Musiktheater seit 1990 - Schott Music
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Inhalt<br />
Majakowskis Tod zeichnet als exemplarischen Lebenslauf die Biographie des russischen Dichters<br />
Wladimir Majakowski nach, unterteilt in die Kapitel „Kindheit und Jugend“, „Revolution,<br />
Arbeit und Liebe“, „Die große Reise (Amerika)“ sowie „Abschied und Tod“. Wir erleben das<br />
Scheitern eines revolutionären Wegbereiters, der seiner Zeit so weit vorauseilt, dass er sich<br />
mehr und mehr von seinen Mitmenschen isoliert. Mit dem Ziel, das Alltagsleben durch Kunst<br />
zu verändern, bricht Majakowski radikal mit den Vorstellungen der Vergangenheit. Alle seine<br />
Hoffnungen richten sich auf einen „neuen Menschen“, der durch die Revolution zu moralischästhetischem<br />
Handeln befreit werden soll. Doch nur allzu rasch wird offenbar, dass die Massen<br />
nicht Schritt halten können und dass der Spießbürger wiederum triumphiert. Majakowskis<br />
Kampf für eine Einheit von Kunst und Leben endet in Resignation und Selbstmord.<br />
Totentanz, der zweite Teil des Werkes, verlässt die Majakowski-Ebene und richtet den Blick im<br />
Sinne eines großen verallgemeinernden Opernnachspiels „von dem einzelnen, individuellen<br />
Todes-Fall auf all die Milliarden Toten dieser Erde“ (Dieter Schnebel). Die lange Chronik der<br />
Toten wird verlesen; eine nüchterne, gänzlich unsentimentale Aneinanderreihung von Zahlen,<br />
Namen und Fakten löst Individualität auf in Statistik – eine moderne Form des Requiems,<br />
zeitgemäß in ihrer Unpersönlichkeit und Unvorstellbarkeit. „Am Ende verhallt die Chronik in<br />
den Daten ferner Zukunft, und die Oper löst sich auf. Nach der Beendigung dieses Totentanzes<br />
[entschloss ich mich zum] Abbruch des Opernprojekts, das sich ins Maßlose auszuwachsen<br />
drohte.” (Dieter Schnebel, Zitatquelle: Oper Leipzig 1998)<br />
Majakowskis Tod - Totentanz<br />
15.07.2005 Staatstheater am Gärtnerplatz, München<br />
Schnebels Werk nutzt verschiedenste Schichten der Musikgeschichte und setzt doch etwas konsequent<br />
Neues. Von der reaktivierten Koloratur bis zum schweren Atmen der Angst als ,musique<br />
concrète’ wird der große Bogen der bedächtig ausgeschöpften Möglichkeiten vorgeführt. [...] Alles<br />
in allem: kraft- und poesievolles <strong>Musiktheater</strong>, das an seinem experimentellen Charakter dezidiert<br />
festhält. (Die Deutsche Bühne 04/1998)<br />
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