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Musiktheater seit 1990 - Schott Music

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Inhalt<br />

Ligeti über Le Grand Macabre: „Die Oper spielt im total heruntergekommenen, dennoch sorglos<br />

gedeihenden Fürstentum Breughelland. Hauptakteur ist Nekrotzar, der Große Makabre, eine<br />

sinistre, zwielichtige, demagogische Figur mit un erschütterlichem Sendungsbewusstsein. Er<br />

behauptet, der Tod selbst zu sein, der nach Breughelland gekommen ist, um heute um Mitternacht,<br />

mit Hilfe eines Kometen, das ganze Volk und die Welt auszulöschen. Zwar zieht er<br />

in finsterem, großartigem Pomp in den fürstlichen Palast ein und verkündet dort siegessicher<br />

seine apokalyptischen Drohungen. Doch gerät er in den Sog des allzu irdischen Treibens der<br />

Breughelländer und wird vom Hofastrologen und dessen Zechkumpan Piet vom Fass dermaßen<br />

unter Alkohol einwirkung gesetzt, dass seine erhaben-pathetische Geste, mit der er das Ende<br />

der Welt vermeldet, wirkungslos verpufft. In ihrem Rausch wähnen sich die Breughelländer<br />

schon im Himmel, doch allmählich stellt sich heraus, dass sich im Himmel alles genauso zuträgt<br />

wie auf Erden. Alle sind noch am Leben, allein Nekrotzar, der Große Makabre, stirbt aus Gram,<br />

sein heiliges Ziel verfehlt zu haben. Falls er der Tod war, ist jetzt der Tod tot, also ist das ewige<br />

Leben angebrochen und die Erde gleich mit dem Himmelreich: Das Jüngste Gericht hat stattgefunden.<br />

Wenn er aber nur ein anmaßender Scharlatan, ein dunkler falscher Messias war und<br />

seine Sendung nichts als leere Phrase, so geht das Leben weiter wie gewöhnlich – eines Tages<br />

stirbt jeder, doch nicht heute, nicht sofort.”<br />

Aufführungen (Auswahl)<br />

12.04.1978 Königliche Oper Stockholm (UA der Erstfassung)<br />

Elgar Howarth · Michael Meschke · Aliute Meczies<br />

28.07.1997 Salzburger Festspiele (UA der Neufassung)<br />

05.02.1998 Théâtre du Châtelet Paris (NEA der Neufassung)<br />

Esa-Pekka Salonen · Peter Sellars · George Tsypin · Dunya Ramicova<br />

11.03.1998 Niedersächsisches Staatstheater Hannover (NEA der Neufassung)<br />

Andreas Delfs · Ernst Theo Richter · Hartmut Schörghöfer · Jorge Jara<br />

29.10.2004 War Memorial Opera San Francisco (NEA)<br />

Michael Boder · Kasper Holten · Jesper Kongshaug · Steffen Aarfing<br />

07.02.2009 New National Theatre Tokyo (NEA)<br />

Uri Segal · N.N.<br />

24.03.2009 La Monnaie Bruxelles<br />

Mark Wigglesworth · Alex Ollé · Alfons Flores · Luc Castells<br />

Le Grand Macabre ist keine Tragikomödie im geläufigen Sinn, sondern ein Werk, das sich in kein<br />

Klischee einzwängen lässt – eine Sui-generis-Oper, die vieles der Pop-Art verdankt und eher in der<br />

Tradition des mittelalterlichen Totentanzes, des Mysterien- und Kasperlespiels sowie des Jahrmarktund<br />

des Vorstadttheaters steht. Grundthema der Oper sei – so meinte Ligeti – die Aufhebung der<br />

Angst durch Verfremdung, indem man sehr ernste Dinge lächerlich macht. Ironische Distanz zu den<br />

Dingen zu halten, sei sehr wichtig. (Constantin Floros, Quelle: Salzburger Festspiele 1997)<br />

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