Leseprobe Musik in der Grundschule 2013/01
Leseprobe Musik in der Grundschule 2013/01
Leseprobe Musik in der Grundschule 2013/01
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12<br />
S<strong>in</strong>gen<br />
Ton, Klang, Geräusch<br />
Die Katze Petronella<br />
E<strong>in</strong> Lied s<strong>in</strong>gen und dabei Klänge und<br />
Geräusche mit <strong>der</strong> Stimme erzeugen<br />
Kathr<strong>in</strong> Schönberger<br />
E<strong>in</strong>e Katze im Discofieber steht im Mittelpunkt<br />
des im Folgenden vorgestellten Kanons,<br />
<strong>der</strong> zahlreiche Optionen für e<strong>in</strong>e abwechslungsreiche<br />
unterrichtliche Umsetzung bietet.<br />
Die methodischen Anregungen können <strong>in</strong>dividuell<br />
– je nach Alter und Leistungsstand <strong>der</strong><br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> – e<strong>in</strong>gesetzt bzw. variiert werden.<br />
Passend zum Thema des Hefts liegt das<br />
Hauptaugenmerk auf <strong>der</strong> Erforschung <strong>der</strong> eigenen<br />
stimmlichen Möglichkeiten. So werden<br />
Tiergeräusche imitiert, Stimmklänge produziert,<br />
und schließlich erkl<strong>in</strong>gen Töne bzw. Zusammenklänge<br />
bei <strong>der</strong> Lie<strong>der</strong>arbeitung.<br />
Methodische Vorgehensweise<br />
bei <strong>der</strong> Lie<strong>der</strong>arbeitung<br />
In <strong>der</strong> E<strong>in</strong>stiegsphase steht e<strong>in</strong>e Stimmbildungsgeschichte<br />
im Mittelpunkt, die unter<br />
Berücksichtigung <strong>der</strong> drei stimmbildnerischen<br />
Hauptbereiche Haltung/Lockerung, Atmung und<br />
Stimmfunktionen spielerisch zum Lied h<strong>in</strong>führt.<br />
1 Als visuelle Hilfe können zu den entsprechenden<br />
Übungen passende Bil<strong>der</strong> gezeigt werden<br />
(z. B. e<strong>in</strong> Kratzbaum, Garfield…). Die<br />
anschließende Lie<strong>der</strong>arbeitung kommt im Wesentlichen<br />
ohne Noten aus. Dazu wird <strong>der</strong> Text<br />
zuerst abschnittsweise vor- und nachgesprochen.<br />
Im zweiten Schritt wird dann auf die<br />
gleiche Art und Weise die Melodie erarbeitet.<br />
Alternativ ist es auch denkbar, sofort die Melodie<br />
auf e<strong>in</strong>er Silbe (z. B. „du“) mittels Vor- und<br />
Nachs<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>zustudieren. 8-9 2<br />
Ist die Klasse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, den Kanon e<strong>in</strong>stimmig<br />
zu s<strong>in</strong>gen, bietet es sich an, damit das Potenzial<br />
<strong>der</strong> eigenen Stimme zu entdecken: So kann<br />
man das Stück durch rhythmisches Sprechen als<br />
e<strong>in</strong>e Art Rap gestalten. Dabei ist es wichtig, mit<br />
verschiedenen Wortbetonungen und dem Heben<br />
und Senken <strong>der</strong> Stimme zu experimentieren.<br />
Als weitere methodische Variante können dynamisch<br />
unterschiedliche Durchgänge gestaltet<br />
werden. Vorsicht ist jedoch bei <strong>der</strong> Auffor<strong>der</strong>ung<br />
zum lauten s<strong>in</strong>gen geboten, da die SchülerInnen<br />
dadurch oft zum Schreien animiert<br />
werden, was zu Lasten des Klangergebnisses<br />
geht und bei e<strong>in</strong>er längeren Fehlbelastung im<br />
schlimmsten Fall zu Stimmschäden führen<br />
kann.<br />
Das S<strong>in</strong>gen im Kanon stellt sicherlich hohe Ansprüche<br />
an die K<strong>in</strong><strong>der</strong>, setzt diese Gattung bereits<br />
e<strong>in</strong>iges an stimmtechnischen und Hörfähigkeiten<br />
voraus. Vorbereitend kann Die Katze<br />
Petronella zuerst im Kanon gesprochen o<strong>der</strong> geklatscht<br />
werden, ehe man das mehrstimmige<br />
S<strong>in</strong>gen anbahnt. Geduld bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>studierung<br />
und die Sensibilisierung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>, aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
zu hören, s<strong>in</strong>d hier essenziell.<br />
Begleitmodell<br />
Der e<strong>in</strong>fache harmonische Aufbau mit vier Akkorden<br />
lädt zum <strong>in</strong>strumentalen Musizieren<br />
e<strong>in</strong>. Als Vor-, Nach- o<strong>der</strong> Zwischenspiel lässt<br />
sich das Begleitmodell <strong>in</strong> das Stück <strong>in</strong>tegrieren.<br />
Die Rhythmus<strong>in</strong>strumente können zuerst mit<br />
<strong>der</strong> ganzen Klasse erarbeitet werden: Unterstützt<br />
durch die sprachliche Komponente werden<br />
die Rhythmen mittels Bodypercussion e<strong>in</strong>studiert<br />
(Handtrommel: mit beiden Händen auf die Oberschenkel<br />
patschen; Claves: klatschen). Die <strong>in</strong> Vierteln<br />
gespielten Boomwhackers s<strong>in</strong>d bei den SchülerInnen<br />
sehr beliebt. Anhand <strong>der</strong> Farben ist klar<br />
ersichtlich, wann welcher Ton gespielt werden<br />
<strong>Musik</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Grundschule</strong> 1/<strong>2<strong>01</strong>3</strong>
Klasse 1-4<br />
13<br />
© Friedrich Neumann<br />
muss. Natürlich lassen sich die Akkorde auch auf<br />
Stab<strong>in</strong>strumente übertragen. 10-11 4<br />
Weiterführende Möglichkeiten<br />
In <strong>der</strong> Forschung ist mittlerweile unumstritten,<br />
dass Bewegung das Lernen entscheidend för<strong>der</strong>t.<br />
Im Unterricht wird dieser Erkenntnis jedoch<br />
oft zu wenig Rechnung getragen. Deshalb<br />
soll als weiterführende Möglichkeit exemplarisch<br />
e<strong>in</strong>e Form des körperorientierten S<strong>in</strong>gens<br />
<strong>der</strong> Katze Petronella vorgestellt werden. Das <strong>in</strong><br />
diesem Heft abgedruckte Modell ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis<br />
erprobt und kann als Grundlage für potenzielle<br />
Auftritte dienen. Es empfiehlt sich aber, die Ei-<br />
genaktivität <strong>der</strong> SchülerInnen zu för<strong>der</strong>n, <strong>in</strong>dem<br />
man <strong>in</strong> Gruppen passende Bewegungen<br />
und Gesten erarbeiten lässt. Diese Aufgabe sorgt<br />
für e<strong>in</strong>e hohe <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sische Motivation und br<strong>in</strong>gt<br />
oft erstaunlich kreative Ergebnisse zutage.<br />
8-9 3<br />
Das Erf<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>es neuen Textes ist e<strong>in</strong>e weitere<br />
methodische Variante. E<strong>in</strong> Beispiel aus <strong>der</strong><br />
Schulpraxis sei hier abschließend zitiert: „Die<br />
Katze Petronella, die frisst ganz viel Nutella. Sie<br />
frisst ja immer weiter und wird deshalb noch<br />
breiter. Come on, tanz mit, dann bleibst du<br />
trotzdem fit.“<br />
Hörbeispiele 8-12<br />
auf <strong>der</strong> CD:<br />
8 Die Katze Petronella<br />
9 Die Katze Petronella –<br />
Playback<br />
10 Die Katze Petronella –<br />
Boomwhacker-Begleitung<br />
11 Die Katze Petronella –<br />
Rhythmus-Begleitung<br />
12 Handykl<strong>in</strong>geln<br />
Arbeitsblätter<br />
(1) Stimmbildungsgeschichte<br />
(2) Die Katze Petronella – Lied<br />
(3) Bewegung<br />
(4) Instrumentalbegleitung<br />
<strong>Musik</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Grundschule</strong> 1/<strong>2<strong>01</strong>3</strong>
14<br />
S<strong>in</strong>gen<br />
1 Stimmbildungsgeschichte<br />
Wir machen heute e<strong>in</strong> Stück, <strong>in</strong> dem die Hauptperson e<strong>in</strong>e Katze ist. Sie heißt Petronella.<br />
Katzen machen ja bekanntlich gerne e<strong>in</strong>en Katzenbuckel. Petronella kann das beson<strong>der</strong>s gut …<br />
Schultern nach vorne nehmen, run<strong>der</strong> Rücken (Katzenbuckel); dann das Gegenteil: Schulterblätter h<strong>in</strong>ten zusammenbr<strong>in</strong>gen<br />
(als ob man etwas greifen würde). Beide Aktionen im Wechsel, dabei langsam durch den Raum gehen (Wechsel erfolgt pro<br />
Schritt, die LehrerIn gibt am besten das Tempo vor).<br />
Petronella liebt ihren Kratzbaum. Sie streckt sich ganz weit nach oben<br />
und versucht, mit ihren Krallen die Spitze des Kratzbaumes zu erreichen.<br />
Strecken, mit den Händen nach oben greifen und das Kratzen am Kratzbaum simulieren.<br />
Petronella ist e<strong>in</strong>e sehr rücksichtsvolle Katze. Da es noch recht früh ist<br />
und sie ihre Besitzer nicht wecken möchte, macht sie nur ganz leise Miau.<br />
Stimmloses „Miau“; übertriebenes Artikulieren zur Lockerung.<br />
Es ist nun bereits später Vormittag. Die Katzenbesitzer s<strong>in</strong>d mittlerweile auch wach und spielen mit Petronella. Ihr Liebl<strong>in</strong>gsspiel<br />
ist das Verfolgen e<strong>in</strong>es Wollknäuels. E<strong>in</strong> Wollknäuel macht zwar ke<strong>in</strong>e Geräusche, aber wir versuchen e<strong>in</strong>mal, die Bewegungen<br />
<strong>der</strong> Schnur mit Klängen darzustellen.<br />
Beim Ausatmen („sss“, stimmlos) wird mit dem F<strong>in</strong>ger die Spur <strong>der</strong> Schnur verfolgt; die LehrerIn macht beides vor (je höher <strong>der</strong><br />
Ausschlag, desto <strong>in</strong>tensiver).<br />
Nach dem Spielen lässt sich Petronella ausgiebig streicheln.<br />
Der Katzenbesitzer hat jedoch nun lauter Katzenhaare auf <strong>der</strong> Hand.<br />
Katzenhaare mit e<strong>in</strong>em Atemstoß von <strong>der</strong> Hand wegpusten.<br />
Da es so lustig aussieht, wenn Katzenhaare h<strong>in</strong>auf- und herunterfliegen,<br />
versuchen wir, dass die Haare wie<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Hand zum Liegen kommen.<br />
Kurze Impulse mit Explosivlauten (p, t, k).<br />
Petronella isst am liebsten Fisch.<br />
Aber das Liebl<strong>in</strong>gsessen von Kater Garfield ist Lasagne.<br />
Langsam und gleichmäßig durch die Nase e<strong>in</strong>atmen (Vorstellung: Man riecht e<strong>in</strong>e Lasagne, die im Ofen ist); Hand unterhalb<br />
des Bauchnabels auflegen und von dort den Atemprozess spüren.<br />
<strong>Musik</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Grundschule</strong> 1/<strong>2<strong>01</strong>3</strong>