Cl, Br, I) ersetzt (= funktionelle Gruppe).<br />

• C‐Atome in Halogenalkanen sind sp 3 ‐hybridisiert.<br />

Einteilung:<br />

Halogenalkane<br />

Alkylierungsgrad<br />

Halogenierungsgrad<br />

RCH 2 ‐X primär<br />

R 2 CH‐X sekundär<br />

R 3 C‐X tertiär<br />

vgl. primäre – tertiäre H‐Atome<br />

mono‐, di‐, tri‐, tetra‐, (per‐)substiuiert<br />

Beispiel: chlorierte Methane<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 1


Allgemeines<br />

Bindung und physikalisch‐chemische Eigenschaften<br />

• Aufgrund der polaren C‐X‐Bindung unterscheiden sich Alkane und Halogenalkane<br />

beträchtlich in ihren chemischen und physikalischen Eigenschaften.<br />

• C‐X‐Bindung:<br />

• C‐X‐Bindungsstärke nimmt mit zunehmender Größe von X ab.<br />

Größere (diffusere) Orbitale führen zu geringerer Überlappung der<br />

Atomorbitale schwächere Bindung!<br />

Wdh. Elektronegativität<br />

• X – höhere Elektronegativität zieht stärker am gemeinsamen Bindungselektronenpaar<br />

polare Atombindung Dipol (resultierendes Dipolmoment)<br />

Bindung<br />

Bindungslänge Bindungsstärke Dipolmoment<br />

[pm]<br />

[kJ/mol]<br />

[D]<br />

δ + δ ‐ C-I 213.9 239 1.29<br />

C-F 138.5 460 1.51<br />

C-Cl 178.4 356 1.56<br />

C-Br 192.9 297 1.48<br />

C-C 154 346 -<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 2


Allgemeines –Atomradien [pm]<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 3


Allgemeines – Siedepunkte<br />

• Konsequenzen – physikalische Eigenschaften:<br />

• Siedepunkte liegen höher als die der entsprechenden Alkane.<br />

Dipol‐Dipol‐WW in flüssiger Phase!<br />

• Siedepunkte steigen mit zunehmender Halogengröße!<br />

Größere molare Masse und stärkere LONDON‐WW (VAN‐DER‐WAALS‐WW)<br />

(höhere Polarisierbarkeit).<br />

δ + δ ‐<br />

••••••<br />

δ + δ ‐<br />

X =<br />

R<br />

H F Cl Br I<br />

CH 3 -161,7 -78,4 -24,2 3,6 42,4<br />

CH 3 CH 2 -88,8 -37,7 12,3 38,4 72,3<br />

CH 3 (CH 2 ) 2 -42,1 -2,5 46,6 71,0 102,5<br />

CH 3 (CH 2 ) 3 -0,5 32,5 78,4 101,6 130,5<br />

CH 3 (CH 2 ) 4 36,1 62,8 107,8 129,6 157,0<br />

CH 3 (CH 2 ) 7 125,7 142,0 182,0 200,3 225,5<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 4


Allgemeines – Eigenschaften<br />

• Konsequenzen – chemische Eigenschaften:<br />

• Positiv polarisiertes Kohlenstoffatom kann durch Anionen oder<br />

elektronenreiche Spezies angegriffen werden.<br />

• Negativ polarisiertes Halogenatom kann durch Kationen oder<br />

elektronenarme Teilchen angegriffen werden. Nucleophile Substitution<br />

Zusammenfassung des Einflusses der Halogengröße:<br />

In der Reihe F, Cl, Br, I (zunehmend diffusere Orbitale) gilt:<br />

1) Stärke der C‐X‐Bindung nimmt ab.<br />

2) Länge der C‐X‐Bindung nimmt zu.<br />

3) Für gleiche Reste R steigen die Siedepunkte.<br />

4) LONDON‐WW gewinnen an Bedeutung.<br />

5) Polarisierbarkeit des Moleküls nimmt zu.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 5


Nomenklatur<br />

• Halogenalkane werden als R‐X abgekürzt (vgl. R‐H für Alkane)<br />

IUPAC: Halogenatome werden wie Alkylgruppen (Substituenten des<br />

Alkangerüstes) behandelt!<br />

• Regeln:1) Längste Alkylkette so nummerieren, dass Substituenten möglichst<br />

niedrige Nummern erhalten.<br />

2) Substituenten werden alphabetisch geordnet.<br />

• Verbreitete (alte) Bezeichnung als Alkylhalogenide!<br />

CH 3 I<br />

Iodmethan<br />

Methyliodid<br />

F<br />

Fluorcyclohexan<br />

Cyclohexylfluorid<br />

CH 3<br />

H 3 C C Br<br />

CH 3<br />

2-Brom-2-methylpropan<br />

tert-Butylbromid<br />

I<br />

H CH 3 2<br />

C C CH 3<br />

H<br />

1-Iod-2-methylpropan<br />

I<br />

C CH 3<br />

H<br />

(1-Iodethyl)cyclooctan<br />

• Trivialnamen für viele halogenhaltige Lösungsmittel:<br />

• Methylenchlorid, Chloroform, Tetrachlorkohlenstoff, ...<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 6


Wichtige Synthesen<br />

• Wichtige Synthesemethoden sind:<br />

a) Radikalische Halogenierung von Alkanen<br />

b) Addition von Halogenwasserstoff an Alkene<br />

c) Addition von Halogenen an Alkene<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 7


d) Addition von Halogenen und Halogenwasserstoff an Diene<br />

e) Addition von Halogenen und Halogenwasserstoff an Alkine<br />

f) Dehydrohalogenierung<br />

g) Radikalische Bromierung in Allylstellung<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 8


Halogenierung von Alkanen<br />

Herstellung von Fluor‐ und Iodalkanen:<br />

• Keine direkte Herstellung durch radikalische Halogenierung von Alkanen!<br />

• Reaktion mit F 2 ist stark exotherm!<br />

• F 2 ist extrem korrodierend und reaktiv.<br />

• Fluorierung mittels anorganischer Fluorverbindungen:<br />

Halogenaustausch:<br />

C n H 2n+2<br />

CoF 3<br />

-HF,CoF 2<br />

C n F 2n+2<br />

• perfluoriert bei<br />

Überschuss an<br />

Fluorierungsmittel<br />

(s. Teflon)<br />

• Iodierungen mit I 2 sind endotherm.<br />

• Einführung von Iod durch Reaktion von Halogenalkanen mit Alkalimetalliodid:<br />

FINKELSTEIN‐Reaktion:<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 9


Nukleophile Substitution<br />

Zwei Mechanismen:<br />

• S N 1 (nucleophile Substitution erster Ordnung)<br />

• S N 2 (nucleophile Substitution zweiter Ordnung)<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 10


Nukleophile Substitution<br />

Wichtige Einflussfaktoren:<br />

• Abgangsgruppe<br />

• Lösungsmittel<br />

• Struktur des Substrats<br />

• Nucleophilie<br />

Nucleophilie hängt von verschiedenen Faktoren ab:<br />

• Ladung<br />

• Basizität<br />

• Lösungsmittel<br />

• Polarisierbarkeit<br />

• Substituenten<br />

? Läuft eine nucleophile Substitution nach einem<br />

Mechanismus erster oder zweiter Ordnung ab?<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 11


Verschiedene Nukleophile<br />

Nucleophil (Nu ‐ )<br />

Produkt (R‐Nu)<br />

Formel Name Formel Name<br />

Sauerstoff HO ‐ Hydroxid R‐OH Alkohol<br />

RO ‐ Alkoxid R‐OR Ether<br />

HOH Wasser<br />

+<br />

R‐OH 2 Alkyloxoniumion<br />

→ R‐OH + H +<br />

R‐OH Alkohol R‐OHR +<br />

→ R‐OR + H +<br />

Stickstoff NH 3 Ammoniak R‐NH 3<br />

+<br />

→ R‐NH 2 + H +<br />

R‐NH 2 primäres Amin R‐NH 2 R +<br />

→ R‐NHR + H +<br />

Dialkyloxoniumion<br />

Alkylammonium‐ion<br />

Dialkylammoniumion<br />

Schwefel HS ‐ Hydrogensulfidion R‐SH Thiol<br />

R‐S ‐ Mercaptidion R‐S‐R Thioether (Sulfid)<br />

Halogen I ‐ Iodid R‐I Alkyliodid<br />

Kohlenstoff<br />

‐ CN Cyanid R‐CN Nitril<br />

‐<br />

R Carbanion R‐R‘ Alkan<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 12


Mechanismus S N 2<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 13


Mechanismus S N 2<br />

Energieprofil des S N 2‐Mechanismus<br />

sp 2 ‐hybridisiertes C‐Atom<br />

sp 3 ‐hybridisiertes C‐Atom<br />

sp 3 ‐hybridisiertes C‐Atom<br />

S N 2 = konzertierter, einstufiger Prozess<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 14


S N 2 – Sterische Aspekte<br />

• Alkylierungsgrad des elektrophilen Kohlenstoffs:<br />

Substrateinfluss<br />

Relative S N 2‐Reaktitvität:<br />

CH 3 > C primär > C sekundär >> C tertiär<br />

schnell langsam sehr langsam keine Reaktion<br />

hier: Halogenmethan > prim. Halogenalkan > sek. Halogenalkan >> tert. Halogenalkan<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 15


S N 2 – Sterische Aspekte<br />

• Verzweigungsgrad des benachbarten Kohlenstoffs:<br />

Substrateinfluss<br />

Relative S N 2‐Reaktitvität des substituierten Kohlenstoffs:<br />

Ethyl > Isopropyl > tert‐Butyl<br />

schnell langsam sehr langsam<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 16


S N 2 – Stereochemie<br />

RÜCKSEITENANGRIFF!<br />

Inversion der Konfiguration am stereogenen Kohlenstoff!<br />

„Walden‐Umkehr“<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 17


OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 18


Mechanismus S N 1<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 19


Mechanismus S N 1<br />

Energieprofil des S N 1‐Mechanismus<br />

geschwindigkeitsbestimmend<br />

produktbestimmend<br />

S N 1 = zweistufiger Prozess<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 20


S N 1 ‐ Stereochemie<br />

Nucleophil kann von beiden Seiten angreifen RACEMISIERUNG!<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 21


Eliminierung<br />

Allgemeiner Typus:<br />

C A + B<br />

• Abspaltung zweier Atome oder Gruppen aus einem Molekül (ohne dass andere<br />

Gruppen an ihre Stelle treten) ELIMINIERUNGSREAKTION.<br />

• 1,1‐ oder α‐Eliminierung: beide Gruppen vom selben Atom abgespalten (selten).<br />

• 1,2‐ oder β‐Eliminierung: Gruppen stammen von benachbarten Atomen.<br />

• Ohne Teilnahme anderer Reaktionspartner, in der Regel thermisch (z.B. Esterpyrolyse):<br />

H C C X C C + HX<br />

• Unter Einfluss von Basen oder Lösungsmittel‐Molekülen:<br />

• Kann als Konkurrenzreaktion<br />

<strong>zur</strong> nucleophilen Substitution<br />

auftreten:<br />

Nucleophil fungiert als Base!<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 22


Eliminierungs‐Typen<br />

α‐Eliminierung<br />

β‐Eliminierung<br />

• Eliminierungen lassen sich in mono‐ und bimolekular unterteilen (E1 und E2).<br />

• E1:<br />

• zweistufiger Mechanismus, C α ‐X‐Bindung wird zuerst gelöst<br />

• kationische Zwischenstufe (Carbokation)<br />

• E1cb:<br />

• zweistufiger Mechanismus, C β ‐H‐Bindung wird zuerst gelöst<br />

• anionische Zwischenstufe (Carbanion)<br />

• E2:<br />

• einstufiger, konzertierter Mechanismus, beide Bindungen werden<br />

gleichzeitig gelöst<br />

• keine ionischen Zwischenstufen<br />

H C C X<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 23


Mechanismus E1<br />

Reaktion:<br />

H 2 O<br />

(CH 3 ) 3 COH + HBr<br />

Konkurrenz<br />

S N 1/E1<br />

geschwindigkeitsbestimmend<br />

Mechanismus E2<br />

Reaktion:<br />

(Konkurrenz<br />

S N 2/E2)<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 24


Regioselektivität<br />

• Bei unsymmetrisch substituierten Halogenalkanen kann es zwei möglich Produkte geben:<br />

• SAYTZEFF‐Produkt<br />

höher substituierte Doppelbindung (thermodynamisch kontrolliertes Produkt)<br />

bei sterisch wenig anspruchsvollen Basen und hohen Temperaturen<br />

• HOFMANN‐Produkt<br />

niedriger substituierte Doppelbindung (kinetisch kontrolliertes Produkt)<br />

bei sterisch anspruchsvollen Basen (und elektronegativen Abgangsgruppen)<br />

Beispiel: ungehinderte Base (z.B. Natriumethanolat)<br />

höher substituierter („wasserstoffärmerer“)<br />

Kohlenstoff kann leichter deprotoniert werden<br />

Bildung der internen Doppelbindung bevorzugt<br />

= SAYTZEFF‐Produkt<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 25


Regioselektivität<br />

Beispiel: sterisch anspruchsvolle Base (z.B. Kalium‐tert‐butanolat)<br />

niedriger substituierter („wasserstoffreicherer“) Kohlenstoff kann leichter<br />

deprotoniert werden (leichter für sperrige Base erreichbar)<br />

Bildung der terminalen Doppelbindung bevorzugt = Hoffman‐Produkt<br />

Vergleich: Natriumethanolat Kalium‐tert‐butanolat<br />

Organische Chemie, 4. Auflage, K.P.C, Vollhardt, N.E. Schore<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 26


Regioselektivität<br />

Zusatz‐Beispiel: Produktverteilung bei verschiedenen Abgangsgruppen<br />

Stark elektronegative Abgangsgruppen können <strong>zur</strong> bevorzugten Bildung des<br />

HOFMANN‐Produktes führen.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 27<br />

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/53/Hofmann‐Saytzeff.png


S N vs. E<br />

S N 2, S N 1<br />

-<br />

B:<br />

E1, E2<br />

H<br />

E1, E2<br />

C<br />

C<br />

-<br />

: Nu<br />

L<br />

S N 2, S N 1, E1, E2<br />

Die vier durch Pfeile angedeutenden Reaktionsmöglichkeiten laufen<br />

mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten ab.<br />

Wichtigste Einflussfaktoren:<br />

• Nucleophilie / Basenstärke<br />

• Abgangsgruppe<br />

• Lösungsmittel<br />

• Struktur des Substrats<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 28


S N vs. E<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 29


S N 1 vs. S N 2<br />

R‐X + Nu ‐ → R‐Nu + X ‐<br />

R S N 1 S N 2<br />

CH 3<br />

in Lösung nicht beobachtet häufig: rasche Reaktion mit guten<br />

Nucleophilen in aprotischen<br />

Lösungsmitteln und guten<br />

Abgangsgruppen<br />

primär in Lösung nicht beobachtet häufig: rasche Reaktion mit guten<br />

Nucleophilen und guten<br />

Abgangsgruppen: langsam, wenn<br />

Verzweigung an C‐2 von R vorhanden<br />

sekundär<br />

relativ langsam: am besten in polaren, protischen Medien<br />

mit guten Abgangsgruppen und sperrigen Substituenten<br />

relativ langsam: am besten mit guten<br />

Nucleophilen in aprotischen Medien<br />

tertiär<br />

Nucleophilie<br />

Lösungsmittel<br />

häufig: besonders rasch in polaren protischen<br />

Lösungsmitteln und bei sterisch gehinderten R mit guten<br />

Abgangsgruppen<br />

Reaktionsgeschwindigkeit unabhängig von der<br />

Nucleophilkonzentration; Mechanismus für neutrale<br />

Nucleophile wahrscheinlicher<br />

Da die Zwischenstufen Ionen sind, wird die Reaktion durch<br />

polare protische Lösungsmittel beschleunigt<br />

extrem langsam<br />

Reaktionsgeschwindigkeit abhängig<br />

von der Nucleophilkonzentration;<br />

anionische Nucleophile begünstigen den<br />

Mechanismus<br />

Reaktion wird durch polare protische<br />

Lösungsmittel verzögert und durch<br />

polare aprotische Lösungsmittel<br />

beschleunigt<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 30


Nukleophile II<br />

Beurteilung der relativen Stärke oder Schwäche von Nucleophilen<br />

• Anionen sind nucleophiler (bessere Elektronendonoren) als die zugehörigen neutralen<br />

Moleküle HO ‐ > H 2 O, RS ‐ > RSH; RO ‐ > ROH<br />

• Weiter unten im Periodensystem stehende Elemente neigen zu stärkerer Nucleophilie als<br />

die in der gleichen Gruppe darüber befindlichen Elemente HS ‐ > HO ‐ ; I ‐ > Br ‐ > Cl ‐ > F ‐<br />

• Elemente derselben Periode sind in der Regel um so schwächer nucleophil, je elektronegativer<br />

sie sind R 3 C ‐ > R 2 N ‐ > RO ‐ > F ‐ ; H 3 N > H 2 O > HF<br />

MERKE:<br />

Die Nucleophilie wird vom Lösungsmittel (protisch polar oder aprotisch polar) beeinflusst!<br />

Einfluss der Abgangsgruppen<br />

• Gruppen mit gutem Austrittsvermögen (= gute Stabilisierung der negativen Ladung)<br />

reagieren schneller I ‐ > Br ‐ > Cl ‐ > F ‐ (S N 2).<br />

• Das Austrittsvermögen korreliert mit der Basenstärke:<br />

• Je schwächer X ‐ basisch ist, desto besser fungiert es als Abgangsgruppe!<br />

• Bei S N 1 zeigen bessere Abgangsgruppen höhere Solvolysegeschwindigkeiten und somit<br />

eine schnellere Substitution X = ‐ OSO 2 R > I ‐ > Br ‐ ~ OH 2+ > Cl ‐ .<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 31


Basenstärke / Nebenreaktionen<br />

Basenstärke des Nucleophils<br />

Schwache Basen<br />

H 2 O, ROH (nur mit S N 1‐Substraten), PR 3 ,<br />

Halogenide, RS ‐ , N ‐ 3 , NC ‐ , RCOO ‐<br />

Substitution wahrscheinlicher<br />

Starke Basen<br />

HO ‐ , RO ‐ , H 2 N ‐ , R 2 N ‐<br />

Eliminierung wahrscheinlicher<br />

Sterische Hinderung am reagierenden Kohlenstoff<br />

Sterisch ungehindert<br />

Primäre Halogenalkane<br />

Substitution wahrscheinlicher<br />

Sterisch gehindert<br />

Verzweigte primäre, sekundäre, tertiäre<br />

Halogenalkane<br />

Eliminierung wahrscheinlicher<br />

Sterische Hinderung am stark basischen Nucleophil<br />

Sterisch ungehindert<br />

HO ‐ , CH 3 O ‐ , CH 3 CH 2 O ‐ , H 2 N ‐<br />

Substitution möglich<br />

Sterisch gehindert<br />

(CH 3 ) 3 CO ‐ , [CH(CH 3 ) 2 ] 2 N ‐<br />

Eliminierung stark bevorzugt<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 32


Nukleophil‐Typen<br />

Typ des Nucleophils<br />

Typ des<br />

Halogenalkans<br />

Schwaches<br />

Nucleophil<br />

(z.B. H 2 O)<br />

Schwach basisches,<br />

starkes Nucleophil<br />

(z.B. I ‐ )<br />

Stark basisches,<br />

ungehindertes<br />

Nucleophil<br />

(z.B. CH 3 O ‐ )<br />

Stark basisches,<br />

gehindertes<br />

Nucleophil<br />

(z.B. (CH 3 ) 3 CO ‐ )<br />

Methyl keine Reaktion S N 2 S N 2 S N 2<br />

primär<br />

ungehindert<br />

verzweigt<br />

keine Reaktion<br />

keine Reaktion<br />

S N 2<br />

S N 2<br />

S N 2<br />

E2<br />

E2<br />

E2<br />

sekundär langsame S N 1,E1 S N 2 E2 E2<br />

tertiär S N 1,E1 S N 1,E1 E2 E2<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 33


Weitere Reaktionen<br />

GRIGNARD‐Reaktion<br />

• Halogenalkane und ‐aromaten können mit Magnesium eine<br />

metallorganische Verbindung eingehen GRIGNARD‐Verbindung.<br />

• Bei dieser Metallierung erfolgt eine UMPOLUNG des elektrophilen<br />

Kohlenstoffes in einen nucleophilen Kohlenstoff.<br />

F. A. V. GRIGNARD<br />

1871 – 1935<br />

Nobelpreis 1912<br />

2 R X + 2 Mg 2 R Mg X<br />

R Mg R + MgX 2<br />

SCHLENK‐Gleichgewicht<br />

• Vielfältige Folgechemie, besonders C‐C‐Bindungsknüpfungen!<br />

• Kopplung eines elektrophilen und eines nucleophilen Kohlenstoffs:<br />

Beispiel:<br />

siehe auch: WURTZ‐Reaktion<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 34


Weitere Reaktionen<br />

• Synthetische Vielfalt der GRIGNARD‐Reaktion:<br />

.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 35


Verwendung und Umwelt<br />

• Lösungsmittel besonders: CH 2 Cl 2 , CHCl 3 , ClCH 2 ‐CH 2 Cl, Cl 2 CH‐CH 2 Cl)<br />

• In der Industrie als Fett‐ und Harzlöser; im Labor als (nichtbrennbares)<br />

Reaktionsmedium.<br />

• Kältemittel FCKWs, FKWs, ClKWs mittlerweile weitgehend verboten<br />

• Feuerlöschmittel Halone, z.B. Halon 1301 = CBrF 3 (Flugzeuge und Militär)<br />

• Brandschutzmittel BrKWs<br />

• PVC (Polyvinylchlorid) Fenster, Bodenbeläge, Rohre, Kabelisolierungen, Schallplatten<br />

• Teflon (Polytetrafluorethen) Beschichtungen (beständig gegen aggressive<br />

Chemikalien und Hitze)<br />

• Pestizide ClKWs DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan) (verboten).<br />

• Treibgas CCl 3 F, CCl 2 F 2<br />

• Ausgangsstoff für viele Verbindungen (organische Synthesechemie).<br />

Umweltproblematik:<br />

• Sehr langsame Zersetzung vieler Halogenkohlenwasserstoffe.<br />

• Halogenkohlenwasserstoffe, besonders FCKWs zerstören die Ozonschicht.<br />

• Halogenierte Lösungsmittel sind bei dauerhafter Exposition gesundheitsschädlich.<br />

• Beim Verbrennen von PVC entseht HCl, bei Kabelbränden können hochgiftige,<br />

carcinogene polykondensierte Aromaten entstehen.<br />

• DDT ist krebserregend.<br />

• ...<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 36


6. Alkene<br />

• Alkene (früher: Olefine, Ethylene) gehören <strong>zur</strong> Gruppe der ungesättigten Kohlenwasserstoffe.<br />

Sie besitzen (mindestens) eine Doppelbindung.<br />

• Einfache Alkene besitzen die Summenformel:<br />

C n H 2n<br />

homologe Reihe<br />

• Alkene von C2 (Ethen) bis C4 (Buten) sind gasförmig, von C5 (Penten) bis C15<br />

(Pentadecen) flüssig und ab C16 (Hexadecen) fest.<br />

• Sind mehrere Doppelbindungen im Molekül vorhanden, spricht man von Dienen,<br />

Trienen, ..., Polyenen. Diese Doppelbindungen können isoliert, konjugiert oder kumuliert<br />

zueinander angeordnet sein.<br />

• Neben Konstitutionsisomeren können auch cis/trans‐Isomere (Z/E‐Isomere) auftreten<br />

(C‐C‐Doppelbindung ist nicht frei drehbar).<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 1


Struktur + Geometrie<br />

• Die Doppelbindung besitzt eine planare Struktur.<br />

• C‐C‐Abstand ist kürzer als bei einer C‐C‐Einfachbindung.<br />

• Die Kohlenstoffe der Doppelbindung sind sp 2 ‐hybridisiert.<br />

VSEPR‐Theorie<br />

• Die Doppelbindung besteht aus einer ‐Bindung (2 x sp 2 ‐Orbitale) und einer ‐Bindung<br />

(2 x 2p‐Orbitale)<br />

• Schwache ‐Bindung verursacht hohe Reaktivität der Alkene, besonders bei<br />

elektrophilen Additionen.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 2


Nomenklatur und E/Z‐Isomerie<br />

• Nomenklatur nach IUPAC:<br />

• Nomenklatur erfolgt analog zu der der Alkane, jedoch Endung –en.<br />

• Stellung der Doppelbindung wird durch eine Zahl angegeben (vor dem Suffix oder<br />

vor der Hauptkette (But‐1‐en oder 1‐Buten).<br />

• C‐Kette so nummerieren, dass das C‐Atom, von der die Doppelbindung ausgeht,<br />

eine möglichst niedrige Zahl erhält (Doppelbindung hat bei gleicher Position eine<br />

höhere Priorität als eine Dreifachbindung).<br />

• Alkenylgruppen:<br />

Beispiel:<br />

• Methylen‐<br />

3‐Methylencyclohexen<br />

• Ethenyl‐<br />

(Vinyl‐)<br />

Vinylchlorid<br />

• 2‐Propenyl‐<br />

(Allyl‐)<br />

Allylalkohol<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 3


Nomenklatur und E/Z‐Isomerie<br />

Beispiele:<br />

Ethen<br />

Propen<br />

H H<br />

C C<br />

H CH 3<br />

E/Z‐Isomere<br />

Buten<br />

1‐Buten<br />

2‐Methylpropen<br />

Isobuten<br />

trans‐2‐Buten<br />

(E)‐Buten<br />

Konstitutionsisomere<br />

cis‐2‐Buten<br />

(Z)‐Buten<br />

Penten<br />

1‐Penten<br />

trans‐2‐Penten<br />

cis‐2‐Penten<br />

4


Nomenklatur und E/Z‐Isomerie<br />

Rotationsbarrieren<br />

ca. 14 kJ/mol<br />

C‐C eingeschränkt 70‐90 kJ/mol<br />

C=C ca. 270 kJ/mol<br />

E/Z‐Isomerie<br />

C‐C<br />

• Konfigurationsisomerie bei Doppelbindungen.<br />

• Lassen sich bei Raumtemperatur nicht ineinander überführen.<br />

• Ursache: Keine freie Rotation um C‐C‐Doppelbindungen.<br />

• Betrachtung der relativen Konfiguration der Substituenten mit höchster Priortät:<br />

• Substituenten<br />

höchster Ordnung<br />

stehen auf<br />

entgegengesetzten<br />

Seiten der<br />

Doppelbindung.<br />

= Entgegen<br />

Beispiel: 2‐Buten<br />

2 Isomere<br />

E‐Isomer Z‐Isomer<br />

(trans‐Isomer) (cis‐Isomer)<br />

• Substituenten<br />

höchster Ordnung<br />

stehen auf<br />

der gleichen Seite<br />

der Doppelbindung.<br />

= Zusammen<br />

MERKE:<br />

E‐Isomer<br />

stabiler als<br />

Z‐Isomer!<br />

5


Synthesen <strong>zur</strong> Herstellung<br />

• Wichtige Synthesemethoden sind:<br />

a) Pyrolytische Spaltung von Alkanen (thermisches Cracken)<br />

b) Partielle Hydrierung von Alkinen<br />

c) β‐Eliminierung<br />

• aus Alkoholen (Dehydrierung)<br />

• aus Halogenalkanen (Dehydrohalogenierung)<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 6


d) Dehalogenierung von 1,2‐Dihalogenalkanen<br />

e) Reduktive Kupplung von Carbonyl‐Verbindungen (McMurry)<br />

f) Carbonyl‐Alkenylierungen (Carbonyl‐Olefinierungen)<br />

• mit C‐H‐aciden Methylengruppen (KNOEVENAGEL)<br />

• mit P‐CH‐Gruppen (WITTIG Reaktion)<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 7


Reaktionen<br />

Bindungsverhältnisse:<br />

• Addition von<br />

• Wasserstoff<br />

•Boran<br />

•Halogen<br />

• Halogenwasserstoff, Wasser<br />

→ elektrophile Addition<br />

→ radikalische Addition und Substitution<br />

• Formaldehyd (PRINS‐Reaktion)<br />

• ‐Bindungen energiereicher als<br />

‐Bindungen, daher höhere<br />

Reaktivität<br />

• Geringere sterische Hinderung<br />

der planaren C‐Atome<br />

• Hohe Elektronendichte<br />

ober‐/unterhalb der C‐C‐<br />

Doppelbindung erleichtert<br />

elektrophile Reaktionsschritte<br />

• Oxidationen<br />

• Dihydroxylierung (Z‐ und E‐Produkte)<br />

•Ozonolyse<br />

Mehrere Doppelbindungen:<br />

• DIELS‐ALDER‐Reaktion<br />

• En‐Reaktion<br />

• [2+2]‐Cycloaddition<br />

• Polymerisation (ggf. Dimerisierung, Oligomerisierung)<br />

Sonstige Reaktionen<br />

• HECK‐Reaktion<br />

• GRUBBS‐Olefin‐Metathese<br />

8


Katalytische Hydrierung<br />

• Addition von Wasserstoff an eine C‐C‐Doppelbindung in Gegenwart eines Katalysators.<br />

a) Heterogene katalytische Hydrierung<br />

Allgemeine Reaktionsgleichung<br />

Katalysator = fest bzw. ungelöst<br />

Reaktanden = gasförmig oder flüssig<br />

heterogenes (mehrphasiges) System<br />

Aktivierung des H 2 an der Katalysator‐Oberfläche (LINDLAR)<br />

syn‐Addition<br />

Metallhydrid‐<br />

Spezies<br />

Cycl. Übergangszustand<br />

Syn‐Additionsprodukt<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 9


Katalytische Hydrierung<br />

b) Homogene katalytische Hydrierung<br />

Allgemeine Reaktionsgleichung<br />

Katalysator und Reaktanden sind beide gelöst.<br />

homogenes (einphasiges) System<br />

WILKINSON‐Katalysator<br />

[RhCl(PPh 3 ) 3 ]<br />

http://en.wikipedia.org/wiki/Wilkinson's_catalyst<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 10


Hydroborierung / Oxidation<br />

Allgemeine Reaktionsgleichung<br />

1. Addition von Boranen (Borwasserstoffverbindungen) an C‐C‐Doppelbindungen:<br />

H<br />

BH 3<br />

3 C C<br />

B<br />

H<br />

H<br />

H<br />

C C<br />

• Addition erfolgt von der gleichen Seite<br />

• nucleophile Addition des Bors an sterisch weniger gehindertes C<br />

3<br />

B<br />

syn‐Addition<br />

2. Oxidative Spaltung der Bor‐Kohlenstoff‐Bindung mit H 2 O 2 im Basischen und<br />

anschlieβende Hydrolyse:<br />

H 2 O 2 +OH -<br />

H 2 O+HOO - Hydroperoxid-Ion<br />

H<br />

C C<br />

3<br />

B<br />

+ 3 HOO-<br />

-3OH -<br />

H<br />

C C<br />

O<br />

B<br />

3<br />

3H 2 O<br />

3<br />

H C C OH + B(OH) 3<br />

Trialkylboran<br />

Borsäureester<br />

Alkohol<br />

→ ergibt anti‐MARKOWNIKOFF‐Produkt<br />

→ geeignet <strong>zur</strong> Herstellung primärer und sekundärer Alkohole<br />

Borsäure<br />

11


Halogenierung<br />

Synthesemethoden Halogenalkane<br />

• Stellt eine Nachweisreaktion für Doppelbindungen dar (z.B. Entfärben von Brom).<br />

• Elektrophile Addition.<br />

Allgemeine Reaktionsgleichung<br />

Beispiel:<br />

Teilschritt des Mechanismus<br />

cyclisches<br />

Bromonium‐Ion<br />

• Stereospezifischer Angriff des Bromids erfolgt von der dem Brom gegenüberliegenden Seite!<br />

http://netexperimente.de/chemie/68.html<br />

anti‐Addition<br />

12


Halogenierung<br />

Folgechemie der Bromonium‐Ionen<br />

• Unter Bestimmten Bedingungen ist der Angriff anderer Nucleophile auf das cyclische<br />

Bromonium‐Ion möglich.<br />

Beispiel:<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 13


Halogenierung<br />

• Spezialfall: Bei erhöhten Temperaturen kann eine radikalische Addition erfolgen, beim<br />

Auftreten stabilisierter Radikale (besonders Allyl‐ und Benzylradikale) können zusätzlich<br />

Substitutionsprodukte gebildet werden.<br />

Radikalische Addition vs. radikalische Substitution:<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 14


Addition von Halogenwasserstoff<br />

Allgemeine Reaktionsgleichung<br />

Synthesemethoden Halogenalkane<br />

• Mechanismus der Addition von HX an Alkene bestimmt die Regioselektivität!<br />

• Häufigster Mechanismus: Elektrophile Addition.<br />

Elektrophile Addition von HX:<br />

• Addition via intermediärem Carbeniumion (zweistufiger Mechanismus)<br />

• Ergibt das höher substituierte Halogenalkan (MARKOWNIKOV‐Produkt).<br />

• Reaktivitätsabstufung anhand der Stabilität des intermediär gebildeten<br />

Carbokations (mesomere, induktive Effekte):<br />

Allyl, Benzyl > tertiär > sekundär > primär<br />

• Nebenreaktionen: Eliminierungen, Umlagerungen<br />

(X = Cl, Br, I)<br />

Eliminierung, WAGNER‐MEERWEIN‐Umlagerung 15


Addition von Halogenwasserstoff<br />

Radikalische Addition von HX:<br />

(X = Cl, Br)<br />

• Addition via intermediärem Radikal.<br />

• Bei (licht)induzierter Bildung von Halogenradikalen.<br />

• Ergibt das niedriger substituierte Halogenalkan (anti‐MARKOWNIKOV).<br />

• Nebenreaktion: radikalische Substitution.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 16


OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 17


Weitere elektrophile Additionen<br />

Hydratisierung<br />

• Säurekatalysierte Addition von Wasser an Alkene.<br />

PRINS‐Reaktion<br />

• Elektrophile Addition des protonierten Formaldehyds an Alkene führt zu 1,3‐Diolen.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 18


Oxidationen<br />

Synthese von 1,2‐Diolen<br />

• Oxidation von Alkenen mit Osmiumtetroxid und anschließende Hydrolyse ergibt<br />

stereospezifisch syn‐Diole ((Z)‐Diole, cis‐Diole).<br />

OsO 4<br />

O O<br />

Os<br />

O O<br />

H 2 O<br />

-H 2 OsO 4<br />

syn-Diol / cis-Diol<br />

OH<br />

OH<br />

• Die Epoxidierung von Alkenen und anschließende Ringöffung der Oxirane ergibt<br />

stereospezifisch anti‐Diole ((E)‐Diole, trans‐Diole).<br />

1.Schritt: Epoxidierung<br />

2. Schritt: säurekatalysierte Ringöffnung<br />

O<br />

H +<br />

+<br />

O H<br />

H 2 O<br />

-H +<br />

OH<br />

OH<br />

anti-Diol<br />

trans-Diol<br />

19


Oxidationen<br />

Oxidation mit Kaliumpermanganat<br />

• Oxidation von Alkenen in Wasser oder Ethanol mit Kaliumpermanganat führt zu<br />

vicinalen syn‐Diolen.<br />

• Nachweisreaktion für Alkene (BAEYER‐Probe).<br />

• Geringere Ausbeuten im Vergleich <strong>zur</strong> Oxidation mit OsO 4 .<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 20


Oxidationen<br />

Ozonolyse<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 21


[4+2] Cycloaddition – Diels‐Alder<br />

• Additionsreaktion zwischen einem 1,3‐Dien und einem Alken (Dienophil).<br />

• Methode <strong>zur</strong> Synthese von einfach ungesättigten 6‐Ringen.<br />

• 3 ‐Bindungen werden zu 2 ‐Bindungen und einer ‐Bindung umgewandelt.<br />

• Ein‐Schritt‐Reaktion Konzertierte Reaktion.<br />

Pericyclische Reaktion<br />

• Cyclische, delokalisierte Übergangsstruktur.<br />

• [4+2]‐Cycloaddition bedeutet, dass 4‐Elektronen des Diens mit 2‐Elektronen<br />

des Dienophils reagieren.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 22


[4+2] Cycloaddition – Diels‐Alder<br />

Reaktionspartner der DIELS‐ALDER‐Reaktion<br />

• konjugierte Diene<br />

→ Elektronenreiche Nucleophile<br />

→ Elektronendonoren (Alkyl‐, Alkoxygrupppen) erhöhen die<br />

Reaktivität<br />

→ cis‐Form muss vorliegen (cisoid)<br />

• Dienophile<br />

→ Elektronenarme Elektrophile<br />

→ Elektronenakzeptoren erhöhen die Reakvität<br />

DIELS‐ALDER‐Reaktion mit normalem Elektronenbedarf<br />

Manche DIELS‐ALDER‐Reaktionen sind reversibel; die Spaltung in Dien und<br />

Dienophil (Rückreaktion) nennt man Retro‐DIELS‐ALDER‐Reaktion.<br />

23


[4+2] Cycloaddition – Diels‐Alder<br />

Übergangszustand der DIELS‐ALDER‐Reaktion<br />

Übergangsstruktur der DA‐Reaktion ‐ Reaktionsmechanismus<br />

Die DA‐Reaktion hat eine mesomerstabilisierte, Benzen‐artige Übergangsstruktur. Diese<br />

besondere Stabilisierung führt zu einer niedrigen Aktivierungsenergie. Solche Reaktionen<br />

laufen sehr schnell ab, ohne die sonst üblichen Polymerisationsreaktionen zu begünstigen.<br />

Grenzorbital‐Theorie (FMO‐Theorie) <strong>zur</strong> Beschreibung der DA‐Reaktion<br />

Wechselwirkung des HOMO<br />

Grenzorbitaltheorie<br />

Dien<br />

(highest occupied molecular orbital)<br />

und LUMO Dienophil<br />

(lowest unoccupied molecular orbital)<br />

ermöglicht Reaktion!<br />

24


[4+2] Cycloaddition – Diels‐Alder<br />

Inverser Elektronenbedarf: Elektronenziehende Gruppen am Dien,<br />

elektronenschiebende Gruppen am Dienophil.<br />

25


Stereochemie<br />

syn‐Addition<br />

• Die DIELS‐ALDER‐Cycloaddition ist eine stereospezifische syn‐Addition.<br />

• Die Stereochemie der Edukte wird auf das Produkt übertragen!<br />

WOODWARD‐HOFMANN‐Regeln<br />

Beispiele:<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 26


Polymerisation<br />

• Die energiereichen Alkene können in einer Kettenreaktion mit sich selbst reagieren und<br />

lange kettenförmige Moleküle (Makromoleküle / Polymere) bilden.<br />

• Die Kettenreaktion kann über radikalische, anionische, kationische oder komplex‐gebundene<br />

Zwischenstufen ablaufen (abhängig von den Reaktionsbedingungen).<br />

Beispiel: Polymerisation von Ethen zu Polyethen (Polyethylen, PE)<br />

• Viele verschiedene Ethenderivate (bzw. Alkene) werden industriell polymerisiert, z.B.:<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 27


Weitere Reaktionen<br />

• HECK‐Reaktion<br />

Palladium‐katalysierte Kopplung eines Halogenalkans, ‐alkens oder ‐aromaten<br />

mit einem Alken.<br />

• Olefin‐Metathese (GRUBBS)<br />

• En‐Reaktion<br />

Alken mit allylständigem H (En) reagiert mit Molekül mit Mehrfachbindung (Enophil).<br />

Mechanismus formal analog <strong>zur</strong> DIELS‐ALDER‐Reaktion.<br />

• [2+2]‐Cycloaddition<br />

Lichtinduzierte cyclische Dimerisierung von Alkenen.<br />

Bildung substituierter Cyclobutane<br />

C C<br />

+<br />

h<br />

C C<br />

28


Verwendung + Umwelt<br />

Einige natürlich vorkommende Alkene<br />

Polymerisation<br />

α‐Linolensäure (Omega‐3‐Fettsäure)<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 29


Verwendung + Umwelt<br />

Verwendung einiger Alkene<br />

• Ethen: Weltproduktion ca. 20 Mio Tonnen / a<br />

WACKER‐Prozess<br />

• für Produktion von: Polyethylen, Dichlorethan (für PVC), Ethylenoxid, Polystryrol<br />

• umfangreiche Ethenfolgechemie, u.a.: Isopren, Ethanal, 2‐Chlorethanol uvm.<br />

• Reifegas für unreife Früchte (Ethen = Phytomon (Pflanzenhormon))<br />

• Propen:<br />

• Gas für Brennschneiden<br />

• umfangreiche Folgechemie, u.a.: Aceton, Propenal, Acrylsäure, Polypropylen uvm.<br />

• 1,3‐Butadien:<br />

• Herstellung von Synthesekautschuk (BuNa) , ABS‐Kunststoff<br />

• ...<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 30


7. Alkine<br />

• Alkine (früher: Acetylene) gehören <strong>zur</strong> Gruppe der ungesättigten Kohlenwasserstoffe.<br />

Sie besitzen (mindestens) eine Dreifachbindung.<br />

• Einfache Alkine besitzen die Summenformel:<br />

C n H 2n‐2<br />

homologe Reihe<br />

• Alkene von C2 (Ethin) bis C4 (1‐Butin) sind gasförmig, ab 2‐Butin bzw. C5 (Pentin)<br />

flüssig.<br />

• Sind mehrere Dreifachbindungen im Molekül vorhanden, spricht man von Diinen,<br />

Triinen, ..., Polyinen. Diese Dreifachbindungen können isoliert oder konjugiert zueinander<br />

angeordnet sein.<br />

• Ab C4 existieren Konstitutionsisomere.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 1


Struktur und Geometrie<br />

• Die Dreifachbindung besitzt eine lineare Struktur.<br />

VSEPR‐Theorie<br />

• C‐C‐Abstand ist kürzer als bei einer C‐C‐Einfach‐ und Doppelbindung.<br />

• Die Kohlenstoffe der Doppelbindung sind sp‐hybridisiert. C‐H‐Abstand ebenfalls kurz.<br />

• Die Dreifachbindung besteht aus einer ‐Bindung (2 x sp‐Orbitale) und zwei ‐Bindungen<br />

(4 x 2p‐Orbitale)<br />

• Die beiden ‐Bindungen stehen senkrecht zueinander und ergeben eine zylindrische<br />

Elektronenverteilung um die Kernverbindungsachse.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 2


Reaktivität und Acidität<br />

Bindungsenergien der C‐C‐Bindungen:<br />

Bindungsenergie:<br />

• Dreifachbindung besitzt<br />

höchste Bindungsenergie.<br />

• ABER:<br />

• Bildung von Ethin aus den<br />

Elementen ist stark endotherm (+227 kJ/mol).<br />

Ethin zerfällt unter Druck oder in Gegenwart von Cu explosionsartig in<br />

Kohlenstoff und Wasserstoff.<br />

• Relativ schwache ‐Bindungen können leicht aufgebrochen werden.<br />

Hohe Reaktivität besonders ggü. Elektrophilen (Addition, Polymerisation, usw.).<br />

• Verbrennung von Ethin ist sehr exotherm (‐1327 kJ/mol).<br />

Acidität:<br />

• C‐H‐Bindung besitzt hohen s‐Charakter Elektronendichte am C höher.<br />

Terminale Alkine sind durch starke Basen deprotonierbar.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 3


Reaktivität und Acidität<br />

Stabilität –internes vs. terminales Alkin:<br />

• Vergleich der Hydierungswärmen:<br />

Beispiel: Hydrierung von Ethin<br />

Erste ‐Bindung hat einen höheren Energiegehalt.<br />

Beispiel: Hydrierung von 1‐Butin und 2‐Butin<br />

Interne Alkine sind stabiler als terminale Alkine! Hyperkonjugation<br />

Basenkatalysierte Isomerisierung von terminalen in interne Alkine möglich!<br />

Cycloalkine weisen zusätzlich eine Ringspannung auf:<br />

• Cycloheptin (130 kJ/mol), Cyclooctin (87 kJ/mol), Cyclononin (69 kJ/mol).<br />

4


Isomerisierung von Alkenen<br />

Durch katalytische Mengen Säure (H + ) können weniger stabile Alkene in stabilere Isomere<br />

umgewandelt werden:<br />

Besonders bei höheren Temperaturen ( > 50 °C)<br />

Kann z.B. bei der säurekatalysierten Dehydratisierung von Alkoholen beobachtet<br />

werden: gebildete terminale Alkene (kinetisches Produkt) können im Sauren und bei<br />

höheren Temperaturen in interne Alkene (thermodynamisches Produkt) umgewandelt<br />

werden.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 5


Isomerisierung von Alkinen<br />

• Durch katalytische Mengen Base können weniger stabile Alkine in stabilere Isomere<br />

umgewandelt werden.<br />

• Diese Isomerisierung läuft über ein neues Isomer als Zwischenstufe, das ALLEN.<br />

Besonders bei hohenTemperaturen ( > 100 °C), mit mäßig starken Basen (KOH,<br />

Alkoholate)<br />

Die mittelstarke Base deprotoniert in geringem Maße das terminale Alkin an C3, es<br />

folgt Reprotonierung an C1 zum Allen. Dieses Allen kann wieder an C3 deprotoniert<br />

werden, die folgende Reprotonierung an C1 führt zum stabileren internen Alkin.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 6


Nomenklatur<br />

• Nomenklatur nach IUPAC:<br />

• Nomenklatur erfolgt analog zu der der Alkane, jedoch Endung –in.<br />

• Stellung der Dreifachbindung wird durch eine Zahl angegeben (vor dem Suffix oder<br />

vor der Hauptkette (But‐1‐in oder 1‐Butin).<br />

• C‐Kette so nummerieren, dass das C‐Atom, von der die Dreifachbindung ausgeht,<br />

eine möglichst niedrige Zahl erhält.<br />

• Die Nummerierung der Doppelbindung hat bei gleicher Position eine höhere<br />

Priorität als eine Dreifachbindung, bei unterschiedlicher Position hat die<br />

Dreifachbindung Vorrang!<br />

Priorität der Wortendungen funktioneller Gruppen:<br />

C=O > OH > NH 2 > Dreifachbindung = Doppelbindung<br />

• Alkinylgruppen:<br />

• Ethinyl‐<br />

Beispiel:<br />

(E)‐1,2‐Diethinylcyclohexen<br />

• 2‐Propinyl‐<br />

(Propargyl‐)<br />

2‐Propin‐1‐ol<br />

Propargylalkohol<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 7


Synthesen <strong>zur</strong> Herstellung<br />

• Wichtige Synthesemethoden sind:<br />

a) Hydrolyse von Calciumcarbid<br />

b) Partielle Oxidation von Methan<br />

c) Hochtemperaturpyrolyse (HTP) von Alkanen<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 8


d) β‐Eliminierung<br />

• aus Dihalogenalkanen (doppelte Dehydrohalogenierung)<br />

• aus Tetrahalogenalkanen (doppelte Dehalogenierung)<br />

e) Alkylierung von Alkinyl‐Anionen<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 9


OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 10


Reaktionen<br />

Bindungsverhältnisse:<br />

Hydrierung<br />

Hydroborierung<br />

Reduktion zu (E)‐Alkenen<br />

• ‐Bindungen energiereicher als<br />

‐Bindungen, daher höhere<br />

Reaktivität.<br />

• Geringere sterische Hinderung<br />

der planaren C‐Atome.<br />

• Hohe Elektronendichte<br />

um die C‐C‐Achse erleichtert<br />

elektrophile Reaktionsschritte.<br />

• Starker s‐Charakter der C‐H‐<br />

Bindung macht H‐Atome acid.<br />

Addition<br />

• Halogenierung (X 2 )<br />

• Hydrohalogenierung (HX)<br />

• Hydratisierung (H 2 O)<br />

• Hydrocyanierung (HCN)<br />

Dimerisierungen und Cyclisierungen<br />

GLASER‐Kupplung und<br />

SONOGASHIRA‐Reaktion<br />

Oxidation<br />

Alkinylierung von Carbonylen<br />

Polymerisation<br />

siehe auch Synthesen und Reaktionen der Alkene<br />

http://www.chemgapedia.de/.../ungesaettigte_kohlenwasserstoffe/monoene_monoine/alkine/bauprinzip_ethin.gif<br />

11


Heterogene katalytische Hydrierung<br />

• Addition von Wasserstoff an eine C‐C‐Dreifachbindung in Gegenwart eines Katalysators.<br />

• Mit Pt oder Pd und Wasserstoff erfolgt vollständige Hydrierung zum Alkan.<br />

H<br />

R 2<br />

2H 2<br />

H<br />

R 1 R 2<br />

R 1<br />

Katalysator<br />

(Ni, Pd, Pt, ...)<br />

• Mit dem LINDLAR‐Katalysator (Palladium auf Holzkohle (Pd/C), vergiftet mit BaSO 4 )<br />

können Alkine selektiv zu Z‐Alkenen hydriert werden.<br />

H<br />

H<br />

Mechanismus der syn‐Addition von Wasserstoff an Alkine:<br />

syn‐Addition<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 12


Hydroborierung<br />

syn‐Addition<br />

Allgemeine Reaktionsgleichung<br />

der Hydroborierung / Hydrolyse<br />

1. Addition von Boranen (Borwasserstoffverbindungen) an C‐C‐Dreifachbindungen:<br />

• Addition erfolgt von der gleichen Seite<br />

• nucleophile Addition des Bors an sterisch weniger gehindertes C<br />

2. Umwandlung des Alkenylborans:<br />

• Saure Hydrolyse ergibt<br />

Z‐Alkene.<br />

• Oxidation führt zu<br />

Enolen, die sich in ihre<br />

tautomeren Aldehyde bzw.<br />

Ketone umlagern.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 13


Reduktion zu E‐Alkenen<br />

Allgemeine Reaktionsgleichung<br />

Mechanismus:<br />

• Schrittweise Reduktion<br />

(Ein‐Elektronen‐Übertragung durch<br />

Natrium) und Protonierung<br />

(durch NH 3 ).<br />

• Prozess wird zweimal durchlaufen<br />

bis zum E‐Alken.<br />

• Intermediäres Radikal (nach<br />

erster Reduktion und Protonierung)<br />

richtet sich „trans“ aus (geringere<br />

sterische Hinderung).<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 14


Elektrophile Addition<br />

Hydrohalogenierung<br />

R<br />

C C<br />

R'<br />

industriell wichtig:<br />

Vinylchlorid für PVC<br />

Halogenierung<br />

+H + R R'<br />

H<br />

+<br />

Alkenyl-Kation<br />

+HCl<br />

+X -<br />

Cl<br />

R<br />

H<br />

R'<br />

X<br />

Halogenalken<br />

"Vinylhalogen"<br />

+HX<br />

R<br />

anti‐Addition<br />

H<br />

H<br />

X<br />

X<br />

R'<br />

1,1-Dihalogenalkan<br />

• Addition von HX erfolgt nach Markovnikovregeln und meist anti.<br />

• Weiterreaktion zum geminalen Dihalogenalkan möglich.<br />

! Bei hohen Temperaturen kann es zu einer radikalischen Addition kommen (anti‐Markovnikov)!<br />

• Addition von X 2 erfolgt meist anti.<br />

• Weiterreaktion zum Tetrahalogenalkan möglich.<br />

• Addition an Doppelbindung erfolgt bevorzugt gegenüber der Dreifachbindung:<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 15


Elektrophile Addition<br />

Alkine vs. Alkene<br />

• Elektrophile Addition an ein Alkin ist exothermer als die Addition an ein Alken.<br />

• ABER: Alkene sind reaktiver gegenüber Elektrophilen!<br />

Ursache:<br />

• Das intermediär entstehende Vinylkation ist instabiler als das Alkylkation.<br />

Die elektrophile Addition an eine Dreifachbindung verläuft langsamer als die an<br />

eine Doppelbindung –sie ist kinetisch gehemmt (höhere Aktivierungsenergie).<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 16


Elektrophile Addition<br />

Hydratisierung<br />

• Addition von H 2 O im Sauren unter Hg‐Katalyse erfolgt nach Markovnikovregeln und<br />

ergibt Enole, die sich schnell in ihre tautomeren Aldehyde (mit Acetylen) bzw. Ketone<br />

umlagern.<br />

R<br />

R<br />

C C<br />

R'<br />

+H 2 O<br />

HgSO 4<br />

H 2 SO 4<br />

H OH<br />

Vinylalkohol<br />

(Enol)<br />

• Unsymmetrische Alkine ergeben Produktgemische!<br />

Hydrocyanierung<br />

• Addition von HCN („Blausäure“) an Alkine.<br />

• Bildet mit Ethin Acrylnitril (für die Polyacrylnitril‐Herstellung).<br />

R<br />

R'<br />

H<br />

R'<br />

C C<br />

H O<br />

SPEZIALFALL: Nucleophile Addition von Alkoholat‐Ionen<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 17


Alkinylierung von Alkinen<br />

siehe: Synthese von Alkinen<br />

• Alkinyl‐Anionen sind nucleophil und können positivierte Kohlenstoffe angreifen.<br />

• Bei der Reaktion mit einem primären Alkylhalogenid erfolgt eine Alkylierung des Alkins.<br />

• Synthetisch wertvoll für die Synthese verschiedener interner Alkine.<br />

Einschränkung:<br />

• Reaktion verläuft nur glatt mit primären Alkylhalogeniden (X = Cl, Br).<br />

• Alkinylanionen können als Nucleophil „oder aber“ als Base auftreten.<br />

• Sekundäre und tertiäre Alkylhalogenide können durch die Acetylid‐Anionen<br />

deprotoniert werden Dehydrohalogenierung zum Alken!<br />

siehe Eliminierung bei Halogenalkanen<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 18


Dimerisierung + Cyclisierung<br />

Auch bei Alkenen möglich!<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 19


Glaser / Sonogashira<br />

GLASER‐Kupplung<br />

• Endständige (terminale) Alkine ergeben konjugierte Dreifachbindungen.<br />

• Intermediär deprotoniertes Alkin wird reduziert, gefolgt von Dimerisierung zweier<br />

Radikale.<br />

• Zur Synthese gröβerer Kohlenstoffringe geeignet.<br />

SONOGASHIRA‐Reaktion<br />

• Reaktion eines Alkyl‐ oder Arylhalogenids mit einem terminalen Alkin unter<br />

Palladium‐ und Kupferkatalyse unter basischen Bedingungen.<br />

Alkylierung bzw. Arylierung von Alkinen.<br />

Palladiumkatalysierte Kreuzkupplung<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 20


Oxidation<br />

• Starke Oxidationsmittel (O 3 oder KMnO 4 ) spalten interne Alkine in zwei Carbonsäuren:<br />

• Terminale Alkine werden zu einer Carbonsäure und CO 2 bzw. Ameisensäure oxidiert:<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 21


Weitere Reaktionen<br />

Alkinylierung von Carbonylverbindungen<br />

• Deprotoniertes terminales Alkin greift nucleophil Carbonyl‐Kohlenstoff von<br />

Aldehyden oder Ketonen an.<br />

• Hydrolyse ergibt Alkinole.<br />

Polymerisation<br />

n<br />

HC CH<br />

Kat.<br />

C<br />

H C H n<br />

Polyethin<br />

(Polyacetylen)<br />

• Ethin kann zu Polyethin (Polyacetylen) polymerisiert werden.<br />

• Polyethin gehört <strong>zur</strong> Gruppe der konjugierten Polymere.<br />

• Durch Dotierung mit Oxidationsmitteln (z.B. Chlor, Brom oder Iod) wird Polyethin<br />

elektrisch leitfähig Verwendung z.B. in Polymerbatterien.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 22


Verwendung und Umwelt<br />

Ethin:<br />

• Wichtiges Ausgangsprodukt in der chemischen Industrie<br />

(Produktion ca. 150.000 t/a).<br />

• Umfangreiche Folgechemie REPPE‐Chemie (BASF)<br />

• Zum Acetylenschweißen<br />

(T > 2500°C)<br />

• Polymerisation.<br />

Propin:<br />

• Synthese von Vinyl‐verbindungen ( Polymere).<br />

• Als Schweiß‐ / Schneidgas.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 23


REPPE ‐ Chemie<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 24


Verwendung und Umwelt<br />

Einige natürlich vorkommende Alkine / physiologisch aktive Alkine:<br />

Ichthyothereol<br />

Hautabsonderungen des Pfeilgift‐Frosches<br />

krampfauslösend<br />

Capillin<br />

Fungizid<br />

OH<br />

3‐Methyl‐1‐pentin‐3‐ol<br />

Schlafmittel<br />

H<br />

H 3 CO<br />

H<br />

H<br />

Mestranol<br />

Verhütungsmittel<br />

(Norquen®, Ovastol®)<br />

Parsalmid<br />

Schmerzmittel<br />

(Parsal®, Sinovial®)<br />

Pargylin<br />

gegen Bluthochdruck<br />

(Eudatin®, Supirdyl®)<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 25


8. Aromaten<br />

• Aromatische Moleküle besitzten mindestens ein planares Ringsystem, welches<br />

in konjugierten Doppelbindungen, freien Elektronenpaaren und/oder<br />

unbesetzten p‐Orbitalen 4n+2 delokalisierte –Elektronen enthält (HÜCKEL‐Regel).<br />

• Der Begriff Aromat stammt von den ersten isolierten Vetretern dieser Klasse, welche<br />

einen aromatischen Geruch aufwiesen.<br />

• Historische Wandlung des Begriffes „aromatisch“:<br />

Benzen als einfachster Vertreter<br />

Maier, Chemie in unserer Zeit 1975, Nr. 5, Seite 131<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 1


Benzen – Struktur und Bindung<br />

• Benzen (historisch Benzol) besitzt die Summenformel C 6 H 6 , es bildet<br />

eine cyclische Struktur aus 6 CH‐Einheiten.<br />

• Die Kohlenstoffe sind sp 2 ‐hybridisiert.<br />

• Die insgesamt 6 verleibenden p–Elektronen bilden –Bindungen.<br />

‐Bindungsgerüst<br />

Valenzstrichformeln des Benzens:<br />

‐Elektronensextett<br />

• Benzen kann durch zwei Grenzformeln beschrieben werden, die wahren<br />

Mesomerie<br />

Bindungsverhältnisse liegen zwischen den beitragenden Grenzformeln.<br />

• Das Elektronensextett (p‐Elektronen) ist delokalisiert und resonanzstabilisiert!<br />

Resonanz<br />

• Übliche Darstellungsweise:<br />

• INFO: Benzen farblose Flüssigkeit (Siedepunkt: 80 °C), krebserregend<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 2<br />

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c9/Stamps_of_Germany_(BRD)_1964%2C_MiNr_440.jpg


Benzen – Struktur und Bindung<br />

Bindungen und Orbitale<br />

• Benzen besitzt identische C‐C‐ bzw‐ C‐H‐Bindungsabstände.<br />

• Es ist planar.<br />

• Die C‐Atome sind sp 2 ‐hybridisiert.<br />

• Die delokalisierten p‐Elektronen bilden ein ringförmige<br />

Elektronenwolke ober‐ und unterhalb der Molekülebene<br />

Sie entsteht aus der Überlappung von 6 p‐Orbitalen!<br />

(Benzen‐ Bindung, ‐Elektronensextett)<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 3


Aromatizität<br />

Vergleich der Hydrierungswärmen:<br />

Gleichmäßige Zunahme<br />

der Hydrierungswärme<br />

„pro Doppelbindung“.<br />

Geringere Hydrierungswärme<br />

als erwartert.<br />

Benzen ist durch eine RESONANZENERGIE (124 kJ/mol) stabilisiert!<br />

Benzen ist chemisch deutlich stabiler als Alkene (z.B. keine Addition an Doppelbindung)!<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 4


Aromatizität<br />

Besetzung der Molekülorbitale<br />

• Jedes System hat 6 p‐Elektronen, die sich auf drei bindende MO verteilen.<br />

• Im Benzen sind zwei besetzte MO von niedrigerer Energie als im 1,3,5‐Hexatrien.<br />

‐System des Benzen ist stabiler!<br />

5


Hückel‐Regel<br />

Kriterien für die Aromatiziät –HÜCKEL Regel<br />

HÜCKEL‐Regel:<br />

Ringverbindungen, deren Gerüstatome sich durch sp 2 ‐Hybridisierung<br />

beschreiben lassen, ingesamt 4n+2 Elektronen beitragen sowie eben<br />

(planar) angeordnet sind, zeigen eine besondere thermodynamische Stabilität<br />

– sie haben aromatischen Charakter.<br />

4 Kriterien:<br />

• cyclisch<br />

• sp 2 ‐Hybridisierung<br />

• Hückel‐Regel (Anzahl der –Elektronen, ungerade Anzahl von –Elektronenpaaren)<br />

• planar<br />

• (Ringstrom)<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 6


Beispiele<br />

FROST‐MUSULIN‐Diagramm:<br />

aromatisch<br />

aromatisch<br />

nicht‐aromatisch<br />

aromatisch<br />

aromatisch<br />

aromatisch aromatisch nicht‐aromatisch<br />

HÜCKEL‐Regel gilt auch für Ionen:<br />

Cyclopentadienyl‐Anion C 5 H 5‐ und<br />

Cycloheptatrienyl‐Kation C 7 H 7<br />

+<br />

sind aromatisch!<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 7


Nomenklatur<br />

• Nomenklatur für Benzenderivate:<br />

• Auflistung der Substituenten (Reste) + Endung ‐benzen (‐benzol).<br />

• Disubstituierte Benzene relative Positionsbezeichnung<br />

(ortho = 1,2, meta = 1,3, para = 1,4):<br />

Beispiele:<br />

• Mehrfach substituierte Benzene absolute Positionsbestimmung nach IUPAC mit<br />

kleinstmöglichen Positionsnummern.<br />

• TRIVIALNAMEN!<br />

• Aromaten als Substituten: Phenyl‐, Benzyl, p‐Tolyl‐ usw.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 8


Nomenklatur<br />

Weitere Beispiele:<br />

Br<br />

Br<br />

NO 2<br />

NO 2<br />

NH 2<br />

NH 2<br />

1,2-Dibrombenzen<br />

o-Dibrombenzen<br />

1,3-Dinitrobenzen<br />

m-Dinitrobenzen<br />

1,4-Diaminobenzen<br />

p-Phenylendiamin<br />

O 2 N<br />

Br<br />

Br<br />

O 2 N<br />

Cl<br />

Br<br />

CN<br />

NH 2<br />

1,2-Dibrom-<br />

3-nitrobenzen<br />

1-Brom-2-chlor-<br />

3-nitrobenzen<br />

2-Amino-4-isopropyl-benzonitril<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 9


Nomenklatur<br />

Weitere Beispiele ‐ Trivialnamen:<br />

Weitere Beispiele – mehrkernige benzoide Kohlenwasserstoffe:<br />

Weitere Beispiele – Heteroaromaten:<br />

10


Vorkommen + Synthesen<br />

Vorkommen<br />

• Aromaten entstehen bei der Verkokung von Steinkohle (Steinkohlenteer).<br />

• Aromatische Verbindungen sind Bestandteil des Erdöls (Benzen, Naphthalen, Toluen).<br />

Synthesemethoden:<br />

• Überführung von n‐Hexan bzw. n‐Heptan in Benzen bzw. Toulen:<br />

• Dehydrierung:<br />

… je nach Reaktionsbedingungen erfolgt die Dehydrierung<br />

zum Aromat bzw. die Hydrierung zum gesättigten<br />

Cycloalkan<br />

• Cyclisierungen<br />

• Reaktionen des Benzens Ermöglichen Zugang zu vielen Benzenderivaten!<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 11


Reaktionen<br />

Bindungsverhältnisse:<br />

Elektrophile aromatische Substiution<br />

Zweitsubstition (Substituenteneinfluss)<br />

• Nitrierung<br />

• Sulfonierung<br />

• Halogenierung<br />

• FRIEDEL‐CRAFTS‐Alkylierung<br />

• FRIEDEL‐CRAFTS‐Acylierung<br />

• VILSMEIER‐Reaktion<br />

• SANDMEYER‐Reaktion<br />

• Delokalisierte Elektronen<br />

(Elektronensextett) Elektronenwolke<br />

unter‐ und oberhalb der Molekülebene.<br />

Geringerer Doppelbindungscharakter als in<br />

Alkenen (Resonanzenergie).<br />

Hohe Elektronendichte an den<br />

Kohlenstoffatomen.<br />

Keine Addition bevorzugt, sondern Angriff<br />

von Elektrophilen!<br />

http://www.ipf.uni‐stuttgart.de/lehre/online‐skript/molekuel/benzol.gif<br />

Nucleophile aromatische Substition<br />

Oxidation<br />

Reduktion<br />

Chemie der Substituenten<br />

bzw. Seitenketten<br />

Palladiumkatalysierte Kreuzkupplungen<br />

12<br />

Reaktionen der polycylischen Aromaten


Elektrophile aromatische Substitution<br />

Nitrierung + HNO 3<br />

NO 2<br />

+ H 2 O<br />

Sulfonierung + H 2 SO 4<br />

SO 3 H<br />

+ H 2 O<br />

X<br />

(FeX 3 )<br />

Halogenierung + X 2<br />

+ HX<br />

Friedel-Crafts-<br />

Alkylierung<br />

+ R-Cl<br />

(AlCl 3 )<br />

R<br />

+ HCl<br />

O<br />

Friedel-Crafts-<br />

O (AlCl 3 )<br />

R<br />

Acylierung + + HCl<br />

R Cl<br />

Austausch eines Wasserstoffatoms gegen einen Substituenten!<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 13


Elektrophile aromatische Substitution<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 14


Energieprofil<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 15


OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 16


Elektrophile<br />

Aromat wird von einem Elektrophil angegriffen!<br />

Z.T. Generierung der reaktiven Spezies (des Elektrophils) notwendig!<br />

Nitrierung:<br />

• aus ‘Nitriersäure’ (Salpeter‐ und Schwefelsäure):<br />

O H +<br />

HO N + O - (H 2 SO 4 )<br />

HNO 3<br />

H<br />

H<br />

O +<br />

N + O<br />

O -<br />

-H 2 O<br />

N + O<br />

O -<br />

O<br />

N +<br />

O<br />

NO 2<br />

+<br />

Nitronium-Ion<br />

(Nitryl-Ion)<br />

• aus Nitronium‐Salzen:<br />

Nitronium‐perchlorat [NO 2 ] + [ClO 4 ] ‐<br />

Nitronium‐tetrafluoroborat [NO 2 ] + [BF 4 ] ‐<br />

Sulfonierung:<br />

• aus Oleum (Schwefeltrioxid SO 3 in Schwefelsäure H 2 SO 4 gelöst)<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 17


Substituenteneinfluss<br />

Zweitsubstitution → Einfluss auf Reaktivität und Position durch den ersten Substituenten<br />

X<br />

X<br />

ipso<br />

+ E<br />

o<br />

m<br />

p<br />

Einflussmöglichkeiten<br />

1) Induktiver Effekt (+I/‐I) (über die ‐Bindungen)<br />

2) Mesomerer Effekt (+M/‐M) (über das ‐Elektronensystem, auch Resonanzeffekt)<br />

3) Kooperative Effekte (in der Regel treten diese Effekte nicht getrennt voneinander<br />

auf, sondern gekoppelt)<br />

4) Sterische Effekte bei der Substitution<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 18


Substituenteneinfluss<br />

I‐Effekt<br />

• Der induktive Effekt ergibt sich aus der elektronenschiebenden (+I‐Effekt bei<br />

Elektronendonoren) bzw. elektronenziehenden (‐I‐Effekt bei Elektronenakzeptoren)<br />

Natur des Substituenten Y.<br />

M‐Effekt<br />

• Der Substituent X hat ein freies Elektronenpaar, das <strong>zur</strong> Mesomerie (→ Grenzformeln)<br />

beiträgt. Dieser +M‐Effekt erhöht die Elektronendichte am Aromaten und die<br />

elektrophile Zweitsubstitution wird daher begünstigt (aktivierende Wirkung).<br />

• Der Substituent Y hat eine Doppel‐ bzw. Dreifachbindung. Dieser ‐M‐Effekt erniedrigt<br />

die Elektronendichte, die elektrophile Zweitsubstitution wird daher gehemmt<br />

(desaktivierende Wirkung).<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 19


Substituenten 1.Ordnung<br />

Substituenten, die positive Effekte auf das aromatische System ausüben, d.h.<br />

die Elektronendichte im Ring erhöhen, dirigieren in die ortho/para‐Position und werden<br />

als Substituenten erster Ordnung bezeichnet!<br />

Effekte Substituentengruppe Name<br />

ortho-/para-dirigierend<br />

+M/‐I ‐NH 2 , ‐NHR, ‐NR 2 Amino‐<br />

+M/‐I<br />

+I<br />

‐I/+M<br />

(I‐Effekt stärker)<br />

‐R, ‐ Ar,<br />

‐CH=CHR<br />

‐F, ‐Cl, ‐Br, ‐I<br />

+M/‐I ‐OH, ‐OR Hydroxy‐, Alkoxy‐<br />

Acetylamino‐<br />

Acetyloxy‐<br />

Alkyl‐, Aryl‐, Alkenyl‐<br />

Halogen‐<br />

aktivierend<br />

desakti‐<br />

vierend<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 20


Substituenten 2.Ordnung<br />

Substituenten, die negative Effekte auf das aromatische System ausüben, d.h.<br />

die Elektronendichte im Ring erniedrigen, dirigieren in die meta‐Position und werden als<br />

Substituenten zweiter Ordnung bezeichnet!<br />

Effekte Substituentengruppe Name<br />

meta-dirigierend<br />

-M/-I<br />

-M/-I<br />

Alkanoyl- , Formyl-<br />

Aminocarbonyl-,<br />

Alkoxycarbonyl-,<br />

Carboxy,<br />

-M/-I<br />

-M/-I<br />

-SO 3 H<br />

Sulfonsäure<br />

-M/-I -CN Cyano-<br />

Ammonium-<br />

desaktivierend<br />

-M/-I -NO 2 Nitro-<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 21


Einteilung<br />

MERKE: Sind schon zwei oder mehr Substituenten vorhanden, beeinflussen alle die<br />

Geschwindigkeit und Regioselektivität der folgenden Substitution!<br />

Breitmaier/Jung, Organische Chemie, 5. Auflage, 2005<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 22


Nitrierung<br />

Einführung der Nitrogruppe in einen Aromaten<br />

• Zur Nitrierung verwendet man Nitriersäure (eine Mischung aus konz. HNO 3 und konz.<br />

H 2 SO 4 ) oder rauchende Salpetersäure.<br />

• Nitrierendes Agens ist das Nitryl‐ (bzw. Nitronium‐)Kation NO 2+ .<br />

• Reaktivität (Konzentration) des Nitrylkations hängt von der Lage des<br />

Gleichgewichts ab.<br />

• Je stärker die protonierende Säure, desto höher die Konzentration von NO 2+ .<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 23


Nitrierung<br />

Beispiel:<br />

CH 3<br />

68%ige HNO 3<br />

konz. H 2 SO 4<br />

CH 3<br />

NO 2<br />

CH 3<br />

NO<br />

konz. HNO 2<br />

3<br />

konz. H 2 SO 4<br />

o-Produkt wird bevorzugt (65 %)<br />

NO 2<br />

rauchend. HNO 3<br />

konz. H 2 SO 4 (Oleum)<br />

O 2 N<br />

CH 3<br />

NO 2<br />

2-Methyl-1,3,5-trinitrobenzen<br />

(Trinitrotoluen)<br />

NO 2<br />

• Die Ausbeute und Reaktionsgeschwindigkeit der weiteren Nitrierungen<br />

nimmt stark ab, da die Nitrogruppen desaktivierend wirken!<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 24


Nitrierung<br />

Resonanzformeln nach ortho‐, para‐ und meta‐Angriff auf Anilin<br />

stark stabilisiertes Kation<br />

stark stabilisiertes Kation<br />

• Aminogruppe (schwacher ‐I‐, starker +M‐Effekt) wirkt aktivierend und dirigiert die<br />

Nitrogruppe in die ortho‐ und para‐Postion.<br />

25


Nitrierung<br />

Resonanzformeln nach ortho‐, para‐ und meta‐Angriff auf Nitrobenzen<br />

stark<br />

destabilisiertes<br />

Kation<br />

stark<br />

destabilisiertes<br />

Kation<br />

weniger stark<br />

destabilisiertes<br />

Kation<br />

• Nitrogruppe ( ‐I‐ und ‐M‐Effekt) wirkt desaktivierend und dirigiert die Nitrogruppe in<br />

die meta‐Position.<br />

26


Nitrierung<br />

Resonanzformeln nach ortho‐, para‐ und meta‐Angriff auf Chlorbenzen<br />

• Halogene (starker ‐I‐, schwacher +M‐Effekt) wirken desaktivierend aber dirigieren die<br />

Nitrogruppe durch den +M‐Effekt in die ortho‐ und para‐Postion.<br />

27


Sulfonierung<br />

Einführung der Sulfogruppe in einen Aromaten<br />

• Als elekrophiles Agens wird das freie Schwefeltrioxid (SO 3 ) bzw. das HSO 3+ ‐Kation<br />

angenommen.<br />

• Gebräuchliche Sulfonierungsmittel sind 70‐ bis 100%ige Schwefelsäure und Oleum mit<br />

verschiedenem SO 3 ‐Gehalt.<br />

• Hydrolyse der Sulfonsäure gelingt je nach ihrer Stabilität schon mit Wasser oder mit<br />

Schwefelsäure (Katalysator); besonders bei erhöhter Temperatur.<br />

• Durch starke Salpetersäure lässt sich die Sulfonsäuregruppe verdrängen<br />

Ipso‐Substitution<br />

• Die SO 3 H‐Gruppe wird oft als Schutzgruppe verwendet.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 28


Halogenierung<br />

Ersatz eines Wasserstoffatoms durch ein Halogen<br />

• Reaktivität: F >>> Cl > Br > I<br />

• Direkte Fluorierung ist nicht möglich Abbau des Aromatens.<br />

Ausweg: SCHIEMANN‐Reaktion (SANDMEYER‐ähnliche Reaktion)<br />

• In unpolaren Lösungsmitteln reagieren Chlor, Brom und Iod sehr langsam<br />

Verwendung eines stark polaren Lösungsmittels und einer<br />

LEWIS‐Säure als Katalysator (AlCl 3 , FeCl 3 oder metallisches Eisen).<br />

• Durch die LEWIS‐Säure wird das Halogen polarisiert und damit aktiviert:<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 29


Halogenierung<br />

! Bei Alkylaromaten kann eine radikalische Substitution der Seitenketten als<br />

Konkurrenzreaktion auftreten!<br />

Merkhilfe: Siedehitze, Sonnenlicht → Seitenkette (SSS)<br />

Kälte, Katalysator → Kern (KKK)<br />

• I 2 ist ein schwaches Elektrophil.<br />

• Verwendung von I 2 bzw. I‐Cl mit Ag‐Salzen (AgI oder AgNO 3 ) <strong>zur</strong> direkten Iodierung.<br />

• Ausweg: über SANDMEYER‐ähnliche Reaktion.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 30


Friedel‐Crafts‐Alkylierung<br />

Alkylierung von Aromaten<br />

• Alkylierungsmittel: Alkylhalogenide (in Gegenwart katalytischer Mengen an LEWIS‐<br />

Säure), Alkylsulfonate, Alkohole sowie Olefine.<br />

• Reaktivität R‐X: R‐F > R‐Cl > R‐Br, R‐I<br />

• Reaktivität LEWIS‐Säure: AlBr 3 > AlCl 3 > FeCl 3 > SbCl 5 > BF 3<br />

Aktivierung des Alkylierungsmittels:<br />

• Wie die Sulfonierung ist auch die FRIEDEL‐CRAFTS‐ALKYLIERUNG eine reversible<br />

Substitution (Substitutionsregeln gelten nur unter kinetischer Kontrolle).<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 31


Friedel‐Crafts‐Acylierung<br />

Synthese aromatischer Ketone<br />

• Acylierungsmittel: Säurehalogenide und Säureanhydride (in Gegenwart<br />

stöchiometrischer Mengen an LEWIS‐Säure (AlCl 3 ))<br />

Das gebildete Keton bindet ein volles Äquivalent an LEWIS‐Säure.<br />

Zersetzung des Keton‐LEWIS‐Säure‐Komplexes durch Hydrolyse (H 2 O).<br />

Aktivierung des Acylierungsmittels:<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 32


Friedel‐Crafts‐Acylierung<br />

Komplexbildung der LEWIS‐Säure mit dem gebildeten Keton und anschließende Hydrolyse:<br />

• Keine Mehrfachacylierungen, da desaktivierender Substituent eingeführt wird!<br />

Spezialfall: Einführung der Formylgruppe (‐CHO)<br />

• Formylchlorid ist instabil, kann nur in‐situ gebildet werden.<br />

• Reaktion gelingt durch Umsetzung von Aromaten mit HCl und CO unter hohem<br />

Druck in Anwesenheit von AlCl 3 /CuCl .<br />

HCl + CO<br />

Synthese aromatischer Aldehyde<br />

O AlCl<br />

H 3 C 3 , CuCl<br />

+<br />

H Cl<br />

Toluol Formylchlorid<br />

O<br />

H 3 C<br />

H<br />

p-Tolylaldehyd<br />

• Alternativen: GATTERMANN‐KOCH‐Synthese oder VILSMEYER‐Synthese<br />

33


Friedel‐Crafts‐Acylierung<br />

FRIEDEL‐CRAFTS‐Acylierung mit anschließender Reduktion<br />

• Reaktionssequenz aus FRIEDEL‐CRAFTS‐Acylierung und anschließender Reduktion<br />

der Ketogruppe liefert Alkylaromaten:<br />

• Besonders geeignet für lineare Alkylsubstituenten.<br />

• Keine Mehrfachreaktion wie bei der FRIEDEL‐CRAFTS‐Alkylierung!<br />

• Reduktion auch mit der CLEMMENSEN‐Reduktion möglich.<br />

WOLFF‐KISHNER‐Reduktion<br />

CLEMMENSEN‐Reduktion<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 34


Vilsmeyer‐Formylierung<br />

Formylierung aktivierter Aromaten<br />

• Phenole, Aniline, elektronenreiche Heteroaromaten<br />

• Formylierungsmittel: N,N‐Dimethylformamid oder N‐Methylformanilid in Gegenwart<br />

von Phosphoroxychlorid (POCl 3 ).<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 35


Sandmeyer‐Reaktion<br />

Substitution einer AMINOgruppe in aromatischen Verbindungen über deren<br />

DIAZONIUMSALZ durch ein anderes Nucleophil (F ‐ , Cl ‐ , Br ‐ , I ‐ , CN ‐ , RS ‐ , HO ‐ , RO ‐ ,HSO 3‐ ).<br />

• Reaktion verläuft in zwei Schritten:<br />

1) Diazotierung der Aminogruppe<br />

2) Einführung des Nucleophils<br />

NH 2<br />

N 2 + X -<br />

X<br />

1) HX, NaNO 2 ,0°C<br />

2) CuX, 60-100°C<br />

R<br />

R<br />

• Einführung von Chlor, Brom und Cyanid erfolgt in Gegenwart von Cu(I)‐Salzen als<br />

Katalysator (eigentliche SANDMEYER‐Reaktion).<br />

• SANDMEYER‐ähnliche Reaktionen benötigen oft keinen Katalysator.<br />

• Synthetische Bedeutung: Möglichkeit Substituenten einzuführen, die durch direkte<br />

Substitution gar nicht oder nicht an der gewünschten Stelle eingeführt werden können.<br />

• Mögliche Nebenreaktionen: Bildung von Phenolen, Diarylen oder Azoverbindungen.<br />

R<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 36


Sandmeyer‐Reaktion<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 37


Sandmeyer‐Reaktion<br />

Beispiele:<br />

+Cl;Cu<br />

-N 2<br />

R<br />

Cl<br />

SANDMEYER‐<br />

Reaktion<br />

R<br />

N N<br />

+Br;Cu<br />

-N 2<br />

+I;Cu<br />

-N 2<br />

R<br />

R<br />

Br<br />

I<br />

auch ohne Cu + möglich, z.B. mit KI<br />

+CN;Cu<br />

-N 2<br />

R<br />

CN<br />

SANDMEYERähnliche<br />

Reaktionen<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 38


Eine kurze Hommage an die Sandmeyer – Reaktion<br />

NH 2<br />

N 2 + X -<br />

X<br />

1) HX, NaNO 2 ,0°C<br />

2) CuX, 60-100°C<br />

R<br />

R<br />

Entdeckung ca. 1880 durch T. Sandmeyer<br />

R<br />

Iod‐Aromaten:<br />

‐ Bis ca. 1950 fast exklusiv durch Sandmeyer<br />

‐ Auch heute durchgeführt wenn lediglich ein Isomer gewünscht ist<br />

‐ Pd‐katalysierte Kreuzkupplungen<br />

Fluor‐Aromaten:<br />

‐ Milde Methode verglichen mit Halogenaustausch/org. Fluorierungsmitteln<br />

‐ Produkte werden genutzt für:<br />

‐ Röntgenmarkierung ( 18 F, Halbwertszeit 110 min)<br />

‐ Pharma‐Produkte (Lipophilie, Bio‐Verfügbarkeit, Halbwertszeit im Körper)<br />

‐ Supramolekulare Chemie Wasserstoffbrückenbindungen<br />

Zusätzlich: Exklusive Substitutionsmuster durch Sandmeyer<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 39


Azo‐Kupplung<br />

INFO: AZOFARBSTOFFE<br />

• Aryldiazonium‐Salze sind schwache Elektrophile und können mit stark aktivierten<br />

Aromaten (Phenole, sekundäre und tertiäre Amine) reagieren.<br />

• Reaktion erfolgt meist selektiv in der para‐Position des aktivierten Aromaten.<br />

• Produkte der Azokupplung werden als Farbstoffe verwendet.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 40


Reaktionsstrategien<br />

• Bei der Syntheseplanung für die Herstellung mehrfach substituierter Aromaten müssen<br />

die dirigierenden Effekte und Reaktivitäten der verschiedenen Substituenten<br />

berücksichtigt werden.<br />

!Alle Substituenten haben Einfluss auf die Position und Ausbeuten bei folgenden Substitutionen!<br />

RETROSYNTHETISCHE ANALYSE zum Planen einer mehrstufigen chemischen Reaktion.<br />

Retrosynthese‐<br />

Beispiel:<br />

Pfeil<br />

Vorschlag 1:<br />

Br<br />

Br<br />

Br Br<br />

2 /FeBr 3<br />

+<br />

Br 2 /FeBr 3<br />

NO 2<br />

NO 2<br />

Br<br />

Br 2 ist ortho- und<br />

para-dirigierend!<br />

Br<br />

Vorschlag 2:<br />

HNO 3 /H 2 SO 4<br />

NO 2<br />

HNO 3 /H 2 SO 4<br />

H 2 ,Pd<br />

NH 2<br />

NH 2<br />

1. NaNO 2 ,H + ,H 2 O<br />

2. CuBr, 100°C<br />

Br<br />

Nitrogruppe ist meta-dirigierend und kann <strong>zur</strong><br />

Aminof unktion reduziert werden. Eine anschließende<br />

SANDMEYER-Reaktion lief ert das meta-Dibromid!<br />

OC Br I Lehramt ‐ F. H. Schacher 41


Reaktionsstrategien<br />

Weitere Beispiele:<br />

COOH<br />

COOH<br />

Br<br />

NO 2<br />

COOH<br />

HNO 3 /H 2 SO 4<br />

COOH<br />

COOH<br />

Br 2 /FeBr 3<br />

NO 2 Br NO 2<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 42


OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 43


Nukleophile aromatische Substitution<br />

Benzene, die elektronenziehende Substituenten (NO 2 , CN, COOH, CRO) besitzen,<br />

können nucleophile Substitutionen (mit ‐ OR, ‐ OH, ‐ NH 2 , ...) eingehen, wenn sich in orthooder<br />

para‐Stellung zu den starken Elektronenakzeptoren eine gute Abgangsgruppe (z.B.<br />

ein Halogen) befindet.<br />

Je mehr elektronenziehende Substituenten (in o‐ bzw. p‐Stellung <strong>zur</strong> Abgangsgruppe)<br />

vorhanden sind, desto einfacher die Substitution.<br />

Die nucleophile aromatische Substitution kann nach einem Additions‐Eliminierungs‐<br />

Mechanismus oder einem Eliminierungs‐Additions‐Mechanismus ablaufen.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 44


Nukleophile aromatische Substitution<br />

a) Additions‐Eliminierungs‐Mechanismus:<br />

MEISENHEIMER‐Komplex<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 45


Nukleophile aromatische Substitution<br />

b) Eliminierungs‐Additions‐Mechanismus:<br />

• Mit sehr starken Basen (NaNH 2 oder NaOH‐Lösung bei 150 °C) reagieren Halogenbenzene<br />

(mit α‐H‐Atom) auch ohne elektronenziehende Substituenten.<br />

• Das angreifende Anion fungiert hier als Base (nicht als Nucleophil)!<br />

• Eintritt der neuen Gruppe in ipso‐ und ortho‐Position!<br />

• Dehydrobenzene (Arine) als Zwischenstufen!<br />

(Nachweis der Zwischenstufen durch Abfangen in einer DIELS‐ALDER‐Reaktion.)<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 46


Arin‐Struktur<br />

Struktur des Dehydrobenzens (Arins):<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 47<br />

Organische Chemie, 4. Auflage, K.P.C, Vollhardt, N.E. Schore


Reaktivität der Benzylgruppe<br />

Benzylische Zwischenstufen (Ph‐CH 2 ) sind mesomeriestabilisiert (resonanzstabilisiert) (als<br />

Radikal, Kation und Anion).<br />

• Die entsprechenden Benzylverbindungen (z.B. Benzylhalogenide, Toluen usw.) sind<br />

daher reaktiver als ihre Alkylanaloga!<br />

Mesomeriestabilisierung des Benzylradikals:<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 48


Reaktivität der Benzylgruppe<br />

Wdh.: KKK vs. SSS<br />

Beispiel: Halogenierung der Seitenkette<br />

• Bei hohen Temperaturen und/oder Lichteinstrahlung können Alkylaromaten radikalisch<br />

in der Seitenkette halogeniert werden (Nebenreaktion <strong>zur</strong> elektrophilen Halogenierung<br />

am Kern)!<br />

Br<br />

Br<br />

+<br />

Br<br />

Br 2 ,FeBr 3<br />

elektrophil<br />

Br 2 ,h oder Wärme<br />

radikalisch<br />

Bei Toluen über ein Benzylradikal.<br />

Mesomeriestabilisierung des Benzyl‐Kations:<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 49


Oxidation<br />

Verbrennung:<br />

• Viele Aromaten sind brennbar und sind an einer rußenden Flamme zu erkennen<br />

(unvollständige Verbrennung, hoher Kohlenstoffgehalt).<br />

Ozonolyse:<br />

• Unter drastischen Bedingungen (hohe Temperatur und Druck) kann eine Ringspaltung<br />

erfolgen Spaltung in 1,2‐Dicarbonyle.<br />

• Keine Regioselektivität bei der Spaltung substituierter Benzene:<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 50


Oxidation<br />

Vollständige Oxidation der Seitenketten<br />

• Starke Oxidationsmittel oxidieren Alkylseitengruppen <strong>zur</strong> Carbonsäure.<br />

• Alkylgruppen mit mehr als zwei C‐Atomen werden nach C1 abgespalten!<br />

• Im basischen Milieu bilden sich Carboxylate (Benzoate, Terephthalate usw.), Zugabe von<br />

Säure ergibt die freien Carbonsäuren.<br />

CH 3 1. KMnO4 ,OH - ,<br />

2. H + /H 2 O<br />

COOH<br />

1. KMnO 4 ,OH - ,<br />

2. H + /H 2 O<br />

CO 2 H<br />

Benzoesäure<br />

CO 2 H<br />

1,4-Benzendicarbonsäure<br />

Terephthalsäure<br />

• Arylaldehyde aus Alkylaromaten sind durch vorsichtige Oxidation mit MnO 2 oder<br />

Cerammoniumnitrat zugänglich (Praxis: Formylierungen!).<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 51


Reduktion<br />

Vollständige katalytische Hydrierung<br />

• Rückreaktion der Dehydrierung von Cyclohexan. Als Katalysatoren dienen Ni oder Pt.<br />

Partielle Hydrierung ‐ BIRCH‐Reduktion<br />

• Reduktion durch doppelte Ein‐Elektronen‐Übertragung (durch Natrium) und Protonierung<br />

(durch ROH). Bildung von Cyclohexa‐1,4‐dienen!<br />

Solvatisierte Elektronen<br />

• Regioselektivität:<br />

• Elektronenschiebende Substituenten verbleiben an der Doppelbindung.<br />

• Elektronenziehende Substituenten befinden sich danach zw. den Doppelbindungen.<br />

• Auch für polycyclische Aromaten geeignet.<br />

• Halogene, Nitro‐ und Cyanogruppen werden im Allgemeinen mitreduziert.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 52


Reduktion<br />

Beispiele:<br />

Na, fl. NH 3<br />

EtOH<br />

85 %<br />

OMe<br />

Li, fl. NH 3<br />

EtOH<br />

OMe<br />

84 %<br />

COOH<br />

1. Na, fl. NH 3 ,EtOH<br />

2. H + /H 2 O<br />

COOH<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 53


Polycyclische Aromaten<br />

6.4.6.1 Resonanzenergien<br />

Benzen<br />

Naphthalen<br />

Ring<br />

Mesomerieenergie<br />

kJ/mol<br />

pro Benzeneinheit<br />

Benzen 151 151<br />

Naphthalen 256 128<br />

Anthracen 360 120<br />

Phenanthren 416 138<br />

Tetracen 545 136<br />

Chrysen 563 141<br />

Anthracen<br />

• Benzen am stabilsten!<br />

• Polycyclische Aromaten: geringere Stabilisierung pro<br />

Ringeinheit .<br />

→ Erhöhte Reaktivität der polycyclischen Aromaten!<br />

Phenanthren<br />

Beispiel: Hydrierung der zentralen Ringeinheit<br />

Tetracen<br />

Chrysen<br />

Resonanzenergien:<br />

Anthracen Chrysen<br />

Ausgangsstoffe 360 563<br />

Reaktionsprodukte 2*151 2*256<br />

Differenz 58 41<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 54


Naphthalen<br />

Resonanzformeln:<br />

nach Vollhardt<br />

nach Breitmaier<br />

→ aromatisches “Subsystem”<br />

Struktur:<br />

Bindungsverhältnisse:<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 55


Sulfonierung<br />

• Infolge der Reversibilität der Sulfonierung kann der Ort der eintretenden Sulfo‐Gruppe in<br />

den Aromaten über die Reaktionsbedingungen bestimmt werden.<br />

Beispiel: Sulfonierung von Naphthalin<br />

H<br />

SO 3 H<br />

H 2 SO 4<br />

H 2 SO 4<br />

SO 3 H<br />

80 °C<br />

160 °C<br />

1-Naphthalinsulfonsäure<br />

-Produkt<br />

2-Naphthalinsulfonsäure<br />

-Produkt<br />

Kinetisch kontrolliertes vs. thermodynamisch kontrolliertes Produkt!<br />

kinetisches vs. thermodynamisches Produkt<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 56


Verwendung + Umwelt<br />

• Benzen und seine Derivate sind wichtige Chemikalien, die weite Anwendung in<br />

der Industrie finden, z.B.:<br />

• Benzen: Ausgangsprodukt für Derivate, (Lösungsmittel)<br />

• Toluen, Xylen, Mesitylen: Lösungsmittel<br />

• Phenole: Phenolharze (Bakelit), (Antiseptika), Farbstoffe<br />

• Anilin: Farbstoffe<br />

Azofarbstoffe<br />

• Anisol: Lösungsmittel, Synthese von Arzneimitteln und Riechstoffen (Parfüm)<br />

• Styren: Polymere (Polystyren, ABS‐Kunststoffe)<br />

• Halogenbenzene: Lösungsmittel<br />

• Trinitrotoluen: Sprengstoff<br />

• Arzneimittel, Aromastoffe (Benzaldehyd, Zimtaldehyd, Vanillin, Anisaldehyd)<br />

• ...<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 57


Verwendung + Umwelt<br />

Einige natürlich vorkommende Aromaten / physiologisch aktive Aromaten:<br />

MeO<br />

MeO<br />

OMe<br />

O<br />

NH 2<br />

Meskalin<br />

aus Kakteen extrahiert<br />

halluzinogene Wirkung<br />

HO<br />

HO<br />

O<br />

N<br />

COOH<br />

O<br />

Acetylsalicylsäure<br />

Schmerzmittel<br />

Morphin<br />

Hauptbestandteil des Opiums<br />

Starkes Schmerzmittel<br />

O<br />

CH 3<br />

CHO<br />

OH<br />

O CH 3<br />

Vanillin<br />

Aromastoff<br />

N<br />

N<br />

Diazepam, Valium<br />

Schlafmittel, Behandlung<br />

von Angstzuständen<br />

Nikotin<br />

Hauptalkaloid<br />

der Tabakpflanze<br />

Indigo<br />

Farbstoff<br />

Benzo[a]pyren<br />

Steinkohleteer, verbranntes Grillgut<br />

krebserregend<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 58


9. Alkohole<br />

R 2<br />

R 1<br />

• Als ALKOHOLE (Alkanole) bezeichnet man organische Verbindungen, die<br />

mindestens eine Hydroxygruppe (‐OH) (als Gruppe höchster Priorität)<br />

besitzen.<br />

• Bei den Resten R handelt es sich um ALKYLGRUPPEN!<br />

• In Alkoholen ist die Hydroxygruppe an ein sp 3 ‐C‐Atom gebunden.<br />

• Aromatische Alkohole werden als PHENOLE bezeichnet.<br />

• In Phenolen und (meist instabilen) Enolen ist die Hydroxygruppe an ein sp 2 ‐C‐Atom<br />

gebunden.<br />

R 3<br />

OH<br />

R 1 ,R 2 ,R 3 = H oder Alkyl<br />

• Alkohole können als Derivate des Wassers betrachtet werden, bei<br />

denen ein Wasserstoff durch einen Alkylrest ausgetauscht wurde:<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 1


Allgemeines<br />

• Die einwertigen Alkanole bilden die homologe Reihe: C n H 2n+2 O<br />

• Unverzweigte Alkohole sind von C1 (Methanol) bis C11 (Undecanol) flüssig,<br />

längerkettige Alkohole sind fest.<br />

• Ab C3 existieren Konstitutionsisomere (Propan‐1‐ol, Propan‐2‐ol (Isopropanol)).<br />

Einteilung der Alkanole:<br />

a) Alkylierungsgrad: primäre, sekundäre und tertiäre Alkohole<br />

b) Anzahl der Hydroxygruppen: (Mono‐), Di‐, Tri‐, ... , Polyalkohole (Polyole).<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 2


Struktur, Bindung, Eigenschaften<br />

C‐OH‐Bindung<br />

• polar (Dipolmoment), etwas stärker (435 kJ/mol) als eine C‐H‐ Bindung (410 kJ/mol)<br />

Struktur und Orbitale<br />

resultierendes Diplomoment<br />

• C‐O‐H Bindung ist gewinkelt (ca. 110° in Alkoholen).<br />

• Alkohole können (wie Wasser) Wasserstoffbrückenbindungen ausbilden (ca. 21 kJ/mol).<br />

höhere Siedepunkte der Alkohole ggü. Alkanen und Halogenalkanen.<br />

• Alkohole gehören zu den protischen Lösungsmitteln.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 3


Struktur, Bindung, Eigenschaften<br />

Wasserstoffbrückenbindung<br />

Löslichkeit in Wasser<br />

• OH‐Gruppe ist polar und hydrophil.<br />

• Alkylgruppe ist unpolar und hydrophob.<br />

C1 –C3 Alkohole sind sehr gut wasserlöslich<br />

(polarer Charakter überwiegt).<br />

C4 –C5 Alkohole sind mäßig wasserlöslich.<br />

C6 und größere Alkohole sind nicht wasserlöslich<br />

(unpolarer Charakter überwiegt).<br />

Vergleich der Siedepunkte<br />

Alkan Kp* Halogenalkan Kp* Alkohol Kp*<br />

Methan ‐161 Chlormethan ‐24 Methanol 65<br />

Ethan ‐89 Chlorethan 12 Ethanol 78<br />

Propan ‐45 Chlorpropan 16 Propanol 97<br />

Butan ‐0,5 Chlorbutan 78 Butanol 118<br />

Pentan 36 Chlorpentan 108 Pentanol 128<br />

Polarität und<br />

Wasserstoffbrückenbindungen<br />

verursachen<br />

hohe Siedepunkte der<br />

Alkohole!<br />

*Kochpunkt in °C<br />

http://www2.chemie.uni‐erlangen.de/projects/vsc/chemie‐mediziner‐neu/funktgruppen/bilder/alkohole2.gif<br />

4


Alkohole als Säuren + Basen<br />

• Alkohole können durch starke Basen deprotoniert und durch starke Säuren protoniert<br />

werden sie sind Säure‐Base‐AMPHOTERE!<br />

Beispiele:<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 5


Alkohole als Säuren + Basen<br />

Übersicht pK a ‐Werte einiger Alkohole und Phenole<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 6<br />

aus: Script Organische Chemie I, Prof. T. Rödel, FH Merseburg


Alkohole als Säuren + Basen<br />

Einfluss auf die Säurestärke von Alkoholen:<br />

•Die Acidität von Alkoholen nimmt in der Reihe von Methanol über primäre, sekundäre<br />

und tertiäre Alkohole ab (pK a steigt).<br />

Acidität: Methanol > prim‐ ROH > sek. ROH > tert. ROH<br />

Ursache: Zunehmende sterische Hinderung verhindert Solvatation der Alkoxid‐<br />

Ionen und Ausbildung von Wasserstoffbrücken.<br />

Anionen sind mit zunehmender sterischer Hinderung weniger stabilisiert!<br />

• Elektronenziehende Substituenten stabilisieren die negative Ladung des Alkoxid‐Ions<br />

(induktiver Effekt). Der Effekt nimmt mit zunehmenden Abstand ab.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 7


Nomenklatur + wichtige Vertreter<br />

• Nomenklatur für Alkanole:<br />

• Name des Alkans plus Endung ‐ol.<br />

• Position der Hydroxygruppe vor dem Alkanstamm oder vor der Endung<br />

(z.B. 2‐Propanol oder Propan‐2‐ol).<br />

• Cyclische Alkanone erhalten zusätzlich die Vorsilbe Cyclo‐.<br />

• Position der Substituenten möglichst niedrig!<br />

• TRIVIALNAMEN!<br />

Beispiele:<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 8


Synthesen<br />

• Wichtige Synthesemethoden sind:<br />

a) Technische Alkoholsynthesen (Methanol und Ethanol)<br />

siehe auch Reaktionen der erwähnten Stoffklassen<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 9


Synthesen<br />

b) Alkoholische Gärung<br />

• Biochemischer Prozess, bei dem Kohlenhydrate (hauptsächlich Glucose) zu Ethanol<br />

und Kohlendioxid abgebaut werden.<br />

• Spaltung der Kohlenhydrate erfolgt durch Enzyme, die zum Beispiel in Hefe<br />

enthalten sind.<br />

• Hauptsächlich <strong>zur</strong><br />

Gewinnung von<br />

Trinkalkohol und<br />

Bioethanol.<br />

• Maximaler<br />

Alkoholgehalt durch<br />

Gärung ca. 20 %.<br />

• Anreicherung des<br />

Alkohols durch<br />

Destillation.<br />

Typische Alkoholgehalte<br />

•Brot: bis 0,3 % Vol.<br />

•Apfelsaft: bis 0,4 % Vol.<br />

• alkoholfreies Bier: bis 0,5 % Vol.<br />

• Sauerkraut: 0,5 % Vol.<br />

• Traubensaft: bis 0,6 % Vol.<br />

• reife Banane: bis 1 % Vol. (durchschnittlich 3 ml)<br />

•reiferKefir: bis ca. 1% Vol.<br />

•Bier<br />

•Leichtbiere: 1–3,5 % Vol.<br />

•Vollbiere: ca. 3–5 %, meist um 5% Vol.<br />

•Starkbiere: 6–12 % Vol.<br />

•Weine: 7–14 %, Vol. Apfelwein: ca. 5,5–7 % Vol.<br />

•Liköre: ca. 15–75 % Vol., meist unter 30 % Vol.<br />

•Spirituosen: ca. 30–80 % Vol., meist ca. 40 % Vol.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 10


Synthesen<br />

c) Hydratisierung von Alkenen<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 11


Synthesen<br />

d) Hydroborierung / Oxidation<br />

• Addition von Boranen (Borwasserstoffen) an eine Doppelbindung gefolgt von Oxidation<br />

mit H 2 O 2 liefert Alkohole nach anti‐MARKOVNIKOV‐Regioselektivität.<br />

• syn‐Addition, Bor‐Atom an das sterisch weniger gehinderte C‐Atom<br />

• Häufig verwendet für die Synthese von primären und sekundären „anti‐MARKOVNIKOV“‐<br />

Alkoholen (Bildung des niedriger substituierten Alkohols).<br />

• Höhere Selektivität der Hydroborierung mit sperrigen Alkylboranen.<br />

Reaktionen der Alkene<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 12


Synthesen<br />

e) Reduktion von Carbonylen<br />

f) Alkylierung von Carbonylen (Grignard)<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 13


Synthesen<br />

g) Nucleophile Substitution an Halogenalkanen<br />

• Nucleophile Substitution (mit ‐ OH) an geeigneten<br />

Halogenalkanen (primär und sekundär) führt zu Alkoholen.<br />

• Geeignet für die Synthese „komplizierter“ Alkoholstrukturen –zuerst Halogenieren,<br />

dann Substitution zum Alkohol.<br />

Beispiel: Br +OH - OH<br />

-Br -<br />

Benzylbromid<br />

Benzylalkohol<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 14


Synthesen<br />

h) Synthese von Diolen<br />

• Oxidation von Alkenen mit Osmiumtetroxid und anschließende<br />

Hydrolyse ergibt stereospezifisch syn‐Diole ((Z)‐Diole, cis‐Diole).<br />

• Oxidation von Alkenen in Wasser oder Ethanol mit<br />

Kaliumpermanganat führt zu vicinalen syn‐Diolen.<br />

• Nachweisreaktion für Alkene (BAEYER‐Probe).<br />

• Geringere Ausbeuten im Vergleich <strong>zur</strong> Oxidation<br />

mit OsO 4 .<br />

• Die säurekatalysierte Ringöffung der Oxirane ergibt<br />

stereospezifisch anti‐Diole ((E)‐Diole, trans‐Diole).<br />

(technische Synthese von Ethan‐1,2‐diol (Ethylenglykol))<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 15


OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 16


Reaktionen<br />

Säure‐Base‐Amphoter<br />

• Polare C‐OH‐Bindung: Partiell positives<br />

Kohlenstoffatom, partiell negatives<br />

Sauerstoffatom.<br />

• Amphoterer Charakter ermöglicht Bildung<br />

von Alkyloxonium‐ und Alkoxid‐Ionen.<br />

• Vielfältige Folgechemie an diesen<br />

Zwischenstufen.<br />

• Oxidierbarkeit des Alkohol‐C‐Atoms.<br />

Substitution der OH Gruppe<br />

(durch Halogenide)<br />

Dehydratisierung<br />

!Umlagerungen!<br />

Veresterung<br />

Veretherung (WILLIAMSON)<br />

Oxidation<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 17


Reaktionen<br />

Wichtige Reaktionen der Alkohole ‐ Übersicht I:<br />

Alkene<br />

C C<br />

Aldehyde<br />

O<br />

C C<br />

H<br />

Alkylhalogenide<br />

C<br />

X<br />

R OH<br />

Ketone<br />

O<br />

C C<br />

C<br />

Ester<br />

O<br />

C C<br />

O C<br />

Ether<br />

C O C<br />

Carbonsäuren<br />

O<br />

C C<br />

O H<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 18


Reaktionen<br />

Wichtige Reaktionen der Alkohole ‐ Übersicht II:<br />

+ Folgechemie<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 19


Nukleophile Substitution (Halogenide)<br />

Substitution mit Halogenwasserstoff (X = (Cl), Br, I)<br />

• Alkyloxonium‐Ionen von primären Alkoholen lassen sich durch Nucleophile ersetzen<br />

(S N 2‐Mechanismus).<br />

• Sekundäre und tertiäre Alkyloxonium‐Ionen bilden leicht Carbenium‐Ionen.<br />

(Stabilität der gebildeten Carbenium‐Ionen: Allyl, Benzyl > tert. > sek. >> prim.)<br />

• Die Carbeniumionen reagieren nach S N 1‐ (z.B. Halogenierung) oder E1‐Mechanismen<br />

(s. Dehydratisierung) weiter.<br />

• Nebenreaktionen: Eliminierungen, Umlagerungen<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 20


Nukleophile Substitution (Halogenide)<br />

Substitution mit Phosphortrihalogenid (PBr 3 , PI 3 , (PCl 3 ))<br />

• Alkohole bilden mit PX 3 zunächst einen anorganischen Phosphorester (gute AG), dann<br />

folgt die Substitution mit X ‐ .<br />

• Geeignet <strong>zur</strong> Umwandlung von primären, sekundären und tertitären Alkoholen in ihre<br />

Bromide und Iodide.<br />

• Triebkraft: Oxophilie des Phosphors.<br />

Substitution mit Thionylchlorid (SOCl 2 )<br />

• Chloralkane sind aus Alkoholen durch Erhitzen mit Thionylchlorid zugänglich.<br />

• Gasförmige Nebenprodukte!<br />

• Triebkraft: Oxophilie des Schwefels.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 21


Dehydratisierung<br />

• Erhitzen von (sekundären und tertiären) Alkoholen mit Mineralsäuren führt <strong>zur</strong> Bildung<br />

von Alkenen (säurekatalysierte Dehydratisierung).<br />

• Verläuft über Carbenium‐Zwischenstufen (E1‐Mechanismus).<br />

• Häufig Verwendung von Säuren, deren Anionen (konjugierte Basen) keine Nucleophile<br />

sind (H 2 SO 4 , H 3 PO 4 ).<br />

• Unsymmetrische Alkohole ergeben Produktgemische.<br />

• Zur Dehydratisierung tertiärer Alkohole wird auch Phosphoroxychlorid verwendet:<br />

• Carbenium‐Ionen können Umlagerungsreaktionen eingehen.<br />

• Weitere mögliche Nebenreaktion: Polymerisation der Alkene (im Sauren).<br />

22


Umlagerung von Carbeniumionen<br />

• Carbeniumionen können Umlagerungsreaktionen eingehen. Dabei werden stabilere<br />

Carbeniumionen gebildet (z.B. sekundäres C + in tertiäres C + ) .<br />

a) 1,2‐Hydridverschiebung<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 23


Umlagerung von Carbeniumionen<br />

b) 1,2‐Alkylverschiebung – WAGNER‐MEERWEIN‐Umlagerung<br />

OH<br />

Beispiel:<br />

H +<br />

1,2-Alkylverschiebung<br />

+ UMLAGERUNG<br />

+<br />

-H 2 O<br />

sekundäres C + tertiäres C +<br />

(stabiler)<br />

Cl -<br />

Cl<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 24


Veresterung<br />

• Die Umsetzung von Alkoholen mit Carbonsäuren führt zu Carbonsäureestern<br />

(Carboxylaten, Alkanoaten). Meist säurekatalysiert (Mineralsäure).<br />

• Formal wird der Wasserstoff der Carbonsäure durch einen Alkylrest (bzw. Arylrest)<br />

ersetzt.<br />

R<br />

O<br />

OH<br />

Carbonsäure<br />

Veresterung O<br />

+ HO R'<br />

+ H 2 O<br />

Verseifung<br />

R O R'<br />

Alkohol Carbonsäureester Wasser<br />

Wichtigste Reaktion der Alkohole!<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 25


Veresterung ‐ Beispiele<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 26


Veretherung<br />

• Die Deprotonierung von Alkoholen bzw. Phenolen durch starke Basen (Na, NaNH 2 )<br />

liefert Alkoxid‐Ionen (Alkoholate) bzw. Phenolate. Diese können mit Halogenalkanen zu<br />

Ethern umgesetzt werden (WILLIAMSON‐Ethersynthese).<br />

• Alternative: Alkohole in Gegenwart von „nichtnucleophilen“ Säuren erhitzen:<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 27


Oxidation<br />

Übersicht:<br />

primärer Alkohol<br />

sekundärer Alkohol<br />

tertiärer Alkohol<br />

R<br />

R<br />

R<br />

H<br />

C<br />

H<br />

H<br />

C<br />

R'<br />

R"<br />

C<br />

R'<br />

OH<br />

OH<br />

OH<br />

[O]<br />

[O]<br />

[O]<br />

H<br />

C O<br />

R<br />

Aldehyd<br />

R<br />

C O<br />

R'<br />

Keton<br />

keine Reaktion<br />

• Oxidationsmittel: CrO 3 , Na 2 Cr 2 O 7 in H 2 SO 4 /H 2 O<br />

• Die Oxidation von primären Alkoholen ist nur schwer auf der Stufe der Aldehyde zu<br />

stoppen meist Weiteroxidation zu Carbonsäuren (im Wässrigen)!<br />

[O]<br />

HO<br />

C O<br />

R<br />

Carbonsäure<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 28


Oxidation<br />

Selektive Oxidation primärer Alkohole zu Aldehyden:<br />

a) mit Pyridiniumchlorchromat (PCC) in organischen LM (wasserfrei!)<br />

b) mittels SWERN‐Oxidation<br />

• Milde Oxidation von primären und sekundären Alkoholen OHNE Chrom!<br />

• Primäre Alkohle werden nicht zu Carbonsäuren weiteroxidiert!<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 29


Phenole (Carbolsäuren)<br />

• Als PHENOLE bezeichnet man aromatische Alkohole –sie tragen mindestens eine<br />

Hydroxygruppe am aromatischen Ring.<br />

• In Phenolen ist die Hydroxygruppe an ein sp 2 ‐C‐Atom gebunden.<br />

• Phenole sind i.d.R. Feststoffe.<br />

• Die OH‐Gruppe (+M, ‐I) ist ein aktivierender, ortho‐ und para‐dirigierender Substituent.<br />

7.5.1 Keto‐ und Enolform des Phenols<br />

• Durch die Resonanzenergie des Aromaten ist die Enolform stabiler!<br />

7.5.2 Phenole sind Säure‐Base‐Amphotere<br />

• Phenole können von starken Säuren protoniert und von (starken) Basen deprotoniert<br />

werden!<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 30


Phenole (Carbolsäuren)<br />

• Phenole (pK a = 8‐10) sind deutlich saurer als Alkohole (pK a = 15‐18)!<br />

Das Phenolat‐Anion ist mesomeriestabilisiert:<br />

Die negative Ladung kann über das gesamte aromatische System delokalisiert<br />

werden!<br />

• Phenole sind deutlich schwächer basisch als Alkohole (Phenyloxomium‐Ionen sind<br />

stärker sauer (pK a = ‐7) als Alkyloxonium‐Ionen (pK a = ‐2 ‐ ‐4)).<br />

• Elektronenziehende Substituenten können sich an der Resonanz beteiligen und<br />

stabilisieren das Phenolat‐Ion zusätzlich stärkere Acidität des Phenols.<br />

• Elektronenschiebende Substituenten verringern die Acidität.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 31


Phenolsynthesen<br />

a) HOCK‐Phenolsynthese –Cumol‐Hydroperoxid‐Verfahren<br />

b) Nucleophile aromatische ipso‐Substitution<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 32


Phenolsynthesen<br />

c) Verkochen von Aryldiazoniumsalzen<br />

d) Direkte nucleophile aromatische Hydroxylierung<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 33


Reaktionen<br />

a) Veretherung – WILLIAMSON‐Ethersynthese<br />

A<br />

l<br />

k<br />

o<br />

h<br />

o<br />

l<br />

c<br />

h<br />

e<br />

m<br />

i<br />

e<br />

OH<br />

Cl<br />

b) Veresterung<br />

Br<br />

NaOH, H 2 O<br />

O<br />

Cl<br />

63 %<br />

1. Deprotonierung des Phenols<br />

2. Nucleophile Substitution des<br />

primären Alkylhalogenids<br />

mit aktivierten Carbonsäuren<br />

(z.B. Carbonsäurechloriden)<br />

c) Elektrophile Substitutionen am Phenol<br />

• Nitrierung, Halogenierung, FRIEDEL‐CRAFTS‐Reaktionen usw. möglich!<br />

s. Aromatenchemie<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 34


Reaktionen<br />

d) KOLBE‐Reaktion ‐ Salicylsäuresynthese<br />

• 1. Deprotonierung des Phenols ‐ 2. Angriff auf CO 2 ‐ 3. Freisetzen der Säure.<br />

• Vorstufe der Acetylsalicylsäure.<br />

e) CLAISEN‐Umlagerung von Allylphenylethern<br />

• Thermische Isomerisierung, konzertierte Reaktion, Verschieben von 6 Elektronen.<br />

•Verlustdes aromatischen Ringsystems im Übergangszustand.<br />

•Keto‐Enol Tautomerisierung als letzter Reaktionsteil Rearomatisierung!<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 35


Reaktionen<br />

f) Oxidation zu Chinonen<br />

Reaktionen der Hydrochinone (Auswahl):<br />

Hydrohalogenierung<br />

DIELS‐ALDER‐<br />

Reaktion<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 36


Alkohole in der Industrie<br />

• Methanol und Ethanol sind wichtige C1‐ bzw. C2‐Bausteine und finden<br />

Anwendung in vielen chemischen Herstellungsverfahren.<br />

• Methanol: Synthese Formaldehyd und Essigsäure, Lösungsmittel, Brennstoff.<br />

Sehr giftig!<br />

50 Mio. Tonnen<br />

• Ethanol: Trinkalkohol, Brennstoff (Bioethanol, E85), Desinfektionsmittel,<br />

Ausgangstoff für viele Chemikalien<br />

36 Mrd. Liter (40% Getränke / Chemie – 60% Treibstoff)<br />

(90% davon USA + Brasilien)<br />

• 2‐Propanol (Isopropanol): Lösungs‐ und Reinigungsmittel, Desinfektionsmittel<br />

(toxisch, wird aber nicht über die Haut absorbiert).<br />

• Ethan‐1,2‐diol (Ethylenglykol): Frostschutzmittel<br />

• Phenol: früher Antiseptikum, Arzneimittelsynthesen, Phenolharze<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 37


10. Ether<br />

•Ether sind organische Verbindungen mit einer Sauerstoffbrücke (als funktionelle<br />

Gruppe) zwischen zwei Alkyl‐, Aryl‐ oder Alkenylresten.<br />

• Ether besitzen die allgemeine Summenformel: C n H 2n+2 O<br />

Struktur, Orbitale und Eigenschaften<br />

• C‐O‐C‐Bindung ist gewinkelt (112°) und polar (hohe Elektronegativität des Sauerstoffs).<br />

Die Länge der C‐O‐Bindung beträgt ca. 143 pm.<br />

• Ether sind meist reaktionsträge und chemisch inert (Ausnahme: kleine cyclische Ether).<br />

•Ether können keine Wasserstoffbrückenbindungen ausbilden. Ihre Siedepunkte liegen<br />

deutlich unter denen von Alkoholen vergleichbarer Molmasse.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 1


Nomenklatur + wichtige Vertreter<br />

Offenkettige Ether<br />

• IUPAC: Bezeichnung als Alkoxyalkane. Der größere Teil ist der Alkanstamm.<br />

• Aromatische Ether: Endung Benzen, Alkylrest als Alkoxysubstituent.<br />

• TRIVIALNAMEN: Bennen der beiden Alkyl‐ bzw. Arylreste plus Endung Ether.<br />

siehe Heterocyclen / Heteroaromaten<br />

Cyclische Ether<br />

• IUPAC: Oxacycloalkane (gehören zu den Heterocyclen)<br />

• TRIVIALNAMEN<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 2


Nomenklatur + wichtige Vertreter<br />

Cyclische Polyether ‐ Kronenether<br />

• IUPAC: A‐Krone‐B A‐ Anzahl der Ringatome, B‐Anzahl der Sauerstoffatome<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 3


Synthesen<br />

• Wichtige Synthesemethoden sind:<br />

a) WILLIAMSON‐Ethersynthese<br />

b) Säurekatalysierte Kondensation von Alkoholen<br />

c) Elektrophile Addtion von Alkoholen an Alkene<br />

d) Epoxidsynthesen<br />

e) Synthese von THF und Dioxan<br />

a) WILLIAMSON‐Ethersynthese<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 4


Synthesen<br />

b) Säurekatalysierte Kondensation von Alkoholen<br />

• Behandlung von (meist primären) Alkoholen mit „nicht nucleophilen“, starken Säuren<br />

(z.B. H 2 SO 4 ) führt <strong>zur</strong> Bildung von Ethern (S N 2‐Reaktion).<br />

Allgemeine Reaktionsgleichung:<br />

• Für symmetrische Ether geignet. Reaktion ist reversibel (Etherspaltung)!<br />

• Nebenreaktion: Eliminierung (bei noch höheren Temperaturen).<br />

5


Synthesen<br />

c) Elektrophile Addition von Alkoholen an Alkene<br />

• Alkene können im Sauren protoniert werden. Die gebildeten Carbeniumionen können<br />

vom Alkohol angegriffen werden. Deprotonierung liefert den Ether.<br />

Allgemeine Reaktionsgleichung:<br />

6


Synthesen<br />

d) Epoxidsynthesen<br />

Technische Synthese von Epoxiden: Katalytische Oxidation von Alkenen<br />

Synthetisch bedeutend (z.B. im Labor): Oxidation von Alkenen mit Peroxysäuren<br />

• Epoxide sind Vorstufen vieler Synthesen umfangreiche Folgechemie.<br />

7


Synthesen<br />

e) Synthese von Tetrahydrofuran und 1,4‐Dioxan<br />

• Tetrahydrofuran (THF) und 1,4‐Dioxan sind wichtige (inerte) Lösungsmittel.<br />

THF:<br />

1,4‐Dioxan:<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 8


Reaktionen<br />

• Ether sind allgemein sehr reaktionsträge<br />

Bildung von Oxoniumionen<br />

• Etherspaltung mit starken Säuren:<br />

• Bildung Dialkyloxoniumion<br />

(mit starken Säuren(HX, H 2 SO 4 )).<br />

• Abspaltung eines Alkoholmoleküls.<br />

• Abfangen des Carbenium‐Ions<br />

durch X ‐ (Nucelophil).<br />

Autoxidation von Ethern<br />

• Ether bilden beim Stehen an Licht und<br />

Luft explosive Peroxide.<br />

! Peroxide können sich im Destillationsrückstand<br />

von Ethern ansammeln!<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 9


Reaktionen<br />

Ringspaltung von Epoxiden<br />

• Protonierung von Epoxiden + Reaktion mit einem Nucleophil führt zu einer Ringöffnung<br />

Vielfältige Folgechemie!<br />

• In Abwesenheit anderer Nucleophile wird der protonierte Epoxid‐Ring von einem<br />

zweiten Epoxid‐Ring angegriffen Ringöffnungspolymerisation.<br />

Bildung von Polyethylenoxid / Polyethylenglykol:<br />

10


Ether als Schutzgruppen<br />

• Die reversible Umwandlung von Alkoholen in Ether ermöglicht das Schützen der<br />

OH‐Gruppe während einer chemischen Reaktion.<br />

Anforderungen an eine<br />

Schutzgruppe:<br />

• billiges Reagenz<br />

• gut und selektiv<br />

anzubringen<br />

• stabil unter den<br />

gewählten<br />

Reaktionsbedingungen<br />

• leicht und spezifisch<br />

abspaltbar<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 11


OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 12


11. Amine<br />

• Als AMINE bezeichnet man organische Derivate des Ammoniaks (NH 3 ), bei denen ein<br />

oder mehrere Wasserstoffatome durch Alkyl‐ oder Arylgruppen ersetzt sind.<br />

• Die Einführung eines vierten (Alkyl)substituenten führt zu quartären Ammoniumverbindungen.<br />

Einteilung: Alkylierungsgrad/Arylierungsgrad des Stickstoffs<br />

Struktur und Orbitale<br />

• Alkanamine besitzen<br />

eine tetraedrische<br />

Struktur.<br />

• Der Stickstoff ist sp 3 ‐<br />

hybridisiert.<br />

• Freies Elektronenpaar<br />

bildet Spitze des<br />

Tetraeders.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 13


Allgemeines<br />

Amin‐Inversion<br />

• Die Konfiguration der tetraedrisch angeordneten Substituenten<br />

am Stickstoff ist nicht stabil.<br />

• Umklappen der Substituenten bei Raumtemperatur möglich<br />

(Aktivierungsenergie ca. 20‐30 kJ/mol).<br />

Chirale Amine können nicht enantiomerenrein isoliert werden.<br />

Stickstoffatom im<br />

Übergangszustand<br />

sp 2 ‐hybridisiert.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 14


Allgemeines<br />

Amine als Säuren<br />

• Amine sind sehr schwache Säuren (pK a = 35).<br />

• Nur sehr starke Basen (Butyllithium, Na) können Amine deprotonieren:<br />

N<br />

H<br />

Diisopropylamin<br />

+BuLi<br />

-BuH<br />

Dialkylamid<br />

• Diese Alkylamide sind selbst starke Basen, sie deprotonieren z.B. Alkohole.<br />

N<br />

Li<br />

Lithiumdiisopropylamin<br />

LDA<br />

starke Base<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 15


Allgemeines<br />

Abstufung der Basizität von Alkylaminen:<br />

wasserfrei: NH 3 < primär < sekundär < tertiär<br />

• Ursache: +I‐Effekt der Alkylsubstituenten<br />

(Elektronendichte am Stickstoff steigt Basizität steigt)<br />

wässr. Medium: NH 3 < tertiär < primär < sekundär<br />

• Ursache: +I‐Effekt und Hydratisierung.<br />

(Solvatisierung stabilisiert positive Ladung am Stickstoff,<br />

ist jedoch bei tertiären Aminen sterisch gehindert.)<br />

Basenstärke: Alkylamin > Arylamin<br />

• Ursache: In aromatischen Aminen nimmt das freie Elektronenpaar des Stickstoffs an<br />

der Resonanz im aromatischen Ring teil.<br />

(Elektronendichte am Stickstoff sinkt geringere Basizität).<br />

Aromatische Amine:<br />

• Elektronenschiebende Substituenten erhöhen die Basizität.<br />

• Elektronenziehende Substituenten verringern die Basizität.<br />

• Ursache: Elektronenschiebende Substituenten stabilisieren die positive Ladung und<br />

erhöhen so die Basenstärke des aromatische Amins.<br />

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/ab/Amines_basicity_German.svg<br />

16


Nomenklatur + wichtige Vertreter<br />

• (Substituierte) Amine als funktionelle Gruppe anführen – Aminoalkane.<br />

• Befinden sich Substituenten am Stickstoff, werden diese als N‐Alkyl‐ benannt.<br />

NH 2 NH N<br />

2-Amino-<br />

4-methylhexan<br />

2-(N-Methylamino)-<br />

4-methylhexan<br />

2-(N,N-Dimethylamino)-<br />

4-methylhexan<br />

• Häufiger: Betrachtung als Alkanamin, ‐diamin, ‐triamin usw. (IUPAC):<br />

• Aromatische Amine werden als Benzenamine bezeichnet (auch: Trivialnamen).<br />

• TRIVIALNAMEN (oft als Alkylamine benannt)!<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 17


Synthesen<br />

• Wichtige Synthesemethoden sind:<br />

a) Alkylierung<br />

von Ammoniak und Aminen<br />

von Kalium‐Phthalimid (GABRIEL‐Synthese)<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 18


Synthesen<br />

b) Addition von Ammoniak und Aminen<br />

an Doppelbindungen<br />

an Epoxide (Oxirane)<br />

c) Reduktion von Nitroverbindungen<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 19


Reaktionen<br />

Bindungsverhältnisse:<br />

Bildung von Ammoniumsalzen<br />

N‐Alkylierung<br />

HOFMANN‐Eliminierung<br />

N‐Oxidation<br />

N‐Halogenierung<br />

N‐Acetylierung<br />

• Freies Elektronenpaar am Stickstoff:<br />

Basischer Charakter und Reaktion als<br />

Nucleophil.<br />

• Oxidierbarkeit des Stickstoffs.<br />

• Umwandlung des Amins in Diazonium‐Ionen<br />

ermöglicht vielfältige Folgechemie.<br />

Elektrophile Substitution von<br />

aromatischen Aminen (SANDMEYER)<br />

Azokupplung (AZOFARBSTOFFE).<br />

siehe Aromatenchemie<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 20


Bildung von Ammoniumsalzen<br />

a) Vollständige Protonierung von Aminen durch starke Säuren:<br />

Beispiel: Reaktion mit Pikrinsäure<br />

R<br />

R<br />

N<br />

R<br />

+ HO<br />

O 2 N<br />

O 2 N<br />

NO 2<br />

EtOH<br />

R<br />

R<br />

NH +<br />

R<br />

- O<br />

O 2 N<br />

O 2 N<br />

NO 2<br />

Amin Pikrinsäure Trialkylammoniumpikrat<br />

• Nachweisreaktion für Amine!<br />

• Pikrate sind schwerlöslich in Ethanol.<br />

• Identifizierung anhand der charakteristischen Schmelzpunkte.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 21


Bildung von Ammoniumsalzen<br />

b) Alkylierung:<br />

Reaktionssequenz:<br />

• S N 2‐Mechanismus.<br />

• Steuerung kompliziert, Mehrfach‐Alkylierung möglich.<br />

• Quarternisierung bzw. “erschöpfende Methylierung” (“Peralkylierung”) führt <strong>zur</strong><br />

Bildung von Tetraalkylammoniumsalzen.<br />

Reaktionen von Ammoniumsalzen:<br />

• Deprotonierung durch Basen (auβer Tetraalkylammoniumsalze)<br />

Freisetzung des Amins.<br />

• HOFMANN‐Eliminierung.<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 22


Bildung von Ammoniumsalzen<br />

c) HOFMANN‐Eliminierung:<br />

• Thermische Zersetzung von Tetraalkylammonium‐hydroxid‐Salzen unter Bildung eines<br />

Alkens und eines tertiären Amins.<br />

• Erschöpfende Methylierung, anschließend Eliminierung nach E 2 Mechanismus.<br />

• Die Base (OH ‐ ) abstrahiert das sterisch weniger gehinderte Proton.<br />

HOFMANN‐Produkt ist daher das weniger substituierte Alken!<br />

• Identifizierung von Aminen (z.B. Alkaloiden) möglich!<br />

23<br />

HOFMANN vs. SAYTZEFF‐Produkt


N‐Oxidation<br />

Oxidationsmittel:<br />

• Wasserstoffperoxid H 2 O 2<br />

• Peroxycarbonsäuren R‐CO 3 H<br />

Beispiel:<br />

Folgereaktionen von N‐Oxiden:<br />

• Hydroxylaminbildung:<br />

• Bildung von Nitroalkanen:<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 24


N‐Halogenierung<br />

Reaktionsgleichung:<br />

Folgereaktion:<br />

Cl<br />

R N<br />

Cl<br />

HCl, H 2 O<br />

R NH 3<br />

+<br />

Cl - + Cl 2<br />

• Saure Hydrolyse führt <strong>zur</strong> Freisetzung von Halogen.<br />

• N‐Halogene sind sehr reaktionsfreudig!<br />

explosionsartige Zersetzung<br />

N‐Fluoramine als Raketentreibstoff<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 25


N‐Acetylierung (Carbonsäureamide)<br />

Allgemeine Reaktionsgleichung:<br />

siehe Carbonsäurederivate<br />

• Tertiäre Amine reagieren nicht, da kein HX gebildet werden kann!<br />

HINSBERG‐Trennung von primären/sekundären und tertiären Aminen.<br />

Ähnliche Reaktion:<br />

siehe HINSBERG‐Trennung<br />

OC I Lehramt ‐ F. H. Schacher 26

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